Holzbulletin 104/2012

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Markthalle und Läden ‹Im Viadukt›, Zürich Nordwestlich des Zürcher Hauptbahnhofs steht ein Brückenbauwerk von 1894, das den Zürcher Stadtkreis 5 beherrscht. Es besteht aus dem tieferliegenden Lettenviadukt und dem Wipkingerviadukt mit der Bahnlinie Richtung ZürichOerlikon. Das denkmalgeschützte Bauwerk wurde mit der Umwandlung des Areals auf 500 m Länge von der stadträumlichen Barriere zum durchlässigen und verbindenden Element. Heute verläuft ein Fuss- und Radweg auf der stillgelegten niedrigeren der beiden Bahn­ trassen. In 53 Viaduktbögen sind Läden und Cafés eingefügt; den Kopfbau bildet die Markt­ halle im Raum zwischen beiden Trassen. Für eine neue Nutzung der Viaduktbögen und für den Fuss- und Radweg auf dem Letten­­ viadukt haben die SBB Immobilien und die Stadt Zürich im Sommer 2004 einen Wettbe­ werb durchgeführt. Zuvor fanden Workshops mit der Bevölkerung statt, um den Viadukt mit seinen Nutzungen optimal in das Quartier ein­zubetten. Das Projekt von EM2N Architek­ ten und Zulauf, Seippel, Schweingruber Land­ schafts­archi­tekten, das den Zuschlag erhielt, war Grundlage für den Gestaltungsplan und für den Lettenviaduktweg. Nach der Ende 2005 abgeschlossenen Sanierung des Bahn­viadukts begann die Sanierung der vier in den Letten­ viadukt integrierten Stahlbrücken im Mai 2008. Anfang April 2010 wurde der erste Teil der neu gestalteten Viaduktbögen eröffnet, im September desselben Jahres war das Gesamt­ vorhaben fertiggestellt. Die Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigem Wohn- und Gewerberaum der Stadt Zürich

(PWG) realisierte die Einbauten im Letten- und Wipkingerviadukt. Die Markthalle und die Marktgasse zwischen Heinrich- und Limmat­ strasse betreibt die Bauherrin gemeinsam mit einer Trägerschaft. Die Markthalle bildet die Hauptattraktion der Viaduktbögen. Sie liegt am verkehrstech­ nisch besterschlossenen Bereich zwischen den sich trennenden Viadukten. Hier spannt sich eine Dachlandschaft auf und bildet einen grosszügigen Innenraum für ein Restau­ rant, Marktstände und weitere Geschäfte. Die bewegte Dachuntersicht und transparente Oberlichter schaffen eine grosszügige Wirkung. Die Einbauten für Geschäfte sind in den Viaduktbögen weitergezogen. Als einheitliches Element verbinden die bandartig gegliederten Fronten optisch die Läden zwischen den Pfeilern, und in die Dachflächen sind überall Oberlichtkuppeln eingelassen. Der Fuss- und Radweg auf dem Lettenviadukt wird rege genutzt. In Koordination mit den Bogenausbauten wurde der Fuss- und Radweg verlängert. Bei allen Strassen, die den Viadukt queren, gibt es Auf- und Abgänge. Bei der Limmatstrasse erschliesst eine velo- und roll­ stuhlgängige Rampe den Viadukt, bei der Geroldstrasse ein Lift. In der Umsetzung nutzen die Architekten die charakteristische Zyklopenmauer als zentra­ les atmosphärisches Element. Die neuen Struk­turen sind bewusst zurückhaltend ausgebil­ det und inszenieren die bestehenden Bögen. Das Tragwerk bilden Mischkonstruk­tionen aus Stahl und Holz. Dazu sind Fachwerk­binder und Träger im Mauerwerk verankert, teils zu­

sätzlich mit Stahlstützen. Dazwischen schlies­ sen vorgefertigte Holzelemente die Gebäude­ hülle, welche von einer EPDM-Folie umspannt ist.

Situation

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