Kinderhaus ‹Schönberg-Ost›, Bern Auf der höchsten Hügelkuppe der Stadt Bern wächst der neue Stadtteil ‹Schönberg-Ost›. Im neuen Quartier entstehen etappenweise 500 Wohnungen für 1200 Einwohner und rund 500 Arbeitsplätze. Dank hoher Dichte, guter Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr, Minergie-Bauweise und einem Gesamtenergiekonzept mit zentraler Holzschnitzelfeuerung wird das neue Stadtquartier den Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung gerecht. Das Bebauungskonzept von ‹Schönberg-Ost› wurde 2002/2003 in einem Workshop verfahren unter der Leitung des Stadtplanungsamtes und der Burgergemeinde Bern als Grundeigentümerin durch die Architekten Hans Kollhoff, Graber.Pulver und Büro B erarbeitet. Dieses sieht für die Wohnbaufelder eine Bebauung mit freistehenden Mehrfamilienhäusern vor, die von unterschiedlichen Bauherrschaften zusammen mit ihren Architekten innerhalb vorgegebener Gestaltungsgrundsätze als zeit gemässe Interpretation des Bautypus der Stadt villa im Obstberg- und Kirchenfeldquartier in dividuell geplant werden. Auf der Parzelle entlang der Autobahn projektiert Büro B a ls Lärmschutzriegel das schweizweit erste Kompetenzzentrum für Demenz mit Räumen für Forschung und Lehre sowie mit 200 Patientenzimmern. Angrenzend an den öffentlichen Quartierpark wurde das Quartierhaus mit Kindertagesstätte und Gemeinschaftsraum erstellt. Von aussen präsentiert sich der eingeschossige Bau als vielfach geknickte Holzschatulle mit reich
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profilierter Holzfassade. Die komplexe Geome trie gliedert das grosse Volumen, lässt es kompakter erscheinen und verleiht ihm einen leichten Ausdruck. Die Gebäudehülle besteht aus mehreren Schichten unterschiedlich tiefer und breiter Holzlamellen, deren leicht changierende Farbtöne den Fassaden eine ungewöhn liche Tiefe verleihen. Für die Wahl der flachen Gebäudetypologie und des netzartigen Grundrisses waren z wei Faktoren ausschlaggebend: Der Wunsch nach Bodenbezug für die Kinder und die Forderung nach effizienter Betreuung. Ersterem wurde Rechnung getragen, indem alle drei Gruppenräume über einen direkten Ausgang in einen geschützten Aussenraum verfügen. Letzteres führte zur Entwicklung eines netzartigen Grundrisses ohne Korridore, bei dem mehrere Gruppenräume gleichzeitig beaufsichtigt werden können, auch wegen der Anordnung der Türen als Enfilade, was vor allem in Randzeiten, wenn nicht alle Kinder da sind, den Personalaufwand erheblich reduziert. Die ursprünglich orthogonale Raumstruktur wurde im Verlauf der Projektentwicklung je nach Platzbedarf durch Ausweitungen und Einschnürungen verformt. Um die Orientierung in diesem netzartigen Grundriss zu gewährleisten, gliedert sich das Innere des Kinderhauses in zwei stimmungs mässig sehr verschiedene Raumtypen: Die mäandrierende Gestalt der gemeinschaftlichen Bereiche einerseits generiert Zonen mit unterschiedlichen räumlichen Qualitäten für Essen, Spielen und Rückzug, in denen Holz als domi-
nierendes Konstruktionsmaterial überall sichtbar ist und die Räume wie ein Kokon allseitig umspinnt. Als Gegensatz dazu sind die kleinkammrigen Infrastruktur- und Schlafräume vollständig in Limettengrün getaucht, was ihre Introvertiertheit verstärkt und ihnen eine märchenhafte Stimmung verleiht. Die komplexen Geometrien wurden in Massivholzbauweise erstellt. Dank CNC-Vorfertigung liessen sich auch polygonale Raumbildungen exakt und kostengünstig umsetzen. Die Massivholzwände bestehen aus unbehandeltem Holz aus der Region. Bei der Herstellung wurden Seitenbretter, welche beim Erzeugen der Balken anfallen, ohne Kleber und Schadstoffe mittels Metallstiften miteinander vernagelt. Dadurch weist der Bau eine besonders gute Öko- u nd Grauenergiebilanz auf, und auch die Behaglichkeit der entstandenen Räume wird von den Nutzern sehr geschätzt.
Situation