Buchstabensuppe 4 / 2018

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April 2018

Da geht einem das Herz auf: Schon wieder 42 Freunde mehr! Nein, nicht in der bösen, kalten Welt, wo die Ellbogenmentalität reagiert, sondern auf facebook. Und das Foto vom Frühstücksmüsli (schmeckt zwar nicht, ist aber farblich wunderbar durchkomponiert) hat gleich ab dem Posten 367 “gefällt mir” eingeheimst! Da twittere ich doch gleich hinterher, dass es mir nach Genuss des bunten Breis aber sowas von kotzübel geworden ist… das wird immerhin von drei Dutzend followern retweeted. Kaum eine technische Entwicklung, kaum eine Kulturtechnik hat unser Leben in so kurzer Zeit verändert wie das Internet. „Das Internet muss weg” – ist das die Antwort auf

soziale Isolation durch Internetsucht, Datenanalytiker, die vollmundig behaupten, für Trump die Präsidentenwahlen gewonnen zu haben oder Hassposter, die ungefiltert in den a-sozialen Netzen geifern, dass es eine sadistischen Freude ist? Schlecky Silberstein, der diesen Spruch zum knalligen Titel eines unerhört amüsanten und aufklärenden provokanten Pamphlets von 272 Seiten gewählt hat, weiß, wovon er spricht: der deutsch Bloggerstar hat immerhin 600.000 Leser, und auf youtube ist sein Bohemian Browser Ballet ein Musterbeispiel für kritische und intelligente Polit- und Gesellschaftssatire. Hier hebt keiner den Zeigefinger, der noch „sowas von 19. Jahrhundert” ist und für den die Textverarbeitung bei der Erfindung des Kugelschreibers aufgehört hat, sondern ein Internetprofi, der das Medium von seiner Entstehung an genutzt und begleitet hat. Silberstein weiß, wie sich der Wert von Daten bemisst – und wie man Follower und Klicks kauft, um den eigenen Marktwert im weltweiten Netz zu steigern. Noch bevor der Cambridge AnalyticaSkandal aufgeflogen ist, beschrieb Schlecky Silberstein, durch welche Datenverknüpfungen Vorlieben, Neigungen, Orientierungen und Emotionen ausspioniert und manipulativ beeinflusst werden können. Er zeigt, wie Menschen in die Internetsucht hineingleiten, wie durch das Streben nach Glücksgefühl die Qualität der eigenen Existenz nach likes und followern gemessen wird. Wie bots (also kleine Programme, „Chatroboter”) vortäuschen können, dass hier ein Mensch hinter einem Posting steckt

und nicht ein mittelmäßiger Algorithmus. Und was die Verknüpfung von Bots und Künstlicher Intelligenz zuwege bringt, sieht man an Hasspostings, mit denen ein politisches Klima erzeugt werden soll, das den Weg in den Autoritarismus bereiten könnte. Schlecky Silberstein besticht nicht nur durch seinen lebendigen Stil, mit dem er auch sehr komplexe Prozesse in der virtuellen Welt verständlich machen kann. Er ist natürlich kein Apokalyptiker, der, das Hackebeilchen schwingend, Router und Internetknoten zertrümmert. Im letzten Teil seines Buches gibt er Tipps und praktikable Hinweise, wie man sich gegen die Gefahren aus dem virtuellen Raum wappnen kann. Patentrezepte kann auch er nicht anbieten, wohl aber Denkanstöße, wie wir das Instrument Internet als genau das sehen – als Instrument, nicht als große “Wunschmaschine”, auf deren Magie wir vertrauen. Welche Schlussfolgerungen man aus dieser wichtigen Streitschrift zieht, ist natürlich die individuelle Entscheidung jedes und jeder Einzelnen. Worüber die Gesellschaft insgesamt nachdenken sollte ist aber: Wer bestimmt, was in der digitalen Welt geschieht? Auch dort geht es letzten Endes darum, in wessen Händen die Produktionsmittel liegen. Kurt Lhotzky Schlecky Silberstein Das Internet muss weg Knaus 272 Seiten, EUR 16,50 978­3­8135­0794­2

Tschuttiheftli 2018 Dieses Jahr findet die umstrittene Fussball Weltmeisterschaft in Russland statt und es gibt wieder die gute Alternative zum Panini Heft: die Tschuttiheftli. Wie schon in den letzten Jahren ist jede Mannschaft von einem anderen Künstler oder Künstlerin gestaltet worden und bekommt

dadurch ihre ganz besondere Nuance. Zusätzlich dazu gibt es Poster für die jeweiligen Matches. Was bei solch einem Album nicht fehlen darf: die Tauschbörse! Nähere Informationen geben wir in Bälde bekannt. Wir freuen uns auf die neuen Bilder!


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