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Der politische Nahkampf

Stéphanie Majerus

Christiane Thommes-Bach ist Bürgermeisterin einer ländlichen Gemeinde. Gestritten wird vor ihrer Haustür über verkehrsberuhigte Straßen

Eigentlich geht sie Dienstagmorgens mit Freundinnen walken, aber heute fiel der Morgensport aus. d’Land ist zu Besuch in der Gemeinde Wahl. „Politisches Engagement geht vor“, konzediert die Bürgermeisterin Christiane Thommes-Bach. Sie sitzt an einem Rundtisch im Rathaus. Gegenüber von ihr steht ein großer Flachbildschirm – hier werden Budgets, Baupläne und Tagesordnungen für Gemeinderäte sichtbar. Daneben stehen zwei Auszeichnungen: „Vëlo-aktiivsten Gemengerot (2021)“ sowie „Meeschten Vëlo’s-Kilometer pro Awunner (2022)“. Ein eigenes Büro habe sie nicht: „Ich arbeite zu Hause in Grevels oder am Tablet im Sitzungssaal.“

Kurz nach den Wahlen 2017 erkrankte Bürgermeister Marco Assa schwer an Krebs, er trat zurück und Christiane Thommes-Bach übernahm das Amt. Sie erinnert sich: Die erste Gemeinderatssitzung war überwältigend. Damals mahnte das Informatiksyndikat Sigi vor versammelter Tagespresse, die Gemeinde Wahl stehe vor einem finanziellen Kollaps. Seit der Gemeindefinanzreform ist die staatliche Zuwendung vor allem an die Bevölkerungszahl gekoppelt und weniger an die Fläche. Und in punkto Besiedlungsdichte ist Wahl mit 1 089 Einwohnern (Stand 2023) eine der kleinsten Gemeinden. Mit dem Bau des geplanten Schul-Campus drohte dem Ort im Kanton Redingen eine Pro-Kopf-Verschuldung von 12 000 Euro. „Da stand ich unter Druck.“ Seitdem überwache sie das Budget ganz genau.