Mai 2020

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05 2020 monatlich kostenlos • lesbar

das anhalt magazin

heft-nr. 188 seit 2003 aufl.: 15.000 edt. digital

Anhalts Gastro-Szene in der Krise Im Mai soll es endlich wieder das Leben in die Gaststätten und Restaurants der Region einkehren. Wie die Gastronomen mit der zweimonatigen Zwangspause umgegangen sind und wie sie in die Zukunft blicken, verraten wir im Heft. • s. 10

MUSIKER PERSÖNLICH Live-Künstler sind in der aktuellen Krise eine Berufsgruppe, die am unmittelbarsten betroffen ist – und für die es bisher, von städtischen Einzellösungen abgesehen, keinerlei Hilfsprogramme gibt. Wie sie damit umgehen, erzählen sie ganz persönlich. • s. 22

ZURÜCK ZUR KULTUR Ein Lichtblick am Corona-Horizont: Seit Ende April darf wieder durch Tierparks spaziert werden, seit Anfang Mai auch wieder durch Museen und Galerien. Bibliotheken sind ebenfalls geöffnet. Wann und wo weiß LEO. • s. 40


ȹ editorial

Ja, ja, Sie haben recht! Spät sind wir in diesem Monat... Ich denke, wir brauchen nicht sehr weit ausholen, um zu erläutern, unter welchen Umständen, Irrungen, Wirrungen und sich täglich ändernden Rahmenbedingungen diese Mai-Ausgabe Ihres Lieblingsmagazins entstanden ist. Die Herren Ratzi und Fatzi mussten jedenfalls – wohl systembedingt – einen großen Bogen um die LEORedaktion machen. Aber, es ist eine neue Ausgabe entstanden, auch wenn einige Themen von der Zeit überholt wurden und an dieser Stelle gar nicht veröffentlicht werden. Mit der zweiten digitalen Ausgabe hoffen wir dennoch, auch im Wonnenmonat einen kleinen Beitrag zur Ablenkung, Informationsgewinnung und Anregung leisten zu können. Traditionell ist der Mai-LEO eine unserer Lieblingsausgaben im Jahr, weswegen wir in nostalgischer Runde einen Blick ins digitale Archiv geworfen haben – ein paar Mailights finden Sie auf den kommenden Seiten. In diesem Monat wird es auch weiter locker werden, nach den Geschäften sind Museen, Parks und Ausstellungen wieder geöffnet und auch die Gastronomen und Hoteliers hoffen auf Besserung. Jedoch sind weiterhin Kneipen, Clubs, Theater verschlossen und in der Folge fallen viele Auftrittsmöglichkeiten für Musiker schlicht weg – wir haben uns bei einigen von ihnen erkundigt, wie es ihnen mit den Einschränkungen ergeht und wie sie die Zeit ganz persönlich sehen und nutzen. Und zuletzt gestatten Sie mir einen Dank an die ersten Unterstützer des LEO. Unserem Aufruf, uns in diesen schwierigen Zeiten unter die Arme zu greifen, sind einige Liebhaber gefolgt und sind so Teil Ihres Lieblingsmagazins geworden – über die Spendenplattform Steady oder auf direktem Wege. Danke! Wenn auch Sie uns unterstüzen wollen – moralisch oder monetär –, melden Sie sich bei uns! Wir können derzeit wirklich jede Form der Unterstützung gebrauchen. Ihr Sebastian Völker Herausgeber

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Museen, Parks & Co. — Bereit, wieder besucht zu werden. Ein Überblick. • Seite 40 •

Pflege ist Vertrauenssache Im Pflegefall möchten Sie und Ihre Angehörigen sich gut aufgehoben fühlen. Von Ihrer AOK Sachsen-Anhalt bekommen Sie umfassende Unterstützung. Unsere PflegeberaterInnen sind für Sie da. www.aok.de/pflege

foto: © hartmut bösener

Es ist ein Späti


foto: luzia von wy © fadil berisha

• Seite 10 •

foto: © dagobert howe

Anhalts GastroSzene in der Krise

Musiker persönlich • Seite 22 •

Women in Jazz – Ein Festival geht ins Netz • Seite 8

ȹ inhalt 4 In eigener Sache Nach 17 Jahren LEO erscheinen wir nun zum zweiten Mal ausschließlich in digitaler Form – alles anders in Zeiten von Corona. 8

Ein Festival geht ins Netz Vom 25. April bis 9. Mai wurde das 15. Festival „Women in Jazz“ gefeiert. Trotz Corona, in internationaler Besetzung, in veränderter Form – und ausschließlich im Internet. Festival-Chef Ulf Herden verrät mehr.

10 Hol und Bring statt offener Türen Mindestens zwei Monate waren die Gastronomen angewiesen, nach dem Motto „Not macht erfinderisch“ zu handeln. LEO befragte Gastwirte in der gesamten Region, wie es ihnen seit Mitte März ergangen ist – von A wie Aken bis Z wie Zerbst. 22 Musiker persönlich Sie leiden besonders und mit am längsten unter den aktuellen Schließungen kultureller Einrichtungen und Club. Wir wollten wissen, wie die Musiker der Region mit der Situation umgehen. 48 Der Wonnemonat im Rückspiegel Der Mai zählt zu den ereignisreichen Veranstaltungsmonaten. Beim Gang ins LEO-Archiv haben wir einiges wiederentdeckt, das wir selbst schon fast vergessen hatten. 58 Die Corona-Tagebücher Wir wissen nicht genau, ob die derzeit entstehenden Aufzeichnungen der irren Zeit eines Tages auf dem Buchmarkt hoch gehandelt werden. Nach der Lektüre der LEO-Kolumne werden Sie aber auf jeden Fall einen sehr tiefen Einblick in das Leben eines Exil-Arbeiters gewonnen haben.


ȹ in eigener sache

In eigener Sache Wenn Sie diese LEO-Ausgabe lesen, dann tun Sie dies zum zweiten Mal mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf einem Bildschirm. Es sei denn, Sie haben Ihren eigenen Drucker genutzt, um in den Genuss des klassischen LEO-Lesegefühls zu kommen. Tatsache ist jedenfalls, dass es unser Magazin aktuell nur in einer digitalen Version geben kann. Besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen – oder haben, wie in unserem Fall, vor allem unvermeidbare Folgen. Der besonderen Situation ist auch geschuldet, dass wir uns mit diesem Beitrag ganz direkt und in eigener Sache an Sie, die LEO-Leser, wenden. Denn wer uns länger kennt, weiß, dass wir uns selbst lieber im Hintergrund halten und uns als Plattform für die Kulturlandschaft in Anhalt und Wittenberg betrachten. Sowas wie das Folgende machen wir also eigentlich nicht. Jetzt muss es aber einfach sein. Dem LEO zuliebe, den Kulturschaffenden vor Ort zuliebe, unseren Lesern zuliebe und ja, natürlich auch unserer eigenen wirtschaftlichen Existenz zuliebe. Klingt dramatisch? Ist es auch. Aber gemeinsam schaffen wir das schon!

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Noch Anfang des Jahres haben wir mit einer Mischung aus Skepsis, Neugier und Besorgnis die Ereignisse in China beobachtet. Ein neues Virus verbreitete sich in rasend schnellem Tempo, eine ganze Millionenregion wurde hermetisch abgeriegelt, Not-Krankenhäuser innerhalb weniger Tage errichtet. Aber – China war weit weg und von seinen Bedingungen mit den Verhältnissen der westlichen Welt ja sowieso nicht zu vergleichen. Als die Weltgesundheitsorganisation wegen des Coronavirus Ende Januar die internationale Gesundheitsnotlage ausrief, haben die meisten von uns das entweder nicht registriert oder schlicht ignoriert. Schließlich hatte die WHO das auch bei der Schweinegrippe oder bei Ebola getan – ohne wirkliche Auswirkungen auf unseren Alltag. Dass parallel die ersten Infektionen von Chinareisenden in Deutschland auftraten, füllte zwar die Schlagzeilen – aber das waren ja nur Einzelfälle, die sofort in Quarantäne und Behandlung kamen. Während im Februar in Thailand, Frankreich oder Italien die ersten Menschen außerhalb Chinas an COVID-19 starben, feierten Zehntausende hier noch ausgelassen Karneval oder fuhren in den schwer ver-

dienten Skiurlaub. Längst waren alle Medien voll von Berichten rund um das Virus – aber der Großteil von uns war davon eher genervt als beunruhigt, fordert doch die jährliche Grippewelle viel mehr Opfer als das bisher bei dem neuen Virus der Fall war. Wir wussten es ja nicht besser. Oder wollten es nicht wahr haben. Doch ab Mitte März überschlugen sich die Ereignisse. Innerhalb weniger Tage wurden erst mehrere Großveranstaltungen wie die Leipziger Buchmesse abgesagt, kurz darauf öffentliche Veranstaltungen mit über 1.000 Besuchern verboten, dann auch alle anderen. Kitas und Schulen schlossen ihre Türen und aus dem unermüdlichen Aufruf, soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, wurde schließlich ein Kontaktverbot mit umfangreichen Ausgangsbeschränkungen, das eigentlich nur noch den Weg zur Arbeit, zum Arzt und zum Lebensmitteleinkauf zulässt, immer mit ausreichend Sicherheitsabstand zu allen anderen, versteht sich. Das öffentliche Leben ist völlig zum Erliegen gekommen, Freizeit findet – abgesehen von mehr oder weniger einsamen Spaziergängen oder sportlicher Betätigung – nur noch im heimischen Umfeld statt.


Was die lange Vorrede soll? Was das überhaupt alles mit dem LEO zu tun hat? Sollten Sie sich diese Frage tatsächlich stellen, sind vielleicht schon die Umstände, unter denen Sie diese LEO-Ausgabe gerade lesen, ein erster kleiner Hinweis. Erstmals in seiner ziemlich genau 17-jährigen Geschichte erscheint der LEO ausschließlich digital. Ein gedrucktes Heft gibt es nicht. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass nur noch eine Handvoll der klassischen LEO-Verteilstellen derzeit überhaupt geöffnet ist und Supermärkte oder Ärzte im Moment sehr viel wichtigere Aufgaben haben als sich die Räume mit Monatsmagazinen zuzustellen. Und als Ersatz für das schon jetzt beliebteste Hamster-Produkt des Jahres ist uns unser LEO andererseits natürlich viel zu schade…und das Papier zu wenig saugfähig. Aber der LEO ist vor allem eben ein Kultur- und Veranstaltungsmagazin. Schon in unserer Märzausgabe konnten wir täglich, beinahe stündlich, einen weiteren dort verkündeten Termin streichen, der größte Veranstaltungskalender der Region wurde schon bald zu einem vielseitigen „Was wäre, wenn“. Zwar waren die starken Einschränkungen ursprünglich nur bis Ende März vorgesehen, jedoch war mit dem Blick auf

das Weltgeschehen und andere Bundesländer schnell absehbar, dass sich hieran auch im April nichts zum Besseren ändern würde. Und dann ist da noch der Wirtschaftsfaktor. Seit seiner ersten Ausgabe ist der LEO kostenlos zu haben und finanziert sich ausschließlich aus Anzeigen – deren Anteil wir ganz bewusst so gering wie möglich und nötig halten, damit aus dem Anhalt-Magazin kein Werbeblättchen mit sporadisch eingestreuten Artikeln wird. Davon gibt es schon genug. Der Löwenanteil dieser Anzeigen stammt aus dem Veranstaltungs- und Kulturbereich, der Rest von regionalen Dienstleistern und Händlern. Doch wer wirbt für eine Veranstaltung, von der er weiß oder zumindest vermuten muss, dass sie nicht stattfinden wird? Wer bewirbt Dienstleistungen oder Produkte, die er in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht an den Mann oder die Frau bringen kann? Zumal die eigenen Einbußen in beiden Fällen schon absehbar sind. In gleichem Maße, in dem wir die Veranstaltungsabsagen verarbeiten durften, erreichten uns daher auch die Mitteilungen der Werbekunden, dass wir erst einmal nicht mit ihnen rechnen dürfen. Sachlich betrachtet völlig nachvollziehbar, sub-

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ȹ in eigener sache

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jektiv und wirtschaftlich aber katastrophal. Zumal draußen – oder eher da drin – gerade geht. Weil wir auch die, in der Vergangenheit gelegentlich prakti- zeigen wollen, wie die regionalen Kulturschaffenden zierte, Option, den LEO aus dem Hauptgeschäft der mit der Ausnahmesituation umgehen. Weil wir darühinter dem Magazin stehenden Agentur 3undzwanzig ber informieren wollen, was in unmittelbarer Nähe sozusagen „quer zu subventionieren“ diesmal keine gegen die weltweite Seuche getan wird. Weil wir dazu war. Denn in ihrer Spezialisierung auf Ausstellungen, beitragen wollen, ein wenig Ablenkung, Unterhaltung Veranstaltungen, Messen und Öffentlichkeitsarbeit und vielleicht sogar ein kleines Lächeln in den unfreiist die Agentur von den aktuellen Ereignissen kaum willig eingeschränkten Alltag zu bringen. Weil der LEO weniger betroffen. Allein die Druckkosten der 15.000 unser Baby ist! Es ist ein anderer LEO geworden, als wir und Sie physischen LEO-Hefte, die im höheren vierstelligen Bereich liegen, wären unter diesen Bedingungen ihn kennen. Ohne Veranstaltungskalender und mit daher kaum zu schultern gewesen. Also haben wir auf vergleichsweise wenigen, dafür aber teils äußerst ausdas gedruckte Heft verzichtet. Auch wenn uns dieser führlichen, Themen. Es ist ein LEO für eine andere Schritt gegenüber der Druckerei unseres Vertrauens, Zeit, immer verbunden mit dem Wunsch, dass eine mit der wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten und Rückkehr in die „Normalität“ in nicht allzu ferner die ebenfalls mit starken Einbußen zu kämpfen hat, Zukunft liegen möge. Es ist ein LEO, der manchmal auch ernstere Töne anschlägt, als Sie es gewohnt sind alles andere als leicht fiel. Aber warum gibt es den April-LEO dann überhaupt? – falls das nicht schon nach diesen Zeilen aufgefallen Warum nicht ein Veranstaltungsmagazin ausfallen las- sein sollte –, der aber auch Spaß machen soll, sich sen, wenn es doch keine Veranstaltungen gibt? Weil selbst keinesfalls zu ernst nimmt und wie immer die wir diese Region lieben, mit all ihren kleinen, großen Menschen in Anhalt und Wittenberg näher zueinanund manchmal auch gewaltigen Schönheitsfehlern. der bringen möchte. Wenigstens rein gedanklich und Weil wir wissen wollen, wie es Ihnen und Euch da emotional.


Wie geht es nun weiter mit dem LEO? Ganz ehrlich? Wir wissen es selbst nicht so genau. Aufgeben, wie es in den vergangenen Monaten und Jahren bereits viele Regionalmagazine getan haben, ist keine Option. So weitermachen wie bisher aber eigentlich auch nicht. Die Situation stellt uns, wie die Gesellschaft insgesamt, vor Herausforderungen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Tatsache ist, dass der LEO schon immer ein Herzensprojekt war und bis heute ist. Tatsache ist aber auch, dass Kosten bezahlt werden müssen und auch wir selbst nicht nur von Luft, Liebe und einem wohlwollend-bestätigenden Schulterklopfen leben können. Ohne ausreichende Einnahmen wird es also schwierig. Und da der LEO nicht plötzlich kostenpflichtig werden soll, haben wir uns überlegt, einfach mal unsere treuesten Leser anzubetteln, nachdem wir sie mit unserem Klagelied weich geklopft haben. Dass das in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit ein Unterfangen sein kann, das zum Scheitern verurteilt ist, wissen wir. Doch dieses Risiko gehen wir ein, müssen wir eingehen. „Versuch macht kluch“, sagt der Literat – und zu verlieren haben wir eigentlich nichts. Also: Sie wollen, dass der LEO weiterhin regelmäßig für Anhalt und Wittenberg da ist? Ihnen gefällt, was wir so machen und Sie wollen vielleicht sogar mehr davon? Sie haben ein fürstliches Einkommen oder reich geerbt und wissen ohnehin nicht, wohin mit dem ganzen Geld? Dann geben Sie es doch einfach uns! (Und mit „uns“ meinen wir den LEO, nicht das persönliche Sparkonto…obwohl, so ne schicke Privatinsel mit Yachthafen hätte schon was…) Schauen Sie bei Gelegenheit doch einfach mal bei www.steadyhq.com/de/ leomagazin vorbei. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihr Lieblingsmagazin mit einer monatlichen Spende ab 3 Euro zu unterstützen. Solange Sie wollen und der LEO es Ihnen wert ist. Wir freuen uns über jeden Beitrag und sagen jetzt schon: Dankeschön!

Aber damit eines klar ist: Sie dürfen unser kleines Heimatmagazin gern auch kostenlos weiterlesen. Sie Geizhals. Nein, wirklich, so glücklich wir auch über jede Unterstützung sind, sie ist rein freiwillig und sollte immer im persönlichen Budget vorhanden sein. Das Wichtigste bleibt, dass der LEO bei den Menschen in der Region ankommt und ein kleines Plätzchen in ihren Herzen hat. Das Allerwichtigste ist nun jedoch, dass auch diese besondere LEO-Ausnahmezustandsausgabe Sie erreicht, informiert, berührt, Ablenkung und Unterhaltung schenkt. Wir wünschen viel Spaß und positive Gedanken! Bleiben Sie gesund und bis zum nächsten Mal! Das gesamte LEO-Team

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ȹ empfiehlt

Ein Festival geht ins Netz Bis Mitte April wollten die Veranstalter des Festivals „Women in Jazz“ die Hoffnung nicht aufgeben, in Halle die 15. Ausgabe ihrer Reihe feiern zu können, die ganz der weiblichen Seite des Jazz gewidmet ist. Doch so desillusionierend das bundesweit bis in den Spätsommer erlassene Veranstaltungsverbot ist, traf es die Women in Jazz gGmbH nicht völlig unvorbereitet. Das 15. Festival „Women in Jazz“ fand statt, im geplanten Zeitraum vom 25. April bis 9. Mai, in internationaler Besetzung, in veränderter Form – und ausschließlich im Internet. Festival-Chef Ulf Herden verriet mehr. Nachhören und genießen lassen sich die Konzerte der „Next Generation virtuell“ übrigens jederzeit auf der Website des Festivals.

„Women in Jazz“ macht aus der Not eine Tugend und wird erstmals „virtuell“. Neben Konzertaufzeichnungen sind im Wettbewerb „Next Generation virtuell“ auch rund 20 junge Künstlerinnen zu erleben, die das Online-Publikum in das Programm des kommenden Jahres wählen kann. Wie organisiert man so kurzfristig so einen Wettbewerb?

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Ulf Herden: Mit dem 15. Festival sollte die Reihe „Next Generation“ innerhalb des Festivals als ständiges Angebot gestartet werden, um junge kreative Jazzmusikerinnen unserem Publikum vorzustellen. Diese Idee möchten wir trotz Corona-Pandemie nicht aufgeben, sondern vertiefen. Über unsere Webseite www.womeninjazz.de möchten wir jungen Jazzmusikerinnen die Möglichkeit geben, sich unserer „Women in Jazz“-Community mit einem aktuellen Konzertmitschnitt vorzustellen. Dafür haben sich 23 junge Künstlerinnen aus Deutschland, aber auch aus Polen, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Iran und der Ukraine beworben. Über ein Publikumsvoting wird sich entscheiden, welche junge Jazzmusikerin zum 16. Festival „Women in

Jazz“ vom 7. bis 15. Mai 2021 nach Halle eingeladen wird. Die Möglichkeit zum Voting gibt es zwischen dem 25. April und 9. Mai 2020. Für alle Jazzfans, die sich am Voting beteiligen, gibt es Preise zu gewinnen. Dazu zählt unter anderen ein, für alle Veranstaltungen gültiges, Festivalticket für das 16. „Women in Jazz“. Am 18. Mai wird die Jazzmusikerin bekannt gegeben, die aus diesem Wettbewerb als Siegerin hervorgegangen ist. Können Sie uns etwas zu ein paar Bewerberinnen erzählen, die Sie persönlich – und natürlich völlig außerhalb der Wertung – besonders spannend finden?

Ulf Herden: Es gibt einige Jazzmusikerinnen, die seit Jahren sehr kreativ unterwegs sind. Hier muss man unbedingt Mareike Wiening, Fabia Mantwill und Luise Volkmann nennen. Überraschend war natürlich für uns, dass sich auch über die Landesgrenzen hinaus Jazzmusikerinnen beworben haben. Hier sind, ungeachtet der stilistischen Unterschiede, Luzia von Wyl aus der Schweiz und Leleka aus der


foto: luzia von wy © fadil berisha

Die Schweizer Jazzpianistin, Komponistin und Bandleaderin Luzia von Wyl ist eine Grenzgängerin zwischen kammermusikalischer Finesse und zupackenden Grooves.

Ukraine zu nennen. Die Polnische Vibrafonistin Izabella Effenberg war bereits zum Festival zu Gast und konnte das Publikum mit ihrem Spiel auf einem nicht ganz jazztypischen Instrument überzeugen. Ab 29. August soll es ein großes Stück „Women in Jazz“ als „Replacement Festival“ dann doch noch Live geben. Das am 15. April verkündete Verbot für Großveranstaltungen gilt vorerst genau zwei Tage länger, also bis 31. August. Wird das nun auch für die Ersatzveranstaltung zur Gefahr? Oder können Sie dem mit der Programmgestaltung aus dem Weg gehen?

ȹ „Women in Jazz Festival Virtuell“ 25. April bis 9. Mai weltweit online unter: www.womeninjazz.de

Ulf Herden: Wir haben natürlich die Einschränkungen des Landes Sachsen-Anhalt für Veranstaltungen zur Kenntnis genommen. Aber wir sind auch sicher, dass sich hier unbedingt auch Möglichkeiten für ein differenziertes Herangehen definieren lassen. Das Erschrecken vor der CoronaPandemie hat alle Bereiche der Gesellschaft erfasst. Da ist ein behutsamer, eher vorsichtiger Umgang mit den Forderungen nach der Öffnung vieler Bereiche des öffentlichen Lebens mehr als sinnvoll. Das trifft auch auf das Veranstaltungsgeschehen in der Kultur zu. Aber wir wissen heute mehr als noch Anfang März, welche Möglichkeiten es gibt, die Verbreitung des Virus zu verhindern. Als Veranstalter werden wir hier alle Möglichkeiten nutzen, die uns gegeben sind, um unser Publikum zu schützen.

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ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise

Hol und Bring statt offener Türen — Gastronomie in der Krise

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Die Gastronomen in Sachsen-Anhalt atmen vorsichtig auf. Anfang Mai verkündete die Landesregierung, dass Gaststätten und Restaurants ab Freitag nach Himmelfahrt, also ab dem 22. Mai, wieder Gäste bewirten dürfen. Inzwischen stehen die Zeichen sogar bereits auf 18. Mai. Unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln, aber ohne Unterscheidung von Innenund Außengastronomie, wie sie andere Bundesländer angekündigt haben. In Ferienhäusern und auf Campingplätzen darf bereits ab 15. Mai wieder übernachtet werden, Hotels und Pensionen müssen jedoch vorerst weiter warten. Zuvor waren die Gastronomen zwei Monate lang darauf angewiesen, nach dem Motto „Not macht erfinderisch“ zu handeln. Bereits Ende April – also noch vor Bekanntgabe der aktuellen Lockerungen – befragte LEO daher Gastwirte in der gesamten Region, wie es ihnen seit Mitte März ergangen ist – von A wie Aken bis Z wie Zerbst. Natürlich nicht repräsentativ, aber dennoch als Spiegelbild einer Branche im Krisenmodus. Und auch wenn sich einige der im Folgenden geäußerten Wünsche und Hoffnungen inzwischen zu erfüllen scheinen, dürfte der Weg zurück in die Normalität noch ein langer sein.

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fotos: gastromonen

ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise

Aken

Akener Bierstuben/Pub 54 und Naumanns Schuppen Als Betreiber der „Akener Bierstuben“, des angeschlossenen „Pub 54“ und von „Naumanns Schuppen“ hat Familie Schulz die Schließung aller Einrichtungen am 13. März gleich mehrfach betroffen. Die anfängliche Hoffnung, die Maßnahmen seien nur von kurzer Dauer, mussten sie bald aufgeben. Anfangs nutzten sie die unerwartete Freizeit, sich um Dingen zu kümmern, die im Alltag zu kurz kommen, wie Instandhaltungen und einer kleinen Renovierung. Seit Ostern bieten die „Akener Bierstuben“ immer von Donnerstag bis Sonntag zwischen 11 und 14 Uhr einen Liefer- und Abholservice an, passend zur Saison mit einem klassischen Spargelgericht. Ab 14 Uhr gibt es, ebenfalls immer von Donnerstag bis Sonntag, für Ausflügler an die Elbe ebenfalls ein kleines Außer-Haus-Angebot an „Naumanns Schuppen“. Neben Eis und Kaffee zum Mitnehmen stehen hier auch ganz klassisch Fischbrötchen zur Auswahl, die am Wasser bekanntermaßen nochmal so gut schmecken. Als Veranstalter mussten Schulzes für dieses Jahr ebenfalls schon viele Absagen bekannt geben. An der beliebten „Schützenliesl“ am 19. September wollen sie – im Gegensatz zum Münchner Vorbild – aber noch nicht rütteln. Karten können bereits reserviert werden. ȹ Akener Bierstuben + Pub 54 Susigker Str. 54, 06385 Aken 034909 82029 info@akener-bierstuben.de www.akener-bierstuben.de Öffnungszeiten: Do.–So.: 11–14 Uhr ȹ Naumanns Schuppen Am Russendamm 06385 Aken Öffnungszeiten: Do.–So. ab 14 Uhr

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Bitterfeld/Wolfen

Marinapark an der Goitzsche Im „Marinapark an der Goitzsche“ in Bitterfeld-Wolfen sind die Türen seit 14. März verschlossen. Er habe Kurzarbeit für alle Mitarbeiter beantragen und auch die Soforthilfe in Anspruch nehmen müssen, die inzwischen eingetroffen sei, so Inhaber Sven Buhrandt. Auf einen Außer-Haus- oder Lieferdienst wird verzichtet. Kostendeckend sei dieser nicht anzubieten, so dass die finanzielle Not eher noch größer würde. Während der Umsatz in der Gastronomie sich daher auf 0 beläuft, sieht es in der ebenfalls angebotenen Vermietung von Ferienhäusern nur unwesentlich besser aus. Denn Urlaub darf hier zur Zeit natürlich nicht gemacht werden. Einzige Mieter sind daher Handwerker auf Montage, durch die zumindest etwas Geld in die Kasse kommt. (Anm. d. Red.: Seit 15. Mai darf landesweit wieder in Ferienhäusern übernachtet und Urlaub gemacht werden.) ȹ Marinapark Seepromenade 2 06749 Bitterfeld-Wolfen svenbuhrandt@aol.com 03493 512741


Coswig

Gaststätte und Pension „Zur Goldenen Weintraube“ Als „eine Riesenkatastrophe“ bezeichnet Familie Klausnitzer, Betreiber der Gaststätte und Pension „Zur Goldenen Weintraube“, die Situation seit Mitte März. Und meint damit nicht nur die erzwungene Schließung, sondern vor allem das uneinsichtige Verhalten vieler Gäste, mit dem sie sich konfrontiert sah. Aufgeben war trotzdem keine Option. „Unser Haus versucht seit 140 Jahren, mit den geringen Mitteln, die uns gegeben sind, viel zu bewegen. Und das gilt auch in diesen Zeiten.“ Kaum mussten die Türen geschlossen werden, wurde daher auf einen Abholservice umgestellt. Jede Woche gibt es eine neue Speisekarte, das täglich wechselnde Mittagsgericht wird zwischen 11.30 Uhr und 14 Uhr frisch gekocht und auf Anfrage auch ausgeliefert. Auch Bestellungen über den ebenfalls durch die Familie betriebenen und derzeit geschlossenen „Rosenhof Ragösen“ werden hier gern entgegengenommen und bearbeitet. Die Coswiger hoffen, mit diesem Engagement eine Dienstleistung anzubieten, die den Gästen auch in besseren Zeiten in positiver Erinnerung bleibt. ȹ Gaststätte und Pension „Zur Goldenen Weintraube“ Schloßstraße 14 06869 Coswig 034903 592994 Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 11.30–14 Uhr

Dessau

Fleischwolf unvegan Am Team vom „Fleischwolf unvegan“ in Dessau gehen die Einschränkungen nicht spurlos vorbei. Auch sie mussten Kurzarbeit anmelden, begegnen der schwer planbaren Gesamtsituation aber mit positivem Denken. „Diese Herausforderung zusammen zu meistern, stärkt unsere Gemeinschaft“, so das Motto. Die Öffnungszeiten im Geschäft in der Dessauer Rabestraße wurden auf 16 bis 21 Uhr angepasst, im gleichen Zeitfenster wird auch geliefert, trotz zusätzlicher Kosten zu den gewohnten Preisen. Bestellungen sind ab 15.30 Uhr per Mail oder Telefon möglich – und zwar bitte direkt beim „Fleischwolf“ und nicht über das bekannte deutschlandweite Online-Portal. Geliefert werden die selbstgekochten Leckereien hygienisch und haltbar im Weckglas, das nur noch kurz im Wasserbad oder der Mikrowelle erwärmt werden muss. In ihrem „Kiosk am Bahnhof“ bieten die Fleischwölfe seit Ende April auch frische Pizza an. Und als offizielle Unterstützer der Aktion „Kochen für Helden“ werden täglich 100 bis 200 Essen an die Menschen verschenkt, die gerade jetzt unermüdlich im Einsatz sind. Finanziert wird das durch Spenden – und mehr Info dazu gibt es unter www.fb.com/kochenfuerhelden. ȹ Fleischwolf unvegan Rabestr. 2 06844 Dessau 0340 530 95 915 wolf@fleischwolf-unvegan.de Öffnungszeiten/Lieferzeiten täglich 16–21 Uhr ȹ Kiosk am Bahnhof Fritz-Hesse-Straße 41 06844 Dessau 0340 214936 Mo.-Fr. 10–21 Uhr, Sa.–So. 16–21 Uhr

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ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise

fotos: gastromonen

Dessau

Hugos Steakhaus & Bar

Dessau

Gusto Steak- & Grillrestaurant Um 80 Prozent sei sein Umsatz zurückgegangen, resümiert Ayhan Celik die vergangenen Wochen in seinem „Gusto Steak- & Grillrestaurant“ in der Dessauer Kreuzbergstraße. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, in der Küche steht er meist allein, nur gelegentlich mit Unterstützung. Denn kalt bleibt der Grill nicht: Vor allem auf seine Stammkundschaft kann Celik sich verlassen. Täglich ab 11 Uhr wird auf telefonische Vorbestellung zur Abholung gebrutzelt, sonntags sowie von Dienstag bis Donnerstag bis 20 Uhr, am Freitag bis 21 und am Sonnabend bis 22 Uhr. Gegen einen kleinen Aufpreis wird im Umkreis von fünf Kilometern auch geliefert. Wer mehrfach kommt, füllt seine Abholkarte und wird mit einem Rabatt auf ausgewählte Gerichte belohnt. ȹ Gusto Steak- & Grillrestaurant Kreuzbergstraße 179 06849 Dessau-Roßlau 0340 53293514 kontakt@gusto-steakrestaurant.de www.gusto-steakrestaurant.de

Einen außergewöhnlichen Weg in der Krise geht das „Hugos Steakhaus & Bar“ im Dessauer Golfpark. „Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir schon vor dem offiziellen Verbot entschieden, das Lokal zum Schutz Aller vorerst zu schließen“, so Restaurant- und Veranstaltungsmanagerin Luisa Blabusch. Das Team erhält Kurzarbeitergeld, das zusätzlich aufgestockt wird. „Alle Mitarbeiter leisten im Normalbetrieb jeden Tag und insbesondere an Wochenenden gute und harte Arbeit. Wir sehen die Lage jetzt auch als Möglichkeit, dass sie einmal zur Ruhe kommen. Auch wenn inzwischen alle in den Startlöchern sitzen und endlich wieder arbeiten wollen.“ Gegen einen Liefer- oder Abholservice hat sich das „Hugos“ bewusst entschieden. Die Speisen sollen in bester Qualität und frisch auf den Tisch – und nach der Wiederöffnung auch nach neuen Rezepten, an denen in den letzten Wochen getüftelt wurde. Wer sich seinen Genuss schon einmal sichern möchte, kann jederzeit einen Restaurantgutschein erwerben. ȹ Hugos Steakhaus & Bar Junkersstraße 52 06847 Dessau-Roßlau 0340.54 07 40 40 info@hugos-steakhaus.de www.hugos-steakhaus.de

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Dessau

Raststätte „Sonnenkeppe“ Bei der Ratsherren Speisen GmbH, die die Raststätte „Sonnenkeppe“ in der Dessauer Polysiusstaße betreibt, wird der Abhol- und Lieferservice wie vor Anbruch der Corona-Krise fortgesetzt. Die Stammgäste halten die Treue, doch große Umsatzeinbrüche und Kurzarbeit waren hier trotzdem nicht vermeidbar. Denn das Unternehmen beliefert im Normalfall die Schulen und Kindertagesstätten der Doppelstadt mit Mittagessen. Und von diesen Aufträgen ist, Stand Ende April, lediglich die Notversorgung der Kitas übrig geblieben – teilweise mit nur einer Mahlzeit pro Einrichtung. Doch auch dieser Aufgabe wird mit Hingabe und Zuversicht erfüllt: „Wie müssen das Beste daraus machen und positiv in die Zukunft blicken.“ ȹ Raststätte „Sonnenkeppe“ Polysiusstr. 1 06847 Dessau 0340 5025778 Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 7–16.30 Uhr

Dessau

Teehäuschen Dessau Das mediterrane Restaurant „Teehäuschen“ im Dessauer Stadtpark hat sich seit seiner Neu- bzw. Wiedereröffnung zu einer der beliebtesten Lokalitäten der Stadt entwickelt. Seit Mitte März bleiben Stühle und Tische leer, die „Teehäuschenfamilie“ bleibt trotz Kurzarbeit aber voller Tatendrang und Optimismus. „Umdenken und Neues ausbauen“ ist das Motto, das sich unter anderem in einem Pizzalieferservice in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern äußert. Natürlich kann die Lieblingspizza aber auch selbst abgeholt und dabei auch gleich noch ein leckeres Eis oder auch ein „Cocktail to go“ mitgenommen werden. Außerdem entsteht zur Zeit ein Online-Shop, in dem der „Teehäuschen-Kaffee“ für zu Hause angeboten wird – in ganzen Bohnen, zum selbst Mahlen, Aufbrühen und an bessere Zeiten denken. ȹ Teehäuschen Dessau Friedrichstraße 15 06844 Dessau-Roßlau 0340 230 343 73 Mo.–Sa. 17–20 Uhr, So 12–20 Uhr www.teehaeuschen.com

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fotos: gastromonen

ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise

Gräfenhainichen

Gräfenhainichen

Ristorante „Castello“

Restaurant Hollywood / Schacht Barbara

Das „Castello“ in Gräfenhainichen hatte schon vor den gesetzlichen Maßnahmen seine Öffnungszeiten reduziert, um auf den geringeren Publikumsverkehr im Zuge der Corona-Krise zu reagieren, der bald bis auf null abebbte. Die Schließung des Restaurants hatte daher kaum noch Folgen – zumal der Lieferservice ungebremst weiterlief und läuft. Zwischen 11 und 14.30 Uhr können Pizza, Pasta und auch saisonale Gerichte persönlich abgeholt werden, bis nach Hause gibt es sie täglich von 11 bis 23 Uhr. Sogar das Servicepersonal hat auf Pizzafahrer „umgeschult“, Kurzarbeit konnte vermieden werden. Onlinebestellungen sind bei „Castello“ schon seit Jahren Alltagsgeschäft, ebenso wie kontaktlose Bezahlung per Paypal. Erfahrungen, die sich jetzt als überaus nützlich erweisen. ȹ Ristorante „Castello“ Markt 5–6 06773 Gräfenhainichen 034953334424 www.castello-graefenhainichen.de

Das „Restaurant Hollywood und Schacht Barbara“ in Gräfenhainichen hat sich im Zuge der Gastronomieschließungen entschieden, nicht auf einen Abhol- oder Lieferdienst umzusatteln. Für die Erlebnisgastronomie sei dies nicht kostendeckend umzusetzen, so Inhaber Tino Gawollek. Ganz ohne Erlebnis bleibt die Gastronomie aber trotzdem nicht. Jeden Mittwoch um 15 Uhr besteigt der Seniorchef und gelernte Bergmann in traditioneller Bergmannstracht das Flachdach um, eingeleitet durch eine Feuerwehrsirene, weithin hörbar allen zu danken, die in dieser schwierigen Situation für ihre Mitmenschen da sind. Gekrönt wird diese lobenswerte Aktion jeweils mit dem Singen des Bergmannsliedes. ȹ Restaurant Hollywood / Schacht Barbara Bahnhofstr. 1A 06773 Gräfenhainichen 034953 22276 www.schacht-barbara.de

Meinsdorf

Restaurant unterm Eichenkranz Beim „Restaurant unterm Eichenkranz“ im Dessau-Roßlauer Ortsteil Meinsdorf sorgt die Krise für starke Umsatzrückgänge. Die Arbeitszeiten mussten deutlich reduziert werden, der – auch schon vor Corona angebotene – Lieferservice ist zum wichtigen wirtschaftlichen Standbein geworden, der ausgebaut wurde. Von Montag bis Sonnabend wird zwischen 11.30 Uhr und 14.30 Uhr sowie von 17 bis 21 Uhr das Lieblingsgericht oder die Wahl aus der saisonalen Spargelkarte nach Hause gebracht. Auch die Abholung ist während der Öffnungszeiten nach Vorbestellung möglich. ȹ Restaurant unterm Eichenkranz Lindenstr. 1 06862 Meinsdorf 034901 68731

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Köthen

Crêperie „Lorette“

Köthen

Brauhaus Köthen Im Köthener Brauhaus war die Schließung im März noch mit der Hoffnung verbunden, dass es bald wieder weitergehen kann. Die Öffnung ließ aber bekanntermaßen auf sich warten, Kurzarbeit war nicht vermeidbar. Die Vorbereitungen für den Start sind jedoch getroffen, es fehlt also nur noch das Startsignal. Angesichts der langen Wartezeit fiel Ende April dann aber doch der Entschluss, einen Abhol- und Lieferservice anzubieten. Täglich von 17 bis 21 Uhr sowie sonnabends und sonntags auch von 11 bis 14 Uhr wird ein kleiner Auszug aus der Speisekarte frisch zubereitet, ergänzt durch ein klassisches Spargelgericht. Passend zur Saison, sozusagen – auch wenn diese Saison ganz anders ist als wir alle sie kennen.

Von einer wahren Storno-Flut wurde die Crêperie „Lorette“ ab Mitte März überrollt: Mehr als 100 Reservierungen wurden abgesagt, teilweise sogar bis Ende Juni. Drei Tage lang war das Team in Schockstarre, dann wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Die Öffnungszeiten wurden von Montag bis Donnerstag auf 16 bis 20 Uhr reduziert, alle Angeboten auf den Außerhausverkauf umgestellt. Bestellungen sind per Mail und Telefon möglich, von Freitag bis Sonntag wird zwischen 11 und 20 Uhr auf Wunsch auch geliefert. Exklusiv am Wochenende gibt es die süßen Crêpes-Boxen, während Grill- und Snack-Boxen für jeweils zwei Personen und auch ein ganzes Mini-Büffet für fünf bis sechs Genießer täglich erhältlich sind. Auch Spargel-Crêpes mit Schinken oder Lachs trösten über die derzeit fehlende Gastlichkeit hinweg. ȹ Crêperie Lorette Bernburger Str. 58 06366 Köthen 03496 555489 www.creperielorette-koethen.de

ȹ Brauhaus Köthen Lachsfang 1 06366 Köthen 03496 3099490 www.brauhauskoethen.de Wittenberg

Café & Bar „BitterSuess“ Langeweile bestimmt aktuell den Alltag im Wittenberger „BitterSuess“. Die Soforthilfe zur Deckung laufender Kosten ist beantragt, bisher aber noch nicht angekommen. Doch auch wenn das Café geschlossen ist, sind die Experten für duftende Kaffeespezialitäten optimistisch, was die Zukunft angeht. Zwischenzeitlich wurde über eine Kooperation nachgedacht, um die vielfältigen hauseigenen Kompositionen auch außer Haus anzubieten. Am Ende stand aber die Erkenntnis, dass Aufwand und zu erwartender Nutzen in keinem Verhältnis stehen. Also heißt es im „BitterSuess“ durchhalten, abwarten und Tee – nein, natürlich erlesenen Kaffee – trinken. ȹ Café & Bar BitterSuess Schlossstr. 22 06886 Lutherstadt Wittenberg 03491 8764030 www.meinbittersuess.de

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fotos: gastromonen

ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise

Wittenberg

Vlora – Café vegan Wittenberg

„Culinela Café“ und Gasthaus „Central“ Kurz vor der Begrüßung der erste Fahrradreisenden der Saison musste Michaela Fiedler ihr kleines Gasthaus „Central“ schließen. Wenig später war auch ihr benachbartes „Culinela Café“ betroffen. „Schweren Herzens musste ich meine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und begann, meinen Gästen einen Lieferservice anzubieten, welcher in den kommenden Wochen immer mehr angenommen wurde. Nun war ich alles in einer Person: Lieferannahme, Köchin, Lieferdienst.“, blickt Fiedler zurück. Zu Ostern habe sie ihren Kunden kleine Überraschungspäckchen geschnürt und geschickt, mit so positiver Resonanz, dass es an Weihnachten eine Fortsetzung geben soll. Erst einmal aber gibt es seit 21. April als Zwischenschritt zur Wiedereröffnung wieder einen Außer-Haus-Verkauf beim „Culinela“. ȹ CULINELA Café Mittelstraße 16 06886 Lutherstadt Wittenberg Telefon 03491 459 1142 www.culinela.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 11.30–16.30 Uhr ȹ Gasthaus Central Mittelstraße 20 06886 Lutherstadt Wittenberg Telefon 03491 411 572 www.central-wittenberg.de

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Ein Wechselbad der Gefühle hat CaféChefin Anka Soboll hinter sich. Mit der Schließungsverordnung kam der radikale Einbruch der Einnahme, dann das Ohnmachtsgefühl, das im Entschluss mündete, die unfreiwillige Freizeit für Renovierungen zu nutzen. Schließlich gewann das positive Denken die Oberhand, zusammen mit dem Wunsch, allen Stammkunden und Gästen zu zeigen, dass „Vlora“ noch da ist. Seitdem gibt es Kuchen, Torte oder auch einen frischen Salat zum Abholen oder innerhalb Wittenbergs ab 15 Euro Bestellwert auch im Lieferservice. Von 14 bis 17 Uhr ist immer freitags bis montags für Abholer geöffnet, Bestellungen für den Folgetag sind jeweils bis 17 Uhr und per E-Mail möglich, auch Sonderwünsche werden nach Möglichkeit erfüllt. Und wer für sein Kuchen- oder Speisepäckchen persönlich vorbeikommt, erhält sogar noch 10 Prozent Rabatt. ȹ Vlora Pfaffengasse 5 06886 Lutherstadt Wittenberg Telefon: 03491 645 1403 www.vlora-wittenberg.de


Wörlitz

„Monis Konditorei, Bäckerei, Café“ & „Café am Eichenkranz“ Normalerweise kann sich Konditormeisterin Simone Guß in diesen Tagen über zu wenig Arbeit oder Kundschaft nicht beklagen. Mitten im touristischen Herzen der Parkstadt Wörlitz betreibt sie ihre Bäckerei und Konditorei sowie das Café im Historischen Gasthaus „Eichenkranz“. Doch während das Ladengeschäft wochentags noch von 7 bis 12 Uhr sowie sonnabends von 7 bis 16 Uhr geöffnet ist, ruht auch hier der Cafébetrieb völlig. Das Team ist in Kurzarbeit, in der Backstube steht die Chefin am frühen Morgen selbst. Der Umsatz ist dabei eher durchwachsen. Viele Kunden, die zwangsweise zu Hause sind, würden jetzt wieder viel selbst backen, vermutet Simone Guß. Und hofft, dass zumindest ihr Biergarten bald wieder öffnen darf. Der nötige Abstand jedenfalls sei da ganz sicher zu gewährleisten. ȹ Monis Konditorei • Bäckerei • Café Neue Reihe 179 06785 Oranienbaum-Wörlitz Telefon: 034905 20124 www.monis-konditorei.de

Wörlitz

Ringhotel „Zum Stein“ Seit 21. März darf in Hotels nur noch übernachten, wer aus beruflichen oder familiären Gründen in der Region ist. In Zeiten der Kontaktverbote ist das, vorsichtig gesagt, überschaubar. Demzufolge musste auch das traditionsreiche Ringhotel „Zum Stein“ 79 seiner 80 Festangestellten in die Kurzarbeit schicken. Anspruch auf Soforthilfe haben Unternehmen über 50 Mitarbeitern nicht, finanzielle Hilfe ist vorerst also auch nicht in Sicht. Den Betrieb halten die Azubis aufrecht, die weiterhin ihre reguläre Vergütung erhalten – denn Hilfsmaßnahmen sind hier ebenfalls nicht vorhanden. Der Restaurantbetrieb läuft mit einem Abholservice und auch Lieferdienst täglich zwischen 11 und 19 Uhr weiter. Unter dem Motto „Stein ToGo“ werden Tagesgerichte für kleines Geld angeboten, das Wochenangebot gibt es auf der Internetseite des Hotels und tagesaktuell auf Facebook. Auch den Wein zum Essen gibt es übrigens zum Mitnehmen. ȹ Ringhotel „Zum Stein“ Wörlitz Erdmannsdorffstr. 228 06785 Oranienbaum-Wörlitz Telefon: 034905 500 täglich von 11 bis 19 Uhr www.hotel-zum-stein.de

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ȹ Hol und Bring statt offener Türen – Gastronomie in der Krise Wörlitz

Zieglers Restaurant

fotos: gastromonen

„Eigentlich ist das Geschäftsjahr 2020 schon durch“, fasst Stephan Ziegler die Situation zusammen. Alle gebuchten Veranstaltungen bis Ende August sind abgesagt, der Gastraum verschlossen. Um etwas Umsatz in die Kasse zu spülen, bereitet „Zieglers“ vakuumierte Gerichte als „Essen für Zuhause“ zu. Bestellungen sind per Telefon oder Mail möglich, die Wochenkarte gibt es auf der Homepage des Restaurants. Immer freitags von 10 bis 13 Uhr können die Bestellungen abgeholt werden, die nur noch kurz im Wasserbad erwärmt werden müssen und im Kühlschrank fünf Tage frisch bleiben. Auch die Anlieferung ist, gegen einen kleinen Aufpreis, möglich. Und wer sich durch alles durchprobiert, ist damit sogar fast bis zum nächsten Abholtermin versorgt. ȹ Zieglers Restaurant Neue Reihe 149 a 06785 Oranienbaum-Wörlitz Telefon: 034905 308230 www.zieglers.de

Schulsozialarbeit Was sie leistet •

Angebot für Schüler_innen, Eltern/Sorgeberechtigte, Lehrkräfte

Förderung individueller Lern- und Bildungsprozesse

Wie sie methodisch arbeitet

Unterstützung bei der Gestaltung erfolgreicher Übergänge

Einzelfallhilfe

Soziales Lernen und Beteiligung ermöglichen

Prävention und Krisenintervention

Unterstützung in schwierigen Lebenslagen

Projekt- und Gruppenarbeit

Elternarbeit

Kooperationen mit außerschulischen Partner_innen

Netzwerkarbeit

Unterstützt und gefördert durch:

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in Dessau-Roßlau

In Zusammenarbeit mit der Netzwerkstelle „Schulerfolg für Dessau-Roßlau“


Zerbst

Hebäckers Gaststube und Biergarten „Zur Stadtmauer“ und Gaststätte „Zur Blume“ Zerbst

Schlosskonditorei In drei Worten fassen Daniel und Hans-Joachim Hoffmann ihre aktuelle Situation zusammen: „Einfach nur schrecklich“. An Café- oder Biergartenbetrieb ist nicht zu denken, und obwohl die Konditorei selbst geöffnet ist, bleibt ein Großteil der Kundschaft in diesen Tagen offenbar lieber zu Hause. Um 80 Prozent sind die Umsätze eingebrochen, das Team ist zu 60 Prozent in Kurzarbeit. Kleine Törtchen, Baumkuchen und Pralinen, alles aus eigener Herstellung, bekommen Leckermäuler trotzdem täglich außer montags ab 9 Uhr, am Sonntag ab 13 Uhr. Auch Geburtstagstorten werden auf Bestellung nach wie vor hier angefertigt. Der größte Wunsch der Hartmanns im Moment? Endlich den Biergarten öffnen zu dürfen, mit ausreichend Sicherheitsabstand natürlich. ȹ Schlosskonditorei Alte Brücke 26 39261 Zerbst Telefon: 03923 3139 www.schlosskonditorei.de

Knapp eine Woche dauerte es ab Mitte März, bis Tom Hebäcker und sein Team alle Reservierungen bis Ende August komplett aus dem Kalender gestrichen hatten. Dann hieß es auch hier, nach einem letzten Großreinemachen, Kurzarbeit. Ein Kollege wurde an eine befreundete Gastronomie vermittelt – mit dem Versprechen, nach der Krise zurückzukehren. Die „Blume“ bleibt bis auf weitere geschlossen, in der „Stadtmauer“ wird täglich von 11 bis 14 und von 17 bis 20 Uhr für Abholer gekocht. In den mikrowellengerechten Menüschalen wird klassische Hausmannskost angerichtet. Der Qualitätsanspruch ist hoch, die Speisen kein Schnäppchen. „Wir wollen, dass alles nicht nur gut schmeckt, sondern auch so aussieht, wenn man den Deckel öffnet. Das Auge isst schließlich mit.“, so Hebäcker. Das Angebot werde richtig gut angenommen, vor allem die Anlieferung, z.B. an Pflegedienste, Physiotherapien und Schulen. „Wir sind sehr glücklich darüber!“, freut sich Hebäcker über diese Erleichterung in nicht ganz so leichten Zeiten. ȹ Hebäckers Gaststube und Biergarten „Zur Stadtmauer“ Haselopstraße 31 39261 Zerbst/Anhalt Telefon: 03923 783068

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ȹ musiker persönlich

Musiker persönlich Im LEO-Land gibt es jede Menge kreativer Köpfe und musikalischer Talente aller Spielarten. Vom DJ und Komponisten über Klaviervirtuosen und Liedermacher bis zu Rockröhren oder Travestiekünstlern. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie leben von ihrem und vor allem für ihr Publikum. Doch in Zeiten der Corona-Krise ist an den öffentlichen Auftritt nach wie vor nicht zu denken. Was also machen die Musiker in und aus unserer Region, um den Kontakt zu ihren Fans zu halten und ihre sonst auf der Bühne entfesselte Energie zu kanalisieren? Und was bedeutet die Zwangspause für sie? Auf den folgenden Seiten lassen wir sie das ganz einfach – und ganz persönlich – selbst erzählen. Verbunden übrigens mit unserer Bitte, Werbung in eigener Sache zu machen. Schließlich wollen wir ja alle, dass es die LivemusikKultur auch nach der Krise noch gibt.

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foto: © kathy & the deadies

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Kathy & The Deadies „Oldschool Music“ nennt die Dessauer Band „Kathy & The Deadies“ ihren Sound selbst. Von Rockabilly über klassischen Rock‘n‘Roll bis Country, das Quartett interpretiert in seinem ganz eigenen Stil energiegeladen Hits aus fast 100 Jahren Musikgeschichte. Was als Spaßprojekt von Hobbymusikern begann, begeistert inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Und das soll auch so bleiben, selbst wenn die Bühne vorerst virtuell ausfallen muss, wie die Band im Rahmen der Reihe „Musiker persönlich“ verrät.

Hallo, wir sind die Dessauer Rock‘n‘Roller „Kathy & The Deadies“. Die Krise hat uns, wie alle anderen, eingeholt und zum allgemeinen Herunterfahren verdonnert... Wir geben euch hier einen kurzen Einblick in unser aktuelles Bandleben, so wie wir es momentan empfinden. 2019 hatten wir ein klasse Jahr mit einigen großartigen Konzertabenden in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Zum Jahresende gab es dann nochmal eine Steigerung, sodass wir Anfang 2020 froh über eine Pause waren. Traditionell erholt sich der gemeine Rock‘n‘Roller aber schnell und will wieder auf die Bühne. Das Bandjahr startet eigentlich immer recht ruhig, alle lassen es gemütlich angehen und im Februar beginnt allmählich wieder das Livemusik-Geschäft. Unsere letzte Show vor dem kollektiven Stillstand war der „Biker mit Herz“Benefizabend im Golfpark Dessau Ende Februar. Ein toller Abend zugunsten des Kinder- und Jugendhospizdienstes mit einem super Einspielergebnis. Wir haben dort mitgeschnitten und präsentieren nach und nach Songs per YouTube, wie zum Beispiel hier www.youtube.com/watch?v=5hdCN0I4ADQ.

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Musikrückblick

Der Wonnemonat Mai musikalisch 2010–2020 Viele Monate und Jahre hat unsere Musikredaktion mit Holger Baumgarten bis 2014 und Marie Landes 2014–2016 die Plattenregale, Musiktipps und unzähligen Musikportale durchgehört, frische Songs bewertet und dem LEO-Leser jeden Monat eine volle Playlist mit Empfehlungen präsentiert. Wir haben mit etwas Abstand den Songs der Playlists der Jahre 2010 bis 2016 an vielen Abenden gelauscht, um euch unsere Mai-Top 3 dieser Jahre vorzustellen. Und weil unser „Ohrmi“ so viel Spaß hatte, mal wieder Musik zu hören, wollte er mehr. Mehr Musik, um die noch nicht gefüllten Top3-Listen der Wonnemonate 2017 bis 2020 zu befüllen. Die meisten Songs werden bei den bekannten Musik-Streamingdiensten oder auch in eurem aufgeräumten Platten- oder CD-Regal hörbereit sein. Viel Spaß

L EO P L AY L IS T 20 10 VO N H O LGER B A UM GA RT EN

1

Turin Brakes Sea Change

2 Good Guy Mikesh & Filburt Someone Told Me

3 The Low Frequency In Stereo Goerdie La Forge

LEO PLAYLIST MAI 2010

Seit Anfang März ruht das Bandleben im Prinzip komplett bzw. besteht nur aus „WhatsApp“-GruppenPosts. Nach der ersten Schockstarre erwachen wir nun langsam wieder und versuchen, uns den neuen Umständen anzupassen. Wir hätten in den nächsten Monaten einige tolle Konzerte spielen können, die Vorfreude war entsprechend groß. Vielleicht lässt sich einiges verschieben und im Herbst nachholen. Wann es denn letzten Endes wieder weitergeht, steht derzeit in den Sternen. Weder wir noch irgendein Veranstalter weiß es im Moment. Nun sind wir aber mit der Auswahl neuer Songs beschäftigt, was wir uns traditionell nicht leicht machen. Natürlich hoffen wir, bald wieder auf irgendeiner Bühne des Landes stehen zu können. Wir hoffen,

dass die Livemusik-Kultur nicht ganz den Bach hinuntergeht und dass die vielen Macher, ob Veranstalter, Techniker, Caterer oder Musikerkollegen, die Krise einigermaßen gut überstehen. Wir sitzen alle in einem Boot. Ob es eine Arche ist, bleibt abzuwarten. In den nächsten Tagen gibt’s ein Lebenszeichen von uns in Form eines Streams, also stay tuned! Wir sehen und hören uns hoffentlich bald wieder, bis dahin. Keep on rockin‘ Kathy & The Deadies ȹ Kathy & The Deadies online: www.deadies.de www.facebook.com/Kathy-TheDeadies-438987836196079

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foto: © steven schwanz & stefan bernhardt

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Die Zeit in der Isolation gut überstehen… Zum Karneval 2007 schlüpfte der Köthener Max Engelmann erstmals im Rahmen einer Karnevalsveranstaltung in eine Frauenrolle. Das Publikum tanzte vor Begeisterung auf den Tischen, Max entdeckte sein Talent und seine Freude an der Travestiekunst und wurde schon bald zu „Lady Maxime“. Nach rund 13 Jahren im Showgeschäft veröffentlichte die Lady im Februar endlich ihr erstes Album. Der Doppelabend zur Albumpremiere im Schloss Köthen sollte jedoch einer der vorerst letzten Auftritt vor Live-Publikum werden. Aber auch Corona kann eine echte Lady nicht erschüttern, wie Max alias Maxime im Rahmen der LEO-Reihe „Musiker persönlich“ am besten selbst erzählt:

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Hallöchen meine lieben LEO-Leserinnen & -Leser! Na, fällt euch auch so langsam die Decke auf den Kopf? Nachvollziehbar! Sicher, es ist gerade alles andere als einfach für uns, aber dennoch wissen wir, dass wir das Richtige tun. Auch wenn es nicht leicht fällt. Für mich ist es gerade auch extrem schwer, die Füße stillzuhalten, das Make-up im Koffer zu belassen und die Kleider auf dem Bügel. Ich bin Travestiekünstler, Sänger & Entertainer mit ganzem Herzen und genau darum fehlt mir gerade in der jetzigen Zeit das, was für mich sonst so normal ist: Auf der Bühne zu stehen, mit den Leuten zu singen, dem Publikum die ein oder andere schlüpfrige Geschichte zu erzählen oder eine große Ballade nach der anderen zu schmettern. Das fehlt! Klar haben meine vielen Künstlerkolleginnen/-kollegen und ich gerade einen enormen Verdienstausfall, welcher es uns in der nächsten Zeit sicher nicht leicht machen wird, aber vor allem fehlt uns unser Publikum, die Bühnenluft und dieses ganz bestimmte Gefühl, welches einem kurz vor der Show durch den Körper schießt.


L EO P L AY L IS T 20 11 VO N H O LGER B A UM GA R T EN

1

Phoenix Armistice (RAC Remix)

2 Rachel Goodrich Morning Light

3 Architecture In Helsinki Contact High

LEO PLAYLIST MAI 2011

L EO P L AY L IS T 20 12 VO N H O LGER B A UM GA R T EN

1

Hard-Fi Hard to Beat

2 Donots Come away with me

3 Black Rebel Motorcycle Club Too Real

LEO PLAYLIST MAI 2012

Aus diesem Grund versuche ich mich zu Hause so gut es geht zu aktivieren: Ich arbeite an neuen ShowKonzepten, entwerfe Kostüme, probe neue Songs und gebe vor allem immer mal wieder ein kleines LiveStream-Konzert auf meiner Facebook- & InstagramSeite. Sicher ist es nicht das Gleiche wie live auf einer Bühne, aber es tut gut. Nicht nur mir. Ich habe das große Glück so viel positive Resonanz von den Zuschauenden auf diese kleinen musikalischen Abende zu bekommen, dass es mich anspornt, noch mehr zu machen. Also wird es die Live-StreamKonzerte ab jetzt immer unter einem anderen Motto geben: Disney, Musicals, Filmmusik, 80er, Diven, oder, oder, oder... Meine Ideenliste ist sehr lang und ich habe viel Ausdauer und Motivation! Zudem präsentiere ich mich jetzt auch ab und zu mal ganz ohne Fummel und Make-up. Eine extrem ungewohnte Situation für mich, hatte ich doch all die Jahre immer die Bühnenfigur der Lady, hinter welcher ich mich etwas verstecken konnte. Ohne den ganzen Tüdelkram aber stehen mir andere Songs zur Verfügung, welche schon viel zu lange in mir sind und endlich (mal wieder) rausgesungen werden wollen. Solltet ihr also Lust haben, ab und zu mal etwas kleines musikalisches auf die Ohren zu bekommen, dann schaut gerne bei mir auf Facebook oder Insta vorbei und dann machen wir es uns zu den Live-Streams so richtig gemütlich. Solltet ihr meine Stimme aber noch regelmäßiger hören wollen, dann könnt ihr euch auch gerne mein

Album „Hollywood kann warten“ bestellen. Dort ist von der großen Musical-Ballade, über Country bis hin zur Disco-Nummer alles dabei, was zum Mitsingen, Träumen, Lachen und Tanzen einlädt. Bei Interesse könnt ihr die CD über eine Nachricht bei Facebook oder Instagram ordern oder schreibt mir einfach an show@ladymaxime.de eine Mail. Ihr Lieben, ich weiß, dass uns die aktuelle Situation fordert und wir viel lieber draußen mit all unseren lieben Menschen wären, aber lasst uns vernünftig sein, bleibt noch ein bisschen zu Hause und gönnt euch ab und zu eine ordentliche Portion „Lady Maxime“. Das klingt nicht nur gut, sondern macht auch noch eine Menge Spaß. Ich freue mich auf euch, wünsche euch und euren Familien nur das Beste und hoffe, dass wir uns ganz bald zu einer „echten“ Show wiedersehen. Alles Gute für euch....auch untenrum. 1000 Küsse & Grüße, Lady Maxime (& Max) ȹ Lady Maxime online: www. ladymaxime.de www.facebook.com/LadyMaximeTravestie www.instagram.com/lady.maxime

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foto: © catrin lutz

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Christoph Reuter Mit der Band „l‘arc six“ und dem „Cristin Claas Trio“ ist Christoph Reuter gleich in zwei Formationen aktiv, die im heimatlichen Anhalt-Dessau-Wittenberg Kultstatus genießen und deutschlandweit Fans haben. Der gebürtige Dessauer, der zwar inzwischen in Berlin lebt, in seiner alten Heimat aber nach wie vor tief verwurzelt ist, komponiert aber auch, ob Jazz, Kindermusical oder vielstimmiges Oratorium. Als Pianist und Bühnenpartner des Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen tourt er seit 2006 durch Hallen und Stadien, seit einigen Jahren hat er auch eigene Kabarettprogramme - natürlich zum Thema Musik. Langeweile kennt Christoph Reuter also ganz offensichtlich nicht, trotz der aktuellen Begleitumstände. Und wem das bisher noch immer nicht klar gewesen sollte, dem sagt es das sympathische Multitalent in den folgenden Zeilen auf seine augenzwinkernde Art einfach selbst.

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Hallo, mein Name ist Christoph Reuter, ich bin Pianist, Komponist und Kabarettist. Das sind alles Berufsbezeichnungen, die eigentlich nur vor Publikum plausibel sind. Da das im Moment nicht geht, ist mein Leben halt anders. Meine Frühjahrssaison wäre noch bis Ende Juni gegangen und mit einem Konzert beim „Rheingau Musik Festival“ beendet worden. Daraus wird nun bekanntlich nichts. Ich hatte mich auch sehr auf den 20. März gefreut, mein „Melanchthon-Oratorium“ mit Dessauer Ensembles bei den „Chor- und Orchestertagen“ in der Dessauer Johanniskirche zu dirigieren. Daraus wurde auch nichts und mir taten die vielen Mitwirkenden sehr leid, alles geprobt zu haben und dann nicht spielen zu dürfen. Das Leben ist halt unvorhersehbar. Aber das macht es auch spannend. Ich bin ein großer Freund davon, Dinge, die man nicht ändern kann, zeitnah zu akzeptieren. Was mache ich stattdessen? Ein Pianist kann eigentlich nie genug üben, das sagte schon meine Dessauer Klavierlehrerin Frau Kynast. Und zack, hatte ich gleich zu Beginn der Krise meine erste Aufgabe: mehr üben. Und zwar täglich. Vor allem Musik, die ich im normalen Tourleben zwar nicht spiele, aber sehr verehre. Gerade übe ich den „Sturm“ von


L EO P LAYLIS T 2 0 13 VO N H O LGER B AUMGARTEN

1

The Wombats Moving to New York

2 Yeah Yeah Yeahs Sacrilege

3 Crystal Fighters At Home

LEO PLAYLIST MAI 2013

Beethoven, was auch thematisch gut in diese Zeit passt. Klavierliteratur ist unerschöpflich, da könnte die Krise auch länger dauern, da komme ich in 30 Jahren nicht durch. Wobei ich natürlich hoffe, dass diese CoronaSache bis Ende August wirklich vorbei ist. Ein Komponist kann eigentlich nie genug komponieren. Es fehlt oft die Zeit und die Deadline der Abgabe rückt unaufhaltsam näher. Da ist jetzt anders und ich schreibe gerade mit dem Autor Andreas Hillger an unserem dritten gemeinsamen Oratorium für Chor, Orchester, Band und Solisten, das, so Corona es erlaubt, im September Premiere hat. Beim Komponieren ist es das Schwierigste, sich für einen Ton zu entscheiden, das kann dauern. Dafür habe ich nun mehr Zeit: Ein C oder ein D, oder doch ein D oder was hältst Du von einem Fis? Da kann ich stundenlang mit mir diskutieren. Und das geht jetzt! Auch mit dem „Cristin Claas Trio“ haben wir angefangen, neue Songs zu schreiben, was wir unter normalen Umständen erst nächstes Jahr in der Planung hatten. Somit bringen keine Konzerte mit sich, seine Kreativität anders zu nutzen. Ein Kabarettist hat eigentlich nie genug Zeit, um sich neue Gags auszudenken. Mein neues Programm „Musik macht schlau! (außer manche)“ hatte im Februar Premiere und meine letzte Vorstellung damit war am, aufgepasst, Freitag, den 13. März, im Bernburger Theater. Wenn das mal kein gutes Omen war. In Bernburg haben wir auch einen Videomitschnitt gemacht und in den nächsten Wochen werde ich ein paar kurze Ausschnitte online stellen. Haltet auf Facebook danach Ausschau! Ich bin ja sonst nicht viel zuhause und habe eigentlich nie genug Zeit, um schön zu kochen. Das mache ich nun. Klar, da werden die T-Shirts im Sommer arg

spannen, aber es macht Spaß. Aber bitte mit Sahne! Meine kreative Energie hat, wie ihr lest, genug Auslauf, aber ich vermisse schon während dieser Auszeit-Wochen das Touren und das Publikum sehr. Ich gebe bislang keine Online-Konzerte, das machen wir dann wieder schön live. Denn nichts ist so schön wie live. Wenn ihr mir etwas Gutes tun wollt, dann schaut doch in meinem Onlineshop vorbei. Die schönste Bestätigung für einen Künstler ist, dass er gehört wird. Anfang des Jahres sind zwei neue CDs und ein neues Klavierbuch von mir erschienen: 1. 2. 3.

„Alle sind musikalisch! (außer manche)“ – Musikalisches Kabarett, ein Livemitschnitt vom Rheingau Musik Festival „Mozart Improvised“ – von Christoph Reuter (Piano) und Juri de Marco (Horn) mit Improvisationen über Mozarts Hornkonzert Nr. 2 „Ran an die Tasten! Band 2“ – ein Notenbuch mit meinen neuen Arrangements zu Kunst- und Volksliedern

Wir sehen und hören uns nach der ganzen Zeit wieder und ich bin gespannt, was dann Neues entstanden ist. Lasst uns Dinge tun, die wir unter normalen Umständen nie gemacht hätten! ȹ Der Link zu meinem Facebookaccount ist: www.facebook.com/ChristophReuterPianist/ ȹ Der Link zu meinem Shop ist: www.christophreuter.de/shop/

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foto: © privat; dagobert howe

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Dagobert und der LEO of Love Der Dessauer Dagobert Howe kennt keinen Stillstand. Wenn er nicht als begehrter DJ in den angesagtesten Clubs auf der ganzen Welt auflegt, produziert er Musik für eines seiner zahlreichen eigenen Projekte oder für bekannte und weniger bekannte Künstler. Er ist aber ebenso als Veranstaltungstechniker aktiv und sich keinesfalls zu schade, Anderen im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne zu bereiten. Und als wäre das noch nicht genug, ist er in den Sommermonaten auch noch Reiseveranstalter und bietet Aktivurlaub in Norwegen an. Was also macht einer wie Dagobert, wenn er fast nichts davon mehr tun kann? Das erzählt er im Rahmen unserer Reihe „Musiker persönlich“ am besten einfach selbst – in seinem Beitrag für den „LEO of Love“, wie er uns schmeichelhafterweise nennt. Wir lieben natürlich zurück.

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Also, ich empfinde diese Zeit der „Entbehrungen“ eigentlich ganz gut! Die Leute kommen wieder etwas näher, solidarisch zusammen, das Interesse an den Anderen wächst wieder. Das habe ich sehr gut erfahren, als mich Andy Barton von Bass Agenda Recordings UK in den vergangenen Tagen anschrieb: Es ging/geht um eine Compilation aus Techno Music und dem Sub-Genre „Electro“, auf welcher viele hochwertige Acts einen Track veröffentlichen werden. Die Einnahmen, die dieses Release generieren wird, kommen sozialen Hilfswerken zugute, welche derzeit auf Hochtouren ihr Bestes für uns geben und gegen Covid19 kämpfen, nämlich „Médecins Sans Frontières“ und „NHS Charities Together“. Derzeit sind 75 Künstler aus der Szene dabei. Ich schrieb den Titel „Dagobert – Without Borders“, einen Dark Electro Track mit, wie gewohnt, astrosphärischem Background und satten Beats. Die Sache läuft unter dem Namen „CAREBOT$“ und wird am 15. Mai 2020 veröffentlicht. Das zu meinem aktuellen Projekt.


Auch ansonsten mache ich stets Musik. Ich habe ja derzeit nix anderes zu tun und möchte meine Zeit auch nicht sinnlos verstreichen lassen. Die Situation birgt auch einiges an Inspiration, die verarbeitet werden möchte. Tja, andere bunkern gerade ihre Taler und ich habe nichts anderes zu tun, als sie weiterhin zu investieren. Zum Beispiel habe ich mir bei der in Berlin ansässigen Firma „Native Instruments“ einen sehr guten Controller gekauft, mit dem ich einen weiteren, großen Schritt in Sachen „Handling meines privaten Orchesters“ machen darf. Ich schreibe seit vielen Jahren, neben meinem elektronischen Dasein, auch orchestrale Musik, für Film, Spiel und Werbung. Das macht mich unheimlich glücklich und frei, da es sich hierbei um „freie Musik“ handelt, passend zum oben genannten Thema: Ohne Grenzen. Die Klassik gibt mir die Möglichkeit, alle Gefühle ohne Abstriche – weil jetzt gerade ein Drop kommen muss, oder ein Beatwechsel – zu vertonen, meine Emotionen mit dem Hörer in Gänze zu teilen. Wunderbar! ♥ Jedoch durfte ich das ähnlich bei einem vor Kurzem entstandenen Projekt ebenso: Moses Pelham von 3P bat mich, einen Titel für sein neues Album „Emuna“ zu produzieren. Das Ergebnis ist ein sehr gefühlvolles und lyrisch grandios bestücktes Werk voller großer Emotionen. Ich schrieb den Titel: „I Love You“ für Moses Pelham und auch der bekannte Rapper Vega brachte einen Teil mit ein. Seit dem 6. März ist EMUNA im Handel erhältlich und es lohnt sich wirklich, ein Stück davon zu ergattern! Des Weiteren arbeite ich gerade an meinem Netzwerk. Als Künstler ist man meist zu „dämlich“, zu abgelenkt, oder eben nur zeitlich eingeschränkt, um sich um solche Dinge wie Marketing, Netzwerken, Zusammenarbeiten, Platzierung der Werke, Verkauf etc. zu kümmern. Nun boten sich einige Freunde an, mir zu helfen und mich mal etwas ins „Licht“ zu rücken. :) Gute Sache. Jetzt beschäftige ich mich den ganzen Tag damit, kleine Videos zu drehen, Musik zusammen zu tragen und kleine Schilder zu basteln, für die Videosache... irgendwie witzig, aber derb Zeit raubend! :) Dazu macht man sich Gedanken über Hashtags, Formate, zeitgemäße Aktionen im Netzwerk, jenseits von: „Habe ich noch genügend Toilettenpapier?“ :) Ganz nebenbei bereite ich mein neues Album vor. Ich habe circa 1,5 Mio. Tracks geschrieben, die nun selektiert und gemastert werden müssen. Dabei hilft mir ein ausgewählter Teil meiner Fanbase, welche ich zwischen den Tracks wählen lasse und das Mischen & Mastern übernimmt zum Großteil mein sehr guter Freund in Serbien, Vladan Cvetkovic, auch bekannt als „Kalson“. Normalerweise trifft man sich in dem jeweiligen Land und spielt einige Gigs, spricht und

produziert, aber zu Covid-19-Zeiten verbleiben wir auf Skype und arbeiten eben „nur“ auf digitalem Wege zusammen. Klar, vermisst man die Freiheit zu reisen, Gigs zu spielen, wenn man kann und will, aber man kann eben auch andere Mittel nutzen. Wie geschrieben, wird es mehrere kleine Videos geben, die in chronologischer Reihenfolge meine bisherigen Veröffentlichungen vorstellen, „re-vorstellen“ sozusagen. Dazu wird es hier und da mal ein Live-Streaming geben, wobei man meine Musik und die derzeit etwas dicke Wackelwampe bewundern kann! Man kann also gespannt sein, in nächster Zeit wird man viel mehr über mich und von mir hören, lesen, eben erfahren. :) Diese Zeit ist, trotz der Nöte, eine Gute. Man kann sich neu aufstellen, auf die Situation reagieren, auch einmal zurückschauen, wie man sich schon um den Planeten gespielt hat, wie viele tolle Zeiten man schon erleben durfte...Kraft schöpfen und ranklotzen! :) Finanziell ist das Ganze irgendwie ein Desaster, für alle Kunstschaffenden. Ich hoffe sehr, dass der Staat die Kultur wirklich unterstützen wird, was derzeit aber leider etwas dürftig ausfällt. Naja...Zeit für Optimismus. ;) Ich erlebe gerade eine ziemlich emotionale Zeit, privat und gewerblich. Meine Tätigkeiten liegen in den Bereichen Musik, Kultur, Veranstaltungstechnik und Tourismus. Da geht gerade gar nichts. Ich fokussiere gerade die ganzen positiven Sachen, die ich lebe und leben durfte, schöpfe daraus eine Unmenge an Kraft und spiegele dieses in Kompositionen wider. Ich hoffe, dass ich viele Hörer erreiche, denen ich mich „ans Ohr legen kann“ und ihnen etwas von dieser Kraft mitgeben darf. Meine Musik kann man auf diversen Plattformen wie Soundcloud, Youtube, Bandcamp usw. hören, man kann sie eigentlich auch fast überall online kaufen und damit etwas zur Unterstützung beitragen. Am Ende des Jahres wird die neue LP erscheinen und vielleicht, hoffentlich, sogar eine Veröffentlichung meiner klassischen Musik passieren. Hey, und wer Lust und Laune hat, sich für so etwas berufen fühlt: Der Dagobert braucht immer jemanden, der die Musik pushen kann, Mittel und Wege findet, etwas zu platzieren, gern auch professionell! Auftragswerke gehen mir locker von der Hand und gemeinsame Ideenfindung macht unglaublich viel Spaß. :) Ich suche Plattformen, Studios, etc., bei denen ich mein Können aufzeigen und einen Teil zum Erfolg beitragen kann. Kontakt via E-Mail: contact@audiostellar.com Beste Grüße vom Schreibtisch: Dago, Dagobert, Audiostellar, Tricklz!, DAGO´nAKAI, Masterarp, Heinz Dagobert Howe

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foto: © guido frisch

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Guido Frisch In rund einem halben Dutzend Musikprojekte hat der Dessauer Guido Frisch bisher schon mitgewirkt. Musik machen ist zwar nicht sein Hauptberuf, aber eine Berufung, die ihn als Singer-Songwriter in Richtung Folk und Alternative zieht und als Komponisten auch Ausflüge in die Weltmusik machen lässt. Dass sein Lebensunterhalt nicht von Auftritten abhängt, lässt ihn die aktuelle Situation etwas entspannter betrachten, trotz aller Einschränkungen – aber das erzählt er im Rahmen unserer Reihe „Musiker persönlich“ einfach mal selbst.

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Hallo Leute, die Coronazeit ist schon eine ganz andere Erlebniswelt. Ich habe eine sehr wohltuende Entschleunigung erfahren und bin darüber auch recht froh. Mein Tagesablauf hat sich zwar nicht grundlegend geändert, da ich neben der Musik auch noch einen Bürojob habe. Der Job läuft zurzeit auch ganz normal weiter, es gibt allerdings in den Abendstunden, da ja sonst nichts anliegt, endlich die Zeit für liegengebliebene Ideen oder unvollendete Stücke. Ich habe bereits einen Song und ein Musikstück fertig machen können. Natürlich ist Songwriting immer im Hinterkopf und üben sowie neue Stücke einzustudieren will auch irgendwann gemacht sein. Zum Live-Stream bin ich daher noch nicht gekommen. Ich ersehne einfach die Zeit, an der wir alle wieder gemeinsam die Liebe und Leidenschaft zur Musik genießen können. Bis dahin werde ich noch den einen und anderen Song in mein Programm „Guido Frisch & Friends“ nehmen. Geplant ist auch noch ein Rockprojekt. Und wenn es die Ausgangsbeschränkungen wieder zulassen, werde ich mit Doris Hacke und Susanne Scheffler „Bibliothekskadaver“ und „Gripsholm“ von Kurt Tucholsky einlesen. Zu beiden Stücken habe ich Musik komponiert. Im Netz bin ich bei Facebook mit einer eigenen Seite www.facebook.com/guido. frisch/ zu finden und auch im Internetradio Jango unter www.jango.com/music/ Guido+Frisch. Mit dem Stück „Lady Louisas Walk“ bin ich auch bei zahlungspflichtigen Online-Shops vertreten. Und nicht zu vergessen meine Web-Seite www.guidofrisch.com, auf der auch noch einige Hörproben warten.


foto: © enrico baltrock

MUSIKER PERSÖNLICH

Enrico Baltrock Hauptberuflich kann sich Enrico Baltrock als Polizist zur Zeit wahrscheinlich nicht unbedingt über Langeweile beklagen. Schon seit frühester Kindheit schlägt das Herz des dreifachen Familienvaters aus Dessau-Roßlau aber auch für die Musik. Erst wenige Jahre ist es her, dass er sich als Singer-Songwriter mit seinen deutschsprachigen, sehr persönlichen Songs erstmals einem Publikum präsentierte. Bei „Musiker persönlich“ erzählt er, wie die aktuelle Situation seinen Alltag verändert hat.

Hallo an alle Musikliebhaber. Ich habe die Corona-Zeit genutzt, um mich vor allem selbst ein wenig zu entschleunigen. Und so habe ich meine Prioritäten fast vollständig auf meine Familie gelegt. Das war unglaublich wichtig, um vor allem meinen drei Kindern Mut und Sicherheit zu vermitteln. Aber ich wäre natürlich kein guter Künstler, wenn ich die Zeit nicht doch auch ein wenig kreativ genutzt hätte. Und so habe ich meine schon ausproduzierten Songs einigen Radiosendern angeboten. Mit Erfolg! Am Ostermontag um 20.12 Uhr war es dann endlich soweit. In der Musiksendung des MDR Sachsen-Anhalt „Made in Germany“ wurde meine Hymne für unsere Stadt, „Kleine heile Welt“ in voller Länge gespielt und man hat mich sogar ausführlich vorgestellt. Nach Beendigung der Kontaktbeschränkungen ist ein ausführliches Interview im Sendestudio geplant, wo ich die Möglichkeit habe, mich und meine Lieder weiter vorzustellen. Des Weiteren arbeite ich gerade parallel in zwei Tonstudios. Zum einen in der Goldschmiede von Alex Lysiakow und zum anderen bei meiner lieben Liedermacherfreundin „Binegra“. Hierbei entstehen ganz unterschiedliche Projekte, auf die man gespannt sein darf. Ein Videodreh zu einem Musikvideo ist für Mitte Mai geplant und eine eigene Website gibt es nun auch endlich von mir. Unter www.enricobaltrock.de könnt Ihr alles, was Euch über meine Person interessiert, herausfinden. Den Link zu meiner aktuellen EP gibt es dort natürlich auch. Ich wünsche Euch in diesem Sinne ganz viel Kraft, Motivation und vor allem Gesundheit für die kommende Zeit. Ich sehe das, was gerade geschieht, als Chance für unsere Gesellschaft. Vielleicht machen wir alle gemeinsam etwas Gutes daraus. Euer Enrico

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foto: gerhard kneip

foto: heike huth

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Die Zeit in der Isolation gut überstehen… Die markant-rauchige Stimme der Dessauer Sängerin Heike Huth haben in unserer Region garantiert schon sehr viele Menschen gehört. Ob Solo, gemeinsam mit Partner und Ehemann Axel im Duo „Black Velvet“ oder zusammen mit weiteren regionalen Rock-Urgesteinen in der Band „Just Older“, ganz sie selbst, in der Rolle von Marlene Dietrich oder mit ihrem Hildegard-Knef-Programm. Dass sie auch als Musiktherapeutin aktiv ist, dürfte schon weniger bekannt sein – aber mindestens genauso bemerkenswert. Ganz klar, dass sie auch in der aktuellen Krise weder Füße noch Stimmbänder stillhalten kann. Und als Freundin klarer Kante nimmt sie auch im Rahmen unserer Reihe „Künstler persönlich“ kein Blatt vor den Mund. LEO findet das gut und wichtig und übergibt das Wort.

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Social Distancing (Soziale Distanz) ist gerade in aller Munde! Wir sind alle dazu aufgefordert worden, soweit möglich zu Hause in freiwilliger Quarantäne zu bleiben. Aber auch Isolation kann krank machen! Insbesondere Senioren, die als Risikogruppe bezeichnet werden, leiden unter dieser sozialen Distanz. Besuche ihrer Angehörigen gehören zu den Höhepunkten im Alltag. Um die Einsamkeit zu mindern und positive Emotionen hervorzurufen, habe ich ein musikalisches Seniorenprogramm ins Leben gerufen. Um es aufführen zu dürfen, müssen die Gegebenheiten stimmen. Denn auch ich darf die Seniorenheime nicht betreten und muss den nötigen Abstand wahren. Mein Pilotprojekt fand am Ostersonntag (mit Genehmigung des Gesundheitsamtes und technischer Unterstützung meines Kollegen Uwe Nitze) bei „Avendi“ in Dessau-Kochstedt statt und war ein voller Erfolg! Für eine knappe Stunde konnten die Senioren die derzeitigen Alltagssorgen vergessen. Nun hoffe ich, dass andere Einrichtungen folgen, um ihren Bewohnern diese Abwechslung zu ermöglichen.


MUSIKER PERSÖNLICH

KEEP ON ROCKIN IN THE FREE WORLD Hallo, liebe LEO-Leser, mein Name ist Axel Huth. Ich bin Geschäftsführer des Druckhaus Dessau und Hobbymusiker. Gemeinsam mit meiner Frau Heike habe ich vor mehr als 10 Jahren die Band BLACK VELVET gegründet. Außerdem bin ich Bandleader von JUST OLDER, einer Rockband aus Dessau Roßlau. Mit Auftritten in den sozialen Netzwerken halte ich mich normalerweise zurück. Die Idee vom Anhalt Magazin LEO die Ausgaben während der CoronaKrise digital erscheinen zu lassen, finde ich gut! Also beteilige ich mich gern mit einem Song für die Mai-Ausgabe (online abrufbar). Am Piano begleitet mich ein Urgestein der Dessauer Musikszene, Mister Gerhard Kniep!

foto: axel huth

Bleibt gesund und bis bald! Axel

Hier ein kurzer Ausschnitt www.youtu.be/ vSHcK7lP4Nk. Wegen des Rechts am eigenen Bild sind die Bewohner nicht zu sehen! Am Ostermontag ging es mit einem Live-StreamKonzert aus der Marienkirche in Aken/Elbe weiter. Der Bürgermeister der Stadt, Jan-Hendrik Bahn, und der Musiker Björn Hain organisierten diese außergewöhnliche Aktion. Gemeinsam mit den guten Freunden und Kollegen Gerhard Kniep und Mario Rothe ist es gelungen, ein tolles Livekonzert auf die Beine zu stellen! Für mich in dieser Form völliges Neuland! Aber mit der professionellen technischen Unterstützung von Sebastian Schwab, Matthias Busse und Alexander Thiedemann lässt sich das Ergebnis sehen https:// youtu.be/PIyznSLYInE! Auch Pfarrer Dr. Georg Neugebauer war angetan und sagte: „Die Kraft der Musik, die Kraft der Töne schafft es, trotz Kontaktverboten Nähe zu schaffen, die Menschen miteinander zu verbinden und das Gefühl zu erzeugen, dass wir in diesen schweren Tagen nicht alleine sind, sondern enger als zuvor zusammenstehen.“ Auch andere Projekte stehen derzeit auf dem Programm! Gemeinsam mit meinem hochgeschätzten Kollegen Gerhard Kniep wird an einem Wunschprogramm gearbeitet! Über Facebook und andere soziale Netzwerke hat man uns gebeten, alte Songs aus unserer gemeinsamen „ELAN“-Zeit (1981– 1987) wiederzubeleben. Daran arbeiten wir momentan und werden die Ergebnisse dann auf verschiedenen Wegen veröffentlichen.

Natürlich macht es uns Musikern Spaß, uns zu präsentieren und Freude zu verbreiten! Besonders in dieser Zeit! Trotz allem muss die Frage erlaubt sein, ob der Beruf des Künstlers „systemrelevant“ ist? Denn ehrlich gesagt fühlen wir uns momentan ziemlich allein gelassen! Von unbürokratischer Hilfe keine Spur! Auch wir können nicht von Luft und Liebe leben! Es ist ausschließlich der Loyalität zum Publikum zu verdanken, dass viele von uns durch diese Aktionen versuchen, den Alltag etwas erträglicher zu machen! Wir (und alle Berufsgruppen, die mit Veranstaltungen zu tun haben) werden mit einem Berufsverbot belegt und stehen im Regen! Dieser Zustand wird für uns noch lange so bleiben! Wir benötigen mehr als nur die leeren Versprechungen der Politik! In anderen Bundesländern scheint es besser zu funktionieren! Ich hoffe sehr, dass sich auch in unseren Breiten etwas ändert und wir mehr Unterstützung erfahren!!! Ein großes Dankeschön an das Anhalt Magazin LEO, das uns hiermit die Möglichkeit gibt, uns zu präsentieren und zur derzeitigen Lage Stellung zu nehmen! Liebe Grüße an alle LEO-Fans, Heike Huth ȹ Black Velvet Livemusik aus Dessau Hildegard Knef – DAS PROGRAMM Just Older – Rock aus der Bauhausstadt Mobile Musiktherapie Dessau Veranstaltungszentrum Golfpark Dessau

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foto: © neo / matthias barwig

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

NEO Als Sänger der Dessau-Roßlauer Rockband „Down Below“ stand Matthias Barwig alias „Neo Scope“ ab 2003 auf Bühnen in ganz Deutschland und Europa. 2008 vertrat die Band unser Bundesland bei Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ und belegte den sensationellen 3. Platz. 2016 gaben „Down Below“ jedoch ihre Trennung bekannt. Aus „Neo Scope“ wurde „NEO“, der seitdem auf Solopfaden unterwegs ist, aber auch für andere Künstler textet und komponiert. Eigentlich würde er in diesen Tagen in den Clubs und Konzerthallen der Republik seine sehr persönlichen Songs präsentieren. In unserer Reihe „Musiker persönlich“ gibt er nun Einblicke in seinen Alltag ohne Bühne.

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In meinem Fall ist es so, dass ich durch meinen Beruf als Erzieher in einem Kinderheim gerade gut zu tun habe. Unsere Kinder sind zu Hause, die Schulen noch geschlossen. Vor diesem Hintergrund musste die Musik sich jetzt unterordnen. Dennoch ist es mir gelungen, zusammen mit Freunden ein Online-Festival auf die Beine zu stellen. Ein Video und einen Song aus dem Homeoffice habe ich auch realisieren können.Der Song heisst „Irgendwann kommt das Licht zurück“ (https://youtu.be/HaAvIniJMI) und steht für Hoffnung, Zuversicht und Dankbarkeit. Der Text möchte aber auch zum Nachdenken darüber anregen, was wir aus dieser schwierigen Zeit lernen können. Ich kann und will die aktuelle Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich arbeite, wie gesagt, in einem sozialen Beruf. Was an Schicksalen und Leid geschieht, ist schlimm. Wenn Enkel ihre Großeltern nicht mehr besuchen dürfen und diese dann sterben, das macht etwas mit uns. Kinder spielen nicht mehr miteinander, weil sie nicht dürfen. Die elementarsten und notwendigen Dinge, unsere „sozialen Grundbedürfnisse“, sind plötzlich nicht mehr gegeben. Mich beschäftigt das sehr


L EO P L AY L IS T 20 14 VO N M A RIE LA N DES

1

Pixies Where Is My Mind

2 Shout Out Louds Please Please Please

3 Tocotronic Drüben auf dem Hügel

LEO PLAYLIST MAI 2014

L EO P L AY L IS T 20 15 VO N M A RIE LA N DES

1

Portugal. The Man. The Sun

2 Hot Chip Over And Over

3 The Whitest Boy Alive Burning

LEO PLAYLIST MAI 2015

und es macht mir auch ein wenig Angst, wie schnell man sich scheinbar an das „neue Normal“ gewöhnen kann. Meine Tour im Mai ist leider abgesagt. Ich stecke jetzt den Kopf aber nicht in den Sand und nutze die Zeit jetzt, um an meinem neuen Album zu arbeiten. Das geht mit Freunden auch online ganz gut, von Halle/ Saale nach Berlin über Bayern. Das Internet macht es möglich. Mein aktuelles Album heisst übrigens „Lebenslinien“ und passt gerade ziemlich gut in diese Zeit. Songs wie „Kaltes Paradies“ oder „L(i)eben“ gewinnen für meine Fans in diesen Tagen plötzlich zusätzlich an Bedeutung. Ich stehe mit Ihnen über soziale Netzwerke in Kontakt. Ich mache Livestreams, in denen wir einfach nur reden und zu denen ich auch Freunde in das Gespräch einlade. Freunde wie den Schauspieler Bernd Lambrecht, der sich nach seiner Rückkehr aus den USA in Heimquarantäne begeben musste und so Erfahrungen aus erster Hand weitergeben konnte. Ich bin also umtriebig, viel beschäftigt und ehrlich gesagt sehr dankbar, dass ich so ausgebucht bin. Ich bin froh, dass ich arbeiten darf und nicht in die Untätigkeit gezwungen bin und der Ungewissheit so um ein Vielfaches mehr ausgesetzt.

Deswegen haben alle Menschen meine Hochachtung, die dieser Tage zuversichtlich und besonnen bleiben. Wir sind ja auch „Sonnenköppe“. Ich wünsche allen Lesern und auch dem LEO-Team viel Mut und Kraft sowie Herz, Verstand und Augenmaß bei der Bewältigung dieses Ausnahmezustandes. Beste Grüße Matthias Barwig/NEO ȹ NEO online: Der NEO-Fanshop: www.neo-fanshop.de/ NEOs Youtubekanal: www.youtube.com/channel/ UCK3qkAf8s-qefDtpxbE0INQ Facebook: www.facebook.com/kaltesparadies Instagram: www.instagram.com/neo_kaltesparadies)

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foto: © steven schwanz

ȹ musiker persönlich

MUSIKER PERSÖNLICH

Sabine Graichen Regelmäßige LEO-Leser kennen Sabine Graichen alias „Binegra“ aus den zahlreichen Künstlerinterviews unserer gemeinsamen „Musifiziert“-Reihe. Auch wenn diese aus beruflichen Gründen vor einigen Monaten leider eingestellt werden musste, ist die Dessauerin ihrer großen Leidenschaft, der Musik, natürlich treu geblieben. In schwierigen Zeiten gehört es sich, Freunde zu fragen, wie es ihnen geht. Und daher lassen wir „Binegra“ in unserer kleinen Serie „Musiker persönlich“ diesmal ganz in eigener Sache zu Wort kommen.

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Liebe LEO-Leser, mein Name ist Sabine Graichen - unter dem Künstlernamen „Binegra“ kennen mich vielleicht auch einige von Euch. Ich bin Sängerin, Songschreiberin, Bloggerin, Youtuberin und seit dem letzten Jahr auch Teil des Dessauer Kabarett „Bienenstich“. Als selbstständige Künstlerin hatte ich zu Beginn der Coronakrise wirklich große Bedenken, auch Existenzangst, und war hin- und hergerissen, richtig blockiert sogar. Nachdem die erste Panik bewältigt war, konnte ich wieder Chancen sehen. Vielleicht ist das jetzt einfach der Zeitpunkt, mal alles zu hinterfragen, was man so macht, um sich dann neu aufzustellen. Ja, ein paar meiner Einkommenssäulen sind mir weggebrochen durch das Veranstaltungsverbot. Eine konnte ich gut anpassen und andere bleiben mir zum Glück nach wie vor erhalten. Meinen Gitarrenunterricht zum Beispiel gebe ich seit der Kontaktbeschränkung via Skype. Das hilft den Schülern, am Ball zu bleiben, und sichert mir natürlich auch Einnahmen, die sonst zusätzlich wegbrächen. Auch Leseproben und Besprechungen mit meiner „Bienenstich-Familie“ finden immer noch per Videochat statt. Das schweißt zusammen und regt ungemein den Ideenaustausch an. Leider müssen auch unsere Termine im Alten Theater in Dessau, die im April und Mai geplant waren, aufgrund des Verbots entfallen. Jedoch


L EO P L AY L IS T 20 16 VO N M A R IE LA N DES

1

The Lumineers Morning Song

2 Feist I Fell It All

3 The Drums Let‘s Go Surfing

LEO PLAYLIST MAI 2016

L EO P L AY L IS T 20 17 VO N T H O M A S O H RM A N N

1

The XX I Dare You

2 The war on drugs Thinking of a Place

3 White Denim No Nee Ta Slode Aln

LEO PLAYLIST MAI 2017

holen wir diese Veranstaltungen im Frühjahr 2021 nach. Und wir blicken hoffnungsvoll auf die Termine im Dezember in diesem Jahr. Daneben habe ich aber noch ein paar andere Eisen im Feuer und über „zu viel Zeit“ kann ich mich jetzt eigentlich auch nicht beschweren. Glücklicherweise helfen mir Online-Kooperationen, mich über Wasser zu halten. Zum Aufnehmen und Komponieren hab ich mir ein Heimstudio eingerichtet, was mir ermöglicht, zu Hause Musik zu produzieren, sowie Sprach- und Gesangsaufnahmen zu machen. Oft bekomme ich da Anfragen als Studiosängerin, erhalte ein Instrumental und nehme dann eigenständig den Gesang dazu auf. Und da kann man mit Künstlern und Produzenten sehr gut über das Internet zusammenarbeiten, weltweit. Allerdings warten auch ein paar schöne Kollaborationen mit regionalen Künstlern auf meinem Schreibtisch, die bald fertig sind. „Schreibtisch“ ist ein gutes Stichwort. Ich mag ja das Schreiben und arbeite so auch aktuell weiter an meinem Buch zum Blog, wo es um meinen Weg als Musikerin in die Selbstständigkeit und Öffentlichkeit geht. Auf meinem Blog musifiziert.de habe ich bereits viele Erfahrungen geteilt. Das Buch soll eine Ergänzung dazu werden. Daumen drücken, dass ich damit irgendwann fertig werde und nicht noch ein Kapitel zum Thema „Überleben in der Coronakrise“ beginne. Abgesehen davon, habe ich im April sehr spontan für meine 5-jährige Nichte zum Geburtstag eine

Kurzgeschichte geschrieben und aufgenommen, weil ich sie nicht zu ihrem Geburtstag besuchen konnte. Vielleicht hätte man von mir jetzt eher Musik erwartet, stattdessen möchte ich gern meine Kurzgeschichte vom „ängstlichen Entenkind“ mit Euch teilen. Die findet Ihr hier zum Lauschen oder selber lesen www.binegra.de/texte/ kleine-geschichten/das-ängstliche-entenkind/. Klar, Musik gibts natürlich auch. Mein Album „Empathie“ findet Ihr hier www.binegra.de/album/ Wenn Ihr mich unterstützen möchtet und eine CD bestellt, freue ich mich sehr. Wer auch das nächste Album nicht verpassen möchte, kann sich gern in meinem Newsletter verewigen oder mir auf Facebook oder Instagram folgen. Sogar Videos zum Zeitvertreiben hab ich bei Youtube ein paar auf Lager. Ich denke, das Wichtigste ist jetzt, zuversichtlich zu bleiben und sich gegenseitig zu stärken. Bleibt gesund und genießt das tolle Wetter, wenn Ihr könnt. ȹ Sabine Graichen online: www.binegra.de www.facebook.com/BinegraMusik www.instagram.com/binegra www.youtube.com/user/binegramusik

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ȹ erste kultureinrichtungen sind wieder geöffnet

Museen, Parks & Co. — Bereit, wieder besucht zu werden Tierparks in der Region Anhalt Wittenberg, Tierpark

Schutzmaßnahmen:

Öffnungszeiten: täglich 9.30–16.30 Uhr

Es gelten die Abstands- und Hygieneregeln

www.tierpark-wittenberg.de

sowie Zugangsbegrenzungen nach § 2 Abs. 1 entsprechend 5. SARS-CoV-2-Eindämmungs-

Köthen, Tierpark

verordnung. Darin inbegriffen ist, dass

Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–19 Uhr +

Streichelgehege, Tierhäuser und andere

Sa, So, feiertags 9–19 Uhr

Gebäude in Tierparks noch nicht zugänglich

www.tierpark-koethen.de

sind. Mund-Nasen-Bedeckungen sind in den Parks nicht zwingend zu tragen.

Dessau, Tierpark* foto: © tierpark wittenberg

Öffnungszeiten: täglich 9 bis 19 Uhr

40

www.tierpark.dessau-rosslau.de

* Terrarium, der Hundegarten, die Streichelgehege und die Australienvoliere sind gesperrt, bzw. geschlossen. Auch das Füt-

Greppin, Greppiner Tiergehege e.V.

tern der Tiere ist zurzeit immer noch absolut

Öffnungszeiten: täglich 7–18 Uhr

verboten.

www.facebook.com/Tiergehege.Greppin


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ȹ erste kultureinrichtungen sind wieder geöffnet

Anhaltische Landesbücherei Dessau Dessau, Hauptbibliothek

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten:

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Mo, Di, Do, Fr 9–12 Uhr + 13–18 Uhr

Mund-Nasen-Bedeckungen.

Sa., 10 bis 13 Uhr

Info: Im Moment ist es nur möglich, Medien abgeben und ausleihen. Der Lesesaal, die

Roßlau, Ludwig-Lipmann-Bibliothek

Sitz- und Arbeitsbereiche, die Internet-

Öffnungszeiten:

plätze und Opac-Plätze in beiden Häusern

Mo 9–12 Uhr, 13–16 Uhr

sind gesperrt.

Di + Fr 9–12 Uhr Do 9–12 Uhr + 13–18 Uhr www.bibliothek.dessau-rosslau.de

Archive in Dessau-Roßlau Dessau, Stadtarchiv und Landeshauptarchiv

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Mi + Do 9 –15 Uhr

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

www.landesarchiv.sachsen-anhalt.de

Mund-Nasen-Bedeckungen.

Fachbibliothek im Umweltbundesamt Dessau, UBA

Info: In dringenden Fällen bitte per E-Mail

Öffnungszeiten: bis 17.5. geschlossen

Kontakt aufnehmen bibliothek@uba.de

www.umweltbundesamt.de/das-uba/

oder telefonisch 0340 21032304

foto: © uba

fachbibliothek-umwelt

Bibliotheken in Köthen Köthen, Stadtbibliothek

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten:

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Mo 9–15 Uhr + Di, Do, Fr 10–18 Uhr

Mund-Nasen-Bedeckungen, Verweildauer:

www.koethen-anhalt.de

maximal 30 Minuten. Info: Versäumnisgebühren für bisher entliehene Medien entfallen bis Ende Mai.

Köthen, Homöopathische Bibliothek

hombib-koethen@dzvhae.de oder

ab 14. Mai

telefonisch 03496 512893

www.hombib-dzvhae.de

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Info: Anfragen per E-Mail:

Öffnungszeiten:


Bibliothek in Zerbst Zerbst, Stadtbibliothek

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–16 Uhr

Abstandsregel, Hygienevorschriften und Mund-Nasen-Bedeckungen.

www.stadtbibliothek-zerbst.de

Info: Es wird um telefonische Absprache gebeten.

Bibliothek in Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen, Stadtbibliothek Bitter-

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

feld-Wolfen im Ortsteil Stadt Wolfen

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Öffnungszeiten:

Mund-Nasen-Bedeckungen, Verweildauer:

Mo–Do 10–12 Uhr + 13–18 Uhr

maximal 30 Minuten

Di 10–12 Uhr + 13–16 Uhr

Info: Aktuell ist es nur möglich, Medien abzugeben und auszuleihen. Der Lesesaal, Nutzung des Kopierers und der Internetplätze sind nicht möglich.

Fr 10–12 Uhr www.bitterfeld-wolfen.de

Bibliothek in Gräfenhainichen Gräfenhainichen, Stadtbibliothek

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten:

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Di–Do. 10–12 Uhr + 13.30–18 Uhr

Mund-Nasen-Bedeckungen.

Fr 10–12 Uhr + 13.30–16 Uhr www.graefenhainichen.de

Bibliothek in Coswig (Anhalt) Coswig, Stadtbibliothek

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten:

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Mo + Fr 9.30–12 Uhr + Di 13–18 Uhr

Mund-Nasen-Bedeckungen.

Do 13 bis 17 Uhr www.coswig-online.de

Bibliotheken in Wittenberg Wittenberg, Reformationsgeschichtliche

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Forschungsbibliothek

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

Öffnungszeiten: Mo–Do 10–16 Uhr + Fr 10–14 Uhr

Mund-Nasen-Bedeckungen. * max. 5 Besucher gleichzeitig

www.rfb-wittenberg.de Wittenberg, Stadtbibliothek* Öffnungszeiten: Mo, Mi + Do 10–14 Uhr + Di 14–18 Uhr www.wittenberg.de

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foto: © stiftung bauhaus dessau

ȹ erste kultureinrichtungen sind wieder geöffnet

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Marienkirche Dessau, Ausstellung des Stadtarchivs „Dessau in Trümmern“ Öffnungszeiten: Di + Do 10–16 Uhr (ab 12.5.)

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung, Hygienevorschriften und Mund-NasenBedeckungen

www.dessau-rosslau.de

Technikmuseum »Hugo Junkers« Dessau, Förderverein für das Technik-

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

museum „Hugo Junkers“ Dessau e. V.,

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

Kühnauerstraße 161a

Bedeckungen

Öffnungszeiten: Mo–So 10–17 Uhr www.technikmuseum-dessau.org

Stiftung Bauhaus Dessau Dessau, Bauhaus Museum Dessau

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Di–So 10 –18 Uhr (ab 12.5.)

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

www.bauhaus-dessau.de

Bedeckungen. Bis einschließlich 30. Juni 2020 erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt. Ein spezielles „Corona-FAQ“ auf www.bauhaus-dessau.de beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Besuch, aktuell keine Führungen.

Dessau, Bauhausgebäude

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Di–So 10 –17 Uhr (ab 12.5.)

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

www.bauhaus-dessau.de

Bedeckungen. Bis einschließlich 30. Juni 2020 erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt. Ein spezielles „Corona-FAQ“ auf www.bauhaus-dessau.de beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Besuch, aktuell keine Führungen. Zusatzprogramm: Das Bauhaus ist über ein besonderes Leitsystem auf neuen Wegen entdeckbar, z. B. sind die Aula und das Treppenhaus hinter dem Bauhaus-Schriftzug zur Besichtigung geöffnet.

Dessau, Konsumgebäude in der Siedlung

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Dessau-Törten

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

Öffnungszeiten: Di–So 10 –17 Uhr (ab 12.5.)

Bedeckungen

www.bauhaus-dessau.de

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foto: melanchthon-haus © hagen immel

ȹ erste kultureinrichtungen sind wieder geöffnet

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt Wittenberg, Lutherhaus und

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Melanchthon-Haus

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

Öffnungszeiten: Di–So 10–16 Uhr

Bedeckungen, aktuell keine Führungen,

www.martinluther.de

Audioguides und Veranstaltungen

Cranach-Stiftung Wittenberg Wittenberg, Cranachhaus

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Di–Sa 10–16 Uhr

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

www.cranach-stiftung.de

Bedeckungen

Museum im Zeughaus Wittenberg, Städtische Sammlungen

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten: Di–So 9 –17 Uhr

Abstandsregel, Hygienevorschriften und

www.wittenberg.de

Mund-Nasen-Bedeckungen, aktuell keine Audioguides verfügbar

Luther 1517 Wittenberg, 360°-Panorama

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Öffnungszeiten:

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

8.–10. Mai, 15.–17. Mai, 21. –24. Mai

Bedeckungen

täglich ab 29. Mai 10–17 Uhr www.wittenberg360.de

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Museen und Ausstellungen im Schloss Köthen Köthen, Naumann-Museum, Erlebniswelt

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Deutsche Sprache, Historisches Museum

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

und Bachgeschichte, Prähistorische Aus-

Bedeckungen

stellung Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr (ab 14.5.) www.bachstadt-koethen.de

Museen und Ausstellungen in Zerbst Köthen, Museum der Stadt Zerbst/Anhalt,

Schutzmaßnahmen: Zugangsbeschränkung,

Museale Sammlung „Katharina II.“

Hygienevorschriften und Mund-Nasen-

Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr (ab 12.5.)

Bedeckungen

www.stadt-zerbst.de

Gartenreich Dessau-Wörlitz Wörlitz, Schloss Wörlitz

Dessau, Schloss Mosigkau

Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 10–18 Uhr

Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 10–17 Uhr

Insel Stein und Villa Hamilton

Dessau, Schloss Luisium

Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 10–18 Uhr

Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 10–17 Uhr www.gartenreich.de

Wörlitz, Gotisches Haus Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 11–17 Uhr

Schutzmaßnahmen: Abstandsregel, Hygienevorschriften und Mund-Nasen-Bedeckun-

Wörlitz, Floratempel Öffnungszeiten: Sa–So, feiertags 11–17 Uhr

gen, kontaktloses und passendes Bezahlen wird empfohlen. Infos: Thematische Führungen werden

Oranienbaum, Schloss Oranienbaum

wieder angeboten, maximale Gruppengröße

Öffnungszeiten: Di–So, feiertags 10–17 Uhr

von vier Personen. Fähr- und Gondelbetrieb

foto: ksdw/ heinz frässdorf

im Wörlitzer Park ist wieder angelaufen.

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ȹ mailights

Der Wonnemonat im Rückspiegel Hach, das waren noch Zeiten. Also die, in denen der Wonnemonat Mai mit einer Vielzahl von Aktivitäten, Veranstaltungen oder auch Jubiläen seinem Ruf nicht nur wettertechnisch gerecht werden konnte. Im Moment ist da eher noch Abwarten angesagt, die außerhäuslichen Highlights halten sich in überschaubarem Rahmen. Und was macht man, wenn die überschüssige Energie irgendwie kanalisiert werden muss? Man räumt auf, sortiert um, kramt in wohligen Erinnerungen. Wir haben das auch getan und uns in den Mai-LEOs der letzten zehn Jahre nach besonderen Themen und Erinnerungen umgeschaut. Und haben dabei einiges wiederentdeckt, das wir selbst schon fast vergessen hatten. Hier sind sie also, die ausgewählten Höhepunkt der vergangenen Maienzeit. Unsere Mailights und besondere Mailensteine, sozusagen.

05 2010 monatlich kostenlos LESBAR

2003 <|> heft-nr. 78 seit

auflage: 15.000

2010 (Heft-Nr. 78)

Wie die Zeit vergeht! – „Dieses riesengroße Interesse habe ich so nicht erwartet“ staunte vor zehn Jahren der zweite Präsident des UBA am Standort Dessau, Jochen Flasbarth. Erst langsam und dann ganz schnell rückte das Umweltbundesamt Anfang des Jahrtausends in die öffentliche Dessauer Aufmerksamkeit. Im Mai 2010 feierte es dann auch schon sein erstes kleines Jubiläum – und der LEO feierte mit einer Sonderausgabe zum Fünften mit. Flasbarth, der das UBA als Nachfolger von Andreas Troge von 2009 bis 2013 als Präsident leitete, sprach mit uns über die wachsende Bedeutung der Umweltbehörde in der nationalen und internationalen Wahrnehmung, aber auch über das Ankommen des Amtes in einer chancenreichen Region. Seit 2013 ist Jochen Flasbarth Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (bis 2018 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit).

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außerdem im heft: »die außenseiter« u, priorau, möst n, teil 3: schiera leo dorfgeschichte er, weiter« »höher, schnell eeting »anhalt leichtathletik-m das internationale in dessau 2010« am 28. mai e« bienvenue, welcom portrait »willkommen, leo in wittenberg im das clack theater

leo präsentier

LEO Dates über 620 mai Termine für Anhalt

t

Frühlingsfest in en der Stadt aus Eis

in ferropolis statt. e des frühlingsfestes – findet die premier die ganze familie vom 13. bis 16. mai und aktionen für onen, konzerte aus eisen. jede menge attrakti für eine neue saison in der stadt pp zugleich der aufgalo magazin. leo - das anhalt präsentiert von

foto: © studio good

„Dieses riesengroße Interesse habe ich so nicht erwartet“


05 2011 monatlich kostenlos LESBAR

heft-nr. 89 seit 2003 <|> auflage: 15.000

leo verlost

Maffay rockt Ferropolis

2011 (Heft-Nr. 89)

die saison in ferropolis ist voll im gange. jede menge freizeitangebote locken in die baggerstadt. mit peter maffay am 27. mai steht auch das erste große konzert des jahres vor der tür & wir verlosen tickets ...

LEO-Dorfgeschichten, Teil 13: Düben „Das musikalische Dorf“

außerdem im heft:

leo sport

LEO Dates über 590 mai Termine für Anhalt

hohe zeit der sportskanonen anhalt bietet sport in vielen farben & varianten. räder drehen sich in wittenberg & mosigkau, gelaufen wird in köthen. leichtathletik-stars fühlen sich in dessau wohl. ob aktiv oder passiv – der mai ist sportlich in anhalt.

foto: leo

Man nehme Anhalt-Dessau-Wittenberg, durchreise die Region in Länge, Breite und zwischendrin, lege sein Ohr an die eine oder andere Tür und lauscht. Wenn man ganz genau hinhört, dann erfährt man sie, die „LEO-Dorfgeschichten“: Selten tauchen die kleinen Gemeinden in Tourismusbroschüren auf und doch gibt es in jedem Ort mindestens eine aufregende Geschichte zu erzählen. Unsere Reporterin Gina Apitz machte sich deshalb auf und besuchte jeden Monat ein Dorf im LEO-Land. Im Mai 2011 war „Das musikalische Dorf“ Düben Ziel der Reise. Düben hat gleich mehrere eigene Lieder. Eines hat die ehemalige Ortsbürgermeisterin selbst geschrieben. Es ist eine Hommage an ihren Heimatort und seine Bewohner. Grund genug, die Autorin einmal persönlich zu treffen. Reporterin Gina Apitz besuchte insgesamt 17 Dörfer und gewährte seltene und immer wieder wunderschöne Einblicke in die Historie jedes einzelnen Ortes.

»unter dem zeichen der pommesgabel« vom 27. bis 29. mai wird auf dem flugplatz dessau gerockt. das metalfest open air lädt ein!

2012 (Heft-Nr. 100)

LEO Gespräch: Zuhause ist Anhalt mit Prinz von Anhalt / LEO 100

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foto: © joachim oppermann

- danke anha 2003–2012

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Der LEO wurde 100 und da schickte es sich an, den „wahren“ Landesherren zum Gespräch einzuladen. Bereits in der ersten LEO-Ausgabe war der Chef des Hauses Anhalt-Askanien, Julius Eduard Erdmann Ernst-August Prinz von Anhalt, Premieren-Interviewgast und „Covermodel“. Fast ein Jahrzehnt später fragten wir ihn nach seinen damaligen Ansichten, seinen Erfahrungen in und mit Anhalt, seinen Wünschen und Hoffnungen – und natürlich nach seinem im Erst-LEO gegebenen Versprechen, seinen Cousin, Charles Mountbatten-Windsor, besser bekannt als Prinz Charles von England, nach Wörlitz zu holen. Erfüllt wurde dieses dann schließlich noch einmal genau sieben Jahren später: Am 8. Mai 2019 stattete Prinz Charles dem Gartenreich Dessau-Wörlitz einen offiziellen Besuch ab.

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ȹ mailights

2013 (Heft-Nr. 111)

„10 Jahre LEO – Wir sagen Danke!“ Im Mai 2013 feierten wir 10 Jahre LEO – das waren 111 Monate echtes Leben in Anhalt, mit Portraits, Geschichten, Reportagen, Interviews und abertausenden Terminen für das LEO-Land zwischen Dessau, Wittenberg, Köthen, Zerbst, dem Wörlitzer Winkel, Bitterfeld-Wolfen und Bernburg. Bereits im April 2003 startete das Abenteuer LEO mit jeder Menge Idealismus und Lust auf einen Landstrich, den es zu erobern galt. Gerade die Anfangszeit war voller Herausforderungen für die LEO-Macher. Viele Herausforderungen sind geblieben, einige bewältigt, so manche – wie die gerade aktuellen – neu dazugekommen. Aber die Begeisterung, die LEO-Leser mit schönen Geschichten zu erfreuen, bleibt. Doch was ist ein Geburtstag ohne Geschenke! Unser Geschenk an alle LEO-Leser: Das erste und bis heute einzigartige LEO-Spiel „Die verrückte Reise durchs LEO-Land“ – ein Spaß für die ganze Familie. Apropos Spaß: Die Gebrüder Sommer aus dem Jubiläumsjahr sind bis heute legendär!

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05 2014 monatlich kostenlos • lesbar

heft-nr. 122 seit 2003 aufl.: 15.000

2014 (Heft-Nr. 122)

Bau auf, bau auf – die neuen Meisterhäuser

05 2015 heft-nr. 133 seit 2003 aufl.: 15.000

alt-Tag Sachsen-Anh en 2015 in Köth in Anhalt. die Stadt Köthen Einwohner hat nach Knapp 27.000 aller Voraussicht Mai werden sich Vom 29. bis 31. en auf den Straßen Mal so viele Mensch er des mindestens fünf ist Köthen Gastgeb mit tummeln. Dann n Landesfestes der Kreisstadt Tages, des beliebte mit 19. Sachsen-Anhaltmpunkten, u.a. Program und en „Hermes zahlreichen Angebot Bühne oder der Radio Brocken 10 s. • „Elaiza“ auf der des MDR auf der Bühne House Band“

r André Bücke sagt Adieu

intendant des en ist...“ Der General „Wenn es am Schönst André Bücker, sagt so langsam Theaters, Wagners MamAnhaltischen egs leise. Richard auch Adieu. Doch keinesw Nibelungen“ schließt wohl Ring des 40 mutwerk „Der in Dessau. • s. für seine Zeit für ihn einen Ring

foto: © leo

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2015 (Heft-Nr. 133)

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füR RocKfAnS Reiche eRnTe n dürfte den Begriff andere Musikfa en Der eine oder Musik aus deutsch handgemachte dage„Krautrock“ für „Kartoffelrock“ mal gehört haben. wenn Landen schon 30. Mai ändern, Das soll sich am lhalle im gen eher nicht. rt die Kartoffe griffigen Stichwo Music Night“ unter diesem bei „Farmer‘s Selbitz Kemberger Ortsteil wird. • s. 42 zur Konzerthalle

leo dates über Mai Termine für Anhalt

foto: © sven hertel, stadtarchiv dessau

Fast 70 Jahre nach ihrer Zerstörung war es im Mai 2014 so weit: Die neu errichteten Kubaturen der Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy waren fertiggestellt, das Ensemble der Dessauer Meisterhäuser wieder vollständig. Am 16. Mai wurden die Bauten, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck eröffnet und der Öffentlichkeit übergeben. Doch damit wurde nicht nur eine historische Wunde im Stadtbild geschlossen. Die „neuen“ Meisterhäuser, die seitdem von der Stiftung Bauhaus und dem Kurt-Weill-Zentrum genutzt werden, stehen auch beispielhaft für das gelebte Erbe der Klassischen Moderne und einen Blick in die Zukunft von Kunst und Architektur. LEO berichtete über ihre (Wieder) Entstehung und darüber, was Interessierte beim dreitägigen Fest erwartete.

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über Mai Termine für Anhalt

Sachsen-Anhalt-Tag und 900 Jahre Köthen Bis 2017 wurde der, jetzt alle zwei Jahre durchgeführte, Sachsen-Anhalt-Tag alljährlich gefeiert. 2015 war Köthen dran und konnte gleichzeitig noch ein größeres Jubiläum feiern: Seinen 900. Geburtstag. In Chroniken aus dem Jahr 1115, die schildern, wie Fürst Otto von Ballenstedt „bei dem Orte, der Cothen heißt“ plündernde Slawen vernichtend schlug, wird das heutige Köthen erstmals urkundlich erwähnt. 900 Jahre später, im Mai 2015, lautete das Motto: „KÖTHEN – ANHALTen und erleben!“ Und das war auch Programm. 165.000 Besucher verzeichnete das dreitägige Fest Ende Mai, die 27.000 Einwohner feierten mit ihren Gästen auf den Straßen der Kreisstadt die 19. Ausgabe des beliebten Landesfestes mit zahlreichen Angeboten und Programmpunkten. Ein Fest, das die Bachstadt und Wirkungsstätte des Homöopathie-Begründers Samuel Hahnemann nicht so schnell vergessen hat.

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ȹ mailights 05 2016 monatlich kostenlos • lesbar

heft-nr. 144 seit 2003 aufl.: 15.000

2016 (Heft-Nr. 144)

Auserwähltes mit Manfred Krug

Manfred Krug zu Gast

Lange hatte es gedauert, bis wir die Interviewzusage bekamen. Und mit jedem Tag Warten stieg die Aufregung, ob es denn überhaupt klappen würde. Herr Krug sei viel beschäftigt, hieß es, und zwischen den Auftritten sei nicht viel Zeit. Gut, dann eben die Frage per Mail an sein Management und weiter Daumen drücken. Das Bangen und Gedulden sollte sich lohnen. Kurz vor Redaktionsschluss – den wir, natürlich rein zufällig, leicht nach hinten geschoben hatten – kamen die ersehnten Antworten, zusammen mit einem Stapel ganz frischen Bildmaterials. Manfred Krug, offen, bestens aufgelegt und sympathisch im LEO-Gespräch. Wir waren glücklich. Leider sollte es nicht nur das erste und einzige Interview des beliebten Schauspielers, Sängers und Schriftstellers im LEO werden, sondern auch eines seiner letzten. Wenige Monate später, im Herbst, ging Manfred Krug für immer von uns. Nicht nur wir vermissen ihn.

zu und Uschi Brüning Manfred Krug Jahren Anfang Mai sind t seit über 40 Beide verbinde Gast in Anhalt. neuestem eine chaft und seit . • s. 16 eine innige Freunds Das LEO-Gespräch gemeinsame Platte.

„Musik ist mein Leben“

ist und seit ist Musiker, Kompon h Reuter Christoph Reuter Christop Kabarettist. Und neuestem auch Begleiter ist er musikalischer ist Dessauer. Als unterwegs. von Hirschhausen zudem mit Eckart einem improvilädt er u.a. zu Im LEO-Gespräch • ab s. 14 ein. Bauhaus ins sierten Konzert

pLäne in zieMLich Grosse Ausstellungen 120 Personen, Werke von rund rg, Leuna, Magdeburg, Mersebu so Halle, Dessau, „Große Pläne“ Quedlinburg – Elbingerode und -Ausstellung großen Bauhaus -Anhalt der Titel der neuen Moderne in Sachsen zur Angewandten 10 s. • und 1933. zwischen 1919

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05 2017 monatlich kostenlos • lesbar

heft-nr. 155 seit 2003 aufl.: 15.000

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Reformationsjubiläum – Ein Kirchenfest für die ganze Welt

ist am letzten christlichen Welt wo (nicht nur) der gerichtet. Hier, Die Aufmerksamkeit tadt Wittenberg protee auf die Luthers die Geburt der Mai-Wochenend tion und damit 1517 die Reforma 500-jährige Jubiläum am 31. Oktober nahm, soll das ihren Anfang stantischen Kirche begangen werden. e Festwochenende der 36. Deutsch und großen mit einem in acht Städten Festgottestage auf dem Weg“ im gemeinsamen Sechs „Kirchen Bis Berlin gipfeln ergs. in tag Wittenb Kirchen e vor den Toren Evangelische . • s. 10 en auf der Festwies henende erwartet dienst und Konzert r werden am Festwoc zu 200.000 Besuche

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foto: © tom schulze / asisi

SEN AB NACH DRAUS die Natur steht wieder länger, Die Tage werden wieder für angedie Sonne sorgt ehen! Und in voller Blüte, turen – Zeit, rauszug . nehme Tempera freiem Himmel Getränk unter Monat Zeit für das erste 2017 wird in diesem Die Biergartensaion . • s. 34 eröffnet offiziell

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2017 stand in Wittenberg alles im Zeichen des Reformationsjubiläums. Wir nannten es „Ein Kirchenfest für die ganze Welt“, denn die wurde schließlich nicht nur durch Luther verändert, sondern hatte sich auch zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags angekündigt. Zehn Jahre lang hatte die Lutherdekade das Jubiläum mit vielfältigen Veranstaltungen und Reiseangeboten zur Spurensuche an Originalschauplätzen der Reformation eingeläutet. Der Mai markierte den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Der LEO blickte unter anderem auf die sechs „Kirchentage auf dem Weg“ in acht Städten und den 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin, die im gemeinsamen Festgottesdienst und Konzerten auf der Festwiese vor den Toren Wittenbergs endeten. Gefeiert wurde aber noch weiter bis zum 31. Oktober – dem Tag, an dem Luther 1517 der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche Wittenberg schlug.


05 2018 monatlich kostenlos • lesbar

heft-nr. 166 seit 2003 aufl.: 15.000

das anhalt magazin

2018 (Heft-Nr. 166)

Südseeträume in Wörlitz Südseeträume in Wörlitz Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz widmet dem fast vergessenen Welterkunder Georg Forster ein Themenjahr und zeigt, was die Parkstadt mit den Südsee-Paradiesen Tonga und Tahiti verbindet. • s. 10

10 JAHRE CLACK THEATER Varieté funktioniert nur in der Großstadt? Das Wittenberger CLACK Theater beweist seit einem Jahrzehnt, dass das nicht immer so sein muss. • s. 16 SELBITZ ROCKT DIE KARTOFFEL Mit der zweiten Auflage ihres „Kartoffelrock“ zeigt eine Gruppe engagierter Dorfbewohner, dass sich auf dem Land nicht nur Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. • s. 34

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foto: © hartmut bösener

Schon im Mai 2018 kamen Urlaubsgefühle auf – und das nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen. Im Gartenreich wurde die Ausstellung „Südseeträume in Wörlitz“ eröffnet und leitete ein Themenjahr ein, in dessen Zentrum der Welterkunder Georg Forster stand. Ein wahres Multitalent, denn Forster war Wunderkind, Weltreisender, Ethnologe, Schriftsteller, Aufklärer und Revolutionär. LEO sprach mit dem Leiter der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dr. Wolfgang Savelsberg, über die Ausstellung und über die besondere Verbindung zwischen Forster und Fürst Franz, zwischen Wörlitz und der Südsee. Ein Jahr später konnte an gleicher Stelle die Eröffnung der neue Dauerausstellung „Rückkehr ins Licht – Georg Forster und die Wörlitzer Südseesammlung“ gefeiert werden, die bis heute, oder nun endlich wieder, im Schloss Wörlitz sowie im Südseepavillon besichtigt werden kann.

05 2019 monatlich kostenlos • lesbar

heft-nr. 177 seit 2003 aufl.: 15.000

t magazin das anhal

te Zwei Jahrzehn us Ohrenschma Konzert gemeinsames six“ ihr erstes urtstag 1999 gaben „l’arc Zum 20. Bandgeb r r Marienkirche. in der Dessaue ünschten Klassike und die meistgew gibt es neue Titel nten. • s. 33 aus zwei Jahrzeh

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foto: © hartmut bösener

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Das Bauhaus neu sehen und fühlen – 100. Bauhaus-Geburtstag Im Mai 2019 kam der „Bauhaus-100-Zug“ so richtig ins Rollen. Im LEO schauten wir auf die Ausstellungen, die bereits begonnen hatten und die uns durch den Mai und das laufende Jahr begleiten würden. Mit der Freiraumausstellung „Unsichtbare Orte“ entdeckten wir die Verbindung zwischen Stadt, Bevölkerung und Schule neu und die „Passagen“ luden zur künstlerisch-spielerischen Entdeckung des Bauhauses ein. Im historischen Arbeitsamt und dem neuen Bauhaus Museum Dessau stand alles im Zeichen radikaler Architektur. Ein guter Einstieg in das Jubiläum „Bauhaus100“, das im September in der Eröffnung des neuen Bauhaus Museum Dessau gipfelte und der Stadt sowie der Stiftung Bauhaus Dessau neue Besucherrekorde bescherte.

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foto: © bdxmedia

foto: © kunststiftung sachsen-anhalt

ȹ empfiehlt

Kunstpreis trotzt der Krise

Förderung für Künstler

Der von der Dessauer Karl-Heinz-Heise-Stiftung ausgerichtete „Heise Kunstpreis“ wird auch in diesem Jahr verliehen. Gerade Kulturschaffende seien gerade massiv betroffen, die Förderung von Kunst und Kultur sei demnach wichtiger denn je, teilten die Ausrichter mit. Unter welchen Umständen die Preisverleihung durchgeführt werden kann, steht derzeit noch nicht fest.

Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vergibt Arbeitsstipendien und Projektmittel an insgesamt 43 Künstler und Kunstprojekte im Land. Bewerbungen für die neue Förderrunde sind noch bis 1. Juli für Kulturschaffende aus allen Kunstsparten, jeden Alters und jeden Abschlusses möglich. Außerdem gibt es weitere Sonderförderprogramm, beispielsweise im Bereich Film unter dem Titel „wage-mutig“, für Ausstellungen mit dem Motto „freiIn einem ersten Schritt wurde die Abgabefrist für raum“ sowie für Kunstankäufe und die Produktion Arbeiten aus Malerei und Grafik bis zum 31. Mai ver- von Publikationen. längert. Bis dahin hofft die Stiftung auf Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen die Vernissage und die Gefördert werden Projekte, die in Sachsen-Anhalt entanschließende Ausstellung stattfinden können. Parallel standen sind und innerhalb des Landes, aber auch übersoll als Alternative die Möglichkeit einer digitalen regional oder international, eine Wirkung haben. In Ausstellung geprüft werden. der Regel werden 50 Prozent der Kosten des Projekts In seinem 13. Wettbewerbsjahr verabschiedet übernommen, wenn die Gesamtfinanzierung gesichert sich der Kunstpreis von den jährlich wechselnden ist. Kleinere Projekte bis zu 5.000 Euro können vollThemen. Ausschließlich Qualität, Originalität und ständig gefördert werden. Arbeitsstipendien können Relevanz der Kunstwerke sollen im Mittelpunkt ste- für drei oder sechs Monate mit 1.000 Euro monatlich hen. Zur Teilnahme aufgerufen sind Künstler aus ganz bedacht werden. Für Druckkosten, CD-Produktionen Deutschland und den europäischen Partnerregionen oder Websites werden Festbeträge zwischen 700 und Dessau-Roßlaus. Die Beiträge können digital über die 5.000 Euro bezuschusst. Der Stiftungsrat entscheidet Kunstpreis-Internetseite eingereicht werden. Neben im Dezember über die Anträge. Projekte dürfen also erst dem mit 2.000 Euro dotierten Jurypreis wird auch ein danach beginnen, dann aber in einem frei wählbaren Publikumspreis in Höhe von 350 Euro vergeben. Zeitraum. ȹ Heise Kunstpreis 2020 Bewerbungsfrist: 31. Mai 2020 Teilnahme nur online unter: www.heise-kunstpreis.de

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ȹ Förderprogramme der Landeskunststiftung Bewerbungen noch bis 1. Juli 2020 Infos und Bewerbungsunterlagen unter: www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de/foerderung


ȹ buchtipps von stefan möller

Helene Bockhorst

die beste depression der welt Kann man komisch über Depression schreiben? Helene Bockhorst zeigt in ihrem Debütroman, dass es geht. Nach einem Selbstmordversuch bekommt Vera den Auftrag, einen Ratgeber zum Thema Depression zu schreiben, ein Unterfangen, das eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, wenn man depressiv ist. Und dieses Scheitern der Versuche, das Buch endlich auf die Reihe zu kriegen, beschreibt Bockhorst auf sehr komische Weise, ohne dabei jemals die Krankheit ins Lächerliche zu ziehen. ȹ ISBN: 9783550200762 erschienen bei Ullstein, 20,- Euro

Volker Ullrich

acht tage im mai Hitler ist tot, die letzten Tage bis zur bedingungslosen Kapitulation haben begonnen. Der Historiker Ullrich erzählt in diesem Band von einer Zeit, in der alles in Auflösung begriffen war, in der vielerorts der Krieg bereits vorbei war, an anderer Stelle noch Tausende auf Todesmärschen ermordet wurden oder auf der Flucht waren. Tag für Tag wird ein Panorama zwischen Verzweiflung und neuen Hoffnungen entworfen. Dass Ullrich nicht nur Historiker, sondern auch lange journalistisch tätig war, merkt man. Er erzählt spannend, ohne dass dies zu Lasten der historischen Genauigkeit geht. ȹ ISBN: 978-3-406-74985-8 erschienen bei C.H.Beck, 24,- Euro

Yuval Noah Harari

fürsten im fadenkreuz

Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn.

„Geheimoperationen im Zeitalter der Ritter“ lautet der Untertitel. Der erstmals 2007 erschienene Band des mittlerweile weltweit bekannten Historikers ist eine Frühgeschichte der Spionage. Harari beschreibt, wie Kriege schon im Mittelalter schmutzig geführt wurden, sei es durch Sabotage, Verrat oder Attentate. Detailliert werden Strategien und Hintergründe geschildert, er führt uns unter anderem nach Antiochia, Calais oder ins Haus Burgund. Von trockenem Wissenschaftsjargon keine Spur, das Buch liest sich streckenweise wie ein packender Spionageroman. ȹ ISBN: 978-3-406-75037-3 erschienen bei C.H.Beck, 26,95 Euro

Wenn Sie dies lesen, ist vermutlich die Neue Weltordnung in Kraft, mit der unsere Demokratie abgelöst wird. Am 15. Mai ist es so weit. Hat zumindest jemand gesagt, der sich damit auskennt. Und auskennen tut er sich, weil er, ähm, nun ja, Kochbücher über vegane Küche verfasst hat. (An dieser Stelle drängen sich viele billige Witze über die Nebenwirkungen veganer Ernährung auf, aber billige Witze können andere besser.) Auf jeden Fall geht Attila Hildmann jetzt in den Untergrund, sagt er. Hoffentlich verläuft er sich dort und findet so schnell nicht wieder raus. Hier bei mir in Niedersachsen dürfen heute, 11. Mai, die Biergärten unter Auflagen wieder öffnen. Und daran, dass es heute, 11. Mai, nach wochenlangem besten Wetter wieder arschkalt ist und regnet, ist doch auch Bill Gates schuld! Bereits vor zwei Jahren erschien ein Buch mit dem Titel „Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien“. Demnächst dürfte da ein neues Kapitel fällig werden, über all die „Corona-Kritiker“ (korrekt wäre Wissenschaftsleugner als Bezeichnung), bei denen man nicht weiß, ob sie zu lange in der Sonne waren oder einfach nur ein bisschen dumm sind. Seien Sie nicht dumm, bleiben Sie vernünftig und vor allem: Bleiben Sie gesund!

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Einfach die Lösung des Kreuzworträtsels mit dem Kennwort „Rätsel Mai“ bis zum 30. Mai 2020 an: gewinnspiel@leo-magazin.com oder per Post. 21 9

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Wir wünschen viel Glück! 26

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Diesen Monat verlosen wir für Freunde guter Unterhaltung die 15 nagelneue und finale 10. Staffel der Kult-Comedyserie PASTEWKA auf Blu-ray.

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Waagerecht: 5 gerade noch; selten 7 Kellerei; Weinbauer; Weingut 11 lat.: Burg 13 engl. Stadt, Hafen/Grafschaft Cleveland 15 poln. Fluss zur Weichsel 17 fries. männl. Vorname 18 dt. Maler Fritz +1911; dt. Sänger (Hermann) +1965 20 engl.: Ecke 22 betreffend, fraglich; oben genannt; vorstehend 24 engl.: Seife/Seifenoper 29 bildliche Darstellung von Szenen aus dem tägl. Leben 32 Sohn von Isaak; Zwillingsbruder von Jakob

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33 ehem. dt. Staat 34 dt. Stadt am Hellweg/NRW 35 frz.: Sommer; Figur d. Quadrille 36 ital. Vorname (Theodor)

Senkrecht: 1 Stadtteil v. München 2 Gram; Jammer; Kummer; Last; Qual; Schmerz; Trübsal 3 Stock; Sportgerät 4 jugoslaw. Politiker +1980/ 1. Weltraumtourist/Maler 6 ugs.: Gemisch 8 frz.: Korn 9 anziehend, erstrebenswert 10 dt. Autor (Felix) *1834 +1912 12 Fisch; Stadt am Nil

14 Int. Luft- u. Raumfahrtausst.; afrik. Volk, Bantu 16 engl.: Kosewort f. Vater 18 Brauch; kaufm. Begriff 19 gedrängt; sehr begrenzt; knapp 21 ehem. port. Besitz in Indien; ind. Bundesland 23 elekt. gelad. Atomteil/Stammvater Ionier/Apollsohn 25 Figur in „Das war ich“; dt. Autor (Jean) +1825 26 Kw.: Großmutter 27 Papageienart; Vogel; BrillenSchlange; lat.: Altar 28 Oper v. Verdi; Gattin v. Radames 29 afrik. Kuhantilope; Huftier; Tier 30 Segelquerstange 31 engl.: lassen

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impressum HERAUSGEBER Sebastian Völker c/o 3undzwanzig – Agentur für Gestaltung und Kommunikation, Humperdinckstr. 1 B, 06844 Dessau MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Verena Kaczinski, Tina Wende, Luise Fiedler, Thomas Ohrmann, Marco Henze, Georg Hübler, Marcus Herold, Stefan Möller, Dirk Breitfeld, Sebastian Völker TITELBILD Foto: © cottonbro – pexels.com Retusche: 3undzwanzig KONTAKTDATEN LEO – Das Anhalt Magazin, Humperdinckstr. 1 B, 06844 Dessau ist eine Produktion der 3undzwanzig – Agentur für Gestaltung und Kommunikation, Sebastian Völker, Humperdinckstr. 1 B, 06844 Dessau Telefon: 0340 2106494 | Telefax: 0340 2106495 E-Mail: info@leo-magazin.com Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 / Januar 2019 Gewinnspiele: gewinnspiel@leo-magazin.com Veranstaltungstermine: dates@leo-magazin.com Verteilstellen: vertrieb@leo-magazin.com Anzeigen: anzeigen@leo-magazin.com INTERNET www.leo-magazin.com www.issuu.com/leomag

DRUCKPARTNER Löhnert-Druck, Handelsstraße 12, 04420 Markranstädt Für unverlangt eingesandte Fotos, Manuskripte und anderes Material haftet die Redaktion nicht und kann auch keine Beantwortung garantieren. Rücksendung nur, wenn Porto beiliegt. Veranstaltungshinweise im Veranstaltungsfinder sind kostenlos. Termine müssen rechtzeitig bis zum 15. des Vormonats mitgeteilt werden. Alle Veranstaltungshinweise sind ohne Gewähr – Änderungen sind möglich. Ein Nachdruck darf nur mit vorheriger schriftlicher Einwilligung erfolgen. redaktionsschluss: 8. mai 2020

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ȹ kolumne

Chronologie eines Exil-Arbeiters Nun hat ES uns schneller überrannt, angespuckt und in die Arme von Diktatur-Verkündern und Weltuntergangs-Propheten getrieben, als sich ahnen ließ. Es ist bereits einige Wochen her, dass mein „Oh mein Gott, wir werden alle sterben“Gesicht mich in den Notfallbetrieb delegierte. Das war gefühlt vor sechs Jahren. Ich werde meine Erinnerungen an diese Zeit digital beim LEO hinterlegen, um sie als entlastendes Beweismaterial mit dem Robinson-Crusoe-Typen in Verbindung zu bringen, der einmal in meiner Wohnung aufgefunden wird. Tag 00: Meine Chefin eröffnet mir, sie möchte mich ab morgen von zu Hause aus arbeiten lassen, ich gehöre nun einmal zur Risikogruppe und es hätte nichts mit meiner aktuell sichtbaren Panik vor der Situation zu tun. Absolut gar nichts. Tag 01: Mit gemischten Gefühlen und gespannter Erwartung räume ich den Küchentisch frei und beschäftige mich mit der detaillierten Klickanleitung zur Einrichtung meines Arbeitsplatzes. Geschrieben von einem IT-Fachmann und für Jedermann verständlich. Bin ich glücklich, nicht Jedermann zu sein. Tag 02: Ich bin nicht glücklich mit der Serverstabilität. Und ich habe das nicht optimierte Verhältnis von Sitzhöhe Küchenstuhl zu Höhe Küchentisch vernachlässigt. Ich habe Rücken. Tag 03: 80er Jahre IBM-Feeling. Ich tippe einen Satz am Computer und kann zeitversetzt verfolgen, wenn die Lettern eingeblendet werden. Es wurde kein hektischer Tag, mein Tastaturanschlag war der Anzeige um einiges voraus. Tag 04: Heute wäre Frisörtermin. Das Sparen beginnt. Den Rasierer habe ich schon einige Tage nicht mehr gesehen. Ich tippe auf Klingen-Suizid.

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Tag 05: Das T-Shirt geht heute schon nochmal. Moment. Habe ich das gestern nicht auch schon überlegt? Ich bewundere die Berichterstattung der Medien. In den USA wird aufmunitioniert, Frankreich bunkert

Kondome und in Deutschland kommt es tatsächlich immer noch zu handfesten Auseinandersetzungen wegen eines Cellulose-Artikels der für die einmaligen Verwendung zur Reinigung der Ausscheidungsorgane gedacht ist. Tag 06: Das T-Shirt geht heute… Nein, Spass. Aber sicher die Socken. Okay. Dann kann ich das T-Shirt aber auch nochmal... Tag 07: Bei meinem heutigen Einkauf heute wurde mir als Barzahler ein vorwurfsvoller Blick geschenkt. Am T-Shirt lag es wirklich nicht. Ich werde wohl meinen Grundsatz ändern müssen, nie mit Karte zu zahlen, denn nur was ich in der Tasche habe, kann ich ausgeben. Als einsichtiger Mensch beschloss ich, meine Kreditkarte zu aktivieren. Ich suchte den passenden Brief heraus und öffnete das Feld für den Code. Prima. Früher war das zum Rubbeln. Was ich in Händen hielt war eine grau-durchsichtige Folie, bedruckt mit vier grau-durchsichtigen Zahlen. Und alle könnten eine 3, 5, 6 oder 8 sein. Ich nehme meine Karte und gehe zur Bank, um den Automaten zu nutzen. Die wahrscheinlichste Kombination funktionierte dreimal nicht. Zu Hause schalte ich den Code online wieder frei. Tag 08: Mir fehlen meine Kollegen. Eine Telefonkonferenz ist nicht das gleiche wie ein Meeting. Der Abend wird zur sportlichen Herausforderung. Mein Vermieter baut sich eine Sauna im Keller ein und kappt bei diversen Stromanschluss-Versuchen regelmäßig die Internetverbindung. Tag 09: Ich nehme meine Karte und gehe zur Bank, um den Automaten zu nutzen. Die als nächstes wahrscheinlichste Kombination funktionierte dreimal nicht. Zu Hause schalte ich den Code online wieder frei. Ich nutzte die Falkenaugen des jungen Schülers, der in der unteren Wohnung lebt und lasse mir die Zahlen vorsagen. Tag 10: Ich nehme meine Karte und gehe zur Bank, um den Automaten zu nutzen. Die als Drittes wahrscheinlichste Kombination funktionierte


von dirk breitfeld

dreimal nicht. Mit Sicherheitsabstand bat ich die Mitarbeiterin der Bank, ihre Datenschutzbestimmungen außer Acht zu lassen und mir den Milchglas-Code zu übersetzen. Keine Chance. Zum Glück warf sie einen Blick auf das Plastegeld. Ich erfuhr, dieser Code sei nicht für die von mir mittlerweile schwer malträtierte Karte. Zu Hause schalte ich den Code online wieder frei und lege mir die richtige Karte für morgen zurecht. Ich konnte den Blick der Bankangestellten noch lange spüren. Tag 11: Ich nehme meine Karte und gehe zur Bank, um den Automaten zu nutzen. Die wahrscheinlichste Kombination funktionierte sofort. Danach schwatzte ich meinem väterlichen Freund und Vermieter seinen ergonomischen Bürostuhl ab. So ein Teil ohne Lehne und mit ständigem Muss zum Ausbalancieren der mittleren Körperregion. Ab heute tut mir der Rücken nicht mehr weh, ich kippele mich in Balance. Tag 12: Ich habe frei, was nicht schlecht ist, weil ich vom Balancieren auf dem alternativen Stuhl einen bärischen Arschmuskelkater habe. Und ich schreibe Arsch. Quasi erste Anzeichen von verbaler Verrohung und Verlust von Contenance. Ich bin langsam bereit, meinen Frust in die sozialen Medien zu speien. Tag 13: Beim Spazierengehen in entschleunigter Atmosphäre fallen mir zum ersten Mal extrem viele architektonische Feinheiten auf. Standen die vielen schönen Häuser schon vorher hier? Tag 14: Ich habe unheimlichen Jieper auf einen riesigen Chicken-Döner. Es gibt keine HühnerfleischRotation am Drehspieß. Ich bin betroffen. Mir wird die Brutalität der aktuellen Situation schmerzhaft bewusst. Die neue Normalität gefällt mir gar nicht. Tag 15: Später Nachmittag. Hab ich eigentlich heute schon geduscht? Trage ich heute ein T-Shirt oder reicht das Feingerippte... Tag 16: Im Spiegel schaut mich etwas an, mit wirrem Haar und ner Menge Sauerkrautfusseln im Gesicht. Jetzt weiß ich, was meine Nachbarin meinte mit: „Wie ein Bär um die Eier…“ Sparen wir also auch bei Rasierklingen – Kleinvieh macht auch Mist. Obwohl. Ich suche im Netz nach Bartpflegemitteln, falls ich doch Gefallen am Gesichtspullover finde. Erstaunlich, wie umfassend das Sortiment an maskulinen Pflegeprodukten ist. Ins Auge fällt sofort der Bestseller der Firma: Ball Wax. Mit vielen sehr guten

Bewertungen des Beauty-Accessoires für die untere Körperregion. Ich möchte Werbung vermeiden, aber wenn dann die Firma auch noch Dick Johnson heißt... Tag 17: Mich beschleicht das Gefühl, übermäßiges Inhalieren eines Nachrichtensender beflügelt meine positive Stimmung nicht. Zwischen den sich stündlich wiederholenden Hiobsbotschaften werden ehemalige Hotspots der Metropolen als aktuelle Lost Places mit theatralisch inszenierten Luftaufnahmen und schauriger Weltuntergangsmusik eingespielt. Warum schau ich das? Ich bin doch nicht systemrelevant. Tag 18: Wacken ist abgesagt. Die Tatsache, dass unsere Leute von zu Hause aus einen Super-Job machen, tröstet mich leider nicht darüber hinweg. Ich mache mich auf dem Weg zur Apotheke, natürlich in Jogginghose und Trainingsjacke überm Schlafshirt. Tag 19: Ich bewundere erneut die Streitkultur im Internet. Neue Normalität? Mich beschleicht der Gedanke, der Begriff „Respekt“ muss nach der Krise neu gelehrt werden. Zwischen die heftig Diskutierenden mischen sich die Mathematiker mit lustigen Rechenaufgaben. 3 Streichölzer + 1 Bündel Streichhölzer x 3 Streichhölzer = 7. Es folgen eine Zeile mit Hühnern und eine mit Kohlrabi, als Ergebnis steht X. Ist ne tolle Idee, die 1000fach kopiert einfach nervt. Tag 20: Um meine Kollegen vor Ort zu unterstützen, mache ich vorwiegend Spätschicht. Wem fällt da auf, wenn ich zum Abendbrot ein Bier trinke? Das ist natürlich ein Witz, um Aufmerksamkeit zu erheischen! Ich trinke nur Rum. Tag 21–24: Ostern. Vom Menschen befreit sind Park und Gasse. Ich habe frei und mich ereilen philosophische Ergüsse, wie: Warum sind Friedhofsmauern so gigantisch? Ein Ausbruchsversuch kann nicht der Grund sein. Muss ich mir Sorgen machen? Tag 22: Folgender Witz taucht im Internet auf: Wie lange machst Du schon Home Office? Antwort: 7 Kilo! Nicht lustig! Nächste Woche habe ich Urlaub. Schauen wir, wie es weiter geht… Bleiben Sie gesund! ȹ L ust auf Interaktion und einen flotten Wortwechsel? Der direkte Draht in die LEO-Kolumnenzentrale per E-Mail an: kolumne@leo-magazin.com

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