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Forum Fachwissen: Quiz

Quiz

Welche Diagnose stellen Sie?

Bildnachweis: Tobias Schürholz

LVAD, apikale Kanülierungsstelle

Abb. 3  Nach LVAD-Implantation deutliche Regredienz der Infiltrate.

Auflösung Befunde q  Röntgen-Thorax anterior-posterior: massive, bilaterale Infiltrate q  CT: Pleuraerguss rechts, deutlich dilatierter linker Ventrikel

Diagnose q  peripartale Kardiomyopathie mit beginnendem kardiogenem Schock

Differenzialdiagnose q  ARDS/Pneumonie

Dr. med. Frederick Stadermann PD Dr. med. Tobias Schürholz Fachübergreifende Klinik für Operative Intensivmedizin Erwachsene Universitätsklinikum der RWTH Aachen Pauwelsstr. 30 52074 Aachen E-Mail: tschuerholz@ukaachen.de

Quiz – Welche Diagnose stellen Sie? Lege artis 2011; 1: 51–52

Weiterer Verlauf  Bei der Verdachts­­dia­ gnose peripartale Kardiomyopathie wird bei hochgradig eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (LVF) mit einer Ejektionsfraktion von 15 % und beginnendem kardiogenem Schock ▶▶eine intraaortale Ballonpumpe angelegt und ▶▶eine Therapie mit Levosimendan begonnen. Es gelingt eine Rekompensation der Patientin; die radiologisch nachweisbaren massiven Infiltrate sind deutlich regredient. Nach Beendigung der Levosimendantherapie erfolgt eine Kontroll-TEE, welche eine weiterhin hochgradig reduzierte LVF (17 %) zeigt. Im interdisziplinären Konsens mit der Kardiochirurgie wird die Entscheidung zur frühzeitigen Implantation eines linksventrikulären Unterstützungssystems als „Bridge-toRecovery“-Therapie gefällt: Am 6. Tag nach der Sectio erhält die Patientin ein LVAD („left ventricular assist device“). Postoperativ wird sie katecholaminfrei auf der Intensivstation übernommen. Die radiologischen Infiltrate sind deutlich regredient (q Abb. 3).

Rückblick  In Zusammenschau der erhobenen Befunde stellt sich der Krankheits­ verlauf retrospektiv als typisch für eine peripartale Kardiomyopathie dar. Die deut­ lichen Infiltrate, die initial als Pneumonie fehlgedeutet wurden, sind als kardial ­bedingtes Lungenödem zu interpretieren. Der Ausschluss der Differenzialdiagnose pneumoniebedingtes ARDS gelang letztendlich nur durch die TEE. Alle anderen ­ Parameter wie ▶▶akutes Auftreten, ▶▶ PaO2/FiO2  <  200 mmHg, ▶▶ PCWP  <  18 (Pulmonary Capillary Wedge Pressure) und ▶▶ bilaterale Infiltrate sind mit der Diagnose ARDS vereinbar gewesen. Empfehlung  Bei unklarer hämodynamischer und respiratorischer Verschlechterung eines ansonsten gesunden Patienten sollte, insbesondere bei progredientem Verlauf, zum Ausschluss einer kardialen Ursache nach Möglichkeit eine Echokardiografie durchgeführt werden.


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