LEBENSART Spezialausgabe: Artenschutz

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Vielfalt erhalten

Die Katze des Waldes

Die Wildkatze ist zurück

ARTEN SCHUTZ

4 IM EINSATZ FÜR DIE VIELFALT

So geht Artenschutz

8 DIE KATZE DES WALDES

Die Wildkatze ist zurück

11 DIE ÄSCHE LIEBT ES KALT

Neuer Lebensraum am Kamp

14 VORHANG AUF!

Vier besondere Arten Niederösterreichs im Porträt

IMPRESSUM:

Eigentümer & Verleger: Lebensart VerlagsGmbH, Wiener Straße 35, 3100 St. Pölten, T: 02742/70855, Fax: DW 20, redaktion@lebensart.at; Herausgeberin / Chefredakteurin: Michaela R. Reisinger; Mitarbeit an dieser Ausgabe: Sonja Bettel, Michael Fusko, Ronald Knapp, Sandra Obermair, Lisa Strebinger, Regina Unterguggenberger; Gestaltungskonzept/Produktion: LIGA: graphic design; Art Direction: Eveline Wiebach; Layout/Grafik: Sarah Wehinger; Fotoredaktion: Michaela R. Reisinger; Lektorat: Barbara Weyss; Geschäftsführung: Florian Leregger; Aboservice: Sylvia Resel; Druck: Walstead NP Druck Ges. m. b. H., Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Das Lebensart-Redaktionsbüro bezieht seine Energie aus Ökostrom.

LEBENSART ist das Magazin für Nachhaltigkeit, informiert über zukunftsfähige Entwicklungen und stellt Lösungen dazu vor. ISSN 1994-425X

NATURLAND NIEDERÖSTERREICH

Falls du Fragen oder Anregungen zur Initiative „Naturland Niederösterreich“ hast, wende dich bitte an:

NÖ Energie- und Umweltagentur GmbH Grenzgasse 10, 3100 St. Pölten T +43 2742 219 19 E naturland-noe@enu.at

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15 DER BIBER

Erfolgsgeschichte und Herausforderung

17 NISTPLATZ SCHOTTERGRUBE

Wo Vögel und Bagger leben

20 DURCH DIE BLUME

Den Orchideen und dem Artenschutz auf der Spur

Ausgezeichnet von der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens,

INHALT
Coverfoto: NP Thayata/Claudia Ebner, istock/Engin Aktan 2 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH
NP Druck Ges. m. b. H., UW-Nr.
Walstead
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EDITORIAL

michaela.reisinger@lebensart.at

DIESE GESCHICHTEN UND NOCH MEHR FINDEST DU AUF

www.lebensart.at

LIEBE LESER*INNEN,

welchen Wert hat die Natur, welche Bedeutung eine einzelne Art? Das ist nicht immer so einfach zu sagen, aber: ohne Stechmücken keine Schokolade. Ohne gesunde Ökosysteme keine Nahrung, kein Wasser, kein Sauerstoff. 80 Prozent aller Blütenpflanzen, fast alle unsere Obst- und Gemüsepflanzen, tragen nur dann Früchte, wenn sie von Tieren bestäubt werden. Insekten, Vögel und Amphibien halten weniger erwünschte Lebewesen in Schach und bestimmen unmittelbar, wie viel auf unseren Feldern wächst. Wenn Tiere die Samen von Wildpflanzen verbreiten, entstehen vielfältige Ökosysteme und abwechslungsreiche Landschaften. Die Vielfalt sichert unsere Ernährung, bringt die unterschiedlichsten Geschmäcker hervor und versorgt uns mit allen notwendigen Stoffen. Auch zahlreiche Heil- und Arzneimittel haben ihren Ursprung in der Natur. Wie viel davon ist noch nicht erforscht und wie viel wurde bereits zerstört, bevor wir es entdecken konnten?

Laut Living Planet Index des WWF ist die Zahl der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische und Amphibien seit 1970 um 69 Prozent zurückgegangen. Wir hätten kein sauberes Trinkwasser, würde die Natur es nicht filtern – denn auch eine Kläranlage funktioniert nur mit Mikroorganismen. Überlasten wir all diese Ökosysteme, werden sie ihre Arbeit irgendwann einstellen. Und das kostet.

Sehr viel Geld, aber auch unser Wohlbefinden. Die Natur lässt uns nach einem langen Tag zur Ruhe kommen. Sie lässt uns staunen, aufatmen und neue Kraft schöpfen. Überall ist die verwüstende Hand des Menschen zu sehen – mancherorts zeigen wir aber auch unsere andere Seite: eine, die ambitionierte Schutzprojekte umsetzt, mit der Natur arbeitet und sich für die Zukunft einsetzt. Und das brauchen wir mehr denn je.

PS: Mehr zum Wert der Natur findest du hier: www.lebensart.at/vom-wert-der-natur

ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 3 Foto: AIT Austrian Institute of Technology, istock/nechaev-kon

IM EINSATZ FÜR DIE

VIELFALT

Artenschutz in Niederösterreich bewahrt einen reichen Schatz und sichert unsere Lebensgrundlage. Aber wer legt fest, was geschützt wird, und was bringt das?

MICHAEL FUSKO
Fotos: Wolfgang Dolak, Frank Harmetzky
VIELFALT

Die Artenvielfalt ist ein wichtiger Schatz, den es zu bewahren gilt: 54.000 Tierarten – davon 40.000 Insektenarten – sowie 3.462 Farne und Blütenpflanzen gibt es in Österreich. Fast 600 Tier- und rund 150 Pflanzenarten sind endemisch, sie kommen also nur in Österreich vor. An die 5.600 Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten sind als national oder europaweit gefährdet eingestuft. Sie zu schützen und ihr Vorkommen zu sichern, ist die Hauptaufgabe des Artenschutzes – denn die biologische Vielfalt ist die beste Versicherung, um weiterhin auf einem lebenswerten Planeten leben zu können.

GROSSE VIELFALT IM NATURLAND

Von den Sanddünen im äußersten Osten bis zu den alpinen Lebensräumen im Alpenvorland, von den Hochmooren des Waldviertels und den Auwäldern entlang der Donau bis zu den Trockenrasen der Wachau und des Weinviertels: Das Naturland Niederösterreich ist aufgrund seiner vielfältigen Landschaftstypen überaus artenreich. Entsprechend groß ist die Verantwortung des Landes.

Die ersten Artenschutzprojekte gehen in Österreich auf die 1980er Jahre und die maßgebliche Beteiligung des WWF Österreich zurück. Damals starteten erste Wiederansiedelungen für bedrohte und verschwundene Arten: Seit 1986 wurden im Nationalpark Hohe Tauern beispielsweise insgesamt 116

Links: Lebende Hochmoore wie die Moorlandschaften des Waldviertels benötigen sehr lange für ihre Entwicklung. Die einzigartigen Naturjuwele mit ihren hoch spezialisierten Tierarten sind eines der Maßnahmenfelder aus dem Konzept zum Schutz von Lebensräumen und Arten in Niederösterreich.

Rechts: Die Heißländen in der Doislau sind Lebensraum vieler Wildbienenarten, Schmetterlinge und Orchideen.

Bartgeier ausgewildert. Mittlerweile brüten bis zu drei Paare in den Zentralalpen. Eine Erfolgsgeschichte ist auch der Biber. Aus einer Handvoll ausgesetzter Paare hat sich in Niederösterreich ein Bestand mit rund 8.900 Tieren entwickelt. Nicht gelungen ist hingegen die Ansiedlung des Braunbären. Nur zeitweise halten sich Tiere aus Populationen in Slowenien oder dem Trentino bei uns auf.

WER SCHÜTZT ARTEN UND LEBENSRÄUME?

Rund ein Drittel der Fläche Niederösterreichs ist als Schutzgebiet ausgewiesen – die Gebiete werden je nach Schutzzweck Kategorien zugeordnet. Das 2011 ausgearbeitete „Konzept zum Schutz von Lebensräumen und Arten“ legt dabei die Schwerpunkte des Naturschutzes fest: Es nennt 22 Handlungsfelder, die thematisch und räumlich abgegrenzt sind. Von dieser Schwerpunktsetzung profitieren 964 Arten und Lebensraumtypen, denen eine besondere Bedeutung zukommt. 188 davon sind als vorrangig eingestuft – sie haben bei zukünftigen Erhaltungsmaßnahmen Priorität. Ein Beispiel ist die grazile Sand-Schwertlilie, eine besondere Rarität, die österreichweit nur auf wenigen Trockenrasen im Weinviertel vorkommt – trockene und nährstoffarme Standorte, die besonders stark gefährdet sind und vielen seltenen Pflanzen und Tieren letzte Rückzugsräume bieten. Die Trockenraseninseln sind daher auch eines der 22 Handlungsfelder des Konzeptes. Ein weiteres sind die ungedüngten Wiesen des Waldviertels: Wirtschaftlich sind sie heute nicht mehr wichtig, die Reste der Magerrasen sind jedoch Hotspots für Tiere und Pflanzen, die gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern der Region durch sanfte Bewirtschaftung gesichert werden müssen.

Der Schutz von Arten- und Lebensräumen ist auch auf europäischer Ebene ein zentrales Thema: Zwei EU-Richtlinien, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

WAS IST EIGENTLICH EINE „ROTE LISTE“?

Rote Listen sind Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften sowie Biotoptypen und Biotopkomplexe. Sie spiegeln den Einfluss des Menschen auf die biologische Vielfalt wider, bieten einen Überblick, wie gefährdet eine Art ist zu verschwinden, und müssen immer wieder überarbeitet werden.

(FFH) und die Vogelschutzrichtlinie, bilden die Grundlage für ein europaweites Netz besonders schützenswerter Gebiete, das unter dem Namen „Natura 2000“ bekannt ist. In Niederösterreich liegen 36 dieser Europaschutzgebiete. Sie wurden von der Landesregierung per Verordnung festgelegt, für sie gelten bestimmte Schutzziele, Managementpläne und das so genannte Verschlechterungsverbot: Projekte, wie etwa große Bauvorhaben, müssen in Europaschutzgebieten geprüft werden, ob sie mit den Schutzzwecken vereinbar sind oder die Schutzgüter erheblich beeinträchtigen könnten.

Die Sand-Schwertlilie ist eine besondere Seltenheit, die österreichweit nur auf wenigen Trockenrasen vorkommt.

Um Lebensraum- und Artenschutzprojekte umsetzen zu können, ist auch das EU-Förderprogramm LIFE wichtig – es ermöglicht Großprojekte zum Schutz einzigartiger Lebensräume und ihrer teilweise vom Aussterben bedrohten Arten.

ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 5 Foto: Gabriele Bassler-Binder

3.462

FARNE UND BLÜTZEPFLANZEN sind in Österreich heimisch

So konnte der grenzüberschreitende Schutz der Großtrappe den österreichischen Bestand in den letzten 15 Jahren von unter 100 auf fast 500 steigern. Auch die Wiederansiedlung des Huchens in den Voralpenflüssen wurde in einem LIFE-Projekt umgesetzt. Der Kaiseradler – er galt in Österreich als ausgestorben – konnte sich wieder bei uns ansiedeln, nachdem sich die Bestände in den östlichen Nachbarländern erholt hatten. 2003 wurde das erste Revier in Niederösterreich dokumentiert, 2019 ließen sich bereits 17 Brutpaare nachweisen.

LEBENSRAUMSCHUTZ IST ARTENSCHUTZ

Neben Maßnahmen für eine bestimmte Tierart ist der Erhalt von Lebensräumen ein wichtiger Bestandteil des Artenschutzes – wie könnte es Biber ohne Au-Gewässer, Luchse ohne naturbelassene Wälder, Flusskrebse ohne saubere Bäche oder Wildbienen ohne Trockenrasen geben? Nur wenn es hochwertige Naturräume gibt, können sensible Tier- und Pflanzenarten auch langfristig stabile Populationen aufbauen. Lebensraumschutz kann die Erhaltung von naturnahen Wäldern – das Belassen von Totholz und alten Bäumen –, der Schutz der letzten Moore oder die Pflege von Trockenstandorten sein. Ganz unterschiedliche Projekte, an denen nicht nur die niederösterreichische Schutzgebietsbetreuung und Fachleute, sondern auch Gemeinden und Freiwillige beteiligt sind. Sie leisten unbezahlbare Arbeit für den Naturschutz und sind eine unverzichtbare Stütze für den Arten- und Lebensraumschutz.

Die Beweidung durch Rinder, Wasserbüffel oder Pferde trägt zur Artenvielfalt bei - zum Beispiel in den Rabensburger Thaya-Auen.

Stellvertretend für die vielen Aktivitäten zum Schutz der heimischen Vielfalt stellen wir hier vier spannende Beispiele vor.

BEWEIDUNG BRINGT BLUMEN

Ein Projekt in den Rabensburger Thaya-Auen zeigt, warum Bauernwiesen so besonders sind: Die Beweidung hilft der Natur, Pflanzen mit vielen Blüten hervorzubringen – für Wildbienen und Co überlebenswichtig. Und sie führt zu neuen Strukturen in der Landschaft: Kurzrasige Bereiche dienen als Nahrungsfläche für Vögel, höhergrasige Bereiche als Lebensraum für Insekten. Davon profitiert die Artenvielfalt: Auf den beweideten Flächen konnten mehr Arten und

WAS IST EIGENTLICH EINE ZIELART, EINE SCHIRMART?

Eine Zielart ist die Art, an der sich die Maßnahmen in einem Gebiet ausrichten und mithilfe derer ihre Wirksamkeit überprüft werden kann – sie dient dazu, konkrete, messbare Ziele festzulegen.

Eine Schirmart steht nicht nur für sich selbst: da sie sehr hohe Ansprüche an den Lebensraum stellt, garantiert sie auch das Überleben vieler anderer Arten. Erfüllt man die Bedürfnisse der Schirmart, erhält man somit auch gleich die Biodiversität.

darunter ein besonders hoher Anteil an seltenen Arten festgestellt werden. Auch Dungkäfer kehren zurück, wie der Mondhornkäfer. Diese seltene Art kommt in Österreich nur noch an wenigen Standorten vor. Dungkäfer haben eine zentrale Schlüsselfunktion für die Biodiversität auf den Weideflächen: Sie schließen Nährstoffkreisläufe, vertragen Samen von Pflanzen und reduzieren klimaschädliche Gase im Dung. Dabei sind sie selbst begehrte Beutetiere für Fledermäuse und Vögel. Naturschutzkonforme Beweidung nimmt mittlerweile einen hohen Stellenwert im Naturraumund Artenschutzmanagement ein. Auch in den Unteren Marchauen, an der Pielach, am Bisamberg und in den Hundsheimer Bergen tragen Rinder zur Förderung der Biodiversität bei. In der Lainsitzniederung sorgen Wasserbüffel für Lebensraumvielfalt und in den Sandtrockenrasen des Marchfeldes schafft Pferdebeweidung die Voraussetzungen für spezialisierte Lebensgemeinschaften.

KOPFWEIDEN FÜR DIE VIELFALT

Die Weide ist eng mit der Menschheitsgeschichte verwoben: Ihre Rinde enthält Salicin, den natürlichen Vorläufer von Aspirin. Ihre Zweige wurden viele Jahrhunderte unter anderem

6 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH Foto: Tobias Schernhammer

als Viehfutter, Flechtmaterial für Korbwaren und zum Binden der Weinreben verwendet. Durch den regelmäßigen Schnitt erreichen Weiden ein höheres Alter, gleichzeitig dringen dabei aber auch Pilze ein. Sie lassen Moderhöhlen entstehen, die die Baumstatik nicht stören, wenn die Weide gesund ist, aber gerne vom seltenen Eremiten bewohnt werden. Gemeint ist dabei nicht der Einsiedler in einer entlegenen Kartause, sondern der größte heimische Rosenkäfer. Hochgradig gefährdet braucht er alte Baumriesen – egal ob in naturnahen Wäldern, Parks, Alleen oder Obstgärten. Aber auch einige hundert Arten von Pilzen, Moosen und Flechten über Insekten bis zu Vögeln und Säugetieren finden in einer Kopfweide Wohnung oder Raststätte.

54.000

TIERARTEN gibt es in Österreich

Käuze, Siebenschläfer oder Fledermäuse zeigen sehr gut, dass die Pflege von Kopfweiden zur Erhaltung der Artenvielfalt beiträgt – zum Beispiel an der March, in den Zayawiesen oder in der Schmidaniederung.

PFLEGE DER HEISSLÄNDEN IN DER DOISLAU

Heißländen sind hochaufgeworfene Kiesbänke im ehemaligen Flussverlauf, die mit einer dünnen Schicht feiner Erde bedeckt und von Bäumen und Gebüsch umschlossen sind. Geschützt vor Wind, von der Sonne beschienen entstehen hier deutlich höhere Temperaturen als im Umland –ein besonders warmes und durch die wasserdurchlässigen Böden auch trockenes Mikroklima. Ideal für wärmeliebende Gewächse wie seltene Orchideen. Auch verschiedene Wildbienenarten und seltene Schmetterlinge kommen in der Doislau bei Amstetten vor. Doch das Naturjuwel ist gefährdet. Eine dichte Grasnarbe und hineinwachsendes Gebüsch verdrängen die spezielle Artenvielfalt. Im Projekt zum Schutz und Management der

EU-RICHTLINIEN

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie enthält artenschutzrechtliche Vorschriften für gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die Vogelschutzrichtlinie für wildlebende heimische Vogelarten.

Zentrale Aufgabe der Richtlinien sind Maßnahmen, die Lebensräume für seltene oder bedrohte Arten erhalten, wiederherstellen oder neu schaffen – zum Beispiel für das Ziesel, den Luchs, alle heimischen Fledermäuse, Reptilien und Amphibien. Umgesetzt werden die Vorgaben dieser beiden EU-Richtlinien im NÖ Naturschutzgesetz 2000.

Heißländen in der Doislau wird das dichte Buschwerk entfernt, um Trockenrasenflächen wieder mehr Raum zu geben, und die Heißländen werden gemäht. Anschließend wird das Mähgut entfernt, um eine Nährstoffanreicherung im Boden zu verhindern.

SCHUTZ FÜR DEN SELTENEN GOLDKOLBEN

Das einzige Vorkommen des sibirischen Goldkolbens in Mitteleuropa liegt im Grillenberger Tal in der Gemeinde Hernstein. Die ehemalige Streuwiese ist zwar als Naturdenkmal ausgewiesen, aber durch rasch wachsendes Schilf bedroht. Dieses wird daher seit 2017 regelmäßig entfernt. Der sibirische Goldkolben wurde erst 1957 erstmals in Österreich nachgewiesen und ist in Mitteleuropa nur sporadisch verbreitet. Die mannshohe Staude krönt von Mitte Juli bis in den August eine Blütentraube mit zahlreichen goldgelben Blüten. Bis heute ist nicht geklärt, ob das Vorkommen im Grillenberger Tal ein Relikt aus der Eiszeit oder eine Wiedereinbürgerung ist. ←

Schmetterlinge wie dieser Bläuling fühlen sich in den Heißländen im ehemaligen Ybbsflussverlauf wohl.

ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 7 Foto: Frank Harmetzky

GEBIETSÜBERGREIFEND

Die Katze des Waldes

DIE WILDKATZE IST ZURÜCK

Über ein halbes Jahrhundert galt sie in Österreich als ausgestorben. Nun sie ist zurück: die Wildkatze. Für Laien mag sie kaum anders anmuten als eine Hauskatze, die sich auf Ofenbänken räkelt und morgens um Dosenfutter bettelt. Die Wildkatze spielt jedoch eine entscheidende Rolle für das Gleichgewicht in heimischen Ökosystemen.

Man hört sie nicht. Man sieht sie nicht. Und fünfzig Jahre lang dachte man, sie sei in Österreich endgültig ausgestorben. Ob sie ganze sieben Leben hat, bleibt ein Geheimnis, zwei scheint sie in Österreich jedenfalls zu haben: die Wildkatze. Im Lateinischen trägt sie den anmutenden Namen „Felis silvestris“, was so viel bedeutet wie „die Katze, die aus dem Walde stammt“. „Sehr passend, denn die Wildkatze ist ein sehr scheues Tier. Sie zu beobachten gelingt oft nur zufällig Jäger*innen, die in der Dämmerung auf dem Hochstand sitzen“, erzählt Christian Übl, Direktor des Nationalpark Thayatal.

ZUFALLSENTDECKUNG BEI GROSSPERTHOLZ

Er engagiert sich seit 2006 für die Erforschung der Wildkatze auf heimischem Territorium. Begonnen hat alles mit einem noch drei Jahre älteren Foto einer Katze, die vor einem Naturfotografen auf einen Baum geflüchtet ist. Sollte es der Beweis sein, dass die Katze des Waldes doch nicht ausgestorben war? Übl konnte den potenziell sensationellen Fund nicht auf sich ruhen lassen und suchte sich Unterstützung beim deutschen Wildkatzenspezialisten Thomas Mölich. Dieser riet ihm, im Wald Lockstöcke aufzustellen – Holzpflöcke, die mit

LISA STREBINGER
8 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH
Foto: Claudia Ebner/NP Thayatal

Baldrianessenz eingesprüht werden und an denen eine Baldrianwurzel angebracht wird. „Wildkatzen lieben diesen Duft. Sie reiben sich an ihm und hinterlassen eine unverkennbare genetische Spur, ihre Haare“, erklärt Übl.

WILDKATZENANZAHL BLEIBT

FRAGEZEICHEN

So wurden im Thayatal nahe Hardegg 2007 sieben verschiedene Tiere identifiziert. Seither geht man davon aus, dass ihre Anzahl in Österreich sukzessive steigt – bestätigt durch regelmäßige Fotofallenbilder, Kadaverfunde und wiederkehrende Haarbeweise. Wie groß die Zahl der heimischen Wildkatzen momentan ist, wissen wir aber nicht: „Die Untersuchungen sind noch nicht ausreichend“, sagt Christian Übl. Das Thayatal gilt als einer der österreichischen Hotspots des scheuen Raubtiers, aber auch in der Wachau, in Gebieten Kärntens sowie in Osttirol und Vorarlberg wurde sie des Öfteren nachgewiesen. „Das liegt vermutlich auch an den milder werdenden Wintern und der dünnen oder fehlenden Schneedecke. Wildkatzen halten nämlich keinen Winterschlaf und müssen auch in der kalten Jahreszeit Beute, wie Mäuse, finden. Kann diese sich unter einer dicken

Schneedecke verkriechen, wird es für die Wildkatze schwierig“, erklärt Übl.

GRÜNDE VOM VERSCHWINDEN UND WIEDERAUFTRETEN

Warum die Wildkatze ursprünglich verschwunden ist, ist nicht eindeutig geklärt – in Frage kommen Waldrodungen und eine verstärkte Bejagung, da sie als Feind für Niederwild wie Feldhasen, Rebhühner oder Wachteln galt. Laut Jagdgesetz ist die Wildkatze heute in Österreich ganzjährig geschont – sie darf weder gejagt, noch gefangen, noch getötet werden.

Ihre Rückkehr ist jedenfalls kein Zufall: Die Arbeit verschiedener Vereine, Verbände und Forschungsinstitutionen – besonders der „Plattform Wildkatze“, die unterschiedliche Organisationen aus dem Bereich Naturschutz, Forschung, Jagd und Zoohaltung miteinander vernetzt – hat das Wiederauftreten der Wildkatze unterstützt. „Für den Nationalpark Thayatal war das Projekt ‚Connecting Nature AT-CZ‘, welches die Verbindung von österreichischen und tschechischen Wäldern erforschte, von Bedeutung. Denn Naturschutz darf nicht an der Grenze enden“, sagt Übl. Warum das so ist?

Sie zu beobachten gelingt oft nur zufällig Jäger*innen, die in der Dämmerung auf dem Hochstand sitzen.

AUSFLUGSTIPP:

In Österreichs größter Wildkatzenanlage, angrenzend an das Nationalparkhaus in Hardegg, kann man die „Katze des Waldes“ hautnah erleben. Das seit 2011 dort beheimatete Wildkatzenpärchen, genannt Frieda & Carlo, soll den Besucher*innen die Wichtigkeit des Naturschutzes als „Botschafter*innen der Wildnis“ greifbar machen.

Auch in den Tier- bzw. Wildparks Wels, Innsbruck und Mautern kann die Wildkatze beobachtet werden.

Der buschige Schwanz mit drei bis vier Ringen und schwarzem, rundem Ende ist typisch für die Wildkatze.

Christian Übl, Direktor des Nationalpark Thayatal
← Fotos: Teresa Nunner/NP Thayatal, Nationalpark Thayatal
Nationalparks schützen die wenigen natürlichen Lebensräume, die es noch gibt.

NATURSCHUTZ KENNT KEINE GRENZEN

Kuder (Wildkater) besiedeln ein Territorium von etwa 1.500 bis 5.500 Hektar, Kätzinnen ein Gebiet von 500 bis 2.000 Hektar. Ein ganz schön großes Gebiet – ein Fußballfeld ist ungefähr 0,7 Hektar groß –, das sich nicht an Gemeindeoder Landesgrenzen hält. Um die Art zu schützen, muss man wissen, was im gesamten Territorium geschieht – ob im Nachbarland eine Waldrodung oder ein neues Straßenbauprojekt geplant wird oder sich Naturschutzgesetze geändert haben. Nur so kann rechtzeitig darauf reagiert und können natürliche Habitate länderübergreifend gemanagt und erhalten werden – denn sie sind für das Überleben der Wildkatze sowie zahlreicher anderer Spezies entscheidend, betont Übl: „Nationalparks schützen die

wenigen natürlichen Lebensräume, die es noch gibt. Besonders bei uns im Thayatal ist eine außergewöhnliche Artenvielfalt beheimatet. Obwohl wir nur drei Prozent der gesamten Landesfläche einnehmen, finden sich bei uns zwei Drittel aller österreichischen Pflanzenarten und zwischen 79 und 94 Prozent der wichtigsten heimischen Tierarten.“

Für uns Menschen dienen unberührte Wälder wiederum als Sauerstofflieferanten und Luftreiniger, sie bieten Wind- und Hochwasserschutz und verhindern Bodenrutschungen. Naturbelassene Böden sind wertvolle Trinkwasserspeicher und bilden eine stabile, lebendige Grundlage für Pflanzen und Tiere. Damit dieser Kreislauf der Natur rund läuft, übernimmt darin jede einzelne Tier- und Pflanzenart ihre eigene und unersetzbare Aufgabe.

WILDKATZE ALS QUALITÄTSINDIKATOR

Umso bedeutender ist es daher, dass die Wildkatze nach Österreich zurückgekehrt ist. Auf ihrem Speiseplan stehen Mäuse und andere kleine Säugetiere – sie trägt dazu bei, ihre Populationen zu regulieren. Ist die Zahl der Nagetiere zu hoch, kann es zu unkontrollierten Fraßschäden an Wurzeln, Stämmen und Knospen von Sträuchern und Bäumen kommen. Da die Wildkatze nur gesunde und naturbelassene Wälder als Heimat annimmt, ist sie für Christian Übl ein Qualitätsindikator für seinen Nationalpark und ein Beweis, dass sich Naturschutz lohnt. Ein großer Meilenstein steht demnächst in der Wildkatzenforschung an, verrät uns der Waldviertler Biologe zum Schluss: „Noch hat die Wildkatze in Österreich den offiziellen Ausgestorben-Status. Bei der nächsten Überarbeitung der Roten Liste soll dieser endlich aufgehoben werden.“ ←

WILDKATZE

FELIS SILVESTRIS

Charakteristika: Wildkatzen werden 47 bis 68 cm lang und 2,5 bis 8 Kilo schwer, dabei sind die Weibchen (Kätzinnen) etwas leichter und kleiner als die Männchen (Kuder). Ihr Fell ist gelb-grau, mit vier bis sechs schwarzen Längsstreifen auf Kopf, Nacken und Rücken sowie schwach ausgebildeten Querbinden auf Rücken und Flanken. Der Schwanz ist buschig mit drei bis vier Ringen und schwarzem, rundem Ende. Getigerte Hauskatzen sehen sehr ähnlich aus, jedoch ist die Wildkatze größer, kräftiger, stärker behaart, hat einen buschigen Schwanz und die typische Zeichnung im Nacken und Rücken.

Lebensraum: Die Wildkatze bevorzugt naturbelassene Wälder mit viel Unterholz und Felsspalten, die als Verstecke dienen. Sie kommt in ganz Zentraleuropa außer in den Alpen vor, in Österreich und Tschechien ist sie selten.

Nahrung: Als Beute dienen Kleinnager, vor allem Mäuse, selten Vögel, Insekten, Amphibien und Reptilien.

Fortpflanzung: Die Paarungszeit (Ranzzeit) geht von Jänner bis März, nachts sind die kreischend-heulenden Liebesklagen des Kuders zu hören. Die Kätzin bringt nach etwas mehr als zwei Monaten zwei bis sechs Jungtiere zur Welt, die bis zu elf Tage lang blind sind. Die Welpen werden in leerstehenden Dachs- und Fuchsbauten, hohlen Baumstämmen und ähnlichen Verstecken geworfen. Die Welpen werden ca. vier Monate gesäugt, ab der sechsten Woche kommt fleischliche Kost dazu. Im Sommer begleiten die Jungkatzen die Mutter auf die Jagd. Ab Herbst sind die Jungtiere selbständig und suchen sich ein eigenes Revier.

Lebensweise und Lebenserwartung: Die dämmerungs- und nachtaktiven Einzelgänger suchen sich je nach Nahrungsverfügbarkeit und Lebensraumqualität unterschiedlich große Reviere. Das Streifgebiet der Kätzin kann bis zu 2.000 Hektar, das des Kuders bis 5.500 Hektar groß sein. Wildkatzen werden bis zu 14 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 21 Jahre alt.

Zu den natürlichen Feinden – vor allem der Jungkatzen – zählen Wolf, Dachs, Fuchs sowie Greifvögel, Marder und Luchs. Gegen erstere drei hat die Wildkatze einen entscheidenden Vorteil: Sie kann auf Bäume klettern. Menschenverursachte Tötungen erfolgen durch Verkehrsunfälle und intensive Forstwirtschaft.

Fotos: Teresa Nunner/NP Thayatal, Miraru/Nationalpark Thayatal 10 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH
Ein besonderer Ort: der Nationalpark Thayatal.

WIEDERANSIEDLUNG

DIE ÄSCHE LIEBT ES KALT

Wasserkraftwerke, Flussregulierungen und die zunehmende Erwärmung des Wassers durch den Klimawandel: Der Bestand der Europäischen Äsche, einer Leitfischart im Übergang vom kalten Gebirgslauf von Flüssen zum wärmeren Tiefland, ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen.

Auch am Kamp hat die Äsche durch die Errichtung der Stauseen Ottenstein, Dobra und Thurnberg wertvollen Lebensraum verloren. Früher reichte dieser von Rapottenstein über das heutige Stauseengebiet bis etwa Rosenburg. Das aus der Tiefe der Stauseen abgeleitete Wasser hat nur etwa vier Grad Celsius, wodurch sich auch die Temperatur des Kamp verändert hat: Er ist jetzt ab Wegscheid im Sommer kälter als früher und damit ein potenzieller neuer Äschen-Lebensraum. Doch wie sollen die Fische dorthin gelangen? Durch die Stauseen und die Kraftwerke kommen sie nicht durch und unter-

Mit einer neuen Methode und wissenschaftlicher Begleitung wird die gefährdete Fischart im Mittellauf des Kamp angesiedelt.

halb gibt es keine Äschen. Erwachsene, irgendwo anders gefangene Tiere einzusetzen, kommt für Günther Unfer, Hydrobiologe an der Universität für Bodenkultur, nicht in Frage. Die Fische wären genetisch nicht an die Charakteristik und die chemischen Eigenheiten des Flusses angepasst und könnten Krankheiten einschleppen. Was also tun?

FISCH-BRUTSTATION IM CONTAINER

Günther Unfers Kollege Thomas Friedrich hat auf der Donauinsel in Wien Sterlets, eine Störart, zur Wiederansiedlung gezüchtet – in einem Container. Nach diesem Vorbild richteten er und seine Kolleg*innen bei Steinegg am Kamp eine mobile Zuchtstation

für die Äsche ein, die im Herbst 2023 feierlich eröffnet wurde. Mitte Mai 2024 sperrt Gerhard Käfel, der in der Abteilung Wasserwirtschaft der NÖ Landesregierung arbeitet und das Projekt unterstützt, den Container für uns auf. Drinnen wimmelt es in länglichen blauen Becken. Die kleinen Äschen, die vor etwa drei Wochen geschlüpft sind, sind schon zwei bis drei Zentimeter lang und haben große Augen. Tapfer schwimmen sie gegen die Strömung des eingeleiteten KampWassers an und trainieren für ihr zukünftiges Leben im Fluss.

Ihre Eltern sind autochthone, also „eingeborene“ Wildfische aus dem Kamp und wurden von den Wissenschaftler*innen oberhalb von Zwettl kurz vor ihrer Laichzeit gefangen. Der Rogen wird schonend aus dem Bauch der Weibchen massiert, mit dem von den Männchen gewonnenen Samen befruchtet und dann nach Familien getrennt in Erbrütungsgefäße gefüllt.

SONJA BETTEL
Foto: Gerhard Käfel ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 11

Die Elternfische werden gechippt, um sicherzugehen, dass sie nur einmal für das fünf Jahre laufende Projekt verwendet werden. So soll eine große genetische Vielfalt erreicht werden. Danach werden die Elternfische dorthin zurückgebracht, wo sie gefangen wurden – so bleibt nämlich auch die Population über den Stauseen intakt. Nach dem Schlupf wachsen die kleinen Äschen in den Becken im Container auf – umspült von frischem, gefiltertem Kamp-Wasser und gefüttert mit winzigen Salinenkrebslarven. Im Herbst, wenn sie etwa einen Finger lang sind, werden sie dann in den Kamp gesetzt. Bis hinunter nach Gars am Kamp, so schätzt Günther Unfer, könnten sie passende Lebensbedingungen vorfinden.

VERGLEICH CONTAINER UND SCHOTTERBANK

Mit dem begleitenden Forschungsprojekt des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU sollen auch Erkenntnisse für Projekte in weiteren Flüssen gewonnen werden. Dazu gehört auch der Vergleich zweier Methoden: Ein Teil der Äschen-Eier wird nämlich direkt in den Kamp gesetzt, ohne sie vorher schlüpfen zu lassen.

In der Natur setzt das Äschenweibchen ihren Rogen an einer flachen Stelle eines Flusses in den Kies, das Männchen gibt darüber seine Samen ab. Dann reifen die Eier im Kieslückenraum heran. Durch die Stauseen im Kamp wird jedoch kein Kies nachtransportiert, weshalb für das Forschungsprojekt zwei Kiesbänke aufgeschüttet wurden. Mit einem Rohr wurden die befruchteten Äschen-Eier dort hineingesetzt. Interessant sei, erzählt Günther Unfer, dass die im Kamp geschlüpften Äschen schon etwas größer seien als jene im Aufzuchtcontainer. Das ist eine gute Nachricht für zukünftige Wiederansiedlungen, denn die Zucht im Container ist aufwendiger, als wenn die Eier direkt in das Flussbett gesetzt werden.

Wie gut sich die angesiedelten Äschen zurechtfinden und vermehren werden, wird während des Projekts mit Befischungen und genetischen Untersuchungen überprüft werden. Damit können die gefangenen Fische eindeutig ihren Eltern und der Besatzmethode zugeordnet werden.

Beim Besuch des Kamp in Steinegg Mitte Mai geht Gerhard Käfel mit uns zu jener Stelle, an der vor zirka drei Wochen der Ei-Besatz erfolgte. Nahe des schützenden Ufers entdecken wir eine kleine Äsche, die munter herumschwimmt. Gerhard Käfel freut sich und erzählt, dass es nach dem Emergieren, dem erstmaligen Auftauchen der kleinen Fische aus dem Kies, nur so gewimmelt habe. „Wir erfahren mit dem Projekt viel über die Biologie der Äsche und den Kamp“, sagt er.

Der Kamp ist morphologisch, von seiner Gestalt her, zwischen Wegscheid und Rosenburg in einem guten Zustand. Doch die Stauseen verhindern den jahreszeitlich und je nach Niederschlag unterschiedlichen Abfluss und den Weitertransport von Geschiebe, das für einen ökologisch guten Zustand wichtig wäre. Um das zu verbessern, müsste beim Betrieb der Kraftwerke etwas verändert werden. Doch das ist die Aufgabe der Behörde. ←

Wir erfahren mit dem Projekt viel über die Biologie der Äsche und den Kamp.
Gerhard Käfel

DIE ÄSCHE

THYMALLUS THYMALLUS

Die Europäische Äsche ist ein Knochenfisch aus der Familie der Lachsfische (Salmonidae). Sie lebt im Süßwasser und heißt lateinisch „Thymallus thymallus“, weil ihr Fleisch roh nach Thymian riechen soll. Eine ausgewachsene Äsche ist bis zu eineinhalb Kilogramm schwer und bis zu 50 Zentimeter lang.

Besondere Merkmale sind die mandelförmigen Pupillen und die große Rückenflosse. Sie mag kühle Fließgewässer mit sauberem Wasser und frisst hauptsächlich Insekten.

Die „Äschenregion“ ist eine der fünf Leitfischregionen von Flüssen –sie hat eine starke Strömung und sauerstoffreiches Wasser. Die Äsche ist ein hervorragender Speisefisch, weil sie aber große Ansprüche an das Wasser stellt, wird sie nicht gezüchtet. Sie ist als gefährdete Art durch die Berner Konvention auf europäischer Ebene geschützt.

Nach Ansicht von Günther Unfer ist sie sogar hochgradig gefährdet – aufgrund von Lebensraumzerstörung und Fressfeinden wie dem Kormoran.

Fotos: Clemens Ratschan, Gerhard Käfel, istock/klyaksun 12 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH

DIE FÜNF LEITFISCHREGIONEN VON FLÜSSEN WARUM WIEDERANSIEDELN?

Unsere Gewässer werden immer wärmer und immer mehr Flüsse sind verbaut. Dadurch finden Äschen weniger Lebensraum vor. Am Kamp hat sich durch den menschlichen Einfluss aber auch ein neuer möglicher Lebensraum ergeben. Dieser könnte helfen, die Art sowie auch die an den Kamp angepasste Äsche zu erhalten.

Die Wiederansiedelung ist auch ein Schritt in Richtung eines natürlicheren Flusses: Erstens prägt die Äsche ihren Lebensraum, indem sie zum Beispiel bestimmte Insekten frisst, und trägt so zum natürlichen Gleichgewicht bei. Zweitens sorgen viele der Maßnahmen, die für die Wiederansiedelung getroffen werden, dafür, dass der Fluss selbst natürlicher wird: Wenn Laichplätze und Geschiebequellen geschaffen oder Wasserverschiebungen durch die Kraftwerke hindurch weitergegeben werden, profitieren davon auch viele andere Tiere und das ganze ökologische System. Und auch wir Menschen, denn wenn der Kamp eine natürlicherer Flussdynamik hätte, würde auch die Kanadische Wasserpest, eine Wasserpflanze, die die Bäder am Kamp zuwächst, zurückgehen.

FORSCHUNGSPROJEKT

ZUR (WIEDER-)ANSIEDELUNG DER ÄSCHE AM MITTLEREN KAMP

Das Forschungsprojekt wird im Rahmen des Umweltförderungsgesetzes des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert.

Der Aufzuchtcontainer wurde vom Verein „Fliegenfischen am Kamp“ mit Unterstützung der LEADER-Region Südliches WaldviertelNibelungengau, niederösterreichischen Fischereiverbänden, Forstverwaltungen des Waldviertels, dem Nationalpark Thayatal und den Abteilungen für Naturschutz und Wasserwirtschaft der NÖ Landesregierung errichtet.

forschung.boku.ac.at/de/projects/14496

FORELLENREGION

sehr starke Strömung, sauerstoffreiches Wasser unter 10 °C

ÄSCHENREGION

starke Strömung, sauerstoffreiches Wasser bis 15 °C

BARBENREGION

schwache Strömung, kiesig-sandiger Boden, geringerer Sauerstoffgehalt

BRACHSENREGION

die artenreichste Region, sandig-schlammiger Boden, das sauerstoffarme Wasser hat im Sommer bis zu 20 °C und friert im Winter zu

KAULBARSCHFLUNDER-REGION

Brackwasserbereich mit Einfluss der Gezeiten, im Sommer über 20 °C

VORHANG AUF!

VIER BESONDERE ARTEN NIEDERÖSTERREICHS IM PORTRÄT

SAUMFLECK-PERLMUTTERFALTER BRENTHIS HECATE ↑

Die „Zaubergöttin“, wie der lateinische Name übersetzt heißt, findet sich in Österreich nur noch in Wien und Niederösterreich. Sie bewohnt sonnen- und blütenreiche Wiesen in der Nähe von Wäldern oder Hecken. Damit sich die Raupe des Saumfleck-Perlmuttfalters entwickeln kann, darf die Wiese nur ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht werden, gleichzeitig darf sie aber auch nicht verbuschen – die einzigen Raupenfutterpflanzen sind der Backenlee und das Knollen-Mädesüß. Beobachten kann man den seltenen Falter zumeist zwischen Ende Mai und Ende Juli, eindeutig erkennen kann man ihn an der Doppelreihe schwarzer Flecken am Saum der Hinterflügel.

DUFTENDER FEUERSCHWAMM → PHELLINIDIUM POUZARII

Eine bräunlich bis ockerbraune Kruste – äußerlich mag er nicht besonders attraktiv erscheinen. Wie der Name verrät, hat der Duftende Feuerschwamm aber andere Qualitäten: Er betört mit seinem Duft nach Rosen, Petunien oder Hyazinthen. Weil er nur auf altem Tannentotholz wächst, gibt es weltweit nur eine Handvoll Fundorte – der Urwald Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein ist einer davon und zeigt damit, wie wichtig solche Rückzugsorte für die Natur sind.

BÖHMISCHER KRANZENZIAN → GENTIANELLA PRAECOX

Vom Aussterben bedroht, kommt der Böhmische Kranzenzian nur noch an wenigen Orten in Tschechien, Bayern, Polen und Österreich vor – bei uns finden wir ihn im Mühl- und Waldviertel. Er liebt magere Wiesen und braucht Bodenstörungen durch Viehtritt – früher war er auf Flächen, die extensiv beweidet oder per Hand mit der Sense gemäht wurden, durchaus häufig. Schwer tut er sich mit langen Trockenperioden und dauerhaften Temperaturen über 30 Grad. Deshalb versucht der Naturpark Nordwald, neue Populationen in hoch gelegenen, kühlen Lagen anzusiedeln.

TIER- UND PFLANZENARTEN kommen ausschließlich in Niederösterreich vor

EUROPÄISCHE SUMPFSCHILDKRÖTE EMYS ORBICULARIS ↖

Der Nationalpark Donau-Auen ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Auch der letzte intakte Bestand der Europäischen Sumpfschildkröte in Österreich lebt dort. Sie ist die einzige natürlich vorkommende Schildkröte Österreichs. Man erkennt sie am dunklen, flachen Panzer und den charakteristischen gelben Punkten. Das Reptil lebt in langsam fließenden Flüssen, stillen Altarmen, Teichen und Tümpeln mit dichtem Pflanzenbewuchs und verbringt die meiste Zeit auf Nahrungssuche im Wasser. Bei kühler Witterung kann man es aber auch beim Sonnen auf liegenden Baumstämmen oder am Ufer entdecken.

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14 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH
Fotos: istock/Engin Aktan, Kern, Gabriele Bassler-Binder, Sophie Nießner

DER BIBER

ERFOLGSGESCHICHTE UND HERAUSFORDERUNG

NUTZUNGSKONFLIKT

Nur wenige großflächig ausgerottete Arten fassen durch Wiederansiedelungsund Schutzprojekte innerhalb kurzer Zeit wieder in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet Fuß. Der Biber hat es geschafft und bringt damit ökologische Vorteile, aber auch Herausforderungen mit sich.

Ursprünglich über beinahe den gesamten eurasischen Kontinent verbreitet, verschwanden die Biber in Mitteleuropa bis Mitte des 19. Jahrhunderts beinahe überall von der Bildfläche – zu begehrt waren ihre Pelze, ihr Fleisch und das als Wunderheilmittel geltende Bibergeil. Aktive Wiederansiedelungen erfolgten in Mitteleuropa ab den 1960er Jahren – in den Donau-Auen wurden östlich von Wien bis Mitte der 1980er mehr als 30 Biber ausgewildert.

Viel war von den Tieren in den ersten Jahrzehnten nicht zu bemerken, da Populationen zu Beginn nur langsam wachsen: 1994 gab es 200 Tiere, 2006 waren es bereits 2.000 und laut der letzten Hochrechnung 2023 tummeln sich mittlerweile 8.900 Individuen im ganzen Bundesland. Jetzt wird sich ihre Anzahl vermutlich langsam einpendeln – der Europäische Biber ist aber nach wie vor eine „geschützte Tierart“ (Berner Konvention, FaunaFlora-Habitat[FFH]-Richtlinie) und wird dies in nächster Zukunft auch weiter bleiben. Niederösterreich stellt aufgrund der Topografie und der Lebensräume das Hauptverbreitungsgebiet in Österreich dar.

BIOLOGIE UND BESONDERHEITEN

Biber sind nach dem südamerikanischen Wasserschwein (Capybara) die zweitgrößten Nagetiere der Welt und zudem jene mit der am höchsten entwickelten Großhirnrinde. Sie leben in kleinen Familiengruppen aus Elternund Jungtieren. Erst mit dem zweiten Jahr werden die jungen Biber erwach-

der Körperlänge macht der flachgedrückte, schuppige SCHWANZ DER TIERE, die Kelle, aus.

sen und müssen dann ein eigenes Revier finden – diese erstrecken sich an Gewässern, sind im Schnitt 1,3 Kilometer lang und werden gegen familienfremde Artgenossen mitunter aggressiv verteidigt. Als Nahrung dienen Bibern weit über 100 verschiedene Pflanzenarten. Die Rinde von Bäumen und Sträuchern dient dabei hauptsächlich als Winternahrung, da in der kalten Jahreszeit wenig andere Pflanzen verfügbar sind. Biber fällen daher im Sommerhalbjahr meist nur zur Beschaffung von Baumaterial Bäume oder verwenden diese zur Abnutzung der schnell wachsenden Zähne.

RONALD KNAPP
¼ ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 15 Foto: unsplash/ng-sze-en

12.000 –

23.000

HAARE PRO QUADRATZENTIMETER

zählt das Biberfell.

Damit gehört es zu denn dichtesten im ganzen Tierreich – die dichte Unterwolle hält eine isolierende Luftschicht am Körper, während die langen Grannenhaare das Eindringen von Wasser verhindern.

ZWEI SEITEN EINER MEDAILLE

Der Biber ist ein wahrer Landschaftsgestalter: Er trägt zum Wasserrückhalt in der Landschaft und zur Artenvielfalt bei. Weil er eine Strukturvielfalt aus Totholz und Uferanbrüchen, unterschiedlichen Wassertiefen und Versteckmöglichkeiten schafft, fühlen sich in seiner Gegenwart alle möglichen Libellenarten, ein großes Spektrum an Amphibien, Vögel, aber auch Fische wohl. Gibt es ihn, regenerieren sich Grundwasserkörper schneller –selbst in Trockenjahren können Landschaften mit Bibern mehr Wasser bereitstellen als ohne Biber in Jahren mit mehr Niederschlag.

Andererseits macht uns der fleißige Baumeister mit vernässten oder überschwemmten, nicht mehr bewirtschaftbaren Flächen, Baumfällungen und Benagungen, verstopften Rohrdurchlässen oder Einbrüchen von Ufern oder Dämmen mitunter das Leben schwer. Dabei wäre mit ein wenig mehr Platz viel gewonnen – über 90 Prozent der Konflikte treten in einem zehn Meter breiten Streifen entlang des Gewässers auf, da sich Biber in der Regel ungern weiter als wenige Meter von diesen entfernen. Die einfachste Lösung? Diesen Bereich nicht zu nutzen! Wo dies nicht möglich ist, kann der „biberische“ Gestaltungsdrang abgefedert werden, zum Beispiel mit Gittern für wertvolle Einzelbäume, Dammbauwerke und Rohre oder mit Drainagen zur Regulierung der Wasserstände hinter den Biberdämmen.

Wie bei anderen besonders geschützten Arten gilt auch beim Biber die sogenannte Maßnahmenhierarchie: Prävention vor Eingriff in den Lebensraum vor Eingriff in die Population. Für Eingriffe oder Entnahmen sind naturschutzrechtliche Bewilligungen notwendig, andernfalls sind sie verboten und damit auch strafbar. Entnahmen sind dabei nur eine Krücke, um sensible Bereiche wie Hochwasserschutzdämme oder Kanalstränge vor möglichen Schäden zu bewahren, bis eine technisch-bauliche Lösung diese langfristig unterbinden kann.

GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

Der Biber ist ein wesentliches, gestaltendes Glied in unseren GewässerÖkosystemen und er wird bleiben. Offen ist, wie viel Platz wir dem tierischen Wasserbauer an unseren Gewässern zugestehen und wie viel Ressourcen wir als Gesellschaft oder als Privatpersonen aufwenden, um mit ihm auszukommen.

BETROFFEN?

Hier findet sich eine kompakte Hilfestellung für den Umgang mit „Meister Bockert“ (das ist die Bezeichnung für Biber in Fabeln), weiterführende Links und umfangreiche Literatur sowie aktuelle Förderungen von Präventionsmaßnahmen. Auch Meldungen von Totfunden oder Sichtungen in bis dato „biberfreien“ Gebieten sind willkommen: www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/ Wildtier_Biber.html

Konflikt-Basis-Beratung unter 02742/9005-9100 oder wildtier@noel.gv.at

Bei felsigen oder zu flachen Ufern, wo keine Erdburg möglich ist, bauen sich Biber solche Astburgen

Sicher ist es möglich, menschliche Nutzung mit dem Lebensraum des Bibers in Einklang zu bringen – und das sollten wir auch, weil der Biber ein wertvoller Ökosystemdienstleister ist – Stichwort dezentraler Wasserrückhalt und Biodiversität. Den Gewässern, wo immer auch möglich, mehr Raum zu geben, verringert nicht nur die Konflikte mit dem Biber, sondern ist vielmehr eine Aufwertung unseres gemeinsamen Lebensraumes. Dazu müssen aber alle, die davon berührt sind (Grundeigentümer*innen, Kommunen, Fachabteilungen der Verwaltung, Politik, Interessenvertretungen), dieses Ziel teilen und gemeinsam verfolgen. ←

16 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH Fotos: Knapp

STIMMIGES MITEINANDER

NISTPLATZ SCHOTTERGRUBE

WO VÖGEL UND BAGGER LEBEN

Für den Schutz der Natur sind wir alle. Welcher Weg dabei eingeschlagen werden soll, darüber sind sich Naturschutz und Wirtschaft oft uneins. Ein Bericht, wie das Miteinander gelingen kann.

Bei Vanni Bianchi herrscht reger Betrieb. Vor seiner Werkstatt in Oberdrauburg steht ein geräumiges Gehege, in dem sich gerade eine kleine Eule mit gebrochenem Flügel von ihrer Verletzung erholt. Kund*innen kommen und gehen. Sie bringen manchmal verletzte, doch meist tote Vögel, nehmen sie Wochen später ausgestopft mit nach Hause oder schenken sie Vanni. Drinnen in der Werkstatt riecht es nach totem Fleisch. Ein wenig wie nach dem Schlachten auf dem Bauern-

hof, also nicht für jeden Magen geeignet. Der gebürtige Italiener ist Tierpräparator und seit seiner Kindheit ein geradezu fanatischer Vogelliebhaber. Viele der rund 1.600 Vögel, die er detailreich präpariert hat und im Museum „Vannis Vogelwelt“ ausstellt, sind durch den Zusammenprall mit Masten, Scheiben oder Stromleitungen zu Tode gekommen. Sie sind gleichzeitig einzigartige Kunstwerke und mahnende Beispiele für den Konflikt zwischen Mensch und Natur.

ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 17 Foto: unsplash/Zdenek Machacek
Für den Kiesbrüter schaut eine
Schotterinsel in der Donau gleich aus wie eine Schottergrube.

In der öffentlichen Wahrnehmung werden Naturschutz und wirtschaftliche Interessen vielfach als Gegensätze wahrgenommen. „Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen“, sagen die einen. „Was nützt uns die schöne Natur, wenn dadurch Arbeitsplätze und Wertschöpfung flöten gehen“, entgegnen die anderen. Dabei gibt es eine Reihe von Beispielen, wo ein stimmiges Miteinander gelingt. Beispielsweise in vielen Schotter-, Kiesoder Sandgruben Niederösterreichs, die einerseits Abbaugebiet für wertvolle Rohstoffe und andererseits ein sogenannter Ersatzlebensraum für Vogelarten wie etwa den Flussregenpfeifer oder die Uferschwalbe sind. Denn ihr ursprünglicher Lebensraum, Schotterflächen in Flüssen, sind selten geworden.

LEBENSRAUM FÜR SELTENE ARTEN

„Für den Kiesbrüter schaut eine Schotterinsel in der Donau gleich aus wie eine Schottergrube. Wenn er keine Schotterinsel im Fluss vorfindet und in der Grube genügend Nahrung vorhanden ist, dann brütet er eben dort. Dem Vogel ist das egal“, erklärt Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Er ist der Meinung, dass Schotterabbau und Naturschutz gut zusammenpassen: „Viele der Lebensräume beziehungsweise Arten wären gar nicht mehr da, wenn es die Schottergruben nicht gäbe. Das muss man auch als Naturschützer so sagen. Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Donau frei fließen würde und schöne Schotterflächen hätte. Aber das gibt es halt in der Form kaum noch.“

Die Uferschwalbe baut ihr Nest in sandige und meist frisch abgebrochene Steilwände.

BirdLife Österreich arbeitet eng mit dem Forum mineralische Rohstoffe sowie den Abbauunternehmen zusammen, um die Artenvielfalt zu erhalten. Bevor schweres Gerät anrollt, wird die Grube gemeinsam begangen. „Dabei wird bestimmt, ob zum Beispiel Nisthilfen benötigt werden oder in welchen Bereichen Wände neu abgestochen und aufkommender Bewuchs vor den Brutplätzen entfernt werden muss. Durch die fachkundige Beratung vor Ort werden Betriebsabläufe verbessert und auf die Bedürfnisse der teilweise bedrohten Vogelarten abgestimmt“, beschreibt Petra Gradischnig, Geschäftsführerin des Forums mineralische Rohstoffe, die Kooperation.

Besonders sensibel sei die Brutzeit. „Um beispielsweise eine ungestörte Brut des seltenen Bienenfressers zu gewährleisten, müssen Steilwände in aktiv genutzten Sand- und Kiesgruben in der Zeit von Anfang Mai bis Ende August geschützt werden. In dieser Zeit erfolgt kein Abbau.“ Die gemeinsamen Begehungen in den Gruben hätten auf Seiten der Unternehmen schon viele Aha-Erlebnisse bewirkt, erzählt Wichman: „Sie erkennen: Aha, ein solches Naturjuwel habe ich hier! Das sind nicht nur seltene

FLUSSREGENPFEIFER →

Ein Zugvogel, der die kühlere Jahreszeit in der Mittelmeerregion oder in Afrika verbringt. Zur warmen Jahreszeit brütet er auch bei uns. Er bewohnt Schotterflächen und legt meist vier farblich gut getarnte Eier in eine kleine Mulde im Boden. Die Jungen sind Nestflüchter, laufen also sofort los und suchen nach kleinen Insekten, Würmern, Spinnen.

Der Flussregenpfeifer schätzt feuchte Flächen, weil da das Nahrungsangebot reichhaltiger ist. Der europäische Gesamtbestand wird zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf etwa 110.000 bis 240.000 Brutpaare geschätzt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erhöhte vor allem der Kiesabbau die Zahl der möglichen Niststandorte und somit den Bestand.

Vögel, sondern auch Amphibien oder Libellen. Die Unternehmen sind stolz, einen Beitrag zur Förderung von Biodiversität zu leisten.“

BEST PRACTICE IN NIEDERÖSTERREICH Wie schauen die Naturschutzmaßnahmen konkret aus? In Schwadorf und Rauchenwarth im Bezirk Bruck an der Leitha wurden mehrere Flachwasserzonen für Watvögel wie Kiebitz, Flussuferläufer und Rotschenkel erhalten, wenngleich diese in heißen und trockenen Sommern zeitweilig austrocknen. Drei bestehende Brutwände in feinkörnigem, lockerem Material, wo sich Uferschwalben und Bienenfresser besonders wohl fühlen, wurden durch Nachgraben verbessert. In St. Pantaleon im Bezirk Amstetten hat das Abbauunternehmen sehr zur Freude der Uferschwalben einen hohen Sandhaufen neu angelegt, der immer wieder frisch abgestochen wird, um Brutwände zu schaffen. In Lassee-Schönfeld im Bezirk Gänserndorf hat man eine vorhandene Mulde mit Lehm abgedichtet, um Lebensraum für Amphibien, Reptilien und Insektenlarven zu schaffen – auch die Vögel lieben die auf diese Weise neu geschaffene Vogeltränke.

Foto: Schweighofer

Besonders artenreich ist eine Schottergrube in Nussdorf ob der Traisen im Bezirk St. Pölten Land. Hier kreucht und fleucht es, dass es nur so eine Freude ist. Sogar die erfolgreiche Brut von Flussregenpfeifern ist nachgewiesen. Flussuferläufer, Zwergdommel, Kolbenente, Haubentaucher, Kiebitz, Teichrohrsänger und Drosselrohrsänger fühlen sich in dieser besonderen Schottergrube zuhause, weil die Schotterflächen regelmäßig entbuscht werden und der abbauende Betrieb eine Brutinsel vergrößert, erhöht sowie durch einen Kiesriegel gegen Fische geschützt hat. Amphibien, Insektenlarven und Watvögel finden die so entstandene Flachwasserzone richtig klasse.

Diese und weitere Maßnahmen wurden durch das Projekt „Arten- und Lebensraumschutz in Rohstoffgewinnungsbetrieben in Niederösterreich“ umgesetzt beziehungsweise eingeleitet: ein Vorbild für andere Regionen und gleichzeitig Erfolgsgeschichte über den Einklang von Naturschutz und Wirtschaft.

FLEXIBILITÄT, VERTRAUEN UND OFFENHEIT

„In Summe sind die Nutzungskonflikte in den Gruben lösbar“, ist Wichmann überzeugt. Die Abbaubetriebe würden sich sehr darum bemühen, einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten – ganz im Gegenteil zu vielen Motocrossfahrer*innen, die ohne Rücksicht auf Besitzverhältnisse oder Artenschutz in den Gruben ihre Runden drehen.

Der Schlüssel zu einem wertschätzenden Miteinander ist für Wichmann eine Kombination aus viel Flexibilität auf beiden Seiten, viel Vertrauen und einem Maßnahmenkatalog, der für die Unternehmen gut umsetzbar ist. Das bedeutet, den Betrieben möglichst wenig Personal- und Maschineneinsatz abzuverlangen, die Arbeiten in der Grube zweckmäßig aufeinander abzustimmen, die Bewirtschaftung nicht übermäßig zu erschweren und Ertragseinbußen zu vermeiden. Gradischnig stößt ins selbe Horn: „Es braucht den Willen, sich für die Arten-

Die Unternehmen sind stolz, einen Beitrag zur Förderung von Biodiversität zu leisten.

vielfalt einzusetzen und natürlich das Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten. Viele der Maßnahmen werden während des laufenden Betriebs umgesetzt, sie müssen machbar sein und gleichzeitig einen Mehrwert für die Tiere bieten. Hier machen langfristige Kooperation Sinn, sie sind nachhaltiger und man profitiert von den bereits gesammelten Erfahrungen“, lobt Gradischnig die Partnerschaft mit BirdLife Österreich.

Auch in Prambachkirchen wird im Zuge der Sandgewinnung ein neuer Lebensraum geschaffen.

Der BirdLife Geschäftsführer, der im Alter von vier Jahren das erste Fernglas geschenkt bekam, glaubt, dass der eingeschlagene Weg weitere Kreise ziehen kann. „Es wird nicht immer und überall eine Lösung geben, aber ich glaube, dass man sich mit Offenheit gegenüber den Argumenten des jeweils anderen zumindest annähern kann.“ ←

ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 19 Fotos: Samuel Schnierer, Werner Weißmair

BLUME 80

Orchideenarten kommen Österreich vor

Jetzt gerade erleben wir weltweit ein großes Artensterben. Die gute Nachricht: Man kann etwas dagegen tun. Wir haben uns ein Orchideen-Schutzprojekt angeschaut und berichten, was es für den Artenschutz bringt.

Martina streift aufmerksam durch die Wiesen, bleibt immer wieder stehen und tippt in ihr Handy. Wer beim Wort Handy die Nase rümpft, sollte wissen: Hier wird gerade wertvoller Artenschutz betrieben. Bestände zu dokumentieren, ist eine wichtige Datenquelle für die Forschung. Toll, dass man kein Profi sein muss, um mitzuarbeiten. „Ökologisches Vorwissen schadet nicht, es gibt aber eine Einschulung vor der Kartierung und dem Monitoring“, erklärt Norbert Novak, Obmann vom Österreichischen Orchideen Netzwerk und Mentor für das Projekt Orchideenschutz bei der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ (eNu). Wenn man sich dafür anmeldet, bekommt man ein bis zwei Wochen vor Begehen der Fläche eine E-Mail und geht dann auf die Suche nach gerade blühenden Pflanzen.

Martina hat indes eine Riemenzunge gefunden – eine rare und auch ziemlich gefährdete Orchidee, die durch ihre bizarren, in die Länge gezogenen Lippen auffällt. Martina gibt Fundort und Art in den Naturland NÖ Monitor ein. Früher wurde mit Papier und Karten gezählt, heute landen die Daten dank App automatisch in einer eigenen Datenbank. Novak erklärt: „Daraus können wir Verteilungsmuster der Pflanzen auf der Fläche herauslesen. Ziel ist, eine Zeitreihe über mehrere Jahre zu beobachten.“ Damit Mar-

tina Pflanzen nicht doppelt zählt, hat sie sich eine Route durch die Fläche überlegt. Wie man sich das Gebiet einteilt, bleibt einem selber überlassen. Wenn man zu zweit ist, kann man sich auch aufteilen.

Warum werden gerade Orchideen gezählt? Diese Pflanzen sind nicht nur wunderschön, sondern auch sogenannte Indikatorarten – sie zeigen, wo das Ökosystem noch intakt ist, da sie sehr sensibel auf Veränderungen reagieren. Bekannter sind vielleicht die „Fensterbrett-Orchideen“, die viele zu Hause haben – meist Zuchtformen aus den Niederlanden. Von der riesigen Pflanzenfamilie gibt es weltweit aber stolze 25.000 Arten. In Österreich kommen rund 80 wilde Orchideen-Arten vor, wie zum Beispiel das alpine Kohlröserl oder der Frauenschuh. Sie wachsen fast überall, in Wäldern, auf Wiesen, in den Alpen und auch in Privatgärten. Eines haben alle 80 Arten gemeinsam: Sie stehen auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten und sind streng geschützt.

SCHULE AUF DER WIESE

Artenschutz-Maßnahmen wie das Monitoring sind auch bei Schulklassen beliebt. Direkt auf der Wiese wird das Wissen um Pflanzen und unser Klima greifbar. Für Schulprogramme werden besonders gerne Kuhschellen gezählt: „Sie gehören zu den Hahnenfußgewächsen und blühen im März und April, manchmal sogar schon im Februar. Daher eigenen sie sich gut fürs Monitoring, da noch wenig andere bunte Pflanzen auf den Wiesen stehen, mit denen man sie verwechseln könnte “, erklärt Norbert Novak.

FREIWILLIG DIE WELT RETTEN

Martina ist eine von vielen, die sich ehrenamtlich für die Rettung unserer Erde einsetzen. Warum seine Freizeit für den Artenschutz einsetzen?

ADRIA-RIEMENZUNGE HIMANTOGLOSSUM ADRIATICUM

Charakteristika: 50 bis 70, selten 80 cm hoch, Blüten mit bizarrem, gedrehtem riemenartigem LippenMittellappen

Blütezeit: Mai bis Juni

Vorkommen: in NÖ in der Wachau, Weinviertel, Marchfeld, an der Thermenlinie und im Leithagebirge

Gefährdung: durch Düngung und Lebensraumzerstörung

FRAUENSCHUH

CYPRIPEDIUM CALCEOLUS

Charakteristika: 25 bis 60 cm hoch, Lippe schuhförmig, gelb und als Kesselfalle ausgestaltet

Blütezeit: Mai bis Juni

Vorkommen: in NÖ vor allem im Voralpengebiet und Weinviertel, vereinzelt in der Böhmischen Masse und im Leithagebirge

Gefährdung: durch Lebensraumzerstörung und Ausgraben

← Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea) ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 21 Fotos: Norbert Novak

WO ORCHIDEEN

SIND, IST DIE WELT NOCH IN ORDNUNG.

Norbert Novak

DOS AND DON’TS IM NATURLAND NÖ

Nichts ausgraben! Jede auch noch so kleine Pflanze erfüllt eine wichtige Funktion im großen Ganzen. Freuen wir uns an der Natur und lassen die Lebewesen dort, wo sie sind – bei geschützten Arten ist das Ausgraben auch verboten. Was einem gefällt, kann man auch oft als Zuchtform im Fachhandel kaufen.

Auf den Wegen und Trails bleiben, Wiesen und Wälder nicht einfach durchfahren oder begehen. Wir müssen auf Tiere und Pflanzen Rücksicht nehmen, um ihren ohnehin knapper werdenden Lebensraum nicht zu gefährden.

Müll nicht auf den Boden werfen. Klingt logisch, ist aber scheinbar nicht ganz so einfach: Ein Müllsackerl einstecken und daheim entsorgen oder in den nächsten Mistkübel werfen. Besonders Zigarettenstummel sind eine giftige Gefahr, auch für unser Grundwasser. Und mitmachen: Viele Gemeinden in Niederösterreich organisieren Müllsammel-Challenges.

Miteinander reden hilft. Wenn du seltene Arten in Gefahr siehst, melde sie den Flächenbesitzer*innen. Oft ist einfach nicht bekannt, wo Hilfe gebraucht wird. Gemeinsam haben wir unsere Natur und ihren Schutz am besten im Blick.

Bodenversiegelung stoppen. Österreich ist leider Europameister im Zubetonieren von Grünflächen. Hier ist ein Umdenken angesagt, damit wir auch in Zukunft genug gesunde Erde haben.

naturland-noe.at/knigge

„Wegen der schönen Orchideen, der beeindruckenden Natur, um Neues zu entdecken und auch andere Pflanzenund Tierarten zu beobachten“, erklärt Martina. Das Gefühl, etwas Gutes für unsere Natur zu tun, einen Beitrag für die Forschung zu leisten, sei unbezahlbar, auch bekäme man dabei Bewegung an der frischen Luft. Eine rundum nachhaltige Aktivität also. Neben dem Monitoring suchen viele Vereine Verstärkung beim Gehölzschnitt oder bei sogenannten Schwende-Aktionen, wo die Verbuschung ausgeschnitten wird, um Wiesen zu erhalten. Werden sie nicht gemäht, verwandeln sie sich nämlich automatisch in Buschland und Wald – und das ist schlecht für die Artenvielfalt.

„Wird eine Fläche nachhaltig bewirtschaftet, breiten sich dort Pflanzen weiter aus. Manche Flächen werden aber zum Beispiel zu früh gemäht oder unzureichend gepflegt. Das kann zum Rückgang seltener Arten führen“, warnt Novak. „Die Mahd oder Beweidung zum richtigen Zeitpunkt ist ganz wichtig. Ideal ist Mitte Juli, August oder September. Das gibt den Pflanzen Zeit, Samen zu bilden, um sich zu vermehren. Vor allem bei seltenen Pflanzen ist das wichtig.“ Niederösterreichische Gemeinden wie Groisbach bei Alland mähen ihre öffentlichen Flächen seltener und

Kleines Knabenkraut (Anacamptis morio)

später, um solchen Arten Lebensraum zu bieten. Sie freuen sich über rund 20 Orchideen-Arten in der Umgebung, die man auf einem Themenlehrpfad kennenlernen kann. „Die Bedeutung des Artenschutzes und der Biodiversität für unser Ökosystem ist enorm“, betont Andrea Maria Mayer, Umweltgemeinderätin der Gemeinde Alland. Information und Schutz sind hilfreich, um das öffentliche Bewusstsein für unsere Umwelt zu stärken.

LANDWIRTSCHAFT ALS ZUKUNFTSFAKTOR

Orchideen mögen keine Fettwiesen, also keine intensiv bewirtschafteten Flächen. „Wir haben leider viele artenarme Wiesen, vor allem in Westösterreich“, bemerkt Novak. Ein Grund dafür sei die intensive Landwirtschaft. Eine sensible Landwirtschaft im Einklang mit der Natur würde nicht nur Ressourcen sparen und Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen, sondern auch unsere Lebensmittelgrundlage für die Zukunft sichern.

22 — ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH

In der Landwirtschaft nachhaltig tätig zu sein, dazu gehört viel Idealismus, denn die Förderungen sind noch nicht überall kostendeckend. Unterstützung bieten Förderprogramme wie ÖPUL (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft).

Wie so viele Bereiche ist auch die Landwirtschaft im Wandel. Aufklärung und Information helfen, das Bewusstsein für naturnahe Flächen zu heben. „Manche wissen gar nicht, welche seltenen Pflanzen oder Arten sie auf den Flächen haben, und sind dann ganz stolz darauf“, berichtet Novak.

GARTELN FOR FUTURE

Wilde Orchideen werden auch immer wieder in Privatgärten gesichtet. Damit die sensiblen Pflanzen gedeihen, brauchen sie auch dort ein funktionierendes Ökosystem – will man sie bei einem passenden Standort anlocken, sollte man sich Tipps für naturnahe Gärten zu Gemüte führen, zum Beispiel von „Natur im Garten“. Keinesfalls darf man aber wilde Arten für den Garten ausgraben. Das ist nicht nur schädlich, sondern auch verboten. Ob öffentliche Flächen, Grünflächen von Unternehmen oder Landwirtschaft, beim Artenschutz ist gemeinsamer Einsatz wichtig – auch Schulen, Gemeinden und Betriebe können mitmachen, denn eine intakte Natur ist die beste Investition in unser aller Zukunft. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass Martina auch in Zukunft noch viele wilde Orchideen findet. Vielleicht zählen wir sie ja bald gemeinsam. ←

Weitere Links zum Mitmachen und Entdecken unter lebensart.at/orchideen#2

Weitere Materialien zur Bestimmung von Arten im Shop von Naturland NÖ shop.enu.at/product-category/natur/

SO KANNST DU ARTEN ERKENNEN

Pflanzen und Tiere zu bestimmen, erweitert nicht nur unser Wissen über die Naturräume und unser Bewusstsein für die Vielfalt, sondern leistet –Stichwort „Citizen Science“ – auch einen wertvollen Beitrag von Laien zur Wissenschaft.

Alle kostenlosen, gängigen Apps finden sich deshalb auf naturland-noe.at/ pflanzen-und-tiere-bestimmen.

Für die treffsichere Bestimmung braucht man Fotos bzw. Audioaufnah men, den Aufnahmezeitpunkt und -standort und eine Internetverbindung. Im Falle von Empfangsproblemen kann aber auch im Nachhinein bestimmt werden.

iNaturalist

– entwickelt in den USA

– eine Community für Naturliebhaber*innen mit mehr als 5 Millionen Nutzer*innen

– Bestimmung aller Organismen, die in der freien Natur vorkommen

– Beobachtungen werden automatisch in die weltweite Biodiversitätsdaten bank GBIF eingespeist inaturalist.org

Flora incognita

– entwickelt in Deutschland

– Bestimmung von über 16.000 Pflanzen mit umfangreichen Artensteckbriefen

– anerkanntes Instrument in botanischen Fachkreisen

– Zusammenarbeit mit dem Kosmos-Verlag floraincognita.de

Schmetterlinge Österreichs

– entwickelt in Österreich

– eine Community mit Vernetzungsmöglichkeit und einem Fokus auf die heimische Schmetterlingsfauna:

– Steckbriefe von 189 Arten mit Informationen zu Gefährdung, Vorkommen, Flugzeit, Lebensraum und Raupennahrung

– 2023 meldeten 25.000 Teilnehmende 125.000 Schmetterlinge aus ganz Österreich

schmetterlingsapp.at

BirdNET – entwickelt in den USA und in Deutschland – KI identifiziert Vogelstimmen: Audio-Aufzeichnung des Vogelgesangs bestimmt 3.000 der häufigsten Vogelarten in Nordamerika und Europa birdnet.cornell.edu

Buch-Empfehlungen zur Pflanzen- und Vogelbestimmung: WAS BLÜHT DENN DA? Margot Spohn, Kosmos Verlag VÖGEL ÖSTERREICHS Leander Khil, Kosmos Verlag

← Brand-Knabenkraut (Neotinea ustulata)
ARTENSCHUTZ NIEDERÖSTERREICH — 23 Fotos: Norbert Novak; Mockup: freepik/makingart

WALDVIERTLER

TEICH-, HEIDE- UND MOORLANDSCHAFT UND WALDVIERTEL S. 4

SCHUTZGEBIETE IN NIEDERÖSTERREICH

TRUPPENÜBUNGSPLATZ ALLENTSTEIG

Zwettl Ottenstein Gmünd

NATIONALPARK THAYATAL S. 8

Hardegg

KAMP- UND KREMSTAL S. 11

Rosenburg

Krems

STRUDENGAUNIBELUNGENGAU

St. Pantaleon S. 17

MACHLAND-SÜD

Amstetten

Doislau S. 4

Spitz

Melk

WESTLICHES WEINVIERTEL

TULLNERFELDER DONAUAUEN

Nussdorf ob der Traisen S. 17

WACHAU-JAUERLING S. 8

St. Pölten

PIELACHTAL

NIEDERÖSTERREICHISCHE ALPENVORLANDFLÜSSE

WIENERWALDTHERMENREGION

Scheibbs

Lunz am See

WEINVIERTLER KLIPPENZONE

Korneuburg Gänserndorf

BISAMBERG S. 17

BIOSPHÄREN PARK WIENERWALD

Mödling

Groisbach bei Alland S. 20

Grillenberger Tal S. 4

NORDÖSTLICHE RANDALPEN

ÖTSCHER-DÜRRENSTEIN

WILDNISGEBIET DÜRRENSTEIN S. 14

Rabensburger Thaya-Auen S. 4

MARCHTHAYA-AUEN S. 4

PANNONISCHE SANDDÜNEN

Lassee-Schönfeld S. 17

SANDBODEN UND PRATERTERRASSE

Rauchenwarth und Schwadorf S. 17

STEINFELD

FEUCHTE EBENELEITHAAUEN

HUNDSHEIMER BERGE

NATIONALPARK DONAU-AUEN S. 14

Gebiete nur nach Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutz-Richtlinie) abgegrenzt

Gebiete nur nach Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) abgegrenzt

Überlappungsbereich beider Gebiete Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiete Orte

GROSSSCHUTZGEBIETE

EUROPASCHUTZGEBIETE

Seitenzahl im Magazin mit Beitrag zum Gebiet S. 1 Flüsse

Landesgrenze

5 Maßstab 1: 325 000 0 5 10 15 20 25 30 km
Rabensburg Mistelbach Wildnisgebiet Dürrenstein Der Biber, S. 15 Nationalpark Donau-Auen
Fotos: Claudia Ebner/Nationalpark Thayatal, Hans Glader, unsplash/ng-sue-en, Popp; Karte: Land NÖ
← Die Wildkatze, S. 8

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