Kinder zwischen 3 und 5: Neugierig und klug

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6. Elternbrief - Kinder zwischen 3 und 5: Neugierig und klug

Partei ergreifen oder nicht? „Mami, sie hat wieder ...“. „Stimmt nicht, Mami, er hat zuerst …“, so beginnt es meist. Zwistigkeiten zwischen Geschwistern gehören zum Aufwachsen einfach dazu. Dabei sucht sich jedes Kind seinen ganz persönlichen Weg: Manche setzen vor allem ihre körperliche Kraft ein, andere ihre Sprachgewandtheit, wieder andere eine List. Mütter und Väter fragen sich dann häufig:„Was soll ich tun? Soll ich schlichtend eingreifen oder mich doch lieber heraushalten?“ In den meisten Fällen ist es besser, sich herauszuhalten. Wenn Mütter oder Väter eingreifen, sollten sie versuchen, die Kinder zu ermutigen, selbst Lösungsmöglichkeiten zu finden: „Du hast den gelben Malstift von Hannes kaputt gemacht. Was könntest du ihm dafür geben oder tun?“ So üben die Kinder, Grenzen einzuschätzen: die der anderen und die eigenen. Und sie lernen, mit unterschiedlichen Interessen umzugehen und sich wieder zu vertragen. Für Eltern ist es meist auch schwierig einzugreifen, weil sie gar nicht so schnell alle Informationen erhalten, die erforderlich sind, um die Situation gut beurteilen zu können.

Eingreifen sollten Mütter und Väter, wenn beim Streiten Dinge kaputt zu gehen drohen oder wenn ein Kind in ihrer Anwesenheit bewusst provoziert. Oder wenn sie merken, dass die Auseinandersetzungen eskalieren und die Kinder sich verletzen könnten. Dann ist es wichtig, klar einzuschreiten:„Halt, solche Worte benutzen wir nicht!“, oder: „Stopp – bei uns wird niemand verletzt!“. Auch bei einem unfairen Kampf sollte man sich einmischen und deutlich machen, dass das so nicht geht: „Hat Tobias dich wütend gemacht? Das verstehe ich. Aber er ist viel kleiner als du, und in deiner Wut könntest du ihn verletzen. Was könntest du tun, damit deine Wut wieder vergeht?“ Bei Kindern, die sich häufig streiten, können Mütter und Väter auch daran denken, sich öfters einmal getrennt mit ihnen zu beschäftigen. Oder sie jeweils mit ihren eigenen Freunden/Freundinnen spielen zu lassen. Durch die Trennung erleben sie unterschiedliche Dinge und können sich dann darüber unterhalten. Auch die Möglichkeit, sich allein in ein Zimmer zurückzuziehen, um sich auszuruhen und wieder zu sich selbst zu finden, kann manchmal die Situation beruhigen. Grundsätzlich sollte ein Wutanfall auch mal toleriert werden – es kann sein, dass er berechtigt ist.

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. Sören Aabye Kierkegaard

Buchtipp: Ich und meine wilde Schwester, von Iris Wewer, Oetinger Verlag. Ab 3 Jahren. Für alle, die eine große Schwester haben und hier noch mal erfahren, dass es nicht so leicht ist, kleiner zu sein. Die Geschwister sind los: 4 Bilderbuchgeschichten über das Glück, einen Bruder oder eine Schwester zu haben, von Ursel Scheffler, Thienemann Verlag, ab 4 Jahren. Wer Geschwister hat, hat immer jemanden zu spielen. Dumm ist nur, dass man immer wieder seine Spielsachen teilen muss ... Planet Willi, von Birte Müller, Klett Kinderbuchverlag. In diesem Buch wird unverkrampft, direkt und liebenswert das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom gezeigt.


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