Auf ein Glas mit Veronika Lindner

– GEMISCHER SATZ Top aus Wien & ganz Österreich

ÖSTERREICHS ZEITSCHRIFT FÜR WEINKULTUR

– MUSKATELLER Brillante Weine aus 2021

– WEINVIERTEL DAC Klassik & Reserven zum Jubiläum

NR. 04 2022

€ 7,50 9 007883 000128

Österreichische Post AG MZ 02Z030836 M | LW Werbe- und Verlags GmbH, Ringstraße 44/1 3500 Krems | Retouren an PF 100, 1350 Wien

WEINVIERTEL

DAC

Steirische Burgunder DIE BESTEN AUS DER GRÜNEN MARK

Powerfrau: Veronika Lindner

A

EIN F U

G L AS M

IT

Veronika Lindner 7.500 Mitarbeiter, über eine Milliarde Euro Jahresumsatz, Baubranche: Das ist das Tagesgeschäft von Veronika Lindner, der Chefin im bayerischen Familienunternehmen Lindner Group. Daneben investiert die Familie in Bio-Landwirtschaften der Zukunft, die ihr Herzensanliegen sind.

Und neuerdings in das Weingut Groszer Wein am südburgenländischen Eisenberg. Was sie damit vorhat, verrät die vollkommen geerdete Powerfrau im Gespräch mit Vinaria Herausgeber Erwin Goldfuss.

Wo nehmen Sie die Zeit dafür her?

Unser Unternehmen ist trotz seiner Größe ein klares Familienunternehmen. Unsere ganze Struktur basiert auf extrem guten, langjährigen und loyalen Mitarbeitern, die gerne Verantwortung übernehmen. Das ist immer eine Symbiose aus Freiheit geben und Verantwortung übertragen. Wie bei Unternehmern üblich, ist die eigene Arbeitszeit fließend, off limits. Die Unternehmensgruppe,

deren Verwaltungsrats-Vorsitzende ich bin, ist natürlich mein Hauptjob. Weingut und Landwirtschaft sind die sehr fordernden Arbeits-Hobbies sozusagen.

Klingt wie aus dem Managementlehrbuch.

Kann sein, ist aber total pragmatisch.

Eigenverantwortung der Mitarbeiter ist keine Wissenschaft, sondern eine Frage der Organisation und der Unternehmenswerte. Unser Unternehmen wäre in den 57 Jahren seines Bestehens niemals so erfolgreich gewachsen, wenn wir nicht immer in dezentralen, flexiblen Einheiten gedacht, gearbeitet und gelebt hätten und die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg beteiligt hätten. Ich denke, daher kommt die enge Bindung zu unseren Mitarbeitern. Wir fordern und fördern sie, rekrutieren unseren Nachwuchs wo immer möglich aus eigenen Reihen. Wir bilden in 30 Berufe aus, vom Metallbauer über den Wirtschaftsinformatiker bis zum Altenpfleger. Heute haben drei Vier-

tel unserer Führungskräfte schon bei uns ihren Beruf erlernt oder sind nach dem Studium zu uns gekommen.

Wann hat in der Familie der „Bio-Blitz“ eingeschlagen?

Wir haben im Baubereich, wo wir neben Fassade und Isoliertechnik auf den kompletten Innenausbau fokussiert sind, auf Boden-, Wand-, Deckensysteme, viele nachhaltige Produkte. Das ist dort mehr Trend als allgemein in der Landwirtschaft. Für uns allerdings ist es kein Trend, sondern seit jeher in der Unternehmens-DNA verwurzelt. So hat Lindner zum Beispiel seit 25 Jahren ein Doppelbodensystem im Programm, das zu 99 Prozent aus recyceltem Material besteht.

Gab es ein Schlüsselerlebnis in Sachen Landwirtschaft?

Ja. Bei einem Familientreffen haben wir darüber gesprochen, dass das hochwertige Lebensmittel Fleisch immer mehr zur Industrieware verkommt, von

» vinaria 04|2022

113

© Lindner Group

Vinaria: Frau Lindner, Sie leiten eigentümerseits ein deutsches Milliardenunternehmen. Wie kommt man da auf die Idee, ein österreichisches Weingut zu kaufen?

Veronika Lindner: Es war immer schon der Traum meines Vaters ein Weingut zu haben, er stammt aus einer Gastwirtsfamilie; so war ich eigentlich zu meinem Glück mit dem Weingut gezwungen. Aber es macht mir riesige Freude und ich habe echt Spaß daran, es ist eine Herzensangelegenheit geworden.

© Groszer Wein

„Back to nature & into the future – das ist die Zukunft!“

700 Schweine (und 80 Rinder), 45 Hektar: biologisch und artgerecht, natürlich und stressfrei

© Weissraum Media, Sepp Eder

Beste Lagen auf dem Eisenberg im Südburgenland, einzigartiges Terroir und Mikroklima

Schlachten bis zum Aufbrechen. War gar nicht so einfach mit den EU-Genehmigungen, aber wenn wir ein Ziel haben, engagieren wir uns, bis wir es auch erreichen.

Tierwohl und artgerechter Haltung keine Rede ist. Eine meiner Schwestern ist zudem Vegetarierin. In einer Wein-Bierlaune hat sich das dann einfach ergeben, wir haben gesagt: Anstatt zu kritisieren, machen wir es selber besser, aber gleich im ganzen Kreislauf und tragen wir so zu einem gesellschaftlichen Wandel bei.

Ihr Musterbauernhof in Leberfing in Niederbayern nennt sich Land.Luft, nicht unweit ihrer Firmenzentrale.

Der Name als Statement?

Ja, wir sind alle am Land aufgewachsen, mit der Region und den Menschen hier eng verbunden. Wir versuchen immer, einen Mehrwert für die Regionen zu schaffen, wo wir Betriebe haben.

Wir sind glücklich, dass wir hier so

114

eine wunderbare Nutzungsmöglichkeit gefunden haben, um eine ganz andere Fleischproduktion umzusetzen.

Das Konzept?

Die Tiere sind „Nutz“tiere, aber sie sollen vom ersten bis zum letzten Atemzug ein gutes, artgerechtes Leben haben. 100 Prozent Weidehaltung, keine Tiertransporte, Biofutter aus eigener Erzeugung, Schlachtung auf der Weide ohne Angst oder Stress, Verarbeitung direkt am Hof. Die Masttiere sind nicht geimpft und wir geben keine Antibiotika, damit das Fleisch unbelastet ist.

Dazu haben wir einen eigenen mobilen Schlachtanhänger entwickelt, der zu den Tieren fährt – nicht umgekehrt. 60 Minuten gibt uns das Gesetz Zeit, vom

Wie oft wird am Hof geschlachtet?

Zweimal die Woche Schwein, einmal die Woche Rind und verarbeitet wird in der hofeigenen Metzgerei, fünf Tage die Woche. Daher haben wir eine ansehnliche Produktvielfalt, vom Würstel bis zur Dry-aged-Hochrippe.

Rinder und Schweine auf der Weide habe ich gesehen am Land-Luft Hof ...

Wir haben 80 Rindern und gut 700 Schwein auf 45 Hektar. Es ist ein vollintegrierter Betrieb bis hin zum Hofladen und einem in der Region schon ganz beliebten Restaurant, dem einzigen Biorestaurant in der Gegend. Der Onlineshop entwickelt sich gut und natürlich beliefern wir auch unsere Brauereiwirtschaft Schlossbräu Mariakirchen,

unser Parkwohnstift Arnstorf und die Kantine der Lindner Group. Allmählich, aber sicher gewinnen wir auch gehobene Gastronomie als Kunden.

In Rumänen betreiben Sie eine sehr große Landwirtschaft, auch als Land.Luft?

Klar, Land.Luft Siebenbürgen, wir stellen den ursprünglich konventionellen Betrieb seit ein paar Jahren sukzessive auf bio um. Hier erzeugen wir auch Bio-Gemüse und Bio-Obst, brennen Schnaps. Hauptsächlich aber betreiben wir dort sehr viel Ackerbau, um eben unser Futter zu erzeugen. Wir haben dort eine gut 200 Tiere zählende Angus Rinderherde. Die Tiere sind das ganze Jahr im Freien samt zwei Hirten, mehr bio geht nicht. Auch hier gehen die Tiere ohne jeden Tiertransport zu Fuß zum Metzger. Die erste Begegnung mit Rumänien und der Region um Satu Mare hatten wir durch unsere soziale Stiftung, die wir dort seit 25 Jahren haben.

Eine Brauerei betreiben Sie auch?

Eigentlich mehrere, das sind regionale Wirtshausbrauereien. Begonnen hatte es mit dem Schlossbräu Mariakirchen, ebenfalls in der Nähe des Stammwerkes in Arnstorf. Wenige Jahre später kam ein 4-Sterne Hotel dazu, der Beginn unserer Sparte Hotel.

Gastro. Später folgten das Schillerbräu in München, das Rüsselsheimer und das Remscheider Bräu. Immer in Verbindung mit regionalen Hotels, unseren mk|hotels, die auch unsere Mitarbeiter auf Dienstreise gerne nutzen.

In Deutschland gibt es sehr viele, sehr schöne Weingüter mit Potenzial – warum gerade Österreich, das Südburgenland?

Wie gesagt, mein Vater hat immer schon nach einem Weingut Ausschau gehalten. Aber nicht nach irgendeinem Weingut. Es sollte die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln und an einem Ort sein, der nicht auf dem Radar der Weinwelt ist. Etwas Besonderes eben.

Die Suche dauerte viele Jahre. Als uns Groszer Wein angeboten wurde, waren wir spontan gefangen vom Eisenberg und der einmaligen Umgebung dort.

Stichwort Bier, der Lebenssaft in Bayern. Woher kommt Ihre persönliche Beziehung zum Wein?

Ich habe immer schon lieber Wein getrunken als Bier. Ich hatte aber nie besondere Präferenzen für Sorten und Herkünfte. Der für mich beste Wein war jener, der mir am besten geschmeckt hat. Je nach Anlass, Lust und Laune.

„Liebe auf den ersten Schluck“ haben Sie einmal gesagt – was war an dem Weingut so speziell?

Es ist ein besonderes Weingut mit besonderen Weinen, die dort gemacht werden. Wir haben ein tolles Team vorgefunden und eine perfekt zu uns passende Philosophie: Nachhaltigkeit, Bio, die Art der Weinbereitung, alles war für uns perfekt.

»

vinaria 04|2022

ZUR PERSON

„Möchte in allem, was ich tue, authentisch sein, auch beim Wein.“

© Groszer Wein

Veronika Lindner

© Groszer Wein

rieden Saybritz und Szapary. Wir setzen alles daran, die eigenständigen Charaktere unserer Weine zu betonen, möglichst wenig bis gar nicht einzugreifen.

Die Grundlinie der markanten Etiketten wurde beibehalten, das Sortiment ausgebaut.

NEUSTART BEI GROSZER WEIN Alles neu beim südburgenländischen Weingut Groszer Wein in Burg am Eisenberg: Neue Eigentümer, neuer Weingutsleiter, neuer Kellermeister.

Dazu alles bio – ab dem Jahrgang 2022 - und Terroir pur. Gemeinsam ist allen Akteuren die Leidenschaft für das einzigartige Terroir des Eisenbergs. Auf diesem eigenwilligen Berg mit seinen alten Reben in steilen Lagen wachsen Trauben, die einen speziellen Charakter in sich tragen – wild und urwüchsig.

Grundlage bei Groszer Wein ist die biologische Landwirtschaft. Neben den klassischen Rebsorten Blaufränkisch und Zweigelt finden sich Gemischte Sätze in Weiß und Rosé oder ein PetNatRösler im Sortiment. Den Naturweinen gilt die große Liebe der Önologen, bereits neun Weine finden sich im Angebot, darunter Blaufränkisch, Pinot Noir, Syrah, Müller-Thurgau, Welschriesling und Gemischter Satz.

Bei der Weinbereitung herrscht das Credo: So wenig wie möglich, so viel wie nötig und jedenfalls mit viel Bauchgefühl. www.groszerwein.at

vinaria 04|2022

Hat Markus Bach, der langjährige Weingutsleiter, den Deal mit Ihnen eingefädelt?

Angeboten hat es uns ein Makler, aber mit Markus Bach hatten wir sofort einen Draht. Es hat sich herausgestellt, dass sein Bruder zufällig bei uns in der Lindner Group arbeitet. Kellermeister Edgar Brutler kommt aus Siebenbürgen in Rumänien, wo er auf dem Familienweingut eine eigene Naturweinlinie betreibt. Seine Eltern hatten mit unserer Stiftung dort auch schon Kontakt.

Wenn das keine Zeichen sind?

Sie sind in alle Agenden des Weinguts eingebunden, heißt es. Wie darf man sich das vorstellen?

Ich stehe in engem Kontakt mit Markus Bach und Edgar Brutler, wir treffen alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam, aber ich werde ihnen sicher nicht erklären, wie man Wein macht, das wäre lächerlich. Fixes Videomeeting alle zwei Wochen und regelmäßige Besuche vor Ort. Auf meine erste Weinlese im Herbst freue ich mich schon riesig.

Warum haben Sie den Namen „Groszer Wein“ behalten? Wäre Weingut Lindner nicht passender?

Wenn wir die Winzer wären, würde Lindner passen, sonst wäre es ein Etikettenschwindel. Wir möchten in allem, was wir tun, authentisch und transparent sein, auch beim Wein. Daher haben wir den Namen und die schönen Etiketten belassen.

Was werden die nächsten Schritte sein?

Wir investieren aktuell viel, in den Bodenaufbau, in die Technik. Wir möchten die Qualität in allen Bereichen weiter stärken, das darf kein Marketinggag sein.

Einen komplett neuen Keller planen wir und um den Vertrieb müssen wir uns jetzt mit Volldampf kümmern.

Die Pandemie hat die Pläne etwas gebremst, im Frühling 2022 gaben Sie aber Vollgas: neue Weine, neuer Auftritt, neues Team, ProWein und VieVinum – Ihre erste Bilanz?

Diese fällt wirklich gut aus! Wir haben überall viel Akzeptanz und Zuspruch erfahren, viel positives Feedback vom Fachpublikum, aber die Weine stehen ja auch für sich, sind exzellent.

Wo sehen Sie Potenzial? Abgesehen davon, dass in Ihrer Unternehmensgruppe die 80.000 Flaschen Jahresproduktion gut unterzubringen wären.

Wir haben viel neu ausgepflanzt, wenn alles im Ertrag steht, werden wir bis zu 120.000 Flaschen pro Jahr füllen können.

Wir werden sicher kein Betriebsweingut sein, wir möchten, dass unsere Weine im Markt ihre Fans finden. In Österreich müssen wir den Vertrieb neu starten, hier wollen wir deutlich an Bekanntheit und Wertschätzung gewinnen, in Deutschland sehen wir großes Potenzial für die tollen Groszen Weine. Und natürlich in Skandinavien, das ist ein super Markt für bio, natural und regional.

Groszer Wein setzt nun stark auf Bio und Natural Wines, Motto: Back to nature. Ist das eine persönliche Überzeugung?

Ja, absolut! Back to nature and into the future. Das ist die Zukunft. Wir werden beide Linien parallel fahren, also klassische Weine bio und Naturweine. Mit dem kommenden Jahrgang 2022 wird das gesamte Sortiment bio zertifiziert sein. Wir möchten einige unserer besonderen Weine auch neu ausbauen, etwa jene von den Top-

Parallel zum Engagement Ihrer Familie in der Bio-Landwirtschaft entstand ein außergewöhnlich großes soziales Engagement. Die erste Stiftung dazu wurde vor mehr als 30 Jahren gegründet, warum?

Wir sind eine sehr christlich geprägte Familie und alle so erzogen, wenn es dir gut geht, lass auch andere daran teilhaben. Es geht unserer Familie gut und daher wollen wir auch immer schon etwas zurückgeben.

»

» Jahrgang: 1975

Veronika und Hans Lindner: „Liebe auf den ersten Schluck“

» Sternzeichen: Löwe » Familie: Verheiratet, Kinder » Wohnort: Arnstorf im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn » Ausbildung/Karriere: Banklehre nach Abitur („Das würde ich heute anders machen, lieber etwas Technisches“), Betriebswirtschafts-Studium, Unternehmensberaterin; seit 2003 bei der Lindner Group, seit 2008 im Vorstand » Funktion aktuell: Als Vorsitzende des Verwaltungsrates die sehr operativ tätige oberste Vertreterin der Eigentümerfamilie » Freizeit/Sport: Joggen, Radfahren, Wandern » Essen: Ganz verschieden, ich habe kein klassisches Lieblingsgericht („Beim Fleisch bin ich fast schon „Auswärtsvegetarier“, ich esse fast ausschließlich Land.

Luft-Fleisch oder Fleisch aus dessen Herkunft ich zweifellos kenne.“) » Trinken: mehr Wein als Bier; im Sommer Weißwein, im Winter auch Roten » Traumreise: Mit unserem Wohnmobil überall hin, wohin es uns treibt und sehr gerne auch in unsere firmeneigenen Ferienhäuser, in denen auch unsere Mitarbeiter kostenfrei mit ihren Familien Urlaub machen können.

» Private Pläne: Über die Alpen gehen, von Oberstdorf bis Meran

117

Ihr Familienunternehmen blickt auf 57 Jahre Geschichte zurück; Sie sind die Erbengeneration. Wie stimmen Sie sich mit Ihrem Vater ab, gibt es Generationenkonflikte?

Mein Vater ist ein besonderer Mensch, ein Gründer und Pionier. Er hat mir früh Verantwortung gegeben und klare Verhältnisse für seine Nachfolge geschaffen, das ist immens wichtig. Er hilft mir überall und ist immer mit Rat und Tat zur Stelle. Er hat ein unglaubliches Bauchgefühl, vom Baugeschäft bis zur Landwirtschaft, aber er lässt uns alle Freiheiten. Es ist ein tolles Miteinander.

Auf dem Land.Luft Hof in Leberfing dürfen die Rinder natürlich auch ihre Hörner behalten.

Aber Uganda?

Eine kuriose Geschichte. Mein Vater erhielt vor Jahrzehnten einen Bettelbrief einer Ordensschwester aus Uganda. Er sollte Geld für eine Kuh spenden, damit die Waisenkinder Milch hätten. Das hat er auch getan, er wollte dann aber die Kuh sehen und die Waisenkinder kennenlernen. Also sind meine Eltern nach Uganda gefahren und haben das Waisenhaus besucht, samt der Kuh – oder einer, die sie ihnen eben gezeigt haben. Entwickelt hat sich daraus unsere Lindner Foundation Uganda, die mittlerweile weit über 1.000 benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Schulund Berufsausbildung ermöglicht hat.

„Gründer Hans Lindner hat in Bayern einen globalen Mischkonzern rund um den Bau geformt. Tochter Veronika trimmt die Lindner-Gruppe auf Nachhaltigkeit.“ – schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Was verstehen Sie unter dem ausgelutschten Begriff Nachhaltigkeit?

Für mich ist das eine LebensÜberzeugung, keine Mode und kein Trend. Ich möchte einen Mehrwert im Leben schaffen, auch und vor allem für unsere Mitarbeiter. Und ich möchte alles, was ich tue, so tun, dass ich jederzeit guten Gewissens in den Spiegel schauen kann.

Die ganze Familie ist im Betrieb?

Fast, meine drei Schwestern und unsere Ehemänner. Wir ziehen alle an einem Strang, haben nur ein Ziel: Die Lindner Group langfristig erfolgreich und als Familienunternehmen zu halten.

Wir alle wohnen im Umfeld von fünf Kilometern rund um den Stammsitz in Arnstorf, meine Mutter kocht einmal pro Woche für uns alle. Da braucht man keine großen Meetings und kein Zoom.

Die Gesellschaftsform der Lindner Group als Europäische Aktiengesellschaft (SE) schreit ja förmlich nach Finanzinvestoren und Börsengang?

Nein, die brauchen wir Gott sei Dank nicht. Wir waren mal ein paar Jahre an der Börse, das war damals für die erste Auslandsexpansion auch der richtige Schritt und es kam viel Geld ins Unternehmen, das uns die Gründung der Hans Lindner Stiftung ermöglichte. Zwischenzeitlich haben wir alle Anteile zurückgekauft und sind ein 100%iges Familienunternehmen. Diese Erfahrung reicht fürs Leben. Wir brauchen kein fremdes Geld, sind ein eigenfinanziertes Familienunternehmen und wenn wir wachsen wollen, dann nur aus eigener Kraft.

Frau Lindner, danke für das Gespräch!

© Groszer Wein

Greifen Sie dort ein, wo staatliche Strukturen versagen oder gar nicht ankommen?

Wie man’s sieht. Fakt ist aber, dass vor allem die Disziplin Unternehmergeist in der staatlichen Ausbildung viel zu kurz kommt. Jeder Mensch hat ein Talent, man muss es nur herauskitzeln und fördern. Da setzen wir an, damit gehen wir auch im Bereich Jugendförderung an Schulen. Im Ausland helfen wir, etwa in Rumänien, weil wir überzeugt sind, dass man den jungen Menschen dort eine Perspektive in ihrer Heimat geben muss. Ausbildung, Jobs, Wohnungen, Lebensqualität. Dann sind Migration und Flüchtlingswellen kein Problem und es entstehen unsere neuen Märkte von morgen. Mit den richtigen Möglichkeiten lebt doch jeder am liebsten in seiner Heimat.

© Weissraum Media, Sepp Eder

Sie betreiben Seniorenresidenzen, eine Existenzgründerberatung, ein Waisenhaus in Uganda und ein Fit for life-Programm für rumänische Jugendliche – wie kommt das?

Das Motto unserer Stiftung ist ein Satz von Goethe: Alles Gute, das geschieht, setzt das nächste in Bewegung – und so wollen wir Hilfe zur Selbsthilfe geben, hier in unserer Region, aber auch in den ärmeren Regionen der Welt. Für uns haben die Menschen oberste Priorität. Und so wollen wir, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen bei uns. Da freut es mich besonders, dass viele bereits in dritter Generation bei uns sind. Glücklicherweise haben wir eine Größe erreicht, wo wir uns manche Dinge zum Wohle der Gesellschaft auch leisten können, wo viele Entwicklungen erst möglich werden.

„Jederzeit guten Gewissens in den Spiegel schauen können.“

„Auf meine erste Weinlese freue ich mich riesig.“ 118

Groszer Wein hat die Bewirtschaftung komplett auf biodynamisch umgestellt.

vinaria 04|2022