Ausgabe 224

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AUSGABE 224 - 10.07.2017-


HOW TO LA-UNI Bunt ist das Leben und bunt ist die La-Uni.

Damit das auch so bleibt, suchen wir dich! Unser Inhalt sind eure Erlebnisse, Gedanken, Interessen. Egal, ob du schon immer eine Gabe für das Schreiben hattest oder dir manchmal die Worte fehlen; egal, ob du jedes Wochenende nach Hause fährst oder Landau dein Zuhause ist; egal, ob dies dein erstes oder dein letztes Semester ist; egal, ob du Lust hast festes Redaktionsmitglied zu werden oder uns nur mal deine Gedanken mitteilen möchtest: Nur Mut! Wir freuen uns, wenn du uns schreibst an

la-uni@web.de Beim Einsenden von Beiträgen solltest du auf folgendes achten: Struktur: Überschrift - Text - Name des Autors - E-Mail-Adresse des Autors Text als PDF, Word oder Open Office Datei. Richtlinie: eine Seite in der La-Uni: ca. 350 Wörter / ca. 2300 Zeichen (ohne Bilder) Fotos/Bilder bitte als eigenes Dokument mitschicken! Als JPG-Datei mit eindeutiger Bezeichnung (Minimale Auflösung: 500px lange Kante). Bitte den Namen des Fotografen mit angeben! Falls keiner angegeben ist, gehen wir davon aus, dass der Autor gleichzeitig auch der Fotograf ist. Flyer als PDF oder JPG-Datei (Minimale Auflösung: 700px lange Kante).

Beiträge, Anregungen und Kritik: la-uni@web.de Geschäftliches und Organisatorisches: la-uni@web.de

Nächste Ausgabe: 225 Redaktionsschluss: 13.07.2017 Erscheinungsdatum: 24.07.2017

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Liebe Studierende,

VOR WORT

wir begrüßen Euch zu einer neuen Ausgabe der La.Uni. Uns ist bewusst, dass wir es mal wieder nicht ganz pünktlich geschafft haben. Im Heft widmen wir uns an prominenter Stelle auch gleich mal der Thematik und versuchen etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen. Ansonsten findet Ihr im Heft weiterhin viele spannende Artikel, die Euch unter Umständen über die ellenlange G20- Nachberichterstattung hinweghelfen können, die vermutlich noch die nächsten drei bis vier Tage anhält. Je nachdem wie die Protestaktionen in Hamburg verlaufen, habt Ihr dann aber auch gleich Anschauungsmaterial für den Versuch, in einem Pro und Contra die Bedeutung von klassischen Demonstrationen für die gegenwärtigen Fragen der Zeit zu erörtern. Außerdem wird der alte Luther Martin ein bisschen bespottet, die Wohnungssituation Landaus wird von Basti begutachtet und wir freuen uns, in Phil endlich wieder einen alten Bekannten in der La.Uni begrüßen zu dürfen. Er widmet sich in seinem Essay dem Thema der Menschlichkeit und Menschheit und hat uns auch wieder ein Gedicht da gelassen. Und keine Sorge, an der nächsten Ausgabe arbeiten wir tatsächlich schon wieder mit Hochdruck. Liebe Grüße Sarah und Yann

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EVENTS

10.07 - 24.07

MITTWOCH, 12.07. AB 18:00 UHR OZOCKER, ZINSEN, ZI NISTEN CIV 165 SAMSTAG, 15.05. AB 18:00 UHR IEINFÃœHRUNG KRIT SCHE THEORIE TBA

ER DU BIST EHER SO D PARTYGNGER UND EHAST BOCK EVENTR DEN, DAKTEUR ZU WER HT DAMIT ES HIER NIC SO LEER AUSSIEHT? BEI DANN MELDE DICH UNS!

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INHALT VOLL AUF DIE PRESSE II MENSAPLÄNE

S. 08 S. 12

RECHT AUF STADT! GEKRIT(ISCH)ZEL BILDER EINER STADT

S. 14 S. 16 S. 18

PRO UND CONTRA LURCHI LUTHER MENSCHHEIT GEGEN MENSCHLICHKEIT LYRIK MALSPASS SUDENKU

S. 24 S. 32

ASTA, STUPA IMPRESSUM

S. 46 S. 47

S. 36 S. 40 S. 42 S. 44

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S U P M CA Voll auf die Presse II

DDas Studierendenparlament, in Vertretung durch sein Präsidium, hat in der vorletzten Woche an die digitalen Pforten unserer Redaktion gepocht und uns eine Einladung für die Sitzung des StuPa am Montag den 10.07.2017 hinterlassen. Spontan stellt sich einem dann doch die Frage, was mehr Beachtung am Campus findet: Eine StuPa-Sitzung oder eine La.Uni ohne Sudoku oder Kreuzworträtsel… ich kann mich nicht entscheiden. Wie Ihr, als verfasste Studierende, sicher wisst, trägt das Studierendenparlament die Verantwortung über den Haushalt der Studierendenschaft (zu Teilen das Geld, 8

das Ihr mit der Rückmeldung an die Uni überweist, derzeit 15 Euro pro Semester). Aus diesem Haushalt speist sich das Budget der La.Uni, das wir vorrangig verwenden, um das Magazin drucken zu können. Natürlich stehen wir als Bittsteller*innen an den Haushalt dem Parlament jederzeit redefreudig Gewehr bei Fuß, wenn es denn um haushaltsrelevante Anfragen geht. So z.B. auch neulich, als wir neues Geld für unser Budget beantragen mussten. Unsere Einladung hat allerdings einen etwas anders gearteten Grund und es handelt sich leider nicht um die Verleihung des goldenen


CAMPUS

über die internen Angelegenheiten der Redaktion zu informieren. Natürlich steht es den StuParier*innen aber frei, das Magazin zur Hand zu nehmen und die folgende Erklärung zu lesen: Liebe Studierende,

LANDAU

mit Sicherheit habt Ihr bemerkt, dass die La.Uni in den letzten Wochen nicht mit der gewohnten Regelmäßigkeit erschienen ist. Das ärgert uns als Redaktion vermutlich am meisten, denn wir schreiben nicht einfach zum Spaß irgendwelche Artikel (okay, manchmal auch zum Spaß), sondern vor allem um gelesen zu werden. Ein Magazin hat in der Regel mindestens 44 Seiten und diese wollen vor Drucklegung gefüllt werden. An genau dieser Stelle

UND DIE WELT

BRAVO-Ottos für unseren Layout-Knecht Gimp Gerhard. Das Studierendenparlament hat vielmehr ein gesteigertes Interesse daran zu erfahren, warum die La.Uni in den letzten vier Wochen keine einzige Ausgabe veröffentlicht hat. Da wir als Campus-Presse allerdings auf eine gewisse Unabhängigkeit von den Organen der verfassten Studierendenschaft bestehen und diese, wie oben erläutert, lediglich im Bereich der Verwaltung studentischer Gelder als Kontrollinstanz hinnehmen, fühlt sich dieses Vorgehen zumindestens mal „befremdlich“ an. Euch lieben Leser*innen möchte ich die brisanten Gründe nur ungern vorenthalten, sehe es allerdings nicht ein, mich durch das Parlament in seine Sitzung zitieren zu lassen, um

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hapert es: Derzeit besteht unsere Redaktion aus gerade einmal 5 Mitgliedern und auf diese entfallen einige Aufgaben. Wir müssen Artikel schreiben und gegenlesen, Entscheidungen über die Ausgestaltung der Ausgaben treffen, die Hefte austeilen, Anfragen auf Facebook und per Mail beantworten, das Layout gestalten, den Druck in Auftrag geben und Rechnungen bezahlen. Darüber hinaus müssen wir derzeit eine Website aufbauen und dringend neue Mitglieder für unsere Redaktion werben, da wir mit der jetzigen Besetzung, wie Ihr seht, nicht hinkommen. Dadurch, dass derzeit auch einiger unserer Redaktionsmitglieder auf Grund verschiedener Ursachen verhindert sind, ha10

ben wir große Teile der Inhalte für die letzten Ausgaben zu zweit erarbeitet. Wir sehen es an dieser Stelle nicht ein, Euch mit unzähligen Ausmalbildern oder, aus unserer Sicht, uninteressanten und schnell dahingeschluderten Artikeln zu quälen. Jetzt wo wir quasi einen redaktionellen Seelenstriptease vor Euch hingelegt haben, folgt der schriftliche Trustfall in Eure hoffentlich ausgebreiteten Arme: Wer auch immer Interesse hat, an der La.Uni mitzuwirken, ist herzlich eingeladen sich unter der folgen E-Mailadresse bei uns zu melden: la-uni@web.de. Um Euch eine Vorstellung von den möglichen Themen zu liefern, haben wir hier mal ein paar Möglichkeiten aufgezählt, die aber lediglich der Anregung


Yann

UND DIE WELT

Ihr seht, es gibt viele verschiedene Arten, sich in der La.Uni einzubringen. Was Euch winkt sind interessante Erfahrungen für das spätere Leben und ggfs. Spesen, Ihr könnt Euch selbst ein wenig experimentell mit Eurem schriftli-

chen Arbeiten auseinandersetzen oder die/den innere*n Büro-Diktator*in rauslassen, ganz nach Plaisir. Wir freuen uns von Euch zu hören.

LANDAU

- Musikkritik (regional/global) - Fotograf*in - Unseren StuPa-Reporter verstärken Interviews mit Forscher*innen am Campus zu deren aktuellen Forschungsprojekten - Döner-Guide zu Landau - Online-Betreuung (SocialMedia, Website) - Kneipen-Orakel

CAMPUS

Eurer Vorstellungskraft dienen und nicht zwingend von Euch in der La.Uni ausgefüllt werden müssen.

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22.05.2017 - 02.06.2017

Broccolicremesuppe (1,2,Gl,So,ML) Gemüseschnitte (Gl,Se) mit Curryrahmsoße (1,2,Gl,So,ML) Salzkartoffeln (1,2,So) oder Kroketten (1,3,Gl,Ei) Rohkostsalat (9,ML,Sn) Dessert Bohnensuppe (Se) Gefüllte Eierpfannkuchen mit Gemüseragout (1,2,Gl,Ei,So,ML) Petersilienkartoffeln Gemischter Salatteller (9,Sn) Dessert Selleriecremesuppe (1,2,Gl,So,ML,Se) Pfannkuchen mit Quark- Rosinenfüllung und feiner Fruchtsoße (Gl,Ei,ML) Dessert

Kalbfleischcremesuppe (Ei,ML) Halbes Hähnchen vom Grill Pommes frites oder Brötchen (Gl,ML) Salat (9,Sn) oder Maisgemüse (1,2,So) Dessert

Klare Fleischsuppe mit Einlage (Se) Piccata Milanese in Käsehülle (2,S,Gl,Ei,ML) auf tomatisierten Spaghetti (1,2,Gl,Ei,So) Salat (9,Sn) oder Ratatouillegemüse (1,2,So) Dessert

Tomatencremesuppe Toscana (Gl,ML,Se) Seelachsfilet "Broccoli" (Gl,Fi,ML) Bunter Reis Salatteller (9,Sn) oder Broccoligemüse (1,2,So)

Donnerstag

Freitag

Bohnensuppe (Se) Gnocchipfanne mit buntem Gemüse (2,Gl,Ei,ML) Salat (9,Sn) Dessert

Grünkernsuppe (Gl,ML) Bandnudeln mit Shrimps in TomatenCognac- Rahm (11,Gl,Kr,ML,Sf) Salat (9,Sn) Dessert

Sonderstand

Abendmensa

Klare Fleischsuppe mit Einlage (Gl,Ei,ML) Rindergeschnetzeltes "Stroganoff Art" (2,9,Gl,ML,Sn) Teigwaren (1,2,Gl,So) Salat (9,Sn) Dessert

Grillabend im Außenbereich

Eierflöckchensuppe (Ei,Se) Currywurst (8,S,ML,Sn) mit Pommes frites Salat (9,Sn) Dessert

Maiscremesuppe (1,2,Gl,So,ML) Hähnchenchickys (2,Gl) mit Fonduesoße (1,2,3,9,Gl,Ei,ML,Sn) Pommes frites Salat (9,Sn) Dessert

1=mit Farbstoff, 2=mit Konservierungsstoff, 3=mit Antioxidationsmittel, 5=geschwefelt, 8=mit Phosphat, 9=mit Süßungsmittel, 11=mit Alkohol, R=Rindfleisch, S=Schweinefleisch, Gl=Glutenhaltiges Getreide, Kr=Krebstiere, Ei=Eier, Fi=Fische, Er=Erdnüsse, So=Sojabohnen, ML=Milch/ Laktose, Nu=Schalenfrüchte (Nüsse), Se=Sellerie, Sn=Senf, Sa=Sesamsamen, Sf=Schwefeldioxid/ Sulphite, alle Speisen mit jodiertem Speisesalz. Dessert wird an der Theke deklariert.

Deklaration der Zutaten

Guten Appetit!

14.07.2017

13.07.2017

12.07.2017

Mittwoch

11.07.2017

Dessert

Grünkernsuppe (Gl,ML) Tortelloni Formaggio mit Käsefüllung (1,2,3,5,Gl,Ei,So,ML) und Käsesoße (1,2,8,Gl,Ei,So,ML) Salatteller (9,Sn) Dessert

Dienstag

10.07.2017

Montag

Königincremesuppe (1,2,Gl,So,ML) Barbecuepfanne mit Rindfleischstreifen (Gl,So,Se) Reis Gemischter Salatteller (9,Sn) Dessert

Ausgabe 2 Mediterrane Gemüsesuppe (Gl,Ei,Se) Gelbe Tagliatelle "Mailänder Art" (1,2,3,Gl,So,ML) mit Tomatensoße Bunter Salatteller mit Schafskäse (3,9,ML,Sn) Dessert

Ausgabe 1

Erbsencremesuppe (Gl) Schweinenacken "Dänische Art" (9,ML,Se,Sn) Knödel (1,3,Ei,Sf) oder Teigwaren (1,2,Gl,Ei,So) Kaisergemüse (1,2,So) oder Salat (9,Sn) Dessert

Preis pro Menü: Studierende 2,50 € / Gäste 4,60 €

MENSA-PLAN Speiseplan

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Ausgabe 1

Spargelcremesuppe (ML) Seelachsfilet im Kartoffelmantel (Gl,Fi) mit Remouladensoße (1,2,3,9,Gl,Ei,ML,Sn) Kartoffelsalat (9,Sn) Salat (9,Sn) Dessert

Freitag

Ausgabe 2

Minestrone (Gl,Ei,Se) Gemüselasagne Italia (1,2,Gl,Ei,So,ML) Italienischer Salatteller (1,3,Ei,ML) Dessert

Blumenkohlcremesuppe (ML,Se) Südländischer Gemüserisotto (1,2,Ei,So,ML,Se) Gemischter Salatteller (9,Sn) Dessert

Klare Gemüsebrühe mit Einlage Cannelloni mit Spinat- Ricottafüllung (Gl,Ei,ML) Italienischer Salatteller (1,3,Ei,ML) Dessert

Kräutercremesuppe (Gl,ML,Se) Lauch- Maisplätzle (Gl) mit heller Soße (1,2,Gl,So,ML) Püree (1,2,Gl,So,ML) oder Bratkartoffeln Rohkostsalat (9,ML,Sn) Dessert

Broccolicremesuppe (1,2,Gl,So,ML) Spaghetti mit Weizenbolognaise (1,2,Gl,Ei,ML) Gemischter Salatteller (9,Sn) Dessert

Sonderstand

Abendmensa

Maiscremesuppe (1,2,Gl,So,ML) Geschnetzelte Geflügelbrust (ML) Vollkornreis Buttererbsen (ML) Dessert

Grillabend im Außenbereich

Champignoncremesuppe (Gl,ML) Kräuterkrustenbraten (9,S,Se,Sn) Berner Rösti (1,3) Fingermöhrchen (1,2,So) Dessert

Klare Fleischsuppe mit Einlage (Se) Cevapcici (R,Gl,So,Sn) Pommes frites Salat (9,Sn) Dessert

Öffnungszeiten: Mo - Fr 11.30 - 13.30 Uhr Abendmensa: Mo-Do 17.00-18.30

Blumenkohlcremesuppe (ML,Se) Bunte Gemüse- Pfanne mit Rinderhackfleisch und Zartweizen (Gl) Salat (9,Sn) Dessert

Kräutercremesuppe (Gl,ML,Se) Seelachs überbacken mit Kartoffel- SenfKruste mit Kerbelsoße und buntem Möhrengemüse (9,Gl,Ei,Fi,ML,Sn) Salat (9,Sn) Dessert

UND DIE WELT

Änderungen des Speiseplans vorbehalten.

LANDAU

1=mit Farbstoff, 2=mit Konservierungsstoff, 3=mit Antioxidationsmittel, 8=mit Phosphat, 9=mit Süßungsmittel, R=Rindfleisch, S=Schweinefleisch, Gl=Glutenhaltiges Getreide, Ei=Eier, Fi=Fische, So=Sojabohnen, ML=Milch/ Laktose, Nu=Schalenfrüchte (Nüsse), Se=Sellerie, Sn=Senf, Sa=Sesamsamen, alle Speisen mit jodiertem Speisesalz. Dessert wird an der Theke deklariert.

Deklaration der Zutaten

Guten Appetit!

21.07.2017

20.07.2017

Klare Fleischsuppe mit Einlage (Se) Rahmgulasch vom Schwein (ML,Se) Teigwaren (1,2,Gl,So) oder Reis Kohlrabi in Rahm (1,2,Gl,So,ML) oder Salat (9,Sn) Dessert

Bohnensuppe (Se) Paniertes Schweineschnitzel (Gl,Ei,Se) Pommes frites oder Reis Blumenkohlgemüse (1,2,So) oder Salat (9,Sn) Dessert

Knoblauchrahmsuppe mit Croutons (1,2,Gl,So,ML) Kalbsrahmbraten Münchner Art (Gl,So,ML) Bratkartoffeln oder Teigwaren (1,2,Gl,So) Leipziger Allerlei (1,2,So) oder Salat (9,Sn) Dessert

Zwiebelsuppe Hähnchenbrustfilet im Knuspermantel (9,Gl,Se) Kroketten (1,3,Gl,Ei) oder Reis Balkangemüse (1,2,So) oder Salat (9,Sn) Dessert

Donnerstag

19.07.2017

Mittwoch

18.07.2017

Dienstag

17.07.2017

Montag

Preis pro Menü: Studierende 2,50 € / Gäste 4,60 €

Speiseplan

CAMPUS

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U A D LAN Recht auf Stadt! Keine Rendite mit der Miete! Der Verkauf von Wohnraum als sicheres Anlageobjekt auf dem „freien Markt“ lässt privatwirtschaftliche Bauunternehmen und Banken astronomische Profite einfahren. Begünstigt wurde diese unsoziale Entwicklung durch Privatisierungen, Deregulierungen und Reformen: Einer Stadtpolitik, die auf »Aufwertung« abzielt. Da Mieten inzwischen zum Großteil weit über dem ortüblichen Durchschnitt liegen, willkürlich Mietsteigerungen in Höhe von bis zu 15% alle drei Jahre und bei Neuvermietungen sogar unbegrenzt

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möglich sind wird der Mietenspiegel künstlich immer höher gesetzt. Diese als Gentrifizierung bekannt gewordene Stadtumstrukturierung ist keineswegs ein natürlicher Prozess.

Das Recht auf Stadt kennt keine Obergrenze. Die Hälfte der Menschheit lebt bereits in Städten, doch profitorientierte Wohnungspolitik bedingt die Verdrängung von sozial Benachteiligten. Dies bedroht die soziale Sicherheit. Im Wettbewerb um Wohnungen unterliegen Jugendliche. Steigende Mieten werden zur finanziellen Gefahr für junge Menschen, die den Auszug wagen. Es herrscht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Verheerend ist die Lage auch bei dem »Sozialen Wohnungsbau«. Das sind die Programme, die bezahlbare Wohnungen bieten sollen. Nach Ablauf einer festgelegten Frist können diese Wohnräume auf dem „freien Markt“ verkauft werden und unterliegen keinen sozialpolitischen Bindungen mehr. Ein erhöhtes Angebot von günstigen Wohnungen hätte auch auf die Mietpreise insgesamt eine dämpfende Wirkung. Für die


CAMPUS

Guter & bezahlbarer Wohnraum für Alle!

Bastian

UND DIE WELT

Die Auseinandersetzungen um das Recht auf Stadt finden überall auf der Welt statt: In den letzten Jahren gewinnt der Protest gegen Gentrifizierung in zahlrechen internationalen Initiativen an Bedeutung. Es geht um den Zugang zu den Ressourcen Wohnen, Bildung, Einkommen, Gesundheitsversorgung. Wer eine ausreichende und bezahlbare Versorgung für alle sicherstellen will, der muss Wohnraum endlich wieder in die öffentliche Hand überführen. In Städten muss unmittelbar der Bestand an leerstehendem Wohnraum festgestellt werden. Wir verteidigen die Rechte von Mieter*innen und Wohnungslosen und forcieren Gesetzesänderungen

und finden neue Finanzierungsmethoden, um Modelle und Projekte zu verwirklichen. umfassenden Vergesellschaftung zu kommen. Für Wohnraum und Teilhabe, gegen Gentrifizierung! Es gilt für alle. eigene Ansprüche an den städtischen Entwicklungen einfordern. Recht auf den Nichtausschluss Wiederaneignung des städtischen Raumes durch buchstäblich an den auf. „Recht auf die Stadt“ zu ergreifen und die Stadt zu verändern

LANDAU

dauerhaft ökonomisch Ausgeschlossenen oder die aus gentrifizierten Innenstädten verdrängten Bewohner*innen, aber auch für die wachsende Zahl der von restriktiven Zuwanderungspolitiken betroffenen Migrant*innen stellt sich die Frage nach der Teilhabe an der Stadtgesellschaft und ihren Ressourcen in sehr unmittelbarer Weise.

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Einsendung der autonomen hedonistischen Seperatisten SĂźd-SĂźd-West


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t d a t S r e n i e r e d l i B Moin, ich nehme Euch heute mal mit auf einen kleinen Samstagsspaziergang durch die Wirtsstadt unserer Universität. Mein Augenmerk liegt dabei auf den unterschiedlichen Werbeangeboten am Straßenrand, von denen ich Euch einige Perlen nicht vorenthalten möchte. Der Weg zieht sich vom Ortseingang LandauSüd zur Universität und bietet so manches Schmankerl. Viel Spaß!

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Es ist wieder Wahlkampf, diesmal um den Landrat für den Landkreis südliche Weinstraße. Und was im Großen klappt, sehen wir nun im Kleinen: Nachdenkli-


CAMPUS LANDAU

che Gesichter mit Sprüchen, Torsten Blank demonstriert den Trend ganz lässig. Neben Seinem Konterfei prangt, hochkant ausgerichtet, das Wort „Vertrauen“. Es stellt sich die Frage, wofür das Wort steht, denn Vertrauen ist ein Wert, den mensch nicht unbedingt als Wahlversprechen ausgibt. Eher klingt es nach einer Aufforderung an die Wähler*innen, dem abgebildeten das Vertrauen zu schenken. Das Plakat provoziert bei mir die Frage, weshalb dem guten Mann denn nun vertraut werden soll. Argumente liefert das Plakat eigentlich nur in Form dessen, was wir sehen: Das, gefasst der betrachtenden Person entgegenblickende, Gesicht mit staatsmännischer Miene, die seriöse Brille und der gut sitzende Anzug. Wenn das nicht mal ein repräsentatives Beispiel der repräsentativen Demokratie ist weiß ich auch nicht weiter.

UND DIE WELT 19


Aber halt, es gibt ja auch noch eine Rückseite. Endlich erfahren wir, wofür der Kandidat steht, nämlich „Vertrauen, Zusammenhalt, Fortschritt“. Puh, das sind schon sehr gehaltvolle Worte, fraglich, ob sie getrennt oder gemeinsam zu verstehen sind. Müssen wir uns alle gegenseitig Vertrauen schenken, damit es mit dem Zusammenhalt klappt und der Fortschritt gelingen kann? Welcher Fortschritt? Im Landkreis? Wie schön! Und endlich kommt der gute Torsten auch ein bisschen aus sich heraus und zeigt uns ein Lächeln, das beinahe in ein herzhaftes Lachen übergeht. Aber wer so erfolgreich schafft auf 8 Quadratmetern so wenig Inhalte unterzubringen, der darf sich auch schon mal freuen. Ein paar Meter weiter fällt mir dann auf, dass die Zigarettenreklame an der Bushaltestelle dem Vandalismus anheim gefallen ist. Generell muss der Job als Werbefachmensch für Zigarettenmarken ziemlich öde sein: Die Zielgruppe ist immer fest definiert (junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, oder kennt Ihr viele Menschen, die nach dem 25ten Lebensjahr noch das Rauchen anfangen?), das Produkt wandelt sich alle 10 Jahre mal und man darf nicht mal mehr Videos drehen. Die größte Herausforderung ist es dabei, es nicht allzu unverschämt danach aussehen zu lassen, als würde mensch darauf abzielen Minderjährige abhängig zu machen. Der unbekannterweise künstlerisch aktive Mensch hat nun die Aussage der Werbung („20 WAYS TO OPEN UP“) mit einem eigenen (zugegebenermaßen in der künstlerischen Gestaltung mindestens kritisierbaren) Statement versehen. Die neue Aussage der Werbung liest sich nun „20 WAYS TO Kill Yurself“. Die Englische Sprache hatte sicher schon bessere Tage, im Vordergrund der Betrachtung sollte aber die inhaltliche Komponente des Eingriffs betrachtet werden. Falls mich nicht alles täuscht, bedeutet „WAYS“ nicht Möglichkeiten (das wären „opportunities“), sondern meint jeweils voneinander unterscheidbare Vorgänge. Da nicht jede einzelne Kippe die üblichen tödlichen Erkrankungen (Lungenkrebs, Herzinfarkt etc.) auslösen kann, sondern hier die Summe aller gerauchten Zigaretten anzunehmen ist, müssen wir ein wenig kreativ werden, um in einer Schachtel Zigaretten das volle selbstmörderische Potential zu erkennen. Mir fällt jetzt allerdings spontan nur ein, dass eine einzige Zigarette, in einem Glas Wasser aufgelöst und getrunken, eine tödliche Nikotin-Überdosis herbeiführt und ich eine Zigarette mit viel Mühe wahrscheinlich so in meine Atemwege basteln kann, dass ich irgendwie ersticken dürfte. Das wären also

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CAMPUS

drei unterschiedliche Wege mich umzubringen, mich würde nun wirklich reizen die/den unbekannte/n Künstler*in zu treffen um meinen geistigen Horizont zu erweitern. Nichtsdestotrotz imponiert mir der radikale Gestaltungsansatz des öffentlichen Raumes, ins Zimmer hängen würde ich mir so etwas aber nicht.

LANDAU UND DIE WELT 21


Aus dem Schaufenster eines Bestattungsunternehmens grüßt mich kurz darauf dieses, „Oma Helga“ Grabkreuz. Ein Traum an kundenorientierter Werbung! Ganz ehrlich, ich glaube kein Mensch will sich „Opa Yann“ auf den Grabstein schreiben lassen (oder Euren Namen, müsst nicht meinen nehmen), die Werbung zielt also auf die Angehörigen, und, genauer, auf die lieben Enkelkinder ab. Geil, so ein unverkrampfter Umgang mit Omas Ableben kann ja durchaus ein guter Ansatz zur Trauerbewältigung sein. Ich stelle mir das Verkaufsgespräch dann ungefähr so vor: „Na, soll die Oma in dem laaangweiligen Eichensarg mit Metallgriffen begraben werden, oder in dem coooolen Teakholzsarg mit Goldbeschlägen und eingebauter Massagefunktion?“ „Den Teakholzsarg, den Teakholzsarg!!“ „Und wollt Ihr euch mal reinlegen?“ „Jaaaaaaaa!!!“.

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CAM-

Zum Abschluss fällt mir dann auch nur noch dieses Bild von einem Briefkasten in der Nähe der Uni ein. Wenn sie so unterhaltsam ist, darf‘s auch gerne mal etwas mehr davon sein. Prost!

LANDAU UND DIE

Yann

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UND

T L E DIE W

Pro und Contra Reloaded! Was ist denn ein Pro und Contra? Sinn dahinter ist zwei komplett Gegensätzliche Positionen zu einem Thema aufzuzeigen um den Leser danach zum denken anzuregen. In diesem Pro und Contra geben sich Yann und Basti die Ehre sich mit Demonstrationen zu beschäftigen.

Undankbarer Job, ich muss das Wort für die klassische Lauf-Demo ergreifen. Aber gut, habe in den letzten Jahren ja auch zwei angemeldet, das hatte schon auch seine Gründe. Aus ganz persönlicher Sicht ist da das inter24

essante Gefühl, das bei mir aufkommt, wenn die Polizei einem auf einmal für einen halben Tag den Weg durch die Innenstadt freimacht und schön nach meiner Pfeife tanzen darf, anstatt mich am Bahnhof an irgendeine Wand


CAMPUS UND DIE WELT

Polizei: alle drei historischen Vorbilder sind für verschiedene Menschen anschlussfähig und vereinen sich in der Gemeinsamkeit der Ansammlung von Menschen mit einem gemeinsamen politischen Ziel. Ein weiterer großer Vorteil von Demonstrationen ist der, dass die Teilnehmer*innen einander persönlich kennenlernen und sich daraus weitere Aktionen im Interesse der politischen Ziele der Demonstration ergeben können, ein direkter Austausch und ein, quasi „teambildendes“, gemeinsames Erlebnis. Die Demo als Mittel des politischen Prozesses ist zudem besonders einfach zugänglich. Im Grunde muss mensch nur mitbekommen, wann und wo die Demo

LANDAU

zu stellen und abzutasten, weil ich im schwarzen Hoodie wohl wie ein Dealer aussehe. Ich möchte das Gefühl nicht zu sehr abfeiern, aber es bringt eine gewisse Genugtuung mit sich, keine Frage. Hat aber natürlich auch nichts mit der Durchsetzung politischer Ziele zu tun, deswegen als kleine persönliche Genugtuung an den Anfang. Mit Demonstrationen zwecks politischer Mobilisierung zu arbeiten macht für mich Sinn, wenn mensch bedenkt, wie stark der Straßenprotest mit historischen Vorbildern verknüpft ist. Ob Ghandis Salzmarsch, die Bürgerrechtsbewegung in den USA oder die Straßenschlachten der Studierenden in Deutschland in den siebziger Jahren mit der

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stattfindet und sich dann noch bemüßigt fühlen den Termin wahrzunehmen, sofern man das Thema der Demonstration unterstützt. Die Vernetzung durch die sozialen Medien unterstützt die Organisator*innen bei der Verbreitung dieser Informationen und erleichtert es, viele Menschen in Kenntnis des Termins, aber auch der Inhalte der Demo zu setzen. Selten war das so einfach wie heute. Schlussendlich ist es für die (unfreiwilligen) Zuschauer*innen nicht so leicht, der Demo aus dem Weg zu gehen: Straßen werden gesperrt, die Demo macht Lärm und hat meistens große Transparente oder Fahnen dabei. Auch wenn Leute den Inhalten der Demo nicht unbedingt zustimmen, so gewinnt diese durch die oben genannten 26

Begleitumstände doch recht einfach die Aufmerksamkeit der Umstehenden Personen und schafft ein Bewusstsein, für das vorgebrachte Anliegen. In einer von allerhand Reizen nur so zugestopften Welt gelingt das Demos bei entsprechender Größe, anders als ein paar Plakaten oder Flyern, relativ einfach.


UND DIE WELT

Man sieht es ja immer wieder, ob im Fernsehen, auf Facebook oder über das Handydisplay des letzten Demogängers, der einem dieses unsägliche Event linker wie rechter Straßenkultur zeigt. Die Demo. Ein Haufen Menschen setzen sich für eine bessere Idee wie sie meinen – in Bewegung, um entweder für etwas oder gegen etwas zu sein. Für oder gegen was man ist, entnimmt man meistens den Transparenten

oder den einstimmig gebrüllten Phrasen mit eher zweifelhaftem lyrischen Anspruch. Was soll das bringen? Demos werden nicht mehr wie früher von vielen Menschen besucht, sie gelten in der Gesellschaft als eher unerwünscht und nervig. Irgendwas muss abgesperrt werden, man kommt dadurch zu spät zu einem Termin oder muss die komplette Innenstadt umfahren, weil wieder irgendwer demonstriert, aber gegen was eigentlich? Die Botschaften sind vor allem auf linken Demos meist überfrachtet. Irgendwie hat alles was mit dem Kapitalismus zu tun, dann kommt noch irgendwie sowas wie Leistungsdruck, Nazis sind scheiße und überhaupt! Die meisten Teilnehmer*innen wissen oft gar nicht genau für was sie eigentlich auf der

LANDAU

Demos? Finde ich irgendwie eklig.

CAMPUS

Basti ist Linksaktivist, Mitglied der Partei „die Linke“ und Gründer der Basisgruppe der Linksjugend [‘solid] Landau/ SüW und daher öfter mal mit Demonstrationen in Kontakt, auf Seiten der Organisation und auf Seiten des Laufens.

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StraĂ&#x;e stehen und rezitieren das Gesagte eines Redners mit Ihren Worten wieder. Mensch beleidigt auch gerne mal die Polizei, ist aber am Ende dann doch schon ziem28

lich froh, dass ein*e Beamte*r zwischen einem und dem braunen Mob steht, dass man nicht von besagtem Mob eins auf die Schnauze bekommt. Dazu mĂśchte ich


CAMPUS

was doch sehr Schade ist. Zugrundeliegend dafür kann durchaus der Antikommunismus sein der gepflegt, gar kultiviert wurde. Alles was in irgendeiner Weise die biedere Sichtweise der Konservativen angreift, gleicht einem Angriff auf Alles und Jeden im System und führt unweigerlich in einen Zustand der Anarchie. Das zeigt zum einen eine sehr schwammige Anarchismusdefinition und zum anderen ist nicht jede Meinungsartikulation direkt etwas Schlechtes. Man muss aufhören nach außen durch das Identitäre laufen das Bild zu vermitteln dieses durch und durch beschissene System zu zerstören. Wir dürfen gerade als Menschen wie ich, die sich dem linken Spektrum zuordnen, die Säulen die das System tragen mit Gewalt

LANDAU UND DIE WELT

sagen, dass die Polizei viel zu oft sehr überzogen reagiert, wie die antifaschistischen Proteste in Karlsruhe gezeigt haben – Pfeffer gehört auf das Mittagessen nicht ins Gesicht! Die Passanten haben oft die Wahrnehmung, dass die Protestierenden die Gesellschaft revolutionär radikal verändern wollen, was erst einmal löblich und durchweg progressiv ist, allerdings wirkt der revolutionäre Moment einer Demo oft bedrohlich. Da sind Leute auf der Straße die irgendetwas schreien und gehen dabei einheitlich einen Weg. In Deutschland erinnert das oft an die Militärparaden, einmal der DDR und einmal an die der Nationalsozialisten, erst dann kommen einem die Proteste und Demonstrationen 1989 gegen das DDR-Regime in den Sinn,

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einzureißen. Die Säulen müssen einstürzen, besser früher als später, aber damit das auch gelingt, müssen wir die Menschen mit kreativen Ideen und Artikulationsformen überzeugen und nicht ihnen das Gefühl geben sie anzugreifen. Erst wenn die Menschen sich aus ihrer Rolle innerhalb der Säulen lösen und diese nicht mehr tragen, können wir eine Veränderung bewirken. Die Menschen müssen sich bewusstwerden, dass sie niemand zwingt Teil der Verwertungslogik des Kapitalismus zu sein, dass sie freie Individuen sind und freie Entscheidungen treffen können. Man muss Ihnen durch Musik, Kunst, Straßenkunst, Vorträge und durch viele kleine Dinge einen anderen Weg aufzeigen, Ihnen die Angst vor Neuem und Veränderung nehmen. Dass

der Ausbruch aus den bestehenden Verhältnissen nichts Bedrohliches ist, sondern etwas Schönes, und eine Chance darstellt sein Leben kom-


CAMPUS

plett anders zu gestalten. Am Ende, wenn diese vielen Dinge geschehen sind, sich Aktivist*innen gefunden haben, dann kann man auch

LANDAU

das Endprodukt sehen. Riesige Demonstrationen die Veränderung wollen, etwas Neues, wie etwa beim arabischen Frühling oder den Occupy Wallstreet Protesten. Und auch dort war es nicht, dass reine nach vorne gehen oder das Necken der Einsatzkräfte durch Verzögerungen oder spontane Sitzblockaden. Ich bin generell auch für mehr widerständige Praxis, aber bitte mit mehr unorthodoxen Methoden und weniger Marschgefühl.

UND DIE WELT 31


r e h t u urchi L

L

An Luthers Thesen soll die Welt genesen...

Reformationsjahr 2017, das fßnfhundertjährige Jubiläum des Thesen-Anschlages zu Wittenberg und die evange32

lische Kirche rastet komplett aus, organisiert Konzerte, Lesungen, Massengebete und sogar Trommelkreise. Kon-


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(höheren) Sinn, Luther argumentierte schließlich gerne im Kreis: „Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen.“ Apropos bestehende Ordnung, die Rolle der Frau war im Mittelalter i.d.R. auch leidlich weit von jeglicher Selbstbestimmung entfernt, der Reforminator sieht auch dies als gottgegebene Bestimmung an: „Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen.“ Martin, der Altherrenwitz in Mönchskutte, legt aber natürlich gerne noch einen drauf: „Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur

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fessionsstifter Martin Luther wird aus der Gruft der Geschichte wieder in die Mitte der Gesellschaft gehievt und steht der Feierei als Gallionsfigur voran. Auch ich möchte an dieser Stelle an die Aussprüche des „reformatorischen Wortakrobaten“ (ekd. de) erinnern, jedoch eher im Hinblick auf die weltlichen Fragestellungen seiner Zeit, denn die religiösen Ergüsse: Die Umstände, unter denen seine Mitbürger*innen zu leiden hatten (Willkürherrschaft, Knechtschaft etc.) stellte der Religionserneuerer nicht in Frage, denn „es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt.“ Vielmehr hat die bestehende Ungerechtigkeit schon ihren

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tot tragen, sie sind darum da.“ Eigentlich traue ich mich jetzt schon gar nicht mehr nachzuschauen, ob der alte Stinkstiefel nicht auch etwas gegen „Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen (...); Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, (...) unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören.“ Oj Gewalt, das klingt tatsächlich sehr genau nach einem HowTo-Reichspogromnacht, was sagen denn deutsche ExPromis dazu? „Luther war ein großer Mann, ein Riese.

Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.“ So rezensierte Adolf Hitler seinen geistigen Wegbereiter, noch Fragen? Ich möchte keinem Menschen seinen/ihren Glauben absprechen, denn ich bin der Ansicht, dass jeder Mensch das im Bereich der Privatssphäre mit sich klären muss. Was mir allerdings gehörig auf den Geist geht, ist die vollkommen unreflektierte Haltung, die sehr vielen öffentlichen Aktionen und Huldigungen für Martin Luther innewohnen und die einen gefährlich naiven Personenkult um eine Person jenseits jeglicher positiven Vorbildfunktion befeuert, während dessen gefährliche und dumme Aussagen vollkommen ignoriert werden. Hatte


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sich nicht die Reformation auch auf eine Ablehnung der weltlichen Gewalt des personifizierten Gotteskultes um den Papst gegrĂźndet? Gerade aus einer solch histo-

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rischen BegrĂźndung der eigenen Konfession sollte die evangelische Kirche auf den Marketing-Gag Luther verzichten und sich lieber mit aktuellen Themen als dem Menschenfeind Martin Luther auseinandersetzen.

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t! i e k h c l ensch

M n e g e g t i e h h c s n

Me

Liebe LeserIn, liebe Menschheit. Ach, liebe liebe Menschheit, was tust du Dir da an? Was wurde nur aus der Menschlichkeit? Wir Mitmenschen bilden Dich, und jede ist für sich ein endlos relevanter Teil aus endlos relevanten Teilen. Wunder für Wunder erbauten und zerschlugen wir Kulturen, und jede wollte dabei der Vorigen so unbedingt voraus gewesen sein, so viel besser und – menschlicher? Menschheit, bitte vergiss nicht: die Evolution hat doch gar keine Richtung. Es gibt kein Ziel, keinen perfekten Organismus. „Komplexer“ bedeutet in der Biologie nicht automatisch „besser“ Das Leben passt sich einfach an, mutiert und wächst so fröhlich es geht vor sich hin. Wir Menschen breiten uns aus, wir diffundieren, differenzieren, zerteilen - und beteiligen. Jeder wird beteiligt, jeder bekommt ein bisschen von dem Kuchen ab. Doch wieviel be36

kommt einjeder, und zu welchem Preis? Geliebter beteiligter geteilter Mensch: Strebst du nicht irgendwie schon nach dem nächsten Level des Überlebenskampfes? Zielt dein Handeln nicht schon ab auf die selbstgerechte Strafe, die du so fürchtest? Dein Durst nach Geltung, nach Größe und Kontrolle treibt dich weiter um, treibt dich schneller und schneller durch eine kalkulierte Welt im Durst nach mehr davon, mehr hiervon. Anstatt sein zu lassen, muss immer mehr her, es geht um‘s Kriegen und Haben. Doch mit Hab ist nicht gleich Gut. Und mit dem Sein ist‘s nicht weit her. Nein, alles muss seziert sein, bevor ihm eine Daseinsberechtigung ausgestellt werden kann. Schriftlich, natürlich. Mit Stempel, Siegel und Fachwort. Alles muss gehabt sein und mehr noch, was es noch nicht gibt. Jeder Stein muss umgedreht sein, und jeder Boden seiner Gemein-


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unterwirft sich der Otto, der er tschon ein bisschen geworden isch, den blauen verkappten Neoliberalen, den modernen fetten Autoritäten, die ihm den Scheitel streichelnd immer wieder sagen: „Wir verstehen, du hast Bedürfnis, du hast Probleme. Erzähl uns von deinen Sorgen. Hier hast du Spielzeug, TV und Häkchen auf den Schuhen. Danke, aber nun geh still arbeiten und denk an deine Rente.“ Liebe LeserIn, Es liegt an unserer Generation, die Fragen nach Alternativen Lebensweisen, nach Dezentralisierung der Lebensmittelproduktionen, nach dem Erhalt der Ökosysteme, die wiederum uns am Leben erhalten und die Frage nach einem friedlichen weltweiten Zusammenleben zu beantworten. Es liegt an Dir, auf eine Welt hin zu leben, die dem Miteinander freundlicher gesonnen ist. Menschlichkeit ist etwas Schönes und Großartiges, gegen das die Menschheit nicht gewinnen

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nützigkeit beraubt, damit auf Ego-komm-raus irgendein Monument darauf erbaut werden kann. Ach Mensch, ein Wunder bist du allemal, und allem Anschein nach dazu dein eigener Untergang. Kauend noch und schon wieder hungrig wankst du schlechten Gewissens durch die kurze Zeit deiner Kulturen und suchst, suchst Neues und Größeres als dich selbst und plagst dich mit dem Leid der Welt, jenem ungewollten Kind, das sich von deiner aufgedunsenen Brust nährt, wie der Ottonormalspießer zum Herbst von der verfetteten Gänseleber. Der stürzende Wagen zieht seine Zugpferde mit in den Abgrund, und so machst du dir die Welt zum Zugpferd, das dir dienen soll und mehr noch leisten, als es kann, auf dass der Untergang der kapitalistischen Systeme zum globalen Armageddon werde. Hurra, diese Welt geht unter. Regiert von Psychopathen und Egomanen

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darf. Resignation ist Wahnsinn, und Wahnsinn ist Resignation. Focus, Love, Share. Phil

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Lyrik Nach hundert Ewigmetern Zeit von steinern kalter Wirklichkeit wirkt ein Schritt in‘s Grün hinaus in‘s warme Wahre Reich eine Erinnerung wird wach, verspricht einen Sprung führt kurz hinfort, darauf hinzu, verblasst darauf und schwindet im Nu, und jeder weitere Schritt derweil führt wieder zurück ins Eigenheim. Das Psychoghetto, das Häuschen mit Garten gepflegt, derweil die Andern hinter‘m Zaun auf das Ihre warte. Tagsüber Zirkus und abends Theater. Im Hellen lacht die Welt sich an und nachts kauft sie sie sich. Und später noch, mit dem letzten Sportwagen, da wird der letzte Tropfen rausgequetscht und der letzte Stein noch umgedreht, auf dass alle schön weiter stillschweigend zur Arbeit geh‘n.

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„Unser Staat würde seine moralische Rechtfertigung einbüßen, wenn er nicht die Meinung anderer respektierte.“ Helmut Kohl


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