Forum 3/2012

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Titelthema

Hier kommt es der Kolpingsfamilie zu, Bildungsarbeit zu leisten: Wissen zu vermitteln, das religiöse Analphabetentum zu reduzieren. Hilfreich sind dabei z. B. die Ausarbeitungen des DFA zur Gestaltung der kirchlichen Feste. Aber auch Einkehrtage und Familienwochenenden mit entsprechenden Themen können zu dieser „Herzensbildung“ beitragen. Ein Engagement in Familienkreisen, Erstkommunion- und Firmvorbereitung sind gute Gelegenheiten, Adolph Kolping als Leitbild gerade auch in Herzensbildung den Menschen nahe zu bringen.

Ich spreche über Dinge, die ich den Zuhörern gerne mitteilen möchte, von denen ich begeistert bin und über die ich durch Studium und/oder eigene Erfahrungen mit Recht sprechen kann. Wie hat sich die Bildungsarbeit von den Gesellenvereinen zu den heutigen Kolpingsfamilien verändert? Am augenfälligsten ist natürlich die Zielgruppe. Wurden früher nur die Gesellen in den Blick genommen, so sind es heute Jung und Alt, Erwerbstätige und Nichterwerbstätige, letztlich alle BevölWährend des ganzen Lebens gibt es Neues zum Lernen und Ausprobieren: Geocaching- die neue Art, Abenteurer und Schatzsucher zu werden!

Was macht für Dich Bildung in Kolpingsfamilien aus? Bildung in Kolpingsfamilien unterstützt den Prozess des lebenslangen Lernens. Bildung in Kolpingsfamilien hat eine eigene Qualität, die natürlich durch Inhalte mitbestimmt wird aber mehr noch durch den Rahmen, in welchem diese stattfindet: Das sind die Räumlichkeiten, die liebevoll hergerichtet sind, die Tasse Kaffee, der selbst gebackene Kuchen, die für das persönliche Wohlbefinden sorgen aber insbesondere – je nach meiner eigenen Rolle – auch der Gewinn von Aufmerksamkeit, Anerkennung, Akzeptanz, Dankbarkeit, Geborgenheit, Begeisterung, Erfolg, Freundschaft, Gemeinschaft, Wissen und vieles andere mehr.

Vielen Kolpingsfamilien fällt es schwer im Bereich Bildung Veranstaltungen ins Jahresprogramm aufzunehmen. Warum sollten sie es dennoch tun? Wie oft hören wir oder müssen es von uns selber sagen: „Das sagt mir nichts“. So bekommt immer erst etwas ein Gesicht, nimmt Gestalt an, wenn wir etwas darüber wissen. Das Kolpingwerk bekommt ein Gesicht erst durch die Aktivitäten der Kolpingsfamilie vor Ort. Ohne die Kolping spezifische Bildungsarbeit ist Kolping ein Anbieter von Freizeitgestaltung unter vielen, ein No-NameProdukt. Darüber hinaus ist es gar nicht so schwer, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Erstens gibt es mit den Praxispäckchen viele gut ausgearbeitete Veranstaltungstipps. In einigen Bezirken gibt es Unterstützung durch die Bildungsberater, die auch Hinweise auf gelungene Veranstaltungen in anderen Kolpingsfamilien bereit halten. Der Rückblick auf die Präsentationen im Rahmen von egat und Vorsitzendentagungen liefern weitere nachahmenswerte Beispiele. Gibt es grundsätzliche Fragestellungen, z. B. wie Veranstaltungen geplant, Helfer gewonnen, Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird, so steht das Verbandssekretariat mit dem Team „Fit im Ehrenamt“ und/oder den Verbandsreferent/innen für Beratung und Unterstützung zur Verfügung.

Welche Tipps hast Du für Kolpingsfamilien: Warum sollten sie Bildungsarbeit betreiben?

Danke für das Interview und Deine Motivation, Bildungsthemen in den Kolpingsfamilien umzusetzen.

Bernd Krämer (re.) lässt sie sich auf der Vorsitzendentagung von der Kolpingjugend erklären. Foto: Tim Schlotmann

Wie sah die Praxis der Bildungsarbeit in seinem eigenen Wirken aus? Vom heutigen Verständnis her würden wir bei Kolping eher von „Erziehungsarbeit“ sprechen. Zitat: „Helft eine bessere Zukunft schaffen, indem ihr sie erziehen helft!“ Das hängt natürlich auch sehr stark damit zusammen, dass Zielgruppe die jungen Gesellen waren, die der Familie entwachsen, auf ihrer Wanderschaft heimatlos sich dennoch zur menschlichen Reife im Sinne einer fachlichen und charakterlichen Tüchtigkeit entwickeln sollten. Früher sprach man auch von der Kolpingsfamilie als Erzählgemeinschaft: Die Erzählung ist eine heute leider wenig geübte Form der Redekunst. Sie gibt es noch als Reiseschilderung im meist vertrauten Kreis der älteren Mitglieder. Kolping hat mit großem Erfolg in den Versammlungen des Kölner Gesellenvereins Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament erzählt. Wir sollten überlegen, ob wir die Erzählungen nicht wieder öfter zur Anwendung bringen können. Denn dahinter stecken drei Grundsätze, die Kolping herausstellt, wann jemand das Recht hat über eine Sache zu reden: 10

Bildungsarbeit bereichert das Leben der Kolpingsfamilie und das des einzelnen Mitgliedes, wie schon bei der Antwort auf die letzte Frage hervorgehoben. Das Wichtigste, was ich dabei auf den Weg geben kann ist, sich an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten, die wir als Kolpingsfamilie erreichen wollen! „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“. Bei meinen Besuchen vor Ort stelle ich immer wieder Unzufriedenheit mit der Resonanz auf durchgeführte Veranstaltungen fest. Eine mögliche Ursache hierfür ist in der Regel, dass wir selbst als Ausrichter der Veranstaltung von dem Thema, dem Referenten begeistert sind – es also sehr wohl unsere eigenen Bedürfnisse trifft – aber am Bedarf der Zielgruppe vorbeigeht.

kerungsgruppen. Stand früher die berufliche Qualifizierung und die Alltagstauglichkeit im Vordergrund, ist es heute häufig die sinnvolle Freizeitgestaltung. Die berufliche Qualifizierung und Weiterbildung obliegt dabei in der Regel eigenen Einrichtungen des Kolpingwerkes, weniger also den Kolpingsfamilien.


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