365/11

365 2011 -

-

inhalt

006 Vorwort, Direktor Gerhard Hermanky - 007 „Hurra! wir leben noch“, Daniela Schmeiser 008 Machtstrukturen und die Kunst der Erinnerung Im Andenken an Dieter Schrage, Tom Waibel -

013 exit 11

Agnes Peschta exit 11 Drucksorten -

023 DiplomandInnen -

049 Alumni

ma’rais Barbara Sator Martin Nimmervoll -

057 Projekte/Lehrveranstaltungen

060 Die Zeichen der Zeit, Georg Tscholl 078 Zwischen Abscheu und Apotheose, Martina Montecuccoli 125 Aus dem wörtlichen Schlussplädoyer von Martin Balluch im Tierschutzprozess 140 Zensur in Österreich? Aber Ja, Erich Félix Mautner 158 Strukturelle Grenzen der Realdemokratie: Herrschaft des Gleichen, Ohnmacht des Politischen?, Birge Krondorfer -

163 Studierendenarbeiten -

216 Zur Gestaltung -

Vorwort

gerhard Hermanky Im Jahr 2011 hat die kunstschule.at durch die angemieteten Unterrichtsräume in der Nobilegasse den gewünschten und geforderten Unterrichtsertrag gewährleisten können. Sofern es möglich war, wurden auch andere Werkstätten und Lehrfächer aus der Lazarettgasse in die Nobilegasse verlegt.

Dadurch ergibt sich ein vielfältiges und breites Spektrum an Lehrinhalten, die in dieser örtlichen Konzentration erstmals möglich wurden. Neben dem lokalen Aspekt ist es ein wesentliches Charakteristikum geworden, dass die verschiedenen Werkstätten enger miteinander kooperieren und die Studierenden sich untereinander mehr austauschen können, als in den früheren Gegebenheiten. Beispiel dafür ist das große Projekt „Nachbarschaft“, wo es um die künstlerische Gestaltung eines definierten öffentlichen Raumes geht, zu dem die kunstschule.at solitär eingeladen wurde.

In dieser fruchtbaren und kreativen Raumsituation macht nicht nur studieren, sondern auch unterrichten Freude, wodurch die Qualität der kunstschule.at gesteigert werden kann.

In diesem Sinn soll es auch weitergehen …

Ob dieser Zustand anhalten wird, hängt von mehreren unbestimmten Faktoren ab, denen sich die Institution gegenüber sieht. Die Finanzierung durch die Subvention der Stadt Wien, oder das BMUKK, oder anderer Förderer ist nicht geklärt. Ebenso offen ist die Frage, ob die kunstschule.at ihre einmalige Stellung in der österreichischen Schullandschaft so behalten können wird.

hurra! wir leben noch

Daniela Schmeiser So einiges ist passiert in letzter Zeit. Das neue Curriculum ist fertig und wir haben neue Räume, in denen wir endlich eine von uns lang gewünschte offene Unterrichtssituation verwirklichen können, also gehen wir mit neuer Freude auf unsere Aufgaben zu.

Die permanente Hinterfragung seit 1994 führt dazu, dass wir auch unsere Curricula immer wieder auf den neuesten Stand bringen wollen. Durch das Orientierungsjahr anstelle einer Aufnahmeprüfung haben wir die niedrigste Eintrittsschwelle im österreichischen Kunstausbildungssektor, dadurch, dass im ersten Semester alle Studierenden fünf Wochen lang jede Werkstätte kennen lernen, bieten wir eine echte Orientierung.

Im Jahr 1994 war dem Ministerium wichtig, dass wir als Statutsschule eine Ausbildung anbieten, deren Abschluss dem der damals sogenannten Kunstakademien adäquat ist. Dass wir als Schule einzigartig in Österreich und in keine der österreichischen Schulformen einzuordnen sind, hat zu dieser Zeit niemanden gestört – im Gegenteil, man fand es gut. Nun aber will man uns einen Strick daraus drehen: Nicht einzuordnen zu sein ist auf einmal gleichzusetzen mit nicht förderungswürdig. Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht genug leisten oder unser Niveau nicht hoch genug ist. Wir seien „ein Luxus“, den man nicht mehr tragen könne. Jedoch bilden wir auf gleich hohem Standard wesentlich kostengünstiger KünstlerInnen aus als die Kunstuniversitäten, die heutzutage so heißen. Man wisse von keiner Studie, in der ein Bedarf an freischaffenden KünstlerInnen festgestellt

werde. Da die Sozialversicherungsbeiträge für KünstlerInnen nicht wenig kosten und freischaffende KünstlerInnen steuerpflichtig sind, deutet das sehr wohl auf einen Bedarf hin. Unsere Ausbildung und deren Abschluss sind staatlich anerkannt – das bedeutet, Sozialversicherung und Finanzamt erkennen unsere AbsolventInnen als freischaffende KünstlerInnen an.

Nicht anerkannt ist unser Abschlusszeugnis bzw. Diplom: Das unschuldige Papier müsste ein „Bundesadler“ zieren.

Wir bilden eine Brückenfunktion zur regionalen Wirtschaft und zu den Universitäten, und weil wir eine kleine, fast familiäre Werkstättenstruktur haben, können wir auch Studierende ausbilden, die mehr Zeit, mehr Zuwendung oder intensivere Betreuung brauchen. Wir sind für niemanden Konkurrenz, erbringen eine hohe Leistung und sind aus der Ausbildungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Trotzdem will man uns „einsparen“.

Das Traurigste ist: Hätten wir jemanden, der/die eine einflussreiche Persönlichkeit aus Politik und/oder Wirtschaft ist und seine/ihre schützende Hand über uns hielte, würde niemand es wagen, so etwas auch nur in Betracht zu ziehen.

Darum fordere ich alle diese Personen, angefangen vom Bundespräsidenten bis zur Gewerkschaft etc. auf, sich hinter uns zu stellen, ihre Solidarität zu uns laut und deutlich auszusprechen und zu verhindern, dass wir eingespart werden!

Für jetzt und für immer: kunstschule.at ‒ Seite 6_ 7 365/2011 ‒

Machtstrukturen und die Kunst der Erinnerung Im Andenken an Dieter Schrage

Tom Waibel „Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand.“ Michel Foucault Erinnerung als Kunst zu postulieren und sie, wie es im Titel dieses Textes geschieht, mit Machtstrukturen in Bezug zu setzen, heißt auch, eine bestimmte Genealogie der Macht zu hinterfragen. Warum? Die herrschaftliche Familiengeschichte des europäischen Denkens nennt die Erinnerung Mnemosyne, sie ist als Titanide keine geringere als die Tochter von Himmel und Erde und damit eine Enkelin des Chaos. Mnemosyne ist die Mutter aller Kunst, sie gebärt dem ersten olympischen Verführer die neun Musen, deren Kult noch heute die Museen belebt. Folgen wir dieser Erzählung Hesiods aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert, dann ist Erinnerung eine Vermittlerin zwischen Kunst und Chaos und damit gleichermaßen die Ursache für Tragödie wie Komödie, Musik, Tanz, Lyrik und Liebe, aber auch für Mathematik, Philosophie und Geschichte.

Dem gegenüber möchte ich hier den Nachweis bringen, dass die Erinnerung selbst bereits eine Kunst ist, und zwar eine besondere und bedeutsame, nämlich die Kunst, Machtstrukturen sichtbar zu machen. Dabei werde ich mich auf die Untersuchung eines konkreten Falls konzentrieren, eines kurzen, aber folgenreichen Vorfalls in der Geschichte der Wiener Kunstschule,

der einst dazu geführt hatte, dass während der Sommerferien nahezu das gesamte Lehrpersonal ausgewechselt wurde. Die Recherche zu diesem Vorfall hat sich erstaunlicherweise als so vertrackt erwiesen, dass ich hier keineswegs wie ein szientistischer Kriminologe auf der Grundlage eines verblüffenden Arrangements geprüfter Fakten argumentieren kann. Angesichts der Fülle von Erinnerungen, Wertungen und Meinungen, mit denen ich im Zuge der Nachforschungen konfrontiert wurde, bleibt mir kaum etwas anderes über, als mich an die detektivische Kunst eines Sherlock Holmes zu erinnern, an das trance-artige Erspüren unausgesprochener Möglichkeiten.

Wie jede konventionelle Kriminalgeschichte beginnt auch diese kleine Untersuchung mit einem Todesfall, und zwar dem des geschätzten Kulturwissenschafters, Museumskurators und einstigen Lehrbeauftragten für Kunstgeschichte an der Wiener Kunstschule, Dieter Schrage. Er, der noch für das letzte Jahrbuch der Kunstschule (365/10) eine Geschichte der Hausbesetzungen in Wien geschrieben hatte, war überraschenderweise kurz nach seinem 76. Geburtstag im vergangenen Sommer gestorben. Ich hatte damals einen bescheidenen Nachruf verfasst, der dann (vermutlich aufgrund seiner Knappheit) an den unterschiedlichsten Stellen im Netz wieder auftauchte: „Der schönste Anarchist von Wien ist woanders hingezogen. Dieter Schrage war von allen Unbequemen dieser Stadt der Liebenswürdigste: Unermüdlich und doch stets verschmitzt in Bewegung für die Schaffung herrschaftsfreier Räume entwarf er das Freie Kino,

bastelte an der besetzten Arena mit, kuratierte sozialkritische Kunst, unterstützte alle möglichen Hausbesetzungsbewegungen und -bestrebungen, hielt Vorträge, Reden, Seminare und ging mit Obdachlosen ins Museum, etc., etc. Und bei all dem war er ein nicht aus der Ruhe zu bringender Pazifist und widmete sich dem, was Pierre Ramus – dem er eine ganze Gesellschaft gründete – so formulierte: ,Die Umgestaltung der Gesellschaft durch die gewaltlose Revolution, mit den Mitteln des Wortes, hin zu wahrer Herrschaftslosigkeit‘. Sein Herz, das immer offen war für Kritik und Subversion, ist nun völlig unerwartet stehngeblieben … ciao battagliero!“ [1] Dieter Schrages Willen zur „Umgestaltung der Gesellschaft … mit den Mitteln des Wortes“ hatte 1990 zu seinem Rauswurf aus der Wiener Kunstschule geführt.

Die Maßnahme wurde vom damaligen Präsidenten des Schulvereins angeordnet, den Schrage zwanzig Jahre später beschrieb als „ein ehemaliger PanzerBrigadier … , der auch so wie ein Panzer-Brigadier war.“ [2] Aber Schrage ging nicht alleine von der Kunstschule, mit ihm mussten zumindest 8 weitere Lehrbeauftragte das Haus verlassen. Der Panzer-Brigadier begründete seinen Schritt mit „der Diffamierung und Verleumdung der Kunstschule und künstlerischen Volkshochschule durch einige Vortragende“. [3] In derselben Ausgabe jener Schülerzeitung, der diese Begründung entnommen ist, findet sich auch eine Stellungnahme Schrages, in der er gegen die erhobenen Vorwürfe argumentiert: „Sicher habe ich die Wiener Kunstschule in den letzten Jahren wiederholt kritisiert. Sicher habe ich oft Freude an einer Polemik und sage auch gerne einmal lieber ein aufmüpfiges Wort zu viel als zu wenig. Doch steht hinter all den lockeren, kritischen Worten letztlich eine ernste Sorge.“ [4] Ob die „lockeren, kritischen Worte“ Schrages auch für andere Ohren als die eines Panzer-Grenadiers nach „Diffamierung und Verleumdung“ klangen, lässt sich zwanzig Jahre nach den Vorfällen nicht mehr zweifelsfrei eruieren. Tatsache ist, dass Günter Povaly, der zur Zeit der skizzierten Vorfälle zum Direktor der Kunstschule bestellt wurde, die Entscheidungen des

Panzer-Grenadiers exekutiert hat. Heute, zwei Jahrzehnte später nach den Ereignissen befragt, steht für ihn die Erinnerung an die bemerkenswerte organisatorische Leistung im Vordergrund, die er damals vollbringen musste, als er über die Sommerferien „das gesamte Lehrpersonal auswechselte“, wie er sagt. Das gesamte Lehrpersonal? In der Schülerzeitung INFO, die in den fraglichen heißen Zeiten zum Glück mit großer Regelmäßigkeit erschien, ist doch „nur“ von acht gekündigten Lehrpersonen die Rede. Brigitte Ammer und Gerhard Hermanky, die beide bereits damals die Kunstschule sehr gut kannten, bestätigen Povalys Erinnerung im allgemeinen. Demnach wurden damals alle Lehrenden außer den eben genannten und vielleicht sonst noch die eine oder andere von einem Semester aufs andere für die Schule plötzlich entbehrlich …

Anstelle befriedigender Antworten tauchen damit freilich noch mehr neue Fragen auf: Waren denn die Lehrenden damals eine Horde umstürzlerischer Rebellinnen und untragbare Subversive? Falls ja, was hatte sie in kurzer Zeit so ungeheuer radikalisiert? Falls nein, wurde Schrages Fall zum Vorwand, um die Kunstschule im Handstreich neu aufzustellen? Vor allem aber, was wollten die Rausgeworfenen? Worum ging es ihnen? Was stand damals in der Kunstschule auf dem Spiel?

Sherlock Holmes würde vermutlich eine detaillierte Chronologie der Ereignisse rekonstruieren, um solchen Fragen nachzuspüren. Doch das Problem in diesem Fall besteht darin, dass für eine solche Rekonstruktion nur eine Quelle zur Verfügung steht, die bereits zitierte Schülerzeitung INFO. Aber die Geschichte, von der wir doch eingangs festgestellt hatten, dass sie eine Tochter der Erinnerung ist, urteilt in einem solchen Falle streng. Für sie gilt, testis unus testis nullus, d.h. wenn es nur einen Zeugen gibt, gilt das so, als gäb‘ es gar keine/n Zeugen/in. Und die bereits befragten Zeitzeug/inn/en? Nun, unter ihnen besteht noch nicht mal Einigkeit darüber, ob die Ereignisse 1990 oder 1991 stattgefunden haben …

Konsultieren wir also dennoch, wenn auch mit gebo‒ Seite 8_ 9 365/2011 ‒

tenem Vorbehalt, was die damaligen Studierenden der Kunstschule in den verschiedenen Ausgaben ihrer Schülerzeitung INFO für die Erinnerung der Nachwelt niederschrieben: Der Vorstand beschließt die Kündigung am 30. April 1990, versendet diese aber erst am 5. Juli und die Direktion exekutiert sie Mitte Juli. [5] Demnach lagen die Schulverweise mehr als zwei Monate lang fertig in der Schublade. Brauchte es dieses lange Verschweigen, um das Schuljahr ohne Aufruhr abzuwickeln? In der April-Ausgabe von INFO finde ich ein Interview mit einem Lehrbeauftragten namens Herbert Pasiecznyk das ein Schlaglicht auf die damalige Stimmung wirft: „Es spricht sicher gegen eine Förderung künstlerischer Aktivitäten, Dieter Schrage mit zeitweiligem Vorlesungsverbot zu belegen, nur weil dieser eben versucht, die künstlerische Aktivität zu fördern.“ [6] Schrage war zu diesem Zeitpunkt seit bereits 6 Jahren Lehrbeauftragter an der Kunstschule, nun erfahren wir, dass zeitweilige Vorlesungsverbote über ihn verhängt wurden und wissen bereits, dass die Schulleitung den Beschluss für seine Kündigung fix und fertig vorbereitet hatte. Welche „lockeren, kritischen Worte“ mochte er damals nur gesagt haben?

geworfen?“ [8] Brigitte Ammer, die diese Zustände als damals frisch eingetretene Junglehrerin kennenlernte, erinnert sich an eine Reihe von Gründen, warum man zu dieser Zeit das Handtuch hätte werfen können und nennt einen davon: „Die Sekretärin Ingrid Schmid war wirklich ein Besen. Sie hat Hof gehalten, als wäre sie mehr als eine Direktorin und dabei war sie doch nur als Verwaltungskraft angestellt.“

Endlich stolpere ich in einer undatierten Ausgabe der Schülerzeitung über die folgende beiläufige Notiz: „Übrigens – es ist interessant zu wissen, daß alle gekündigten Lehrer eine Unterschriftliste für Dr. Dieter Schrage zum neuen Direktor unterschrieben hatten.“ [7] Das ist in der Tat „interessant zu wissen“, hier geht es endlich um ein konkretes Vorhaben und nicht um irgendwelche „lockeren, kritischen Worte“.

Tatsächlich muss zur fraglichen Zeit ein erstaunliches Machtvakuum in der Direktion geherrscht haben, in der INFO vom Dezember 1989 ist unter der Schlagzeile „Wiener Kunstschule – Ohne Leitung“, Folgendes zu lesen: „Wie wir überraschenderweise Ende letzten Semesters erfuhren, trat Susanne Tributsch – künstl.päd. Leiterin der Schule – am letzten Schultag von Ihrer Position zurück. … Da Fr. Tributsch erst Anfang letzten Semesters nach der Zwangsbeurlaubung Hr. Lauths Ihre Funktion als k.p. Leiterin übernahm, stellt sich natürlich die Frage – warum hat Susanne Tributsch schon nach so kurzer Zeit das Handtuch

Das ist es also, was sich hinter den „lockeren, kritischen Worte[n]“ abzuzeichnen beginnt: Eine breite Vertrauensbasis sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden, und alle wollen bei der Bestellung der künstlerisch-pädagogischen Leitung der Schule ein Wörtchen mitreden. Insbesondere die Studierenden waren zu dieser Zeit, d.h. im Wintersemester 1989, wild entschlossen und prima organisiert. Sie hatten im November kurzerhand das Rathausbüro der Vizebürgermeisterin Smejkal besetzt, um ihren Forderungen vom Oktober öffentlichkeitswirksam Nachdruck zu verleihen. Sie hatten ein fünf Punkte Programm vorgelegt und beharrten auf dessen Debatte und Umsetzung, hier sind ihre Forderungen im Wortlaut der Schülerzeitung: „1. Die absolute Trennung der WKS [Wiener Kunstschule] von der KVH [Künstlerische Volkshochschule].

2. Damit verbunden eine räumliche Vergrößerung (neues Schulgebäude der WKS) …

3. Eine Drittel-Parität des Schulvorstandes bestehend

Die famose Schülerzeitung stellt indes noch eine andere Frage und beantwortet sie auch sogleich selbst – und wieder ist Dieter Schrage mit im Spiel: „Doch stellt sich auch die Frage, wer nun das Amt des Direktors übernehmen soll? Die Studenten, die Schülervertretung und große Teile der Lehrerschaft haben jedoch ihren Vorschlag schon gemacht. Der einzige kompetente Leiter, der dieser Schule wieder auf die Beine helfen könnte, ist – Dr. Dieter Schrage. Nicht nur dass er Ende letzten Semesters von den Studenten zur beliebtesten Lehrkraft bestimmt wurde, durch seine jahrelange aktive Erfahrung im österreichischen Kunst- und Kulturbetrieb könnte er aus dieser Schule wieder eine effiziente und ernstzunehmende Ausbildungsstätte für bildende Kunst machen.“ [9]

aus einem Drittel Administration, einem Drittel Lehrervertreter und einem Drittel Schülervertreter 4. Die Gewährleistung eines adäquaten Unterrichts 5. Eine qualitative Schulleitung.“ [10] Dieter Schrage machte keinen Hehl daraus, dass er in diesen Forderungen einen sinnvollen Fahrplan für die Zukunft der Wiener Kunstschule sah. Aber warum musste er dann rausgeworfen werden, wenn er damit doch ziemlich genau dahin steuerte, wo die Kunstschule jetzt, zwanzig Jahre später, allmählich anzukommen scheint? Ich stelle diese Frage dem heutigen Direktor der Kunstschule. Gerhard Hermanky schmunzelt und meint kryptisch: „Es musste ein Opfer geben, – es muss immer ein Opfer geben.“ Auf meinen erstaunten Blick hin ergänzt er: „Das kannst Du gern so weitersagen“, nun, jetzt steht es hier geschrieben...

Was aber hat das Ganze mit der Frage nach der Erinnerung als der Kunst der Sichtbarmachung von Machtverhältnissen zu tun? „Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand“, hält Michel Foucault in seiner Untersuchung des Willens zum Wissen fest. [11] Im hier untersuchten Fall speist sich dieser Widerstand ohne Zweifel aus der Quelle der Erinnerung und wirkt damit wie jener Katalysator, dessen Gebrauch Foucault in seinen Überlegungen zu Subjekt und Macht beschreibt, nämlich, „den Widerstand als chemischen Katalysator zu gebrauchen, mit dessen Hilfe man die Machtverhältnisse ans Licht bringt, ihre Positionen ausmacht und ihre Ansatzpunkte und Verfahrensweisen herausbekommt.“ [12]

Dr. Dieter Schrage als Vortragender beim Themenseminar der kunstschule 2010

Etwaige Ähnlichkeiten dieser Fallstudie mit anderen, aktuellen Debatten sind nicht intendiert und auch gar nicht erfreulich. Sollten sie dennoch bestehen, wird es darum gehen müssen, die Kunst der Erinnerung als Praxis des Widerstands einzusetzen, um die Machtverhältnisse ans Licht zu bringen.

Ahoi, Dieter Schrage …

‒ Seite 10_11 365/2011 ‒

[1] Vgl. z.B.: http://www.kinoki.at [2] Dieter Schrage: Nachbemerkung. Besetzung der Wiener Kunstschule, in: Kunstschule 365/10, Sonderzahl: Wien 2010, S. 154.

[3] Brigadier Roman Köchl, in: INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien ohne Datum (vermutlich im Oktober 1990).

[4] Dieter Schrage, in: INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien ohne Datum (vermutlich im Oktober 1990).

[5] Vgl.: INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien ohne Datum.

[6] Herbert Pasiecznyk in: INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien im April 1990.

[7] INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien ohne Datum.

[8] INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien im Dezember 1989. Tributsch war demnach nur 1 Semester im Amt; die Abkürzung „k.p. Leiterin“ steht hier für „künstlerisch-pädagogische Leiterin“, der damalige Titel für die Direktion der Schule. Der hier erwähnte – und zuvor zwangsbeurlaubte – ehemalige Direktor Haimo Lauth eröffnete übrigens heuer anlässlich seines 80. Geburtstags eine Ausstellung seiner Graphiken in der Lazarettgasse.

[9] INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien im Dezember 1989.

[10] INFO. Schülerzeitung der Wiener Kunstschule, Wien im Oktober 1989.

[11] Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit, Band 1, Suhrkamp: Frankfurt/Main 1998, S. 116.

[12] Michel Foucault: Das Subjekt und die Macht, in: Hubert L. Dreyfus/Paul Rabinow (Hg.), Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Suhrkamp: Frankfurt/Main 1987, S. 245.

all art is quite useless

Exit 11 Diplomausstellung der kunstschule.at lehrbeauftragte: Agnes Peschta Im späten Mai 2011 gaben die DiplomandInnen der kunstschule.at Einblicke in ihre Arbeiten und präsentierten sie im Rahmen der exit 11, der Diplomausstellung.

Zweiundzwanzig Studierende aus acht Werkstätten zeigten ihre Abschlussarbeiten an fünf verschiedenen Orten in sehr unterschiedlicher Art. So gab es zwei Einzelausstellungen, zwei kleine Gruppen mit inhaltlichen Parallelen und eine große Gruppenausstellung.

Mit der Diplomausstellung schließen die DiplomandInnen die vierjährige Lehre an der kunstschule.at ab und verlassen damit ein weiteres Nest. So unterschiedlich wie die verschiedenen Ausstellungsorte gewählt und gestaltet wurden, so unterschiedlich sind auch die Strategien der DiplomandInnen um sich im großen Feld der Kunst zu positionieren. Nicht wenige beginnen nach der kunstschule.at eine weitere Ausbildung.

Einige verlassen die Stadt, ja sogar das Land um Eindrücke zu sammeln und neue Wege einzuschlagen.

Viele haben schon Berufe gefunden, die ihnen Möglichkeiten bieten, mit ihrer künstlerischen Arbeit Geld zu verdienen oder diese zu finanzieren. Auch die Suche nach neuen Arbeitsräumen wird mit dem Diplom zum Thema, so wurden vier Diplomarbeiten bereits in neuen Ateliergemeinschaften präsentiert. Eine Frage stellten sich allerdings alle DiplomandInnen, jene nach dem Nutzen der Kunst in der Gegenwart und den

Konflikten, die sich in Zeiten der Kommunikationsgesellschaft stellen, beeinflusst von der Popkultur, von fabrizierten Bedürfnissen, von diffusen Sehnsüchten und nicht zuletzt von einer ungewissen Zukunft. Die Diplomarbeiten sind Zeugnisse dieser Konflikte, der Entwicklung und Erkenntnisse der DiplomandInnen und der Zeit an der kunstschule.at.

Logo und Drucksorten Im Zuge eines internen Wettbewerbs wurden die Studierenden der Werkstätte Grafik Design (fünftes Semester) mit der Gestaltung des Logos und der Drucksorten zur Diplomausstellung beauftragt.

In einem ersten Schritt sollte ein Logo enworfen werden, das für die nächsten fünf Jahre (unter nur geringfügiger Adaptierung) Gültigkeit besitzen sollte.

Die lange diskutierte Entscheidung fiel auf das Logo Design von Matthias Moser.

In einem weiteren Schritt wurde die Erstellung der Drucksorten in Auftrag gegeben. Vorgegeben waren der Titel der Ausstellung „all art is quite useless“ (Alle Kunst ist ziemlich nutzlos), Art und Auflage der Kommunikationsmittel sowie der Wunsch nach der Entwicklung eines Farbleitsystems. Es sollten ein Postkartensujet, ein Postersujet und der Katalog zur Auststellung gestaltet werden.

Die Jury, bestehend aus den DiplomandInnen des Jahrgangs, entschied sich für den gemeinsame Entwurf von Melanie Kasper und Matthias Moser, der in Folge realisiert wurde. ‒ Seite 12_13 exit 11 ‒

1

EXIT 11

2

3

EXIT 11 EXIT 12 EXIT Melanie Kasper 1 J端rgen Korntheuer 2 Benedikt Skorpik 3 Sarin Baghdoyan 4 Eva Mogg 5 Matthias Moser 6

4

exit11

exit11

5

11 6

‒ Seite 14_15 exit 11 ‒

1

2

Lisa Rindberger, Poster, 1 Eva Mogg, Poster, 2 Sarin Baghdoyan, Postkarte und Poster, 3 J端rgen Korntheuer, Postkarte (Vorder- und R端ckseite), Poster, 4

4

3

a ll a

rt

is

q

ui

te

use

less

us a ll a r t is q u i te

ele

ss

‒ Seite 16_17 exit 11 ‒

Melanie Kasper und Matthias moser Ausgehend vom Titel der Ausstellung wurde ein Konzept entwickelt, das sich visuell mit der Frage nach Nützlichkeit und Funktion der Kunst befasst. In diesem Kontext wurde sowohl inhaltlich als auch technisch ein Bezug zur Pop Art hergestellt.

Fünf unterschiedliche Sujets stehen stellvertretend für die Ausstellungsorte.

Eine Farbcodierung wurde entworfen, um ein übersichtliches Leitsystem hinsichtlich der verschiedenen Ausstellungsorte und -termine zu schaffen. Die Farbigkeit der Printprodukte nimmt dabei mit zeitlicher und räumlicher Annäherung an die Austellung(en) zu: Die Postkarte, die im Vorfeld auf die Ausstellung aufmerksam machen sollte, ist großteils in Graustufen gehalten, die Posterserie, die schulintern gehängt wurde und die Veranstaltungen ankündigte, arbeitet mit jeweils einem Farbton, der an den Austellungsorten aufliegende Katalog ist farbig gestaltet.

Die Posterserie, die in nur geringer Auflage erscheinen sollte, wurde manuell im Siebdruckverfahren mit den Sujets bedruckt. Jedes Poster ist dadurch ein Originaldruck.

Postkarte

Katalog

‒ Seite 18_19 exit 11 ‒

Poster Serie

‒ Seite 20_ 21 exit 11 ‒

‒ Seite 22_ 23 diplomandinnen ‒

Im Raum steht ein Tisch mit brennender Lampe, Bleistift, Radiergummi und einem Stapel beschriebener Blätter, daneben ein Stuhl. An 202 Tagen muss eine Stunde täglich geschrieben werden – ein Tun, das fast mönchischen Charakter annimmt. Ist es eine Metapher für eine sterbende Kulturtechnik der Handschrift? Der Blick fällt auf das Blatt auf dem Tisch, welches einmal beschrieben war, doch alles wurde ausradiert, bis ein Loch im Papier entstand.

Der Schreiber ist abwesend. Eine seltsame Stimmung der Unbestimmtheit breitet sich in den BetrachterInnen aus.

Welches Werk wird daraus und von wem?

-

ohne titel

-

bildhauerei

-

Thomas Albert

‒ Seite 24_ 25 diplomandinnen ‒

In wiedergefundene Zeichnungen aus Kindheitstagen versucht Jeremias Altmann, die Spontaneität der Kinderzeichnungen nachzuvollziehen. Aus den 21 gefundenen Blättern wurde eine serielle Druckgraphik-Arbeit. Als Graphiker eigene Kindheitsgraphiken zu eigenständigen Originalen weiter zu entwickeln, zeugt von hoher Disziplin und Konsequenz. Jedes einzelne der gefundenen Kindheitsblätter ist Auslöser, aber auch gleichzeitig Bestandteil des folgenden druckgraphischen Blattes, da es direkt mitgedruckt wurde.

So ist eine große Serie aus 21 Drucken entstanden, die Paraphrasen aus Zeichnungen der eigenen Kindheit darstellen, wobei jedes Einzelblatt ein Original ist, da ja immer auf derselben Platte gearbeitet wurde.

-

KINDERSPASS – DAS KUPFERNE GEDÄCHTNIS DRUCKGRAPHIKSERIE

-

GRAPHIK

-

Jeremias Altmann

Eine illustrative Serie aquarellierter Zeichnungen werden collagiert und auf farbige Untergr端nde geklebt. Auf diese Weise werden sie zu Silbertabletts, die die Aromen des Lebens evozieren.

-

DIE AROMEN DES LEBENS AQUARELLCOLLAGEN

-

GRAPHIK

-

Irene Amberger

‒ Seite 26_ 27 diplomandinnen ‒

Mein Spielen mit Proportionslehren beginnt mit dem Suchen, Finden, Verstehen und Konstruieren von geometrischen Formen.

Der lustvolle Umgang mit geometrischer Konstruktion beinhaltet für mich ein Loslösen und Verselbstständigen der geometrischen Formen, sowie eine anschließende, direkte Rückführung zum Körper, der wiederum zur gestalterischen Projektionsfläche, zum Bildträger wird. Die Techniken zum Auftragen der Motive sind nicht maßgeblich und reichen von einfachen Körperbemalungen bis zu Solar-tattoos und Projektionen. Die so entstehenden Produkte sind ein Wechselspiel zwischen Geometrie und Anatomie.

Doch sind diese Produkte immer nur Momentaufnahmen und nicht als eigenständige Werke zu verstehen. Sie dienen in ihrer Vielzahl lediglich zur Dokumentation und zur umschreibenden Veranschaulichung eines großen Ganzen, eines umfangreichen Prozesses, der auf dem Wissen, wie die aufgegriffenen Themen in spezieller Weise verknüpft werden können, beruht.

Somit ist das eigentliche Werk eine Art zu arbeiten und ein nicht abzuschließender Prozess, der dokumentarisch über die daraus resultierenden Arbeiten beschrieben wird.

-

Formenspiel mixed media

-

malerei und prozessorientierte kunstformen

-

Elias Berner

Menschengroße Körper-Fotogramme werden gereiht. Anfänglich ist eine Frauengestalt erkennbar, die jedoch immer mehr androgyne Gestalt annimmt.

Jeweils vier verschiedene Positionen sind in den einzelnen Fotogrammen ersichtlich, wodurch Bewegung erzeugt wird und der Zufall als gleichberechtigtes Gestaltungsmittel miteinbezogen wird. Eine bekannte Technik als bildgebendes Medium zu definieren und gleichermaßen zum Inhalt zu erheben, zeugt von hoher Sensibilität und Faszination für die Fotografie.

-

TRANSFORMED BODY körperfotogramme

-

design und raum

-

Manuela Buxbaum

‒ Seite 28_ 29 diplomandinnen ‒

Konfrontation und Aufarbeitung von Vergangenheit wird mittels abstrahierter bzw. abstrakter Strukturen vollzogen. „Spurenwechsel“ gründet auf der Bewusstwerdung von Realität, auf Drang nach Veränderung und neuen Erfahrungen. Laut Heidegger ist das Sein selbst fast vergessen, die Gegenwart ist die Zeit der „Seinsvergessenheit“, der „Seinsverlassenheit“. Der von der philosophischen Tradition gewählte Weg zur Bestimmung dessen, was etwas ist, stellte für Heidegger ebenso eine Verfehlung dar, wie der Versuch, alles Sein auf ein Urprinzip oder ein einzig Seiendes zurückzuführen. Die Antwort darauf zu ergründen, ob Offenbarung, Beschäftigung mit sowie Darstellung von einer gewissen Thematik zur Überwindung von Vergangenheit beiträgt, obliegt jedem Individuum selbst.

-

Spurenwechsel druckgraphische Arbeit fünf Radierungen auf Kupfer Vernis Mou, Aquatinta 67 x 50 cm

-

graphik

-

Evelyn chines

Das farbenfroheste Fest Indiens wird thematisiert. Eine ganze Reihe von Bildern mit sozialen, religiösen, politischen und kulturellen Bezügen wurde gemalt. Farbschüttungen auf der Leinwand führen letztlich zu figurativen Bildlösungen mit reicher Symbolik. Das gestische Tun wird mit realistischen Bildinhalten kombiniert. Selbst die Nationalfarben Indiens ziehen sich durch alle Bilder. Wir BetrachterInnen stehen vor der Problematik, unsere eigene Kultursozialisation dem gezeigten Kulturphänomen gegenüber zu stellen und so die jeweiligen Prägungen aufzuspüren.

-

HOLI HAI COLOUR INDIA

-

malerei und prozessorientierte kunstformen

-

Sebastian Edakarottu

‒ Seite 30_ 31 diplomandinnen ‒

„I don’t know how to put it, but it seems to me that no matter how far we go – or rather, the farther we go – the things that we discover are more likely to be nothing more than ourselves.“ Haruki Murakami

-

Cocoon Rauminstallation/ Nähseide 999.9999999999999m Faden

-

malerei und prozessorientierte kunstformen

-

Myriam Fries

Im Prater entstanden über 150 Lichtfotografien. Eine Auswahl davon wurde am Computer bearbeitet und abstrahiert. Aus den gefundenen Formen und Farben wurde jeweils ein Rapport entwickelt. Daraus entstand ein vorliegendes Musterbuch, das ein lustvolles Durchblättern und ästhetisches Erleben ermöglicht.

-

INSPIRED BY LIGHT pattern design

-

grafik design

-

Nicole Fürst

‒ Seite 32_ 33 diplomandinnen ‒

Aus Gipsbandagen wurden trichterförmige Objekte gebaut und an der Raumdecke montiert. Die hängenden Objekte erzeugen unterschiedliche und vielfältige Assoziationen. Zum Beispiel könnten es Hörgeräte sein, die wir sehen. Doch dann ertönt die leise Stimme der Oma, die Kochrezepte preisgibt. Der Zeitfaktor verweist auf eine andere Generation, auf tradierte Werte und Geschichten. An der Wand hängt ein Foto, welches die Oma mit Kind am Arm bei einer Frauendemonstration zeigt. Somit wird der Blick auf das Wesentliche gerichtet.

-

SCREAMING CEILING installation gips, draht, gewebe

-

keramik UND PRODUKTGESTALTUNG

-

Judith Giefing

Das vorliegende Knast-Comic versucht, einen Antihelden zu kreieren. Die Geschichte konnte glaubhaft visualisiert und mit ausdrucksstarken Zeichnungen erz채hlt werden. Werkqualit채ten werden durch Papierwahl und Bindung mit beeinflusst.

-

BIG HONEY

-

comic und animation

-

patriCk GutH

‒ Seite 34_ 35 diplomandinnen ‒

Eine Vermarktungsidee für einen Online-T-Shirt-Shop wird realisiert. Der Grafik-Design-Anteil (Homepage, Character Design, Schrift, Printprodukte) zeigt das grafische Konzept, die Welt bunter zu machen. Das involvierte Team konnte dieses zielgruppendefinierte Konzept durchführen und bereits am Markt platzieren. http://roarwithus.tumblr.com

-

ROAR WITH US

-

Grafik Design

-

Lukas Gülcher

Geldmünzen in Kunstharz eingegossen, tropfen von oben und füllen eine Badewanne mit Geldmünzen. Die Wanne mit Rädern steht auf Fliesen, die Menschen von oben in ihren Silhouetten abbilden, eine Installation oder installative Inszenierung mit mehrdeutigen Ebenen und vielfältigen Assoziationen. Geld schlägt wie Hagelkörner ein und zerschmettert die Illusion vom Streben nach Reichtum, denn nur Wenige werden im Geld schwimmen, oder sich mit Geld reinwaschen. Die Ästhetisierung des Materials, reflektierendes Spiegeln, Funkeln erzeugt tatsächlich Illusionen, die anreichernd wirken.

-

ILLUSION installation

-

bildhauerei

-

Armina Hatic

‒ Seite 36_ 37 diplomandinnen ‒

Ein Lauftrainer und ein davor montierter Bildschirm stehen im Raum. Ein Standbild beginnt zu laufen, sobald das Laufband als solches benützt wird.

Doch immer bleibt das Objekt/Subjekt, dem nachgelaufen wird, unerreichbar. Das Unerreichbare zu thematisieren und als Diplomarbeit zu präsentieren, erweist sich als gegenteilig und ambivalent, weil Raphael Holczek damit sein Diplom erreicht hat.

-

THE BAD WOLF INTERFACE rauminstallation

-

grafik design

-

Raphael Holczek

Eine Reihe hochformatiger Innenraum-Fotografien von anonymisierten, verlassenen, verfallenen und funktionslosen Gebäuden wird gezeigt. Aus über 1000 Aufnahmen wurde eine Auswahl getroffen, die in Schwarzweiß präsentiert wird, um die Zeitlosigkeit zu unterstreichen. Trotz der morbiden Thematik strahlen die Fotos eine innewohnende Poesie aus.

-

1 fotografien

-

interdiziplinäre klasse

-

Daniel Karner

‒ Seite 38_ 39 diplomandinnen ‒

Der Inhalt des Vorlesebuches im Querformat, ist als Gute-Nacht-Geschichte gedacht. In der Erzählung besteht ein Schlüsseltier namens Kiii ein großes Abenteuer und lernt dabei neue Freunde kennen sowie seine Angst zu überwinden.

Die wechselseitig im Buch platzierten Bilder wurden aus Fotos, Zeichnungen sowie gemalten Hintergründen collagiert und dienen der farbigen Umsetzung des Geschehens im Text. Die gesamte Arbeit umfasst 25 Doppelseiten sowie die Gestaltung des Buchumschlages und wurde schließlich als Buch in einer kleinen Auflage gedruckt.

-

Das Schlüsseltier Kinderbuch

-

grafik design

-

Kristin Kitzler

Verschiedene Druckplatten, die abstrahierte stadtplanerische und städtische Strukturen aufgreifen, werden auf Papier gedruckt. Lineare und flächige Gefüge ergeben sich auf den Einzelblättern, die zu einem ballonartigen Objekt collagiert werden. Wenige Teile der Oberflächen sind ausgeschnitten und ermöglichen Einblicke in das Objekt. Ein globales Innenleben wird spürbar: eine konsequente, gelungene interdisziplinäre Arbeit, die mit Zeichnung, Druckgrafik, Raum, Licht, Bewegung und Bauen zu tun hat.

-

IMMER WEITER rauminstallation

-

graphik

-

karoline Kögl

‒ Seite 40_41 diplomandinnen ‒

Im Titel steckt das Naturphänomen der Schlangenhaut. Schuppenartig werden einzelne Keramikplättchen zusammen gefügt und gleichermaßen zu einem kunsthandwerklich tragbaren Objekt. Dadurch drängt sich der Bereich Mode auf, doch ist zu hinterfragen, welche Funktionalität dieses Objekt einnehmen soll und auch, welche Körperteile bedeckt werden sollen.

-

VIPEREUS

-

keramik UND PRODUKTGESTALTUNG

-

christine Lach

Mehrere reflexive Arbeiten mit starken Raumbezügen zum Ausstellungsort werden gezeigt. Allen Arbeiten wohnt eine starke Reduzierung der Mittel inne, die Auseinandersetzung erzwingt und Denkprozesse auslöst: Goldfische im Garagenkanal, ein panisches Reh und ein abgestelltes Gewehr, Schmetterlinge mit metallischen Prothesen, ein verstrahltes Tier und ein Königspudel – zuerst wie eine ideale Skulptur projiziert und dann doch ein Lebewesen im Video. In der Summe der Arbeiten wird der Entstehungsprozess greifbarer als das entstandene Werk.

-

SHORT TIME OVERLOAD installative inszenierung

-

interdisziplinäre klasse

-

Patrick lins

‒ Seite 42_43 diplomandinnen ‒

In einer Rauminstallation werden fünf aus Marabufedern gestaltete Körper in eine schwebende, hängende Position gebracht. Auf die einzelnen Körper werden Textstellen projiziert, die nicht alle gleichzeitig lesbar sind und sich verändern. Diese leichte Umsetzung – weil Federn – macht den Sinn mit einer Leichtigkeit erfassbar und spürbar.

„Jede Naivität läuft Gefahr lächerlich zu werden – ist es aber nicht, denn es liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und Unschuld.“ Joseph Joubert

-

finnis welt objekte aus marabufedern

-

Keramik UND PRODUKTGESTALTUNG

-

Finni PETZ

Unser Wort Kultur bedeutet Anbau und Pflege im landwirtschaftlichen Sinn. Erst später weitete sich der Begriff auf die Pflege des Geistes aus und führte schließlich zum heutigen Verständnis von Kultur als die im Unterschied zur Natur vom Mensch geschaffene und gestaltete Welt. Der Ursprung vieler Kultur ist das Ackern und Gärtnern.

Die drei verschiedenen Mentalitäten, die in Südtirol existieren, stellen eine einzigartige Kulturmischung dar. Nicht nur die Sprachen Italienisch, Deutsch und Ladinisch, sondern auch die kulinarischen Genüsse vermischen sich immer mehr und werden zu etwas ganz Besonderem. Diesen Aspekt wollte ich auch in meinem Konzept berücksichtigen, miteinander vereinen und somit regionale und saisonale Produkte mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken, um die kulinarische und kulturelle Vielseitigkeit des Landes sichtbar zu machen. Dies stellt einen passenden Brückenschlag zu meinen Ausgangsüberle-

-

cultura kultur cultura Konzept & Verpackungsdesign

-

Grafik Design

-

gungen dar: Eine Verbindung der verschiedenen Gemeinschaften wird so im Symbolischen „gesät“ und eine gemeinsame Basis (an)gebaut, die immer weiter zusammenwächst. Die nonverbale Tätigkeit der jeweiligen Gärtner setzt sich so über jegliche Sprachbarriere hinweg.

Wie Sie hier sehen können, habe ich ein Gestaltungskonzept für Saatgut und Jungpflanzen entworfen. Das Logo ist eine Kombination aus den Anfangsbuchstaben C und K. Aber auch das Wort „bio“ ist mit ein bisschen Fantasie darin zu finden.

In weiterer Folge sind die einzigartige wiederverschließbare Samenverpackung sowie Schildchen für Jungpflanzen und kleine Bäumchen entstanden.

Zudem gibt es den Kräuter-, Obst- und Gemüsekatalog mit wichtigen Informationen zu Anbau, Wuchs, Ernte und Tipps zur Anwendung in der Küche. Als Verpackung und Werbeträger dient die dazu passende Stofftasche.

Mirjam SchweiGkofler

‒ Seite 44_45 diplomandinnen ‒

Konzerndiktatur, kontrollierte Medien und moderne Versklavung durch das monetäre System sind die Inhalte dieser Arbeit.

Wir leben in scheinbar rosigen Zeiten, doch die Ausnutzung von oben ist größer denn je, globaler denn je, organisierter denn je. Eine Sammlung von Zitaten versucht, die Schafe aufzuwecken. brainrewash.blogspot.com

-

brainrewash Buch 20X13 cm

-

Grafik Design

-

Christoph Tripes

Mittels Paperclay-Technik wird Zellulose mit Ton vermengt. Verschiedene bandförmige Rundformen, die sich verschlingen und veränderbar verschlungen werden können, offenbaren Raumgebilde von hoher Präsenz. Der gestaltete Raum braucht Umraum. Un-Räume sind leer und durchsichtig löchrig, aber vorhanden. Diese bildhauerisch-keramische Arbeit ist von faszinierender Zeitlosigkeit, die durch wechselnde farbliche Beleuchtung verstärkt wird.

-

WORK IN PROGRESS

-

Keramik UND PRODUKTGESTALTUNG

-

Janin Wellbrock

‒ Seite 46_47 diplomandinnen ‒

Für alle, die es nicht auf den ersten Blick sehen können, handelt es sich bei der Arbeit um einen leidenschaftlich und voller Begeisterung gestalteten Guide für irische Pubs in Wien. Über die Realisierung wird mit den entsprechenden Stellen momentan noch gesprochen.

-

Pub Guide broschüre

-

Grafik Design

-

Alexander Zech

‒ Seite 48_49 alumni ‒

daniela marais -

Interdisziplinäre Klasse diplom 2004

-

Leben mit und von der Kunst. Das, wovon viele nur zu träumen wagen , ist für ma’rais omnipräsent. Aber trotzdem – oder gerade deswegen – etwas ganz Besonderes.

Von Kindheit an interessiert an Fotografie und Grafik intensivierte und re-interpretierte sie ihre Vorstellungen und Auslebungen von Kreativität 2004 an der kunstschule.at.

Mit der Logo- und Werkstattgründung (ma’rais®) 2006 entstand ihr kreatives Zentrum mit den Schwerpunkten künstlerische Fotografie und Bildbearbeitung.

Kritisch beobachtet ma’rais ihre Umgebung und lässt so Wahrgenommenes oftmals humorvoll in ihre großformatigen Material-Farbcollagen und -Installationen einfließen.

Häufig ist ma’rais arbeitsbedingt im Ausland unterwegs, doch zu Hause ist sie in Österreich, wo ihr liebevoller Mann sie kreativ und emotional begleitet.

Flexibilität ist für sie ein Muss – als Künstlerin dürfe man niemals rasten und müsse permanent an sich arbeiten; Konsequenz, Freude am Schaffen und ein starker Glaube an sich selbst seien laut ma’rais der Schlüssel zum Erfolg.

Seit 2002 zeigt dani ma’rais ihre Werke in Österreich, Deutschland und den USA. www.marais.at

Foto © biggido

‒ Seite 50_ 51 alumni ‒

BArbara Sator -

Grafik desigN Diplom 2002

-

In der Kunstschule hab ich zum ersten Mal gelernt, ohne Druck, aus eigenem Antrieb heraus zu lernen und zu arbeiten. Dadurch konnte Kreativität entstehen. Danke Kunstschule!

Ich arbeite seit meinem Abschluss an der Kunstschule als Medien- und Kommunikationsdesignerin in eher kleinen Design- bzw. Werbeagenturen.

Der Vorteil kleiner Agenturen liegt in der Vielfalt der Arbeitsbereiche, in denen man tätig sein kann. Ich arbeite in den Bereichen Ideenfindung, Konzeption und Gestaltung – Print, Online und darüber hinaus.

Zum daily business gehören beispielsweise LogoDesign, Corporate Design, Print-Design, Webdesign, Social Media, usw… Ich mag meine Arbeit!

Seit 2008 bin ich teilweise auch freiberuflich tätig.

Derzeit arbeite ich bei „Die Goldkinder“ als Art Direktorin. Gemeinsam mit Freunden mache ich von Zeit zu Zeit die Club-Veranstaltung „Kill Karaoke“ (Fluc, Brut, Badeschiff, Club-U…). Rund um diese Veranstaltung enstehen diverse Artworks, Videos, Audios, etc.

Fotos und Text © Barbara Sator www.diegoldkinder.at www.killkaraoke.org www.hertasaboteur.com

‒ Seite 52_ 53 alumni ‒

MArtin Nimmervoll -

Malerei und Prozessorientierte Kunstformen Diplom 1996

-

Arbeitet seit dem Abschluss an der kunstschule.at für die Generali Foundation, die Kunsthalle Wien, die Basis Wien, die IG Kultur Wien. Ist im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, als Archivar, Redakteur und Autor von Austellungstexten tätig.

Mitglied der KünstlerInnengruppe RAL2004, die mittlerweile schon fast nicht mehr existiert, aber an der kunstschule.at gegründet wurde.

Gründungsmitglied der mo.ë, Wien.

Vorstandsmitglied des Kunst und Kulturvereins LAMES, St.Pölten.

Arbeitet gelegentlich als freischaffender Künstler mit sporadischer Ausstellungsbeteiligung.

Ich mag weder biografische Auflistungen, noch mag ich Texte, die mit „der Künstler Soundso wurde geboren“ anfangen und mit „er lebt und arbeitet da-unddort“ enden.

Viel lieber möchte ich diese Seite nutzen, der kunstschule.at meine ehrlichen Grüße zu bestellen. An den neuen Namen muss ich mich jedoch erst gewöhnen.

Naturgemäß bringt die kunstschule.at unter anderem zwei Arten von AbsolventInnen hervor. Diejenigen, die auf sie mit positivem und diejenigen, die auf die kunstschule.at mit negativem Gefühl zurückblicken.

Ich habe mit VertreterInnen beider Lager regelmäßig zu tun. Daneben gibt es noch diejenigen, die die Institution vorzeitig verlassen und sie tunlichst nicht in der Vita erwähnen.

Diejenigen, die auf ihre Zeit in der Kunstschule mit negativem Gefühl zurückblicken, haben ihre Gründe.

Oft gute Gründe. Die kunstschule.at ist chronisch unterfinanziert, leidet, trotz manchmal ambitionierter

Expansion, unter Platz-, Personal- und Ressourcenmangel, bietet keinerlei internationale Vernetzung oder Austauschprogramme und das Abschlussdiplom ist mit Sicherheit in der gesamten österreichischen Bildungslandschaft ein Unikum. Man muss es manchmal auch schon aussprechen.

Mit Sicherheit ist die kunstschule.at nicht mit den Akademien der Künste zu vergleichen. Natürlich nicht.

Einiges, um nicht zu sagen fast alles, ist dort besser.

Dort wohnt das Geld. Dort haben die ProfessorInnen klingende Namen.

Und trotzdem gehöre ich zu denjenigen, die mit positivem Gefühl auf ihr Studium an der kunstschule.at zurückblicken. Nicht aus sentimentalen Gründen oder der, zumindest zu meiner Zeit, grandiosen Feierkultur wegen.

Nein, nicht darum, sondern aufgrund dessen, was die Kunstschule ist. Die einzige Alternative, zumindest in Wien. Denn an der kunstschule.at gibt es keinen universitären Kanon, der sich am Mainstream orientieren muss. An der kunstschule.at wird nicht in erster Linie für den Markt ausgebildet. Tatsächlich habe ich in meiner täglichen Arbeit als Künstler und Kulturarbeiter immer wieder mit AbsolventInnen der kunstschule.at zu tun. Die wenigsten können ausschließlich von ihrer Kunst leben. Mit dem an der kunstschule. at gelernten verdingen sie sich jedoch in vielen Arbeitsfeldern. Viele von ihnen schätze ich nicht zuletzt dafür, dass sie hart an einer Sache, für eine Sache arbeiten können. Und alle wissen, wie man aus Wenigem Etwas macht. Einige haben sich, wie man sagt, etwas aufgebaut. Also, den AbsolventInnen der kunstschule.at geht es gut. Sie finden alle ihren Weg. Und die kunstschule.at? Findet sie ihren Weg? Ich wünsche ihr mehr Selbstbewusstsein. Als Kunstausbildung, die eine Alternative zum Kanon der Universitäten bietet. Ich wünsche der kunstschule.at, dass sie ehrlich an ihren Defiziten arbeitet. Kümmert euch um einen vernünftigen Abschluss. Arbeitet an euren Abhängigkeiten. Positioniert euch! Vernetzt euch!

Wien braucht eine Alternative zu den Akademien der Künste. Und die kunstschule.at muss noch einiges aufholen. – Alles Liebe und viel Erfolg.

Fotos und Text © Martin Nimmervoll

‒ Seite 54_ 55 alumni ‒

‒ Seite 56_ 57 Projekte/lehrveranstaltungen ‒

Berufsbild Künstler/In

Lehrbeauftragter: Tom Waibel Gespräche über künstlerische Arbeit und Forschung, sowie über politische, soziale und ökonomische Parameter der Tätigkeit im Kunstfeld. Eine Kooperation der Wiener Kunstschule mit der Künstlerischen Volkshochschule, immer Mittwochs von 17:30–19:00 in Wien 9, Lazarettgasse 27, 3. Stock, im Gerda MatejkaFelden-Saal bei freiem Eintritt.

Von KünstlerInnen wird angenommen, dass sie Persönlichkeit, Intellekt, Denken, Ausdrucksvermögen und Affekte in den Produktionsprozess einbringen: Das macht sie zu VirtuosInnen der prekarisierten sozialen Verhältnisse. Wenn es zutrifft, dass Politik durch die Kunst der Darstellung bestimmt wird, dann ist die Virtuosität von KünstlerInnen politisch, unabhängig davon, ob im jeweiligen Werk politische Anliegen manifest werden oder nicht.

Gäste im Studienjahr 2010/11 in alphabetischer Reihenfolge Simone Bader, Künstlerin, Klub Zwei Peter Böhm, Klangkünstler, Sound Designer Petja Dimitrova, Künstlerin, IG Bildende Kunst Ulli Fuchs, Kulturarbeiterin, IG Kultur Peter Grabher, Historiker, Kurator Max Hattler, Visualist Therese Kaufmann, Kunsthistorikerin, Kuratorin Lisbeth Kovacic, Künstlerin, Medienkunst Helga Köcher, Künstlerin, Netzwerkerin Klaus Neundlinger, Philosoph, Übersetzer Elisabeth Novy, Fotografin Pepi Öttl, Bilderentwerfer Radostina Patulova, Kulturarbeiterin, MAIZ Agnes Peschta, Kuratorin, IG Kultur Lisl Ponger, Künstlerin, Fotografin Lisa Rettl, Historikerin, Filmemacherin Raoul Schmidt, Künstler, Musiker Ibrahim Sumbultepe, Bildhauer Karla Villavicencio, Künstlerin, Architektin Georg Wasner, Filmemacher Christoph Wiala, Architekt, Diplomingenieur

kuratiert von Dr. Tom Waibel

— öffentliche Veranstaltung — freier Eintritt — mittwochs — 17.30 – 19.00 Uhr — Gerda-Matejka-Felden-Saal Lazarettgasse 27, 3. Stock 1090 Wien

Gespräche über künstlerische Arbeit und Forschung, sowie politische, soziale und ökonomische Parameter der Tätigkeit im Kunstfeld

Eine Kooperation der kunstschule.at und der Künstlerischen Volkshochschule

‒ Seite 58_ 59 Lehrveranstaltung ‒

Die Zeichen der Zeit

Vortrag im Rahmen von Berufsbild KünstlerIn im November 2011 Georg Tscholl 1 Ich werde möglichst langsam lesen; und nicht weil ich glaube oder unterstelle, dass Sie Vollidioten sind, aber weil ich natürlich furchtbar stolz auf die eine oder andere Formulierung bin, so sehr, und um der Formulierung halber geschrieben, dass ich manchmal selber nicht mehr mitkomme, wie ich das einmal gemeint haben könnte, vor ein paar Tagen oder noch gestern, als ich mich vorbereitet habe. Ich werde also möglichst langsam tun, um mir wenigstens klar werden zu können, bestenfalls, was ich da ab- und vorlese. Meine Schwierigkeiten sind aber wiederum sehr praktisch, weil sie, glaube ich, auch theoretisch unumgänglich sind und die prekären Verhältnisse, von denen ich sprechen möchte, betreffen. Denn wohin ich auch ziele, treffen werde ich immer ins Schwarze dessen, was das Weiße, dieses erklärte Nichts, benötigt, um überhaupt Konturen zu haben, ein Gesicht zu bekommen und ein Buchstabe zu sein – was immer ich oder Sie damit anstellen werden. Das oftmals unterschätzte leere Geschwätz wäre somit rehabilitiert, geradezu nötig, und nichts weniger als die Bühne, auf der noch irgendetwas daherkommen und gesagt werden kann.

Es wird alles nur heiße Luft gewesen sein, ohne die aber Worte erst gar nicht übertragen werden können.

Und Ihre Ohren sollten Sie besser nicht gespitzt haben, denn wo Sie zu gut zuhören, hören Sie nur noch Sprache, die doch selber nichts ist – der Sprache ihre Bezeichnungen sind arbiträr, willkürlich und beliebig, das kommt vom arbitrarius, dem Schiedsrichter, dessen Entscheidungen und Einwürfe auf Abmachungen, eventuell, und künstliche Vereinbarungen zurückgehen und von der Natur, dem Natürlichen nichts wissen; ein Tisch, als Wort, ist kein Tisch als Sache. So bricht, wenn Sie zu gut zu- und nur noch die Sprache selber hören, das von der Sprache Bezeichnete weg.

Wer es mit Sprache zu tun bekommt, wer sprechen und wer hören kann, wer lesen und wer sehen kann, steht vor einem Abgrund. Wir müssen, um noch irgendetwas hören zu können, überhören. Und wenn wir lesen, sind wir angehalten, die Worte selber zu übersehen, wir müssen, im Grunde, blindlings über sie hinweg und geradeaus auf ihre antrainierten Bedeutungen zu: Wo wir Lesen gelernt haben, brachte man uns das Überlesen bei (vgl. „Speed Reading: Warum Schweden besser lesen“, in: Die Presse am Sonntag, 6.11.2011). Überhören, Übersehen und Überlesen sind die empfohlenen ebenso wie die verpönten Mittel der Überbrückung eines Abgrunds, der sich v. a. in uns selber auftut.

2 Wenn ich mich lesen will, lesen, was ich geschrieben habe, lese ich das, was ein anderer, von dem ich nur weiß oder zu glauben meine, dass ich es bin bzw. war, geschrieben hat. Zwischen dem, was ich schreibe, und dem, was ich von ihm, der ich sein soll, lese, verstrich

Zeit. Ich bin, vom Schreiber zum Leser, unterwegs gewesen. Woanders mithin. Von dort zurück aber kam ich nicht unbeschadet; es muss mir etwas zugestoßen sein, unterwegs, das mich verwandelt hat. Ich habe geschrieben: damals, gestern, vorhin. Ich lese mich: später, heute, jetzt. Zusammengesetzt, als Stückwerk nur kann ich mich begreifen. Es ist ja nicht so, dass hinter meinem Rücken nichts passiert wäre, seither. Als Ganzes kenne ich mich mit mir nicht mehr aus. Ich muss mich in mir verlaufen haben und vom rechten Weg der Selbstverständlichkeit abgekommen sein … „Das Eine“, sagt Nietzsche, „bin ich, das Andre sind meine Schriften.“ (KSA 6, 298) Er sagt das in Ecce homo, seinem letzten fertig gewordenen Buch (1888/1889), veröffentlicht erst nach seinem Tod. Giorgio Colli (1917–1979), seinerseits verstorbener Herausgeber der relevanten Nietzsche-Ausgabe – die Zeit relativiert, sie meint es mit niemandem gut – erklärt Nietzsches „plötzlichen Entschluß, eine Autobiographie zu schreiben“ damit, dass „die Probleme … nun von der eigenen Person und ihren Angelegenheiten repräsentiert“, werden, die, wenn man so will, philosophischen Fragen, würden in ihr, der „eigenen Person“, leben. Und das sei „der Punkt, an dem Nietzsche den Kontakt zur Realität“ verloren habe. (KSA 6, 452) 3 Das Inhaltsverzeichnis von Ecce homo, Kapitel wie Warum ich so weise bin, Warum ich so klug bin, Warum ich so gute Bücher schreibe oder Warum ich ein Schicksal bin mögen als Anlage solcher Vermutungen genügen. Aber wer, wie Nietzsche, sich sein Leben erzählt (KSA 6, 263), wer anfängt darin zu lesen, warum er so gute Bücher geschrieben habe, und sich derart, wie Nietzsche, „selbst in die Hand“ nimmt (KSA 6, 266), um, onanierend oder nicht onanierend oder nicht nur oder wie auch immer, sein nachträgliches Glück zu machen, wenigstens, und herauszufinden, warum ich ein Schicksal und so und nicht anders geworden bin, der oder die sollten, wollen sie dabei den „Kontakt zur Realität“ nicht verlieren, sich besser auch nicht im Klaren darüber sein, dass sie sich täuschen. Und sich täuschen müssen. Darin, zum Beispiel, dass ihre Buchstaben die Realität je berührt, dass sie mit Buchstaben

je etwas anderes als Buchstaben geschrieben bzw. von Buchstaben je etwas anderes als Buchstaben gelesen haben sollten. Buchstaben sind Zeichen, sie stehen bloß für etwas; und sie sind Zeichen der Zeit, unbeständig im Grunde, weil sie, wofür sie stehen, nicht wirklich einstehen oder garantieren können, sie können, das aber immerhin, nur so tun als ob. Als Boten von Wirklichkeit jedenfalls taugen Buchstaben nur insofern, als wir die Vermittlungsgebühren nicht scheuen: um den Preis von Wirklichkeit ist Wirklichkeit zu haben.

Die Leserinnen und Leser ihrer eigenen, aber immer zugestellten Nachrichten begegnen sich selber, aber verändert – als andere. Als anderer habe auch ich eine Chance, Ich zu sein. Die freilich leicht verspielt ist. Und vielleicht schnell verspielt werden muss. Wenn ich mich lesen möchte und Post von mir bekommen will, muss ich mich aufgegeben haben. Eine solche Niederlage kann ein Roman sein. Dessen Mittel, die der Schrift, zunächst dieselben sind, sie unterscheiden sich nicht von denen der Autobiografie. „Das ist meine gewöhnliche Arbeitsweise“, schreibt Javier Marías. „Ich muß mich vorantasten, und nichts würde mich mehr langweilen und abschrecken als von vornherein, zu Beginn eines Romans, genau zu wissen, wie dieser sein wird: welche Gestalten ihn bevölkern, wann und wie sie auftreten oder verschwinden, was aus ihren Leben oder dem Bruchstück ihrer Leben werden wird, das ich zu erzählen habe. All dies“, und jetzt kommt’s, „geschieht, während der Roman geschrieben wird“ (Der Gefühlsmensch, 185). – Der Roman, weil er ausdrücklich nicht von mir handelt, muss nichts vorwegnehmen und braucht sich auf nichts zu berufen, sich nicht zu erinnern; er ist, was er ist: Er hat, auf mich, auf den ich ihn nicht beziehen kann, bezogen, Unmittelbarkeit.

Denn was ist, geschieht, während er geschrieben wird.

Wenn ich, im Roman, sterbe, werde ich nicht zu spät zu meinem Begräbnis kommen. Es findet, ich finde statt. Wollte ich anders mein Leben, meinen Tod dann aufzeichnen, wie sollte ich das – zu Lebzeiten – anstellen? Cesare Pavese schrieb im Handwerk des Lebens, seinem Tagebuch, aber ein paar Tage bevor er sich vergiftete, dass es genug sei. Er schweige nun. „Nicht Worte. Eine Geste. Ich werde nicht mehr schreiben.“ ‒ Seite 60_61 Lehrveranstaltung ‒

(18. August 1950) Vom Tod der anderen wissen wir nichts, wir erfahren nur den eigenen, und den verpassen wir, eben weil und ausgerechnet in dem Moment, wie er uns geschieht, zustößt. Wie die Schrift. Sie ist unberechenbarer, als es stolzen Schriftstellerinnen, stolzen Schriftstellern vorkommt, und sie ist selbständiger, als es Autorinnen und Autoren, ihren selbsternannten Urheberinnen und Urhebern, lieb sein kann.

Wenn Texte das Resultat von Texten sind, die Schrift uns mehr zu sagen hat als das, was ihr an Bedeutungen unterstellt wird, all dies geschieht, während der Roman geschrieben wird, sind wir außen vor. Wir können, dann, als Leserinnen und Leser des von uns Geschriebenen nicht mehr gelten. Nicht mehr vollständig, zumindest, wir sind zusammengesetzt eben nur – oder gar nicht. Das Schreiben, heißt das, und das Bestätigen desselben, das Lesen, zerrüttet uns, vorausgesetzt wir wären jemals selbstgewiss genug gewesen. Gewöhnlich aber übersehen wir, was augenblicklich zutrifft, wenn wir uns bei sogenannt fremden Texten an uns zu erinnern meinen. Wo Texte mit uns zu tun haben, sind es in der Mehrzahl nicht unsre.

Schreiben wir selber, bedienen wir uns einer Sprache, die alles mögliche sagen kann. Nur nicht, dass es wirklich unsere eigene Sprache ist, diese Schrift, die nicht spricht und uns von uns nichts zu sagen haben wird.

4 Javier Marías schreibt auf unzähligen Seiten, in immer neuen Anläufen immer wieder ähnliche Geschichten mit ähnlichem Personal. Sie ließen sich vielleicht zusammensetzen, als Bruchstücke eines Lebens, zu einem Ganzen, das aber, auf Wirklichkeit getestet, durchrutschte. „Ich erkannte mich nicht wieder“, heißt es einmal (in Band 3, Seite 50 von Dein Gesicht morgen). „Ich, der ich mich in so vielen erkenne.“ Womit auch gesagt wäre, dass es mehr als einen braucht, worin es sich wiedererkennen lässt. Das eine Gegenüber, das Abbild bekommen wir 1.) nur vermittelt und 2.) auch dort bloß mit der üblichen, den medialen Verhältnissen geschuldeten, Verspätung. Im selben Moment, in dem es im Passfotoautomaten blitzt, bin ich von dem, was mich auf- und mit Licht zeichnet,

geblendet. Sehen, schreibt Jacques Derrida (1997: 46; Aufzeichnungen eines Blinden, 1990), kann ich mich erst als Blinder. Beim Zeichnen, sagt er, müsse der Zeichner blind sein. Einmal sei im Moment der Berührung des Zeichenstiftes mit seiner Unterlage ein blinder Fleck, ohne den es gewissermaßen auch niemals etwas zu sehen geben könne, jedenfalls hinterher; selbst, schreibt Derrida, „wenn die Zeichnung, wie man sagt, mimetisch ist, also reproduktiv, figurativ und darstellend … muß der Strich [also der des Zeichners, der Zeichnerin] in der Nacht vorhergehen“ (1997: 49) – Zeichnen also heißt bei Derrida Tapsen, Tappen, unsicher und mit den Händen voran … Und definitiv aus der Erinnerung, vom, um es psychoanalytisch zu sagen, ‚Tagesrest‘ her. Die Nacht des Zeichners nennt Derrida den „Vorabend oder das Gedächtnis des Tages“, „eine Reserve an Sichtbarkeit“ (1997: 51). Der Zeichner – beim Zeichnen – hat immer das Nachsehen: er sieht retrospektiv – oder gar nicht. Prinzipiell und insgesamt. Und besonders der Selbstporträtist kann immer nur sehen oder zeichnen. Es gibt und er hat keine Gleichzeitigkeit, keine Identität von Sehen und Zeichnen. Selbstporträtisten schaffen von Anfang an Ruinen ihrer selbst, sie ruinieren (oder verkleiden) sich, sobald sie zu behaupten scheinen, sich gezeichnet zu haben/ sich zu zeichnen (Derrida 1997: 68, 72). Um sich überhaupt malen bzw. zeichnen zu können, müssen sie ein anderer und buchstäblich untergetaucht sein.

Oder es wenigstens bloß vorgeben, sich selber gejagt und doch erwischt zu haben. „Es ist unglaublich, wie schlecht wir uns alle sehen“, heißt es in Javier Marías bislang letztem Roman, dem dritten Teil von Dein Gesicht morgen. „Wie schlecht wir uns zu beurteilen und unsere Stärken und Schwächen einzuschätzen wissen. Selbst diejenigen von uns, die am begabtesten und geübtesten darin sind, sich in andere zu vertiefen und sie zu entschlüsseln, werden einäugig und dumm, wenn sie sich selbst betrachten.“ Weshalb es ja auch so dumm ist, zu glauben, Psychotherapeuten, die was drauf haben, müssten selbst stabil sein. Oder Schriftstellerinnen und Schriftsteller wären ihre besten Leserinnen und Leser. „Der Mangel an Distanz“, jetzt wieder Marías, „daran wird es liegen“, dass wir uns selbst so schlecht nur sehen können, „und die Unmöglichkeit, uns zu beobachten, ohne gleichzeitig zu wissen, daß

wir uns sehen. Wenn wir unser eigenes Publikum sind, spielen wir uns am meisten vor und verfälschen uns und machen uns zurecht.“ Zweifelhafte Trophäen sind daher auch selber gemalte Maler, selber gezeichnete Zeichner: Sie sehen vielleicht nicht immer danach aus, aber außer sich verpasst zu haben, zeigen sie von sich, jedenfalls solange es Gemaltes, Gezeichnetes gibt, nichts. Wer aber Gesehenes zeichnet, hat sich erinnern müssen. Gut oder schlecht. Sein Bild ist immer irgendwie auch Ein-Bildung (vgl. Derrida 1997: 132 und 140).

Weil außerdem Bilder die paradoxe Angewohnheit haben, sich „vor die Gegenstände, die sie vorstellen sollen“ (Vilém Flusser), zu stellen, wird das Bild, das ich mir immer nur machen kann, also niemals die Sache selber – mich, zum Beispiel – getroffen haben; vielmehr stellt sich mein Bild mir in den Weg; das, was vielleicht noch hätte machen können, dass ich mich sehe, lässt mich verschwinden … Nur wo, wenn es kein Bild mehr von mir geben kann, bin ich denn dann?

5 Wo es fatal wird. Wenn diese Irrelevanz der Zeichnungen, die generelle Nichtbezüglichkeit der Zeichen, umgelegt wird auf jene Zahlen, auf die wir angewiesen sind, auch zählen zu können. Wenn das Vortragen keinen Wert mehr hat, oder das Zuhören nichts mehr bringt, wenn wir mit 109 Euro nichts mehr kaufen können, nicht einmal 109 Euro. Weil die, bekanntlich, in Bewegung bleiben. Es sind Zeichen der Zeit, sie bleiben sich niemals gleich. Eben wie Bedeutungen, die wir unterstellen müssen, Vorannahmen, die Dinge festzusetzen versuchen, um sie, ein Paradox mehr, am Laufen zu halten. Geld ist alles mögliche, es steht für alles mögliche – und meistens und vor allem für sich selbst. Es vertritt, dass es vertritt. Auch Literatur, Schrift ist alles mögliche: der verzweifelte Versuch, einem Sich gerecht zu werden; oder das Abenteuer, sich als Anderes wahrzunehmen, aber vor allem ist Literatur Literatur. Peter Bichsel: „Literatur entsteht nur in der Literatur … Und nicht Realität wird nachgeahmt, sondern die Situation des Erzählens. Das Erzählen, nicht sein Inhalt ist das Ziel der Literatur. Eine Geschichte ist immer auch eine Geschichte über eine Geschichte.“ Und: „Was René Magritte unter die realistische Zeich-

nung einer Tabakspfeife geschrieben hat … müßte ein Schriftsteller hinter jedes seiner Wörter schreiben.“ (1982/1997: 8 und 13) Noch wenn Literatur etwas zu erzählen hat, ausgeschlossen ist, wo alles möglich ist, gar nichts, vertritt sie in erster Linie, dass sie vertritt, auch sie; sie steht dafür, dass sie dafür steht. Wie Hunde, wo es gleichfalls vorkommen soll: als markierten die bloß, dass sie markieren. Und in diesem Kurzschluss, dessen Auslöser vorschnell als l’art pour l’art, als Bobo-, also völlig unnötige Sorgen, vom Tisch geräumt, unter ihn fallen gelassen wird, liegt nicht nur der Hund, mit dem niemand mehr Gassi gehen wollte, begraben; dieser Kurzschluss boykottiert die Zusammenhänge, in denen man sich eingerichtet hat. Die Kurzschlüsse, dass Geld Geld und Geld Literatur und Literatur, dann, bloß Literatur sei, sind in Wirklichkeit ein Hund; und einer, der auf alles scheißt. Das ist, schließlich, unappetitlich und am Ende sind wir eh gut beraten, nichts mehr, schon gar nichts kurz, zu schließen, lieber zu schlussfolgern wie gehabt, und das, wofür etwas, Zahlen und Zeichen, stehen, auch so stehen zu lassen. Son qui sono, ich bin, der ich bin, sagen der harmlose, ziemlich trottelige Marchese di Forlipopoli in Goldonis Wirtshausdrama Mirandolina und, nach dem 2. Buch Mose (3, 13–15), der liebe Gott.

I am not what I am, ich bin nicht, was ich bin, sagt der ziemlich ausgefuxte und nur allzu menschliche Jago in Othello. Und von Shakespeare, seinem Dichter, weiß bis heute keiner, wer er war. Ein paar Buchstaben: er, und ihre unerhörte Kombination: seine Texte, mit denen sich bis heute viel Geld machen lässt. Weil von nichts ja nichts kommt. Oder alles.

‒ Seite 62_63 Lehrveranstaltung ‒

LITERatur Peter Bichsel, „Ein Tisch ist ein Tisch“ (1969), in: Kindergeschichten, Frankfurt a. M. 1997.

Peter Bichsel, Der Leser: Das Erzählen (1982), Frankfurt a. M. 1997.

Jacques Derrida, Aufzeichnungen eines Blinden. Das Selbstporträt und andere Ruinen (1990), hg. und mitübers. von Michael Wetzel, 2. Auflage, München 2008.

Javier Marías, Der Gefühlsmensch (1986), übers. von Elke Wehr, Stuttgart 2003.

Javier Marías, Dein Gesicht morgen 3. Gift und Schatten und Abschied (2007), übers. von Elke Wehr und Luis Ruby, Stuttgart 2010.

Friedrich Nietzsche, »Ecce homo« (1889), in: Kritische Studienausgabe, Bd. 6, hg. Giorgio Colli & Mazzino Montinari, Berlin/New York 1988.

Cesare Pavese, Handwerk des Lebens. Tagebuch 1935–1950 (1952), übers. von Charlotte Birnbaum, Frankfurt am Main 1976.

Best 2011

standdesign Projektleiter: martin HUBER UND STEFAN moritsch Der Stand der kunstschule.at war schlicht. Zentrales Interesse war die Kommunikation zwischen den BesucherInnen und den Studierenden und Lehrenden der kunstschule.at.

Aus der Erfahrung im letzten Jahr zeigte sich, dass die sitzende Position eine andere Ebene der Kommunikation ermöglicht. In dieser entspannten Atmosphäre ist ein gedankliches Ausklinken aus dem MesseGeschehen leichter möglich.

Eine sphärische Ausdehnung durch flexible Sitzgelegenheiten über die Fläche des Standes hinaus, gewährleistet ein breiteres Forum für Diskussionen.

Der Stand, das Jahrbuch und die Infobroschüre sind Produkte der Studierenden der kunstschule.at.

‒ Seite 64_65 Projekt ‒

Design des BeSt-Standes: Valentina Hunsänger, Emiliya Smokova, Yasemin Sayici, Georg Tatzreiter Interdisziplinäre Klasse Birgit Weinstabl, Jean Cueto Malerei und prozessorientierte Kunstformen Lisa Rindberger, Sarin Baghdoyan Bianca Ünsal Grafik Design Tatsu Ablaza Comic und Animation Melissa Reyes Design und Raum

‒ Seite 66_67 Projekt ‒

Foto B

Beitrag zum Thema: Macht strukturen Lehrbeautragter: Nikolaus Korab Nach l채ngeren Diskussionen, wie und ob Macht visuell darstellbar ist, haben sich die StudentInnen der Lehrveranstaltung Foto B entschlossen, das Thema grafisch zu behandeln und Strukturen aus Licht zu machen.

‒ Seite 68_69 Lehrveranstaltung ‒

RAKU – fun and fire und jede menge pizza

ein workshop für pyromanInnen Lehrbeauftragte: Georg Niemann und Stefanie Wimmer rezepte zum nachkochen Rakugießmasse-Rezept by Georg Niemann: 75% Steingutgießmasse S33 25% Schamotte, Korngröße 0,2 mm

bis der Teig schön homogen und geschmeidig ist.

Teig mit Olivenöl einfetten und mit einem feuchten Geschirrtuch abdecken, damit er nicht austrocknet (Trockenrisse vermeiden). Bei Zimmertemperatur ca. acht Stunden in einem Gefäß, das groß genug ist, da sein Volumen 1,5 x zunimmt, gehen lassen!

Danach mit guter Paradeisersoße bestreichen, je nach Belieben bestreuen und am allerbesten, nach erfolgreichen Rakuergebnissen, im Rakuofen backen!

Ist besonders „Super Lecker +++++C°“ entspricht fünf Sternen! Sehr empfehlenswert!

Rakuglasur-Rezept: 50 % Alkalifritte 20 % Kaolin, Al2O3 . 2SiO2 . 2H2O (kristallin gebundenes Wasser) 10 % Kreide, CaCO3 10 % Magnesiumcarabonat, MgCO3 10 % Lithiumcarabonat, LiCO3 +3 % Kupfercarabonat, CuCO3 (ergibt eine schöne Kupferrot Reduktion) sehr lüstern!

Pizzateig-Rezept by Georg Niemann: für ca. 15 bis 18 Portionen wenn nicht allzu ausgehungert und gefräßig 2 kg glattes Mehl 1 kg griffiges Mehl 4 gestrichene EL Salz 2 Packerl Germ (84 Gramm) ca. 1L lauwarmes Wasser Gemisch zerpflücken bis ein nicht klebriger, fetter Teig entsteht. Zehn Minuten durcharbeiten, danach fünf Minuten ruhen lassen! Danach wieder kneten ‒ Seite 70_ 71 Lehrveranstaltung ‒

Agnes Kilyenfalvi Tonfiguren Rakutechnik ca. 8 Ă— 8 cm

Patritzia Ruthensteiner Schuwerk1 Rakutechnik

Patritzia Ruthensteiner Schuwerk2 Rakutechnik

Thomas Strutz Spiralen mit RAKU Technik gebrannter Ton ca. 3x7 cm ‒ Seite 72_ 73 Lehrveranstaltung ‒

Caroline Taschler Schale Keramik mit Rakubrand 17 × 17 × 12cm Raku ist lebendiges Feuer, das den Ton gestaltet, in jede Ritze eindringt und die Glasur zerbersten lässt, es haucht dem Ton kraftvoll Leben ein.

Caroline Taschler Maus Rakubrand 7 × 7cm

‒ Seite 74_ 75 Lehrveranstaltung ‒

CONTENT FORM IM-MATERIAL

Zum seinem fünfjährigen Bestehen hat das Kollektiv CONT3XT.NET ein Buch herausgegeben, das einen Überblick über bisherige Projekte an der Schnittstelle zwischen Kunst, Medien und Theorie gibt. Gestaltet wurde die Publikation von Benedikt Skorpik (http://thisis.me) aus der Klasse für Grafik Design. Reduziert auf das Wesentliche und unter Ausnutzung der Möglichkeiten der Schweizer Broschur entstand ein doppelseitig les- und erfahrbares Buch, das nicht nur Dokumentation, sondern auch Nachschlagewerk zu aktuellen Tendenzen in der zeitgenössischen Medienkunst ist.

CONTENT | FORM | IM-MATERIAL Hgg.: CONT3XT.NET – Sabine Hochrieser, Michael Kargl, Birgit Rinagl, Franz Thalmair Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2011 ISBN 978-3-86984-187-8

‒ Seite 76_ 77 Projekt ‒

Zwischen Abscheu und Apotheose

Die Maschine in Dadaismus und Futurismus Semesterarbeit in Morphologie Martina Montecuccoli FUTURISMUS Das Italien des 19. Jahrhunderts wurde politisch durch den „Risorgimento“ geprägt – eine nationale Bewegung, welche um die staatliche Einigung kämpfte. Mit der Krönung von Vittorio Emanuele II. 1870 ist dieser Prozess weitgehend abgeschlossen. Die industrielle Revolution setzte in Italien erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also im Vergleich zu anderen europäischen Staaten relativ spät ein, vollzog sich dafür aber umso rascher. Diese Entwicklung verschärfte die sozialen Unterschiede, speziell jene zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. In kultureller Hinsicht orientierte man sich an einer großen, noch immer als glorreich empfundenen Vergangenheit – eine Haltung, die Innovationen auf dem Gebiet von Kunst und Kultur behinderte. In diese konservative Atmosphäre platzte 1909 Filippo Tommasio Marinettis 1. Futuristisches Manifest. [1] Der Futurismus entstand somit beinahe gleichzeitig mit dem Kubismus in Frankreich und dem Expressionismus in Deutschland und klang mit dem Tod seines Erfinders und Oberhauptes Marinetti 1944 allmählich aus. [2] Marinetti und die Futuristen forderten vehement schon längst notwendig gewordene Veränderungen. Sie

verstanden sich als aktionistische Avantgarde, als ästhetische und politische Bewegung, die sich gegen das kulturelle und politische Establishment wandte und deren Ziel die radikale Erneuerung der Gesellschaft war. [3] Modernität, Technik, Geschwindigkeit, die Simultaneität der Wahrnehmung und das vitale Leben in einer von der Industrialisierung stark veränderten sozialen Gesellschaft, aber auch der Krieg wurden uneingeschränkt verherrlicht. [4] Auf diesem in zahlreichen Manifesten formulierten theoretischen Fundament entwickelte sich eine Reihe innovativer Ausdrucksformen in allen Bereichen der Kunst: die fotografische Collage und die Assemblage verschiedener Materialien, die Geräuschkunst („Bruitismus“) [5], die ‚parole in libertá‘ [6] und die „serate futuriste“ – interaktive Abendveranstaltungen, bei denen simultan Texte, Sketches und Musik vorgetragen wurden. [7] Die Maschine in der futuristischen Malerei Um die Voraussetzungen für einen Vergleich mit dem Dadaismus zu schaffen, erfolgt anschließend die Erläuterung der Rolle der Maschine im Futurismus. Dabei werde ich mich auf die Sparten Malerei und Grafik konzentrieren.

Obwohl sich KünstlerInnen seit der industriellen Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Thema der technischen Innovation befassen [8], stellt die Intensität und Kompromisslosigkeit der futuristischen Technikverherrlichung einen einzigartigen Beitrag innerhalb der internationalen Avantgarden dar. [9]

Abbildung 1 ‒ Seite 78_ 79 Lehrveranstaltung ‒

Für Marinetti ist die Maschine Symbol des Protests gegen den Konservativismus bzw. für eine erneuerte Kultur und Gesellschaft. Trotzdem und trotz des programmatischen Charakters von Marinettis Collage „Elegante Geschwindigkeit – Befreite Worte (1.

Rekord)“ [Abbildung 1] 1918/19, spielt die Darstellung der Maschine in der malerischen Praxis kaum eine Rolle. [10] Ins Bild gesetzt werden vor allem die Auswirkungen des Maschineneinsatzes auf die Wahrnehmung. Dies wird in dem 1922 von Enrico Prampoloni, Ivo Pannaggi und Vinicio Paladini verfassten Text „Die mechanische Kunst“ erläutert: Wesentlich sei nämlich, dass der Künstler „den Geist der Maschine und nicht ihre äußere Form wiedergibt, … dass man unter dem Wesen der Maschine ihre Kräfte, ihren Rhythmus … versteht“ und sie zur „Inspirationsquelle für die Entfaltung und die Entwicklung der bildenden Künste wird.“ [11] Aufgabe der künstlerischen Praxis ist also nicht die Abbildung von Maschinen, sondern das Erfassen ihres „Wesens“, um sie zur Inspiration für das eigene künstlerische Schaffen zu nutzen. Im Zentrum stehen die Wirkung von Maschinenkräften auf das subjektive Erleben im Sinne neuer Erfahrungsmöglichkeiten und die Darstellung der Erfahrung von Bewegung, Geschwindigkeit, Gleichzeitigkeit bzw.

Simultaneität. [12] Beispiele dafür sind etwa Giacomo Ballas „Auto in Fahrt“ [Abbildung 2], Gino Severinis „Rot-Kreuz-Zug, eine Stadt durchquerend“ [Abbildung 3], Luigi Russolos „Dynamismus eines Automobils“ [Abbildung 4] sowie die ab ca. 1930 entstandenen „Aeropitture“, z. B. Gerardo Dottoris „Das Wunder des Lichts beim Fliegen“, in dem Impressionen vom Fliegen ins Bild gesetzt wurden [Abbildung 5].[13] DADAISMUS Der Dadaismus erstreckt sich ungefähr von 1915, der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich, bis ins Jahr 1924. Das künstlerische Zentrum war zunächst Zürich, verlagerte sich aber ab 1917 nach Berlin, Köln und Hannover sowie nach New York und Barcelona, um 1922 in Paris allmählich auszuklingen. [14] Ebenso wie der nahezu zeitgleich wirksame Kubismus und Expressionismus beeinflusste auch der Futurismus die neue Avantgardeströmung [15]. Speziell bei den

künstlerischen Verfahren wird sein Einfluss deutlich.

Die Dadaisten übernahmen beispielsweise die Fotocollage, die Geräuschkunst, die ‚parole in libertá‘, die Assemblage und den Simultanvortrag, gaben diesen Techniken aber eine veränderte, meist „subversivere“ Bedeutung.[16] Auf der Suche nach einer Definition findet man in den Proklamationen der Dadaisten vor allem deren konsequente Verweigerung: „Was ist dada? Eine Kunst?

Eine Philosophie? Eine Politik? Eine Feuerversicherung?

Oder: Staatsreligion? ist dada wirkliche Energie? oder ist es Garnichts, d. h. alles?“ [17]. Was Dadaismus ist, lässt sich besser aus den Aktivitäten und Arbeiten ableiten. [18] Erkennbar sind ein radikaler Nihilismus sowie die Ablehnung bürgerlicher Konventionen bestehender politischer Machtstrukturen, von Krieg und Kriegstreibereien der politischen Machthaber, des sozialen Klassensystems sowie künstlerischer Konventionen. [19] Diese Haltung wird vor dem Hintergrund der historischen Situation verständlich: Als sich die DadaistInnen formierten, hatte das wilhelminische Deutschland gerade den Ersten Weltkrieg verloren und war nach der Novemberrevolution 1918/19 zusammengebrochen. Die junge Weimarer Republik wurde von politischen und sozialen Konflikten gebeutelt. Viele hatten im Krieg ihr Leben verloren, während sich einige Kriegsgewinnler über gute Geschäfte freuten. Zahlreiche KünstlerInnen und Intellektuelle waren vor dem Krieg in die neutrale Schweiz, nach Zürich, geflüchtet.

Unter ihnen die DadaistInnen der ersten Stunde: Hugo Ball, Tristan Tzara, Hans Arp, Sophie Taueber-Arp und Marcel Janco.

Mit ihrer radikal-kritischen Einstellung reagierten die DadaistInnen auf die oben skizzierte Lage. Diese Haltung drückt sich u. a. in Darstellungsformen wie der Assemblage und Fotocollage aus, für die das Prinzip der Dekonstruktion und Neukonstruktion charakteristisch ist: Zeitungen, Produktkataloge, Werbeanzeigen und diverse Abfallprodukte werden zerlegt und nach dem Zufallsprinzip neu zusammengesetzt. Als „echtes“ Dokument des Alltags verweist jeder Einzelteil auf die Wirklichkeit und ist gleichzeitig künstlerisches Gestaltungselement. Die Montage enthüllt den Widerspruch zwischen den Dokumenten der Realität

Abbildung 2

Abbildung 3 ‒ Seite 80_81 Lehrveranstaltung ‒

Abbildung 4

Abbildung 5

und ihren Möglichkeiten. Die DadaistInnen übernahmen die Form der Collage zwar von den Futuristen und Kubisten, entwickelten sie jedoch eigenständig weiter – zu einer innovativen Form der Kritik am Expressionismus sowie an „der bürgerlich-politischen Wirklichkeit, an der Weimarer Republik … und am Prototyp des Spießers“. [20] Im Allgemeinen lehnten die DadaistInnen die Technikbegeisterung der Futuristen ab. Ihr Zugang ist immer reflektierend, meist ironisch-kritisch. Auch in den theoretischen Schriften, Proklamationen und Manifesten spielt die Maschine keine Rolle. In der künstlerischen Praxis waren Maschinen „immer nur funktionslose, ironische oder erotische Apparaturen“. [21] Ein meines Erachtens plausibler Grund für die maschinenkritische Haltung der Dadaisten war, dass sie den Ersten Weltkrieg, in dem Kriegsmaschinen gegen Menschen gerichtet wurden, erlebt hatten. Dagegen formulierte Marinetti sein Lob der Maschine im ersten Manifest des Futurismus noch vor dem Krieg.

Als Darstellungsform wurden sie von Hannah Höch, Georges Grosz, Raoul Hausmann, Kurt Schwitters, Max Ernst, Marcel Duchamp und Francis Picabia verwendet. Obwohl die beiden Letztgenannten das futuristische Interesse für Maschinen [22] teilten, fanden sie zu völlig eigenständigen Interpretationen jenseits jeglicher Maschinen-Verherrlichung.

Anschließend werde ich je eine Arbeit von Hannah Höch, George Grosz und Francis Picabia analysieren.

Das Ziel ist zu erkunden, welche Funktion die Maschine als Gestaltungselement in den Werken der drei KünstlerInnen hat.

[Abbildung 6] Hannah Höch: Der Schnitt mit dem Küchenmesser. Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche, 1920 [23] Hannah Höch, die einzige Frau in der Berliner DadaBewegung und von Johannes Baader „Dadasophin“ genannt, absolvierte zwei Kunstgewerbe-Studien in Berlin. In ihren Werken befasst sie sich mit dem Zeitgeschehen und speziell mit der Rolle der Frau, z. B. in „Da Dandy“, 1919. Mit „Der Schnitt mit dem Küchenmesser … “ nahm sie an der „1. Internationalen Dada-Messe“ in Berlin teil.

Auf der Collage sind unzählige, ungefähr gleich große, gleichmäßig verteilte Bildelemente zu sehen. Die Bandbreite reicht von Dieselloks, einem Waggon des

Orient-Express, Automobilen, Turbinen, Kugellagern, Speichen- und Zahnrädern über den abgedankten Kaiser Wilhelm und eine als Anti-Dada-Bewegung bezeichnete Gruppe von Generälen sowie Akrobaten, Sportler und Tänzer, Menschenmengen, Hochhäuser, Tiere, eine Europa-Landkarte bis zu Dada-Slogans und einigen Berliner DadaistInnen wie Johannes Baader, Raoul Hausmann und Hannah Höch. Durch die Kombination nicht zusammenpassender Köpfe und Leiber entstehen teils grotesk entstellte Figuren. Unter den Abgebildeten befinden sich einerseits „die Repräsentanten der alten, gestürzten Ordnung, … Wilhelm II. …, Generalfeldmarschall Hindenburg“ und „die Vertreter der neuen Macht, Reichspräsident Friedrich Ebert und der Bankier Hjalmar Schacht“ auf der anderen Seite. Die scheinbar zusammenhanglose Aneinanderreihung der Bildelemente in Kombination mit den eingefügten Dada-Slogans, z. B. „Die große WELT dada“, lassen das bunte Treiben auf dem Bild lächerlich und absurd erscheinen. Das Bild hinterlässt aufgrund seines Formen- und Detailreichtums zunächst den Eindruck von Chaos, in dem man sich kaum orientieren kann. Auf den zweiten und dritten Blick entpuppt sich die Collage als kunstvoll gestaltete Komposition, mit der das sich im Umbruch befindende, widersprüchliche, chaotische Nachkriegsdeutschland vorgeführt, analysiert und sarkastisch kommentiert wird. Die Maschinenteile verbinden die Bildelemente miteinander und verleihen der gesamten Darstellung Dynamik. Sie sind Teil dieses (Quer-) Schnitts durch eine unübersichtliche, chaotische Wirklichkeit.

[Abbildung 7] George Grosz: Republikanische Automaten, 1920 George Grosz, laut José Pierre der „berühmteste der Berliner Dadaisten“ [24] und aufgrund seiner radikalen politischen Haltung „Propagandada“ genannt, war einer der wenigen Künstler, der bereits 1914 den Irrsinn des Weltkriegs erkannte. Er war entschiedener Kriegsgegner und gnadenloser Gesellschaftskritiker. [25] Sein eigentliches Medium war die Zeichnung, mit der er seine scharfe Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der Nachkriegsjahre zum Ausdruck brachte: „Ich zeichnete und malte aus Widerspruch und versuchte durch meine Arbeit die ‒ Seite 82_83 Lehrveranstaltung ‒

Von oben links: Abbildung 6 Abbildung 7 Abbildung 8

Welt davon zu überzeugen, dass sie hässlich, krank und verlogen ist.“ [26] In „Republikanische Automaten“ erfolgt die Gesellschaftskritik durch die zeichnerische und malerische Darstellung des Bürgers als Maschinenmensch. Das Aquarell zeigt eine Szene in der Großstadt. Rechts vorne und etwas zurückversetzt in der Bildmitte befinden sich zwei an ihrer Kleidung als Männer erkennbare Figuren. Im Hintergrund erkennt man perspektivisch angeordnete Häuser, oben eine Kirche mit Kirchturm, dessen verlängerte Kante beinahe mit der mittleren Längsachse des Bildes übereinstimmt. Die Gebäude sind schmucklos und schlicht. Links oben ist ein Stück Himmel sichtbar. Ebenso wie die beiden Figuren keine Gesichter haben, wirkt auch die dargestellte Architektur farb- und gesichtslos. Es dominieren Grau-, Braun- und Schwarztöne. Die Farben der dargestellten Personen und Gebäude sind dezent und wenig kontrastreich. Nur das Schwarzrotgold-Fähnchen und der dunkelblaue Himmel heben sich farblich etwas ab.

Beide Figuren wirken wie Roboter, ihre Körperteile sind reduziert auf Zylinder, Kugel und Halbkugel. Aufgrund ihrer Prothesen und fehlender Körperteile sind sie als „Kriegskrüppel“ erkennbar. Welche Körperteile „echt“ und welche Prothesen sind, bleibt wegen der geometrischen Körperformen letztlich unklar. Der Kopf des (von der BetrachterIn aus gesehenen) linken „Maschinenmenschen“, ist eine Kugel, die mit der Nummer 12 beschriftet ist, darauf befindet sich eine Melone. Mit der Handprothese hält die Figur die Fahne der jungen Republik Deutschland hoch. Auch an der Stelle des rechten Unterschenkels befindet sich eine Prothese.

Auf dem Hals der rechten Figur sitzt eine hohle Halbkugel. Aus dieser schüsselartigen Form entweicht der Text „1, 2, 3 Hurra“. Auf das Revers des Anzugs ist ein Kriegsverdienstkreuz geheftet. Der linke Unterarm fehlt und statt der rechten Hand ragt eine Art Stange, möglicherweise aus Metall, aus dem Ärmel. Am linken unteren Bildrand befindet sich ganz vorne eine aus acht Zahnrädern bestehende Maschine, die möglicherweise den gelähmten rechten Arm bewegen soll.

Vor dem Hintergrund der politischen Situation in Deutschland und der politischen Einstellung George Grosz’ scheint es plausibel, dass auf dem Bild zwei

Kriegsversehrte dargestellt sind, die die neue Weimarer Republik mit Fahne und Hurra hoch leben lassen.

Dass das Bild jedoch vor allem eine zynische Karikatur des „deutschen Kadavergehorsams“ [27] ist, impliziert deren Gestaltung als gesichtslose, hohlköpfige Maschinenwesen. Das Räderwerk im Vordergrund und die Körperformen der Figuren lassen sie wie ferngesteuerte Roboter wirken – programmierbare Maschinenmenschen, die je nach Befehl gehorsam in den Krieg ziehen oder die Fahnen der Demokratie schwenken.

[Abbildung 8] Francis Picabia: Prenez garde à la peinture, 1919 [28] Als drittes Beispiel für die Auseinandersetzung mit dem Thema Maschine soll Francis Picabias „Prenez garde à la peinture“ vorgestellt werden. Picabia war beeindruckt und begeistert von den neuen Möglichkeiten moderner Ingenieurstechnik. Inspiriert von Marius de Zaya und Marcel Duchamp schuf er seine „Maschinenzeichnungen“ seit 1915 in New York. Mit ihnen porträtierte er Freunde als technische Apparaturen, zum Beispiel den New Yorker Galeristen und Fotografen Alfred Stieglitz als aufgeklappte Kamera.

Auf dem 1919 entstandenen Bild „Prenez Garde à la Peinture“ (dt.: Achtung Malerei) werden wie bei den Porträts Maschinenteile symbolisch eingesetzt. Auf dem Bild sind sieben Kreise zu sehen, die sich um eine längliche, rechteckige Form in der Mitte gruppieren.

Die Art ihrer Darstellung erinnert an eine technische Zeichnung. Eine links oben beginnende schwarze Linie verbindet alle Formen miteinander. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Objekt in der Mitte als Querschnitt eines Kolbens. Seine untere Hälfte trägt die Aufschrift „Dieu Brouillon“ – dt.: göttlicher „Entwurf“, wobei „Brouillon“ auch als „Wirrwarr“ übersetzt werden könnte.

Die Aufschrift legt nahe, dass es sich um eine Maschine zur Produktion mehr oder weniger verrückter, göttlicher Ideen handelt. Rechts verbinden zwei dünne Linien den Kolben mit einer kreisförmigen Fläche, in welche die zwei Worte „Domino“ und „Celeste“ (dt.: himmlisch) eingeschrieben sind. Links verläuft eine Linie über mehrere Räder zurück zum Kolben. Alle Rädchen sind beschriftet: mit „Rado teuse“ (Unsinn), „Folle“ (Phantasie), „Biscotte“ (Zwieback), „Lyrisme“ (Lyrik), „récèdée“ (keine Übersetzung auffindbar), ‒ Seite 84_85 Lehrveranstaltung ‒

„maigre“ (mager). Die zarte Linie rechts unten, welche den Kolben mit der großen Kreisfläche verbindet, ist mit „force independante“ (unabhängige Kraft) bezeichnet.

Die Melange aus diesen närrisch-absurden sowie lyrischen Elementen bildet die künstlerische Inspirationskraft. Sie treibt den Kolben an, in dem es zu einer Initialzündung kommen soll. Die freigewordene Energie setzt die Scheibe rechts in Bewegung, wo die Malerei viel Raum hat, um sich zu entfalten. Gleichzeitig warnt Picabia mit der Bildunterschrift vor dem eigenen Werk. Der Hinweis „Prenez Garde à la Peinture“ könnte ein ironischer Kommentar zu den AntiKunst-Forderungen seiner Dada-KollegInnen sein. Vor allem aber ist das Bild eine Replik auf den Ästhetizismus und Geniekult der klassizistischen Malerei. Der romantischen Vorstellung vom kreativen Schaffensprozess, bei dem sich das Werk aufgrund der Imagination und gestalterischen Kraft des Künstlergenies materialisiert, setzt Picabia ein alternatives Modell entgegen: In seinem Entwurf wird Kunst quasi mechanisch hergestellt. Außerdem ist auch dieses „Maschinenbild“ Ausdruck von Picabias Bemühung, den modernen technischen Errungenschaften mit innovativen Darstellungsformen gerecht zu werden.

Zusammenfassung der drei Bildanalysen Bei Hannah Höch und Georges Grosz unterstützt die Maschine als Gestaltungselement die gesellschaftskritische Aussage der Werke. Bei Francis Picabia dagegen wird die Maschine zur Kritik am Ästhetizismus, am traditionellen Kanon künstlerischer Darstellungsformen und am romantischen Geniekult eingesetzt.

Bei ihm steht also nicht die Gesellschafts-, sondern die Kunstkritik im Vordergrund. Gleichzeitig kommt in „Prenez Garde à la Peinture“ auch Picabias Interesse für die technischen Innovationen seiner Zeit zum Ausdruck, für die er adäquate Ausdrucksformen entwickelt.

Literatur [1] vgl. Norbert Nobis: „Die historischen Grundlagen des Futurismus.“, in: Evelyn Benesch, Ingried Brugger (Hg.): Futurismus. Radikale Avantgarde. (Publikation anlässlich der Ausstellung Futurismus: Radikale Avantgarde im BA-CA Kunstforum, 7. März bis 29. Juni 2003), Edizioni Gabriele Mazotta. Milano 2003.

S. 26ff [2] vgl. Sylvia Martin: Futurismus. Taschen-Verlag. Köln 2005, S. 25 [3] vgl. Hansgeorg Schmidt-Bergmann, Futurismus. Geschichte, Ästhetik, Dokumente, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009, S. 14ff; und: Manifest des Futurismus, 1909, §10, S. 78; oder: Martin, S. 6 [4] vgl. F. T. Marinetti: „Manifest des Futurismus“, 1909, §1.–11., in: Schmidt-Bergmann, S. 77ff; oder: Martin, S. 8 [5] vgl. Wolfgang Lamprecht: „kroook – kraaaak: Tönende Manifeste.“, in: Benesch/Brugger, S. 101ff [6] vgl. Luigi Sansone: „‚Parole in libertà‘ ‚’Worte in Freiheit’ und die typografische Revolution der Futuristen“, in: Benesch/Brugger, S. 71ff [7] vgl. Martin, S. 6ff; vgl. Benesch/Brugger, S. 71ff, 101ff; Schmidt-Bergmann, S. 195ff, 247ff [8] vgl. Tom Waibel: Vorlesung Morphologie. Die industrielle Revolution, 19. 10. 2010 [9] vgl. Schmidt-Bergmann, S. 21 [10] vgl. Giovanni Lista, in: Benesch/Brugger, S. 81ff [11] Enrico Prampoloni, Ivo Pannaggi, Vinicio Paladini: „Die mechanische Kunst“ 1922, in: Schmidt-Bergmann, S. 111f [12] vgl. Schmidt-Bergmann, S. 297f [13] vgl. Abbildungen in: Benesch/Brugger, S. 146f; Martin, S. 25, 53, 86f [14] vgl. Raimund Meyer, Judith Hassli, Guido Magnagnano, Juri Steiner, Hans Bolliger (Hg.): Dada global, Limmat Verlag, Zürich 1994, S. 366; und: Hermann Korte: Die Dadaisten, Rohwolt, Hamburg 2000 (3. Aufl.), S. 59, 128 [15] vgl. Korte, S. 18ff, 31f, 121 [16] vgl. Giovanni Lista: „Dadaland. Italien, Florenz, Mantua, Rom, Triest“, in: Meyer/Hassli/et al, S. 65 [17] Korte, 1. Innenseite [18] vgl. Korte, S. 9 [19] vgl. Dietmar Elger, Uta Grosenick (Hg.): Dadaismus, Taschen, Berlin 2009, S. 11; und: Richard Huelsenbeck: „Dada und Existenzialismus“, in: Willy Verkauf (Hg.): DAda. Monographie einer Bewegung., Verlag Arthur Niggli Ltd. Teufen (AR), Schweiz 1957, S. 56f.

[20] Elger/Grosenick, S. 174 [21] Elger/Grosenick, S. 12 [22] vgl. José Pierre: Futurismus und Dadaismus, Editions encontre Lausanne, Paris 1967, S. 77 [23] vgl. für diese Bildanalyse: Elger/Grosenick, S. 44f.

[24] Pierre, S. 81 [25] vgl. Korte, S. 64 [26] nach Elger/Grosenick, S. 48 [27] Korte, S. 69 [28] vgl. für diese Bildanalyse: Elger/Grosenick, S. 92, 94

‒ Seite 86_87 Lehrveranstaltung ‒

Abbildungsverzeichnis [Abbildung 1] Filippo Tommaso Marinetti: Elegante Geschwindigkeit – Befreite Worte (1. Rekord), 1918/1919, Collage und Tinte auf Papier, 53 × 26,5 cm, Privatbesitz [Abbildung 2] Giacomo Balla: Auto in Fahrt – Abstrakte Geschwindigkeit, 1913, Stedelijk Museum Amsterdam [Abbildung 3] Gino Severini: Rot-Kreuz-Zug, eine Stadt durchquerend, 1915, Öl auf Leinwand, 88,9 × 116,2 cm; New York, Solonmon R. Guggenheim Museum [Abbildung 4]. Luigi Russolo: Dynamismus eines Automobils, 1912/13, Öl auf Leinwand, 106 × 140 cm, Paris, Musée national d’art moderne, Centre Pompidou [Abbildung 5] Beispiel für Aeropitture: Gerardo Dottori: Das Wunder des Lichts beim Fliegen, 1931/32, Öl auf Leinwand, 122 × 127 cm, Rom, Galleria Nazionale d’ Arte Moderna [Abbildung 6] Hannah Höch: Der Schnitt mit dem Küchenmesser. Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands, 1920, Collage, 114 × 90 cm, Berlin, Neue Nationalgalerie [Abbildung 7]: George Grosz: Republikanische Automaten, 1920, Aquarell und Bleistift auf Papier, 60 × 47,3 cm, Museum of Modern Art, New York [Abbildung 8] Francis Picabia: Prenez Garde à la Peinture, 1919, Öl, Emaille und Metalllack auf Leinwand, 91 × 73 cm, Stockholm, Moderna Museet

Werbetrommel Gasometer

Eva Költringer Olivia König Die „Werbetrommel“ war ein schulinternerner Wettbewerb für eine Werbeagentur.

Als Siegerprojekt wurde das Projekt von Eva Költringer und Olivia König juriert und im Gasometerkomplex real umgesetzt.

Material: Stahl, Plexiglas Abmessungen: 200 × 300 × 420 cm

‒ Seite 88_89 Projekt ‒

SECRET SMILE

a bag full of wonders by girls with soul myriam fries The first editon of “Secret Smile” is out now! A mix of music, art and jewelry was brought to life by a group of talented girls. Find artworks of featured girls on our blog and follow us on our journeys. In the end, all good things are wild, free and self-made.

In Zusammenarbeit mit dem Blog „Smile At Your Sister“ und weiteren Künstlerinnen entstand eine Art „Kunstwundertüte“ in limitierter Auflage. Mein Beitrag waren Weisheitszähne aus Porzellan, die als Anhänger oder Schmuck getragen werden können. contributing artists & Athletes Eva krusche kitzi jovana liebe frl. zucker myriam fries daniecell felicity palmateer fee bücheler sophie friedel For further information please visit our blog www.smileatyoursister.blogspot.com or contact us at smileatyoursister@gmail.com join us on www.facebook.com/smileatyoursister

Informationsbroschüre 2010/2011

Lehrbeauftragte: Brigitte Ammer, Birgit Kerber und Tom Thörmer Dieses Werk ist einerseits eine Darstellung der gebotenen Leistungen der kunstschule.at, andererseits ein Beispiel für die Kreativität der Studierenden der Grafik Design Werkstätte.

Die Informationsbroschüre soll den allgemeinen Ablauf des Schulalltags und Einzelheiten über das Studienjahr widerspiegeln. Das besondere Augenmerk liegt auf den einzelnen Werkstätten, um über deren Inhalte und Grundsätze zu informieren Die Gestaltung und das Konzept wird jährlich von Studierenden der Fachrichtung Grafik Design während des Studiums behandelt und umgesetzt, um jene auf den zukünftigen Beruf vorzubereiten und in der Praxis Erfahrungen sammeln zu lassen. Die Umsetzung der Informationsbroschüre entscheidet sich nach einem internen Wettbewerb und wird von einer Jury von Lehrenden und Studierenden gewählt.

Die Informationsbroschüre 10/11 befasste sich mit dem Thema „MACHT STRUKTUR“. Die Jury entschied sich für das grafische Konzept von Matthias Moser.

‒ Seite 90_ 91 Projekt ‒

1

2

3

4

Melanie Kasper 1 Matthias Moser 2 J端rgen Korntheuer 3 Sarin Baghdoyan 4 Eva Mogg und Lisa Rindberger 5 5

1

4

kunstschule.at

Tag der offenen Tür Donnerstag, 22. April 2011 Lazarettgasse 27, 1090 Wien Bildhauerei Keramik & Produktgestaltung Interdisziplinäre Klasse Raum & Design Grafik Design Graphik Comic & Animation Malerei & prozessorientierte Kunstformen

3

5

‒ Seite 92_ 93 Projekt ‒

infobroschüre matthias moser Den vorbestimmten Texten der Infobroschüre wurde mittels Illustrationen eine zweite Sichtweise – sozusagen eine Innenansicht der kunstschule.at – hinzugefügt. Dabei wurde auf die Geschichte der Institution, deren Merkmale aber auch deren Missstände angespielt. Die Gestaltungselemente sollten den Eindruck eines studentischen Skizzenbüchleins provozieren, popkulturelle Referenzen (wie z. B. das legendäre Sujet „God Save the Queen“, interpretiert als „Gerda hat das Souterrain besetzt“, siehe rechts) dienten der Konkretisierung der Aussage.

14. April 2011

10 –17 Uhr

b i l d ha u e re i / / comic und animation / / d esi gn und rau m / / grafik design / / grap hi k / / interdisziplinäre klasse / / keramik und produktgestaltung / / malerei und prozessorientierte kunstformen

Nobilegasse 23/2, 1150 Wien

/ / Aktuelle Informationen und Programm unter www.kunstschule.at / /

Labor Kritik

Lehrbeauftragter: Tom Waibel _ von MANFRED LIPSKA Labor Kritik ist eine exquisite, von Studierenden der Kunstschule selbst initiierte und getragene Lehrveranstaltung, in der hemmungslos kritisiert und gnadenlos geätzt wird. Hier wird blindwütig auf alles losgegangen, was uns nicht in den Kram passt. Die großzügige finanzielle Unterstützung durch die von uns so Durchgebeutelten ermöglicht die Herausgabe eines Magazins, das wegen der hohen Nachfrage derzeit nur mehr am Schwarzmarkt erhältlich ist.

Aufgrund der spannenden Themen hat die Lehrveranstaltung so viele TeilnehmerInnen, dass neue InteressentInnen erst wieder ab 2013 aufgenommen werden können [es sei denn im Austausch gegen Opernball- oder Neujahrskonzertkarten]. „Es glaube doch nicht Jeder, der imstande war, seine Meinung von einem Kunstwerk aufzuschreiben, er habe es kritisiert.“ Marie von Ebner-Eschenbach

‒ Seite 94_ 95 Lehrveranstaltung ‒

Labor Magazin oben: Ausgabe 1 (R端ckseite mit Cover und Doppelseite) rechts: Ausgabe 2 (Cover und Doppelseite)

Absolvent/innen Vorstellung Name Alter Studienrichtung

Grafik Design 2009

Diplomprojek

Kochbuch „Körndlfraß – FAIRliebt in die vegane Küche“

Wohnhaft jetzt Hat dir die KS für deinen aktuellen beruflichen Weg was gebracht?

Wie bist du zu dem Job gekommen?

4

24 (geb. 86)

Abschlussjahr

Wohnhaft vor/während der Ausbildung

21

Yvonne Nicko

Bgld/ Wien Salzburg City Ja, ich verfüge nun über Kenntnisse in den Computerprogrammen, mit denen ich täglich im Verlag arbeite. Durch die Nebenfächer wie zB Hochdruck (Druckgraphik) konnte ich eine Sammlung an Strukturen anlegen, die für Illustrations-Hintergründe auch jetzt noch Verwendung finden.

Generell habe ich nun einen ganz anderen Zugang zur Kunst und zum Kreativen Gestalten als zuvor.

Durch eine Bewerbung

War es für dich schwer einen Job nach dem Diplom zu finden?

Nein, war es nicht, allerdings habe ich mich anfangs aufgrund der fehlenden Berufserfahrung in der Branche mit einem relativ niedrigen Lohn zufrieden gegeben und war über die Arbeitsstiftung Salzburg angestellt, was aber den Vorteil hatte, dass ich einige wichtige Weiterbildungskurse besuchen konnte.

Hast du schon während der Ausbildung Jobangebote gesucht?

Ja, jedoch erfolglos, da bei den Agenturen/Verlagen die ich angeschrieben hatte, kein Bedarf an einer geringfügigen Anstellung gegeben war.

Findest du persönlich das es KS Diplomanten es schwerer haben etwas zu finden als zb Leute von der Angewandten, Grafischen.....?

Schwierig zu sagen, da nicht jeder Kunstschul-Absolvent das gleiche Wissen bzw. gleich viel mitnimmt. Das hängt u.a. auch von der Motivation, dem Talent, den belegten Fächern,... ab.

22

5

‒ Seite 96_ 97 Lehrveranstaltung ‒

Druckgraphikpreis der kunstschule.at

Der Druckgraphikpreis des Jahres 2009/2010 wurde von einer unabhängigen Jury, bestehend aus Philipp Maurer, Herausgeber der Zeitschrift UM:DRUCK, Ula Schneider, Festivalleiterin SOHO IN OTTAKRING und Angelika Kreilinger, GRAFIKWERKSTATT am 6.1.11 im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung Fugen & Furchen an Jeremias Altmann für den Zyklus von vier Radierungen mit dem Titel „Fragmente“ verliehen.

Fragmente Druckgraphik von Jeremias Altmann Inhalt Die vier Motive verweisen auf meine Auseinandersetzung mit dem Thema „Maschinen-Bleisatz“. Hierbei handelt es sich um ein aussterbendes Verfahren zum analogen Drucken von Büchern.

Technik Die Radierungen, im Format 14,6 x 20,6 cm, sind Auszüge einer Serie mit dem Titel „Modell 16“.

Die ersten beiden Graphiken sind zweifärbig, in jeweils einer Kupfer- und Zinkplatte umgesetzt. Die Platten wurden auf dieselbe Weise überlagert. Zu sehen ist das Wechselspiel von Schwarz und Hellgrau. Ich verwendete die Techniken Strichätzung, Kaltnadel, Acetondurchdruck und Aquatinta.

Das zweite Paar besteht aus einer zweifärbigen und einer einfärbigen Zink-Radierung, ausgeführt in Strichätzung und Aquatinta.

Der Titel „Fragmente“ dient als Name für alle gezeigten Arbeiten, welche gemeinsam im Jahr 2010 entstanden. Es handelt sich um Unikat-Drucke ohne Auflage.

‒ Seite 98_ 99 Projekt ‒

TEXT KUNST TEXT

lehrbeauftragte: Daniela Schmeiser -

Laura Egger-Karlegger Karolina Preuschl -

Heutzutage wird es für KünstlerInnen immer wichtiger, die eigenen Arbeiten in Bezug zu Kunsttheorien zu setzen und mittels Konzept, eigenem Text und Reflexion Stellung zu nehmen.

In dieser Lehrveranstaltung geht es aber auch um lustvolles Schreiben, darum, kleine Stücke Literatur zu verfassen, mit Sprache zu spielen und die Ausdrucksweise zu erweitern.

Es wird in Gruppen oder alleine gearbeitet, die Aufgaben lassen sehr viel Spielraum offen und die Ergebnisse sind daher entsprechend unterschiedlich.

Er geht auf der Straße.

Die Straße geht bergab.

Die Tropfen platzen auf dem Asphalt.

Sein Atem fällt unmittelbar nach dem Aufstieg ab, da die Schwere der kristallisierten Moleküle sich der Anziehung des mit Teer bedeckten Bodens hingibt.

Nun ja.

So ist es und so scheint es, als wäre ein Teppich aus flüssigem Stickstoff für seine Fortbewegung verantwortlich.

In seiner Absicht, den Schmerz zu übersehen, verlässt er sich auf die Schweigsamkeit seiner Füße.

Sein Gedankenausfluss wird dadurch unterbrochen, dass sich das leise Gejammer seiner Füße an seine Ohren hängt. „Uns ist unwohl. Übel!“ Mit Blasen besiedelt stöhnen sie und es dauert nicht lange, bis die Ohren sich durch das Gegröle belästigt fühlen.

Schnell handelt er.

Durch heftiges Auftreten wird die Spannung der dünnen Haut erhöht, sodass sie reißt und Flüssigkeit austreten kann.

Die aus den Schuhen austretende eitrige, gelbe, zähe, wallende Masse vermengt sich mit Regenwasser und wirkt homöopathisch.

Nina Hascic Lebenslauf Ich war sehr jung, als ich geboren wurde.

Mein Bruder und meine Schwester sind älter und viel älter als ich.

Ich hatte eine glückliche Kindheit, wenn mein Bruder nicht da war.

Mit sechs Jahren kam ich in die Schule. Einmal kam der Oberschulrat zur Visite. Er fragte mich, ob ich ein Sprichwort wüsste.

Ich sagte: „Ein Narr kann mehr fragen, als zehn Weise antworten können.“ Er lief gleich rot an.

Da kam gerade der Schulleiter herein und wollte auch ein Sprichwort von mir hören. Ich sagte: „Ein Unglück kommt selten allein.“ Später kam ich ins Gymnasium. Obwohl ich ein Mädchen bin, hielten mich die Lehrer für einen Jungen. Stolz bin ich darauf nicht.

Nach acht Jahren hatte ich die Matura, fühlte mich aber sehr unreif.

Ich wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen will, also begann ich zu studieren.

Das tue ich immer noch, weiß aber, was ich werden will.

Laura Egger-Karlegger Alina Helal Karolina Preuschl Der Eine und der Andere halten Blickkontakt und bleiben länger in der U-Bahn sitzen.

Sie befinden sich in der U-Bahn, viele Menschen stehen rundherum.

Die beiden kennen sich nicht und haben das Gefühl, etwas gemeinsam zu haben.

Sie bleiben deswegen bis zur Endstation sitzen, obwohl sie früher aussteigen hätten müssen. Sie haben Zeit, sie nehmen sich Zeit füreinander, obwohl sie sich fremd sind und es keinen Sinn hat, weil sie nicht wissen, was sie verbindet.

Lärm.

Eilige Schritte.

Stimmenschwarm, aus dem einem zeitweise Wortfetzen entgegenfliegen. Selbst das Verscheuchen mit der Hand erweist sich als aussichtslos.

Der Andere steigt ein.

Zug fährt ab.

Der Eine sitzt schon.

Der Tag ist so weich, ein Tag voller klebriger Momente, die aber doch an einem vorüberziehen.

Der Andere sucht einen Platz in der Welt, einen Platz ohne Katzenhaare.

Denn die Welt ist voller Hunde.

Der Eine wundert sich über den Anderen. „Ich will nicht einmal so viel“, denkt er sich, als er an seine Gedanken denkt. „Rot. Grün. Rot. Grün. Rot. Grün. Zusammen und doch allein. Allein und doch zusammen.“ Der Andere sieht den Einen. „Ein Hoch auf die selektive Wahrnehmung!“ Ein Interesse erwacht.

Der Eine lächelt den Anderen an, schnell lächelt der Andere zurück.

Das Grübchen des Einen lässt den Anderen sein Leben übergrübeln.

Hinter dem U-Bahnglas zieht seine Station vorüber und die aufgestellten Haare warten auf ein Abbrechen, doch es krümmt ihm kein Haar. Es läuft ihm keine Maus über die Leber.

Aber eines läuft: die Zeit. Doch der Andere krallt sich daran fest.

Endstation. Bitte alle aussteigen.

Die Frau und ihr Spiegel steigen aus. Mit ihnen geht der Eine.

‒ Seite 100_101 Lehrveranstaltung ‒

Songhay Toldon -

Grimmiger.

Gewaltsamer.

Gnadenloser.

Eine Schlacht.

Eine gnadenlose, brutale, Menschen verachtende Schlacht.

Für seinen Herrn.

Zwei Armeen.

Ein Ziel.

Ein junger Mann.

Er kämpft für seinen Herrn.

Ein Pfeil.

In den Bauch.

Der Mann hält inne.

Ein süßer, stechender Schmerz.

Er weiß, er wird sterben.

Er fürchtet den Tod. Es könnte jeden Augenblick passieren.

Ohne Angst.

Ohne Reue.

Für seinen Herrn.

Ein Schwert.

Ein Speer.

Ein Pfeil.

Er kämpft weiter.

Eine Kugel.

In die Brust.

Eine Kugel.

Ein bitterer Geschmack im Mund.

Er sinkt auf die Knie.

Ein Brennen in der Brust.

Ein Schwert durch den Hals.

In den Kopf.

Durch den Hals.

Durch das Bein.

Durch die Brust.

Wärme.

Der Tod kann schnell kommen.

Der Tod kann langsam kommen.

Der Tod kann gnädig sein.

Der Tod kann gewaltsam sein.

Der Tod kann sanft sein.

Frieden.

Der Mann erinnert sich.

Der Tod ist ein Teil seines Lebens.

Er akzeptiert die Tatsache, dass er in dieser Schlacht sterben könnte.

Ohne Reue.

Die Angst schwindet.

Der Mann kämpft.

Er starb für seinen Herrn.

Ohne Angst.

3D TYPO

lehrbeauftragter: Thomas Reinagl Im Zuge des Orientierungsjahres haben die Studierenden des 1. Semesters die Werkstätte Grafik Design im Rahmen eines Workshops zum Thema „Dreidimensionale Schrift“ kennengelernt.

Geschrieben wurde dabei mit (und auf) den unterschiedlichsten Materialien, einem weiten Spektrum an Werkzeugen, mit Licht und Schatten, oft ephemer und prozesshaft. Einschränkungen gab es (fast) keine, lediglich die projektierten Arbeiten mit Säuren und Sprengstoff mussten konzepthaft bleiben.

Die sorgfältige Dokumentation der Arbeitsschritte und der experimentellen Resultate sowie deren Präsentation waren dabei ein wesentlicher Aspekt des Unterrichts, die Rückführung in die zweidimensionale Abbildung war bei einigen Arbeiten auch ein gezielter Schritt zur Verwendung des Textes in Form von Plakaten oder Verpackungen.

‒ Seite 102_103 Lehrveranstaltung ‒

‒ Seite 104_105 Lehrveranstaltung ‒

‒ Seite 106_107 Lehrveranstaltung ‒

Formenbau

lehrbeauftragter: Hermann seiser Formen, Modell-, und Prototypenbau sind Fachgebiete, die in der Umsetzung und Herstellung von Modellen für die Bildhauerei, Keramik, Produktgestaltung, Architektur und in den verschiedensten Bereichen der Industrie eingesetzt und praktiziert werden.

In den künstlerischen Bereichen dient der Formenbau und das damit verbundene Modelldenken dazu, Entwürfe, Mechanismen oder darzustellende Objekte einer dreidimensionalen Präsenz zuzuführen.

Der Guss in Steinformen war eine historische Art, Gegenstände aus Metall herzustellen. Schon vor Jahrtausenden entwickelten die Menschen darin eine beeindruckende Geschicklichkeit und waren in der Lage, feinste Gegenstände zu produzieren. Menschen denken in Modellen. „Nun sind alle Modelle und Ansichten Versuche von ganzheitlicher Erscheinung in einem dynamischen Prozess.“ Erkenntnisgewinnung ist eine der Kompetenzen des Bildungsstandards. Zu dieser Kompetenz gehört unbestritten auch ein reflektierter Umgang mit künstlerischen Modellen und dem Prozess der Modellierung.

Daher bilden Modelle und Modellierung ganz wesentliche Säulen der prozessbezogenen Arbeit. In der Lehrveranstaltung Formenbau wird die Diskussion über Modelle und Modelldenken sowie die Bedeutung eines reflektierten Modellbegriffs für den Kunstunterricht herausgearbeitet und umgesetzt.

Valentina Caroline Hunsänger Interdisziplinäre Klasse Porzellan, glasiert, 60cm Skulptur: ohne Titel

Lea Runggaldier Keramik und Produktgestaltung Schokoladenform: Blatt, ca. 15cm

Birgit Weinstabl Malerei und Prozessorientierte Kunstformen Schmuck: Porzellanringe www.birgitweinstabl.at

‒ Seite 108_109 Lehrveranstaltung ‒

gemeinsam entwickeln, gemeinsam umsetzen, gemeinsam verbessern Wolfgang Tobisch Ein Museum kooperiert: gemeinsam mit ArchitektInnen werden Ausstellungen geplant und bis zur Eröffnung gemeinsam umgesetzt; WebdesignerInnen erarbeiten gemeinsam mit MuseumsmitarbeiterInnen ein Konzept für die neue Homepage, die am Ende des Umsetzungsprozesses online geht; in Restaurierungsprojekten werden Fachplanungen mit externen Personen erstellt, die ein Exponat nach Beendigung der Arbeiten in einen konservatorisch optimalen Zustand versetzen.

Die Kooperation hat aber immer ein Ende. Wenn eine Ausstellung eröffnet ist, kehrt eine Person nicht mehr auf den Schauplatz zurück: der/die ArchitektIn. Wenn die Website online ist, haben die WebdesignerInnen ihre Arbeit getan. Nicht so bei den MuseumsmitarbeiterInnen. Für sie beginnt nun die Beobachtung der Ergebnisse ihres Projekts.

Die Kunstschule hat gemeinsam mit dem Technischen Museum Wien ein Produkt entwickelt – „Bitte nicht berühren“-Schilder. Diese werden nun im Rahmen der Sonderausstellung „IN ARBEIT“ bis Frühjahr 2012 getestet. Es werden die Reaktionen der BesucherInnen gesammelt, ausgewertet und mit anderen Lösungen verglichen. Ziel ist, die Ergebnisse gemeinsam mit dem Kooperationspartner zu analysieren, zu diskutieren und, wo nötig, zu verbessern.

Damit endet diese Kooperation nicht nach Abgabe des detaillierten Entwurfs – die Schilder sind also noch immer „IN ARBEIT“.

‒ Seite 110_111 Projekt ‒

Patrick Guth Hands on – bitte ausprobieren

orientierungsjahr grundlagen des zeichnens

lehrbeauftragte: Martin Huber und michael kargl „Zeichne das Gleiten der Füße, das Liegen der ruhigen Hand, das Zittern der Mundwinkel, das Biegen der Knie und die Wärme des Stuhls. Zeichne das Stückchen Raum, welches von deinem Rücken verdeckt wird; Zeichne einen Raum aus deiner Erinnerung und ziehe einen Faden von einer Ecke zur anderen. Zeichne ein Ding fünf Meter entfernt von dir; zeichne den Weg von dir zum Ding. Zeichne die übersprungenen Rückseiten der Gegenstände auf den Wegen. Dann zeichne eine dichte Überlappung deines Blicks zu dem Ding mit seinem Blick zu dir. Nach all dem Zeichnen verlierst du Distanz und siehst Blicke sich endlos kreuzen und schwärzen.“ Suse Wiegand

Sebastian Berki Fluch der Karibik

‒ Seite 112_113 Lehrveranstaltung ‒

Francisca Liebe-Kreutzner Johanna Moyses Wasser, Experiment 1000 × 160cm Papier Eine Auseinandersetzung mit Wasser.

Wir stehen tagtäglich im Kontakt mit Wasser, es ist für uns eine selbstverständliche Notwendigkeit geworden. Wir wollten uns einmal etwas anders an das Element Wasser herantasten und versuchten, die Kraft, Unberechenbarkeit, Lebendigkeit des Wassers in einem künstlerischen Arbeitsprozess wiederzugeben. Um dem Wasser möglichst nahe zu sein, verlagerten wir unseren Arbeitsplatz an die Donau.

‒ Seite 114_115 Lehrveranstaltung ‒

Martina Montecuccoli Fluch der Karibik

DESIGN

Lehrbeauftragter: Stefan Moritsch Im Sommersemester hatten wir die Aufgabe, uns mit dem Thema REDESIGN auseinanderzusetzen. Die Aufgabe war, sich ein bereits existierendes Objekt anzueignen, mit dem man sich auseinandersetzen möchte.

Man will die Fuktion oder Erscheinung eines Gebrauchsgegenstandes als etwas, das man real zur Verfügung hat, verändern oder verfremden.

Man möchte eine neue Funktion hinzufügen oder das Objekt seiner Funktion berauben. Man möchte den Gegenstand verbessern, überarbeiten, neu interpretieren.

Kurz – man sucht sich ein Objekt, mit dem man gerne experimentieren möchte.

Durch Kurzvorträge zu praktischen Design-Thematiken wurden uns Grundlagen im Bereich Design vermittelt. Was ist, (kann) Design (alles sein)? Was ist eine künstlerische Arbeit?

Wo überschneidet sich Design mit der künstlerischen Arbeit? Was für Möglichkeiten gibt es? Ein Objekt kann im ersten Moment total faszinierend erscheinen, aber was dann? Was sind die Schritte im Entwicklungsprozess? Wie findet man eine Methode zur Entwurfsfindung? Was muss ich als DesignerIn bei einer Projekt-Präsentationsvereinbarung beachten?

Projekte gehören geplant – es gibt keine zufälligen Ergebnisse/Untersuchungen. ‒ Seite 116_117 Lehrveranstaltung ‒

Marie-Therese Amtmann Interdisziplinäre Klasse La vie en pose REDESIGN Asphaltbesen, 4 Schrauben, ein alter Ledergürtel Das Objekt besteht aus einem Asphaltbesen, welcher zu einem Schuh umfunktioniert wurde. Zudem befindet sich auf der Oberseite eine Schnalle. Damit man/ frau Halt auf den Schuhen findet, die Schnalle wurde aus einem alten/kaputten Ledergürtel angefertigt, dem dadurch eine neue Funktion zugeschrieben wird.

Auf einer Seite wurde das Leder mit einer Schraube fixiert, auf der anderen Seite befinden sich mehrere Löcher und die Schraube steht ein wenig heraus.

Durch die Löcher hat man/frau die Möglichkeit, die Größe des Lederriemens zu verstellen, um sie der Größe des Fußes anzupassen.

Das Design-Objekt ist für jeden/jede geeignet, der/ die ausgefallenes Design mag.

Besonders für jene, die Schuhe nicht nur als Accessoire, als Modestück tragen wollen, sondern ihnen eine zusätzliche Funktion geben möchten.

Malerei im GroSSformat

Lehrbeauftragte: Gerlinde Thuma Aller Raum der Nobilegasse wurde zum großen Atelier – für das große Format – das gemeinsame Arbeiten mit Symposion-Charakter über zwei Wochenenden, begleitet von Gespräch und Reflexion.

Komposition, Farbe, Strich, Inhalt und Ausdruck – sinnstiftend, um die Erfahrungen des Semesters zu überdenken, zu verdichten und in Form zu bringen.

Das schafft die Voraussetzungen für groß Gedachtes – groß Geformtes – einem Aufrichten zu ganzer Größe, wenn die Leinwand zu einer körperlich erlebbaren Herausforderung wird.

TeilnehmerInnen: Elias Berner, Myriam Fries, Sebastian Edakarottu, Andrea Freissler, Stefanie Hempel, Christoph Jahl, Christine Blaha, Jean Cueto, Dario Donau, Silvia Fischer, Elisabeth Loibner, Birgit Weinstabl

‒ Seite 118_119 Lehrveranstaltung ‒

‒ Seite 120_121 Lehrveranstaltung ‒

Macht Struktur

Lehrbeauftragte: AGNES PESCHTA Das Thema der Projektwoche 2010/11 lautete „Macht, Struktur“, zwei Wörter, mit denen sehr viel verbunden wird und die daher ein weites Feld aufmachen. Dieser Umstand stellte jene Studierenden, die das Themenseminar vorbereiten, das die Projektwoche einleitet, vor einige Probleme. So stellte sich unweigerlich die Frage, welche Aspekte von Macht und Struktur innerhalb des Themenseminars behandelt werden sollten.

Nach Recherchen und Diskussionen konnte jedoch ein spannendes Programm zusammengestellt werden.

Das Themenseminar begann mit Einführungsvorträgen über philosophische Aspekte von Macht. Der Nachmittag des ersten Tages widmete sich dem Fremdenrecht, dabei wurde die Situation in Österreich, sowie in Europa und dessen Grenzen beleuchtet.

Der zweite Tag war dem Bereich der Zensur gewidmet.

Eingriffe in das persönliche Leben mittels Maßnahmen, die unter dem Deckmantel der Sicherheit in der Gesellschaft etabliert werden und der Paragraph 278a, der Aktivismus rechtlich strafbar macht, waren dabei nur zwei Aspekte.

Mit diesen Inputs wurden alle Studierenden in die eigenen Überlegungen und Planungen der Projektwoche entlassen, die knappe zwei Wochen später stattfand.

Die Projektwoche wurde in den Räumen der mo.e, einem Kulturverein im 17. Bezirk, eröffnet. Im Rahmen einer sehr strukturierten Performance wurden alle

Projektpläne vorgestellt und teilweise dazu eingeladen, an den Projekten teilzunehmen. Danach konnte die eigentliche Projektwoche beginnen. In der Projektwoche findet kein Unterricht statt, Lehrende und Studierende sind dazu aufgefordert, Projekte zu dem vorgegebenen Thema zu verwirklichen, wobei die üblichen Hierarchien aufgehoben sind, das heißt, auch Lehrende könnten an einem Projekt von Studierenden teilnehmen.

Während der Projektwoche wurden Filme, die im Rahmen des Themenseminars nicht gezeigt werden konnten, vorgeführt und es fand eine Fahrradtour zu den Flaktürmen statt. Ansonsten wurde fleißig an verschiedensten künstlerischen Annäherungen an das Thema „Macht, Struktur“ gearbeitet.

Erstmals fand die Präsentation der Ergebnisse nicht am Ende der Projektwoche statt, sondern am Tag der offenen Tür. Dieser Umstand brachte zum einen wesentlich mehr Publikum, beschnitt die interne Diskussion über die Arbeiten aber enorm. Doch gab es dadurch für das eine oder andere Projekt auch bessere Bedingungen, so konnte sich eine Gruppe, die sich dem Versuch stellte, eine Suppe zuzubereiten und dabei möglichst saisonale und regionale Bioprodukte mit geringem Transportweg zu verwenden, über großen Zuspruch freuen, und zwar so großen Zuspruch, dass die Suppe schnell aufgegessen war. Insgesamt wurden rund 24 Projekte realisiert und präsentiert. Einige davon waren stark von den Vorträgen des Themenseminars beeinflusst, so gab es ein Projekt zum Thema Frontex, eines zum Paragraphen 278a und eines, das sich mit Überwachung auseinandersetzte.

Wie man mit den Begriffen „Macht“ und „Struktur“

umgehen und was man damit alles anstellen kann, wurde in einem amüsanten Trickfilm dargestellt, der uns an den Beginn dieses Textes führt …

PS: Zu dem Themenseminar 2009/10 ist noch etwas hinzuzufügen: 1. Dr. Dieter Schrage ist im Juni 2011 verstorben.

Dieter Schrage war auch für die Kunstschule eine wichtige Person, so unterrichtete er in den 80er Jahren an der Schule und war bei der großen Studierendenrevolte von wesentlicher Bedeutung.

2. Die Raumnot der Kunstschule hat sich zwar verbessert, aber leider nicht für alle Werkstätten.

3. Das Thema Freiraum ist weiterhin ständig präsent.

Besetzungen, Anrainerinitiativen zu geplanten Bauprojekten und das Kaputtsparen von längst etablierten Freiräumen verfolgen uns tagtäglich in den Medien.

‒ Seite 122_123 Lehrveranstaltung ‒

Tibor Zenker, Marxismus

Michael Genner, Asyl in Not

vortrag: martin balluch

aus dem wörtlichen schlussplädoyer von martin balluch im tierschutzprozess Ich habe viel gelernt durch diesen Prozess, ich habe z.B. Linguistik gelernt, ich habe auch neue Gesetze kennen gelernt. Ich habe erfahren, wie solche Verfahren ablaufen, aber am meisten habe ich durch dieses Verfahren gelernt, dass man leider in diesem Land der Polizei nicht trauen kann, dass die Polizei, zumindest jene, die sich mit dem Verfassungsschutz beschäftigt, sehr gefährlich ist. Gefährlich auch für die Demokratie und die Verfassung und dass die Justiz leider nicht die Polizei in ihre Schranken weist, zumindest nicht in ausreichendem Maße, sodass man sich sicher fühlen kann. Überall werden die Überwachungsmaßnahmen gegen die BürgerInnen schärfer. Es gibt die Vorratsdatenspeicherung und überall Kameras, und diese Kameras dienen leider nicht dem Schutz der BürgerInnen, sondern dem Schutz der Wirtschaft oder mächtiger Gruppierungen hier im Land, um sich kritische Personen vom Leib zu halten.

In diesem Verfahren ist es in erster Linie um Meinungsäußerungen und ideologische Einstellungen gegangen.

Unendlich viele Emails seit 1994 waren Thema, Interneteinträge, auch Interviews, und natürlich Telefongespräche, nicht über konkrete Straftaten, die man durchführen will, sondern einfach nur Meinungsäußerungen. Und die Polizei hat in ihren unfassbar weit gehenden Ermittlungsmaßnahmen zahlreiche Gesetze gebrochen und es war nicht möglich, sie aufzuhalten.

Ich habe vor der Polizei eine Angst entwickelt und ich fürchte, dass die Polizei eine Bedrohung für die Demokratie und für die Verfassung wird..

Die Polizei geht gegen legale Tierschutzproteste vor Wenn man verfolgt, wie sich dieses Verfahren entwickelt hat, dann findet man im Akt als ältesten Eintrag dazu einen Bericht vom Herrn Autericky vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) vom 11. September 2006, also lange vor jeder Sachbeschädigung bei Kleider Bauer. Und da schreibt der Herr Autericky über den militanten Tierschutz, dass er Kontakt mit betroffenen Konzernen bezüglich Tierschutzkampagnen aufgenommen hat und dass er sie berät, woran man aktionistische Handlungen im Vorfeld erkennt und wie man dem entgegen wirken kann.

In einem weiteren Bericht vom 17. November 2006, immer noch vor jeder Sachbeschädigung bei Kleider Bauer, gibt es auch Treffen in der Bundespolizeidirektion mit einem Chef von Kleider Bauer, bei dem über Maßnahmen gegen Demonstrationen gesprochen wird. Also auch hier schon liegt in der Luft, um was es eigentlich geht. Kleider Bauer ist nämlich nicht erst, als ein Auto beschädigt wurde, zum Innenminister gegangen, sondern bereits während der legalen Demonstrationen. Statt, wie es für vernünftige Demokraten üblich sein sollte, in eine Diskussion mit einer NGO zu treten, wenn diese mit einer berechtigten Forderung an die Firma herangetreten ist, geht Kleider ‒ Seite 124_125 365/2011 ‒

Bauer gleich zur Polizei. Die Firma hat jede Diskussion verweigert und stattdessen die Polizei zu Hilfe geholt und gemeint, sie könne sich darauf schon verlassen, dass hier jetzt etwas passieren wird. Wie wir sehen, war es dann ja auch so, obwohl es nur um legale, friedliche Proteste gegangen ist.

Hier steht dann in einem Bericht vom 4. April 2007, knapp vor Gründung der SOKO, geschrieben wieder von Autericky vom LVT, ein Text zum Thema ‚Vorgehensweise des VGTs, also ganz spezifisch gegen unseren Verein. Autericky ist vom Referat ‚Extremismus‘, also wenn man gegen eine Firma, die Pelz verkauft, demonstriert, dann ist das extremistisch, obwohl neun Jahre davor die Pelzproduktion bereits in Österreich verboten wurde. In diesem Bericht steht, wie die Polizei gegen Versammlungen vorzugehen hat. Dass dort immer ein LVT Beamter erscheinen soll, dass man den Leiter der Versammlung feststellen soll und den Versammlungsablauf dokumentieren soll, dass man Bericht erstatten soll usw. Und dann hat Autericky auch die Firmen beraten und die betroffenen Angestellten gewarnt und sie auf die aktionistischen Handlungen und Vorgehensweisen der ‚Tierrechtsschützer‘ des VGT hingewiesen. Und Autericky hat angegeben, dass man darüber aufklären soll, dass unter Voraussetzung der Einhaltung der angemeldeten Vorgehensweise im Rahmen der Versammlung leider kein rechtlicher Untersagungsgrund gegeben sei. Der Herr Autericky würde ja so gerne unsere Demonstrationen untersagen, aber leider geht das ja nicht, weil die Menschenrechte im Weg stehen, entnehme ich seinen Berichten. Dieser Mann schützt unsere Verfassung, die uns das Demonstrationsrecht garantiert?

Und weiter schreibt er dem Eigentümer der Firma Kleider Bauer, es ist eine forcierte Kontaktaufnahme zu Medienvertretern vorgesehen, d. h. er interessiert sich für das Image von Kleider Bauer, warum auch immer. Es sagen hier wirklich die Verfassungsschützer, dass sie das Image von Kleider Bauer aufpolieren wollen. Es geht ihnen also sehr nahe, was mit dem Image von Kleider Bauer passiert und deswegen werden unsere Steuern dafür eingesetzt, dass die Polizei im Interesse von Kleider Bauer agiert. Und Autericky schlägt dafür sogar eine Medien-

aktion im nahen Umfeld des Innenministeriums und des Bundeskanzleramtes vor. Also der Herr Autericky vom LVT betreibt Medienarbeit für Kleider Bauer. Am 5. April gibt es dann einen Bericht vom Herrn Zwettler über die Gründung der SOKO. Es ist hier die gesamte Spitze der Polizei anwesend, einen Tag nachdem Kleider Bauer den Innenminister angerufen hat. Das gelingt wahrscheinlich niemandem sonst in Österreich, dass man wegen einem beschädigten Auto dermaßen rasch einen Termin mit den höchsten Polizeifunktionären erhält. Es wird dann vom Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit festgestellt, dass man sämtliche administrativen Möglichkeiten in Hinblick auf die Untersagung der Demonstrationen ausschöpfen soll.

Also auch hier sollen die Menschenrechte möglichst eingeschränkt werden. Ich erinnere noch einmal daran, dass es um friedliche Demonstrationen geht. Und dazu sagt der Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit, man werde alle Möglichkeiten ausschöpfen, diese zu verhindern.

Dann wurde die SOKO unter der operativen Leitung von Josef Böck eingerichtet. Der Generaldirektor trug der SOKO die Kontaktaufnahme mit der Wirtschaftskammer auf und dass Informationen über die angeordneten Maßnahmen regelmäßig weiter gegeben werden sollen. Ein Monat später berichtet dann schon der operative SOKO Leiter Böck, dass bisher ein so und so großer Sachschaden entstanden sei. Dann steht hier, der Gesamtschaden vor allem durch die Demonstrationen vor großen Filialen, sei um ein Vielfaches höher. Also die friedlichen Demonstrationen bringen einen Imageschaden, wie das Kleider Bauer nennt. Auf Seite 47 steht hier wörtlich ‚Imageschaden‘.

Am 18. Dezember 2007 gibt es dann wieder einen Bericht von den SOKO Chefs Zwettler und Böck an den Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit. Hier steht dann: „Zu den betroffenen Zielpersonen konnte ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Die Problemstellung für die Unternehmen begibt sich von den Anschlägen weg in Richtung der geschäftsstörenden Demonstrationen“. Also wenn man schon am Anfang gehört hat, dass der Schaden durch die friedlichen Demonstrationen viel höher ist, entwickelt sich

das Problem für die SOKO jetzt, 8 Monate später, noch weiter in Richtung geschäftsstörende Demonstrationen. Und weiter: „Die Demonstrationen werden derzeit überwacht, mittlerweile gibt es auch von Seiten der Bevölkerung starke Missstimmung“, also die ersten Erfolge der Medienarbeit der Polizei gegen den Tierschutz.

Und Herr Böck berichtet dann einen weiteren Monat danach, am 23. Jänner 2008, an den Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit, Franz Lang, und sagt hier ganz eindeutig, dass es ihm darum geht, österreichweit gegen die TierschützerInnen zu mobilisieren. Er sagt: „Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse empfehle ich folgende Vorgehensweise bei angemeldeten Demonstrationen von militanten Tierschützern: bei jeder angemeldeten Demo, egal zu welchem Motto, muss im gesamten Bundesgebiet ausnahmslos“ – also noch einmal: bei jeder angemeldeten Tierschutzdemo, egal zu welchem Thema, egal wo – muss „ausnahmslos die Anwesenheit eines Kollegen vom LVT mit klaren Verhaltensrichtlinien von der Versammlungsbehörde ständig im oder vor dem Geschäft anwesend sein. Zusätzlich müssen mindestens zwei Wega Beamte, am besten mit Dienstfahrzeug, zur Prävention und bei Bedarf zur Repression vor dem Geschäft positioniert sein. Diese Maßnahme hat sich vor Weihnachten bewährt, außerdem werden die militanten Tierschützer so auch in der Öffentlichkeit in das Licht der außergewöhnlich gefährlichen Demonstranten gerückt, was die Rädelsführer ja schließlich auch sind. Optimale mittel- und langfristige Lösung: wie bereits in mehreren Ländern in Deutschland müssen“, sagt SOKO Leiter Böck, der sich für kriminelle Dinge interessieren sollte, „österreichweit die Geschäftsleute und die Kunden und die im Umfeld aufhältige Bevölkerung von diesen Demonstrationen durch eine sogenannte Demomeile von 100 m geschützt werden.

Der Herr Staatsanwalt Mag. Wolfgang Handler hat diese kriminelle Organisation schon in mehreren schriftlichen Anordnungen angeführt. Zielsetzung: der UVS müsse sich beschäftigen“, sagt SOKO Leiter Böck, „wir haben Zeit bis zur Umsetzung der operativen Zwangsmaßnahmen wie Hausdurchsuchung

und Haftbefehl“. Und dann verkündet er kühn: „Die militanten Tierschützer erleben erstmals koordinierten Widerstand von der Sicherheitsbehörde in ganz Österreich.“ Man merkt, es geht um Sachschäden bei Kleider Bauer. Nein, es geht in Wirklichkeit um legale Demonstrationen.

Am 19. Juni 2008, 10 Personen der hier anwesenden Angeklagten waren zu dieser Zeit in Untersuchungshaft, fand eine Sitzung der SOKO Kleider Bauer in den Räumlichkeiten der SOKO in der Wasagasse 22 statt.

Und was ist dort passiert? Das zeigt noch einmal ganz deutlich, um was es hier eigentlich geht. Hier die essenziellen Sätze: „Heute fand in den Räumlichkeiten Wasagasse 22 Zimmer 119 zwischen 13 Uhr und 14:15 Uhr die vereinbarte Besprechung der SOKO Mitglieder und Herrn Stark von der Steuerfahndung statt.

Grundsätzliche Überlegungen folgen. Ein wesentlicher Punkt für weitere Finanzamtstätigkeiten wird der Aspekt Gemeinnützigkeit darstellen. Wenn es gelingt, dem VGT die Gemeinnützigkeit abzusprechen, sind weitere Maßnahmen sinnvoll“. Die SOKO möchte also gerne dem VGT die Gemeinnützigkeit absprechen.

Was hat das mit beschädigten Autos zu tun, was hat das mit der Aufklärung von Straftaten zu tun? Eine SOKO mit Mitgliedern der Mordkommission, mit 32 BeamtInnen, wird dafür eingesetzt, einer Tierschutzorganisation die Gemeinnützigkeit abzusprechen. Da ist ja wohl ganz offensichtlich, um was es hier wirklich geht. Dann steht hier weiter: „Andernfalls erfolgt ein Negativbericht“, wenn dem VGT die Gemeinnützigkeit nicht entzogen wird, „an das Finanzamt und an die Staatsanwaltschaft. Die SOKO wird bei Spar die Unterlagen der Eierkontrolle anfordern“.

Der VGT hat im Namen des Tierschutzes und einer Kontrollstelle in Einvernahme mit Spar dort kontrolliert, ob die an Spar gelieferten Eier nicht aus Käfighaltung sind und dafür natürlich eine Geldentschädigung bekommen. Die SOKO will also Unterlagen über diese Zahlungen und evtl. Aufzeichnungen über Spenden anfordern. Die SOKO interessiert sich also für Spenden! Und wörtlich weiter: „Erbschaften nächster Punkt, diese müssen auf alle Fälle dem Finanzamt gemeldet worden sein, und die entsprechende Erbschaftssteuer sollte bezahlt worden sein. Überprüfung ‒ Seite 126_127 365/2011 ‒

durch Steuerfahndung wird erfolgen“. Die SOKO interessiert sich also dafür, ob der VGT Erbschaftssteuer bezahlt hat. Dafür setzen wir die Mitglieder der Mordkommission ein, anstatt Morde aufzuklären, wird für Kleider Bauer dessen politischer Gegner mit dem Finanzamt bedroht und wird geschaut, ob der politische Gegner auch Erbschaftssteuer bezahlt hat.

Im Bericht steht weiter: „Auf einem Memory-Stick wurden Daten von der Datensicherungsgruppe aus Hausdurchsuchungen gesichert und an Herrn Stark übergeben. Weitere Kontakte der Steuerfahndung folgen. Nächstes Treffen ist bereits am 24. Juni zu diesem Thema geplant“, also 5 Tage später. Uns ist nur dieser eine Aktenvermerk bekannt, der ist ja auch aus Versehen in den Akt gerutscht, die gesamte Operation hätte ebenfalls vertuscht werden sollen. Übrigens findet sich im Akt auch ein Bericht von einem SOKOMitglied namens Hampel über die Finanzierung des VGT und zwar steht hier „Auftrag der Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt“. Also ich nehme einmal an, dass ihm die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt einen Auftrag erteilt hat. Und dieser Bericht endet mit den Worten: „Wie weit die Einnahmen und Ausgaben des VGT den Vereinsstatuten entsprechen und ob die Gemeinnützigkeit tatsächlich gegeben ist, wird derzeit geprüft“. Also im Namen der Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt wurde geprüft, ob die Einnahmen und Ausgaben des VGT seinen Statuten entsprechen und das von Mitgliedern der Mordkommission anstatt Morde aufzuklären, weil einem Besitzer von Kleider Bauer ein halbes oder dreiviertel Jahr davor ein Auto beschädigt wurde und er einen politischen Gegner hat, den es auszuschalten gilt. Das sind alles Belege, die ohne irgendeinen Zweifel beweisen, um was es hier wirklich geht, nämlich einen cover up derart, dass man kriminelle Handlungen vorschiebt, um einen politischen Gegner auszuschalten.

Keine Akteneinsicht Das Ganze ist nämlich ein cover up, weil niemand hat Verständnis dafür, dass von der Mordkommission Mitglieder gegen einen Verein vorgehen, um zu schauen, ob seine Statuten erfüllt sind, wenn er Geldausgaben macht, und ob er Erbschaftssteuer zahlt. So

wollten sie eben diese ganzen Operationen vertuschen und das wurde in einem sehr weitreichenden Rahmen auch getan. Stichwort Akteneinsicht. Wir haben von Anfang an Akteneinsicht verlangt, es gab dann ein Verfahren hier am Landesgericht Wr. Neustadt dazu. Der damalige Untersuchungsrichter Herr.

Mag. Andreas Pablik hat auch geurteilt, und zwar am 24. Februar 2009, und hat ganz deutlich gesagt, es ist höchst an der Zeit, dass sich die Polizei daran hält, dass das ein rechtsstaatlicher Strafprozess wird. Ich zitiere: „Schon allein die Tatsache, dass dieses Verfahren seit Oktober 2006 anhängig ist und den Beschuldigten im Oktober 2008, also 2 Jahre später, noch immer von der Polizei die Einsicht in den kompletten Akt verweigert wird, zeugt von einer maßlos überbordenden Heranziehung einer äußerst vorsichtig anzuwendenden Ausnahmebestimmung. Auch die Diktion von Informationsvorsprung und Nachteil für die Ermittlungen als Begründung der Polizei, warum keine Akteneinsicht gegeben werde, zeigt die Intention, die Beschuldigten im Dunkeln zu lassen. Ein Vorgehen, das mit einem rechtsstaatlichen Strafprozess nicht kompatibel ist. Die Kriminalpolizei wird nunmehr umgehend die Rechte des Beschuldigten für ein faires Verfahren akzeptieren und ihm bzw. seinem Verteidiger die Einsicht in die von ihr geführten Akten zu gewähren haben“.

Doch diese Akteneinsicht hat uns die Kriminalpolizei nie gegeben, stattdessen wurde 2 Wochen nach diesem Gerichtsbeschluss ein Abschlussbericht erstellt, d. h. eigentlich nur ein Wisch, auf dem Abschlussbericht steht, weil die Ermittlungen weiter gegangen sind, aber der Wisch gibt der SOKO die Ausrede, dass sie die Akteneinsicht nicht gewähren muss. Es wurde bis zuletzt von der Kriminalpolizei nie Akteneinsicht gewährt. Richter Mag. Pablik wollte dann weitere Gerichtstermine dazu einberufen, die SOKO hatte aber nie Zeit, war auf Urlaub, hat ein Fax nicht gefunden, hat ein Fax nicht lesen können und so hat es am 5. Jänner 2010 dann doch einen Sitzungstermin gegeben, nur wurde Mag. Pablik vier Tage vor diesem Termin ins Handelsgericht versetzt. Also wurde wieder vertagt, es kam eine neue Richterin, und bis die eingearbeitet war, ging sie in Karenz. Im Oktober 2010, vier Jahre nach Beginn der Ermittlungen, hat

Richterin Mag. Edelbacher noch einmal die SOKO verurteilt und jetzt, am 17. März 2011, wurde das durch einen anderen Richter ein drittes Mal wiederholt. Aber wieder hat es keine Akteneinsicht gegeben, bis heute nicht.

Vom Vertuschen von verdeckten Ermittlungen und Vertrauenspersonen haben wir schon gehört, aber es gab viele ähnliche Fälle von Vertuschungen. Ich erinnere an die Chemieanalyse von Stoffen des Materiallagers. Es ist ja auch erstaunlich, dass hier behauptet wurde, dass wir dort Kampfmittel hätten, mit denen Anschläge gemacht werden. Verdächtige Substanzen wurden dann in ein Chemielabor gegeben und dessen Ergebnisse haben uns voll entlastet. Aber die SOKO hat gefunden, das ist ja nicht entlastend, weil eine geschickte kriminelle Organisation wird nur harmlose Substanzen in ihrem Materiallager speichern und so wurde die Chemieanalyse nicht in den Akt gegeben und wir hätten nie davon gehört. Wir haben nur zufällig hier vor Gericht eine Zeugin gehabt, die diese chemische Analyse durchgeführt und das nebenbei erwähnt hat, sonst hätten wir davon nie erfahren. Ähnliches gilt für die technischen Überwachungen unseres Büros, Videofallen vor Privatwohnungen und Peilsender an meinem Auto. Immer befand die SOKO, dass die Ergebnisse, wenn keine Hinweise auf Straftaten gefunden wurden, irrelevant seien. Ich erinnere auch an diese abstruse Geschichte der Schutzgelderpressung und Nötigung durch unsere TierschutzKontrollstelle.

Josef Böck von der SOKO belügt die Untersuchungsrichterin Ich möchte nun kurz durchgehen, was die SOKO der Untersuchungsrichterin 2008 erzählt hat, weil es die Grundlage des OGH Urteils ist und die Grundlage dafür war, dass wir 105 Tage in Untersuchungshaft gesessen sind. In dem Bericht der damaligen Untersuchungsrichterin vom 5. Juni 2008 finden wir, was der Herr Böck von der SOKO ihr gesagt hat, während sie für unseren Verteidiger Mag. Traxler keine Zeit hatte. Er hat gesagt, fast alle Beschuldigten hätten Tarnanzüge, Sturmmützen und Einwegspritzen zu Hause gehabt, wie man das für Buttersäureanschläge

brauche. So hat er das gesagt. Erstens braucht man Sturmmützen und Tarnanzüge für Buttersäureanschläge nicht, weil sie mitten in der Stadt stattfinden und ich nehme nicht an, dass das ButtersäureAnschlags-Kommando in einem Tarnanzug durch die Straßen geht, vielleicht auch noch mit einem Nachtsichtgerät, sondern das sind natürlich Menschen die ganz normal angezogen sind und nicht auffallen wollen. Einwegspritzen hat es nur bei 5 der 10 Beschuldigten gegeben und Tarnanzüge und Sturmmützen nur bei einem. Also, Böck von der SOKO behauptet, fast alle Beschuldigten hätten das gehabt, aber das ist eine klare Lüge, in Wirklichkeit hatte es niemand. Bei mir waren weder Tarnanzüge noch Sturmmützen oder Einwegspritzen zu finden.

Weiter hat Herr Böck der Untersuchungsrichterin gesagt, im Materiallager des VGT sind zahlreiche Chemikalien und Gegenstände für Anschläge. Ich habe schon ausgeführt, dass die chemische Analyse ergeben hat, dass das nicht stimmt. Es war dort Kunstblut und es gab vollkommen harmlose Substanzen. Der Herr Böck hat dort ja sogar eine Öllampe gesehen, von der er gleich gemeint hat, mit der könnte man einen Molotow Cocktail basteln.

Im VGT Büro ist, laut Böck, ein hochprofessionelles, spezialisiertes Einbruchswerkzeug gefunden worden.

Das ist insofern nur die halbe Wahrheit, weil wenn ich diesen Satz höre, dann denke ich an Brecheisen und Vorschlaghammer, aber in Wirklichkeit ist das ein Nachtsperrwerkzeug, ein Dietrich, mit dem man Tierfabriken aufsperren kann, ohne einen Schaden zu hinterlassen, um Fotos zu machen. Aber auch Herr Böck hat wissen müssen, dass sein Spitzel Danielle Durand mich dieses Werkzeug einige Monate davor präsentieren gesehen hat. Dabei habe ich genau erklärt, wozu man das braucht. Er hat es ganz genau gewusst, er braucht nicht so zu tun, als würde er glauben, ich hätte damit irgendwelche Anschläge durchführen wollen.

Dann hat Böck der Untersuchungsrichterin gesagt, die verschlüsselten Daten würden Anschlagspläne enthalten. Eine reine Mutmaßung des Herrn Böck, die ‒ Seite 128_129 365/2011 ‒

sich nicht bewahrheitet hat, weil man von mir viele verschlüsselte Dateien gefunden hat. Der Herr Breitsching von der SOKO hat bestätigt, dass nirgendwo irgendetwas Kriminelles zu finden war. Der gesamte VGT Server wurde von ihm durchforstet.

Dann hat Böck der Untersuchungsrichterin gesagt, es gäbe Zusammenhänge der Beschuldigten zur Brandstiftung einer Jagdhütte in Zurndorf und einer Sachbeschädigung an einer Fasanerie in Wildon.

Und diese beiden Fälle sind Paradebeispiele für die unglaubliche Art und Weise, wie die SOKO hier ermittelt hat. In Zurndorf war ein Brand einer Jagdhütte. Am nächsten Tag haben Brandsachverständige den Brandort untersucht, wir hatten sie als Zeugen hier vor Gericht. Die beiden haben gesagt, am Brandtag, dem 11. November 2007, hat ein Polizist um 19:06 Uhr den Brand gesehen. Dann haben sie festgestellt, dass das ein fahrlässiger Brand und keine Brandstiftung war. 3 Monate später bekommt die SOKO dieselben Akten in die Hand.

Dann steht hier nichts mehr vom 11. November 2007, sondern es steht Tatzeit 11. bis 13. November 2007 und es steht nicht mehr, dass am 11. November um 19 Uhr ein Polizist das Feuer gesehen hat.

Und diese Fahrlässigkeit, die die Brandsachverständigen als Brandursache identifiziert hatten, wurde zur möglichen Brandstiftung und das ganze deswegen, weil ich 2 Tage später dort in der Region war. Ich hatte mich selbst fotografiert, um illegale Fasanerien zu dokumentieren und dann eine Anzeige in meinem Namen zu machen. Wir haben damals vor Gericht die Brandsachverständigen als Zeugen gehört und es ist klar heraus gekommen, dass das ein überhitzter Ofen war, von einem Ofenrohr, das nicht vernünftig gewartet wurde, und daher ein Kaminbrand stattgefunden hat.

Fast noch schlimmer ist der Vorwurf der Sachbeschädigung an einer Fasanerie in Wildon, weil auch hier sein Spitzel Herrn Böck vollkommen informiert hat.

Sie hat gewusst, dass wir bei diesem ALW in Graz am nächsten Tag eine Jagdstörung organisieren wollen.

Es hat am Samstag und am Sonntag eine gegeben, die am Sonntag wurde dann abgesagt. Danielle Durand

hat das alles miterlebt und hat auch die Emails gelesen, in denen das besprochen wurde. Und am Telefon hat die SOKO Frau Springer zum Herrn Hnat sagen hören, dass es sich um einen jagdmäßigen Spaziergang handelt und dass man die Details persönlich bespricht.

Der Kommentar der SOKO dazu, dass die Jagdstörung abgesagt wurde, ist vielleicht ein Codewort dafür, dass sie doch stattgefunden hat und dass es am Tag stattfinden soll könnte ein Codewort für die Nacht sein.

Und so wurde von der SOKO aus einer Verabredung zu einer Jagdstörung, die nicht stattgefunden hat und von der die verdeckte Ermittlerin gewusst hatte, weil sie mitten unter uns war, eine Verdächtigung einer Sachbeschädigung an einer Fasanenvoliere konstruiert.

Alle Verdächtigungen, die der Herr Böck der Untersuchungsrichterin genannt hat, sind falsch und der Großteil davon wurde von Böck wissentlich falsch an diese Untersuchungsrichterin weitergegeben. Das Erstaunliche, was mich an der Justiz zweifeln lässt, ist, dass derartige Verfehlungen von PolizistInnen überhaupt keine Konsequenzen haben. Böck sitzt hier höhnisch lachend im Gerichtssaal, lacht seine Opfer aus und man kann ihn auch nicht dazu befragen, weil er nicht mehr kommt und vor Konsequenzen muss er sich offensichtlich auch nicht fürchten. Übrigens ist das derselbe Herr Böck, der bei meiner Festnahme zu mir in die Zelle gekommen ist und dort gesagt hat: „Jetzt haben wir dich und du kommst da nie wieder raus. Wir wissen jetzt alles über dich, wir haben alles durchleuchtet und jetzt kommst du hier nie wieder raus.“ Er wollte mich also psychisch unter Druck setzen, psychisch belasten. Er wollte mich verzweifelt sehen und hat das weidlich ausgenutzt, grinsend durchgeführt. Dieser Herr Böck, durch dessen Lügengeschichten ich in Untersuchungshaft gekommen bin, der wird scheinbar von der Justiz nicht verfolgt, was mich wirklich entsetzt und am Rechtsstaat zweifeln lässt. Ich hätte eigentlich gehofft, dass allen klar ist, dass die Polizei als Gewaltmonopol im Staat einer besonders scharfen Kontrolle unterliegen muss, dass man der Polizei nicht blind vertrauen kann, weil überall, wo Macht ist, gibt es Machtmissbrauch. Und deswegen würde ich von den Gerichten, die dafür zuständig sind,

erwarten, dass sie diesen Machtmissbrauch verhindern und einen Herrn Böck verfolgen für das, was er uns hier angetan hat. § 278a Der § 278a, der hier in Stellung gebracht wurde, der lässt nichts Entlastendes zu. Er ist so diffus in der Interpretation des Staatsanwalts, dass man nicht wissen kann, was jetzt eigentlich verboten ist und was nicht. Man kann nicht einmal wissen, was gemeint ist, mit dem Vorwurf. Auch, ob es jetzt einen direkten Bezug zu Straftaten geben muss oder nicht, bevor der Paragraph anwendbar wird. Er erlaubt noch dazu alle Ermittlungsmaßnahmen, den großen Lauschangriff, den es ja auch gegeben hat, und das bei einem derartig diffusen Vorwurf, das ist doch sehr gefährlich.

Legale Handlungen reichen ja scheinbar, man wirft mir ja nichts anderes vor. Und er hat auch die perfide Eigenschaft, dass es keine Verjährung gibt. Eine politische Straftat, die einem zugeordnet wird, verjährt dann einfach nicht, solange der Vorwurf § 278a im Raum steht, weil es sozusagen ein Dauerdelikt ist und weil es politische Kampagnen gibt, die aufeinander folgen, aber der politische Druck weiter bestehen bleibt in Richtung Tierschutz. So können auch 20 Jahre alte Straftaten noch verfolgt werden.

steht, ein spezifisches Objekt zu fordern, bevor sie die Hausdurchsuchung machen. Das ist nämlich nirgendwo geschehen und das ist eindeutig gesetzwidrig und als ich danach fragte, wurde mir vom Richter in der Pause gesagt: „Schauen Sie, man muss bei der Polizei etwas toleranter sein, die haben halt eine sehr schwere Aufgabe“. Für die Polizei gelten offensichtlich die Gesetze nicht. Erschütternd ist, dass es hier keine Konsequenzen gibt und keine Möglichkeit, von uns aus jedenfalls, sie zu einem gesetzmäßigen Handeln zu zwingen. Und es wird als Konsequenz dieses Gerichtsverfahrens, wie auch immer es ausgeht, eine sehr intensive Aufarbeitung des Geschehenen geben müssen und sehr weitgreifende Reformen, zu denen auch eine Änderung des § 278a gehört.

Und man muss auch keine gemeinsame Gruppe bilden, man muss sich gar nicht kennen, man muss keine Organisation im herkömmlichen Sinn sein. Die einzelnen Mitglieder, die hier angeklagt sind, bilden ja gemeinsam auch nicht in irgendeiner Form eine Vereinigung.

Und zweitens schlussfolgere ich aus diesem Prozess, dass die Polizei leider offen Gesetze brechen kann.

Das sieht man z. B. an der nicht genehmigten verdeckten Ermittlung, dass die Polizei keine Akteneinsicht geben muss, dass sie eine Untersuchungsrichterin anlügen kann, dass sie die Daten eines Brandes verändern kann, um unschuldige Leute vorsätzlich zu belasten, dass sie diese Brandsachverständigen einfach uminterpretieren kann und dass sie auch Hausdurchsuchungen durchführen kann, ohne, wie es im Gesetz ‒ Seite 130_131 365/2011 ‒

Tag der offenen Tür

– Projektwochen- und Jahrbuchpräsentation: 14. 4. 2011 – Studierende der Lehrveranstaltung Textkunsttext – Es war eine Premiere für die Kunstschule, denn zum ersten Mal wurden die neuen Räumlichkeiten in der Nobilegasse für den Tag der offenen Tür genutzt.

Dementsprechend gab es einen großen Andrang an Interessierten.

Im bunten Programm war jede Werkstätte vertreten: die Gestaltung übernahmen der Lehrkörper und die Studierenden. Zur Orientierung der BesucherInnen standen von Grafik Design gestaltete Figuren mit den passenden Aufschriften und Studierende als Guides zur Verfügung. Zu Beginn gab es eine Vorstellung der kunstschule.at durch Direktor Hermanky und der gesamten Werkstätten durch die jeweiligen LeiterInnen und/oder Studierende. Über den Tag verteilt wurden in drei Blöcken die Ergebnisse der Projektwoche präsentiert. Dies war ein Highlight, da die Präsentation bisher nur schulintern stattfand.

Das Programm wurde am Abend durch die Vorstellung des Jahrbuches, die Verleihung des Preises für die beste Diplomarbeit, die Verleihung der beiden Preise für die Sieger des Wettbewerbs im Rahmen der Kooperation mit dem Technischen Museum Wien sowie den Auftritt einer Liveband und durch ein Buffet abgerundet. Auf Grund dieses erfolgreichen Tages waren alle, speziell unser Direktor, frohen Mutes.

Besonderer Dank gilt Tom Strutz für die technische Unterstützung sowie allen Studierenden, die durch ihr Engagement den Tag zu einem Erfolg machten.

‒ Seite 132_133 Projekt ‒

‒ Seite 134_135 Projekt ‒

„Mittelmeer“ Idee Thomas Strutz, Michael Car Konzept Michael Car Ausführung Michael Salde, Thomas Strutz, Michael Car Seit 1988 sind 17 856 Menschen beim Versuch, europäisches Festland zu erreichen, im Mittelmeer ertrunken, davon allein 2049 seit Jahresbeginn 2011.

(Quelle: http://fortresseurope.blogspot.com) (Stand: November 2011) Die Agentur Frontex unterliegt keiner parlamentarischen Kontrolle und hat zur Aufgabe, die EU-Grenzen zu sichern.

Grundidee des Projekts war der Kontrast zwischen buntem Spielzeug und harter Realität. Jede Lego Figur steht für eine echte Leiche.

‒ Seite 136_137 Lehrveranstaltung ‒

Reinhard Trinkler Tag der offenen T端r

‒ Seite 138_139 Lehrveranstaltung ‒

Zensur in Österreich?

Aber Ja!

Man glaubt es nicht, wie lange schon im Lande Metternichs, DollfuSS’, Hitlers und Haiders Eiserner Besen ZensurmaSSnahmen verboten sind. Und dennoch hat sich die Zensur zu Hauf erhalten und es blüht bisweilen sogar noch die Vorzensur, die Veröffentlichungen verbietet, noch bevor sie jemand gesehen hat! Eigentlich sind fast alle Einschränkungen verfassungsrechtlich zu bekämpfen.

Erich Félix Mautner Da die Zensur von Gedrucktem, Geschriebenem, Fotografiertem und Gefilmten, Gemaltem, Gesagtem und Gesungenem, vor allem Gemeintem und Beabsichtigtem, in Österreich eine lange und wechselvolle Geschichte hat und bis heute nicht aus unserem Alltag verbannt ist, könnte ein kurzer historischer Überblick nützlich sein.

Am Anfang war die römische Kirche 1563 fiel beim Konzil von Trient der Entschluss, Bücher, die der katholischen Kirche missfielen, für deren Mitglieder bei Strafe der Exkommunikation zu verbieten.

Diesen „Index librorum prohibitorum“, über den die Inquisition gewacht hatte, gab es sodann bis 1967. Darunter fielen etwa die Werke von Calvin, Luther, Hus und Zwingli, aber auch der Koran und der Talmud. Die

Verbrennung des Talmuds wurde von Papst Gregor IX. angeordnet. „In Westeuropa entwickelten sich staatliche Zensursysteme mit entsprechender Behördenstruktur erst ab dem 18. Jahrhundert. Bis dahin war die römische Kirche Trägerin zensurähnlicher Meinungskontrollen und verfügte mit einem zentralistisch organisierten Klerus allein über die nötige Infrastruktur, um ihr Zensursystem länderübergreifend zu exekutieren, wozu sie sich durchaus auch der jeweiligen Staatsmacht bediente. Eine Geschichte der Zensur ist daher immer auch Kirchengeschichte. Für die Geschichte der Zensur ist der Westen des ehemaligen Imperium Romanum im frühen Mittelalter an sich ohne wesentliche Bedeutung. Da aber in den folgenden Jahrhunderten die römische Kirche vor allem im Westen wieder umfassende zensorische Systeme entwickelte, ist es unumgänglich ,zunächst einen Blick auf die machtpolitische Entwicklung der Kirche im Mittelalter zu werfen.“ (http://www.zeitlupe.co.at/zensur3.html) Das österreichische Internet-Lexikon http://www. aeiou.at listet dazu hilfreich auf, dass es Zensur als Vorkontrolle von Druckwerken vor deren Veröffentlichung schon im 18. Jahrhundert, besonders zur Zeit Maria Theresias, gab (1781, Reformen Kaiser Josephs II.: „Grundregeln“ zur neuen Zensurgesetzgebung, Erlaubnis zum Nachdruck ausländischer Bücher und Zeitungen und Zensurdekret, erweiterte Pressefreiheit): „Die Zensur wurde unter Joseph II. zuerst gelockert, ab der Errichtung der geheimen Polizei nach 1786 wieder verstärkt. Von einer Kommission ausgeübt,

wurde die Zensur als kulturpolitische und pädagogische Einrichtung für Theater, Schule und Kirche gesehen. Zur Zeit der Französischen Revolution wurde die Zensur auf den Briefverkehr ausgedehnt. Im Vormärz […] war die Zensur ein repressives staatliches Instrument zur Kontrolle weiter Bereiche des Geisteslebens und erfasste auch Predigten, öffentliche Vorlesungen und sogar Geschäftsschilder und Grabinschriften. Die Aufhebung der Zensur durch die Revolution 1848 wurde nach deren Niederschlagung wieder rückgängig gemacht.“ Schließlich, der Artikel 13. RGBl.Nr. 142/1867, Staatsgrundgesetz lautet: „Jedermann hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck oder durch bildliche Darstellung seine Meinung innerhalb der gesetzlichen Schranken frei zu äußern. Die Presse darf weder unter Zensur gestellt, noch durch das Konzessions-System beschränkt werden. Administrative Postverbote finden auf inländische Druckschriften keine Anwendung.“ In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte Zensur durch Konzessionen oder Kautionen, wie sie heute noch für Radio und Fernsehen üblich sind.

Während des Ersten Weltkriegs bestand ein Kriegsüberwachungsamt, das nicht nur Zeitungen, sondern auch die Soldatenpost kontrollierte.

Im StGBl. Nr. 3/1918, Beschluss der provisorischen Nationalversammlung vom 30. Oktober 1918, steht es dann mehr oder weniger endgültig – kurioserweise bereits zwei Wochen vor Ausrufung der Republik: „1. Jede Zensur ist als dem Grundrecht der Staatsbürger widersprechend als rechtsungültig aufgehoben. 2. Die Einstellung von Druckschriften und die Erlassung eines Postverbotes gegen solche findet nicht mehr statt. Die bisher verfügten Einstellungen und Postverbote sind aufgehoben. Die volle Freiheit der Presse ist hergestellt.

3. Die Ausnahmsverfügungen betreffs des Vereins- und Versammlungsrechtes sind aufgehoben. Die volle Vereins- und Versammlungsfreiheit ohne Unterschied des Geschlechts ist hergestellt.“ Zur Zeit des christlichsozialen austrofaschistischen Ständestaates sollte durch Lizensierung bzw. durch

Beherrschung des öffentlichen Kommunikationssystems (Amtliche Nachrichtenstelle) die oppositionelle Publizistik ausgeschaltet werden. In diesen Jahren wurden 325 Bücher verboten und das Konkordat mit dem Heiligen Stuhl abgeschlossen. Das Konkordat vom 5. Juni 1933, das der Katholischen Kirche erhebliche Rechte in Österreich einräumt, aber auch Nichtkatholiken einschränkt, war nach Artikel 30 Absatz 4 der Verfassung vom 1. Mai 1934 teilweise Verfassungsrecht. Es wurde am 23. Juni 1960 (BGBl. Nr. 195/1960 und BGBl. Nr. 196/1960), 9. Juli 1962 (BGBl. Nr. 273/1962), 7. Juli 1964 (BGBl. Nr. 227/1964) und am 7. Oktober 1968 (BGBl. Nr. 417/1968) erneuert und ergänzt und trägt somit die österreichischen Unterschriften von Dr. Engelbert Dollfuß, Dr. Kurt Schuschnigg, Dr. Heinrich Drimmel, Dr. Theodor Piffl-Percevic, Dr. Kurt Waldheim und viermal von Dr. Bruno Kreisky.

Noch heute sieht der Paragraph 188 StGB für die Herabwürdigung religiöser Lehren vor, „Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgemeinschaft bildet, oder eine Glaubenslehre, einen gesetzlich zulässigen Brauch oder eine gesetzlich zulässige Einrichtung einer solchen Kirche oder Religionsgemeinschaft unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen“.

Im Nationalsozialismus wurde umfassende Zensur eingeführt, die ebenfalls die Briefkontrolle für Soldaten einschloss. 1945 wurde von den alliierten Besatzungsbehörden eine Österreichische Zensurstelle errichtet, die bis 1953 Briefe zensuriert hatte.

Artikel 19, Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte, BGBl. Nr. 591/1978, Vorbehalt Österreichs (siehe Titeldokument, BGBl. Nr. 591/1978): „(1) Jedermann hat das Recht auf unbehinderte Meinungsfreiheit. (2) Jedermann hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen Informationen und Gedankengut jeder Art in Wort, Schrift oder ‒ Seite 140_141 365/2011 ‒

Druck, durch Kunstwerke oder andere Mittel eigener Wahl sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben. (3) Die Ausübung der in Absatz 2 vorgesehenen Rechte ist mit besonderen Pflichten und einer besonderen Verantwortung verbunden. Sie kann daher bestimmten, gesetzlich vorgesehenen Einschränkungen unterworfen werden, die erforderlich sind a) für die Achtung der Rechte oder des Rufs anderer; b) für den Schutz der nationalen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung (ordre public), der Volksgesundheit oder der öffentlichen Sittlichkeit.“ BGBl. Nr. 210/1958 zuletzt geändert durch BGBl. III Nr. 30/1998, Europäische Menschenrechtskonvention, gemäß BVG BGBl. Nr. 59/1964 mit Verfassungsrang ausgestattet (EMRK): „(1) Jedermann hat Anspruch auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Freiheit der Meinung und die Freiheit zum Empfang und zur Mitteilung von Nachrichten oder Ideen ohne Eingriffe öffentlicher Behörden und ohne Rücksicht auf Landesgrenzen ein. Dieser Artikel schließt nicht aus, daß die Staaten Rundfunk-, Lichtspiel- oder Fernsehunternehmen einem Genehmigungsverfahren unterwerfen. (2) Da die Ausübung dieser Freiheiten Pflichten und Verantwortung mit sich bringt, kann sie bestimmten, vom Gesetz vorgesehenen Formvorschriften, Bedingungen, Einschränkungen oder Strafdrohungen unterworfen werden, wie sie in einer demokratischen Gesellschaft im Interesse der nationalen Sicherheit, der territorialen Unversehrtheit oder der öffentlichen Sicherheit, der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Verbrechensverhütung, des Schutzes der Gesundheit und der Moral, des Schutzes des guten Rufes oder der Rechte anderer unentbehrlich sind, um die Verbreitung von vertraulichen Nachrichten zu verhindern oder das Ansehen und die Unparteilichkeit der Rechtsprechung zu gewährleisten.“ Im Bundesgesetzblatt Nr. 262 aus 1982 findet sich der Artikel 17a. StGG, „Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei.“ Uneingeschränkt.

Die zuvor zitierte „aeiou“-Enzyklopädie schließt aus ihrem letztem Absatz holprig-erhellend aber jedenfalls

noch unzensuriert: „Seither ist die Vor- und Nachkontrolle von Presse, Film, Hörfunk und Fernsehen üblich, auch bestimmte Maßnahmen von wirtschaftlicher Förderung oder Reglementierung sowie die Selbstkontrolle von Presse und Filmwirtschaft fallen in den Bereich der Zensur.“ Der antifaschistische Konsens Österreichs Zweite Republik basiert auf dem so genannten „antifaschistischen Konsens“, also auf der mehrheitlichen Einsicht, dass es kein Zurück zu Faschismus, Nationalsozialismus und Rassismus geben solle. Darauf beruht die Aussöhnung Österreichs mit dem Rest der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg und darauf beruht auch das NS-Verbotsgesetz, das Zensurmaßnahmen beinhaltet, das ursprünglich in besonderen Fällen sogar die Todesstrafe vorgesehen hatte. Und das Bundesverfassungsgesetz vom 3. Juli 1973 zur Durchführung des Internationalen Übereinkommens über die Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung.

Gerade an Kinderbüchern hat die Political Correctness wenig Spuren hinterlassen, sie haben das Verbot rassischer Diskriminierung lange überlebt.

Langsam beugen sich die Verlage dem öffentlichen Druck und reparieren Hatschi Bratschi Luftballon, Dr. Dolittle, die Biene Maya und Zehn kleine Negerlein. Und die Disney-Produktionen aus der Zeit des Kalten Krieges. Einzig die spöttischen Zeichnungen und Verse Wilhelm Buschs blieben bisher wie sie waren. Unzensuriert.

Zum gesellschaftlichen Konsens gehört mittlerweile auch das Verbot pornographischer Darstellungen mit Kindern. Vor anderen pornographischen Inhalten schützen nur Jugendschutzgesetze, dennoch Zensur.

Postzensur: Z. B. Die Postsperre im Insolvenzrecht Die „Postsperre“ hat nichts mit aufgelassenen Postfilialen und nichts mit klammheimlich demontierten Postkasteln zu tun. Hier geht es darum, dass Menschen, die in finanziellen Nöten sind, von einem Tag

auf den anderen ihre persönlichen Briefe nicht mehr erhalten. Im Rechtsstaat Österreich. Als hätten die SchuldnerInnen, die MitarbeiterInnen und erst recht die Familien, nicht schon genug Existenz-Probleme um die Ohren, sieht die Insolvenzordnung vor, dass der Schulden-Sünder ab dem Datum der KonkursEröffnung seine Post nicht mehr zugestellt bekommt.

Das ist für viele Betroffene der erste und sehr tief sitzende Schock des Verfahrens. Weil er’s nämlich nicht versteht und weil die persönlichen Briefe, Postgeheimnis schau oba!, bisher zu seinen intimsten Dingen gehört hatten. Ab sofort gilt also dieses Postgeheimnis nicht mehr für ihn und er muss froh sein, wenn er seine Korrespondenz irgendwann und überhaupt und doch noch bekommt – nach dem sie von einem Zensor gelesen wurde.

beförderten gerichtlichen oder sonstigen amtlichen Briefsendungen, sofern sie mit einem auf die Zulässigkeit der Zustellung trotz der Postsperre hinweisenden amtlichen Vermerk versehen sind.

(3) Der Insolvenzverwalter darf die ihm ausgehändigten Sendungen öffnen. Er hat gerichtliche und sonstige amtliche Schriftstücke, die die Masse nicht berühren, mit einem auf die Anhängigkeit des Insolvenzverfahrens hinweisenden Vermerk zurückzusenden. Ansonsten hat der Insolvenzverwalter dem Schuldner Einsicht in die an diesen gerichteten Mitteilungen zu gewähren und ihm die Sendungen, die die Masse nicht berühren, unverzüglich auszufolgen.“

Das heißt: Jeder Brief, geschäftliche, private, familiäre, religiöse, auch ganz intime, erotische, jede Zeitung, jedes Packerl werden ab Konkurseröffnung, egal was hinter diesem Verfahren wirklich steckt und wie das dann ausgeht, nicht mehr dem, dem sie gehören, zugestellt, sondern einem so genannten „Insolvenzverwalter“, der ein verlängerter Arm der Justizkrake ist. Der, vielmehr dessen amüsiertes Personal, öffnet nun alle Poststücke, schaut hinein, liest oder kopiert, und erst danach kann sich der Schulden-Büßer während der Kanzleistunden seine Sachen abholen. Wenn das Büro des Masseverwalters wenig Zeit hat oder mal auf Urlaub ist, kann das auch schon etwas länger dauern. Welche zusätzlichen Katastrophen zu spät erhaltene Briefe auslösen können, was eine vier Tage alte Zeitung wert ist, kann sich jeder selbst ausrechnen.

Vorzensur

Im Paragraf 78 der Insolvenzordnung vom 1. Juli 2010 klingt das Unfassbare wörtlich so: „(2) Das Gericht hat zugleich mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens die Post- und Telegraphendienststellen, die Flugplätze, Bahnhöfe und Schiffsstationen, die nach Lage der Wohnung und der Betriebsstätte in Betracht kommen, von der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu benachrichtigen. Solange es keinen gegenteiligen Beschluß faßt, haben diese Stellen dem Insolvenzverwalter alle Sendungen auszuhändigen, die sonst dem Schuldner auszufolgen wären. Das gilt nicht für die mit der Post

Das ist Postzensur, wie sie Strafgefangene übrigens auch kennen.

Z. B. Das Gespenst der Kunstfreiheit: Als Herbert Achternbusch 1983 seinen zehnten Film „Das Gespenst“ fertig gestellt hatte, entschied die „Freiwillige Selbstkontrolle“ der Filmwirtschaft (FSK Deutschland), den Film nicht freizugeben, denn er attackiere die katholische Kirche und erzeuge ein nur noch pessimistisches und nihilistisches Grundmuster der Welt, das keine rationale Verarbeitungsmöglichkeit für den/die BesucherIn zulässt. Der Film könne dem religiösen Empfinden eines Millionen zählenden katholischen Teils der Bevölkerung in öffentlicher Vorführung nicht zugemutet werden). Das heißt, der Film wurde verboten, weil sich Menschen, die aus Ankündigungen, Kritiken und Warnungen wussten, dass ihnen der Film nicht gefallen wird, in ein Kino gingen, um sich das anzusehen, um sich darüber zu ärgern und gegebenenfalls anzuzeigen. Was Katholiken nicht zuzumuten ist.

Tatsächlich handelt der Film, formal zwischen Karl Valentin, Samuel Beckett und Luis Buñuel, von einem wiederkehrenden, dem 42. Jesus, der versucht, im bayerischen Alltag zurecht zu kommen.

Die deutsche FSK hatte ihre Entscheidung zwar nach kurzer Zeit revidiert, in Österreich und in der ‒ Seite 142_143 365/2011 ‒

Schweiz blieb der Film weiterhin verboten. Noch bevor der Film in Graz erstmals aufgeführt werden konnte, schritten Polizisten in der für diese bekannt sensiblen Art ein und konfiszierten die Filmrollen. „… Das Landesgericht für Strafsachen Graz erkannte mit Urteil vom 2. Juli 1984, GZ 3 b E Vr 4.128/83–46, über den von der Staatsanwaltschaft im selbständigen Verfahren gestellten Antrag auf Einziehung des gerichtlich beschlagnahmten Tonfilmes „Das Gespenst“ von Herbert Achternbusch gemäß § 33 Abs 2 MedienG zu Recht.

Der Geschäftsführer der IG Autorinnen und Autoren, Gerhard Ruiss: „Das Mediengesetz ist insofern problematisch, als es präventive Zensur zulässt, denn es ist ja möglich mit der ersten geplanten Vorführung zu beschlagnahmen.“ Dass die Behörden bei der Beschlagnahme des Filmes vor der Aufführung gegen wichtige Verfassungsgrundsätze verstoßen haben, das sieht auch der auf Filmrecht spezialisierte Jurist Dr. Wallentin so: „Als vorläufige Maßnahme steht die Beschlagnahme einer Vorzensur nahe. Es ist die überwiegende Meinung […], dass eine Beschlagnahme vor Beginn der Verbreitung (und damit wohl auch der Aufführung) unzulässig sei, weil sie dem absoluten Verbot der Vorzensur widerspräche.“ Und Thomas Wallentin überrascht mit seiner Rechtsmeinung, dass sich die Beschlagnahme und das Verbot des Gespenstes nur auf die inkriminierte Kopie des Filmes beziehen könne, die ja auch nie zurückgegeben wurde. Andere Filmkopien oder Datenträger, die heute zur Aufführung kommen könnten, seien davon nicht betroffen und müssten gegebenenfalls in neuen Verfahren bekämpft und ausjudiziert werden.

Wie diese Verfahren, wenn sich überhaupt ein Kläger fände, 24 Jahre nach den ersten, ausgehen würden, wäre daher noch abzuwarten.

Weitere Beispiele, bloß demonstrativ, für Vorzensur: Für die Darbietung von Kabarett-Programmen benötigt in Wien jedes Veranstaltungslokal eine gesonderte behördliche Bewilligung. Es ist noch gar nicht so lange her, da durfte die Festspielintendanz in Salzburg bestimmen, was auf (andere) Bühnen darf! Bis vor Kurzem hat das Telekommunikationsgesetz noch

Telefongespräche erotischen Inhalts verboten. Deshalb saßen die Vermittlungen der Telefonhotlines zumeist auf den Bahamas.

Das Privatradiogesetz schreibt den Sendern penibel vor, was sie zu senden und was gefälligst zu unterlassen haben. Das betrifft allen Ernstes die Art der Musik und des Inhaltes und auch deren Dauer. Zitate aus zwei Strafverfahren, deren es viele gibt: „Die KommAustria hat auf Grund der Beschwerde des Medienprojektvereins Steiermark gemäß §§ 24, 25, 26 iVm §§ 28 Abs. 2 und 28a Abs. 1 Z 2 PrR-G festgestellt, dass die IQ - plus Medien GmbH im Zeitraum vom 01.10.2010 bis zum 12.10.2010 den Charakter des mit Bescheid der KommAustria vom 02.04.2007, KOA 1.467/07-004, ergänzt durch den Bescheid des Bundeskommunikationssenates (BKS) vom 18.10.2007, GZ 611.119/0001-BKS/2007, genehmigten Programms im Versorgungsgebiet „Graz 94,2 MHz“ grundlegend verändert hat, ohne dafür über eine Genehmigung durch die Regulierungsbehörde zu verfügen, indem sie a) einerseits während dieses Zeitraums abweichend von Auflage 1.c des Bescheids des BKS vom 18.10.2007, GZ 611.119/0001-BKS/2007 nicht täglich von Montag bis Freitag am Nachmittag eine auf die Alterszielgruppe 35+ ausgerichtete mindestens dreistündige Sendung, in der lokale Grazer Themen oder überregional bedeutende Themen unter Einbindung der lokalen Bevölkerung behandelt werden, ausgestrahlt hat, und b) andererseits vom 01.10.2010 bis zum 10.10.2010 abweichend von Auflage 1.b des genannten Bescheides des BKS kein Programm gesendet hat, das im Wochendurchschnitt in der Zeit von 06:00 Uhr bis 19:00 Uhr einen Wortanteil von zumindest 25% aufweist.“ (KOA 1.467/11-037 vom 25. Mai 2011) „Die Kommunikationsbehörde Austria hat aufgrund der Beschwerde der KRONEHIT Radio BetriebsgmbH. gegen die Privat-Radio Betriebs GmbH gemäß §§ 24, 25, 26 iVm 28 Abs. 2 und 28a Abs. 1 Z 2 Privatradiogesetz festgestellt, dass die Privat-Radio Betriebs GmbH im Zeitraum vom 01.10.2010 bis 05.10.2010 den Charakter des von ihr im Antrag auf Zulassung dargestellten und mit Bescheid der KommAustria vom 28.02.2008, KOA 1.470/08-004,

genehmigten Programms (§ 3 Abs. 2 PrR-G) im Versorgungsgebiet „Bezirk Leoben und östlicher Teil des Bezirkes Liezen“ grundlegend verändert hat, ohne dafür über eine Genehmigung durch die Regulierungsbehörde zu verfügen, indem sie ausschließlich ein Musikprogramm und – abgesehen von Werbung und Jingles – kein Wortprogramm gesendet hat.“ (KOA 1.470/11-011 vom 6. April 2011) Usw. Kunstzensur Überhaupt ist die Zensur von Werken der Kunst jene am meisten praktizierte.

In einer aktuellen PR-Kampagne, die für das kunstfreundliche Klima Wiens wirbt, wird ein Foto einer künstlerischen Aktion blamabel missbraucht, das den damaligen Aktionskünstler Günter Brus zeigt. Der, weiß bemalt, ein schwarzer Stich vom Scheitel abwärts, als wäre er gespalten, über die Plätze der Hofburg wandelt. Dass er Minuten später deswegen bereits in Polizeihaft und die Darbietung abgebrochen bzw. verboten war, verschweigt der PR-Text.

Zensur über Förderungen und Steuern Die Förderungspolitik und -verweigerung durch Bund, Länder und Gemeinden ist aber auch ein gerne praktizierter Weg der Verhinderung, was der Obrigkeit missfällt oder in Wahlkämpfen schaden könnte. Im Zweifel helfen erdrückende Steuern, Gebühren und Abgaben.

Pressezensur Das österreichische Medienrecht verbietet beispielsweise über verbüßte Strafen zu berichten. Oder aus Vorakten in Strafverfahren zu zitieren.

Die am meisten praktizierte Form der Pressezensur ist jedoch die durch den Herausgeber: Nach der brachialen Verhaftung der Tierschützer am 21. Mai 2008, über das alle österreichischen Medien entsetzt berichtet hatten, schrieb die Wiener Straßenzeitung

Augustin: „7. Juli 2008: Das ‚profil‘ benötigte ganze 47 Tage (in Worten siebenundvierzig), bis es seinen Lesern über eine einzige Kleinformatseite davon berichtet hatte. (In der selben Ausgabe befindet sich ein an Unwichtigkeit kaum zu überbietendes Interview über ganze vier Seiten mit Natascha Kampusch).

Die ‚profil‘-Reportage beginnt mit den Worten: ‚Sechs Uhr morgens, es klopft leise. Eine junge Frau geht zur Tür: Polizei. Sie solle aufmachen‘ .“ Der Herausgeber des profil wird vor allem durch den Niederösterreichischen Landesjägermeister ÖkonomieRat Dr. Christian Konrad repräsentiert, viel geschmähtes Feindbild der Tierschutzbewegung.

Der Chefredakteur der Arbeiter Zeitung hatte bis 1989 den Sitzungen des SPÖ-Parteipräsidiums beizuwohnen. Dort wurde auch festgelegt, was er über die Ergebnisse der Beratungen schreiben darf. Nach den Sitzungen riefen die Abgeordneten ihre befreundeten Journalisten bei den übrigen Tageszeitungen an, womit die Geschichten überall lesbar waren, während das Parteiblatt noch alles bestreiten musste.

Ein anderes Beispiel, so lächerlich, so typisch: Im Standard vom 17. Juni 2011 erscheint unter dem Namen Harry Kain ein Bericht, dass ein Verlag zusperren musste, der Konsum-Guides herausgab. Von elf Titeln kann man lesen. Der Absatz, dass dort zwölftens „vor allem der Bier Guide aus der Feder des redaktionseigenen Bierpapstes, des STANDARD-Redakteurs Conrad Seidl“ erschien, fehlte im Blatt.

Eine Methode ist, auf dem Vergleichswege per Deal Journalisten kalt zu stellen, Hartnäckigen ihre berufliche Existenz zu nehmen. Ein Blatt aus dem Verlag Christian Muchas veröffentlichte einen Bericht über ein Barterunternehmen, dessen Mitarbeiter gelegentlich vor dem Strafgericht standen, auch verurteilt wurden. Um einem langwierigen Gerichtsverfahren, das vom Verlag zu gewinnen war, zu entgehen, einigt sich der Herausgeber, zwei Seiten lange über das Unternehmen ausschließlich Positives zu berichten und den investigativen Journalisten rauszuschmeißen. Im Standard erscheinen Berichte über die umstrittene IMADEC-Privatuniversität, die sich nicht mehr Universität nennen darf. Der ‒ Seite 144_145 365/2011 ‒

Gründer des Institutes klagt, weil aus einer parlamentarischen Anfrage der Grünen über ihn zitiert wurde.

Das ist erlaubt, dennoch bezahlt ihm der Verlag eine (lächerlich geringe) unbegründete Entschädigung.

Wenige Tage darauf wird dem seit Jahrzehnten schreibenden Autor beigebracht, dass auf seine Mitarbeit verzichtet wird.

Zensur durch Privatinitiativen Nach 1945 wurde Zensur oft und erfolgreich in Privathände gelegt, was naturgemäß nicht lückenlos gelingen konnte. So hatte der Kampf gegen „Schmutz und Schund“ verbittert gegen alles Broschierte gekämpft, also gegen alles, das nicht als Hardcover erschien (?!), so genannte Schundhefte. Das führte sogar zu rituellen Bücherverbrennungen der Gewerkschaftsjugend. Der gnadenloseste Kämpfer ist der Österreichische Buchklub der Jugend. Und in den Kinos zensuriert noch immer die Freiwillige Selbstkontrolle, die von Deutschland aus den österreichischen Geschmack bestimmt.

Ein ähnlicher Terror war der „Wiener Brecht-Boykott“ ab 1951 der Literaten Hans Weigel und Friedrich Torberg, der fast lückenlos eingehalten und erst abgeblasen wurde, als die CIA ihre Zahlungen an Torberg eingestellt hatte. Tatsächlich war es in dieser Zeit möglich, an allen österreichischen Bühnen Aufführungen des damals weltweit viel gespielten Dramatikers Berthold Brecht zu verhindern. § 278 StgB § 278 (3) Als Mitglied beteiligt sich an einer kriminellen Vereinigung, wer im Rahmen ihrer kriminellen Ausrichtung eine strafbare Handlung begeht oder sich an ihren Aktivitäten durch die Bereitstellung von Informationen oder Vermögenswerten oder auf andere Weise in dem Wissen beteiligt, dass er dadurch die Vereinigung oder deren strafbare Handlungen fördert.

Letztlich enthält auch der berüchtigte, durch den Tierschützerprozess prominent gewordene Paragraph 278 des Strafgesetzbuches und die aus der rechten Ecke Österreichs geforderten Verschärfungen des-

selben die Bestrafung von geäußerten Meinungen.

Keine Taten, das gesprochene Wort. Rechtsanwalt Georg Bürstmayer: „Derzeit besteht für Menschen, die sich außerhalb der Parteien politisch engagieren, Kriminalisierungsgefahr“ (Der Standard, 8. Juni 2011).

Und tatsächlich wurden schon StudentInnen der Akademie der bildenden Künste in Wien und zwar wegen einer künstlerischen Arbeit (Videoproduktion) nach § 278b, verfolgt: Terroristische Vereinigung § 278b. (1) Wer eine terroristische Vereinigung (Abs. 3) anführt, ist mit Freiheitsstrafe von fünf bis zu fünfzehn Jahren zu bestrafen.

Wer eine terroristische Vereinigung anführt, die sich auf die Drohung mit terroristischen Straftaten (§ 278c Abs. 1) oder Terrorismusfinanzierung (§ 278d) beschränkt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen. (2) Wer sich als Mitglied (§ 278 Abs. 3) an einer terroristischen Vereinigung beteiligt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen. (3) Eine terroristische Vereinigung ist ein auf längere Zeit angelegter Zusammenschluss von mehr als zwei Personen, der darauf ausgerichtet ist, dass von einem oder mehreren Mitgliedern dieser Vereinigung eine oder mehrere terroristische Straftaten (§ 278c) ausgeführt werden oder Terrorismusfinanzierung (§ 278d) betrieben wird.

Erich Félix Mautner

‒ Seite 146_147 365/2011 ‒

Grafik Design: Bettina Zurowetz

Fugen und Furchen

Vernissage und Konzert am 11.1.2011 um 19.00 Uhr Junge KomponistInnen und DruckgraphikerInnen der Musikuniversität Wien und der kunstschule.at arbeiteten zusammen und präsentierten die Ergebnisse im Werk.

-

An diesem Abend wurde auch der traditionelle Preis für Druckgraphik auf der Grundlage des gesamten grafischen Schaffens an der kunstschule.at seit 2009 an Jeremias Altmann verliehen, Ehrenurkunden erhielten Alina Helal und Maria Kourakhtanova.

Fotos Andrea Blaukopf

An einem Abend boten junge, in Ausbildung stehende KünstlerInnen ihre Kompositionen und Druckgraphiken dem Publikum dar. Fünf Teams von zwei oder mehreren KomponistInnen und GraphikerInnen hatten intensiv daran gearbeitet, ihre Arbeit in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen. Die Präsentation umfasste eine breite Palette von Positionen von E- und U-Musik bis zu vielfältigsten Ausdrucksmitteln der Graphik, die auch in die Bereiche Installation, Film und Wandmalerei hineinreichten.

Bei der Vernissage entstand eine „Crossover“-Präsentation, bei der jeweils eine Komponistin eine Graphikerin vorstellte und umgekehrt. So lernten die Beteiligten und das Publikum, sich in der Ideenwelt der Aufführenden und Ausstellenden zurechtzufinden und oft überraschende und neue Standpunkte zu verstehen. Die jungen KomponistInnen führten ihre Kompositionen teils live auf, teils wurden Aufnahmen der Werke vor Ort mit dem „Bild“ im weitesten Sinn konfrontiert.

‒ Seite 148_149 Projekt ‒

Karolina Preuschl o. T. sieben Radierungen Christian Hummer Komposition, Piano Dominik Heizmann Caj贸n Farhad Pourhosseini-Manjili Bass Ludwig Ascher Trompete

Alina Helal Installation Grafikanimation mit Musik

‒ Seite 150_151 Projekt ‒

Laura Egger-Karlegger Installation Grafikanimation mit Musik

Maria Kourahtanova Installation Grafikanimation mit Musik Anna Starzinger Musikerin, Komponistin

Sonja Stojanovic o. T. fünf Radierungen Matthias Werner Komposition, Posaune Clara Murnig Piano Sophie Kolarz Violine Iris Tillner Violine Elisabeth Eber Cello Viktoria Kowarz Sopran Thomas Winalek Posaune Dominik Schnaitt Posaune

‒ Seite 152_153 Projekt ‒

Karoline Koegl „frei gefangen“ Monotypie – Performance Thomas Mejstrik Kompostion, Piano

AUGUSTIN

Partnerinnenbeilage Der AUGUSTIN bietet Kultur- und Sozialinitiativen die Möglichkeit, PartnerInnenbeilagen zu buchen.

Diese Beilagen zeichnen sich inhaltlich durch eine Nähe zur Ausrichtung der AUGUSTIN-Themen aus und werden daher zu einem freundschaftlichen Tarif angeboten. Die kunstschule.at hat die Chance genützt, um auf acht Seiten dem interessierten Publikum unsere Kunstausbildungsinstitution näherzubringen.

Gestaltet wurde dieser spannende Innenteil von Jürgen Korntheuer, Eva Mogg und Lisa Rindberger aus der Abteilung Grafik Design. Die Auflage betrug 35.000 Stück.

‒ Seite 154_155 Projekt ‒

kunstschule.at

Unsere Philosophie Stimmen der Studierenden Werkstätten Projekte Exit Termine und Fakten

‒ Seite 156_157 Projekt ‒

Strukturelle Grenzen der Realdemokratie: Herrschaft des Gleichen, Ohnmacht des Politischen?

BIRGE KRONDORFER Oder die Frage, was es bedeutet, dass eine positiv besetzte Demokratie in der Alltagswahrnehmung zumeist heißt, die eigenen Anliegen, Interessen und Ideen durchsetzen zu können. Aber selbst dieser Option stehen die Vielen mehr oder weniger gleichgültig ‚gegenunter‘. Hier soll es einerseits um eine kritische Perspektive dieses ‚Eigenen‘ gehen, welches andererseits aber auch bedroht ist und mit der Verohnmächtigung des Politischen zu tun hat. Dies wird dahingehend begründet, dass wirkliche Pluralität verschwindet, bzw. heutzutage mit einem uni-formierenden Pluralismus verwechselt wird.

Das uns bekannte System Demokratie ist zumindest durch folgende Strukturen begrenzt: Es hat seine Grenze im Außen.

(Nationalstaat, EU) Es hat seine Grenze in der Ökonomie.

(Globaler Kapitalismus) Es hat seine Grenze in seinem Binnenraum.

(Frauen/Minderheitenungleichheit) Es hat seine Grenze im Terrain der Hegemonie.

(Konstitutive Ambivalenz.)

Es hat seine Grenze im Individuum.

(Psyche des Subjekts)* Es hat seine Grenze im Verlust des Politischen.

(Pluralitätsvernichtung)

Hierzu einige vorläufige Aspekte, ein Potpourri aus Fremd- und Selbstreferenzen. „An der Grenze zwischen Ventimiglia und Menton, auf einem staubigen Bahnhof an der italienischfranzösischen Mittelmeerküste erfuhren am vergangenen Wochenende ein paar hundert Flüchtlinge aus nordafrikanischen Ländern die praktischen Konsequenzen eines Gedankens, den der Philosoph G. W. F. Hegel vor zweihundert Jahren so formulierte: ‚Die Persönlichkeit enthält überhaupt die Rechtsfähigkeit und macht … die selbst abstrakte Grundlage des abstrakten und daher formellen Rechtes aus‘, … ‚das Rechtsgebot ist daher: sei eine Person und respektiere die anderen als Personen‘.

Was bedeutet: Mensch und Person sind nicht dasselbe. Erst der Staat verwandelt Menschen in Personen … Er verwandelt sie in Rechtssubjekte, und als solche begegnen sie einander und sich selber.

Und es liegt in seiner Gewalt, ob er dies tut oder nicht.

So kam es, dass die Flüchtlinge auf dem Bahnhof von Menton mit Papieren winkten, mit italienischen Aufenthaltsgenehmigungen und manche sogar mit Pässen ihrer Heimatländer, während die französischen Grenztruppen eine schwarze Mauer bildeten, um ihnen den Zutritt nach Frankreich zu verwehren. „Schaut her“, bedeutete dieses Wedeln, „seid Personen und behandelt uns als Personen.“ Als Menschen wollten sie nicht anerkannt werden, das wäre ihnen (im Unterschied zu den Menschenrechts-Aktivisten, die sie begleiteten) womöglich

sogar gleichgültig gewesen. Nur um den Respekt des staatlichen Organs ihnen gegenüber ging es den Flüchtlingen, in Absehung von allem, was sie als Individualitäten ausmachte – denn dieser Respekt hätte aus ihnen Träger von Rechten gemacht.“ (Aus: Steinfeld; Sei Person. Wie an den Grenzen der Europäischen Union die Menschenrechte ihr Ende finden, Süddeutsche Zeitung vom 20.4.11) Die Demokratie, in der wir leben, hat somit ganz offensichtlich ihre Grenze nach Außen; sie funktioniert nur in einem Binnenraum. ‚Demokratie‘ hat die für uns selbstverständliche Anerkennung als Person, als Rechtsubjekt zur Voraussetzung. Das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir die Demokratie, so wie sie sich uns darstellt, kritisieren. Demokratie im Unterschied zu anderen politischen Systemen hält zumindest die Möglichkeit bereit, so wie Hannah Arendt es in etwa ganz nüchtern formuliert hat: „Alles, was nicht gewinnt, behält in der Demokratie die Chance zu gewinnen.“ Um ganz andere Gewinne geht es der kapitalistischen Weltwirtschaft, von der wir Hiesigen alle profitieren. „Man muss es herausschreien: Noch nie in der Geschichte der Erde und der Menschheit haben Gewalt, Ungleichheit, Ausschluß, Hunger und damit wirtschaftliche Unterdrückung so viele menschliche Wesen betroffen. Anstatt … die Ankunft des Ideals der liberalen Demokratie und des kapitalistischen Marktes zu besingen, anstatt das ‚Ende der Ideologien’ und das Ende der großen emanzipatorischen Diskurse zu feiern, sollten wir niemals diese makroskopische Evidenz vernachlässigen, die aus den tausendfältigen Leiden einzelner besteht: Kein Fortschritt der Welt erlaubt es, zu ignorieren, dass in absoluten Zahlen noch nie, niemals zuvor auf der Erde so viele Männer, Frauen und Kinder unterjocht, ausgehungert oder ausgelöscht wurden.“ (Aus: Jacques Derrida, Marx Gespenster) Wir ‚DemokratInnen‘ sind als Angehörige der Reichtumsinsel dieser Welt allzu oft dem Elendsgewöhnungsdenken anheim gefallen. Diese Mentalität ist erstlich und letztlich selbstgenügsam – auch wenn

wir viel zu beklagen haben. Aber was wären angesichts dieser Lage unsere ‚eigenen Anliegen und Interessen‘, wenn diese fundamental auf einer Enteignung des ‚Restes der Welt‘ basieren? Was ist der anderen Anliegen und Interessen? Wie gehen wir damit um? Gar nicht.

Auch der Innenraum der Demokratie organisiert sogenannte Minderheiten zu ‚anderen‘ und funktioniert bislang aufgrund formeller Ausschließungen, die ganz offensichtlich mehr als der Hälfte des diesen bewohnenden betrafen und daran hat sich zumindest informell auch nicht wesentlich etwas geändert: der Status der Frauen und SklavInnen in der griechischen Polis, die Hinrichtung Olymp de Gouges’ am Beginn der modernen Demokratie, die Kämpfe ums Wahlrecht, die Unsichtbarkeit der Frauen in den Ämtern der repräsentativen Demokratien noch unter der Bedingung ihrer formal-rechtlichen Gleichstellung. Was Frauen repräsentieren, wird nicht als gesellschaftsbedeutsam verstanden. Unangetastet scheinen Männer – in ihren Verbindungen – Maßstab für politischen Status, für Kultur, Ökonomie, Wissen und Arbeit darzustellen. Frauen, so eine feministische Kritik, sind materielle Basis gesellschaftlicher Vorgänge, aber nicht gleichberechtigt Beteiligte an den monetär und symbolisch anerkannten Tätigkeiten. Die sogenannte Frauenfrage hat also selbst in der realexistierenden Demokratie bislang immer schon eine Antwort gefunden, nämlich jene einer Entwicklung von Negation und Entwertung hin zu Systemadaption und Scheingleichheit. Die nach wie vor herrschenden Politikformen sind – wie alle herkömmlichen Organisationen – männerdominant institutionalisiert. Frauen haben darin die Funktion der Zu- und Mitträgerschaft innerhalb von Normen, die sie nicht selbst gesetzt haben. Sie sind gezwungen, wollen sie innerhalb der jeweiligen Organisation bestehen, sich dieser unter-, zumindest einzuordnen. Dies prolongiert den Effekt der Spaltung unter Frauen und hat zur Folge, dass es öffentlich-politische Verbindungen und Verbündungen von Frauen als Frauen kaum gibt und wenn, dann werden sie öffentlich nicht ernst genommen. Demnach sind Frauen je nach Bedarf homo- und hetero‒ Seite 158_159 365/2011 ‒

genisierte, dem Geist des Allgemeinen, der der Geist des Monosozialen ist, un/gleichgemacht. Und das bedeutet: eine Demokratie, die Geschlechterdifferenzen nicht wahr-nimmt ist keine. (Nach Birge Krondorfer, Frauen und Politik. Nachrichten aus Demokratien) Um Hegemonie, also den Kampf um gesellschaftliche Macht, geht es auch in radikaldemokratischen Metatheorien, deren Kernpunkt die Auseinandersetzung mit der konstitutiven Ambivalenz jeder Sozialität ist.

In der poststrukturalistischen Auseinandersetzung um die Problematik der Anerkennung und der Partizipation können sich prominente VertreterInnen darüber verständigen, dass „eine Gesellschaft ohne jegliche Art von Ausschließung ein psychotisches Unternehmen [wäre]. … Wir können so demokratisch wie möglich mit Ausschließungen umgehen … aber das kann die Tatsache nicht verbergen, dass Politik zu einem großen Ausmaß eine Serie von Verhandlungen um das Prinzip der Ausschließung ist, das es immer gibt als das unauslöschbare Terrain des Sozialen.“ (Ernesto Laclau im Gespräch mit Judith Butler; in: Oliver Marchart (Hg.), Das Undarstellbare der Politik) Politische Beziehungen sind immer innerhalb eines hegemonialen Feldes verortet; Antagonismen gehören zur Grundaxiomatik des Demokratischen, Dissens wäre der Kern demokratischer Begründung. Was heißt, sich in Permanenz dafür entscheiden wollen zu müssen alle einzubeziehen.

Das meint aber auch, von einer ‚kommenden Demokratie‘ zu sprechen, einer Demokratie ohne Ausnahme. Die Demokratie denken bedeutet primär, den erstbesten denken: irgendwen, einen beliebigen.’

(Nach Jacques Derrida; in: Reinhard Heil/Andreas Hetzel (Hg.): Die unendliche Aufgabe. Kritik und Perspektiven der Demokratietheorie) In diesen Kämpfen um Macht darf – idealiter – keiner als Sieger hervorgehen. Eine essentielle Demokratie darf niemals vollständig sein, denn dann hätte sie sich selbst verfehlt. Ihre offene Strukturiertheit ist das Synonym dafür, dass die ‚Mitte der Macht‘ leer bleibt.

Die ‚leere Mitte‘ bedeute das, was an einer Gesellschaft im Werden, was unabgeschlossen, unabgegolten, unvollständig und unbestimmt bleibt. Die

leere Mitte ist ein Name für die Beschränktheit einer jeden Position im politischen Prozess, oder mit anderen Worten: für die Unmöglichkeit jedes im substantialistischen Sinne verstandenen Anspruchs auf die wahre Lösung/Erfüllung. (Nach Claude Lefort, in: ebd.)

Damit wird deutlich, dass jeder Universalitätsanspruch an sich partikulär ist – und doch darf es nicht sein, dass ein jedes Partikuläres seine Existenz legitimieren muss. Ein/e jede/r hat Recht auf ihr/sein jeweiliges Dasein. Zwischen dem In-dividuum (das Un-teilbare) und den Vielen, als im Teilen Verbundene, besteht jedoch das unendliche Paradox einer jeden Kollektivität.

Oder wie es ein anderer Theoretiker des Politischen paradigmatisch formuliert: „Widerstreit ist die Voraussetzung von Demokratie. Und nicht eine konsensuelle Praxis wie in der heutigen Post-Demokratie, deren Ziel es ist, Dissens auszulöschen. Widerstreit ist die Möglichkeitsbedingung von politischer Kommunikation. Den anderen erkenne ich erst dann wirklich an, wenn ich die Auseinandersetzung mit ihm aufnehme, nicht dagegen, wenn ich ihn bloß toleriere und damit vergleichgültige“. (Nach Jacques Rancière, in: ebd.)

Die hier angesprochene Vergleichgültigung ist die Kehrseite aller Gleichheitsbestrebungen, denn da, wo jede Person gleich gültig ist, wird diese auch austauschbar; das entspricht dem ver/führenden Grundprinzip des Kapitalismus, der in seiner universalisierten Form der ‚schein-baren‘ Teilhabe ‚aller‘ den Effekt hat, dass keine/r zählt. Allgemeine Äquivalenz – wir alle sind Geld. Dem korreliert der heute gefeierte Pluralismus der Lebensstile, die Harmonisierung um jeden Preis durch win-winProcedere, durch Selfempowerment und Inklusion als Partizipationsillusion, durch äußerliche Akzeptanz aller Arten von Identitäts-Identifizierung – all das wirkt suggestiv als Versprechen der Realdemokratie, als das Gegenteil von Begrenzung. Jedoch: wir sind alle Insassen in einem universalisierten und entgrenzten Wirtschaftssystem, das lediglich eine Teilwirklichkeit darstellt – und damit nur bestimmte Probleme und Bedürfnisse (durch Herstellung von immer mehr vom Gleichen) bewältigt,

aber in seiner Totalität alles zu lösen vorgibt. Diese entgrenzte Produktivität entspricht einem männlichen Unabhängigkeitsphantasma, das alles Andere, all die Anderen niederwalzt, Gleichheit postuliert, dadurch hegemoniale Verhältnisse substituiert und sich so erhält.

In dieser Dynamik, deren einziger Inhalt der ökonomische Mehr-Wert zu sein scheint, sind tatsächlich alle Menschen Gleiche geworden, was zum Ausschluss, zur Vernichtung, zur Unterwerfung, zur Angleichung und Anpassung alles Besonderen führte.

Politik, die noch Widersprüche zur Erscheinung bringen könnte, wird zur Systemfunktion und unterwirft sich dieser abstrakten Gleichgültigkeit. Demokratie ist zu einem leeren formalen und additiven Pluralismus verronnen, Widerstände und Widersprüche werden eliminiert. So bleibt ein unaufhebbarer Rest, der immer wieder eingeholt und gelöscht werden muss – z. B. durch Konsumideologie und ihre ‚Wahlfreiheit’ (ein Biojoghurt für jeden Geschmack), durch welchen die Identitäten jedoch im Gleichklang codiert werden.

Die meisten Frauen (und definierten Minderheiten) greifen auf herkömmliche und eingewöhnte Handlungsoptionen und Ziele zurück, auf vorgegebene Anerkennungsmuster und (karrieristische) Beteiligungsversprechen, aber nicht mehr auf Herrschaftskritik. (Vgl. Krondorfer, s. o.)

Das Ideal totaler Gleichheit widerspricht laut Hannah Arendt dem Politischen selbst, ja zerstört es nachgerade. Und damit sind nicht die sozioökonomischen Bedingungen gemeint und auch nicht die Grundanerkennung als Person, als Rechtssubjekt – beides Voraussetzungen um politisch handeln zu können.

Als Menschen sind wir je verschiedene, die lediglich im präpolitischen Raum des Privaten – zu dem Arendt auch die Gesellschaft als von der Ökonomie durchseuchten Massenhaushalt zählt – als Individuen je gleich sind. Das wird präzisiert, wenn sie z. B. in ihrem Denktagebuch schreibt: „Verstehen in der Politik heißt nie, den Anderen zu verstehen (nur die welt-lose Liebe ‚versteht‘ den Anderen), sondern die gemeinsame Welt so, wie sie dem Anderen erscheint.“ Das Politische ist das Dazwischen der Unterschiedenen und nicht

das Einzelheitige, weshalb Menschen im öffentlichen und damit politischen Raum als unterschiedene Personen erscheinen, um als solche über eine immer mögliche Weltgestaltung miteinander zu verhandeln.

Und diesen öffentlichen Raum gibt es kaum noch.

Das Tragfähige der Politik ent- und besteht in der Akzeptanz der Gegenseitigkeit auf Augenhöhe, indem die Unterschiedenen sich ‚kraft ihrer Entscheidung gleiche Rechte gegenseitig garantieren‘. Das meint sie mit Pluralität, der sie die Kollektivität im Singular strikt entgegensetzt. Und das, was heute Pluralismus heißt, ist letztlich dieser Singular, von dem gesagt wird: wenn „diese Unterschiedslosigkeit zum Maßstab des gemeinsamen politischen Lebens würde, dann ergäbe das ein totalitäres Modell. Arendt sah Zusammenhänge zwischen dem Inneren, dem Einen, dem Entgrenzten, dem Maßlosen, dem Allmachtswahn..... [und dem Eigenen; Anm. BK]. Der gemeinsame Nenner dieser Kette ist der Horror vor der Herrschaft des Singulars als Symbol der Allmacht und des Totalitären und damit der Abwesenheit von Pluralität. … Es geht um die Gefahr eines alle Unterschiede einreißenden Modells, das die Bedingungen des Politischen zerstören würde.“ (Christina Thürmer-Rohr, in: taz 8.11.2007, Gespräch über Hannah Arendt: Dass man miteinander streitet) Eine plurale Demokratie hieße also weniger Teilnahme am Gleichen, kein gleich-gültiges Nebeneinander tolerierter Monaden, sondern Anteilnahme an der Perspektive der Anderen; eine Teilung, die nicht ein Beisichbleiben, aber ein Außerselbstwerden bedeutet, keinen Egozentrismus, sondern Selbstüberschreitung. * Dieser Aspekt wird hier ausgelassen. Die un/bewussten Grenzen in uns selbst – sich zu teilen, also simpel die Egoerhaltung; unsere Leidenschaften, die zumeist Leiden schaffen; unsere Selbstschutzmechanismen; die Differenzierung zwischen Person und Persönlichem, zwischen Rechtssubjekt und Rechtsansprüchen einer jeglichen Subjektivität; die nötigende und heutzutage notwendige Unterscheidung zwischen Individuum und Subjekt … – überschreiten hier den Rahmen.

‒ Seite 160_161 365/2011 ‒

‒ Seite 162_163 studierendenarbeiten ‒

Stefanie Hempel Malerei und prozessorientierte kunstformen

Transit Lounge Karton, Avocado, Erbsen, Melone, Granatapfel, Banane, Hirse, Faden

sich im Ăœbergang befinden auf der Reise sein festgehalten werden ungewisse Aufenthaltsdauer das Ankommen scheint aussichtslos zu sein Warten bestimmt das Sein

sebastian geronimo berki Comic und animation

every day bleistift, tusche a4

-

‒ Seite 164_165 studierendenarbeiten ‒

benedikt skorpik GRAFIK DESIGN

roaar cd gestaltung Papierkarton, Seidenpapier 12 x 12 cm

Bei diesem Projekt handelt es sich um die visuelle Gestaltung eines CD Covers. Ich habe versucht, mein Konzept mit typographischer Verfremdung umzusetzen und auf 端berfl端ssiges Bildmaterial zu verzichten.

Patricia Schwarz GRAFIK DESIGN

leicht statt kompliziert Piktogramme und WG Stimmungsbarometer

Um es in einer Wohngemeinschaft so friedlich wie möglich ablaufen zu lassen, habe ich ein Stimmungsbarometer entworfen. Durch lustige Piktogramme können auch Regeln Spaß machen.

‒ Seite 166_167 studierendenarbeiten ‒

lisa rindberger grafik design

font design drip painting Entwicklung einer Schrift zum Künstler Jackson Pollock

Nach ausführlicher Recherche über den Künstler begann ich mit der Entwicklung einer Schrift.

Ich entschied mich dazu, mit der Technik des Drip Painting zu arbeiten. Ich versuchte, Pollocks Arbeitsweise zu übernehmen und schleuderte die Farbe mit

großer Geschwindigkeit immer gleichmäßig auf das Papier, ohne aus dem Rhythmus zu kommen. Anschließend untersuchte ich die entstandenen Farbspritzer und Farbflüsse und versuchte darin Buchstaben zu erkennen.

JasminE Schuster GRAphik

Kreide-Lithographie mit Schabtechnik 25 x 35 cm

-

‒ Seite 168_169 studierendenarbeiten ‒

Bettina Zurowetz grafik design

Seidenspinner Tücher, Porzellanmaske, Fotografien 13 x 18 cm

Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens. In einer Disco lernt sie einen Mann kennen, der sie – in ihrer Wohnung angekommen – umbringt. Nach einer Verfolgungsjagd wird der Mörder gefasst. Das Mädchen wird erlöst.

Im Glanz der Nacht

Verhinderte Flucht

Ewiger Schlaf

Isabel Fröschl Malerei und prozessorientierte kunstformen

Verortung Acryl auf Papier 48 x 62 cm

-

„Der Weg zum Gipfel – ein bereicherndes Erlebnis oder doch nur ein notwendiges Übel, um ganz oben zu sein.“

‒ Seite 170_171 studierendenarbeiten ‒

Julia Hellerschmid Graphik

Ohne Titel Mischtechnik, Linolschnitt, Siebdruck 25 x 25 cm

-

Martina Montecuccoli Malerei und prozessorientierte kunstformen

Auf Traumkurs!

Postkartenserie Collage auf Papier 14 x 9,8 cm

-

‒ Seite 172_173 studierendenarbeiten ‒

manfred liPSKA Malerei und prozessorientierte kunstformen

RHOMBICUBOCTAHEDRON Acryl auf Wanddispersion 160 x 150 cm

Vorder- und R端ckansicht eines Rhombicubocta足 hedron, wie die beiden Teile der Kunstschule (Lazarett- und Nobilegasse) zusammengeh旦rig, aber dennoch nicht gleichzeitig sichtbar und nur 端ber Umwege erreichbar.

Matthias moser grafik design

CLOUDS MIXED MEDIA, DIGITAL BEARBEITET

Freie Illustration zum Liedtext „Both Sides Now“ von Joni Mitchell.

‒ Seite 174_175 studierendenarbeiten ‒

Sonja Stojanovic graphik

UM:DRUCK, Edition „Jugendfrei“ Offset-Alugraphie 45 x 35 cm

Die Grafikfachzeitschrift UM:DRUCK, die vier Mal pro Jahr erscheint, bringt als Beilage eine Edition der Grafikwerkstätte heraus. Auf dem Papierformat A4 wird in frei wählbarer Technik eine Arbeit in einer Auflage von 50 Exemplaren veröffentlicht.

Im Jahr 2010 / 2011 sind Arbeiten von Sonja Stojanovic (Lithografie) und Maria Kourakhtanova (Kupferdruck, Tiefdruck mit Hochdruck auf einer Platte in drei Farben) erschienen.

Melanie Kasper grafik design

the fashion cookbook mixed media on paper DIGITAL BEARBEITET a5

Illustrationen der Coverseiten eines Kochbuches – jeweils für die Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise.

‒ Seite 176_177 studierendenarbeiten ‒

eva Mogg Grafik Design

ohne titel siebdruck und fontdesign

Von Fontdesign ausgehend wurde eine Siebdruck足serie entwickelt.

Maria Kourakhtanova Graphik

Kreide-Lithographie mit Schabtechnik 25 x 35 cm

-

‒ Seite 178_179 studierendenarbeiten ‒

ines LEcher Malerei und prozessorientierte Kunstformen

Ohne Titel Acryl and Mixed Media auf Leinwand 40 x 30 cm

-

yalin chi Keramik und produktgestaltung

Buch im Buch Papierbasteln 17 x 22 cm

-

‒ Seite 180_181 studierendenarbeiten ‒

sARIN BAGHDOYAN GRAFIK DESIGN

fiktive postkarte f端r unicef a6

-

Birgit weinstabl malerei und prozessorientierte kunstformen

Voices Acryl auf Leinwand 50 x 70 cm

www.birgitweinstabl.at

‒ Seite 182_183 studierendenarbeiten ‒

Jürgen Korntheuer grafik design

augustin-beilage seitenlayout a4

-

Projekte BeSt³ Die kunstschule.at ist regelmäßig auf der BeSt, der Messe für Beruf, Studium und Weiterbildung vertreten. Das Konzept zur Präsentation stammt von den Studierenden, die auch vor Ort sind, um Interessierten Auskunft zu geben.

Jährlich Anfang März in der Wiener Stadthalle.

Jahrbuch Im Studienjahr 2010/11 wurde das vierte Jahrbuch der kunstschule.at präsentiert. Es stellt die Projekte, Lehrveranstaltungen, Arbeiten von Studierenden, Diplomarbeiten, Kooperationen mit anderen Institutionen und kunsttheoretische Reflexionen vor. Form und Inhalt werden von den Studierenden selbst gestaltetet. Die Präsentation fand am 14. April 2011 im Rahmen des Tages der offenen Tür statt.

Im Jahrbuch, diesmal 365/10 haben nicht nur alle DiplomandInnen, sondern auch alle anderen Studierenden die Möglichkeit, ihre künstlerischen Arbeiten des jeweiligen Jahres zu veröffentlichen. Die Studierenden haben also schon während ihres Studiums eine Art Visitenkarte, die ihre Qualifikation dokumentiert.

Tag der offenen Tur Der Tag der offenen Tür findet jedes Jahr Ende April statt. Die Studierenden führen durch die Räumlichkeiten der kunstschule.at, geben Einblick in ihre Werkstätten und präsentieren aktuelle Arbeiten. Direktor Gerhard Hermanky gibt Einführungsvorträge zur kunstschule.at.

KOOP interdisziplinar (Vorträge, Symposien und Workshops) Die Produktion und Definition von Kunst findet nicht nur in Werkstätten und Ateliers statt. KOOP ermöglicht den Studierenden der kunstschule.at, Orte der Kunstdiskussion kennen zu lernen, deren Veranstaltungsangebot zu konsumieren, aber auch kritisch zu hinterfragen. Studierende der kunstschule.at, die Vorträge, Symposien oder Workshops der Wiener Kunst- und Kulturszenen besuchen, bekommen diese spezielle Art der Informationsbeschaffung innerhalb ihres Werkstättenunterrichts angerechnet.

Berufsbild Kunstlerin (Vortragsreihe) Das Berufsbild von KünstlerInnen befindet sich im Wandel. Das Genie mit Pinsel und Palette wurde sukzessive von KünstlerInnenteams und KulturarbeiterInnen abgelöst, die mehr mit Urheberrecht, Kulturressorts und Förderanträgen zu kämpfen haben, als mit weltfremden Intuitionen. Zu dieser Vortragsreihe werden KünstlerInnen und Kulturschaffende eingeladen, einen Diskussionsabend lang aus dem Erfahrungsschatz ihrer Tätigkeitsfelder zu berichten. Vereine, standesrechtliche Vertretungen und Initiativen des Kunstund Kultursektors stellen sich vor. Die Abläufe von Subventionierung und Sponsoring werden übersichtlich dargestellt. Über die jeweilige persönliche Situation der Vortragenden wird in die Rolle von Kunst und Kultur in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft Einblick gegeben. Die Vortragsreihe ist öffentlich zugänglich.

Projektwoche Die kunstschule.at veranstaltet jährlich eine Projektwoche. In dieser Woche setzt der gesamte Unterricht aus und Hierarchien sind aufgehoben. Studierende und Lehrende sind aufgefordert, zu einem bestimmten Thema künstlerische Projekte zu realisieren. Dabei können Lehrende und Studierende gleichberechtigt Projekte anbieten, bzw. an diesen Angeboten teilnehmen.

Dieses Jahr ist das Thema Macht/Strukturen. Zur Einführung in die Thematik findet ein 2-tägiges Themenseminar statt, zu dem Gastvorträge und Diskussionen abgehalten und Filme angeschaut werden.

Die Ergebnisse der Projektwoche wurden erstmals öffentlich im Rahmen des Tages der offenen Tür präsentiert.

Marion Wölfer malerei und prozessorientierte kunstformen

(Verortung) Fundament im Fokus Acryl 30 x 30 cm

-

‒ Seite 184_185 studierendenarbeiten ‒

stefan polster bildhauerei

Joe the Mechanic video game character 3d-modell, digital

-

pino holzmann Interdisziplinäre Klasse

Madonna on the rainbow Rauminstallation Kunststoffguss, Acrylfarbe

Eine Installation gegen Diskriminierung und Verfolgung, aber auch ein U-Boot, das sich gut getarnt in Form von Madonnen in Kirchen schleicht und dennoch stolz die Farben des Pride zeigt.

‒ Seite 186_187 studierendenarbeiten ‒

lena fasching Interdisziplin채re Klasse

Mach Struktur Fotografien a3

-

patrizia ruthensteiner keramik und produktgestaltung

rehknochen-Collier porzellan

-

‒ Seite 188_189 studierendenarbeiten ‒

johanna moyses grafik design

eingefaedelt Postkarten mit Verpackung 10 x 15 cm

Fäden, Schnüre, Stränge – sie alle wickeln und ziehen sich durch unsere Köpfe – in Form von Wörtern und Sprichwörtern. Beim Spiel mit dem Faden ergeben sich einige „Fädelungen“, die neue Bilder der Wörter entstehen lassen.

VAlentina Caroline Hunsänger Interdisziplinäre Klasse

Entkörperung Fotografie

-

‒ Seite 190_191 studierendenarbeiten ‒

christine julius grafik design

3d-typografie flaschen, äpfel und legosteine

Letztes Jahr mussten wir in der Werkstätte Grafik Design Schriften entwickeln. Ich habe drei unterschiedliche Schriften gemacht. Die erste besteht aus leeren Flaschen und dies ist auch der Grund weshalb ich „leer“ geschrieben habe. Auf dem zweiten Bild habe ich Äpfel verwendet und Buchstaben herausgeschnitten. Man kann erkennen, dass es sich um das Wort „Birne“ handelt. Beim dritten Bild kann man Legosteine erkennen, die das Wort „Play“ ergeben.

Agnes kilyenfalvi Patrizia ruthensteiner thomas strutz keramik und produktgestaltung

Schamkapsel genäht aus lackierten Nussschalen, Samt, Draht, Hasenfell (recycelt) 15 x 20 cm

Inspiriert von der Ritter- und Knappenmode, ein modisches Statement für den selbstbewussten Mann von heute.

‒ Seite 192_193 studierendenarbeiten ‒

Philipp birkmayer malerei und prozessorientierte kunstformen

Lebensspuren (Ausschnitt) acryl auf papier

-

stefan petroczy graphik

LINOLSCHNITT a5

-

‒ Seite 194_195 studierendenarbeiten ‒

CATrin Holzleitner Yalin Chi keramik und produktgestaltung

Nussschale PORZELLAN 8 –15 cm3

-

francisKa liebe-kreutzner grafik design

Banane Fotografien

Aufgabenstellung war, sich mit einem Gegenstand zu beschäftigen und ihn auf seine eigene Art und Weise zu inszenieren. Ich wählte die Banane, eine auf den ersten Blick banale Wahl. Doch im Laufe meiner Recherchen und intensiven Beschäftigung stellte sich die Banane mit ihrer großen Vielseitigkeit als eine wahre Muse dar. Ihre positiven Eigenschaften als Nahrungsmittel sowie ihre Bedeutung im internationalen Handel sind nicht zu unterschätzen. Als ursprünglich exotische Rarität landete sie in Super-

märkten aller Welt und wurde zur Selbstverständlichkeit. Doch hinter den fröhlichen Werbeslogans („Man sieht, dass sie schmeckt“) gewisser Bananenhändler stecken grausame Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter. Weiters versuchte ich, die Banane aus ihrem gewöhnlichen Umfeld zu reißen und sie in einem neuen Licht in Szene zu setzen. So schickte ich die Banane beispielsweise auf Reisen oder erwischte sie mit ihrem Geliebten in flagranti.

‒ Seite 196_197 studierendenarbeiten ‒

thomas strutz keramik und produktgestaltung

Nussbox Waln端sse, Zigarrenschachtel, Draht, Leds, HeiSSkleber 21 x 21 cm

Jede einzelne Nuss wurde mit einer LED versehen und mehrmals angebohrt. Wird das Objekt von eiem anderen Winkel betrachtet, so scheinen die N端sse zu funkeln.

rudolf fitz grafik design

ABCDEF 3d-typografie

Im ersten Semester gab es die Aufgabenstellung, sich mit dem Alphabet auseinanderzusetzen. Durch die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten kam ich auf die Idee, meine Buchstaben aus Teig zu formen und diese anschließend zu backen.

‒ Seite 198_199 studierendenarbeiten ‒

andrea freissler malerei und prozessorientierte kunstformen

Der Weg trinkt mich im Stillen Acryl auf Leinwand 80 x 100 cm

-

florian resch Graphik

Detail eines Siebdrucks

-

‒ Seite 200_ 201 studierendenarbeiten ‒

Sylvia Fischer Malerei und prozessorientierte kunstformen

Magie des Wassers Acryl auf Leinwand 1oo x 150 cm

-

Karolina Preuschl graphik

ohne titel Tiefdruck mit Offenätzung 45 x 60 cm

-

‒ Seite 202_ 203 studierendenarbeiten ‒

nella bobo grafik design

BILDER erzählen Geschichten ... buch gestaltung a4

Im letzten Semester mussten wir uns mit einem Gegenstand befassen, damit arbeiten, spielen und sehen, was dabei herauskommt. Ich habe mit PlastiklĂśffeln experimentiert. Zum Schluss wurde ein Katalog entworfen, in dem man zu den einzelnen Bildern eigene Interpretationen festhalten sollte.

sophie bauer grafik design

Trinkschokolade mit Fruchtgeschmack Verpackung und Design

-

‒ Seite 204_ 205 studierendenarbeiten ‒

marcus balogh Grafik Design

Spielkarten echte Spielkarte als Schreibutensil Tusche

Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, der Spielkarte.

Anne-Sophie wass Design und raum

Ernst möbel kaputter stuhl, gummi-reifen

-

‒ Seite 206_ 207 studierendenarbeiten ‒

SUOyang sheng design und raum

spiritueller kontakt mit himmel und erde

Ausgangspunkt war der Gedanke der Harmonie zwischen Mensch und Natur – sowie dem Geistigen und Materiellen. Die Kletterpflanzen wachsen um die aus Bambusstücken bestehende Struktur, wodurch sich eine dreidimensionale Grünfläche entwickelt.

melissa reyes Design und raum

D.I.Y Lichtobjekt Elefanten- und Transparentpapier Energiesparlampe GlĂźhbirnenfassung Lampenschirmhalter

Herstellung eines Lichtobjektes aus einfachen Materialien mit einer Anleitung zum Nachbauen.

‒ Seite 208_ 209 studierendenarbeiten ‒

andreas hilzensauer Design und raum

Eine Woche Zeit oder Ornamentik der modernen Menschlichkeit Digitaldruck auf Papier 135 x 85 cm

-

Michael car Comic und animation

Tom the Gun (Auszug) Papier, Tuschestift DIGITAL BEARBEITET

-

His name was Tom the Gun Good will from villagers he won By spreading sense of safety Everywhere he went But one day he found himself In unknown territory As he left his path There was no going back

‒ Seite 210_ 211 studierendenarbeiten ‒

sandra beck bildhauerei

ohne Titel Holz, N채gel 50 x 20 x 20 cm

-

Lisa Hörzinger Keramik und Produktgestaltung

Frühstück PorzellanguSS 4 x 2 cm

-

‒ Seite 212_ 213 studierendenarbeiten ‒

jean CUETO malerei und prozessorientierte kunstformen

im raum ﾃ僕farbe und Leim-Kreidegrundierung auf Leinwand 180 x 90 cm

www.flickr.com/photos/jean-coeur/

‒ Seite 215_ 215 studierende ‒

zur gestaltung

Das Thema „Macht und Struktur“ stand auch im Mittelpunkt der Gestaltung des Jahrbuches 365 /2011.

In einem ersten Schritt wurde ein klares, übersichtliches Layout definiert. Das schlichte Design sollte möglichst konsequent eingehalten werden. Bewusst wurde vom Einsatz von Zierelementen weitgehend abgesehen, um die Struktur des Jahrbuches konkret herauszuarbeiten.

In der praktischen Auseinandersetzung mit den Jahrbuchinhalten wurden themenrelevante Fragestellungen offensichtlich: Wie interagiert das Layout mit den Inhalten? Wirkt sich die Einheitlichkeit positiv aus?

Wird die oft zitierte „Macht des Bildes/Wortes“ bestärkt oder in Frage gestellt? Wo gilt es, die Ordnungsstruktur zugunsten des Bildmaterials bzw. der Texte zu hinterfragen?

Entstanden ist ein Druckwerk, das versucht, den Inhalten durch Ordnung und klare Strukturierung Raum zur Entfaltung zu geben.

Sarin Baghdoyan Melanie Kasper Jürgen Korntheuer Eva Mogg Matthias Moser Lisa Rindberger Benedikt Skorpik -

‒ Seite 216_ 217 Einleitung ‒

Grafik Design: Marcus Balogh

Impressum Herausgeber: kunstschule.at Nobilegasse 23/2, 1150 Wien, Österreich www.kunstschule.at +43 1 676 533 70 27 Redaktionsteam: Babsi Daum, Martin Huber, Carlos Katastrofsky, Daniela Schmeiser, Tom Waibel (Lehrbeauftragte), Thomas Strutz (Studierender) Für den Inhalt verantwortlich: Direktor Gerhard Hermanky Druck: Robitschek, Wien Lektorat: Jo Schmeiser, Daniela Schmeiser, Tom Waibel Verlag: SONDERZAHL Verlagsgesellschaft m. b. H. Wien ISBN: 978-3-85449-376-1 Visuelles Konzept, Layout und technische Ausarbeitung: Studierende des 7. Semesters der Werkstätte Grafik Design: Sarin Baghdoyan, Melanie Kasper, Jürgen Korntheuer, Eva Mogg, Matthias Moser, Lisa Rindberger, Benedikt Skorpik Werkstättenleitung: Brigitte Ammer, Birgit Kerber, Thomas Reinagl, Tom Thörmer © Texte und Fotos bei den AutorInnen Die Texte zu den Diplomarbeiten sind auf der Grundlage der Besprechungen des Kommissionsvorsitzenden Direktor Gerhard Hermanky entstanden.

Fotos: DiplomandInnen, Tag der offenen Tür © Nikolaus Korab Förderer: Magistratsabteilung 13 für Bildung und außerschulische Jugendbetreuung der Stadt Wien, Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien

17. Bezirk