zum Tanzenbringen 50 Jahre Kemnade International Kunstmuseum Bochum Die Verhältnisse 27.4.2024 bis 8.9.2024 Eine Zeitung zum 50. Jubiläum von Kemnade International begleitend zur Ausstellung im Kunstmuseum Bochum Jeden ersten Mittwoch im Monat: Eintritt frei!
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und das ist es schon immer gewesen. Dieses Verständnis von unserem Land ist für unser Zusammenleben zentral und entscheidend, auch wenn sich diese Erkenntnis noch nicht bei allen durchgesetzt hat – und manche es offenbar nicht verstehen möchten.
Im Jahr 1974, vor nunmehr 50 Jahren, fand die erste Ausgabe der „Kemnade International“ statt. Das Festival brachte Menschen, die als sogenannte „Gastarbeiter“ in den Ruhrpott gekommen waren, mit der einheimischen Bevölkerung zusammen, zu der oft noch nicht viel Kontakt bestand. Es war ermutigend und zukunftsweisend, von ihren vielfältigen Herkunftsgeschichten und von ihrer Kultur zu erzählen, um so durch Musik, Theater, Literatur, bildender Kunst und Debatten Austausch, Begegnung und Verständigung herzustellen.
Vom Kunstmuseum Bochum in Kooperation mit Vereinen aus dem Bereich der migrantischen Selbstorganisation gegründet, hat sich die „Kemnade International“ über die Jahre zu einer der wichtigsten Veranstaltungen kultureller Vielfalt im Ruhrgebiet entwickelt. Durch die „Kemnade International“ wurde die neue kulturelle Vielfalt der Region auf beeindruckende Weise sichtbar, anerkannt und gewürdigt. Heimat ist, wo man dazugehört und wo man gebraucht wird. Aber dieses Zugehörigkeitsgefühl haben viele Menschen nicht, solange Sichtweisen und Lebenswelten von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ungesehen und unverstanden bleiben. Und ich denke, dass genau diese fehlende Anerkennung das Verstehen und die Verständigung und damit die Grundlagen für die Demokratie und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gefährden.
Die „Kemnade International“ dagegen gab den zugewanderten Mitbürgerinnen und Mitbürgern eine kulturelle Heimat, ein Gefühl des Dazugehörens. Sie ist ein beeindruckendes Beispiel migrantischer Kulturarbeit mit historischer Bedeutung für die Kultur der Einwanderungsgesellschaft.
Es ist absolut notwendig, Strukturen und Räume zu schaffen und es Menschen mit Migrationsbezug zu ermöglichen, darin von ihren Erfahrungen, von ihren Erlebnissen, von ihrer Geschichte zu berichten, sich einzubringen und sich im Sinne von Heinrich Böll einzumischen, der schon wusste: „Einmischung ist die einzige Möglichkeit, realistisch zu bleiben.“ Nur so können sie Teil der kulturellen, auch der erinnerungskulturellen Arbeit werden. Dazu gehört, dass Staat und Gesellschaft die Einwanderung als Teil der Gegenwart wie auch unserer gemeinsamen Erinnerungskultur begreifen und in den entsprechenden Einrichtungen präsentieren. Diese Erinnerungskultur muss überall Teil unseres Alltags sein, aber an bestimmten Orten muss sie besonders sichtbar, spürbar und wahrnehmbar sein. Und so ein Ort war die „Kemnade International“ immer schon. Für ihre wichtige Arbeit danke ich allen Mitwirkenden herzlich und wünsche weiterhin viel Erfolg!
Claudia Roth MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien
GRUSSWORT
2 Kunstmuseum Bochum
Foto: J. Konrad Schmidt
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 3
Glossar
50 Jahre sind eine lange Zeit. Das folgende Glossar versammelt wichtige Begriffe aus dem Kontext des Festivals. Sprache ist so beweglich wie die Gesellschaft, die sie nutzt und hervorbringt. Trotzdem soll es möglich bleiben, miteinander zu sprechen, auch zwischen den Generationen. Wir haben 18 Autor*innen gebeten, sich den Begriffen persönlich, poetisch, parteiisch oder auch pragmatisch anzunähern. Die einzelnen Texte sind vom Heute und der jeweiligen Position der Autor*innen aus geschrieben und damit vielleicht auch eine Übersetzung zwischen Zeiten und Kontexten.
Mögliche Zukünfte: 50 Jahre Kemnade International
„Von seiner ersten Stunde bis heute ist Kemnade International ein politisches Festival, in dem Politik nicht Reden-Schwingen bedeutet, sondern gelebtes Miteinander in einer großen Gemeinschaft kleiner und großer Unterschiede“, beschreibt der Autor und Kulturarbeiter Uri Bülbül im Programmheft von 2009. Ein über viele Jahre erfolgreiches Fest stand hier schon kurz vor seinem Ende. Mit dieser Zeitung und der Ausstellung Die Verhältnisse zum Tanzen bringen im Kunstmuseum Bochum feiern wir das 50. Jubiläum. Lasst uns zusammen feiern!
EVA BUSCH & ÖZLEM ARSLAN
AUSLÄNDER*IN
In historischen Artikeln zu Kemnade International wird oft von einem sogenannten „Ausländer Festival“ gesprochen. Doch was bedeutet Ausländer*in überhaupt? Der Begriff Ausländer*in ist eine juristische Bezeichnung für Nicht-Staatsangehörige in einem Land. Jedoch wird der Begriff in Deutschland häufig für deutsche Menschen mit internationaler Familiengeschichte genutzt und erweist sich als problematisch, da er behauptet, jemand gehöre nicht dazu. Für ein respektvolles Miteinander empfiehlt sich statt „Ausländer*in“ eine Sprache, die genauer beschreibt, was sie meint, wie z.B. „Person mit internationaler Familiengeschichte“, wenn das überhaupt eine Rolle spielt. – ÖZLEM ARSLAN
BASISDEMOKRATISCH
Keine Herrschaft oben, keine Herrschaft unten. Alle sind gleich, ohne Ansehen ihrer Armut, ihrer Herkunft, ihrer Aus-Bildung. Alle reden mit und bestimmen gemeinsam (sich nächtelang den Wolf diskutieren). „Das Geld abschaffen wollten wir. Nicht mal das ist uns gelungen – was für eine Niederlage!“ (frei nach Peter Kurtzek) 50 Jahre nach den ersten basisdemokratischen Schritten fragen wir immer noch, wie wir miteinander leben wollen und was die Basis, die stützende Grundlage dafür sein kann.
– TARANTA BABU, Dortmund
Das Musikfestival Kemnade International wurde 1974 vom Kunstmuseum Bochum und dem Sozialamt der Stadt ins Leben gerufen. Ein Festival, das nicht nur auf Musik und Kunst, Theater und Tanz setzte, sondern auch auf politische Bildung, Begegnung und neue Formen der Zusammenarbeit. Mit seinen insgesamt 20 Ausgaben wurde es zu einem der wichtigsten Ereignisse migrantischer Musikkulturen der Region, mit internationalen und lokalen Stars, Folkloregruppen, wissenschaftlichen Tagungen, gutem Essen und viel Bewegung. Das ursprüngliche Anliegen: in Kontakt kommen, gemeinsam ein Programm auf die Beine stellen, politischen Themen ein Forum geben und dabei nichtkommerziell Spaß haben. Dahinter verbarg sich eine neue Idee davon, was Museumsarbeit sein kann. In einem Konzepttext von 1975 beschreibt der damalige Kurator und Ideengeber des Festivals Michael Fehr, man wolle „dem Publikum zur Artikulation des eigenen Standpunktes verhelfen“ und durch basisdemokratische Organisation Angebote schaffen, die keine kunsthistorische Vorbildung oder „Unmengen an Zeit und Ruhe“ brauchen. Die 1970er Jahre waren geprägt durch Experimente für mögliche andere Zukünfte, etwa Versuche einer Demokratisierung der Kultur. Aber für Projekte wie Kemnade International, das die Zusammenarbeit zwischen städtischem Museum und migrantischen Selbstorganisationen ins Zentrum stellte, gab es keine Vorbilder. 1974, ein Jahr nach dem Anwerbestopp von Arbeitskräften aus dem Ausland, waren die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitsmigrant*innen meist schlecht, und es bestand wenig Kontakt zur deutschen Mehrheitsgesellschaft, geschweige denn ihrer Kulturinstitutionen. Gleichzeitig gab es in Bochum und den umliegenden Städten ein lebendiges migrantisches Kulturleben. Das Festival wollte auf diese Lücke reagieren, Menschen zueinander, die Verhältnisse zum Tanzen bringen – also langfristig eine gesellschaftliche Veränderung bewirken. Ohne viel Erfahrungen in dem Bereich handelte das Museum dabei „einzig geleitet von gutem Willen“, kommentiert ein Beitrag von WDR Prisma des Westens über die erste Ausgabe 1974. Ein guter Anfang, die Burg Kemnade war voll.
Das Programm des Festivals wurde mit einem „Organisationskomitee“ gestaltet. Dieses bestand aus Vertreter*innen der verschiedenen migrantischen
Foto: Bekir Karadeniz
Selbstorganisationen und antifaschistischen Gruppen der Region, die mit viel Engagement, Wissen und unbezahlter Arbeit das Festival inhaltlich prägten. Das Museum übernahm den organisatorischen und finanziellen Rahmen. Inhaltlich ging es in der Vorbereitung sowohl um die Auswahl der Beiträge, als auch die politische Situation in den Herkunftsländern, Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland, Wahlrecht, Rassismus und Bildungsgerechtigkeit. Denn auch, wenn Musik, Essen, Kunst und Spaß im Zentrum standen: Die Organisator*innen von Kemnade International verwehrten sich der Idee einer heilen, leicht konsumierbaren Folklorewelt, organisierten begleitende Fachtagungen und politische Debatten. Auf dem Festival waren Banner, Plakate und Infostände genauso ein fester Bestandteil, wie die kaum dokumentierten politischen Ansprachen auf der Bühne. „Im Wesentlichen war es antifaschistisch, antirassistisch, säkular und nichtkommerziell“, ist das Fazit eines Treffens mit Vertreter*innen ehemals beteiligter Organisationen, das im Oktober 2023 zur Vorbereitung des Jubiläums stattfand.
1979 fasst Michael Fehr zusammen: „KEMNADE INTERNATIONAL vorzubereiten ist kein Pappenstiel: Gerade, weil das Festival nicht von ‚oben‘ verordnet wird, sondern von ‚unten‘ aufgebaut, eine Veranstaltung von der Basis für die Basis sein und es dabei möglichst demokratisch zugehen soll, fällt eine Menge Arbeit an, gibt es viele Probleme und Problemchen.“ (BOKULT 1979, S. 2) Aber genau darum ging es: Themen, die hier gesetzt und Konflikte, die hier ausgetragen wurden, waren nicht nur wichtig für die Gestaltung des Programms, sondern auch eine Voraussetzung für ein anderes Zusammenleben.
Black, Indigenous and Person of Color/ Schwarz, Indigen und Personen of Color
Eine Gruppe von Menschen, die der globalen Mehrheit angehören, jedoch durch den historisch geprägten und weit verbreiteten weißen Blick, Rassismus als Diskriminierungsform erleben. Die Identifizierung mit dem Begriff BIPoC ist eine individuelle Entscheidung. Es ist ein Sammelbegriff, welcher Personen umschließt,
Illustration über das Festivalkonzept aus der vom Museum herausgegebenen Zeitung BOKULT (1980, Nr. 6)
Kemnade International brachte Menschen in Kontakt. In der Zusammenarbeit davor, aber auch beim Tanzen, Singen, Feiern auf dem Festival selbst. Wir wissen von politischen Gruppen, Bands, Freundschaften, Liebesbeziehungen und einem Meer von Anekdoten, die hier entstanden. Das hat uns interessiert. Wir suchten nach dem, was sich nicht leicht in Archiven und Museumsakten finden lässt, weil es vielleicht nie festgehalten, aufgeschrieben, fotografiert wurde, aber erinnert werden sollte: Das lebendige Archiv von Kemnade International, voller Utopien, Enttäuschungen, Widersprüchen und einer guten Portion Wehmut. In Vorbereitung der Ausstellung begaben wir uns in vielzählige Begegnungen mit Menschen, die das Festival miterlebt und getragen haben. Die schwarz-weißen Fotografien scheinen durch ihre Geschichten und Erinnerungen immer mehr Farbe anzunehmen.
„ALSO NAHM SIE DEN KAUGUMMI AUS IHREM MUND UND BOT IHN CEM KARACA AN.“
Eine dieser Geschichten begegnete uns durch einen Aufruf zum Sammeln von Zeitzeugnissen vom Festival. In den sozialen Medien bebilderten wir ihn mit dem Plakat zur zweiten Festivalausgabe. Die ersten Kommentare: @stefan_hgmeister „Ich erinnere mich noch sehr gut, Kemnade International war ein Teil meiner Kindheit. Ich finde bestimmt noch Fotos (mein Vater hat mal zusammen mit Cem Karaca bei Kemnade auf der Bühne gestanden).“ Und @asylpauli: „Der links sitzende Mann und die Frau, die
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 5
BIPoC
rechts vorne sitzt mit langen Haaren sind meine Eltern. Ich war auch da.“ Kamil Ertürk, der hinter dem Usernamen steckt, lebt in Bochum und trifft uns, um bei Kaffee und Tee begeistert vom Festival und seinen Eltern zu berichten. Das Plakat selbst ist in Istanbul.
Kamils Bruder spricht mit seiner Mutter Lütfiye Ertürk in der Türkei über das Poster und ihre Erinnerungen. Sie berichtet von ihrer Nichte Şahver Münch und einem Konzert von Cem Karaca. Şahver hatte in der ersten Reihe gestanden, zugehört und wollte dem Star aus Begeisterung etwas schenken. „Aber sie konnte nichts finden“, erzählte Lütfiye Ertürk. „Also nahm sie den Kaugummi aus ihrem Mund und bot ihn Cem Karaca an. Es hat allen sehr gut gefallen und sie haben applaudiert, das waren also gute Erinnerungen.“ Eine kleine Geschichte, die in keine Verwaltungsakte passt und umso mehr erzählt.
DIE AUSSTELLUNG DIE VERHÄLTNISSE
ZUM TANZEN BRINGEN
Heute, 50 Jahre und ca. zwei Generationen später, gibt es Kemnade International nicht mehr. Das Ende des Festivals war die Erneuerung der Bauschutzverordnung in den 2000ern. Der Burghof von Kemnade war nicht mehr für Großveranstaltungen zugelassen. Dafür gibt es das Nachfolge-Festival Ruhr International, das näher am Stadtzentrum stattfindet. Aber auch die Verhältnisse haben sich geändert. Deutschland gilt offiziell als Migrationsgesellschaft, das Land NRW sowieso, und während viele Kulturinstitutionen versuchen, dem lauten Ruf nach mehr Diversität und Beteiligung gerecht zu werden, gibt es immer mehr Angriffe von Rechts auf unsere plurale Gesellschaft. Migrantische Kulturarbeit ist so sehr Teil unserer Region, dass es kaum der Rede wert sein könnte, wären da nicht doch anhaltende Ausschlüsse, geringere Bezahlung, Alltagsrassismen und –wie bei Kemnade die Abwesenheit solider Archive. Ausgehend von dieser Realität haben wir für die Ausstellung Künstler*innen eingeladen, sich mit der Geschichte des Festivals zu beschäftigen und seine heutige Bedeutung zu erkunden. Entstanden ist die Ausstellung Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Angelehnt an die Logik eines Festivalgeländes passieren im Ausstellungsraum und auf unserer Dachterrasse Dinge neben- und miteinander. Mit bespielbaren Instrumenten, neuen und bestehenden Installationen, Film- und Archivmaterialien ist die Ausstellung eine Einladung, erneut zusammenzukommen und Fragen nach Teilhabe, Erinnerung in der Migrationsgesellschaft und Solidarität zu stellen. Anekdoten und Fotografien verweben sich genauso wie die verschiedenen Zeiten. Manche Songs, aber auch politischen Forderungen aus der Vergangenheit klingen heute noch aktuell, auch wenn sie seit Jahrzehnten zu hören sind. Kemnade International wird dabei gefeiert, aber auch kritisch eingeordnet. Enttäuschungen und eine Kritik an den Verhältnissen finden hier genauso Raum, wie die Freude am Gemeinsamen, am Selbermachen, am Experiment. Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt, das das lebendige Archiv
von Kemnade zu heben versucht und zeigt: Natürlich lässt sich ein solches Jubiläum nur vielstimmig denken. Wir hoffen, es bringt im Sinne des Festivals viel Freude und Bewegung und vielleicht die Erinnerung an mögliche Zukünfte.
Mit Beiträgen von: Archil Chikhladze, Emre Abut und Rebecca Racine Ramershoven, assume vivid astro focus (avaf), Bekir Karadeniz, Cem Kaya, Cute Community Radio, Dina Danish, Donja Nasseri, Francisco Ariztia, Hartmut Beifuss, Havîn Al-Sîndy, Horst. D. Gölzenleuchter, Ihsan Ece, Kalos&Klio, Katalin Ladik, kino.for you, Marina Naprushkina, Marinella Senatore, Markus Zimmermann, Mehmet Uyanık, Mehmet Ünal, Pável Aguilar, Petja Dimitrova, Pınar Öğrenci, Saša Tatić, Selma Gültoprak, Theresah Ankomah, Tunay Önder, Vlassis Caniaris, Yto Barrada und Žarko Radić.
Kemnade International Statut (1974)
KEMNADE INTERNATIONAL ist ein Fest von und mit ausländischen Arbeitnehmern und ihren Familien, ausländischen und deutschen Studenten und deutschen Bürgern, hat zum Ziel:
— die Verständigung zwischen Ausländern und Deutschen zu verbessern, also Vorurteile abbauen zu helfen
— die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ausländergruppen untereinander verbessern zu helfen
— Möglichkeiten zur Information über gemeinsame und durch die unterschiedliche Herkunft bedingte, spezifische Probleme zu bieten
— zuständige (deutsche) Stellen zu mehr und qualifizierteren Aktivitäten für die Ausländer zu motivieren und
— eine sinnvolle, nicht-kommer-zielle Veranstaltung, die unterhält, Spaß macht, anzubieten.
KEMNADE INTERNATIONAL IN ZAHLEN
2
Schallplatten mit Songs und Mitschnitten vom Festival wurden über das Bochumer Label ROOF Music veröffentlicht. Der Titel der LP von 1978 lautet: „KEMNADE LIVE. Mitschnitte vom 5. Ausländerfestival Kemnade International am 23., 24. und 25. Juni 1978 auf der Wasserburg Haus Kemnade“. 1981 erschien dann KEMNADE LIVE II mit Liedern von Cem Karaca, Zülfü Livaneli, Selda, Orfeas & Rosa, Mara, Machitun, Juan Miranda und anderen.
3
DM kostete der Eintritt pro Tag im Jahr 1981, Kinder unter 14 ausgenommen. Die Jahre davor waren es 2DM pro Tag.
5 Jahre lang fand Kemnade International von 1974 bis 1978 jährlich statt, danach in unregelmäßigen Abständen.
20
Mal fand Kemnade International statt, bevor es 2012 in Ruhr International umbenannt und auf das Gelände der Jahrhunderthalle verlegt wurde.
60
Menschen
bildeten 1979 das Organisationskommitee, das das Festivalprogramm zusammenstellte.
Die Buslinie
352 fuhr zu Festivalzeiten über viele Jahre als Shuttle „nach Bedarf“, also wesentlich häufiger als nach normalem Fahrplan.
1974 fand vom 28. bis 30. Juni die erste Ausgabe von Kemnade International auf dem Gelände des Haus Kemnade, an der Stadtgrenze zwischen Bochum und Hattingen, statt.
6.000
Tickets wurden bei der ersten Festivalausgabe 1974 verkauft.
111.000 , –
DM stellte die Stadt Bochum 1979 für die Umsetzung des Festivals zur Verfügung (Hinzu kommen ca. 15.000,- DM von der Stadt Hattingen. Gehälter der städtischen Mitarbeiter*innen sind hier nicht enthalten. Etwa die Hälfte des Budgets geht an Künstler*innen, oft reicht das nur für deren Unkosten).
Bis zu
100.000 Besucher*innen zog das Festival pro Ausgabe an.
6 Kunstmuseum Bochum
die aufgrund der race* (Rasse) gemeinsam Erfahrungen teilen. Personen können sich mit der gesamten Abkürzung identifizieren oder nur mit Teilen davon.
– BERNICE LYSANIA EKOULA AKOUALA
CHAI
Chai ist nicht nur ein Wort für Tee. Es ist ein Begriff, der die vielfältige Welt des Tees mit seinen Aromen, Traditionen und Kulturen umfasst. Zahlreiche Schreibweisen wie Chai, Shay, Çay und viele weitere spiegeln die Verbreitung und Geschichte des Tees wider und lassen sich auf verschiedene Sprachräume zurückführen.
Ob als Ausdruck von Gastfreundschaft, Symbol der Wärme oder einfach nur zum Genuss – Chai ist in vielen Kulturen mehr als nur ein Getränk. In Teehäusern, die Orte der Begegnung und des Genusses bieten, kann man die verschiedenen Facetten von Chai erleben. In jeder Tasse Chai steckt ein Stück Geschichte, Kultur und Lebensfreude.
– HANNA EL-KABBOUT
DIASPORA
Wir sind zerstreut. Wir sind wie Punkte auf einer Landkarte verteilt. Zwischen ihnen sind keine Linien gezogen, aber die Verbindungen sind da. Und über die Verbindungen spannen wir ein Netz, das Vergangenheit und Gegenwart verknüpft, über Grenzen hinweg. Wir wissen voneinander und doch wissen wir nie genug. Wir verbringen das Leben damit, die alten Wege nachzuzeichnen und wir sehen, wie viel verloren bleiben wird. Um uns herum die Fremde und in uns selbst immer auch Anteile von ihr.
JULIENNE
DE MUIRIER
Fotogespräche
HARTMUT BEIFUSS begleitete das Festival Kemnade International von Beginn an mit seiner Kamera. In der Ausstellung werden einige dieser Schwarz-WeißFotografien durch verschiedene Festivalteilnehmer*innen zum Sprechen gebracht.
EXPERTISE no! no! no! expertise die expertin für fremdheit und schmerz für verse und identität unter druck die expertin für diskriminerung im kreativen austausch für leere geschäftsräume und kaputte kunst die expertin für verlust und verödung für stillgelegte chancen und überdruss die expertin für hindernisse und no! no! no! für anti-optimismus und entrümpelung die expertin für wut und treppensteigen für stilles wasser und niedergeschlagenheit die expertin für fragezeichen und getackerte flops für ausdrucksformen und verschiedenes die expertin für fragmentierung und erschütterung in (sur)realität no! no! no! – LÜTFIYE GÜZEL
FESTIVAL
Das Wort ist populär und vielsprachig (und alt). Auch das Phänomen. Es will den Alltag unterbrechen. Eine Krise. Seinen Ursprung hat es 1) im religiösen Ritus und 2) in der Protzerei der Reichen. Eine Überschreitung. Die Schau der Phänomene. Affirmation, Affirmation, Affirmation! (Füreinander.) Eine Verschwendung.
Sehr viel Energie verbrauchen. (Sehr viel Energie gewinnen.) Eine Krise kann Motor für Veränderung sein, oder: als Dauerzustand die Verhältnisse stabilisieren. Eine Frage: Wie geht Transzendenz? – JOHANNA-YASIRRA KLUHS
„Es hieß, in Istanbul kenne man Bochum nicht, aber die Kemnade würde man kennen.“
– KARL-HEINZ SCHNEIDERS, ehemaliger Museumsmitarbeiter, Burgwart
„Hier waren also zwei Menschen abgebildet, ein Mann und eine Frau. Sie tanzen miteinander, und sie tanzen auf eine Art, die offensichtlich viele auch verstanden haben, und dieses Foto hat vielleicht geholfen, etwas zum Verständnis beizutragen.“
– HARTMUT BEIFUSS, Fotograf
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 7
–
ÖZLEM ARSLAN mit Fotos von HARTMUT BEIFUSS
„Ich freue mich darüber. 50 Jahre, das ist eine lange Zeit. So viele Jahre bin ich dabei. Das ist für mich ein besonderes Gefühl, ich könnte weinen.“
– HÜSNÜ IŞIK, Musiker
„Wir haben damals bei Kemnade International alles mitgemacht. Dann haben wir schonmal eine Kunstgruppe direkt aus Saigon, direkt aus Vietnam, hierher eingeladen. Ich habe mich auch durch meine Mitwirkung aktiv für die Bekämpfung der Armut in Vietnam eingesetzt.“
– THI MY HANH NGUYEN, Gründerin Vifi e.V.
„Dann kam der Künstler auf die Bühne. Eine Begeisterung ging los, eine Atmosphäre fing an, die ich heute nicht mehr missen würde. Das war eine schöne Erfahrung für mich.“
– MONIKA FISCHER, Museumsmitarbeiterin, Aufsicht
„Wenn ich in den Moment eintauche, sehe ich mich ebenfalls als Kind im Innenhof vor der Bühne stehen. Fasziniert von der Musik der vielen Musiker, die mich in ihren Bann zieht.“
– SUSANNE DIEME, Besucherin
8 Kunstmuseum Bochum
Die Gespräche sind in voller Länge in der Ausstellung Die Verhältnisse zum Tanzen bringen zu hören.
FOLKLORE
1. Ein Begriff für Musiktraditionen und Tänze, der je nach Sprache und kulturellem Kontext unterschiedliche Bedeutungen hat;
2. In europäischen Kontexten verwandelte er sich in den 80er-Jahren in „World Music“, später in „Global Sounds“ und weitere Bezeichnungen, die jedoch einen Beigeschmack von Exotisierung und Othering nicht abstreifen konnten;
3. In Chile beschreibt Folklore die Verbindung der Musik indigener Kulturen mit europäischen Einflüssen und Instrumenten. Diese neuen Formen wie z.B. die Cueca oder die Tonada entstanden im ländlichen Raum und etablierten sich im 19. und 20. Jahrhundert in den Städten. – FABIAN SAAVEDRA LARA
Der Kontakt in meinem Kopf
CAN GÜLCÜ
SOGENANNTE GASTARBEIT Gastarbeit steht für das Vorhaben, ab 1955 bis 1973 durch Arbeitsmigration aus Griechenland, Italien, der Türkei, Spanien, Marokko, Südkorea, Jugoslawien, Tunesien und Portugal in Deutschland eine maximale Gewinnsteigerung aus der Industrie nach dem 2. Weltkrieg zu erlangen. Für die deutsche Industrie fand die Gewinnsteigerung statt. Doch leider verfestigte sich das Wort so sehr, dass über 60 Jahre lang die Menschen, die als Arbeiter*innen kamen und auch ihre Kinder und Kindeskinder völlig normalisierend als Gastarbeiter*innen, Gastarbeiter*innenkinder benannt wurden und sich selbst so nannten – hoffend, keine Gäste oder Gastkinder zu sein. Diese Normalisierung des Wortes ermöglichte mediale und politische Hetze und war die Vorlage für eine Ausgrenzungsdynamik, die bis heute verhandelt wird.
– NESRIN TANÇ
HALAY (Türk.) / GOVEND (Kurd.)
Ich traf mich mit Freund*innen in Taksim, um Wahlergebnisse im Fernsehen zu schauen. Stundenlang warteten wir mit Spannung. Am Ende jubelten wir und umarmten uns. Die Demokratische Partei der Völker (HDP) erlangte 13,1 % der Stimmen. Einen Tag später war ich bei meinen Eltern und immer noch freudetrunken. Jetzt höre ich Dahol û zurna. Ich renne raus und schließe mich dem Kreis an. Die Hände greifen fest ineinander, die Schritte folgen dem Rhythmus, wir lächeln uns gegenseitig an. Es duftet nach Zugehörigkeit. – GÜLER BULGURCU
INTERNATIONAL
Este término viene del prefijo “inter” del latín, “entre” y del sufijo “nacional”. Entre esas ficciones que llamamos naciones existe un espacio que imaginamos delgado y afilado, y que nombramos frontera. Cada vez que
Kontaktfestival Kemnade International… als ich das das erste Mal las, als wir, Özlem, Eva, Dîlan und Petja, in den Archiven des Kunstmuseums Bochum herumkramten, war ich auf einmal wieder in der Pubertät und kicherte.
Im Kiosk, in Österreich in der Trafik, stehen keine Ahnung warum, ich trank und rauchte noch nicht, vielleicht den Lottoschein der Mama abgeben, vielleicht auch Hürriyet kaufen, die der Kioskbesitzer, in Österreich Trafikant, extra für uns bestellt hatte und verstohlen auf die Regale gucken, wo die Zeitschriften für Erwachsene lagen. Da war auch das ÖKM, zwei Jahrzehnte vor Tinder und Co. ein Heftchen für Kleinanzeigen von Menschen auf der Suche nach sexuellen Kontakten. Menschen suchen nach emotionaler und körperlicher Nähe und das Ding, wo sie es finden, heißt Das Österreichische Kontaktmagazin! Mindestens so hot wie Kühlschrank, Personenkraftwagen und Beschaffungsantrag.
Nachm Kichern kam das Nachdenken. In den meisten Zeitungsberichten in den 1970ern wurde das Kemnade Festival schlicht „Ausländerfestival“ genannt, also nach dem Motto: Sagen, was ist. Ich dachte, Kontaktfestival käme wohl von den Initiator*innen selbst und sollte verdeutlichen, dass es nicht ein Festival von „Ausländern“ für „Ausländer“ ist, sondern dass es das Ziel der Veranstaltung aufzeigen sollte, dass sich „Ausländer“ und „Deutsche“ kennenlernen bzw. dass „Ausländer“ die Möglichkeit bekommen, den „Deutschen“ ihre „Kultur(en)“ näherzubringen.
Na gut, aber warum Kontakt? Die zweite Assoziation: Auf Türkisch heißt es, wenn jemandem die Sicherungen
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Zusamen Leben, Gemeinsam Entscheiden
Mittwoch, 05. Juni, 18-20 Uhr
Kunstmuseum Bochum
Gespräch mit Jovanka Mikalacki und Michael Fehr
Moderation: Leyla Ercan
Zusammen leben, gemeinsam entscheiden. Wie klappt das? Das Festival Kemnade International war 1974 die erste derart erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen einem städtischen Kunstmuseum und migrantischen Selbstorganisationen. In einem Gespräch mit Jovanka Mikalacki und Michael Fehr tauchen wir in die Anfänge dieses Experiments ein und erfahren mehr über die Idee, die zur Gründung geführt hat, aber auch über die Organisation und Zusammenarbeit. Jovanka Mikalacki und Michael Fehr waren von Beginn an als Sozialarbeiterin der AWO bzw. Museumskurator beteiligt und haben das Festival über viele Jahre in ihren unterschiedlichen Rollen geprägt. Die Kulturberaterin Leyla Ercan moderiert den Abend.
durchbrennen, kafasının kontağı atmak. Wörtlich, es haut einem den Kontakt des Kopfes raus. Die Sicherung auf Türkisch heißt kontak, also Kontakt. Der Kontakt zwischen Menschen kann sehr unterschiedlich sein: Flüchtig, wenn man auf der Straße geht und unabsichtlich jemanden anderen berührt oder innig, wenn man jemanden lange und fest umarmt. Was dieser letztgenannte Kontakt bedeutet, wird erst durch diesen Kontext klar: Umarmt man sich aus Freude? Aus Trauer? Grundlos, aus Lust darauf? Zum Abschied? Was kommt nach der Umarmung? All das kann der Kontakt selbst nicht erklären, man kommt in Kontakt, sieht sich vielleicht aber nie wieder. So wie manchmal Sicherungen durchbrennen, im Sicherungskasten oder im Kopf, endet auch der zwischenmenschliche Kontakt oft schnell wieder, wenn es zu viel wird.
Was ihn nicht enden lässt, ist die Beziehung. So wie der Sicherung ein Widerstand eingebaut ist, ist in über den Kontakt hinausgehende zwischenmenschliche Beziehungen Resilienz eingebaut, also Widerstandsfähigkeit. Nicht nur sehen und sagen, sondern auch aushalten, was ist und für sich und gemeinsam die Rahmenbedingungen „Hingabe, Vertrauen, Wissen, Verantwortung und Respekt“ (bell hooks) – dafür schaffen, dass es die Sicherungen nicht raushaut, sprich der Kontakt nicht abbricht, sondern eine Beziehung daraus entstehen kann.
50 Jahre später würde man ein Festival wie Kemnade nicht mehr „Ausländerfestival“ nennen und auch nicht „Kontaktfestival“. Aber das Begehren des Kulturfeldes hat sich auch heute nicht geändert, dass Menschen, die seit Jahrzehnten nebeneinander leben, ohne tatsächliche Beziehungen zueinander zu pflegen, erstmal miteinander in Kontakt kommen. Heute sind es Einzelpersonen im Personal, einmalalle-paar-jahre-ausstellungen, in sich geschlossene Programmschienen, Vermittlungsangebote für die „Kulturfernen“, Diversitätsstrategien, die den ersten Kontakt herstellen sollen. Was weiß ich schon, aber vielleicht wird’s auch mal Zeit, dass in der Kultur-Kontaktanzeige nicht mehr „Erstmal kennenlernen und dann weiterschauen“ steht, sondern „Ich bin gerade dabei, radikal und entschlossen die Bedingungen zu schaffen, dass wir eine ernsthafte, verbindliche Beziehung auf Augenhöhe zueinander führen können. Damit es uns beiden bis dahin nicht die Sicherungen raushaut, lassen wir das mit dem Kontakt erstmal“.
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Fotografie und Erinnerung
Mittwoch, 12. Juni, 18 Uhr Kunstmuseum Bochum
Gespräch mit Hartmut Beifuss und Dr. Carmen Pérez González, Moderation: Özlem Arslan
Seit den Anfängen 1974 wurde das Festival Kemnade International durch verschiedene Kameras von unterschiedlichen Personen begleitet. Sei es durch professionelle Fotograf*innen von der Stadt Bochum, Fotojournalist*innen oder Hobbyfotograf*innen. Heute, 50 Jahre später, werden diese Fotografien als Medien zur Erinnerung genutzt. Im Gespräch mit dem Fotografen Hartmut Beifuss und der Fotohistorikerin Dr. Carmen Pérez González hinterfragen und diskutieren wir das Medium Fotografie: Wie können Fotografien das individuelle und das kollektive Gedächtnis prägen? Welche Bedeutung hat das Medium für die Erinnerung und welche Lücken weist sie auf?
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 9
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen
Musik ist letztlich Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Erst recht der Rembetiko. Um ihn hervorzubringen, ist eine Katastrophe nötig gewesen: Alle Griech*innen Kleinasiens wurden vor hundert Jahren nach Griechenland vertrieben. Für die Türk*innen waren sie Griech*innen, für die Griech*innen aber Türk*innen. In den griechischen Hafenvierteln begannen sie, ihr Exil zu besingen, ihre unstillbare Sehnsucht nach Ankunft.
MANUEL GOGOS
Wir sind die
Schiffbrüchigen des Lebens Wir
werden
umschlungen von schwarzen Schlangen In den Kneipen suchen wir Betäubung
In den Tekés, den Haschischkneipen von Karaiskaki, einem Stadtteil von Piräus, traf sich die Halbwelt: Virtuosen der Bousouki und der Baglama, Schmuggler, Zuhälter und Stutzer, die Manges. Man würfelte, spielte Karten. Man rauchte und man trank. Im Rausch und Dunst dann trägt eine Kompania Lieder vor, die schnarrenden, streng schreitenden von Markos Vamvakris, dem Inbegriff; oder die volkstümlichen, launischen von Vasilis Tsitsanis. Ich rauche nicht aus der Argile – der Wasserpfeife – das Haschisch. Ich werfe nicht Steine nach dem Mond. Ich erschieße nicht meine Gegner beim Kartenspiel. Und doch haben mich diese Rembetes mit ihrem Zeibekiko-Tanz gelehrt, was das ist: Katharsis Immer, wenn mir diese Bousouki-Vorspiele zu Ohren kommen, kann ich es kaum aushalten. Meine Haut wird mir zu eng, die Sehnsucht zersägt und verstreut mich in alle Himmelsrichtungen.
Ach, dieser ganze Kai ist stein gewordene Sehnsucht! Wir werden die Freude im
Tod finden
Und ich beginne, die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Mit diesem gemessenen Schritt, mit dem man sich um eine unsichtbare Mitte zu drehen beginnt, wie auf der Suche nach einem eigenen Zentrum, die Augen auf den Boden geheftet. Die Hände an die Schläfen gepresst und lauschend auf das Lied und das Rauschen des eigenen Blutes. Dann plötzliche Schwünge und Sprünge mit ausgebreiteten Armen, ein griechischer Dichter nannte das mal das neunte Schütteln des großen Flügels
Der Rembetis ist ein Mann, der Kummer hat und ihn singend und tanzend aus sich herausbringt. Die griechischen Gastarbeiter*innen der ersten Generation konnten sich mit dem Schmerz der Kleinasien-Flüchtlinge sehr gut identifizieren. Und so trete ich ihre Tänze tanzend dem Griechentum meines Gastarbeiter-Vaters erst eigentlich bei.
Ella vre Manoulaki me tis penies sou.
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Tanzgruppe Kemnade International 1987. Foto: Hartmut Beifuss
Tanzendes Duo bei Kemnade International 1993. Foto: Hartmut Beifuss
Publikum Kemnade International. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
Kemnade International. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
se usa la palabra “internacional” se invoca la violencia de las fronteras. Para sobrevivir a esta violencia Gloria Anzaldúa sugiere que nos convirtamos en puentes y crossroads. Por eso, imagino unos mapas sin naciones, en los que sólo hay puentes y cruces de caminos. ¿Tú también te los puedes imaginar??
Dieser Begriff setzt sich aus der lat. Vorsilbe „inter-“ für „zwischen“ und dem Suffix „-national“ zusammen. Zwischen den Fiktionen, die wir als Nationen bezeichnen, gibt es einen Raum, den wir uns als etwas Dünnes und Scharfes vorstellen, und den wir „Grenze“ nennen. Jedes Mal, wenn das Wort „international“ verwendet wird, wird die Gewalt der Grenzen heraufbeschworen. Um diese Gewalt zu überleben, schlägt Gloria Anzaldúa vor, dass wir selbst zu Brücken und Wegkreuzungen werden. Ich stelle mir deshalb Karten ohne Nationen vor, auf denen es nur Brücken und Kreuzungen gibt. Kannst du sie dir auch vorstellen? –
ALEXIS RODRÍGUEZ SUÁREZ
INSTRUMENT
Instruments transcend their basic function of producing sound. They serve as extensions of ourselves, conduits for emotions, and vessels of our creativity. Each instrument carries its unique narrative, its essence that unfurls in the hands of the musician. They build connections between past and future, fostering unity across cultures and peoples. Let us consistently regard them with reverence and affection, recognizing that within their melodies resides the very core of our human condition.
Instrumente überschreiten ihre grundlegende Funktion, Klänge zu erzeugen. Sie dienen als Erweiterungen von uns selbst, als Leitungen für Emotionen und als Gefäße unserer Kreativität. Jedes Instrument trägt seine einzigartige Erzählung, seine Essenz, die sich in den Händen des Musikers entfaltet. Sie bauen Verbindungen zwischen Vergangenheit und Zukunft auf und fördern die Einheit zwischen Kulturen und Völkern. Betrachten wir sie stets mit Ehrfurcht und Zuneigung, um zu erkennen, dass in ihren Melodien der Kern unserer menschlichen Verfassung ruht. – PÁVEL AGUILAR
Community bedeutet für mich, von Menschen umgeben zu sein
Für die Ausstellung Die Verhältnisse zum Tanzen bringen entwickelten die Bochumer DJs Guy Dermosessian und Rubimental vom Cute Community Radio eine Soundinstallation. Darin imaginieren sie die gegenwärtigen und zukünftigen Einflüsse des Kemnade International Festivals auf das musikalische Leben in Bochum und laden Besucher*innen ein, mitzumischen. Eine der Kreativschaffenden, mit denen sie in der Entwicklung zusammengearbeitet haben, ist die Produzentin Alisha Offergeld aus Düsseldorf, die im Gespräch mit DJ Rubimental einige Fragen für uns beantwortet hat.
RUBIGA MURUGESAPILLAI (DJ RUBIMENTAL)
KONFLIKT
Konflikte, Widerstreit und Uneinigkeit darüber, wie wir in postmigrantischen Gesellschaften leben und unsere Gemeinschaften gestalten wollen, gehören unweigerlich zu unserem Miteinander dazu. Sie sind weder gut noch schlecht und werden häufig von unseren Leidenschaften oder (unerfüllten) Bedürfnissen angetrieben. Sie können gewaltvoller und weniger gewaltvoll, konstruktiv oder destruktiv ausgetragen werden. Ohne Streit, Kämpfe und Aushandlungen sind demokratische Gesellschaften kaum vorstellbar. Konflikte sind Motor gesellschaftlichen Wandels. – DILEK TEPELI
R Wie bist du zum Producing gekommen?
Das war tatsächlich pandemiebedingt. Da man sich ja nicht in Präsenz zum Musikmachen treffen konnte, habe ich durch eine Freundin und mithilfe eines Producing-Workshops mit dem Produzieren angefangen.
R Wie gehst du beim Producen vor? Hast du feste Routinen?
Nein, das ist immer unterschiedlich. Ich überlege mir vorher auch nicht, in welche Musikrichtung es geht und fange einfach an. Dann ergibt sich alles. Manchmal fange ich zuerst mit dem Beat an und füge dann nach und nach die Harmonien hinzu, ich habe es aber auch schon umgekehrt gemacht. Fest ist nur die Struktur, dass zuerst der Mixdown, also das Zusammenfügen aller Spuren kommt und danach die Klanggestaltung hinsichtlich Lautstärke, Effekte etc. Aber auch hier – wenn mir während des Mixdowns eine Idee für einen speziellen Effekt kommt, füge ich es direkt ein. Es ist sozusagen geordnetes Chaos.
R Was sind deine musikalischen Einflüsse und wie finden sich diese in deinen Produktionen wieder?
Mich beeinflusst jede Musik, die ich höre. Wenn ich in meine aktuellen meistgehörten Tracks schaue, sehe ich u.a. Tracks von Jorja Smith, M.I.A., Francisco El Hombre, Mohamed Ramadan und Billy Preston. Das ist ein breites Spektrum und nicht auf ein Genre konzentriert. Und genau das spiegelt sich auch in meinen Produktionen wider, bei meinem ersten Track habe ich z.B. einen House-Beat mit Tabla-Sounds und südasiatischen Gesangsamples kombiniert.
R Bei der Ausstellung feiern wir 50 Jahre des Festivals Kemnade International. Wie stehst du zu Festivals und was war das letzte Festival, was du besucht hast?
An Festivals finde ich toll, dass man die Möglichkeit hat, viel neue Musik kennenzulernen. Man erlebt die Musik in einer Gemeinschaft und hat die Chance, sich mit anderen Besucher*innen auszutauschen. Ich war bisher nur auf Tagesfestivals, das letzte war das North Sea Jazz Festival in Rotterdam. Man hat in der ganzen Stadt Musik gehört, das fand ich genial.
R Im Projekt machen wir uns Gedanken darüber, wie zukünftige diasporische Popmusik klingen könnte. Hast du Gedanken dazu?
Ich hoffe, dass wir unter Berücksichtigung und Ehrung der Ursprünge diasporischer Musik dahin kommen, alle möglichen Stile und Einflüsse miteinander zu verbinden. Wer weiß, vielleicht entstehen daraus wieder ganz neue Genres.
R Im Vordergrund unseres Projektes steht der Community-Gedanke und das gemeinsame Wirken an etwas. Was bedeutet Community für dich und wie sieht die in der Producing-Szene aus?
Community bedeutet für mich, von Menschen umgeben zu sein, die einen verstehen. Und mit denen man eine gute Zeit hat. Es gibt tatsächlich inzwischen einige Gruppen, die speziell an FLINTA* gerichtet sind, um sich beim Producing gegenseitig zu supporten, was ich stark finde. An Tracks arbeite ich jedoch bisher hauptsächlich allein. Ich fände es aber auch hier schön, wenn sich zukünftig die Gelegenheit ergibt, zu kollaborieren.
R Gibt es noch etwas, das du gerne loswerden möchtest? Ich freue mich riesig auf die Ausstellung und bin sehr dankbar für die Gelegenheit, mitmachen zu können.
Die Soundinstallation CCR 3000X ist während der Öffnungszeiten in Betrieb. Immer sonntags, 12-17 Uhr, könnt ihr eure neu geschaffenen Songs aufzeichnen.
VERANSTALTUNGSHINWEIS
DJ Sets auf der
im Kunstmuseum Bochum
Samstag, 18. Mai 2024, 16-19 Uhr
Mit Gizem Erdem
Sonntag, 01. September, 14-17 Uhr
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 11
Dachterrasse
Rubimental
Teigtaschen Picknick
Mit
und gemeinsamem
A– A Girandola; Aaron Eckstaedt (Dortmund); Abdourahmane Diop & Ensemble; Abdullah Aksevi (Bochum); Abidin Özdemir; Abu Elias; Abu Elias und Libanesische Tanzgruppe; Afghanische Volksmusik; Afir e.V. Anatolische Folklore (Duisburg); Afrika Baye; Agrupacion Artte sanal Cantaro; Al Ghawi Omar; Al Jabiri; Al Karmel; Al Sannabell; Al Sannabell-Theater Thealozzi; Al Sheik Nail Kesova (Istanbul); Al Siba; Alegria-3spana (Gelsenkirchen); Alevi Bektasi e.V (Herne); Alevitische Gemeinde; Alevitische Gemeinde Bochum; Alevitischer Kulturverein; Alexander der Große; Ali Asker; Ali Hassan Kuban; Alquimia del Sol (Barcelona); Alvaro und Patricio; Ambrogio Sparagna Trio; Amid; Amnesty International; Amsterdam Klezmer Band; Andres Carmona (Berlin); Angel Parra; Antonella; Apollon (Hagen / Witten); Arabische Folkloregruppe; Arabische Pantomime; Arabische Tanzgruppe (Wuppertal); Arbeiterchor Krefeld; Arbeiterkulturvereinigung (Bodensee); Arbeitersolidaritätsverein (Frankfurt); Arbeitertheater des Türkenzentrums (Berlin); Arbeitskreis asyl; Arbeitskreis Palästina NRW; Arbeitslosentheater (Gelsenkirchen); Arlindo de Carvalho; Armanc-Theater (Stuttgart); Asie Nguyen; Asik Hidir; Asik Omgan; Askin Nur Yengi; Assyrische Folklore; ATIF; Au Jolie Bois (Eindhoven); Ausländerbeirat Bochum; AWO HuTown; Azadi – Theater, Frankfurt; Azules Encontrados.
BBagamoj-Players; BAHAI Gemeinde Hattingen/Witten; Banda Tepeuani (El Salvador); Belumat; Berivan & Grup Ezgi; Berlin-Panajiotis Michopoulos, (Athen); Birinda u. Bangin, KOC-KAK; Birgit Ellinghaus; Blasorchester Dicke Luft (Köln); Bled; Bochumer Isl. Bildungszentrum; Bochumer Aktionskreis Südliches Afrika (BASA); Bochumer Songgruppe; Bollerolympiade mit dem Bollerwagen Schauspielhaus Bochum; Bongo Tropical; Borut Bergine; Briefmarkenfreunde Hattingen; Brücke & Mesut Ali; Bündnis gegen Rechts.
C– Calabrun; Calabrun, mit Helmut Holz und Gaston Michel; Can Tufan; Canzoniere delle Lame; Carlos Justiniano; Carlos Montero; Carmine e Sigfrido; Cem Karaca (Köln); CEM Stiftung; Centro Recreativo Portugues (Dortmund); Centro recreativo portugues; Chiara; Chilenische Folkloregruppe; Chilenische Tanzgruppe Bochum; Chile-Theater (Bremen); Cicciu Basacca, Mailand; Cimbalová muzika; Cimbálová muzika Jaroslava Cecha CSSR; Ciwan; Collettivo teatrale; Cömert; Coskum Coruh (Darmstadt); Crisol.
D– D‘ Stathmos; Daniel Viglietti; Daniela Walden (Bochum); Das Experimentaltheater portugiesischer Arbeiter Neuss (TETE); Davide Ferrari de Nigris; Dekakis; Denbej Cwan (Bochum); Denbej Diyadin (Nürnberg); Denbej Heval; Denbej Kamil (Frankfurt); Denbej Temeli (München); Denbej Touran (Frankfurt); Derya; Detlef Lüderwald, Dreieichenhain; Deutsch-Georgischer Kulturverein (Witten); Deutsch-Kurdischer Solidaritätsverein e.V.; Devrim Erbil (Istanbul); DGB CCC/ Nord-Süd Netz; Die Bauernoper; Die drei mazedonischen Teufel (Berlin); Die Pinie; Dilan; DJ know-how; DJ Necmi Cavli; DJ Yves Thibord (Frankreich); DoHEM (Dortmund); Dortmunder Ensemble für griechische Musik; Dortmunder Lehrlingstheater; Dr, Hakki Keskin (Berlin); Dr. Christian Ahrens (Bochum); Dr. Devlet Khalid (Hamburg); Dr. Erdogan Dkyay (Berlin); Dr. Fritz Franz (Berlin); Dr. Ismet Yenmez; Dr. Jan Tomaschoff; Dr. Kamal Fuad (Berlin); Dr. Michael Fehr (Bochum); Dr. Peter Spielmann (Bochum); Dr. Robert Anhegger (Amsterdam/Istanbul); Dragutin Trumbetas; Dt.-kurd. Solid. Verein; Dursun Akcam; Dzemal Bijedic.
E– E-5; Egerländer Dudelsack; EI Zaatar; El Nar (Bochum); Elias Petropoulos (Paris); Elster Silberflug; Emekci; Emma Myldenberger Musick (Mörlenbach); ensemble oriental (Duisburg); Erkan Ogur; Erna Boulboullé; ESPAKO; Ethno Art; Eva Wargas (Kaiserslautern).
I– I Belumat; I Vagabondi (Gladbeck); IAF-Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen; IB Barantes; IFAK; IG Metall; Initiative Hellas; Initiative Hellas (Bochum); Initiative zur Unterstützung der Untergrundpresse in Chile; Inner Temple, Pop-Jazz (Bochum); Int. Kulturzentrum; Integrationsbüro Bo./Hat.; Internationaler Bund für Sozialarbeit; Internationales Kulturzentrum Wattenscheid; Inti Mujus (Hamburg); Iradj Zohari; Iranische Pantomime; Iranisches Ensemble; Isci Gercegi (türk.); Isfahan; Ishan Sarac (Münster); Islamisches Info. Zentrum; Ismail Yildirim; Italienische Folkloregruppe Kronenberg; Italienische Theatergruppe Kronenberg; Italienischer Chor (Dortmund); Italienischer Kinderchor.
J–
F– Famiglia Siciliana (Wuppertal); Fanfarenzug Ruhrlandbühne (Bochum)
Leitung: Dirk Schmieder; Faruk Cagla; Fatma Kazan; Felix Mussil; Fernando Sevilla (Spanien); Fidel Michel (Münster); Filomena (Hattingen); Flaccid Blame, Pop-Jazz (Witten); Flamenco Vivo; Florentin und Trio Romania (Essen); Fogolar Furlan (Köln); Folklore „O Lar“; Folklore Dzemal Bijedic; Folklore FIDEF (Duisburg); Folklore Jugoslavija; Folklore Kurdistan (Berlin); Folklore türkischer Kinder (Marl); Folkloregruppe „Schwarzes Meer“; Folkloregruppe (Heilbronn); Folkloregruppe des Koreanischen Arbeiterverbandes; Folkloregruppe Jugoslawien; Folkloregruppe Ljubljana; Folkloregruppe Vatroslav Lisinski; Förderverein Kemnade; Fortschrittlich-Demokratischer Arbeiterverein Kurdistans; Francisco Ariztia; Francisco Curto; Francisco Lama; Frank Bayer (Duisburg); Frauen Singen Frauenlieder (Essen); Fraueninitiative für die politischen Gefangenen in Chile; Frauenspielgruppe (Paderborn); Frauentheatergruppe (Essen); Frauenzentrum/Frauenbuchladen; Freimut Wössener; Fuat Saka; Funkhaus Europa.
G– Gadzho; Galata Mevlevi Musik; Gastronomie Haus Kemnade; Gercek; Gino Chiellino; Giosisi Disoccupati Della Via-; Gisela Marx, WDR Köln; Giuseppe Medagli; Global Player, der Funkhaus Europa Club; GlobalPlayers; Gnawa Sidi Mimoun; Goce Delcev; Gökhan Demirci; Gotthard Kuppel als Clown (Bochum); Grande Cicirco Cosmopolita Dei; Griechisch-Spanisches Komitee; Griechische Gemeinde Bochum; Griechische Initiative; Griechische Kindergruppe (Sager); Griechische Tanz- und Musikgruppe (Düren); Griechisches Schattentheater (Aachen); Griechisches Schattentheater (Bochum/ Wiesbaden); Grooving Weibs; Grup Yorum ve Hamdi Tanses; Grupo de teatro (Dortmund); Grupo Folklorico (Dortmund); Grupo Piray (Essen/München); Gruppe Bled (Essen); Gruppe Characol; Gruppe Devran (Düsseldorf); Gruppe Mladost (Stuttgart); Gruppe Moin; Gruppe Montana (Bochum); Gruppe Nistiman (Bochum/Köln); Gruppe ORO; Gruppe Yarin; GST Chille de la Balanza (Neapel); GUAS – Generalunion Arabischer Studenten; Guiseppe Giambusso; Gustavo und Nena.
H– H. D. Gölzenleuchter; H.T.C. – „HuTown-Citizens“ Tanz- und Musicalgruppe; Haig Yazdjian; Hajo Bahram; Haldun Taner (Berlin); Hamdi Tanses; Hanag-Pacha; Hans-Georg Rauch; Hanthala; Hartmut Sperl (Bochum); Hasret; Hayats Oriental Tribal and Belly Dance Ensemble; HDF/türk (Anadolu u. Dostlar); Herbert Klee; Hessisches Staatstheater Wiesbaden; Heval; Hexenmusik; Hohner-Akkordeon-Orchester; Horst Haitzinger; Humanitäre Kuba Hilfe; Husam; Hüseyin Akdemir; Hüsnü Isik & Band (Bochum).
Jalla Festival-Medienshop; Jamal Abdo; Jaroslav Czech Orchestra; Jean-Pierre Smadja (Tunesien/Frankreich); Jilata; Jorgos Tachtatzis; Jose Pedro Trio; Juan Miranda (Oberhausen); Jugend- und Kulturverein Duisburg; Jugendchor (Duisburg); Jugend-und Kulturverein (Duisburg); Jugoslavia (Bochum); Jugoslavia (Mühlenberg); Jugoslavija; Jugoslawische Tanzund Musikgruppe (Bochum); Julinho Pimentel; Jupp Wolter; Jürgen Schöntges; Jürgen Tomicek.
K– Kabarett K.; Kálmán Balogh & The Gypsy Cimbalom Band; Kambiz Derambakhsh; Karadeniz-Folklor-Ekibi (Gelsenkirchen); Karawane 2010 / Pécs Istanbul Ruhr; Kardes Türküler; Karel Kryl; Karsilama; Kassettenprogramme für ausländische Mitbürger e .V.; Kästner Kids (Bochum); Katakomben Theater; KAV, Koreanischer Arbeiterverband; Kazım Çalışgan; Kimbiza; Kinder in Namibia; Kinder- u. Jugendchor (Hattingen); Kindergarten Linden; Kindergarten Linden in Gambia; Kinderhilfe Eritrea; Kinderlech; Kindertheater am Schauspielhaus Bochum; KKDK e.V. Bochum, Föderation (Rüken u. Begi u. Chor u. a.); KKDK e.V. Föderation Bochum; Klub Jogoslovena; Kockeril (Liege); Kolchis; Kolobri Musikinstrumente; Kolokol; Koma Asiti; Koma Berxwedan; Komitee für die politischen Gefangenen in Chile; KOMKAR; Komkar; Komkar e.V. (Wuppertal); Konstantinos Andrkopoulos (Bochum); Koordinierungskreis für die Betreuung ausländischer Arbeitnehmer (Bochum); Koordinierungsstelle für die Betreuung ausländischer Mitbürger (Hattingen); Koreanische Folkloregruppe; Koreanische Tanzgruppe (Düsseldorf); Koreanische Volkstanzgruppe; Koreanischer Arbeiterverband; Krefelder Friedenschor; Kristi Stassinopoulou; KSSE; KUD Vatroslav Lisinski; Kulturamt Bochum Königsallee; Kulturbüro; Kulturbüro Bochum; Kulturgruppe Venceremos; Kulturkreis NerudaMistral; Künstlerinitiative Kosmopolen; Kurdische Folkloregruppe; Kurdische Pantomime (Frankfurt); Kurdische Volkshäuser; Kurdischer Arbeiterchor; Kurdisches Kulturkomitee (Konstanz)
WER WAR AUF KEMNADE? EINE UNVOLLSTÄNDIGE LISTE
–
12 Kunstmuseum Bochum
L–
La Romanderie (Dortmund); La Rotta; Lakis & Achwach; Laporte; Latin Art, Guitarras Tango; Lelonek’s Kismet; Libanesische Folkloregruppe; Libanesische Tanzgruppe; Libanon-Hilfe; Literaturausstellung türkische Lyrik und Prosa aus der Türkei und Deutschland.; loreverein (Köln); Los Ayarachis; Los Cabales (Frankfurt); Los cumpadres (Hausach); Los Flamencos (Duisburg); Los Kikis Rocieros (Duisburg); Los Molineros; Luis Miares (Bochum); Luis Mijares; Lyragruppe (Neuss).
M– Ma‘agal; Macedonia Song; Machitun (Brüssel); Madda Aadaa; Madera Limpia Kuba; Maipu; Majid Kahn; Mandolinenorchester (Hagen); Manfred Lemm & Ensemble; Manuel Campos (Frankfurt); Mara; Marcus Castelo; Maria Faranduri, Petros Pandis und das Theodorakis Orchester; Maria Kotzamani (Athen); Maria und Bernabe; Marie Marcks; Mario Muraro; Martin Sperl; Max von der Grün; Med. Flüchtlingshilfe; Mehmet Erdogmus; Mehmet Ujanik; Melike Demirag; Metin Yildirim; Michael Braun; Minsk Percussion Group; Mobile Einsatzkapelle (Bochum); Mobiles RheinMain Theater; Mohamed Mounir; Moufadhel Adhoum (Tunesien, Belgien); MoZuluArt (Zimbabwe/Österreich); Musikgruppe Spanisches Zentrum (Essen); Musikschule (Hattingen); Mustafa Kücük; Myriam Thyes.
N– n. n.; Nadia Nadina; Nancy y su Combo; Nassif Jebeili (Aachen); Nassim; Natacha Atlas (Ägypten/England); Navarsart; Nefes in Motion Ruhrgebiet; Nena & Gustavo; Nepalesische Initiative; ngr Pressebüro; Nil Falafel; Nuretin Horsit.
O– O LAR; Oasis; Oguz Peker; Oojami; Oojami (London); Orchester Konservatorium der TU Istanbul; Orfeas u. Rosa (Dortmund); Orfeo Greco (Darmstadt); Orient Musikschule; Orient, ’77 (Köln); Oriental Connection; Orient-Musikschule (Bochum); Orpheus Und Rosa (Dortmund); Ortiga.
R– RAA/AMI; Radio Dortmund International; Rahmi Saltuk; Rai Express; Rainer Hachfeld; Raiz de la Puebla; Rebet (Bochum); Revolutionärer Arbeiterverein; Revolutionärer Arbeiterverein aus Kurdistan e.V. Pantomime; Ric Abao-Straßentheater (Köln); Rigo Winterstein Swingtett; Riza Rit (Istanbul); Riza Topal; Robert Schanzenbacher; Romancero Gitano; Rosas de Espana (Dortmund); Rose Wanjala Tole; Rostok (Russland); Rostok e.V. (Bochum); Russische Kindertanzgruppe; Rotfront (Berlin); Rüzgargülü / Windrose.
S– Saleh Hilmi; SAMBAAUFRUHR; Samo (Tadschikistan); Sampaguita Philippinische Folklore; San-Der; SAN-DER NRW-Künstlerverein; Santosh Raj Gurung & Sukarma (Nepal); Sazgruppe (Gelsenkirchen); Schäl Sick Brass Band (Köln); Schattentheater „Karagöz“ (türkisch); schwarz/rot Atemgold 09; Sema Ensemble; SES; Sevim Kiraz; Sevval Sam; Seyyit Bozdogan; Shalom; Shanachie; Shirin; Simone Nono; Sivan Perwer; Skarabäus, Rock-Jazz (Wattenscheid); Slokarosi (Neuss); Slovacka Banda; Sopresa Flamenca (Dortmund); Sozialamt Bochum Rathaus; Störenfried; Straßentheater der Wahre Anton (Köln); Straßentheater des RETID; Südamerikanische Folklore; Südamerikanische Folkloregruppe; Sudanesische Gemeinschaft in NRW; Susu Bilibi.
PTP . S . D . E.; P, P + B; Panajiotis Michopoulos (Athen); Paradoxon; Paradoxon Klangorchester; Paramashivam; Pastor Struppek; Perlas Folklore Filipino; Perry Friedmann; Pert; Peter Kowalski (Bonn); Peter, Paul Und Barmbek (Hamburg); Philippinische Folklore; Piray; Planet Afrika; Politische Buchhandlung; Polnisches Tanzensemble Krakowiak.; Pontischer Verein „Xeniteas“ Dortmund e.V.; Portugiesische Folkloregruppe; Portugiesische Tanz- und Musikgruppe (Hattingen); Portugiesische Tanzgruppe (Dortmund); Portugiesisches Zentrum; Portugiesische Folkloregruppe (Hattingen); Prof. Dimitrios Themelis (Thessaloniki); Prof. Dr. Isidora KamarineaRosenthal (Bochum); Prof. Vlassis Caniaris (Athen); Prof. Dr. Hermann Müller (Frankfurt); Prof. Dr. Ronald Mönch (Bremen); Prof. Ferda Cengiz Ünal (Istanbul); Prof. Hartmut
Q– Quartett Retorno; Que Huong (Witten); Quijote (Chemnitz); Quintin Cabera.
– Tabo e.V.; Tambour Corps Scheider Höhe, Leitung: Obi Oberheuser; Tandaradei (Bochum); Tango de Camara; Tanz- und Musikgruppe des türk. Jugendvereins; Tanzgruppe Alexandra; Tanzgruppe des Internationalen Jugendtreff Krefeld; Tanzgruppe des türkischen Volkshauses, Frankfurt; Tanzgruppe des Vereins griechischer Eltern und Erziehungsberechtigter (Bochum); Tanzgruppe Dilan; Tanzgruppe Jugoslovena; Tanzgruppe Juguslavia (Hattingen); Tanzgruppe Unitad, Wuppertal; Tanzgruppen der K . K . D . K., (Hannover/Bochum/Lüdenscheid); Tanzgruppen der KOMKAR (Frankfurt); Tayfun Demir; Teatro carnpesino-; Teatro Popular (Hannover); Techno Issa Bagayogo feat Madioko & Mamou Sidibé; Teresa Rebull; Terezija Jelusic; The last chance; The Stormy Monday Blues Band; The Third Planet; Theater der Werktätigen (Berlin); Theater Halk Dyunculari (Berlin); Theater Kefka (Köln); Theater Volkshaus (Frankfurt); Theatergruppe der KEMNADE – Initiative Bochum; Theatergruppe des Kurdischen Volkshauses Duisburg; Theatergruppe Morgenröte; Thomas Plaßmann; Tiempo Marcante; To Kortsopon; Tom Kannmacher; Tony und Stephan (Essen); Trad. Griechische Tanzgruppe (Bochum); Traveling Wolf (Bochum); Trio Harmonie (Wuppertal); Tschechoslowakische Gruppe (Bochum); Tscherkessische Volksmusik; TU Dortmund; Turalp Tekmen; Türkische Folkloregruppe (Dortmund); Türkische Folkloregruppe (Hamm); Türkische Folkloregruppe (Köln); Türkische Gemeinde (Hannover); Türkische Gruppe (Bochum); Türkische Kinder (Wuppertal); Türkische Kinderfolklore; Türkische Tanz- und Musikgruppen (Hattingen); Türkische Tanz- und Musikgruppen (Krefeld); Türkische Theatergruppe, Schwäbisch Gmünd; Türkischer Arbeiterchor (Berlin); Türkischer Arbeiterverein (Dortmund); Türkischer Arbeiterverein (Regensburg); Türkischer Arbeitsverein (Frankfurt); Türkischer Elternverein; Türkischer Folk; Türkischer Frauenverein; Türkischer Kinderchor; Türkischer Volkstanz; Türkisches Schattentheater; Türkisches Theater Dost Oyancular.
U– Ugur Durak; URBO Unabhäng. Radio.
VVasif Öngören (Berlin); Verband der Initiativgruppen in der Ausländerarbeit e.V.; Verband griechischer Studentenvereinigungen; Verein für die Wiederbelebung des „Café Aman“; Verein für die Wiederbelebung des griechischen Schattentheaters e.V.; Verein für die Wiederbelebung des Schattentheaters; Verein zur Förderung der Ideen Atatürks; Verein zypriotischer Studenten Bochum; VIA; Victor Jara (Frankfurt); Vietnamesische Folklore; Vietnamesische Frauen Initiative; Vietnamesischer Volkstanz; Vifi e.V. Bochum; Violetta Parra; VIS-Gruppe u. Shirin; Vizöntö; Vocal-in-Takt Junger Chor der Stadt Hattingen; Vokal-Quartett Plovdiv; Volksbühne „Köroglu“; Volkshaus Frankfurt; Volksmusik Bochumer Roma; Volksvereine der Türkei (HDF); VVN.
W– Wabe mbH; Wabe mbH (Witten); Walter Grasskamp; Walter Hanel; Wannes Van de Velde; WDID; WDID Witten; Weiberbühne (Dortmund); Wolfgang Schmitz (Köln).
X ,Y , Z – X-Vision (Ruhrgebiet); Yabangüllu (Bochum, Essen); Yalla-Dj Team (Bochum); Yarinistan / Morgenland; Yenicag Derdicanlar (Frankfurt); Zimbelmusik Jaroslav Cech; Zohari Iradj; Zülfü Livaneli (Istanbul); Zurna & Davul Ensemble Ruhrgebiet.
–
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Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 13
Amistad ist das
Wort für Freundschaft
FABIAN SAAVEDRA LARA
September 2023. Seit einigen Jahren versucht mein Bruder Mauricio, die Geschichte unserer Familie in Deutschland zu rekonstruieren. Er digitalisiert unermüdlich alte Fotos und bringt sie in eine Ordnung – vielleicht, um seinen Töchtern davon erzählen zu können, wer wir waren und wer wir sind. Ein Gruppenporträt mit allen Mitgliedern unserer weitverzweigten Familie sucht man vergeblich. Unsere Geschichte zerfällt in zahllose Einzelbilder, verteilt auf unterschiedliche Zeitzonen, Länder und Sprachen. Manchmal gibt es statt eines Bildes nur das knisternde, hauchdünne Luftpostpapier, das eng beschrieben von Hoffnungen, Enttäuschungen und dem mühsamen Leben unter einer Diktatur oder im Exil erzählt. Manchmal auch nur das Rauschen der Ferngespräche in meiner Erinnerung oder das Echo von alten Liedern, die einige von uns pflegen, auch Mauro und seine Tochter Puritama. Und so empfängt mich mein Bruder an einem Septembertag in seiner Wohnung in Köln. Im Gepäck habe ich die Einladung des Kunstmuseums Bochum, einen persönlichen Blick auf die Geschichte der Musik- und Tanzgruppe Amistad zu werfen, die von unserem Vater und meiner Mutter in den frühen 80er Jahren in Dortmund gegründet wurde und 1985 einen Auftritt bei Kemnade International hatte. Und tatsächlich finden wir in seinen Fotos Spuren von Amistad: Wir sehen uns selbst – ihn als jungen Mann, mich als Kleinkind – umgeben von Menschen in chilenischen Trachten, die damals jünger waren als wir es heute sind. Wir sehen Momentaufnahmen von ausgelassenen Festen und eine Art der Gemeinschaft, die manchmal vielleicht mehr bedeuten kann als zufällige direkte Verwandtschaft. Mauro berichtet mir von seiner Ankunft in Deutschland 1984, mit 18 Jahren. Er konnte endlich den repressiven Polizeistaat, der Chile damals war, verlassen, und das Erste, was er nach der langen Reise sah, war ein Auftritt von Amistad im Ruhrgebiet. Ihm kam die Szenerie vor wie eine utopische Hippiekommune, die ihm einen überschwänglichen Empfang bereitete, lateinamerikanische Traditionen feierte und politisch war. Er fühlte sich fast wie im Paradies. „Deine Mutter hat mir hier das Gitarrespielen und meine ersten Lieder beigebracht“, höre ich und schaue ihn ungläubig an – fast bestürzt darüber, wie wenig ich über unsere eigene Familiengeschichte weiß. (Ein Gefühl, das sich in den nächsten Monaten noch einige Male wiederholen wird.) Und so mache ich mich auf den Weg, um einige Menschen neu kennenzulernen, die mich schon mein ganzes Leben lang begleiten.
November 2023. Meine Mutter Maria Elena und ich sind zu Besuch bei meinen Pateneltern Sigrid und Uli, um über die Gruppe Amistad und ihre Rollen darin zu sprechen. Es gibt Quiche und Suppe, der Kamin wärmt eine behagliche
14 Kunstmuseum Bochum
Tanzende Gruppe auf der Wiese vor der Blutbuche, Kemnade International. Foto: Hartmut Beifuss
Mauricio Toro, Martin Herbst und Fabian Saavedra beim Ostermarsch 1984 in Wattenscheid, aus dem Amistad-Archiv von Uli Herbst
Links: Fernando Toro mit Heidi Bender beim Tanzen der Cueca, Ostermarsch in Wattenscheid 1984, aus dem Amistad-Archiv von Uli Herbst
MIGRANTISCH
SITUIERTES WISSEN
Wir wissen etwas, was ihr nicht wisst! Weil wir viele Erfahrungen im Leben machen, die ihr als nicht-migrantische Menschen nicht macht. Wurde deine Herkunft schon einmal abgewertet? Warst du schon einmal „die andere“ in einer Gruppe lauter gleichdenkender Menschen? Wir werden nicht mitgedacht, Ausgrenzung und Benachteiligung gehören zum Alltag und durchziehen alle Lebensbereiche. Um zu überleben, haben wir uns kollektiv ein spezifisches Wissen über Gesellschaft, Kultur, Politik angeeignet – das migrantisch situierte Wissen. Es ist wertvoll, weil es uns hilft, gesellschaftliche Macht- und Ungleichheitsdynamiken (z.B. strukturellen und Alltagsrassismus) zu erkennen und uns zu schützen.
LEYLA ERCAN
NETZWERK netz - werk – eine Verbindung, die zusammen - arbeitet.
Wenn wir uns zusammentun, verbinden wir individuelle Erfahrungen und Fähigkeiten zu einer gemeinsamen, stärkeren Kraft. Dabei können wir voneinander lernen und füreinander da sein. In Deutschland und ganz Europa wachsen rechte Strukturen. Da wird es Zeit, dass sich die Kräfte zusammentun, die das gute Leben für alle wollen. Unsere Unterschiede werden dieses Netzwerk stärken. – MARA TEUTSCH
Doppelhaushälfte in Brambauer. Nach dem Essen überrascht Uli mich mit einem schweren Aktenordner voller Fotos, Schreibmaschinentexte und Zeichnungen. Er enthält das Archiv von Amistad, dessen Existenz mir völlig unbekannt war. Ich versinke in den Bildern des Ruhrgebiets der 80er Jahre und denke an die damals allgegenwärtige Sozialdemokratie, die Friedensbewegung, die frühen Grünen, die alternative Szene. Ich ermahne mich, die Vergangenheit nicht zu verklären, meine eigenen Utopien von Solidarität und kollektiver Kulturarbeit nicht dort hineinzuprojizieren, sondern mich auch an den alltäglichen Rassismus und die Ämterwillkür zu erinnern. (Das Wort „Ausländerbehörde“ wird in meiner Familie für immer angstbesetzt sein.) Ich lese Anmoderationen und Erklärtexte für ein deutschsprachiges Publikum: „Aus einer Gruppe junger Studenten, die Folkloretänze aus verschiedenen Ländern tanzte, entstand die Folkloretanzgruppe AMISTAD, die sich seit November 1981 ausschließlich mit der Folklore Lateinamerikas beschäftigt. […] Ein besonderer Schwerpunkt sind hierbei Tänze aus den verschiedenen Regionen Chiles. Seit November 1983 tritt AMISTAD mit einer Musikgruppe auf, die mit zwei Gitarren, Akkordeon, Flöte, Trommel und Gesang die Tänze begleitet. Die 20 Mitglieder der Gruppe wohnen in Dortmund und Umgebung, einige sind in Deutschland lebende Chilenen. Es sind Studenten, Lehrer, Arbeiter, Hausfrauen und Beamte.“ Ich staune über die aus der Zeit gefallene Sprache, und doch spüre ich, dass sich eine Gruppe unterschiedlicher Menschen hier mehrere Jahre lang einen Raum schaffen konnte, der die Enge der damaligen Verhältnisse für alle Beteiligten ausdehnte: die scheinbar vorgezeichneten kleinbürgerlichen Lebenswege in der alten BRD, die sich nach der Welt sehnten. „Wir Deutschen haben damals immer einen kleinen Kosmos gehabt“, kommentiert Uli meine Frage nach seinem Interesse am kulturellen Erbe eines anderen Kontinents. „Amistad war eine Möglichkeit, Freundschaften zu schließen, Diskussionen zu führen und sich ein anderes Leben vorzustellen. Wir waren damals 32.“ „Und wir sind eine Familie geworden“, sage ich. Aus den Nachbar*innen, die auf derselben Etage wie meine Eltern wohnten, sind erst Mitglieder von Amistad geworden – Sigrid tanzte, Uli spielte Gitarre, bis ihm der Morbus Menière das Gehör nahm – und schließlich meine Pateneltern. Ich weine fast, als Uli, der im Laufe der Jahre der Chronist unserer Familie geworden ist, mit ruhiger Stimme hinzufügt: „Offene Ohren, offene Augen, offene Herzen – all das hat uns Amistad ermöglicht.“ Bis 1988 wird Amistad bei einer Vielzahl linksbewegter Veranstaltungen in NRW und darüber hinaus auftreten; bei Gewerkschaftsfesten, Friedensmärschen und bei Amnesty International. Die Gruppe entschied sich dafür, keine Gagen, sondern nur Aufwandsentschädigungen anzunehmen, von denen einmal im Jahr ein großes Essen für die Mitglieder und ihre Familien bezahlt wurde. Doch wie kam es zu all dem?
Er fing 1981 an, im Studentenheim an der Lindemannstraße chilenische Tänze zu unterrichten“. Später werde ich während eines Abendessens über ihn sagen: „Sobald er einen Raum betrat, wollte jede*r sein Freund sein.“ Hinter seinem großen Charisma verbargen sich ein unruhiger, schöpferischer Geist und ein traumatisierter Körper, der zu großer Zärtlichkeit ebenso fähig war wie zu unvorhersehbaren Wutausbrüchen. Er ist die große Leerstelle in dieser Geschichte, denn er starb 2007 im Exil. Die Musik jedoch begleitete ihn bis zum Ende: An seinem Sterbebett spielten wir ihm die Lieder vor, die wir Zeit unseres Lebens in Chile und in Deutschland bewahrt und weitergegeben haben. Siebzehn Jahre später bringt meine Mutter am Tag unseres Interviews zur Gruppe Amistad ihre Gitarre mit. Ich höre ihr zu und nehme alles auf, um mich für immer daran zu erinnern. Nach dem Lied „Ausencia“ („Abwesenheit“) kommen ihr die Tränen: Ya no sé, amigo, vivir alegre / Como en un tiempo que ya se fue. („Ich weiß nicht mehr, mein Freund, wie ich fröhlich leben soll – so wie damals, in einer Zeit, die längst vergangen ist.“) Wir umarmen uns fest, und sie sagt: „Unsere Lieder leben in den Menschen weiter, denen wir hier begegnet sind. Amistad nunca terminó. Nada se quedó en el olvido.“ („Unsere Freundschaft ist in Wirklichkeit nie zu Ende gegangen. Nichts davon ist in Vergessenheit geraten.“) Eine Freundschaft, die zur Familie geworden ist. Eine Familie, die Sprachen und Landesgrenzen verwischt. Ein Band, das die Mitglieder von Amistad vor langer Zeit geknüpft haben:
Sohrab Afschar, Detlev Albat, Heidi Bender, Anita Berendsen, Mustafa Egilmez, Karin Hedderich, Sigrid Herbst, Uli Herbst, Heidi Hirsch, Thomas Kleine, Helga Lehmann, Sara Lemke, Lucia Mendelberg, Renate Mittag, Rudi Nowald, Luis Ojeda, Maria Elena Saavedra Lara, Alfred Seppe, Monika Sterzing, Gisela Suckert, Gustavo Toro Romero.
ORGANISATIONSKOMITEE
Im Organisationskomitee wurde nicht nur aus den Vorschlägen der mitwirkenden Organisationen das Programm für das Festival entwickelt und das Zusammenwirken von verschiedenen Ämtern in den Stadt- und Kreisverwaltungen, Technischem Hilfswerk, Reinigungsbetrieben, Polizei, Notdiensten und zahlreichen Helfer*innen koordiniert. Vielmehr war das Organisationskomitee die Seele des Festivals: Denn hier wurde auch „Politisches“ so lange verhandelt, bis unter den Verantwortlichen aller Mitwirkenden gegenseitiges Vertrauen erreicht war. – MICHAEL FEHR
PARTIZIPATION
Partizipation. Teilhabe. Teilnahme. Wer aber bestimmt die Spielregeln dieser Teilnahme? Schon seit Jahrzehnten erproben machtvolle Kultureinrichtungen eine Vielzahl an Beteiligungsformaten. Unter dem Stichwort Diversität werden die Expertisen „marginalisierter Gruppen“ auf die Bühne gebracht; die strukturellen Ungleichheitsverhältnisse allerdings bleiben meist unberührt. Almanya, Almanya: Was Du brauchst, sind kei-
Februar 2024. Meine Eltern sind in den 70er Jahren auf der Flucht vor der Diktatur Pinochets aus Chile nach Deutschland gekommen. Als Mitglied der Partei Mapu, Obrero, Campesino („Die Erde, die Arbeiter, die Bauern“), die das Regierungsbündnis Salvador Allendes und der Unidad Popular mittrug, konnte mein Vater Gustavo seinen Anspruch auf Asyl geltend machen. Er ist der Bruder eines der sogenannten „Verschwundenen“ – jener Opfer der Militärdiktatur, deren Ermordung nie bestätigt oder aufgeklärt worden ist – und musste sich jahrelang verstecken. Meine Mutter folgte ihm einige Monate später nach Deutschland. Was sie zurückließ: ihre Familie, ihre Kultur, ihre Wurzeln. Was sie mitbrachte: ihre Gitarre, ihr Talent und ihre Liebe zu den traditionellen und neuen Liedern aus Chile, zu Violeta Parra und Víctor Jara. Und so landet mein Vater 1977 im europäischen Winter und findet sich statt im chilenischen Kulturministerium auf dem Bau wieder, meine Mutter ist nicht mehr die gefeierte Sängerin der Peñas und Folkloreveranstaltungen in Santiago, sondern jetzt Reinigungskraft und Hauswirtschaftshilfe im Ruhrgebiet. Und dennoch ist es ihnen ein Anliegen, mit dem kulturellen Erbe Chiles und mit ihrer Kunst hier sichtbar zu sein. Während unseres Gesprächs erzählt Uli die Anfänge so: „Dein Papa hat eine Art gehabt, die Leute zu begeistern.
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Amistad ist das Wort für
Peña heißen in Chile Orte, an denen Folklore gespielt wird. Parallel zum Konzert-Programm wird gegessen, getrunken und getanzt, Gedichte werden rezitiert und Witze erzählt. Als Tribute-Abend für die Gruppe Amistad wird das Konzept der Peña im Kunstmuseum Bochum für einen Abend Realität. Wir werden Lieder hören, die von Mitgliedern der Familien Saavedra und Toro gespielt werden, alte Fotos anschauen und eintauchen in das kulturelle Erbe der chilenischen Diaspora im Ruhrgebiet.
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 15
–
Freundschaft –Ein Peña-Abend
04. September 2024, 18-21 Uhr Kunstmuseum Bochum
1984, aus dem Amistad-Archiv von Uli Herbst
Gustavo Toro Romero und Maria Elena Saavedra Lara, Kemnade International 1985, aus dem Amistad-Archiv von Uli Herbst
Weiterlesen: Library of Stretching and Loosening up
Kemnade International kann als Ort verstanden werden, an dem antirassistisches und migrantisches Wissen zusammenkam und ausgetauscht wurde. Hieran knüpft die Library of Stretching and Loosening up an. Es ist eine Bibliothek, die Bücher und Texte zu strukturellem Rassismus sowie machtund diskriminierungskritischer Arbeit im Kunstbetrieb zusammenbringt und für den Ausstellungszeitraum zugänglich macht. Gleichzeitig ist sie mehr als eine Ansammlung von Büchern. Die Künstler*innen Rebecca Racine Ramershoven, Archil Chikhladze und Emre Abut wollten einen Ort schaffen, der unabhängiges Denken willkommen heißt und als alternativer Vorschlag zu den Wissenssystemen funktioniert, die sonst oft vorherrschen. Entstanden ist mit der Library ein Begegnungsraum für Gruppen und Einzelpersonen, die Interesse haben zu lernen, wie Macht und Herrschaft in der Kunst infrage gestellt
REBECCA RACINE
RAMERSHOVEN & ARCHIL CHIKHLADZE & EMRE ABUT
BU YÜREK SIZIN
Almanyanın ortasında Ahmet!
Almanyanın ortasında Mehmet!
Ayşeler, Fatmalar, Darmadağın, kiyamet!
Almanyanın ortasında bir Anadolul
Bir gözü güler ekmek için
Bir gözü ağlar dert dolu.
Bir yürek ikiye bölünmüş çaresiz.
Anayurtta, Anadoluda kalmış yarısı.
Yarısı Almanyadaki Anadoluda
Dinmeyen bir baş ağrısı Bir başka gariplik
Bir ince sızı
Nasil yaşar bölük pörçük bir insan Bir gözü ağlayıp Bir gözü gülerken. Bir vücuttan iki post çıkartılırken Bir işçi iki kez sömürülürken
Nasıl yaşar!
Geldim gördüm sizleri can kardeşlerim Başımı yolunuza koydum, ellerim sizin
Akları karaları ayırmak için
Dağlari sizlerle devirmek için
Daha da güçlüyüm Bu yürek sizin
DIESES HERZ GEHÖRT EUCH
Mitten in Deutschland Ahmet!
Mitten in Deutschland Mehmet!
Aysches, Fatmas, Wirr verstreut!
Mitten in Deutschland ein Anatolien!
Mit einem Auge lacht es, fürs Brot, Weint mit dem anderen voll Leiden.
Ein Herz zweigeteilt hilflos, In der Heimat, in Anatolien blieb eine Hälfte zurück,
Die andere Hälfte im deutschen Anatolien.
Ein rastloser Kopfweh, Eine andere Bitterkeit, Ein fein bohrender Schmerz.
Wie kann ein Mensch leben in Bruchstücken, Wenn ein Auge weint, Das andere lacht?
Wenn einem Körper gleich zwei Felle abgezogen, Wenn ein Arbeiter gleich zweimal ausgebeutet, Wie kann er da leben!
Ich kam und sah euch, meine Herzensbrüder, eurem Weg will ich meinen Kopf riskieren, euch gehören meine Hände.
Um weiss von schwarz zu trennen,
Um mit euch Berge stürzen, an eurer Seite zu kämpfen, Bin ich noch stärker –
Dieses Herz gehört euch!
Orhon M. Arıburnu Übersetzung Yüksel Pazarkaya
werden können. Als begehbares Objekt, lädt es ein, in Ruhe und mit Konzentration zu lesen, entdecken, suchen und diskutieren. Das Neu- und Verlernen wird hier mit körperlichem Strecken und Dehnen auf Matten und aufblasbaren Kissen verbunden.
Ein paar Tipps für die Lektüre:
— Kuratieren als antirassistische Praxis, 2017, Natalie Beyer, Belinda Kazeem Kamiński und Nora Sternfeld (Hg.). Fachliteratur, Deutsch
— Disidentifications – Queers of Color and the Performance of Politics, 1999, José Esteban Muñoz Fachliteratur, Englisch
— Dekolonisierung des Denkens, 2017, Wa Thiong’o Ngugi Essays, Deutsch
— Das radikaldemokratische Museum, 2018, Nora Sternfeld Fachliteratur, Deutsch
— Mein Name ist Ausländer – Benim Adım Yabancı, 2023, Semra Ertan, Zühal Bilir-Meier, Cana Bilir-Meier Gedichte, Deutsch
— Decolonising the Camera: Photography in Racial Time, 2019, Mark Sealy Fachliteratur, Englisch
— A Black Gaze: Arstists Changing How We See, 2023, Tina M. Campt Fachliteratur, Englisch
LYRICS VON CEM KARACA
— Migrantenstadl, 2016, Imad Mustafa, Tunay Önder Texte/Collagen, Deutsch
— The Silent University, 2016, Florian Malzacher, Pelin Tan, Ahmet Öğüt (Hg.). Sachbuch, Englisch/Deutsch
— Racialised Faces in White Creative Spaces, 2023, creative lab 3.0. (Hg.) Sammelband, Englisch/Deutsch
— Representation: Cultural Representation and Signifying Practices (Culture, Media, and Identities Series), 2013, Stuart Hall Fachliteratur, Englisch
— Jein, 2020, Büke Schwarz Graphic Novel, Deutsch
— blues in schwarz weiss/nachtgesang, 1995/97, May Ayim Gedichte/Deutsch
— Rassistisches Erbe – Wie wir mit der kolonialen Vergangenheit unserer Sprache umgehen, 2022, Susan Arndt Sachbuch, Deutsch
— Biting Back – Essen, Diaspora, Widerstand, 2023, Fallon Tiffany Cabral, Meryem Choukri (Hg.) Essays, Deutsch
Immer sonntags, 12-17 Uhr, gibt es als Teil der Library immer frischen Schwarztee im Samowar.
Am 5.6. und 4.7., 15-18 Uhr laden Rebecca Racine Ramershoven, Archil Chikhladze und Emre Abut zum gemeinsamen Lesen ein: Read-In. Talk-Out.
Der Sänger Cem Karaca war nicht nur einige Male zu Gast beim Festival. Am 26. Januar 1980 veranstaltete das Museum Bochum in Zusammenarbeit mit der Föderation Progressiver Volksvereine aus der Türkei in Europa e.V. (HDF) ein Konzert mit dem bekannten türkischen Sänger. „Jedermann ist dazu herzlich eingeladen“, heißt es auf der Ankündigung. „Çevresinde oturan tüm yabancıları davet eder.“
Um möglichst zugänglich zu sein, galt nicht nur KONSERE GIRIŞ ÜCRETSIZDIR / EINTRITT FREI. Es wurde auch ein Heft veröffentlicht, in dem die türkischen Liedtexte mit deutscher Übersetzung abgedruckt waren.
16 Kunstmuseum Bochum
Mit freundlicher Genehmigung von DOMiD-Archiv, Köln
ne gut gemeinten Partizipationskonzepte, sondern eine radikaldemokratische Umverteilung und die Anerkennung nicht-dominanten Wissens.
– AURORA RODONÒ
POSTMIGRATION
Damit kann eine Selbstbezeichnung gemeint sein (Postmigrant*in) oder eine Gesellschaft, ein künstlerisches Werk usw. beschrieben werden (postmigrantische Gesellschaft, postmigrantisches Theaterstück). Es beschreibt ein Ankommen nach dem Einwandern. Die Migrationsforscherin Naika Foroutan und das postmigrantische Theater Ballhaus Naunynstraße Berlin haben in Deutschland den Begriff Postmigration oder postmigrantisch in die breite Öffentlichkeit getragen. So, wie in der sog. Gastarbeit und Postmigration geht es auch um eine aktive Erweiterung der Erinnerungskultur nach 1945, die auch die Geschichten der sog. Gastarbeiter*innen aus ihrer Perspektive erzählt, die Opfer rassistischer und ausgrenzender Strukturen und Gesinnungen einschließt – besonders in den Jahren der sog. Gastarbeit ab 1960, Semra Ertans Stimme, die Opfer von Mölln, Solingen, Rostock Hoyerswerda, Hanau, Halle – und ein aktives, gemeinsames, gesamtgesellschaftliches Anerkennen, Teilhaben und Erinnern stattfinden lässt. – NESRIN TANÇ
RACE
Der Begriff race aus dem Englischen ist per Definition nicht dem deutschen Wort der „Rasse“ gleichzusetzen. Race beschreibt eine ethnische Zugehörigkeit zu einer Personengruppe aufgrund von kulturellen, gesellschaftlichen Gemeinsamkeiten, aber auch phänotypischen Merkmalen, denen keine Wertung unterliegt. Im deutschen Sprachgebrauch kommt der Begriff der Rasse jedoch aus der fiktiven Vorstellung, es gebe genetisch betrachtet Menschen mit besonderen Merkmalen und wiederum andere mit weniger guten Attributen.
BERNICE LYSANIA EKOULA AKOUALA
SELBSTORGANISATION
Manchmal entsteht aus der Notwendigkeit eine Kraft, die aus einfachen Gedanken aktive Gestaltung schafft. Im Miteinander geht Mut einher und kommende Hürden wiegen auf unseren Schultern verteilt nicht mehr allzu schwer.
Prozesse und Handlungen schaffen Strukturen, auf denen kollektive Forderungen beruhen. Entscheidungen werden gemeinschaftlich gefällt und die Idee der Hierarchie wird kooperativ entstellt.
Ein gemeinsames Streben, einzig der vorantreibenden Hoffnung wegen.
– ESRA ELMACI
Die Mitarbeiter des Museum Bochum, die die KEMNADE aufgebaut haben (und auch wieder abbauen müssen) von links nach rechts: Udo Küpper, Karl-Heinz Schneiders, Waldemar Goihl (oben), Bernd Borberg, David Love, Dietmar Walkenhorst, Gerhard Fischer. Nicht auf dem Bild: Johannes Besse.
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Tea Talk in der Library of Stretching and Loosening up
Samstag, 18. Mai 2024, 14-16 Uhr
Kunstmuseum Bochum
Tunay Önder & Emre Abut laden zum Tea Talk ein. Mit Austen P. Brandt (Duisburg, Phoenix. e.V.), Nail Doğan (Hamburg, Lyriker) und Negar Foroughanfar (Schauspiel Dortmund, Stadtdramaturgie)
Zusammen mit eingeladenen Gäst*innen sprechen Emre Abut und Tunay Önder über empowernde Texte und Autor*innen, die das Leben und Überleben in Almanya erleichtert haben: Kritische Theorie, Romane, Autobiografien, Lyrik oder Songtexte. Es wird gelesen, unterhalten und frisch gebrühter Çay aus dem Samowar getrunken.
SOLIDARITÄT
Nobody’s Free Until Everybody’s Free. – FANNIE LOU HAMMER
Solidarität ist mehr als nur ein Wort. Sie ist ein gelebtes Miteinander, geprägt von gegenseitiger Unterstützung und Verantwortung. In ihr liegt das Fundament für ein friedliches
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 17
Tanzgruppe Kemnade International 1976. Foto: Hartmut Beifuss
Stadt Bochum Bildarchiv
18 Kunstmuseum Bochum
Tänzer*innen Kemnade International 1987. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
Kemnade International 1986. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
Blick in den Burghof, Vorbereitungen für Kemnade International 1976. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
Tanzende Gruppe auf Kemnade International. Foto: Stadt Bochum Bildarchiv
und gerechtes Zusammenleben in der Gesellschaft. Solidarische Hilfe nimmt vielfältige Formen an, von materieller und emotionaler Unterstützung bis hin zum gemeinsamen Einsatz für politische Ziele. Solidarität ist ein grundlegendes Konzept für den Aufbau von gerechteren und inklusiveren Gesellschaften. – HANNA EL-KABBOUT
TRACHTEN
Gaze, Leinen, Cotton bo dapîr u Witwe, Strass, Stick, Satin wellt Licht so schön &gut Pailletten, ich mag aber Samt -westen.
The women seem to have a great tolerance to stiff & scratchy fabrics. Exakt ein Text zu cili kurdi, den ich lesen kann. Ein Koffer voll Textilien verstaubt im Keller.
Wissen steht: in Büchern, für Bibliotheken. & Wissen liegt: auf der Haut, kleidet Körper. – MIEDYA MAHMOD
Die letzte Empanada
„Ya mas!“ und die Gläser treffen sich in der Luft. Die Hände, die sie halten, verlassen für einen Moment das weiße Papiertischtuch mit dem Plastikfutter auf der Innenseite und erheben sich in die Luft. Es ist Sommer, der 15. August, und ihre Sommerferien haben gerade begonnen. Wie lange hat dies gedauert? Ein paar Sekunden vielleicht. Und doch bringt uns dieses Ritual in diesem Moment zusammen. Zwei Worte, ein Wunsch, lassen in diesem Moment eine kleine Gruppe um einen Tisch herum entstehen, die zukünftige Erinnerungen schaffen wird. – RIKA SAKALAK
Foto: Pedro Landsberger
„Was ist das?“
Der chilenische Autor Pedro Holz hatte viele Jahre in Bochum verbracht und sich auch mehrfach an der Gestaltung von Kemnade International beteiligt. In seinem 1988 veröffentlichten Text Die letzte Empanada beschreibt er humorvoll Erfahrungen an einem Essensstand.
„Eine chilenische Spezialität mit Käse.“
„Und wie nennt sich das?“
„Em-pa-na-da, empanada.“
„Na, dann geben Sie mir mal eine. Wieviel?“
„Zwei Mark.“
„Was ist das?“
„Empanadas, chilenische Käsepasteten.“
„Wie teuer?„
„Zwei Mark.“
„Zwei mal, bitte!“
„Vier Mark.“
„Danke.“
„Wie nennt sich das?“
„Em-pa-na-da, eine chilenische Kessetasche.“
„Wie bitte?“
„Eine Kessetasche.“
„Ach so, Kä-se-ta-sche. Ich mag keinen Käse.“
Mario hatte ein Schild gemalt. Einfach mit dem schwarzen Filzstift. Einen großen Baum mit Knospen und kleinen Früchten. Der Empanadabaum aus der Wüste Atacama im Norden Chiles, Empanadaknospe, reife Empanada – lauteten die Beschriftungen. „Das ist doch gar nicht möglich“, meinte ein junger Mann in schwarzer Lederjacke, „ihr wollt uns verarschen“. „Nein, wirklich, es stimmt“, beteuerte Juan, ohne mit der Wimper zu zucken, „sie werden mit dem Flugzeug eingeflogen, nicht reif natürlich, so ungefähr wie Bananen.“
„Na, gib mir mal eine!“
„Empanadas aus Chile, Empanadas!!!“
„Warum macht ihr nicht ein bisschen Musik? In Lateinamerika singen doch alle so schön. Guantanamera, Cha-Cha Cha...“
„Juan, hol’ die Gitarre, wir werden Guatanamera singen, hier für die Genossen.“
Juan versuchte, seine Gitarre zu stimmen. „Also dann, Guantanamera, ein Lied aus Kuba, aber vergesst nicht unsere Empanadas aus Chile.“
„Alle zusammen: Guantanamera, guajira Guantanamera.“
„Yanquis afuera, malditos yanquis afuera“, sang Mario viel lauter als alle anderen.
„Was bedeutet das?“
„Yankees raus, verdammte yankees raus.“
„Jetzt nochmal, alle zusammen. Todos juntos!“
„Yanquis afuera, malditos yanquis afuera!“
Eine junge Frau mit Brille, die nicht mitgesungen hatte, rollte einen Zehnmarkschein zusammen und steckte ihn in die Sammelbüchse.
„Vielen Dank.“
Es wurde dunkel. An den Nachbarständen packte man schon die Sachen zusammen.
„Wieviele Empanadas haben wir noch?“
„Weiss nicht, so ungefähr fünfzig. Wir können sie ja einfrieren.“
„Nein, machen wir weiter... Jetzt Empanadas zu nur eine Mark fünfzig.“
„Schenkst du mir eine? Ich hab’ zu viel getrunken.“
„Das geht nicht, das Geld ist für Chile.“
„Was ist denn da in Chile?“
„In Chile gab es 1973 einen Putsch, das Geld ist für die Leute, die gegen die Diktatur kämpfen.“ „Was ist denn das für eine Diktatur, Kommunisten?“
„Nein, so ähnlich wie damals in Deutschland unter Hitler.“
„Verstehe ich nicht, aber gib mir mal so ein Ding. Wie heißt das?“
„Empanada, eine Mark fünfzig.“
Immer weniger Menschen kamen zu den wenigen Ständen, die noch offen hatten.
„So, jetzt musst du mir wirklich so ‘ne Pastete schenken, ich habe keine Knete mehr.“
„Na gut.“
„Vielen Dank, du. Ich wünsche euch, dass ihr bald die Kommunisten aus euerm Land rausschmeißt und so ‘ne Demokratie bekommt wie wir hier.“
Erstveröffentlichung in: „Die Brücke“ No. 44, August/September 1988. Im Sinne der spanischen Fassung überarbeitet.
Rezept Empanadas mit Käse
1 ½ Tasse/n Mehl
1 ½ TL Butter
1 TL Salz
1 TL Backpulver
1 TL Zucker
1 Tasse Wasser oder Milch, heiß
1 Pck. Käse (z.B. Emmentaler), gerieben etwas Öl
Mehl, Salz, Zucker und Backpulver vermischen. Mischung auf eine Arbeitsfläche geben und einen Krater formen, Butter hinzugeben. Nach und nach das heiße Wasser (oder die heiße Milch) vorsichtig hinzugeben, bis ein glatter Teig entsteht. Nicht weiter kneten!
Teig in ein Tuch einpacken und Stück für Stück Portionen entnehmen. Mit Hilfe eines Nudelholzes die Masse glatt wälzen (in runder Form mit jeweils ca. 10 cm Durchmesser und 2 mm Dicke). Jede Scheibe mit ca. 1 TL Käse füllen. Die Ränder des Teigs befeuchten und gut verschließen (Teig in der Mitte zusammenklappen). Die Ränder mit den Fingern zuerst fest auf aneinanderpressen und anschließend mit einer Gabel zusammendrücken (damit der Käse nicht heraus fließen kann). Öl erhitzen und die Empanadas ca. 1,5 Minuten auf der einen Seite frittieren und die Empanadas ca. 1,5 Minuten auf der einen Seite und ca. 1 Minute auf der anderen Seite frittieren, bis sie goldgelb werdeb.
Guten Appetit!
Veranstaltungshinweis
01. September 2024, 14-17 Uhr
Kunstmuseum Bochum
Es fing mit der Kultivierung von Weizen vor rund 10.000 Jahren an und setzte sich mit der Entstehung diversester Teiggerichte fort. Ob Chinkali, Dim Sum, Empanada, Gyōza, Mandu, Mantı, Maultaschen, Pierogi oder Samosas, ob gekocht, gedämpft, gebraten oder gebacken: Teigtaschen sind so gut wie in jeder Küche der Welt vertreten. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept und ihre eigene Zubereitungsweise, jede Familie verbindet eigene Anekdoten mit der Teigtasche. Welche Geschichten verbergen sich hinter deinem Familienrezept? Welche kulturellen Verbindungen lassen sich zwischen unterschiedlichen Küchen herstellen? Zur Finissage der Ausstellung Die Verhältnisse zum Tanzen bringen laden wir herzlich zum gemeinsamen Teigtaschenessen ein. Bringe deine Teigtasche mit, teile mit uns dein kulinarisches Wissen und erweitere es mit neuen Köstlichkeiten.
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 19
Bring your own Teigtasche
YAMAS Στη βεράντα της γιαγιάς, μόλις έχει βγει το φαγητό από τον φούρνο, μυρίζει νυχτολούλουδο Κάποια παιδιά από τη γειτονιά ακούγονται από μακριά να παίζουν. «Άντε παιδιά, και του χρόνου, να είμαστε καλά!» λέει η γιαγιά. «Γεια μας!» απαντάνε οι υπόλοιποι και τσουγκρίζουν τα ποτήρια Πόσο να κρατάει αυτή η στιγμή άραγε; Μερικά δευτερόλεπτα ίσως Κι όμως αυτό το τελετουργικό εκείνη τη στιγμή μας φέρνει κοντά Δύο λέξεις, μία ευχή, γεννούν εκείνη τη στιγμή μια μικρή ομάδα, που γύρω από ένα τραπέζι θα δημιουργήσει αναμνήσεις
PEDRO HOLZ
Stars of Kemnade
Ein Kemnade-Horoskop DÎLAN ŞIRIN ÇELIK
iIlkay Akkaya ZWILLINGE 22. Mai bis 21. Juni
Cem Karaca WIDDER 21. März bis 20. April
Cem Karaca – ein Widder, wie er im Buche steht: Voller Tatendrang, ohne viel Gelaber und mit ganz viel kreativer Energie setzt er nicht nur seine Ideen, sondern auch sich selbst als türkische Rock-Ikone überall im Leben durch – egal ob im Exil oder in der Heimat. Da ist es kein Zufall, dass Cem Karaca vor allem die Main Stages von Kemnade rockte: Der Widder liebt das Leben und lässt nichts anbrennen! Mit seiner Musik rückte Cem Karaca die Situation vieler Gastarbeiter*innen in Deutschland ins Spotlight. Typisch Widder, der Macher der Sternzeichen!
hQuintín Cabrera STIER 21. April bis 21. Mai
Hast du einen Stier in deinem Leben, erwartet dich ein beschützender, bodenständiger und sensibler Mensch: Quintín Cabrera, uruguayischer Sänger und Songwriter, war genau solch ein Stier. Neben seinen Auftritten beim Kemnade International Festival erwischte man Quintín Cabrera auch bei Protesten für Menschenrechte oder auch mal beim Gedichteschreiben. So wie es für einen Stier typisch ist, sind alle seine Lieder und Gedichte geschmückt mit einer unerschütterlichen Loyalität gegenüber seinen Mitmenschen, vor allem seinem Vater und der uruguayischen Arbeiter*innenklasse.
cThi My Hanh Nguyen SCHÜTZE
23. November bis 21. Dezember
Der Schütze, auch oft als der Philosoph unter den Sternzeichen bekannt, ist gerne extrovertiert, sprüht voller Energie, Kreativität und Optimismus. Also ein Sternzeichen, das das Leben in die Hand nimmt! Bilderbuch-Schütze Thi My Hanh Nguyen ist genau so jemand: Die Vietnamesin kam nach Deutschland und unterstützte ab 1982 geflüchtete Menschen aus Vietnam. Auch beim Kemnade International Festival war sie ein bekanntes Gesicht, trat für ihre Werte immer ein und gründete 1994 schließlich ihre eigene Initiative, die Vietnamesische Interkulturelle Fraueninitiative Vifi. Eine Macherin, ein Schütze und einer unserer local Kemnade-Stars!
Obwohl sie das leichteste der Luftzeichen sind, sind Zwillinge doch ziemlich schwer zu fassen: Sie sind enorm vielfältig, anpassungsfähig und wandelbar. Genauso wie Ilkay Akkaya, eine Sängerin, die für kurze Zeit ein Teil der türkischen und linken politischen Musikband „Grup Yorum“ war, haben sie einen sehr hohen Gerechtigkeitssinn, können gut mit anderen Menschen und sind sehr interessiert daran, was die Welt ihnen alles so zu bieten hat.
jÁngel Parra KREBS 22. Juni bis 22. Juli
Krebse gehören zu den sehr emotionalen und fürsorglichen Sternzeichen. Ob Ángel Parra, ein bekannter chilenischer Songwriter, der bereits mit 5 Jahren die Trennung seiner Eltern versuchte mit dem Singen zu verarbeiten, seine sensible Ader nur seinem Sternzeichen zu verdanken hat, können wir nicht wissen. Was wir aber sicher wissen können, ist, dass er – typisch Krebs – immer an seine Mitmenschen gedacht hat: Mit seinen linken, politischen Songtexten versuchte Ángel Parra stets um Gerechtigkeit für alle zu kämpfen.
kDaniel Viglietti LÖWE
23. Juli bis 23. August
Jede*r weiß: Ein Löwe ist selbstsicher, loyal und hat ganz viel Selbstbewusstsein. Was viele aber nicht wissen ist, dass der Löwe ebenfalls sehr modebewusst ist. Beispiel dafür ist der uruguayische Sänger Daniel Viglietti, den man in seinen jungen Jahren nur mit einer top gestylten Mähne und im hohen Alter nur noch mit schickem Hut erwischen konnte. Löwen lieben es, Verantwortung zu tragen, sind ehrgeizig und tatkräftig. Bei Daniel Viglietti dringt der willensstarke Löwe vor allem angesichts seiner Biografie durch: ein eigenes Plattenlabel, eine Inhaftierung in Uruguay und einen Ruf als Stimme des Friedens – es gibt nichts, was er sich nicht zugetraut hat!
lEva Vargas/Wargas
JUNGFRAU
24. August bis 23. September
Fleißig, kreativ, kommunikativ und hingebungsvoll: All das ist die Sängerin, Journalistin und Künstlerin –und Sternzeichen Jungfrau – Eva Vargas! Mit ihrer Kunst machte sie ihrem Sternzeichen alle Ehre: Ihre Ausstellungen und Aktionen hatten immer ein politisches, ökologisches oder humanitäres Ziel und als Jungfrau reflektierte sie immer ganz zuverlässig und mit viel Bedacht, wo genau sie ihrer Kunst freien Raum lassen möchte. Vor allem in Schulen, Jugend- und Strafanstalten veranlasste sie Förderprogramme und brachte sich und ihre Arbeit in verschiedenste Kontexte ein.
aTeresa Rebull WAAGE 24. September bis 23. Oktober
Eigentlich ist die Waage bekannt für ihre ausgeglichene Art und Harmoniebedürftigkeit, unsere Kemnade-Waage Theresa Rebull ist jedoch alles andere als das! Als sozialistische Aktivistin und Partisanin kämpfte die katalanische Sängerin durchgehend für linke, marxistische und feministische Ideen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint, gibt es dann doch noch Parallelen zwischen Teresa Rebull und dem Sternzeichen Waage: Die Liebe für Wahrheit und Gerechtigkeit definiert beide – selbst, wenn einige Tage Gefängniszeit in Barcelona die Konsequenz für diese gerechte Gesinnung bedeuten können. Die Waage wagt halt alles!
bŞevval Sam SKORPION 24. Oktober bis 22. November
Dreimal darfst du raten, welches Sternzeichen eine berühmte Sängerin, Schauspielerin und eine fleißige Studentin ist – genau, Skorpion natürlich! Şevval Sam ist ein türkisches Allroundtalent, das für ihre selbstbewussten TV-Performances und ihre tolle Stimme bekannt ist. Ganz offen und erfolgssicher, so wie es für ihr Sternzeichen typisch ist, schreitet sie durchs Leben und lässt sich von niemandem was sagen!
Şivan Perwer STEINBOCK 22. Dezember bis 20. Januar
Du machst das, worauf du Bock hast, auch wenn ein Staat es versucht, dir zu verbieten? Herzlichen Glückwunsch, dann haben du und der kurdische Sänger Şivan Perwer etwas gemeinsam: Ihr seid das sturste aller Sternzeichen, der Steinbock! Steinböcke beißen sich durch, bis sie ihre Ziele erreicht haben und lassen sich durch Nichts von ihrem Weg abbringen. So wie ein Şivan Perwer, der trotz Inhaftierungen, Drohungen und allerlei Hürden niemals aufgehört hat, über Kurdistan, wichtige historische Themen und das Leid seines eigenen Volkes zu singen. Auf Menschen mit einem Steinbock-Charakter ist halt immer Verlass!
eCicciu Busacca WASSERMANN 21. Januar bis 19. Februar
Unabhängig, individuell und originell: Der sizilianische Balladensänger und Wassermann Cicciu Busacca wurde vor allem durch seine Lieder berühmt, in denen er echte Geschichten und Informationen aus seiner Umgebung spannend und unterhaltsam melodisch wiedergab. Das Erzählen und das Singen waren seine Stärken. Der Umstand, dass er kreativ genug war, diese zwei Kommunikationsformen erfolgreich zu verbinden, lässt ihn ganz starke Wassermann-Vibes ausstrahlen!
fNatacha Atlas FISCHE
20. Februar bis 20. März
Natacha Atlas ist eine ägyptischbelgische Sängerin, die vor allem für ihre Fusion von arabischer und westlicher Musik bekannt ist. Als Sternzeichen Fische ist sie sehr hilfsbereit und selbstlos und lässt sich niemals die Chance entgehen, ein politisches Statement abzugeben. Auch wenn ihre liebe und zärtliche Art die Fische im ersten Moment sehr sanft wirken lässt, darf man sie nicht unterschätzen: Ihre Fans überzeugt Natacha Atlas vor allem durch ihre direkte und intuitive Art und dadurch, dass sie sich zu ihrer Identität immer stolz bekennt!
20 Kunstmuseum Bochum
d
g
Feuerspucker im Kinderprogramm von Kemnade International. Foto: Hartmut Beifuss
22 Kunstmuseum Bochum
IMPRESSUM
AUSSTELLUNG
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – 50 Jahre Kemnade International 27. April – 8. September 2024 Kunstmuseum Bochum
Künstler*innen
Archil Chikhladze, Emre Abut und Rebecca Racine Ramershoven, assume vivd astro focus (avaf), Bekir Karadeniz, Cem Kaya, Cute Community Radio, Dina Danish, Donja Nasseri, Hartmut Beifuss, Havîn Al-Sîndy, Horst. D. Gölzenleuchter, Kalos&Klio, Katalin Ladik, kino.for you, Marina Naprushkina, Markus Zimmermann, Mehmet Ünal, Pável Aguilar, Petja Dimitrova, Pınar Öğrenci, Saša Tatić, Selma Gültoprak, Theresah Ankomah, Tunay Önder, Vlassis Canniaris, Yto Barrada und Žarko Radić
Fördernde & Partner*innen
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, dem LWL-Kulturfonds und Komm-an Nrw. In Kooperation mit Interkultur Ruhr/RVR
Kuratorinnen
Eva Busch & Özlem Arslan
Recherchen Hanna El-Kabbout
Museumsleitung
Noor Mertens (Direktorin), Eva Busch (Kuratorin/stellvertretende Direktion), Julia Lerch Zajączkowska (Kuratorin/ stellvertretende Direktion)
Forschungsvolontariat
Özlem Arslan
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Leonie Böhmer (Leitung), Clara Stolz
Registrarin
Christa Appel
Verwaltung
Frank Schorneck (Verwaltungsleitung), Jennifer Braun (Allgemeine Verwaltungstätigkeiten), Tim Quiter (Buchhaltung)
Veranstaltungen & Kunst im öffentlichen Raum
Anja Schrader
Werkstatt
Andrea Grun (Leitung), Muhamet Beqiri, Frank Hellwig, Jörg Mertens
Haustechnik
Gaspar Duhanaj (Hausmeister), Uli Barnbeck (Hausmeister), Erwin Golze (Haustechnik), Peter Abramowski
Kunstvermittlung
Shasti & Kerstin Kuklinski
Freie Mitarbeiter*innen der Kunstvermittlung
Anna Hölter, Georgette Issa, Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, Nathalie Litzner, Faezeh Mojahedtalab, Agnes Motz, Dr. Claudia Posca, Service und Museumskasse
Nicole Brandenburg, Arne Krauß, Zoja Morina
Aufsichtspersonal
Monika Fischer, Anna Hanelt, Thorsten Menzel, Tanja Mordau, Ewa Obst, Jörg Pfaffendorf, Helga Sklorz, Maxim Wagner
PUBLIKATION
Herausgeber
Kunstmuseum Bochum
Redaktion
Özlem Arslan, Eva Busch, Esra Canpalat
Redaktionelle Mitarbeit
Hanna El-Kabbout
Grafik
Bart de Baets & Sandra Kassenaar
Artworks/Illustration Gizem Erdem
Autor*innen
Pável Aguilar, Özlem Arslan, Güler
Bulgurcu, Eva Busch, Dîlan Şirin Çelik, Bernice Lysania Ekoula Akouala, Hanna El-Kabbout, Esra Elmacı, Leyla Ercan, Pedro Holz, Manuel Gogos, Can Gülcü, Lütfiye Güzel, Johanna-Yasirra Kluhs, Miedya Mahmod, Rubiga Murugesapillai (DJ Rubimental), Julienne de Muirier, Alexis Rodriguez Suárez, Fabian Saavedra Lara, Rika Sakalak, Dilek Tepeli, Nesrin Tanç, Taranta Babu, Mara Teutsch
Korrektorat
Kilian Janowiak
Fotografie
Amistad-Archiv von Uli Herbst, Hartmut Beifuß, Bekir Karadeniz, Pedro Landsberger, J. Konrad Schmidt
Druck
Rodi Rotatiedruk, Diemen
Auflage 8.000
Verantwortlich
Kunstmuseum Bochum Kortumstraße 147 44787 Bochum
Tel: +49 (0)234 910 – 42 30
E-Mail: kunstmuseum@bochum.de www.kunstmuseumbochum.de
Facebook kunstmuseumbochum
Instagram @kunstmuseum_bochum
Danksagungen
Alexis Rodríguez Suárez, Anastasiia Matsiienko, Bengü KocatürkSchuster, Bernd Baumhold, Birgit Ellinghaus, Christoph Schlierkamp, Elmar Winters-Ohle, Emek Chor Bochum, Güler Bulgurcu, Karl-Heinz Moser, Karl-Heinz Schneiders, Kamil Ertürk, Kazım Çalışgan, Kemal Güler, Leyla Ercan, Markus Lutter, Michael Fehr, Miriam Witteborg, Patrick Ritter, Pedro Crovetto, Sabela Losado Barros, Sepp HiekischPicard, Thi My Hanh Nguyen, Zoubeida Khodr
KREUZWORTRÄTSEL
1.
Bochumer Verein, der sich 1974 gründete und somit seit der ersten Ausgabe 1974 beteiligt war („Initiative für ausländische Kinder“)
2.
Insbes. in Griechenland verbreitete subkulturelle Musikrichtung, Verbindung aus griechischer Volksmusik und osmanischer Musiktradition
3.
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, den LWLKulturfonds, Komm-an NRW und der IngWer Stiftung. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit Interkultur Ruhr/RVR, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
27. Caniaris, 28. Halay
22. Kaugummi, 23. Friedensgebot, 24. Beifuss, 25. Empanada, 26. Dabke,
17. Schattentheater, 18. Karaca, 19. Mark, 20. Gastarbeiter, 21. Solidarität,
12. Roofmusic, 13. Kemnade, 14. Musikinstrumente, 15. Bokult, 16. Kuss,
1. IFAK, 2. Rembetiko, 3. Blutbuche, 4. Organisationskomitee, 5. Amistad, 6. Viglietti, 7. Maagal, 8. Apollon, 9. Funkhaus, 10. Sozialamt, 11. Rebull,
KREUZWORTRÄTSEL-ANTWORTEN
200 Jahre alter Baum auf dem Festivalgelände, der aufgrund von Umweltschäden stark zurückgeschnitten wurde und langsam neue Triebe entwickelt, wichtiger Treffpunkt
4.
Gremium, das in den ersten Jahren des Festivals das Programm zusammenstellte
5.
Band (span. „Freundschaft“)
6. Uruguayischer Sänger, der mehrmals auf Kemnade aufgetreten ist, unter anderem mit seinem Hit ¡A desalambrar! (Daniel)
7.
Jüdisches Folklore Tanzensemble aus Witten
8. Griechisches Volkstanz Ensemble, besteht seit 1974
9.
Radiosender, der live von mehreren Festivals berichtete, Vorgänger von WDR Cosmo ( Europa)
10.
Städtisches Amt, das gemeinsam mit dem Kunstmuseum Bochum die erste Festivalausgabe initiierte
11.
Katalanische Sängerin, die nicht nur auf Kemnade auftrat, sondern auch im Kunstmuseum (Teresa) 12.
Bochumer Musiklabel, das zwei Schalplatten zum Festival herausgab 13.
Austragungsort des Festivals an der Grenze zwischen Bochum und Witten (Haus ...) 14.
Internationale Sammlung im Haus Kemnade 15.
Informationsblatt des Museum Bochum, erschien kostenlos und unregelmäßig 16.
Was gaben sich zwei Frauen 1977 vor dem Stand der Bochumer Frauenhausinitiative? 17.
Ähnlich wie das Masken- und das Puppentheater, mit denen es gemeinsame Wurzeln teilt, hat diese Kunstform ihren Ursprung im asiatischen Kulturkreis. Es nutzt Licht und Schatten, um Geschichten zu erzählen und magische Welten auf einer Bühne zum Leben zu erwecken 18.
Ein einflussreicher türkischer Musiker des 20. Jahrhunderts. Seine kraftvolle Stimme und seine sozialkritischen Texte prägten die türkische Musikszene wie kaum ein anderer Künstler 19.
Währung, in der in den ersten Jahren der Eintritt zum Festival bezahlt wurde 20.
Fragwürdige Bezeichnung für Menschen, die als Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben wurden 21.
LÖSUNG
Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung, wurde auf dem Festival oft gefordert und gelebt 22.
Was schenkte Şahver Münch als junger Gast dem Rockstar Cem Karaca auf der Bühne? 23.
Verabredung, die Konflikte vom Festivalgelände selbst fernhalten sollte 24.
Bochumer Fotograf, der das Festival von Anfang an mit seiner Kamera begleitete (Hartmut) 25.
Eine gefüllte Teigtasche, die insbesondere in Spanien, Mittel- und Südamerika verbreitet ist und auch auf Kemnade International verspeist wurde 26.
Kreistanz aus dem arabischen Sprachraum, der zu besonderen Anlässen gemeinsam mit Vielen getanzt wird 27.
Griechischer bildender Künstler, der politische und soziale Themen in seinen Arbeiten thematisiert (Vlassis) 28.
Türkisch-kurdischer Kreistanz, beliebt bei Festen wie Hochzeiten
Die Verhältnisse zum Tanzen bringen Kemnade International 23 ▼22 25 19 17 14 13 ▼15 ▼18 ▼28 ▼16 7 21 7 4 3 5 2 8 6 1 4 ▶ 5 ▶ 8 ▶ 12 3 6 ▶ 9 ▶ 2 ▶ 24 ▶ 26 ▶ 27 ▶ 10 ▶ 1 11 20 ▶ 23
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Ausstellungseröffnung
Freitag, 26. April, 19 Uhr
Mittwoch, 08. Mai, 18 Uhr
DOKUMENTARFOTOGRAFIE
ZWISCHEN KUNST UND
AKTIVISMUS Künstler*innengespräch mit Mehmet Ünal und Silviu Guiman
Moderation: Özlem Arslan
Sonntag, 12. Mai, 13-14:30
TANZTEE Verschiedene
Tänze mit Brunchito Bochum
Samstag, 18. Mai 2024, 14-16 Uhr
TEA TALK IN DER LIBRARY OF STRETCHING AND LOSENING UP Tunay Önder & Emre Abut laden zum Tea Talk ein. Mit Austen P. Brandt, Nail Doğan und Negar Foroughanfar
Samstag, 18. Mai, 16-19 Uhr
DJ SET AUF DER DACHTERRASSE Mit Gizem Erdem
Mittwoch, 05. Juni, 18-20 Uhr
ZUSAMEN LEBEN, GEMEINSAM ENTSCHEIDEN
Gespräch mit Jovanka Mikalacki und Michael Fehr
Moderation: Leyla Ercan
Samstag, 08. Juni, 15-16 Uhr
RESONANZ: IM NACHKLANG
Performance von Havîn Al-Sindy mit Bochumer Schüler*innen
Mittwoch, 03. Juli, 18-20 Uhr
WIR SIND MENSCHEN, SIE
AUCH? Ein Musikalischanekdotischer Streifzug durch 50 Jahre Kemnade International. Mit Pedro Crovetto, Kazım Çalışgan und weiteren Gästen Kooperation: Interkultur Ruhr
Mittwoch, 17. Juli, 18-20 Uhr FERNGESPRÄCH Lesung mit Elona Bequiraj und Miedya Mahmod
Moderation: Esra Canpalat
Mittwoch, 12. Juni, 18 Uhr FOTOGRAFIE UND ERINNERUNG Gespräch mit Hartmut Beifuss und Dr. Carmen Pérez González, Moderation: Özlem Arslan
Samstag, 15. Juni, 15-17 Uhr NICE TEXTURE Performance, Essen und Musik mit dem transnationalen Ensemble Labsa
Mittwoch, 19. Juni,18-20 Uhr
WIR SIND NOCH DA Gespräch übers Erinnern und Archivieren migrantischer Kämpfe in Bochum. Mit Kemal Güler, Alexis Rodríguez Suárez und weiteren Gästen
Freitag, 28. Juni –
Samstag, 29. Juni
50 JAHRE KEMNADE
INTERNATIONAL: EIN GEBURTSTAGSFEST
Freitag Musik, Samstag buntes Programm mit Workshop und Filmscreening von kino.for you
Mittwoch, 21. August, 11-17 Uhr KONFLIKTLABOR KEMNADE Workshop des Forschungsprojekts LoKoNet an der Ruhr-Universität Bochum. Mit Dilek Tepeli, Jürgen Straub und weiteren Gästen
Mittwoch, 21. August, 18 Uhr KONZERT BERNABÈ GOMEZ mit Rolf Buchwald und Uwe Beyer auf der Dachterrasse
28. August, 18 Uhr WAS BLEIBT? SPUREN VON KEMNADE INTERNATIONAL IN DER SAMMLUNG DES KUNSTMUSEUM BOCHUM
Sepp Hiekisch Picard im Gespräch mit Özlem Arslan
Sonntag, 01. September, 14-17 Uhr
DJ SET AUF DER DACHTERRASSE & BRING YOUR OWN TEIGTASCHE gemeinsames Picknick mit DJ-Set von Rubimental Kooperation: Vifi e.V.
Mittwoch, 04. September, 18 Uhr
AMISTAD IST DAS WORT FÜR FREUNDSCHAFT Ein Peña-Abend mit Musik, Erzählungen und gutem Essen
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Kunstmuseum Bochum
Kortumstraße 147 44787 Bochum
Telefon: +49 (0)234 910 – 42 30
E-Mail: kunstmuseum@bochum.de www.kunstmuseumbochum.de
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag sowie feiertags: 10.00 – 17.00 Uhr
Mittwoch: 12.00 – 20.00 Uhr
Eintritt: €6, ermäßigt €3
Ausstellungspass: €15
Jeden ersten Mittwoch im Monat: Eintritt frei!