KunstEINSICHT Nr. 16

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KUNST EINSICHT

16 1/2020

Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee

Seite 14

Nr.

El Anatsui – die erste Retrospektive in der Schweiz


Schadenskizze

Was immer kommt – wir helfen Ihnen rasch und unkompliziert. mobiliar.ch


Editorial Es ist eine landesweite Debatte : Das Ungleichgewicht zwischen Künstlerinnen und Künstlern in den Programmen der grossen Schweizer Kunsthäuser. Umso mehr freuen wir uns, dass wir das Jahr gleich mit zwei monografischen Ausstellungen von Künstlerinnen starten : Den Abstrakten Expressionistinnen Lee Krasner im Zentrum Paul Klee und Teruko Yokoi im Kunstmuseum Bern, die mutig und ihrer Zeit voraus die bekannten Pfade verliessen. Der foto­ grafierenden Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach wird im zweiten Halbjahr eine Ausstellung gewidmet. Wir laden Sie ein, sich von den Bildern der « unheilbar Reisenden » in ferne Regionen entführen zu lassen. El Anatsui, der wohl wichtigste

zeitgenössische Künstler Afrikas, kon­ frontiert uns in seinem Werk mit (Kolonial-) Geschichte, Identität und unserem Um­gang mit natürlichen Ressourcen. Aber auch Bern kommt nicht zu kurz : Wir haben mit Silvia Müller, Initiantin der Berner Museumsnacht, und mit Bernhard Fibicher, ehemaliger Kurator der Abteilung Gegen­ wartskunst am Kunstmuseum Bern und heute Direktor des Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne, über Kunst, Kultur und Zukunftsprojekte gesprochen.

Nina Zimmer Direktorin Kunstmuseum Bern — Zentrum Paul Klee

Inhalt Interview

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Bernhard Fibicher

Ausstellung

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Der Direktor des Musée cantonal des Beaux-Arts über den Neubau, neue Ausstellungsformate und das zukünftige Museumsquartier Plateforme 10.

Erstmals wird in einem thematischen und sparten­ übergreifenden Überblick das fotografische Schaffen der Pionierin des Foto- und Reisejournalismus in der Schweiz gezeigt.

Thematisch

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Von Künstlerinnen und Kunstgeschichte Die Kuratorinnen Fabienne Eggelhöfer und Marta Dziewańska über Lee Krasner, Teruko Yokoi und allgemeine Tendenzen zur Wiederentdeckung von Künstlerinnen.

Persönlich

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Auf den Spuren eines Reisenden Mapping Klee folgt anhand seiner Reisen der künstlerischen Laufbahn Paul Klees und zeigt, wie er sich von der Fremde inspirieren liess.

Brückenbauerin und Querdenkerin : Silvia Müller Die Initiantin der Berner Museumsnacht und Geschäftsleiterin des Vereins Museen Bern über laufende und Herzensprojekte.

Ausstellung

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Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin

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Forum Kalender More to See Agenda Kolumne


Lesen

Shop

Reisen

Kunst sehen Julian Barnes

tät tat — Sacco Brillenhalter

Reportagen — Weltgeschehen im Kleinformat

Ein Buch voller Kunstgeschichten : Über Maler und ihre Exzentrik, über ihre Modelle und das oftmals komplizierte Verhältnis zwischen Musen und Künstlern, über Bilder und Eskapaden wie auch Autoren, die sich mit Malern beschäftigen. Durch Julian Barnes’ Kenntnisreichtum und durch sein Wissen um menschliche Schwächen und Laster entsteht eine erzählte Kunstge­ schichte von der Romantik bis in die Post­ moderne, von Delacroix, Courbet, Manet, Cézanne und Degas bis hin zu Lucian Freud — ein Buchgenuss für Kennerinnen und Laien gleichermassen. Die siebzehn Auf­ sätze erheben in ihrer umstandslos einge­ standenen Subjektivität in Bezug auf die Geschichte der Kunst und der Literatur kei­ nen Anspruch auf Vollständigkeit. So zeigt sich vielmehr die Faszination des Autors für die Vormoderne des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie eine grosse Affinität für die französische Malerei. Es stehen weniger eine Analyse der Bilder als vielmehr die Marotten und Lebensgeschichten ihrer Schöpfer im Vordergrund — das Menschlich–Allzumenschliche eben, das der britische Autor in seiner gewohnt geistreichen und zuweilen koketten Spra­ che und mit seinem scharfen Humor zu Papier bringt. Julian Barnes Kunst sehen Aus dem Englischen von Gertraude Krueger und Thomas Bodmer Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019 352 Seiten

© Ellen Warner

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Ob für Brillen, Stifte oder die Fernbedie­ nung — Sacco eignet sich zur (aufrechten !) Aufbewahrung verschiedenster persönli­ cher Accessoires. Der weiche und leichte Fleecestoff ist robust, das Design zeitlos und das Produkt in verschiedenen Farben erhältlich. tät tat steht für witziges und eigenwilliges Schweizer Design, das sauber gedacht, schön verpackt und in der Schweiz sozial produziert wird. CHF 29 im Museums­ shop KMB.

Vase Cache-Cache

Gleich mehrere Produkte werden mithilfe dieses Designs recycelt : Erstens der Karton, aus dem die runde oder tulpenför­ mige Aussenform der Vase besteht. Und zweitens die PET-Flasche, die als Wasser­ behälter im Innern versteckt wird. Und so funktioniert es :

tout simplement ist eine französische Marke, die umweltfreundliche, lokale und schlicht-funktionale Designobjekte ent­ wirft und in Morteau im Herzen des Jura sozial produziert. CHF 36 im Museums­ shop ZPK.

Früher gab es das Lagerfeuer, an dem die spannendsten Geschichten erzählt wurden. Heute gibt es Reportagen, das unabhän­gige Magazin für erzählte Gegen­ wart. Herausragende Autorinnen und Autoren — sie sind Journalistinnen und Erzähler zugleich — berichten in spannen­ den Reportagen aus der ganzen Welt. Vor Ort recherchiert, persönlich bei den Protagonisten und abseits der ausgetrete­ nen Pfade spüren sie berührenden, auf­ rüttelnden und unerwarteten Schicksalen nach, nehmen ungewöhnliche Perspektiven ein, treffen überraschende Menschen und verwandeln scheinbar bekannte Themen in unentdecktes Neuland. Jeden zweiten Monat erhalten Leserinnen und Leser die Auswahl der besten Reportagen in ihren Briefkasten. Passend dazu die Ausstellungen Mapping Klee (21.05.—04.10.2020) und Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin (05.06.—06.09.2020).


Jubiläum

Recycling

Das ZPK wird 15 ! Sonntag 21.06.2020 Mit einem Fest der offenen Türen feiert das Zentrum Paul Klee 2020 sein 15-jähri­ ges Bestehen. Nebst Führungen « behind the scenes » — etwa in den Büro- und Forschungsräumlichkeiten im Südhügel, in der Restauration oder im Technik- und Regiebereich der Veranstaltungsräume — erwartet die Besucherinnen und Besucher ein attraktives Programm : Les passions de l’Ame, die Camerata Bern und weitere Ensembles versprechen vielseitige musi­ kalische Genüsse. Nach Lust und Laune kann auch gleich selber mit angepackt und gestaltet werden : Das Kindermuseum Creaviva bietet offene Ateliers für Gross und Klein. Theatergruppen, Chöre, Orches­ ter oder Akrobaten können ausserdem die offene Bühne des Auditoriums bespielen (Anmeldung und weitere Informationen unter www.paulundich.ch). Im Hinterland kann das fachgerechte Verpacken von Kunstwerken gelernt werden und im Frucht­ land suchen Abenteuerlustige den Weg durchs Maislabyrinth. Das Zentrum Paul Klee lädt Sie herzlich ein !

Bern

Offcut

Es läuft die Jubiläumsausstellung Mapping Klee sowie eine Sonderausstellung des Klee-Enkels Aljoscha Ségard, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag feiert.

Neu gibt es ihn neben Basel und Zürich auch in der Bundesstadt : den OFFCUT-Material­ markt. OFFCUT sammelt und verkauft Ge­ braucht- und Restmaterialien zur kreativen Wiederverwertung, schlägt Brücken zwi­ schen Industrie und Kunst und macht aus Reststoffen wieder Rohstoffe. Gemäss dem Zero-Waste-Gedanken wird keine neue Ware produziert, sondern aus dem riesigen Fundus des Vorhandenen geschöpft. Künst­ lerinnen und Heimwerker können sich von verschiedensten Farben, Formen und Mustern inspirieren lassen und finden bei OFFCUT alles, was das Kreativherz begehrt — seien es Ideen oder passende Bauteile : von Folien, Papier und Karton, Stanzblechen, Seilen, Nieten, Verpackungen, Holz, Leder und Verschlüssen bis hin zu ausgedientem Dekorationsmaterial. Bildende Künstler kaufen hier Farben und Materialien für Skulp­ turen. Fotografinnen finden Requisiten für Shootings, Architektinnen und Designer Rohstoffe, um Modelle zu bauen. Das Mate­ rial stammt aus Produktionsüberschüssen, Restposten oder von Privatpersonen, etwa aus Atelier- und Kellerräumungen oder

Geschäftsauflösungen. Offene Ateliers, Work­ shops und Vermittlungsangebote sowie Begegnungszonen ergänzen das Angebot. « Vernetzt und verflochten » : Offenes Atelier im Kunstmuseum Bern In Zusammenarbeit mit OFFCUT Bern verwan­ delt sich das Atelier der Kunstvermittlung ab Freitag, 20. März 2020 (Museumsnacht) im Rahmen der Ausstellung El Anatsui. Triumphant Scale (13.03.—21.06.2020) in einen kreativen Gestaltungsraum. Ab dem 20. März jeweils mittwochs von 14—17 Uhr und sonntags von 13—16 Uhr geöffnet. Das Atelier kann auch von Gruppen und Schulklassen besucht werden (Anmeldung erforderlich, 031 328 09 11 oder vermittlung@kunstmuseumbern.ch). OFFCUT Bern, Meinen-Areal Gartenstrasse 23, 3007 Bern www.offcut.ch Öffnungszeiten Mittwoch bis Freitag : 11—18 Uhr Samstag : 10—16 Uhr

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Interview

Bernhard Fibicher

Es kann eigentlich immer nur aufwärts gehen!

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Bernhard Fibicher legt besonderen Wert auf Flexibilität und die Öffnung gegenüber Kunst aus aller Welt. Foto: Florian Cella

Bernhard Fibicher, der Direktor des 2019 neu eröffneten Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne, spricht im Interview über den beeindruckenden Neubau, neue Ausstellungsformate und die enge Zusammenarbeit zwischen Kanton, Museen und Mäzenen im Hinblick auf das zukünftige Museumsquartier Plateforme 10.

Herr Fibicher, das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne (MCBA) wurde am 3. Oktober 2019 neu eröffnet. Weit über 80 000 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland haben Sie seither verzeichnet, das sind etwa 1000 pro Tag. Ein wenig schwingt Bewunderung mit, wenn ich Sie frage : Wie macht man das ? BERNHARD FIBICHER Diese höchst erfreuliche Besucherzahl resultiert aus einem Mix aus Architektur-Touristen, Kulturinteressierten und ganz einfach Neugierigen, die einen Blick in den seit etwa 10 Jahren im Gespräch stehenden Bau werfen wollten. Den Leuten hat nicht nur die gleichzeitig strenge und elegante Architektur mit idealen Räumen für die Kunst gefallen, sondern auch die Eröffnungsausstellung, die 350 Schenkungen thematisch präsentierte. Viele Besucher haben uns versichert, dass sie für die nächste Ausstellung Wien 1900 wieder kommen würden.

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MARIA-TERESA CANO

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Nach der erfolgreichen Eröffnungsausstellung Atlas. Kartographie des Schenkens mit der Sammlung im Fokus hat Ihr Haus zwischen Mitte Januar und Mitte Februar nochmals eine Pause eingelegt, um das Museum für den Dauerbetrieb zu justieren. Was sind Ihre ersten Erfahrungen und Erkenntnisse mit dem Neubau? Ein ideales Raumangebot für alle künstlerischen Medien, schönes Licht, eine gute Besucherführung mit Platz zum Verschnaufen, ein erfolgreiches Restaurant und ein gelungener Start des Museumsshops. Daneben gibt es gewisse Mängel, wie zum Beispiel Risse im Terrazzoboden, die behoben werden müssen, und es braucht ein zusätzliches Garderobeangebot. Zudem muss die Signalisierung vom Bahnhof her verbessert werden. Welche Rolle spielt das Gebäude und seine Einbettung in das Bahnhofsviertel für die Sache der Kunst ? Und was dürfen die Besucherinnen und Besucher vom baldigen Zuzug des Musée de design et d’arts appliqués contemporains und des Musée de l’Elysée erwarten, die zusammen mit dem MCBA das Museumsquartier Plateforme 10 bilden werden? Der Standort gleich neben dem Bahnhof ist natürlich ideal und lädt ein, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug, Metro, Bus) ins Museum zu kommen. Der Bahnhof wird in den nächsten Jahren für über eine Milliarde Franken erweitert, um in 10 Jahren 200 000 Benutzer täglich empfangen zu können. Das stellt für uns ein interessantes Potenzial dar. Ende 2021/Anfang 2022 wird das zweite Haus mit dem Fotomuseum und dem Designmuseum eröffnet. Dann wird das Kulturquartier erst vollständig sein und wir werden gegenseitig voneinander profitieren können. Es kann eigentlich immer nur aufwärts gehen ! Drei Museen, drei Marken, ein Stiftungsdach: Das ist eine ähnliche Konstellation wie hier in Bern mit dem Kunstmuseum und dem Zentrum Paul Klee. Was erachten Sie als besonders wichtig, um im Triumvirat erfolgreich in die Zukunft zu gehen ? Als am Allerwichtigsten erachte ich die grösstmögliche Freiheit aller drei Museen. Eine Stärkung der Identität jedes Museums führt dazu, dass wir uns gut ergänzen. Lockere Strukturen also. Die Lust, zusammenzuarbeiten, besteht schon. Wir haben einige Male bewiesen, dass wir das können. Kurz : Wir müssen unsere Verschiedenheiten pointieren, aber auch interdisziplinär denken – was nicht bedeutet, dass alle alles machen ! Gegenüber dem früheren Standort verfügt das Museum über dreimal mehr Ausstellungsfläche. Dieser Umstand erweitert die Möglichkeiten für kommende Ausstellungen enorm. Was werden Sie mit diesem Potenzial anfangen ? Wir haben dieselbe Ausstellungsfläche von 1200 m² für Wechselausstellungen zur Verfügung wie im Altbau, in dem wir seit den


Bernhard Fibicher

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1940er-Jahren nur noch Wechselausstellungen veranstaltet haben. Das zusätzliche Raumangebot dient vor allem der Sammlungspräsentation, aber auch neuen Ausstellungsformaten wie dem Projektraum (Espace Projet) im Erdgeschoss. Mehr Fläche schafft natürlich auch Platz für Ankäufe und Sammlungserweiterungen. Wohin steuert die Sammlung unter Ihrer Ägide? Unsere Sammlung besteht aus beinahe 11 000 Werken, darunter ca. 6000 Arbeiten auf Papier. Unsere wichtigsten historischen Bestände (mit mehr als hundert Arbeiten) stammen von Künstlerinnen und

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« Es ist uns wichtig, dass so viele Menschen wie möglich – Menschen aller Altersstufen und je­g­licher sozialer Herkunft – so oft wie möglich unser Museum besuchen können. »

Künstlern wie Louis Ducros, Charles Gleyre, Théophile-Alexandre Steinlen, Félix Vallotton, Louis Soutter, Aloïse, René Auberjonois und Ernest Biéler. Daneben besitzen wir einzelne Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler wie Cézanne, Degas, Rodin sowie zeitgenössische Werke von Boltanski, Raetz, Broodt­ haers und Nauman. In den letzten 10 Jahren durften wir mit Soulages, Penone, Kapoor, Kentridge, Nevelson oder Rebecca Horn grossartige Schenkungen entgegennehmen, die vor allem unsere zeitgenössische Sammlung gestärkt haben. Das hat zu neuen starken Setzungen geführt – zum Beispiel im Bereich der arte povera mit Giuseppe Penone, Mario Merz und Luciano Fabro. Wir versuchen einerseits, Lücken zu füllen (so suchen wir etwa eine Kriegslandschaft von Vallotton), oder aber Neuland zu betreten (durch die Annahme einer Schenkung von zwei Aborigines-Gemälden). Besonders wichtig erscheint mir die Flexibilität und Öffnung gegenüber Kunst aus aller Welt – im Wissen, dass wir nie ein enzyklopädisches Museum sein werden, aber im Bewusstsein der globalen Vernetzung der Schweiz : politisch, wirtschaftlich und eben auch kulturell.

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Neben dem Ausstellungsformat Espace Focus, das dreimal jährlich die Sammlung unter verschiedenen Aspekten ins Zentrum stellt, wird es im neuen Museum einen weiteren Schwerpunkt geben, nämlich den Espace Projet. Wie soll diese Plattform helfen, das junge und zeitgenössische Kunstschaffen der Region Lausanne bekannt zu machen? Kunst aus der Region wird im Projektraum nur im Zusammenhang mit den Kunstpreisen (Manor, Buchet) gezeigt. Espace Projet ist unsere kleine Kunsthalle, die einem Manko im Kanton Waadt entspringt: Es gibt kein eigentliches Angebot für Ausstellungen mit international bekannten Künstlerinnen und Künstlern. Als erste zeigen wir die Russin Taus Makhacheva, dann folgt der Argentinier Jorge Macchi und anschliessend die Manor-Kunstpreisträgerin Anne Rochat, die Waadtländerin ist. Reden wir noch ein wenig von Zahlen. Der Neubau des MCBA kostete 83,4 Millionen Franken – ein relativ bescheidener Betrag, wenn man ihn in Vergleich zu anderen Museumsneu- oder erweiterungsbauten setzt. Interessant ist aber, dass 34 Millionen Franken – also über 40% – von Privaten zusammengebracht wurden. Ist Lausanne von speziell grosszügigen Menschen besiedelt, die sich ihrer Verantwortung der Kunst gegenüber besonders bewusst sind ? Lausanne kann man punkto Privatunterstützung von Kultur nicht mit Zürich, Basel oder Winterthur vergleichen. Diese mäzenatische Tradition gibt es bei uns nicht. Ich glaube, dass eben diese einmalige Gelegenheit, sich dem Kanton gegenüber erkenntlich zu zeigen, den Erfolg dieser Public-Private Partner­ ships ausgemacht hat. Dem Kanton Waadt geht es finanziell sehr gut; er kann und will in die Kultur investieren und es gelingt ihm, Mäzene und Sponsoren in diese Dynamik einzubinden. Kein Eintrittsgeld für die erste grosse Ausstellung zur Eröffnung, in Zukunft sind auch alle weiteren Sammlungsausstellungen (Espace Focus) sowie die Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunstszene (Espace Projet) gratis. Wie ist diese generöse Idee zustandegekommen? Und wie werden Sie diese «entgangenen» Einnahmen künftig gegenfinanzieren ? Diese Gratiseintritte nach dem englischen Vorbild wurden durch unseren Staatsrat bewilligt, im Wissen, dass ein öffentliches Museum ein wichtiges gesellschaftsförderndes Bildungsinstitut ist. Es ist uns wichtig, dass so viele Menschen wie möglich – Menschen aller Altersstufen und jeglicher sozialer Herkunft – so oft wie möglich unser Museum besuchen können. Eine stattliche Subvention des Kantons in der Höhe von 80–85% des Jahresbudgets macht dies möglich. Seit dem 14. Februar ist Wien zu Gast in Lausanne, unter anderen mit Schiele, Klimt und Kokoschka. Ist dies eine ganz bewusste Setzung im Ausstellungsangebot des MCBA ? Es ging uns darum, das Publikum mit einer Ausstellung bekannter Künstler an unser Museum zu binden. Gleichzeitig wollten wir das östliche Gegenstück zur Art Nouveau französischer Prägung zum ersten Mal in der französischsprechenden Schweiz präsentieren. Paris um 1900 (mit Steinlen oder Grasset etwa, die in unserer Sammlung sehr gut vertreten sind) hatte in den letzten Jahren im alten Museum prominente Auftritte. Und zu guter Letzt: Welches ist Ihr Lieblingsbild aus der reichen Sammlung des Musée cantonal des Beaux-Arts, das Sie bei sich zuhause über das Sofa hängen würden ? Leider habe ich eine Fensterfront hinter meinem Sofa … Museale Werke sollen im Museum gezeigt werden. Ich könnte mir aber gut vorstellen, mit den Holzschnitten Intimités von Vallotton zu leben. b Das Interview führte Maria-Teresa Cano, Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

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Thematisch

Von Künstlerinnen und Kunstgeschichte

Ein Gespräch

Lee Krasner im Zentrum Paul Klee, Teruko Yokoi im Kunstmuseum Bern : Zeitgleich sind in Bern zwei monografische Ausstellungen über Künstlerinnen zu sehen. Beide Frauen – Krasner und Yokoi – überwanden die Marginalisierung durch die Kunst­ geschichte. Die Kuratorinnen Fabienne Eggelhöfer und Marta Dziewańska sprechen über die Lebens­wege dieser Künstlerinnen und erklären, weshalb die Kate­gorien, die wir in der Kunstgeschichte haben, im Grunde nicht funktionieren. 8


Von Künstlerinnen und Kunstgeschichte Ein Meilenstein im Leben von Lee Krasner wie auch Teruko Yokoi war ihre Zeit an der Hans Hofmann School of Fine Arts in New York. Sie sind sich dort zwar nie begegnet — Krasner studierte fast zwanzig Jahre vor Yokoi —, beide entwickelten ihre künstlerische Sprache aber wesentlich im Spannungsfeld der Künstlergruppe, die der deut­ sche Maler und Lehrer um sich geschart hatte.

Teruko Yokoi reiste 1954 mit dem Schiff von Japan in die USA, nach San Francisco, was eine sehr mutige Entscheidung war. Ab 1955 studierte sie bei Hans Hofmann in New York. Sie war eine junge, sehr ehrgeizige Studentin. Mehr noch : Sie war fest davon überzeugt, etwas zu sagen zu haben und eine wichtige Künstlerin werden zu können. Und tatsächlich galt sie bald als sehr talentiert. Zur damaligen Zeit verlagerte sich die KunstFABIENNE EGGELHÖFER metropole von Paris in die USA, vor allem nach New York. Teruko Yokoi muss erkannt haben, dass New York die erste Adresse für Künstlerinnen und Künstler war, und sie studierte – wie Lee Krasner und viele andere Künstler – bei Hans Hofmann.

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MARTA DZIEWAŃSKA

Trotz ihres Talents und ihres starken Charakters wurden sowohl Lee Krasner als auch Teruko Yokoi von der Gruppe der Abstrakten Expressionisten marginalisiert : « Das ist so gut, man würde gar nicht denken, dass es von einer Frau gemalt wurde », urteilte Hans Hof­ mann über Krasners Arbeiten. Und auch Yokoi befand sich in einer Randposition — aufgrund ihrer Herkunft noch mehr als Krasner. MD

Es gab diesen Tross um Hans Hofmann, zu dem Teruko Yokoi gehörte und in dem sie Sam Francis, Joan Mitchell, Franz Kline und andere Künstler traf, die sich um die damals berühmte Martha Jackson Gallery versammelten. In dieser Schar war sie als Frau

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und Asiatin orientalisch und exotisch zugleich. Ausserdem sprach sie nicht sehr gut Englisch, sodass es verschiedene Ebenen der Marginalisierung gab. Ja, Lee Krasner war viel weniger ausgegrenzt als Teruko Yokoi : Sie stand im Zentrum eines der aktivsten künstlerischen Zirkel der damaligen Zeit. Als Frau befand sie sich zwar immer noch ausserhalb des männlichen « Mainstreams », war aber dennoch eine wichtige Stimme und extrem ausdrucksstark. Ebendas wollen wir zeigen : Der Schwerpunkt der Ausstellung im Zentrum Paul Klee liegt auf den späten 1950er-Jahren und der Zeit danach, in der Lee Krasner wusste, was sie tun und wohin sie mit ihrer Kunst gehen wollte. Die Jahre, in denen sie nach ihrem eigenen künstlerischen Ausdruck suchte, sind in der Ausstellung nicht zu sehen. Die Ausstellung über Teruko Yokoi im Kunstmuseum Bern konzentriert sich auf das Gegenteil : Die 1950er- und 1960er-Jahre waren die Jahre, in denen sie am meisten um ihre eigene künstlerische Sprache rang. Als Kind eines Kalligrafen hatte sie eine ausgesprochen traditionelle Ausbildung durchlaufen, wurde aber gleichzeitig in den USA mit neuen Sprachen und Ausdrucksformen konfrontiert – vor allem nach den verheerenden Auswirkungen des Krieges. Diese Spannung zwischen den beiden Kulturen ist auf der materiellen Ebene ihrer Leinwand sichtbar : In den zarten japanischen Motiven, die von dieser stark abstraktexpressionistischen Geste geprägt sind. Für mich ist dies die interessanteste Phase ihres Werks.

1945 heiratete Lee Krasner den Maler Jackson Pollock. Sie hatten sich einige Jahre zuvor kennengelernt, als Werke von beiden in der McMillen Gallery in New York ausgestellt wurden. Als Pollocks Stern

Links : Teruko Yokoi, um­ geben von ihren Werken im Chelsea Hotel, New York, 1959, © the artist Rechts : Lee Krasner um 1938, Fotograf : unbekannt

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Von Künstlerinnen und Kunstgeschichte aufgestiegen war, wurde Krasners Werk lange Zeit von dem ihres Man­ nes überschattet. Dennoch pflegten die beiden einen regen künstleri­ schen Austausch. Bei Teruko Yokoi und dem Künstler Sam Francis, den sie 1959 heiratete, war der Umgang mit ihr als Künstlerin ein anderer. MD

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Teruko Yokoi begleitete Sam Francis zu allen Ausstellungs­ eröffnungen und er stellte sie Künstlern und Galeristen vor – als seine Partnerin, nicht als Künstlerkollegin. Angesichts ihrer mangelnden Sprachkenntnisse war er ihr Tor zur Kunstwelt. Natürlich gab es einen Dialog, Fakt ist aber, dass Sam Francis sich in der Position befand, dieser sehr starke Künstler in der Geschichte zu werden, und sie nicht. Entdeckt wurde Teruko Yokoi schliesslich von Arnold Rüdlinger, dem damaligen Direktor der Kunsthalle Basel, als er sie und Sam Francis zuhause in New York besuchte. Er sah einige von Terukos Werken und fragte Sam, mit dem er eng befreundet war, warum dieser nie erwähnt hatte, dass seine Frau Malerin war. Danach fand 1964 ihre erste grosse Ausstellung in Basel statt. Lee Krasner war bereits gut vernetzt, als sie Jackson Pollock kennenlernte. Ihr Verhältnis änderte sich erst, als Pollocks Bekanntheit durch seine Action Paintings zunahm. Krasner entschied sich, im Hintergrund zu bleiben. Sie promotete ihn, aber gleichzeitig setzte sie ihre künstlerische Arbeit fort. Die Gerüchte, Pollock wolle nicht, dass sie malt, hielten sich hartnäckig, waren aber natürlich nicht wahr. Krasner betonte wiederholt, dass sie ihn verlassen hätte, wenn er ihr verboten hätte zu malen. Sie unterstützten sich gegenseitig, tauschten sich aus und besuchten sich in ihren Ateliers.

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All diese Kategorien, die wir in der Kunstgeschichte haben, funktionieren im Grunde nicht. Die ganze Geschichte ist viel komplexer, viel fragmentierter, vielschichtiger und vielfältiger. Die Leute drücken den Dingen gerne ein Etikett auf, weil es hilft, zu strukturieren und zu verstehen. Die Herausforderung für Museen besteht heute darin, die Kategorien zu untergraben – und zu sehen, was passiert, wenn wir die Geschichte durch das Infragestellen des Bestehenden verändern. b Das Gespräch mit Fabienne Eggelhöfer, Kuratorin der Ausstellung Lee Krasner. Living Colour, und Marta Dziewańska, Kuratorin von Teruko Yokoi. Tokyo–New York–Paris– Bern wurde aufgezeichnet von Martina Witschi, Volontärin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Hauptschwierigkeit bei der Konzeption von Ausstellungen über Künstlerinnen ist die Tatsache, dass es nebst ihren Werken kaum Quellen über sie gibt. Der Mangel ist das Ergebnis einer jahrzehnte­ langen einseitigen Geschichtsschreibung. Es ist nun die Aufgabe von Museen, Kunsthistorikerinnen und Kunstkritikern, das gegenwärtige Bild der Kunstgeschichte um weibliche Beiträge zu erweitern. MD

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Es gibt keine schriftlichen Zeugnisse über Teruko Yokois Leben und Werk. Ausserdem wurde viel verallgemeinert, weshalb ich versucht habe, die Auswahl der Werke einzuschränken und wirklich zu betrachten, was auf der Ebene der Leinwand passiert : Welche Spannungen lassen sich in den Bildern beobachten ? Welche Art von Austausch findet statt ? Die Ausstellung konzentriert sich auf die Geschichte der Künstlerin, die sich im Kontext grösserer historischer und künstlerischer Erzählungen abspielt. Ich habe mich nie besonders dafür interessiert, die Kunstgeschichte aus der Sicht von Frauen zu erzählen. Ich denke, wir sollten vielmehr das Bild der Kunstgeschichte, an das wir uns gewöhnt haben und das – nebenbei gesagt – von Männern geschrieben wurde, verkomplizieren. Lee Krasner ist ein Sonderfall, doch es gibt viele Künstlerinnen, bei denen man Mühe hat, Material wie Interviews, Texte oder Rezensionen ihrer Ausstellungen zu finden. Es gibt keine monografischen Darstellungen, und je weniger Informationen es gibt, desto weniger werden diese Künstlerinnen in einem komplexeren kunsthistorischen Kontext rezipiert und gelesen. Da ist noch eine Menge Grundlagenforschung zu betreiben. Ausserdem ist es wichtig, mit den vorhandenen Wissensfragmenten über Künstlerinnen zu arbeiten. Nicht nur, um ihre Geschichten zu erzählen, sondern auch um zu zeigen, dass Kunstgeschichte komplizierter ist als das, was seit Jahrzehnten gelehrt wird. Wir müssen versuchen, über die vorgegebenen Formate hinauszuschauen, um das Bild der Kunstgeschichte und des Abstrakten Expressionismus in diesen speziellen Fällen zu ergänzen. Ich beobachte nur allzu gern, wie die einstmals marginalisierten Geschichten – und sei es auch nur ganz sanft – an den gegebenen Kanons rütteln können. Geschichte ist nie ein Bericht, nie linear. Wir konstruieren sie ständig.

« Kunstgeschichte ist komplizierter als das, was seit Jahrzehnten gelehrt wird. Wir müssen versuchen, über die vorgegebenen Formate hinaus­zuschauen.  »


Hintergrund Paul Klee, Ohne Titel, 1939 (Vorderseite), Kleisterfarbe und Bleistift auf Papier, 20,4 × 29,5 cm Privatbesitz, Frankreich, © Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

Paul Klee, Gärtnerei b. München, 1910, 20, Feder auf Papier auf Karton, 11,8 × 28,8 cm, © Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

Neuentdeckungen im Werk von Paul Klee Das Schaffen von Paul Klee (1879—1940) mit fast 10 000 Werken ist gut dokumentiert. Wer einen Blick in das Archiv und die Bibliothek des Zentrum Paul Klee wirft, wird sich beein­ druckt fragen, was es überhaupt noch zu entdecken gibt. Im neunbändigen Werkver­ zeichnis findet sich aber hin und wieder eine Lücke, ein fehlendes Mosaiksteinchen.

Das umfassende Wissen über Klees Werk verdanken wir nicht allein einer intensiven Forschungsarbeit nach dem Tod des Künstlers, sondern auch Klee selbst, der mit seinem handschriftlichen Œuvre-Katalog bereits zu Lebzeiten eine Werkübersicht geschaffen hat. In akribischer Weise listete er seine Werke auf und versah sie mit Nummern und Titeln. So haben wir auch Kenntnis von Werken, die bis heute unbekannt sind – wir wissen nichts über deren Verbleib und Aussehen. Als die mehrjährige Arbeit am Werkverzeichnis mit der Publikation der neun Bände des Catalogue raisonné im Herbst 2004, ein halbes Jahr vor Eröffnung des Zentrum Paul Klee, abgeschlossen war, gab es unter den 8927 Werken, die Klee in seinem Œuvre-Katalog verzeichnet hatte, noch 480 unbekannte Werke. Mit andern Worten : Rund 95 % des Gesamtwerks sind zumindest in Form einer

Abbildung dokumentiert und lassen somit einen fast lückenlosen Überblick über die verschiedenen Werkphasen und die stilistische Entwicklung des Künstlers zu. Trotzdem hofft die Klee-Forschung, die Lücken zumindest teilweise noch füllen zu können, und die bisherigen Neuentdeckungen bestärken uns in dieser Hinsicht. In den letzten 15 Jahren kamen immerhin 82 Werke zum Vorschein, die eindeutig einem registrierten Werk in Klees Œuvre-Katalog zugeschrieben werden konnten. Durch Besitzwechsel oder Auflösung einer Privatsammlung kommen immer wieder unerwartet Arbeiten ans Licht, die man bereits als verschollen oder als im 2. Weltkrieg zerstört glaubte. Zu diesen erfreulichen Entdeckungen gehört die Federzeichnung Gärtnerei b. München von 1910, die uns im Herbst des vergangenen Jahres zur Expertise vorgelegt wurde. Klee verzeichnete sie in seinem handschriftlichen Œuvre-Katalog als Nr.  20 des Jahres 1910 mit dem Titel Gärtnerei Bauer mit der Bäumchenreihe, als Technik notierte er Feder auf Ingres. Dieses Werk wurde im Rahmen einer Wanderausstellung in Bern, Zürich, Winterthur und Basel von August 1910 bis Ende Januar 1911 ausgestellt. Danach ist es nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangt. Vermutlich, weil es kurz

nach der Ausstellung erworben wurde – möglicherweise direkt bei Paul Klee – und sich seither in einer Berner Familie befand. Bei einem anderen Beispiel handelt es sich um ein einfarbiges Werk, beidseitig mit einer Darstellung aus der Spätzeit von Klee. Es stammt nachweislich aus dem Besitz von Petra Petitpierre, einer Schülerin Klees am Bauhaus in Dessau und der Kunstakademie in Düsseldorf. Petra Petitpierre lebte seit 1934 in Murten und Paul und Lily Klee besuchten sie 1939 mehrmals während eines knapp zwei Monate dauernden Aufenthalts in Faoug am Murtensee. Vermutlich schenkte Klee seiner ehemaligen Schülerin spontan die frisch entstandene Zeichnung, was erklären würde, weshalb sich kein passender Eintrag in seinem Œuvre-Katalog finden lässt. Petra Petitpierre musste die Zeichnung später aus finanziellen Gründen veräussern. 2017 tauchte das Blatt in französischem Privatbesitz auf und wurde im Zentrum Paul Klee expertisiert. b Eva Wiederkehr Sladeczek ist Leiterin Archiv und Dokumentation des Zentrum Paul Klee.

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Jubiläum

Das Zufallende ist mehr als nur ein schöner Zufall

Der Berner Künstler Aljoscha Ségard feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Ségard ist der Enkel von Paul Klee. Mit Leihgaben und seiner Unterstützung hat er mit dazu bei­ getragen, dass 2005 das Zentrum Paul Klee eröffnet werden konnte. Ségards eigen­ ständigem Werk ist zum Jubiläum eine Aus­ stellung gewidmet.

Paul Klee starb 1940. Im selben Jahr wurde Alexander Klee in Sofia geboren. 1948 kam er in die Schweiz. Damals war der Name Klee noch wenigen ein Begriff. Alexander Klee machte eine Lehre als Fotograf, später arbeitete er als Pressefotograf und Buchhändler. Er machte sich 1976 als freischaffender Künstler selbstständig – unter dem Künstlernamen Aljoscha Ségard. Das gab ihm mehr Freiheiten, sein eigenes Werk zu entfalten. Mit seinem Grossvater verbinden ihn künstlerisch mindestens drei Eigenschaften, allerdings in ganz eigener ästhetischer Ausprägung : das Hintersinnige, das Witzig-Poetische und die Freude am Zusammenspiel von Bild und Wort. Seit einigen Jahren arbeitet Ségard vor allem an zwei Werkgruppen. Da sind einerseits Ding-Assemblagen in kleinen schwarzen

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Glaskästen, andererseits grossformatige Kohlezeichnungen. So verschieden die beiden Werkstränge auf den ersten Blick auch sein mögen, so sehr sind sie die Essenz eines langjährigen Schaffens und Suchens. In den Kästen lässt der Künstler kleine Dinge zusammenkommen, die ihm im Alltag aufgefallen sind. Zettelchen können das sein, Relikte, die es an einen Strand geschwemmt hat, oder einfach Farbstiftstummel. So entstehen, nur scheinbar beiläufig, poetische Reliquienkästchen voller Assoziationen, die manchmal durch beigefügte Wörter noch erweitert werden. Dabei bleibt immer ein Geheimnis, das den Reiz der Dinge erhöht. Das Geheimnisvolle prägt auch die Kohlezeichnungen. Zu sehen sind sehr rhythmisch gesetzte Linien, die sich zu Figurationen verdichten, teils zu tief schwarzen Flächen, teils zu schriftähnlichen Erzählungen, die nicht in Worte zu fassen sind, zumal auch Leerflächen eine wichtige Rolle spielen. So fallen Ségard die Dinge zu – als Bilder. Aber dieses Zufallen ist kein Zufall. Denn nur wer das Auge und den Sinn dafür hat, sieht, was die Dinge, die da zufallen, besagen könnten. In einem kleinen Text bringt der Künstler

dies auf den Punkt ; der Punkt ist jedoch wiederum voller Offenheit : « BUCHSTABEN AUF EIN BLATT GEWORFEN IM SCHWINDENDEN LICHT EIN LETZTES GEDICHT. »

Dies Haiku-artige ist der Kern von Ségards Werk. Nicht zufällig. Denn die japanische Tradition ist für den Klee-Enkel ebenso wichtig wie die europäische. Nach Japan kehrt er immer wieder für längere Zeit zurück. b Konrad Tobler ist freier Autor, Kulturjournalist, Kunst- und Architekturkritiker. In der Edition Till Schaap erscheint aus Anlass der Ausstellung eine reich illustrierte Publikation mit Texten von Fabienne Eggelhöfer und Konrad Tobler. Zentrum Paul Klee Aljoscha Ségard 28.06.—23.08.2020 Aljoscha Ségard in seinem Atelier. Foto : Monika Flückiger


Fruchtland

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Lob der Vielfalt

Paul Klee 4.0

Kunst, Kultur, Natur: Die Verbindung und die gegenseitige Beein­ flussung dieser drei Bereiche wird im Rahmen von FRUCHTLAND im Zentrum Paul Klee seit 2015 untersucht, genutzt und in ganz unterschiedlichen Projekten umgesetzt. 2020 liegt der Fokus auf der Artenvielfalt. Mit einer Obstbaumgilde erhält das Zentrum Paul Klee seine eigene Permakultur.

Die Chance erkannt, ergriffen und zugepackt, könnte man sagen. Das Zentrum Paul Klee wird sein erstes Digitorial zur Ausstellung Mapping Klee umsetzen. Wie wollen wir die Geschichte von Paul Klees Reisen erzählen ? Wie viel Interaktion braucht es, um den Nutzern ein spannendes, aber nicht überladenes (Reise-)Erlebnis zu verschaffen ? Diesen Fragen stellt sich unser Team.

Schritt für Schritt wird im und vor allem um das Zentrum Paul Klee im Rahmen von FRUCHTLAND die Biodiversität gefördert und durch verschiedenste Massnahmen gesteigert. Dies geschieht in der Überzeugung, dass Biodiversität ein wichtiger Teil einer nachhaltigökologischen Bewirtschaftung von Natur und Landschaft ist. Mit Kopfsteinpflaster mit Sand, Trockenmauern, Böschungsabbrüchen, Steinhaufen und Totholz, der Verwendung von Natursand anstelle von Kies, Brachflächen, auf denen die Pflanzen stehen bleiben, sowie sandigen oder begrünten Bewirtschaftungswegen werden artenreiche Biotope geschaffen, die allerhand Tieren und Pflanzen eine Lebensgrundlage bieten. Zudem wurden im Umland des Zentrum Paul Klee spezifische Pflanzen als Nahrung für Schmetterlingsraupen sowie Bienen- und Schmetterlingsweiden angelegt. Von den Massnahmen profitieren Wildbienen und die einheimischen Dunklen Bienen des Zentrum Paul Klee, Schmetterlinge und weitere Insekten und damit das ganze Ökosystem – also auch wir Menschen. 2020 entsteht in Kooperation mit Tobias Messmer von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule in Zollikofen eine sogenannte Baumgilde rund um einen Obstbaum auf dem Areal des Zentrum Paul Klee. Eine Baumgilde ist eine Permakultur – eine dauerhafte Landwirtschaft. Die Permakultur zielt auf ein gesundes, standortangepasstes und ressourceneffizientes Ökosystem ab. Mit alten und neuen Anbaumethoden aus der ganzen Welt entstehen meist kleinräumige Permakulturen. Unter der Verwendung von einheimischen und fremdländischen Wild- und Kulturpflanzen wird eine möglichst hohe Vielfalt angestrebt. Dies kann eine Mischung aus Kräutern, Beeren, Gemüse und Blumen sein. Im Idealfall handelt es sich um mehrjährige Pflanzen, sodass der Aufwand für den Unterhalt der Permakultur möglichst gering ist. Eine Permakultur pflegt die Natur und Landwirtschaft genauso, wie sie die Lebensqualität steigert. Und für das Zentrum Paul Klee ist besonders interessant, dass in der Gestaltung zugleich Wert auf Ästhetik gelegt wird. Bei der Baumgilde entsteht die Permakultur rund um einen Baum. Die verschiedenen angelegten Pflanzen unterstützen den Baum und fördern sein Wachstum. Auf dem Areal des Zentrum Paul Klee wird die Baumgilde rund 30 m² Fläche unter einem Obstbaum einnehmen. Eventuell wird Tobias Messmer – ganz im Sinne von FRUCHTLAND – gar eine Brücke zwischen Natur und Kunst schlagen und sich bei der Bepflanzung von Werken von Paul Klee inspirieren lassen. b Dominik Imhof ist Leiter Kunstvermittlung.

Ein Digitorial ist Teamwork. Ein Digitorial dient der Kunstvermittlung, ersetzt aber keine Führung, geschweige denn den physischen Besuch der Ausstellung. Es ist ein Marketinginstrument, ohne dem Plakat die Schau zu stehlen oder Ersatz für den Webauftritt sein zu wollen. Ein Digitorial ist ein Onepager, eine Microsite. Eine kurze Einführung in die Ausstellung, die vor deren Besuch und für jeden zugänglich sein soll. Es liefert Hintergrundinformationen und Kontext zu den Werken, zur Epoche, den Künstlerinnen und Künstlern. Bestenfalls ist ein Digitorial so informativ, dass Nutzerinnen und Nutzer bei ihrem Besuch nur noch durch die Ausstellung flanieren und die Werke geniessen können.

Zentrum Paul Klee FRUCHTLAND Natur Kultur Agrikultur Saisonstart mit den Agri-Kultur-Tagen ab Mai 2020

Digitale Zukunft

Vorgemacht haben es das Städel Museum, die Liebieghaus Skulpturensammlung und die Schirn Kunsthalle Frankfurt. Das Digitorial® ist eine Marke und wurde als digitales Vermittlungsangebot von den drei Frankfurter Häusern konzipiert und vielfach realisiert. Für das Zentrum Paul Klee ist dies das erste Angebot in dieser Art. 2018 haben wir uns in einem Open Call für Digitorials unter dem Motto « Museen und die digitale Zukunft » beworben. Nach einem erfolgreichen Pitch vor einem Jahr bekamen wir den Zuschlag. Das Projekt wird von maze pictures swiss in Kooperation mit den oben genannten Museen durchgeführt und von Engagement Migros, dem Förderfonds der MigrosGruppe, unterstützt. Nun gehen wir gemeinsam einen wichtigen Schritt in Richtung digitale Zukunft. Virtueller Zugang

Museen sammeln, bewahren, erforschen, zeigen und vermitteln. Sie sind öffentlich zugänglich, aber nicht jeder hat die Möglichkeit, sie zu besuchen. Da oft auch nicht genug Platz zur Verfügung steht, können Museen meist nicht all ihre Schätze zeigen. Die Digitalisierung erlaubt es mittlerweile Interessierten auf der ganzen Welt, die Sammlungen einiger Museen online anzuschauen. Sind diese auch noch ansprechend kuratiert, erlauben sie ein virtuelles Flanieren. Für uns heisst dies, dass wir uns nach verschiedenen Workshops nun an die Überarbeitung des Konzepts für das Storytelling des Digitorials Mapping Klee machen. Das Projekt geht in die Umsetzungsphase, die Komponenten und das Design werden bestimmt, um die Nutzer auf eine spannende Reise mit Paul Klee mitzunehmen. b Maria Horst ist Verantwortliche Digitale Kommunikation. Zentrum Paul Klee Digitorial Mapping Klee Ab dem 30. April 2020 mit dem Digitorial zur Ausstellung spannende Einblicke in Paul Klees Reisen erhalten : www.zpk.org/digitorialmappingklee

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Gravity and Grace, 2010 (Ausschnitt) Aluminium, Kupferdraht 14

482 × 1120 cm, Collection of the artist, Nsukka, Nigeria, © El Anatsui. Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York


Fokus

EL ANATSUI

DIE ERSTE RETRO­SPEKTIVE IN DER SCHWEIZ Kunstmuseum Bern 13.03.–21.06.2020

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Fokus

Kein grösseres Kunstmuseum in der Schweiz hat bisher einer westafrikanischen Künstlerin oder einem westafrikanischen Künstler eine Einzel­ausstellung gewidmet. Umso erfreulicher ist es für das Kunstmuseum Bern, die umfang­ reiche Retrospektive El Anatsui . Triumphant Scale (konzipiert und organisiert vom Haus der Kunst München) nach Bern zu holen und den ehr­würdigen Stettlerbau an der Hodlerstrasse in neue Dialoge mit grossformatigen Reliefs und Skulpturen zu bringen. Vom berühmten ghanaischen Künstler El Anatsui (*1944, Anyako, Ghana) wurden zwar schon verschiedentlich Arbeiten in der Schweiz gezeigt – unvergessen sind seine monumentalen Metallgewebe an der Art Unlimited 2016 in Basel. Doch noch nie präsentierte eine Werkschau in solchem Umfang Anatsuis lebenslanges Forschen über innovative skulpturale Formen in verschiedensten Materialien und sogar Medien. Papier, Holz, Metall und Keramik sind seine Werkstoffe. Analoge und digitale Verfahren, der Griff zu neuen und gebrauchten Materialien, kollektive und individuelle Vorgehensweisen bilden die Palette seiner künstlerischen Strategien. Dabei steht stets sein Bestreben im Mittelpunkt, nicht nur vorrangig mit denjenigen Materialien zu arbeiten, welche die Umgebung selbst hergibt, sondern auch eine skulpturale Form zu (er-)finden, die definiert und doch veränderbar bleibt. Gerade im Feld der zeitgenössischen Skulptur, in dem zurzeit so viel Überraschendes zu entdecken ist, erscheint das Werk des 76-Jährigen von beeindruckender Frische und beharrlicher Innovationskraft. Der ghanaische Künstler ist eine Ausnahmeerscheinung in jeder Hinsicht. Die Länge und der Umfang seiner Karriere sind genauso erstaunlich wie der Umstand, dass er in der postkolonialen Umbruchzeit in Ghana seine künstlerischen Vorprägungen abschütteln konnte, um zu einem genuin eigenen, zeitgenössischen Schaffen zu gelangen, das den Klischees über « afrikanische Kunst » widerspricht und den Blick konsequent auf das Gegenwartsbezogene lenkt. Das Kuratorenteam – bestehend aus Okwui Enwezor und Chika Okeke-Agulu – hat dafür gesorgt, dass die umfangreiche Werkschau von München ausgehend um die ganze Welt tourt. Dass es gleichzeitig die letzte Ausstellung des nigerianischen Ausnahmekurators Okwui Enwezor wurde, verleiht dem Vorhaben zusätzlich Bedeutung. Zusammen mit Chika Okeke-Agulu, der selbst Künstler ist und zudem in Princeton, USA, afrikanische Archäologie und Kunstgeschichte lehrt,

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wollte Enwezor seit langem ein Buch über den künstlerischen Werdegang El Anatsuis schreiben. Als er dann 2011 als Direktor ans Haus der Kunst nach München kam, rückte auch eine Ausstellung in greifbare Nähe, die schliesslich knapp vor seinem Tod im Frühling 2019 zustande kam. Okeke-Agulu besuchte uns im Januar, um die provisorische Platzierung der Werke, die ich für die Ausstellung im Kunstmuseum Bern vorgenommen hatte, zu begutachten. Er freute sich über die dritte Station, die nochmals eine andere räumliche Rahmung bietet als die faschistische Architektur in München oder das umgestaltete ehemalige Schulhaus von MATHAF (Arabisches Museum für Moderne Kunst) in Doha (Katar). Unser Stettlerbau wurde 1878 in einer Zeit erbaut, in welcher der Kolonialismus in vollem Schwung war. Es war einige Jahre vor der berühmten « Kongokonferenz » in Berlin (15. November 1884 bis 26. Februar 1885), während der auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Bismarck der afrikanische Kontinent unter den Kolonialmächten aufgeteilt wurde. Ungeachtet von ethnischen oder kulturellen Territorien wurden dabei zum Teil mit dem Lineal nur im Hinblick auf europäische Wirtschaftsinteressen Grenzen neu gezogen. Das Museumsgebäude an der Hodlerstrasse erlaubt eine quasi physische Verbindung zu jener historischen Phase in Europa, die nicht nur für einen verschärften Kolonialismus in Afrika steht, sondern auch für den Anfang seines Niedergangs. Dies ist nur eine der Verbindungen zu den (post-)kolonialen Wurzeln afrikanischer Gegenwartskunst, denen auch im Rahmenprogramm nachgegangen wird. Zwar besass die Schweiz selbst nie Kolonien, doch gab es vielfältige Handels- und Forschungsbeziehungen zwischen der Schweiz und den Kolonialmächten. Allerdings kommt ihre historische Aufarbeitung – wie etwa der Film African Mirror (2019, Mischa Hedinger) über René Gardi kürzlich zeigte – erst langsam im öffentlichen Bewusstsein an.


Tiled Flower Garden, 2012 Aluminium, Kupferdraht Masse variabel, Collection of the artist, Nsukka, Nigeria

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Omen, 1978 Keramik, Mangan 18

39 × 42 cm, Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York, © El Anatsui


El Anatsui

« Der Künstler entfesselt ein Fest der Farben, Texturen und Glanzlichter in unserem selbst an Schmuck nicht armen Stettlerbau. Es ist sofort einsichtig, weshalb seine Kunst auch Menschen anspricht, die sonst nichts mit Gegenwarts­kunst am Hut haben. »

El Anatsuis Kunst beginnt sich in den 1960er-Jahren parallel zur schrittweisen Befreiung der afrikanischen Länder von ihren kolonialen Regierungen zu entwickeln. Zentral war für ihn damals die Frage, was nach diesen Jahrzehnten der Abspaltung von der eigenen Kultur « afrikanische Gegenwartskunst » sein könnte ? Was wollte er – schon 1975 als Lehrer an die Fakultät für Schöne und Angewandte Künste der Universität von Nigeria in Nsukka berufen – aus den handwerklichen Traditionen und verschiedenen kulturellen Auffassungen schöpfen ? Dieser Anfangsimpuls war wichtig, doch zeigt sein umfangreiches und faszinierendes Werk, dass er sich längst auch weiteren Themen wie dem Umgang mit Geschichte und natürlichen Ressourcen oder formalen Anliegen zugewendet hat. Bei seinem Arbeitsbesuch im Januar nahm Chika Okeke-Agulu nur wenige Änderungen in der Platzierung der Werke vor. Der Fokus der Ausstellung ist ganz auf die formale Entwicklung und die künstlerischen Strategien von El Anatsui gerichtet. Die Metallgewebe oder bottle capArbeiten, für die der Künstler bekannt geworden ist, sind eine logistische Herausforderung. Ihre «triumphale» Grösse – Formate von 5 mal 10 Metern sind keine Seltenheit – ist das eigentliche Thema und bringt auch unser Gebäude an seine Kapazitätsgrenzen. Die Werke verkörpern Gegensätzliches und bringen herkömmliche disziplinarische Kategorien ins Wanken : Sie stammen aus steifem Metall und fallen zugleich weich wie gewobene Stoffe, sie beanspruchen auf fast aggressive Weise Raum und sind doch filigran wie ein Papierschnitt. Sie erinnern an kostbare Textilien und wirken letztlich wie monumentale Architektur. Innerhalb der Gegenwartskunst entfalten Anatsuis Metallreliefs dieselbe immersive Wirkung wie eine raumumspannende Videoinstallation. Der Künstler entfesselt ein Fest der Farben, Texturen und Glanzlichter in unserem selbst an Schmuck nicht armen Stettlerbau. Es ist sofort einsichtig, weshalb seine Kunst auch Menschen anspricht, die sonst nichts mit Gegenwartskunst am Hut haben. Anatsuis Werke

bezaubern, beeindrucken, verlocken und faszinieren. Sie führen zuallererst die poetische und ästhetische Macht der Kunst vor Augen, bevor sie in anspielungsreichen Titeln auf Geschichte, Philosophie und Politik verweisen wie etwa Kammern der Erinnerung, Einladung zur Geschichte, Auf ihrer schicksalhaften Reise ins Nirgendwo oder Schwerkraft und Anmut. Anatsuis Kunst richtet den Blick in undogmatischer Weise auf universell menschliche Erfahrungen wie den Umgang mit Geschichte oder Erinnerung – und auf die Frage nach der Orientierung in einer zunehmend komplexen Welt. Für Chika Okeke-Agulu liegt genau darin die Herausforderung in der Präsentation und Vermittlung der Ausstellung. « Das Afrikanische » in Anatsuis Kunst sollte von sekundärer Bedeutung sein. Mir fällt eine Szene bei der Pressekonferenz im Haus der Kunst in München ein, als Journalisten daran zweifelten, dass sie Anatsuis Kunst verstehen könnten, ohne Afrikaner zu sein. Für Okeke-Agulu, der 1993 zusammen mit Okwui Enwezor die Kunstzeitschrift NKA für afrikanische Gegenwartskunst gegründet hat, ist die hiesige Neigung unverständlich, auf afrikanische Traditionen und Bräuche zurückzuverweisen, wenn von zeitgenössischer afrikanischer Kunst die Rede ist. Er wünscht sich, dass es eine Selbstverständlichkeit wird, afrikanische Gegenwartskunst zu betrachten (und zu zeigen), genauso wie asiatische, arabische oder europäische. Schliesslich sei die Frage, was ein Werk zeitgenössisch macht, viel wichtiger als die Frage, welche Sprache jemand zuhause spricht. Antworten kann man vom 13. März bis 21. Juni täglich im Kunstmuseum Bern finden. b Kathleen Bühler ist die Kuratorin der Ausstellung. Kunstmuseum Bern El Anatsui. Triumphant Scale 13.03.—21.06.2020 Eröffnung: Donnerstag, 12. März 2020 18.30 Uhr

Seite 15: El Anatsui, Haus der Kunst, 2019, Foto: Maximilian Geuter

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Ausstellung

Auf den Spuren eines Reisenden Im Sommer 2020 drehen sich gleich zwei Ausstellungen im Zentrum Paul Klee um das Thema Reisen – die Klee-Ausstellung Mapping Klee sowie parallel dazu die Ausstellung Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin. Wozu reist der Mensch, und insbesondere die Künstlerin oder der Künstler ? Welchen Reiz und welches Erkenntnispotenzial verspricht die Begegnung mit dem Unbekannten ? Die Ausstellung Mapping Klee zeichnet anhand von Klees Reisen seine künstlerische Laufbahn nach. Und zeigt auf, wie sich Klee von der Fremde inspirieren liess.

Zentrum Paul Klee 21.05.– 04.10.2020 20

Paul Klee und Hermann Haller in Rom, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Klee


Mapping Klee

Paul Klee, Côte de Provence 1, 1927, 229, Aquarell auf Papier auf Karton, 23,2 × 30,6 cm Zentrum Paul Klee, Bern

Paul Klee liebte das Reisen. Er reiste zur Erholung von seiner Tätigkeit als Bauhauslehrer – aber auch zur Inspiration, zur künstlerischen Bildung, zur Selbstfindung und zur Vernetzung mit anderen Künstlern und Galeristen. Abgesehen von einzelnen Städtereisen nach Paris oder Berlin führte ihn das Fernweh jedoch zumeist ins milde Klima Südeuropas : nach Südfrankreich und Italien sowie nach Nordafrika. Klee war kein klassischer Landschaftsmaler, der sich für eine unmittelbare Darstellung der Natur interessiert hätte und auf Reisen landschaftliche Motive suchte. Zwar fertigte Klee vor Ort häufig Skizzen oder Aquarelle an, doch die Bedeutung von Klees Reisen für sein Werk geht weit über die vor Ort entstandenen Werke hinaus. Klee liess sich unterwegs von der Intuition leiten und beobachtete Natur, Architektur und Menschen sehr genau. Er machte Entdeckungen, die er in seinen Tagebüchern und Briefen beschrieb, und nahm vielfältige Impulse auf. Diese verarbeitete er häufig erst später künstlerisch, oft in abstrahierter Form, aufs Wesentliche reduziert. Unter dem Titel Mapping Klee zeigt das Zentrum Paul Klee im Sommer eine Klee-­ Ausstellung, die anhand von Klees Reisen sowie Lebens- und Wirkungsorten seine künstlerische Biografie nachzeichnet. Der Begriff Mapping (engl. für kartografieren oder verorten) steht für die Idee, das Werk des

Künstlers örtlich, geografisch und kulturell zu verorten – und den Besucherinnen und Besuchern anhand des zentralen Motivs der Reise einen Gesamtüberblick über Leben und Werk Paul Klees zu vermitteln. Wie in einem Atlas macht die Ausstellung sichtbar, welche Themen Klee an seinen unterschiedlichen Lebensstationen beschäftigt haben – so beispielsweise die Auseinandersetzung mit den Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Architektur auf seiner frühen Italienreise (1901–1902) oder die Faszination für geheimnisvolle Schriftzeichen und Hieroglyphen während seines Ägyptenaufenthalts (1928–1929). Die unterschiedlichen Stationen der Ausstellung beinhalten neben Werken aus der Sammlung auch zahlreiche Fotos, Filmaufnahmen und Ansichtskarten. Wie viele Künstler der Moderne suchte Klee auf Reisen die Begegnung mit dem Exotischen, Fremdartigen und Archetypischen als Gegenwelt zum Bekannten. Klee zeichnete sich jedoch besonders dadurch aus, wie er das Gesehene in seinem Werk verarbeitete. Auf seinen Reisen griff er Formen und Strukturen, Beobachtungen und Erlebnisse, Phänomene von Flora und Fauna, architektonische und kulturhistorische Monumente auf und liess sie in seinen künstlerischen Kosmos einfliessen – jedoch zumeist in einer Art und Weise, die sich vom konkreten Ort oder Phänomen löst, sich verselbständigt und universellen Charakter erhält.

Die Ausstellung wird durch einen dokumentarischen Teil erweitert, in dem anhand exemplarischer Fallstudien die « Reisen » der Bilder Klees nach seinem Tod nachgezeichnet werden. Eine Station wird sich beispielsweise der wichtigsten deutschen Klee-Sammlung in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf widmen, die in den 1970er- und 1980er-Jahren in einer beispiellosen Welttournee global ausgestellt wurde und für Deutschland von grosser kulturpolitischer Bedeutung ist. In einer weiteren Station wird die 2019 durchgeführte Klee-Ausstellung in Brasilien dokumentiert, wobei auch ein neu produzierter Film zu sehen sein wird, in dem die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung ihre Begegnung mit dem Werk Paul Klees reflektieren. Im Rahmen von Mapping Klee veröffentlicht das Zentrum Paul Klee auch sein erstes «Digitorial» zum Ausstellungsthema. Digitorials sind ein neuartiges digitales Vermittlungsangebot, das Bild, Ton und Text verbindet und Ausstellungsinhalte online zugänglich macht. b Martin Waldmeier ist der Kurator der Ausstellung.

Zentrum Paul Klee Mapping Klee 21.05.—04.10.2020 Eröffnung: Mittwoch, 20. Mai 2020 18 Uhr

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Ausstellung

Entgleisung im Urwald, Thysville, Belgisch Kongo, 1941—1942

Aufbruch ohne Ziel

Annemarie Schwarzenbach als Fotografin 22


Annemarie Schwarzenbach

In einer spartenübergreifenden Ausstellung, die Fotografie und Literatur zusammenführt, bietet das Zentrum Paul Klee der Öffentlichkeit erst­mals einen thematischen Überblick über das fotografische Schaffen der Autorin Annemarie Schwarzenbach. Im Fokus steht ihre Rolle als eine Pionierin des Fotound Reise­journalismus in der Schweiz.

Zentrum Paul Klee 05.06.–06.09.2020 Die « unheilbare Reisende », wie sich Annemarie Schwarzenbach (1908 – 1942) einmal bezeichnete, ist ohne Zweifel eine einzigartige Figur in der Schweizer Kulturgeschichte. Als Schriftstellerin, Journalistin und Fotografin hinterliess sie ein Werk, das bis heute mit politischer Aktualität, radikaler Weltoffenheit und emotionaler Intensität überrascht. Auf ihrer Suche nach Freiheit und nach Möglichkeiten, die Ohnmacht ihrer Zeit zu überwinden und ihre grossbürgerliche Herkunft hinter sich zu lassen, begab sie sich als fotografierende Schriftstellerin auf Reisen, die sie auf vier Kontinente führten : quer durch Europa, nach Vorder- und Zentralasien, in die Südstaaten Amerikas und nach Afrika. Ausgerechnet in den 1930er-Jahren – der Zeit des Réduits und der « geistigen Landesverteidigung » – lebte sie die Begegnung mit der Fremde als Form der Existenz und stellte sich damit quer zu den herrschenden politischen und ideologischen Verhältnissen. Obwohl Schwarzenbach in der Nachkriegszeit in Vergessenheit geriet und erst in den 1980er-Jahren wiederentdeckt wurde, geniesst sie heute weit über literarische

Kreise hinaus Kultstatus. Ihr abenteuerliches und unangepasstes Leben und ihre schillernde, nur schwer fassbare Persönlichkeit wurden zum Mythos. Weniger bekannt ist die professionelle Rolle Schwarzenbachs als eine Pionierin des Reise- und Fotojournalismus in der Schweiz. Auf ihren Reisen schrieb sie rund 300 Feuilletonbeiträge und Kurzreportagen, und viele dieser Texte überzeugen durch eine scharfe politische und gesellschaftliche Beobachtungsgabe und hohe literarische Qualität. Die Ausstellung im Zentrum Paul Klee wirft erstmals einen umfassenden Blick auf Schwarzenbachs fotografischen Nachlass. Die rund 4000 Bilder wurden in den letzten Jahren vom Schweizerischen Literaturarchiv in Bern digitalisiert und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine kunst- und kulturhistorische Aufarbeitung von Schwarzenbachs Rolle als Fotografin steht jedoch noch weitgehend aus – und genau hier setzt die Ausstellung im Zentrum Paul Klee an. Anhand einer thematisch gegliederten Werkauswahl von rund 200 Fotografien, die für die Ausstellung digital restauriert und von

zahlreichen Archivalien und Textauszügen aus den Beständen des Schweizerischen Literaturarchivs ergänzt werden, spürt die Ausstellung Schwarzenbachs politischem und poetischem Blick auf die Welt nach. Sie macht sichtbar, wie sich die reisende Autorin als Fotojournalistin professionalisiert und mit der Kamera im Gepäck das Weltgeschehen der 1930er-Jahre beobachtet und festgehalten hat. Doch welche Themen finden sich in ihren Bildern ? Welches Verhältnis hatte Schwarzenbach zur künstlerischen Fotografie ? Und in welchem Zusammenhang stehen Text und Bild – während sich das Medium der illustrierten Reportage gerade erst etabliert ? Diesen und anderen Fragen geht die Ausstellung nach, die auch von einem Katalog mit neuen Textbeiträgen zu Annemarie Schwarzenbachs Rolle als Fotografin begleitet sein wird. b Martin Waldmeier ist der Kurator der Ausstellung. Zentrum Paul Klee Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin 05.06.—06.09.2020 Eröffnung: Donnerstag, 4. Juni 2020, 18 Uhr

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Ausstellung

Wenn die Raupen zum Tanzball laden Ernst Kreidolf (1863—1956) ist als Maler und Bilderbuchkünstler unvergessen. Seine Werke entführen in die Welt des Märchens und des Traums, in denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Die Ausstellung Wachsen — Blühen — Welken. Ernst Kreidolf und die Pflanzen zeigt Kreidolfs von wissen­ schaftlicher Neugier geprägte Studien und präsentiert die beeindruckenden Origi­ nalillustrationen zu seinen Büchern. Die Schau wird gemeinsam mit dem Verein und der Stiftung Ernst Kreidolf und der Städti­ schen Wessenberg-Galerie Konstanz reali­ siert, wo sie im Frühling 2021 zu sehen sein wird. Deren Leiterin Barbara Stark, Präsidentin des Vereins Ernst Kreidolf, er­ zählt von ihrer speziellen Verbindung zu Leben und Werk des Schweizer Künstlers.

« Es sind zwei Dinge, die mich an Ernst Kreidolf faszinieren. Zum einen ist es seine Kunst, die den Betrachter in ebenso fantasievolle wie poetische Märchenwelten führt und dennoch den Bezug zum wirklichen Leben nicht verliert. Wenn er zum Beispiel einen Raupenball malt, mutet es grotesk an, wie die Raupen ihre Pflanzenpartner übers Parkett schieben. Schaut man jedoch genau hin, bemerkt man : Hier finden keine willkürlichen Paarungen statt.

Jede Raupe tanzt mit der Pflanze, die ihr im wirklichen Leben als Futterpflanze dient. Zum andern fasziniert mich Kreidolf durch sein Eingebundensein in ein vielfältiges künstlerisches Umfeld. Er war Teil einer pulsierenden Kunstszene, hatte Kontakt zu Musikern, zu Schriftstellern und war mit zahlreichen bildenden Künstlern eng befreundet. Beschäftigt man sich mit ihm und seinem Leben, taucht man ein in die deutsche und Schweizer Kulturszene zwischen 1880 und 1956. Als ich 1994 meine Stelle in der Wessenberg-Galerie Konstanz antrat, stellte ich fest, dass Ernst Kreidolf vielfältige Beziehungen in der Bodenseestadt pflegte. Doch richtig intensiv wurde meine Beschäftigung mit ihm und seinem Werk erst dank meiner Ausstellung zum Kinderbuch um 1900. Damals knüpfte ich erste Kontakte zur Stiftung und zum Verein Ernst Kreidolf, und ehe ich mich versah, fragte man mich, ob ich nicht im Vereinsvorstand mitarbeiten wolle. Seitdem ist meine Auseinandersetzung mit ihm zwangsläufig intensiver geworden. Mein Kreidolf-Bild hat sich im Lauf der Zeit nicht gewandelt, sondern vielmehr vertieft. Die Faszination, die für mich von Anfang an von seinem Werk ausging, hat keineswegs nachgelassen, sondern zugenommen ! Nach all

den Jahren der Beschäftigung mit seinem Schaffen kann ich die Ursachen dieser Faszination nun aber besser benennen. Zugleich habe ich gelernt, dass Kreidolfs Bilder oftmals über eine zweite, meist biografisch oder zeitgeschichtlich inspirierte Ebene erschlossen werden müssen. Das macht seine Kunst so vielschichtig, lässt einen immer wieder neue Zusammenhänge entdecken und bietet reichlich Stoff für weitere Forschungen. » b Mit Barbara Stark, Ko-Kuratorin der Ausstellung sprach Marianne Wackernagel, Leiterin Graphische Sammlung Kunstmuseum Bern und KoKuratorin.

Kunstmuseum Bern Wachsen — Blühen — Welken. Ernst Kreidolf und die Pflanzen 04.09.2020—10.01.2021 Eröffnung: Donnerstag, 3. September 2020 18.30 Uhr

Ernst Kreidolf, Anemone nemorosa, um 1918, Farbstift und Deckfarbe auf schwar­ zem Papier, 24,1 × 30,4 cm, Kunstmuseum Bern, Verein Ernst Kreidolf

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Ausstellung Vincent van Gogh, Le Café de nuit à Arles, 1888 Hahnloser/Jaeggli Stiftung, Villa Flora, Winterthur Foto : Reto Pedrini, Zürich

Van Gogh, Cézanne, Matisse, Hodler :

Die Sammlung Hahnloser in der Albertina Wien

Als die Werke der Hahnloser/Jaeggli Stiftung 2017 vorübergehend von Winterthur ins Kunst­museum Bern zogen, präsentierte dieses die Schau Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen — Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Albertina in Wien zeigt nun die letzte Hahnloser-Gesamtschau vor der Wiedereröffnung der Villa Flora in Winterthur.

Als das Museum Villa Flora in Winterthur geschlossen werden musste, gelangten die Werke der Hahnloser/Jaeggli Stiftung 2017 vorübergehend als Leihgaben ins Kunstmuseum Bern. Denn in der Sammlung des Kunstmuseum Bern befinden sich kapitale Werke der Sammlung Hahnloser. Diese waren dem Museum von Hans Robert Hahnloser, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Bern, geschenkt oder auf dessen Anregung hin erworben worden. Der Sohn des Winterthurer Sammlerpaars Hedy und Arthur Hahnloser lebte seit 1934 in Bern. Heute steht fest, dass die Villa Flora in Form eines Sammler- und Epochenmuseums wiedereröffnen wird. Bis dahin bleiben die Werke im Kunstmuseum Bern, wo sie nach dem vorläufig letzten Überblick 2017 in thematischen Fragestellungen neu gezeigt werden. Die letzte Gesamtschau vor dem Wiedereinzug in Winterthur findet in

der Albertina Wien statt – in jener Stadt also, in der Hans Robert Hahnloser bei Julius von Schlosser Kunstgeschichte studiert hatte. Die Albertina fokussiert auf den internationalen Pioniercharakter der Sammlung : Sammler ausserhalb Frankreichs wie Ivan Morozov und Sergei Schtschukin in Moskau oder Duncan Phillips und Albert C. Barnes in den USA vereinigten nach 1900 die französische Moderne mit der Avantgarde ihrer eigenen Länder. Zu diesem Sammlertypus zählen auch Hedy und Arthur Hahnloser, die Werke Hodlers und Vallottons mit solchen ihrer französischen Zeitgenossen Bonnard, Vuillard, Marquet, Matisse, Redon und Maillol vereinigten und auch deren « Wegbereiter » Manet, Monet, Renoir, van Gogh, Gauguin, Cézanne und Toulouse-Lautrec einbezogen. Das Sammlerpaar verfügte über ein sensationelles Qualitätsgespür – und dank den persönlichen Freundschaften zu seinen Künstlern hatte es stets first choice in deren Ateliers. Ein Charakteristikum, auf das in Wien eingegangen wird, ist das Prinzip Hahnloser, von dem in der Schweiz in erster Linie die Kunstmuseen Winterthur und Bern profitierten. Denn das Engagement für seine Künstler motivierte das Sammlerpaar zu mäzenatischen Aktionen : Mit grandiosen Schenkungen von Werken ihrer Künstler überzeugten Hedy

und Arthur Hahnloser die Ankaufsgremien, ihre Sammlungspolitik auf die französische Moderne auszuweiten. In die Wiener Ausstellung sind deshalb auch kapitale Werke von Hodler und van Gogh, von Bonnard und Matisse aus diesen öffentlichen Sammlungen integriert. Nach der Ausstellung in Bern konnte die Hahnloser/Jaeggli Stiftung aus der Nachkommenschaft des Sammlerpaars van Goghs « Nachtcafé » als Geschenk entgegennehmen. Für Wien sind weitere, noch kaum je in der Öffentlichkeit gezeigte Schlüsselwerke aus der ehemaligen Sammlung von Hedy und Arthur Hahnloser aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt worden. So viele Meisterwerke aus der ehemaligen Sammlung Hahnloser waren seit ihrer bisher umfassendsten Ausstellung 1940 im Kunstmuseum Luzern nie mehr zu sehen. Auch für alle, welche die Ausstellung im Kunstmuseum Bern 2017 gesehen haben, wird der Besuch in der Albertina eine Entdeckung sein ! b Matthias Frehner ist der Kurator der Ausstellung.

Albertina Museum Wien Van Gogh, Cézanne, Matisse, Hodler. Die Sammlung Hahnloser 22.02.—24.05.2020

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Persönlich

Brückenbauerin und Querdenkerin :

Silvia Müller

Silvia Müller ist Geschäftsleiterin des Vereins Museen Bern und Initiantin der Berner Museumsnacht. Foto : Monika Flückiger

Die Initiantin der Berner Museumsnacht zieht viele Fäden in Bern, verfügt über ein riesiges Netzwerk und bewegt — stark und nachhaltig. Davon zeugen auch die zahlreichen Auszeichnungen, darunter die Externe Burgerliche Medaille. Kurz : Sie hat Bern geprägt. Ein Gespräch über Kulturpolitik, Tourismus und nachhaltige Kulturevents.

Silvia Müller, Sie sind die Initiantin der Berner Museumsnacht. Nach anfänglicher Skepsis ist sie längst ein Gross­ event für Bern. Wie haben Sie die Anfänge des Projekts empfunden ? SILVIA MÜLLER Wir waren Greenhorns und ziemlich naiv. Ich hatte das Glück, dass die Burgergemeinde Bern aus irgendeinem Grund an uns geglaubt und ein Startkapital für ein Vorprojekt gesprochen hat. Das war der Start der Museumsnacht. Ansonsten stand ich oft vor verschlossenen Türen, die Mittelbeschaffung war harzig. Aber es gab kein Zurück mehr : Ich hatte vieles eingefädelt und einige Museen hatten ihre Teilnahme bereits zugesagt. MTC Gibt es nach all den Jahren Anekdoten, die Ihnen geblieben sind ? SM Ein Museumsdirektor hat sich sehr gegen eine Museumsnacht ausgesprochen. So ein Event würde viel zu viele Besucher anziehen, die dann Schlange stehen und warten müssten. Für jemanden wie mich, der von der Tourismus- und Wirtschaftsseite herkommt, war das völlig unverständlich. Ist das nicht das Beste, was einem Museum passieren kann ? Oder einmal, in den Anfängen, rief mich die Polizei um 4 Uhr morgens an, weil jemand eine Vespa in den Bärengraben geworfen hatte. Ich dachte : Was hat der Vorfall mit der Museumsnacht zu tun, die um 2 Uhr endet ? MTC An der Museumsnacht beteiligen sich auch Institutionen, die keine Museen sind. Bibliotheken, das Hotel Bellevue oder das Bundeshaus. Ist das immer noch eine Museumsnacht oder bereits ein Bern-Fest ? Wir wollen keine nuit blanche, wir wollen nach wie vor die Leute SM in die Museen locken. Generell gilt : Alle Mitglieder des Vereins Museen Bern dürfen teilnehmen. Da gehören die Bibliotheken, MARIA-TERESA CANO

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Archive und der Botanische Garten dazu. Ein Partner oder Hauptsponsor – wenn er ein geeignetes, nicht kommerzielles Projekt vorlegt – darf seine Türen ebenfalls öffnen : Die Mobiliar, Credit Suisse, Hotel Bellevue Palace. Ohne die finanzielle Beteiligung dieser Partner wäre die Museumsnacht nicht dort, wo sie ist. Wie nachhaltig ist die Museumsnacht im Kontext des Klimawandels ? Bei der Gesamtorganisation machen wir kleine Schritte, versuchen aber, uns stetig zu verbessern: Wir arbeiten mit Mehrweggeschirr. Das diesjährige Bändeli besteht aus Recycling-PET und das Programmheft produzieren wir mit myclimate. Wir arbeiten zudem mit LED-Licht. Wir würden gern erneuerbare Energien einsetzen, was momentan aber noch schwierig ist. Die Lichtverschmutzung durch die Beleuchtung der Museen ist auch ein Thema. Immerhin : Sie läuft nur sechs Stunden pro Jahr. Verglichen mit anderen Beleuchtungen in der Stadt ist das vertretbar. Ist der Klimawandel auch beim Programm ein Thema ? Insbesondere punkto Oldtimer mussten wir uns die Frage stellen, ob so etwas noch zulässig ist. Diese Fahrzeuge stammen jedoch aus einer Zeit, in welcher der Klimaschutz kein Thema war. Zudem handelt es sich um das «fahrende Museum», das technische Kulturgut wird an der Museumsnacht für einige Stunden aus der Mottenkiste geholt. Programmmässig gibt es in diesem Jahr einige, die sich mit dem Klima befassen, darunter das Alpine Museum, das gemeinsam mit der Klimagruppe des Gymnasium Kirchenfeld ein Klimaprojekt präsentiert. Wie steht es um die Sicherheit am Grossevent ? Dieses Thema wird immer anspruchsvoller. Vom Krisenstab über Konzepte bis zum Notfalldispositiv erarbeiten wir alles mit unserem Sicherheitspartner Securitas und der Kantonspolizei. Zudem muss jede Institution ihr eigenes Sicherheitskonzept einreichen. Das Wichtigste ist eine enge Zusammenarbeit und dass alle Beteiligten die Personenbeschränkungen einhalten. Einen Monat lang jeden Samstag gratis ins Museum : Das Projekt


Silvia Müller

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von Museen Bern liegt in Ihrem Kompetenzbereich. Wie wäre es, analog zu den europäischen Metropolen, das Projekt auf jeden Samstag/Sonntag auszuweiten ? Wir wollen, dass diejenigen Personen, deren Budget für einen Museumsbesuch nicht ausreicht – und bei Familien ist dieses Budget in vielen Fällen oft deutlich tiefer –, zumindest während eines Monats an den Samstagen die Möglichkeit erhalten, gratis verschiedene Museen zu besuchen. Es ist wünschenswert, dass wir dieses Projekt analog den grossen Metropolen ausbauen. Aber momentan ist dies in Bern wegen fehlender Mittel nicht möglich. Die Stadt hat zwar eine Anschubfinanzierung gewährt, die jedoch auf zwei Jahre befristet war. Anschliessend lag das Projekt während zwei Jahren brach. Schliesslich sind die Burgergemeinde Bern und das Migros Kulturprozent als Sponsoren eingestiegen. Auch die Kulturstiftung GVB, die BEKB und weitere haben die Wichtigkeit des Projekts erkannt. Ich bin ständig auf der Suche nach Geldgebern (lacht). Die Stadt Bern ist im Wandel, es gibt verschiedenste Zukunftsprojekte. Was halten Sie vom geplanten Museumsquartier am Helvetiaplatz ? Zuerst : Ich vertrete alle 40 Mitgliederinstitutionen von Museen Bern, ich kann also nicht nur für die Museen rund um den Helvetiaplatz sprechen. Ich bin jedoch immer begeistert von solchen Ideen. Man sollte so ein Projekt auf keinen Fall des Geldes wegen von Anfang an abschmettern, sondern offen darüber diskutieren. Alles, was vorwärts geht, alles was Zusammenarbeit, ein Bündeln von Ressourcen bedeutet, muss man probieren. Bern ist nicht nur Hauptstadt, sie ist Kunst- und Kulturstadt und als solche eingebunden im Tourismus. Es gibt Stimmen, die sagen, es werde marketingtechnisch zu wenig daraus gemacht. In der Vergangenheit hätte mehr gemacht werden können, es gab von unserer Seite einige Vorstösse, die nicht immer gut angekommen sind. Aber wir müssen auch beachten, dass Kultur nur einen Bereich des Tourismus-Angebots einer Region ausmacht. Wir müssen ein gutes Gleichgewicht finden – im besten Fall natürlich eines, in dem das Pendel ein bisschen mehr auf unsere Seite ausschlägt als auf diejenige des Fussballs. Ich bringe dieses Argument auch bei unseren Sponsoren gern : Der Sport erlebt Hochs und Tiefs, die Kultur aber ist eine Konstante. Als Altstadtbewohnerin sind Sie bestens vertraut mit den Diskussionen rund um die Belebung der Altstadt. Soll das Kulturleben gefördert werden trotz Lärmklagen ? Unbedingt ! Ich fände es unglaublich schade, wenn das Gewerbe

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und auch die Kulturbetriebe aus der Altstadt verschwinden würden. Im Moment gibt es viele Bauprojekte, die enorm schwierig sind – fürs Gewerbe, für Kulturbetreibende wie auch für die Anwohner. Da ist es ungemein wichtig, dass man eine gemeinsame Stimme hat. Gleichzeitig ist auch der Druck der Jungen da, die sich mehr Betrieb wünschen. Aus diesem Grund finde ich die Leiste so wichtig – man muss miteinander sprechen und einen Dialog führen. Seit 10 Jahren wird im Kunstmuseum Bern diskutiert : Will man einen Erweiterungsbau, will man einen Neubau ? Will man die ganze Hodlerstrasse umgestalten ? Wie stehen Sie zu den verschiedenen Projekten ? Das Kunstmuseum gehört zu Bern wie das Münster. Dass man dort nach neuen und innovativen Lösungen sucht, finde ich super – und es ist eine riesige Chance für das Kunstmuseum, die möglichst von allen Seiten unterstützt werden sollte. Ich kann aber nicht sagen, was genau passieren soll. Klar ist hingegen : Wenn man das Projekt mit Geldern von Mäzenen vorantreibt, muss man Kompromisse eingehen. Wenn man sich in der Schweiz umschaut, fällt auf, dass die Museen in anderen Städten vorwärts machen mit ihren Erweiterungen. Eine gewisse Konkurrenzsituation ist immer positiv und es ist auch in Ordnung, dass in Bern die Dinge gemächlicher voranschreiten, aber bitte den Moment nicht verschlafen (lacht) ! Kann Silvia Müller den Turbogang runterschalten ? Ich kann das sehr gut, insbesondere, wenn ich im Grünen bin. In Frankreich habe ich ein kleines Haus mit Umschwung und drei Hühnern, wo ich einfach ich sein kann. Es ist völlig unspektakulär : Es gibt keinen See und keine Berge, einfach Grün und Natur. Früher bin ich viel gereist, das brauche ich nicht mehr. Man muss nicht weit weg, um die Seele baumeln zu lassen. Meine Lektüre, wenn ich abschalten will, ist meistens Lektüre über Gärten und Botanik. Welche Herzensangelegenheiten möchten Sie noch umsetzen ? Gratis ins Museum liegt mir sehr am Herzen, und das würde ich gern ausbauen. Ursprünglich hat man gesagt, es sei nur für die Berner Bevölkerung, ich möchte es aber über die Stadtgrenzen strahlen lassen. Gleichzeitig möchte ich es mehr auf die Jugend, Kinder und Schulen ausrichten. Das Verständnis für Kultur und Kunst beginnt ja im Kindesalter. Und es gibt leider so viele, die nicht die Möglichkeit haben, diese Auseinandersetzung zu pflegen. Und was nehmen Sie auf die berühmte einsame Insel mit ? (Lacht) Ich müsste wohl mit einem Lastwagen hinfahren. b Das Interview führte Maria-Teresa Cano, Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

« Gratis ins Museum liegt mir sehr am Herzen, und das würde ich gern ausbauen. Ursprünglich hat man gesagt, es sei nur für die Berner Bevölkerung, ich möchte es aber über die Stadtgrenzen strahlen lassen. » 27


Kindermuseum Creaviva

Die Welt sortieren Fabienne Sieger ist Sortage-Expertin. Sie sortiert die Welt — ausdauernd, kompro­ misslos und konsequent. Als freie Mitarbei­ terin des Creaviva wird sie im Juni 2020 zusammen mit der Atelier­leiterin Katja Lang ihren zweiten Sortierkurs durchführen : Zwei Abende zwischen gut sortierter Heiter­ keit und der beglückenden Reduktion von Chaos. Eine aufgeräumte Begegnung.

Mutter zweier Töchter, Sonderschullehrerin, von chronischem Fernweh gebeutelt, wankelmütig, der Quadratur der Welt verpflichtet und zudem der Unscheinbarkeit, dem gemeinhin Übersehenen, der Zäsur im Gewohnten. Fabienne Sieger ist hintersinnig, eigensinnig und feinsinnig, eine Persönlichkeit mit Humor, Geduld und einem detailobsessierten Auge. Die ganze Welt, sagt Fabienne Sieger, könne sie leider nicht sortieren. Dies sei eine Frage der Reichweite. Jedoch seien die mit Universalsortage verbundenen internationalen politischen Sortagerechte im Aufbau. Und dann meint sie, etwas ernsthafter : « Ich sortiere aus ähnlichen Gründen, aus denen andere Mandalas malen oder meditieren : zur Entspannung.

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Hinzu kommt, dass ich eine Vorliebe für die Ästhetik von Struktur-, Grössen- und Farbverläufen habe, die man beim Sortieren hervorragend hervorrufen kann. » 2017 veröffentlichte Fabienne Sieger im Autismusverlag das Buch Einsortiert. Fragmente aus dem Leben einer Sortagefachfrau. Darin stellt sie uns die verblüffenden Ergebnisse ihrer gestalterischen Arbeit vor. Was wir gedankenlos als simple Gemüsesuppe oder als Müesli von Dr. Maximilian Bircher vertilgen, wird in der Sieger’schen Küche zu einem eigentlichen Kunstwerk. Grossartig sind jedoch nicht nur die kunstvollen Zeugnisse einer konsequent quadratisch erfassten Welt, mit denen wir das scheinbar Bekannte in unserem Alltag neu entdecken. Grossartig sind auch Fabienne Siegers Texte. Sie lassen uns mit befreiender Selbstironie teilhaben an einer rätselhaften und gleichzeitig seltsam vertrauten Befindlichkeit der Autorin als Autismus-Spektrum-Persönlichkeit. Im Juni 2020 setzt sich Fabienne Sieger zum zweiten Mal als Kursleiterin im CreavivaAtelier vorsätzlich ihrer Angst vor dem Unbekannten und ihren Selbstzweifeln aus. Von

ihr erwarten wir eine engagierte Reiseleitung durch das Chaos unseres Daseins. Und was erwartet sie von uns ? Verbindlichkeit, klare Kommunikation, räumlich distanzierte Begrüssungsrituale und inspirierte Gespräche über Okapis, Foulards, jegliche Art von Klumpen und Wassermelonen. Gespannt  ? Wir auch ! b Urs Rietmann ist Leiter des Kindermuseum Creaviva.

Kindermuseum Creaviva Sortierkurs mit Fabienne Sieger Mittwoch, 3. und 10. Juni 2020 18—20 Uhr Mehr Infos : www.creaviva.org/erwachsenenkurse Für Interessierte : Einsortiert. Fragmente aus dem Leben einer Sortagefachfrau, 2017, Autismusverlag, ISBN 978-3-0385202-6-9


AUKTIONEN

BASEL 25. MÄRZ & 24. JUNI 2020

25. MÄRZ INTERNATIONALE KUNST VOR 1900 UND SCHWEIZER KUNST VORBESICHTIGUNG 19.–22. MÄRZ

24. JUNI MODERNE UND

ZEITGENÖSSISCHE KUNST VORBESICHTIGUNG 16.–21. JUNI

ALBERT ANKER Die Taufe, 1864 (Detail)

BEURRET & BAILLY AUKTIONEN | GALERIE WIDMER Schwarzwaldallee 171 CH-4058 Basel + 41 61 312 32 00 info@bbw-auktionen.com www.bbw-auktionen.com


25. 1. – 26. 4. 2020 Sammlung Werner Coninx Eine Rundschau

Vom Künstler zum Anthropologen Sammlung Würth und Leihgaben 27. März 2020 bis 25. April 2021 Eintritt frei

Denise Bertschi Manor Kunstpreis 2020 CARAVAN 1 / 2020: Dominic Michel *Aargauer Kunsthaus Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 –17 Uhr Do 10 – 20 Uhr www.aargauerkunsthaus.ch

Otto Morach, Erwartung (Intérieur), 1918 – 1919 Aargauer Kunsthaus, Aarau / Depositum Sammlung Werner Coninx © Hugo Stüdeli, Solothurn Foto: SIK-ISEA, Zürich (Philipp Hitz)

forum-wuerth.ch ⋅ Tel. +41 71 225 10 70 ⋅ rorschach@forum-wuerth.ch Alle Kunstaktivitäten des Forum Würth Rorschach sind Projekte von Würth.

www.bhm.chI lebebesser

13.2.— 5.7.2020

José de Guimarães, Mexiko-Serie: Gestanzte Papiere, 1996, Papier kaschiert auf Leinwand, Acryl mit Sand und Flitter, 101 x 72 cm, Sammlung Würth, Inv. 3634, © José de Guimarães / 2020, ProLitteris, Zurich

Auf der Suche nach dem idealen Leben


AUKTIONEN IN ZÜRICH VOM 23. – 27. MÄRZ 2020

Gemälde Alter Meister, Gemälde des 19. Jh., Bücher und Buchmalerei Vorbesichtigung: 18. – 22. März 2020

Koller Auktionen Hardturmstrasse 102 ∙ 8031 Zürich Tel. 044 445 63 63 ∙ office@kollerauktionen.ch Kataloge online: www.kollerauktionen.ch

Bicci di Lorenzo. Mystische Vermählung der Heiligen Katharina. Öl auf Goldgrund. 162 × 81 cm (Detail). Schätzung: CHF 250 000 / 350 000


Sonderausstellung der Abegg-Stiftung

arabische weber – christliche könige

Mittelalterliche Textilien aus Spanien 26. 4.– 8. 11. 2020 täglich 14.00 – 17.30 Uhr Abegg-Stiftung 3132 Riggisberg Tel. 031 808 12 01 www.abegg-stiftung.ch

Journées photographiques de Bienne Bieler Fototage Biel/Bienne Festival of Photography 8.–31.5.2020 bielerfototage.ch

MI, 1. April 2020

Christine Brand «Die Patientin»

Nach ihrem Erfolgskrimi «Blind» präsentiert die Autorin einen neuen spannenden Fall für Nathaniel Brenner und Milla Nova. Zum anschliessenden Apero sind Sie herzlich eingeladen BUCHVERNISSAGE Moderation: Sonja Hasler Mittwoch, 1. April 2020, 20 Uhr Abendeingang Ryffligässchen 8, Türöffnung 19.30 Uhr, Eintritt Fr. 15.– (mit Premium/ Student Card Fr. 10.–), Vorverkauf empfohlen: 1.UG Ost, 031 313 63 63, info@stauffacher.ch

BUCHVERNISSAGE

© Sarah Koska

April 2020

Armand Guillaumin

6. - 9. Mai 2020

FRÜHJAHRSAUKTION GEMÄLDE GRAFIK PLAKATE SCHMUCK SCHWEIZER KUNST ANTIQUITÄTEN •

Vorbesichtigung: Täglich vom 25. April bis 3. Mai 2020 · 10 bis 19 Uhr Online-Katalog ab Mitte April

DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG orellfüssli.ch

Monbijoustrasse 30/32 CH-3001 Bern

Tel 031 560 10 60 Fax 031 560 10 70

www.dobiaschofsky.com info@dobiaschofsky.com

Magazin


GALERIE KORNFELD • BERN KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864

FERDINAND HODLER

Die Quelle. Um 1904

Öl auf Leinwand. 71,5 × 76,5 cm. Bätschmann / Brunner / Walter 1346. Auktion Juni 2020

AUKTIONEN 18. UND 19. JUNI 2020 AUKTIONSAUSSTELLUNGEN ZÜRICH, TITLISSTRASSE 48 3. bis 5. Juni, 13–19 Uhr (Auswahl)

BERN, LAUPENSTRASSE 41 11. bis 17. Juni, 10–18 Uhr

Kataloge online und auf Bestellung erhältlich ab Mitte Mai

Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstrasse 41 | Postfach CH-3001 Bern Telefon +41 (0)31 381 46 73 galerie@kornfeld.ch www.kornfeld.ch


Forum

Casino Bern Text von Ivo Adam

Es grüsst

Der neue Direktor

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Leserinnen und Leser, Das im Jahr 1909 eröffnete Gesellschaftshaus sollte nach allen Regeln der Kunst erneuert werden. Nach rund acht anspruchsvollen Jahren der Planung und Konzeption folgten zwei Jahre des Umbaus. Im September 2019 erfolgte die Wiedereröffnung. Nun sehen wir das Gebäude im Herzen von Bern, wie es zu neuen Ufern aufbricht : Zum ersten Mal in der Geschichte der Burgergemeinde Bern führt sie das Casino aus einer Hand und wird (auch) Gastronomin. Gleichzei­ tig bezieht das Haus seine Energie aus der Grandezza der Vergan­ genheit. Das gilt natürlich nicht nur für die Hülle, das Gebäude, die Säle. Auch der Inhalt, Kulinarik und Kultur, soll zwischen alt und neu oszillieren — oder noch besser : beides unter einen Hut bringen. Wie haben das bloss meine Vorgänger gemacht ? Nach dem Ersten Weltkrieg rutschte das Casino nach fünf guten Startjahren in eine erste Krise. « Sport, Kino und Radio leeren die Konzertsäle », klagte der Casino-Verwalter konsterniert, auch etwas zu Unrecht. Denn in den wirtschaftlich schwierigen 1920er- und 1930er-Jahren konnten sich viele Leute das Kulturangebot ganz einfach nicht leisten. Gingen sie doch einmal ins Casino, dann brach­ ten sie oft selber « Speisen und Getränke in Köfferchen, Taschen und sogar Rucksäcken » mit. Aus einem Geschäftsbericht von 1932 geht hervor, dass sich an einem Freitagmorgen rund 150 Studenten

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im Saal des Casino Bern versammelten. Sie zogen lautstark und betrunken durch das Haus, bis man sie abends endlich vor die Tür zu bugsieren vermochte. 1934 spielte Louis Armstrong Trompete. 1936 sprach das ganze Haus Esperanto (beim Internationalen Espe­ ranto Kongress). Da gab es auch diese Damen, die sich 1938 über die zu harsche Beleuchtung im Burgerratssaal beschwerten. Ihre geschminkten Gesichter sähen in diesem Licht angeblich wie Fratzen aus. Die Nachkriegszeit — nach dem zweiten grossen Krieg — brach­ te dem Konzerthaus wieder volle Ränge. Gerade die Vorstellungen der Berner Orchester waren regelmässig ausverkauft. Den glamou­ rösesten Auftritt aber brachte das Jahr 1960. Grace Kelly und Fürst Rainier III. von Monaco besuchten das Casino und eröffneten eine Aus­stellung über das Fürstentum. Das darauffolgende Jahr brachte einzigartiges Pech : Die Auftritte der Tschechischen Philharmonie und des Dresdner Kreuzchores mussten aufgrund internationaler Spannungen abgesagt werden, die Wiener Sängerknaben waren krankheitshalber verhindert und die Pianistin Clara Haskil starb kurz vor ihrem Berner Auftritt. 1968 fiel ein Teil des Terrassenmobiliars einem Brandstifter zum Opfer. 1980 warfen Demonstranten Farb­ beutel und faule Früchte an die Fassade, weil Herbert von Karajan, der Jahrhundertdirigent mit Nazivergangenheit, einen Auftritt hatte. Weitere Anekdoten finden sich zuhauf in alten Geschäfts- und Zeitungsberichten. Klassik, Jazz, Swing, Beat und Experimentelles : Während Musikerinnen und Musiker im grossen Konzertsaal ver­ suchten, die Gesetze der Akustik auszuweiten, bemühten sich unten die Wirte um das gleiche mit ihren Bilanzen. Im Bestreben nach neuen Trends richteten sie im Lauf der Zeit Arven-, Veltliner-, Rats-, Berner-, Fisch- und Jagdstube sowie Bierquelle, Relais, Lunchroom und ein Dancing ein. Daraus leite ich ab, dass sich im Casino Bern in den letzten hundert Jahren alle möglichen Menschen unterschiedli­ cher Hintergründe und Altersgruppen die Klinke in die Hand gaben. Diese Lebendigkeit wünschen wir uns auch für die nächsten 100 Jahre im Casino Bern. Das Motto lautet « Brückenschlag » oder eben « Ein Gesellschaftshaus für alle » (ausser vielleicht für 150 betrunkene Teenager). Es grüsst Ivo Adam PS : Wir haben dafür gesorgt, dass man nirgendwo im Haus mit Fratzengesicht in unvorteilhaftem Licht stehen muss. Im Gegenteil, unsere Damentoiletten im Stil der 1920er-Jahre haben es sogar auf eine Liste der ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Bern geschafft — und wir haben tatsächlich schon eine Anfrage erhalten, in der Damentoilette ein Bankett aufzutischen. b Ivo Adam ist Direktor des Casino Bern.


Forum

Paul Boesch Stiftung Text von Rolf Grädel

Paul Boesch Stiftung

— wie bitte ?

Seit 2016 wird in Bern jährlich ein Preis vergeben, der an den Künst­ ler Paul Boesch erinnert. Die Preisträgerin oder der Preisträger wird für ein eigenständiges Werk ausgezeichnet, das national her­ ausragend ist und einen Bezug zu Bern aufweist. Leider hat der Preis in der Öffentlichkeit noch nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die er angesichts seiner Bedeutung verdienen würde. Der Name des Künstlers Paul Boesch (1889—1969) ist heute weitge­ hend in Vergessenheit geraten. Dabei waren seine Arbeiten in der ganzen Schweiz bekannt. Sein Wirken ist eng mit der Stadt Bern verbunden, weshalb ihm 1968 ehrenhalber das Burgerrecht der Burgergemeinde Bern verliehen wurde. Das Werk von Paul Boesch zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus. Er hat sich als Maler und Schöpfer von unzähligen Wappen und Standesscheiben einen Na­ men gemacht, sein wichtigstes künstlerisches Ausdrucksmittel blieb der Holzschnitt. Sein klarer, einfacher Stil bildete eine ideale

Voraussetzung für diese Form des künstlerischen Ausdrucks. Paul Boesch hat seine Holzschnitte auf Breitenwirkung ausgelegt, die sich auch in der Gebrauchsgrafik oder auf Briefmarken entfalten konnte. Bekannt waren seine Holzschnitte, die als Illustrationen im Pestalozzi-Kalender oder zur Geschichte des kulturellen Fortschritts in « 10 000 Jahren Schaffen und Wirken » Beachtung fanden. Mit der Initiierung einer Stiftung im Jahre 2014 setzte ihm seine Tochter Liselotte Boesch ein Denkmal. Im Namen ihres Vaters wollte sie ein Vermächtnis schaffen, das Kunstschaffende unterstützt. Mit der Verleihung des Paul Boesch Preises wird jährlich das Schaffen einer Schweizer Künstlerin oder eines Schweizer Künstlers im Bereich bildender Kunst mit einem Beitrag von CHF 50 000 ausgezeichnet. Die Vergabe des Preises ist mit dem Ankauf eines Werks verbunden, das als Depositum der Stiftung in die Sammlung des Kunstmuseum Bern gelangt. Bisher wurde der Preis an Pamela Rosenkranz, Vaclav Požarek, Mai-Thu Perret und Edit Oderbolz verliehen. Nebst dem Hauptpreis vergibt die Stiftung jährlich Förderpreise an Studierende der Berner Schule für Gestaltung für die Fachgebiete Design, Grafik und keramische Arbeiten. Zusätzlich wird ein Projekt­ förderbeitrag ausgerichtet. Der Stiftungsrat setzt sich gemäss dem Willen der Stifterin aus einer Vertretung der Burgergemeinde, den Direktorinnen bezie­ hungsweise dem Direktor des Kunstmuseum Bern, der Kunsthalle Bern und der Schule für Gestaltung Bern und Biel sowie zwei Vertre­ tern der Zunftgesellschaft zu Metzgern zusammen. Wegen der engen Beziehung zwischen der Stifterin und der Zunftgesellschaft zu Metzgern stellt diese den jeweiligen Präsidenten des Stiftungs­ rates. Beraten wird der Stiftungsrat von einem Geschäftsführer, der nicht dem Stiftungsrat angehört. Der umfangreiche Nachlass von Paul Boesch wird in der Burger­ bibliothek verwahrt. Das Werk von Paul Boesch wird in einem von Maria Becker verfassten und durch den Stiftungsrat herausgegebe­ nen Buch gebührend gewürdigt. b Rolf Grädel ist Stiftungsrats­ präsident der Paul Boesch Stiftung.

Edit Oderbolz, Naked Man (Rosa), 2018, Armierungsstahl, Lack, Stoff, 100 × 75 × 14 cm, Courtesy the Artist

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Forum

Kunstmuseum Thun Text von Elsa Horstkötter

Frühstücksraum, Salon, Spiegelsaal

Die besondere Aura des Kunstmuseum Thun Beginnen im Kunstmuseum Thun die Aufbauarbeiten für die nächsten Ausstellungen, klingen viele Sätze nach Hotellerie : « Virgi­ nia_01 kommt in den Frühstücksraum », hört man aus der einen Ecke, « der Salon ist für Sarah Oppenheimer reserviert », aus der anderen. Grund ist die Historie des Museums als eines der grössten Prachthotels des 19. Jahrhunderts. 1875 eröffnete das damals 2,1 Millionen Franken teure Luxushotel Thunerhof . Anknüpfend an den Tourismusboom der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde das Gebäude als städtisch anmutender Glanzort inmitten lieblicher Natur konzipiert. An glanzvoller Wirkung hat der blockartige Baukörper des Architekten Paul Adolphe Tièche bis heute nichts verloren. Aus der Stadt kommend, bildet er einen überraschenden architektonischen Abschluss der Kleinstadt. Bereits drei Jahre nach der Eröffnung meldete das damalige Prestige­projekt Konkurs an. Es folgten Versuche der Wiedereröffnung, Zwischennut­ zungen durch das Militär und der Kauf des Gebäudes durch die Stadt Thun im Jahr 1942. Sechs Jahre später zog die Kunstsammlung der Stadt ins Erdgeschoss des rechten Gebäudeflügels, das sich heute im originalen räumlichen Zustand von 1875 befindet. « Ich ma­ che noch schnell ein Selfie im Spiegelsaal » : Auch solche Sätze klingen im Kunstmuseum Thun deshalb vertraut. Oder : « Hast du auch die Champagnerflaschen an der Decke entdeckt ? » Im Inneren des einstigen Grandhotels findet man also statt kühler White-Cube-Aura den Charme einer vergangenen Hotel-Ära. Das Zusammenwirken der Räumlichkeiten mit zeitkritischen Ausstellun­ gen internationaler Künstlerinnen und Künstler sowie der gesamten Klaviatur aktueller Kunstrichtungen ist inspirierend. Nicht zuletzt

für die Kunstschaffenden, die sich den historischen Räumen immer wieder anders nähern und das knarrende Parkett liebgewinnen. Gleichwohl man durch ein architektonisches Museum läuft, fordern die gezeigten Werke klar die Aufmerksamkeit. Möglicherweise er­ tappt man sich dabei, dass man mehr schreitet als geht. Oder man auf einer der vier umlaufenden Galeriengeschosse des Gebäudes die Präsentation der Sammlung sucht. Gegen das Schreiten hilft, etwas mehr Zeit für den Besuch einzurechnen. Nur für die Suche nach der Sammlung gibt es noch keine Lösung. Sie wird immer nur in kleinen Teilen gezeigt, denn auf den 1000 Quadratmetern Ausstellungsflä­ che im Erdgeschoss findet sie keinen Platz. Das grösste Werk der Sammlung lässt sich bisweilen im Schadaupark begehen — schreiten ist hier sogar willkommen : Das Thun-Panorama vom Basler Künstler Marquard Wocher, 1809—1814 von einem Dach aus gemalt, ist mit seinen 285 Quadratmetern das älteste im Original erhaltene Rund­ bild der Welt. Es ist trotz seiner fünfjährigen Entstehungszeit eine Momentaufnahme der Stadt und eine Liebeserklärung an das Tor zum Berner Oberland. Dass übrigens der Besuch des Kunstmuseum Thun von Seiten der Aare auch noch mit dem Blick von der Veranda auf die Stockhorn­ kette beginnt, kommt einem da beinahe schon wie eine Kulisse vor. Oder wie August Macke es formulierte : « Es ist fast zu schön hier am Thunersee. » Jedoch ist der Thunerhof einfach, was er ist : Ein eindrucksvoller und geschichtsreicher Ort, der durch die Bespielung mit aktueller Kunst immer wieder neu zu entdecken ist. Inklusive Deckenmalereien, Kaminen und Ballsaal. b Elsa Horstkötter verant­ wortet das Marketing und die Kommunikation des Kunstmuseum Thun und Thun-Panorama.

Ausstellungsdetail Jeppe Hein, 2018, Kunstmuseum Thun, Foto : Dominique Uldry

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Kunstmuseum Thun

Thunerhof, Sammlung Markus Krebser, Thun

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Kalender Kunstmuseum Bern

Zentrum Paul Klee

Lee Krasner. Alles zerfällt. Living Colour Schweizer Kunst von 07.02.—10.05.2020 Böcklin bis Vallotton 13.12.2019—20.09.2020 Mapping Klee Teruko Yokoi. 21.05.—04.10.2020 Tokyo–New York– Eröffnung: Mittwoch Paris–Bern 20. Mai 2020, 18 Uhr 31.01.—10.05.2020 Aufbruch ohne Ziel. El Anatsui. Annemarie Triumphant Scale Schwarzenbach 13.03.—21.06.2020 als Fotografin Eröffnung: Donnerstag 05.06.—06.09.2020 12. März 2020, 18.30 Uhr Wachsen – Blühen – Welken. Ernst Kreidolf und die Pflanzen 04.09.2020—10.01.2021

Meisterkonzerte Khatia Buniatishvili, Klavier Sonntag, 22. März 2020 17 Uhr Julia Fischer Quartet Sonntag, 24. Mai 2020 17 Uhr Geneva Camerata mit Gilad Harel, Klarinette & David Greilshammer, Leitung Sonntag, 28. Juni 2020 17 Uhr Núria Rial, Sopran & Artemandoline Sonntag, 23. August 2020 17 Uhr

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Lesungen Olga Tokarczuk « Die Jakobsbücher » Donnerstag, 19. März 2020 18 Uhr Franz Hohler liest aus « Fahrplanmäßiger Aufenthalt » Sonntag, 22. März 2020 11 Uhr Tabea Steiner liest aus « Balg » Sonntag, 19. April 2020 11 Uhr


More to See

Artizon Museum Tokyo Im Januar dieses Jahres hat das ehemalige Bridgestone Museum in Tokio nach einer vierjährigen Renovierungspause seine Türen unter neuem Namen wieder geöff­ net. Das Artizon Museum beherbergt die rund 2800 Werke umfassende IshibashiSammlung, in deren Zentrum hochkarätige Werke des französischen Impressionismus des 19. Jahrhunderts, westliche Kunst des 20. Jahrhunderts, japanische Gemälde im westlichen Stil der Meiji-Zeit sowie abstrakte Gemälde aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stehen. Die systemati­ sche Erweiterung ist eine der Besonder­ heiten der Sammlung. Seit der Renovation hat sich die Ausstellungsfläche auf rund 2100 Quadratmeter verdoppelt. Auch die Sammlung ist gewachsen : Das Museum kaufte unter anderem 24 Werke von Paul Klee aus einer renommierten Privatsamm­ lung, ein bedeutendes Werk von Wassily Kandinsky sowie Werke von Picasso, Braque, impressionistischen Künstlerinnen wie Berthe Morisot, Mary Cassatt, Marie Bracquemond und Eva Gonzalès sowie japanischen Künstlern wie Matsumoto Shunsuke, Murakami Saburo, Masanobu Masatoshi und Uemae Chiyu. Das Pro­ gramm des Hauses steht unter dem Motto « Experiencing Creativity » und schlägt einen Bogen von der Antike zur zeitgenös­ sischen Kunst. Empfohlen von Marie Kakinuma Kunsthistorische Fachreferentin am Zentrum Paul Klee

Kunsthaus Bregenz

Photoforum Pasquart Biel

Bunny Rogers. Kind Kingdom 18.01.—13.04.2020

Her Take : Rethinking Masculinity 02.02.—05.04.2020

Als erste Ausstellung zeigt das Kunsthaus Bregenz 2020 die US-amerikanische Künstlerin Bunny Rogers. Die Stimmung ihrer Arbeiten ist düster und schwermütig. Ihre Installationen, die meist Musik und Poesie miteinbeziehen, sind von Figuren aus dem Internet, von Fernsehserien und Videospielen inspiriert. Die Welt der Waren und der Vergnügungsindustrie, sonst als heil und gewinnorientiert darge­ stellt, erscheint mit verkehrten Vorzeichen, wird fragwürdig, tiefgründig und bedrü­ ckend. Für das Kunsthaus Bregenz richtete Rogers raumgreifende Installationen über alle vier Geschosse ein. Erde, Abfall und vertrocknete Blumen versinnbildlichen Poesie und Schmerz, Schönheit und Ver­ gänglichkeit — eine Kunst, die den Schauer nicht scheut, um an die eigene Verantwor­ tung zu erinnern. Die eigentümlich leere, verlassen wirkende Raumgestaltung wird mit ihren teilweise verschlissenen Fliesenelementen zu einer unbehaglichen Stimmungsbühne, die das KUB in einen einzigartigen Ort verwandelt — nicht nur theatralisch, sondern auch kritisch, politisch und die Gegenwart prüfend.

In einem nach wie vor überwiegend männ­ lichen Berufsfeld, dem Fotojournalismus, haben die sieben Fotografinnen der Foto­ agentur VII diesen besonderen Kontext zum Ausgangspunkt für die Entwicklung eines kollektiven Projekts genommen, das sie gerne als Gespräch beschreiben. Sie erforschen, hinterfragen und überdenken Bilder und Archetypen, die traditionell mit dem Männlichen assoziiert werden. Ihre Projekte sind gleichermassen dokumenta­ risch wie konzeptuell. Sie behandeln männliche Figuren mit begrenzter öffentli­ cher Sichtbarkeit, Menschen, die das geschlechtliche Binärsystem ab­lehnen, oder Männer, deren Darstellungen im Allgemeinen stark stereotypisiert sind. Alternativ überdenken sie ihre eigene Ge­ schlechtsidentität und greifen ikonische Werke der Kunstgeschichte auf. Jede Fotografin legt eine visuelle Reflexion über zeitgenössische Maskulinität und ihre mediale und künstlerische Darstellung vor. Mit Anush Babajanyan, Linda Bournane Engelberth, Jessica Dimmock, Ilvy Njiokiktjien, Nichole Sobecki, Maggie Steber und Sara Terry.

Empfohlen von Aleksandra Zdravković Fachspezialistin Presse & Kommunikation Kunstmuseum Bern — Zentrum Paul Klee

Empfohlen von Martina Witschi Volontärin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Kunstmuseum Bern — Zentrum Paul Klee

www.kunsthaus-bregenz.at

www.photoforumpasquart.ch

Bunny Rogers, Locker Room, 2020 Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss, Kunsthaus Bregenz, 2020, Foto : Markus Tretter Courtesy of the artist © Bunny Rogers, Kunsthaus Bregenz

Linda Bournane Engelberth, Ana, 22, Yogyakarta, Indonesia, from the series Outside the Binary, 2017—2019

www.artizon.museum

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Agenda

Kunsthalle Bern Marc Camille Chaimowicz. Dear Valérie … 22.02.—26.04.2020 Chaimowicz’ Kunst vermittelt mit einer einzigartigen Selbstverständlichkeit zwischen den angewandten und den bildenden Künsten und fordert so ge­ wohnte Sichtweisen und den alltäglichen Kategorisierungsdrang heraus. Geprägt von Bewegungen wie dem Arts and Crafts Movement und dem Bauhaus, hat er eine unverkennbare visuelle Sprache entwickelt. Helvetiaplatz 1, 3005 Bern www.kunsthalle-bern.ch

Nilbar Güreş 19.04.—14.06.2020 Nilbar Güreş (*1977, TR) arbeitet mit ver­ schiedensten Medien wie Malerei, Foto­ grafie, Film, Performance, Collage und Zeichnung. Sie hinterfragt konventionelle Geschlechterrollen und deutet Möglich­ keiten an, feminine und queere Identitäten zu stärken. Die Ausstellung konzentriert sich auf die letzten fünf Jahre ihres Schaffens. Seevorstadt 71, Faubourg du Lac, 2502 Biel/Bienne www.pasquart.ch

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Céline Manz. 9 espaces distincts Maëlle Gross. HotHeads 06.02.—05.04.2020 Céline Manz untersucht, welchen Einfluss Biografie, Geschlecht, Nachlassverwaltung und Urheberrecht auf die Wahrnehmung des Werks berühmter Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts haben. Maëlle Gross port­ rätiert drei Frauen über 50, deren Hobby das Motorradfahren ist. Sie sprechen über ihren einstigen Status als « Sandsäcke » und den Moment, in dem sie den Lenker übernommen haben.

Musée des beaux-arts Le Locle Chappatte — Gare aux dessin  ! 15.02.—01.06.2020 Für seine Ausstellung im MBAL wirft der Karikaturist Chappatte einen Blick auf die Bedrohungen der Meinungsfreiheit — vom klassischen politischen Druck bis zum Mord — und stellt einen « unvernünftigen » Katalog der besten Zeichnungen zusammen, die von seinen Kollegen im In- und Ausland in der Presse veröffentlicht wurden. Marie-Anne-Calame 6, 2400 Le Locle www.mbal.ch

Marktgasse 13, 4900 Langenthal www.kunsthauslangenthal.ch

Kunsthaus Centre d’art Pasquart Biel/Bienne

Oben : Marc Camille Chaimowicz, Your Place or Mine …, Installationsansicht, The Jewish Museum, New York, 2018. Foto : Jason Mandella. Courtesy Marc Camille Chaimowicz, Cabinet, London & Andrew Kreps Gallery, New York

Kunsthaus Langenthal

Kunstmuseum Thun Thun Panorama Jenseits des Panoramas. Zur Konstruktion von Landschaft 10.05.—29.11.2020 Der Basler Künstler Marquard Wocher erschafft 1814 das erste Panorama der Schweiz. Fasziniert vom Berner Oberland entwirft er ein Rundbild von 38 Metern Lauflänge mit der Kleinstadt Thun und deren Umgebung. Am 10. Juni 2020 findet mit dem Architekten und Künstler Yadegar Asisi ein Podiumsgespräch zum Thema statt. Seestrasse 45, 3600 Thun www.thun-panorama.ch

Unten : Nilbar Güreş, Frozen Zebra, 2017, Mischtechnik auf Stoff, 110 × 155 cm, Courtesy Galerie Tanja Wagner, Berlin

Oben : Maëlle Gross, HotHeads, 2019, Videostill, Courtesy of the Artist

Unten : Der PanoramaBerg der Genfer Landes­ ausstellung von 1896 — mit Ferdinand Hodler im Vordergrund. (Institut Lumière, Lyon, Film Nr. 312 : Fête au village)

Musée jurassien des Arts Moutier Jean-René Moeschler 15.03.—17.05.2020 Die erste Retrospektive des jurassischen Künstlers Jean-René Moeschler zeigt dreissig Jahre künstlerischer Arbeit. In all seinen Schaffensphasen hat der Künstler den Bildraum spielerisch gestaltet : Durch das Aufeinandertreffen von gewundenen Linien und Faltungen der Leinwand oder Architektur und Vegetation. Rue Centrale 4, 2740 Moutier www.musee-moutier.ch

Oben : Karikatur, die am Tag des Angriffs auf Charlie Hebdo, dem 7. Januar 2015, auf der Titelseite der Website der New York Times erschien. © Chappatte

Unten : Jean-René Moeschler, Frivolité végétale, 2018, huile sur toile, 140 × 160 cm, © l’artiste


Agenda

Museum Franz Gertsch Franz Gertsch. Die Siebziger Luciano Castelli. Reckenbühl 21.03.—16.08.2020 Zum 90. Geburtstag von Franz Gertsch zeigt das Museum seine zentralen Gemäl­ de aus den 1970er-Jahren, in denen er seinen Durchbruch erlebte. Im Kabinett lädt Luciano Castelli in die Jugendstilvilla Reckenbühl in Luzern ein, wo er mit seinen Mitbewohnern das Leben als kunstvoll ge­ staltete Party feierte. Platanenstrasse 3, 3400 Burgdorf www.museum-franzgertsch.ch

mudac Musée de design et d’arts appliqués contemporains Extraordinaire  ! 26.02.—01.06.2020 Seit zwanzig Jahren beherbergt das Maison Gaudard in Lausanne das mudac. Zum Abschluss der gemeinsamen Zeit, in der das Haus seiner Rolle als Museum mehr als gerecht geworden ist, schenkt ihm das mudac eine reichhaltige Ausstellung mit aussergewöhnlichen und (beinahe) ge­ brauchsfähigen Objekten und Kreationen.

Aargauer Kunsthaus Julian Charrière Towards No Earthly Pole 15.05.—16.08.2020 Kernstück der Einzelausstellung ist der neue Film des jungen Westschweizer Künstlers. Julian Charrière reiste dafür zu einigen der unwirtlichsten Gegenden der Erde : In die Antarktis, nach Grönland, aber auch auf den Rhone- und Aletsch­ gletscher. Er thematisiert darin ebenso den Entdeckermythos wie den Klimawandel. Aargauerplatz, 5001 Aarau www.aargauerkunsthaus.ch

Pl. de la Cathédrale 6, 1005 Lausanne www.mudac.ch

Berner Design Stiftung BESTFORM 2020 Ausstellung im Kornhausforum 27.03.—03.05.2020 Sechs von der Stiftung geförderte Desig­ ner*innen stellen ihre innovativen Arbeiten der Öffentlichkeit vor. Dabei steht nicht nur das Endresultat im Vordergrund, son­ dern auch der Entstehungsprozess. Ein zweiter Schwerpunkt beleuchtet unter dem Motto Vom Wunderkabinett zur Sammlungsstrategie die Sammlung der Stiftung.

Fotomuseum Winterthur Fotografinnen an der Front 29.02.—24.05.2020 Die Arbeiten von acht Kriegsfotografinnen geben fragmentarischen Einblick in die komplexe Realität des Krieges: vom Spani­ schen Bürgerkrieg über den 2. Weltkrieg, den Vietnam- und Kosovokrieg, bis zu jüngeren internationalen Kriegsgeschehen. Gezeigt werden rund 140 zwischen 1936 und 2011 entstandene Bilder. Grüzenstrasse 44 + 45, 8400 Winterthur www.fotomuseum.ch

Morillonstrasse 87, 3007 Bern www.bernerdesignstiftung.ch

Oben : Franz Gertsch, Marina schminkt Luciano, 1975, Acryl auf un­ grundierter Baumwolle, 234 × 346 cm, Museum Ludwig, Köln © Franz Gertsch

Unten : Pudel von Albert Huggler-Flück (r.) und Schülerarbeit (l.) von 1911, Credit : Chris Richter

Oben : Meret Oppenheim/ Suisse, Fur Ring, 1978, Anneau, or, vison sauvage, 5 × 5 × 1,3 cm, Collection du mudac © atelier numérique (AN) de la Ville de Lausanne

Unten : Carolyn Cole, Ein Soldat der US Marines mit getarntem Gesicht während der Schlacht um Nadschaf, Irak, Nadschaf, Irak, August 2004, © Carolyn Cole / Los Angeles Times

MCBA Musée cantonal des Beaux-Arts Hautnah. Wien 1900, von Klimt zu Schiele und Kokoschka 14.02.—24.05.2020 Die erste Wechselausstellung des MCBA im neuen Gebäude ist mit fast 180 Gemäl­ den, Zeichnungen, Skulpturen und kunst­ handwerklichen Objekten, die zwischen 1989 und 1918 geschaffen wurden, dem künstlerischen Hauptereignis des frühen 20. Jahrhunderts gewidmet : Dem Beitrag der Wiener Künstler zur Entstehung der modernen Kunst. PLATEFORME 10. Place de la Gare 16, 1003 Lausanne www.mcba.ch

Oben : Julian Charrière, Towards No Earthly Pole, 2019, © 2019, Pro Litteris, Zürich

Unten : Gustav Klimt, Poissons rouges (détail), 1901—1902, Kunstmuseum Solothurn, Dübi-MüllerStiftung © SIK-ISEA, Zürich

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Silberschmiede

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«Der Schmuck der Ihrer Persönlichkeit Ausdruck verleiht»

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BASEL

2020 VOLTASHOW.COM #VOLTABASEL2020


Premiere: 14. März 2020 Schauspie l h aus Zürich

Eine Produktion des Schauspielhaus Zürich. In Koproduktion mit Emilia Romagna Teatro Fondazione, Nanterre-Amandiers – centre dramatique national und Bergen International Festival

Nach Texten von:

Inszenierung:


Weiterbildung Certificate of Advanced Studies Werk- und Nachlass-Management Certificate of Advanced Studies Werkzuschreibung und Provenienzrecherche interdisziplinär

hkb.bfh.ch/weiterbildung

Event & Congress Location Zentrum Paul Klee, Bern – Preisgekrönte und beeindruckende Architektur für Tagungen, Seminare, Konferenzen, Galas und Konzerte – Aussergewöhnlicher Veranstaltungsort mit stilvollem und besonderem Ambiente – Modernste, hochwertige und international ausgezeichnete Multimediainfrastruktur – Professionelle Beratung und Betreuung vor und während dem Anlass – Inspirierende und kreative Rahmenprogramme und hochwertige Gastronomie – Optimale Lage und gute Erreichbarkeit mit öffentlichem Verkehr oder Privatauto

www.zpk.org/events

Das mittelalterliche Schloss über der Stadt Thun ist ein markanter Blickfang am Tor zum Berner Oberland. Von seinen Türmen bietet sich eine unvergleichliche Sicht auf Berge, Stadt und See. Seit 2018 lädt die neue Dauerausstellung von Schloss Thun zu einem spannenden Rundgang durch 800 Jahre Geschichte ein. Nicht nur der Rittersaal aus dem Jahr 1200, sondern auch der Dachstuhl von 1434 sind dabei Highlights der besonderen Art. Öffnungszeiten auf www.schlossthun.ch Freier Eintritt mit der Raiffeisen-Karte


K U N S T H A U S kunst haus.ch

EIN PORTRÄT 7.2.–3.5.20 Giovanni Giacometti, Pensierosa, 1913, Öl auf Leinwand, 65 × 60 cm, Privatbesitz

OTTILIA Z Ü GIACOMETTI R I C H


Membership

La littérature française à l’honneur Les grandes figures de la culture française qui rendent visite à l’Alliance française de Berne offrent à ses membres le magnifique et passionnant « spectacle » live de leur présence. Une fois par saison un tel évène­ ment littéraire a lieu en partenariat avec le Zentrum Paul Klee, et dans ses locaux. Un grand auteur francophone s’exprime en français  : pour un public bernois, toutes langues confondues.

Les membres de l’Alliance française de Berne  : ils sont 600, Bernois amateurs de culture française, francophones ou du moins francophiles. – Une centaine d’entre eux se rencontrent deux fois par mois, de septembre à juin, pour vivre une expérience passionnante  : entendre de grandes figures francophones de la littérature, des arts, de la politique, souvent très médiatisées, s’exprimer sur ce qu’elles ont de plus cher. Nous leur posons nos questions, nous observons leurs visages et leur rhétorique, nous leur serrons la main après la conférence … Occasion aussi pour ces intellectuels français de découvrir notre splendide ville de Berne, d’y visiter ses musées et des collections

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privées, de s’informer de nos réalités, souvent si «  helvétiques  » et différentes de la normalité française, et notamment parisienne. L’Alliance française de Berne propage la culture française à Berne, oui, mais inversement  : les Français nous rendant visite font connaissance ici d’un monde que leur cache souvent le Jura. L’Alliance française de Berne est donc un lieu de convivialité francophone, elle se propose de «  propager la culture et la langue françaises à Berne et dans la région bernoise  ». Certes, mais au-delà, l’Alliance française veut établir des plateformes communes où se rencontrent nos deux cultures, francophones et germanophones. Ainsi au Zentrum Paul Klee  : Joël Dicker raffiné et aimable, Eric-Emmanuel Schmidt généreux et baroque, Pascale Kramer chroniqueuse de l’intime familial  : tous invités du ZPK et de l’Alliance française de Berne, ces auteurs découvrent d’abord le geste ondoyant du Monument im Fruchtland. Puis ils nous parlent, en français, de leur œuvre, de leur façon de travailler, de leurs modèles littéraires, de leurs motifs profonds. Et ils ravissent leur assistance, Bernois toutes langues confondues.

La saison 2019–2020 est brillante. Amin Maalouf nous a offert le «  spectacle  » de sa personnalité, levantine et chaleureuse, la star du journalisme français Christophe Barbier (à l’écharpe rouge) nous révèlera son grand talent de comédien. Vous trouverez sur notre site une dizaine de nouvelles rencontres mémorables jusqu’à la fin de la saison. Et comme tous les francophones, les membres de l’Alliance française de Berne suivent avec sympathie les efforts des autorités bernoises pour promouvoir le bilinguisme dans le canton et dans notre système scolaire. Lors d’une manifestation publique à l’Aula de l’Université de Berne, le 13 mars 2020, l’Alliance française de Berne «  questionnera le bilinguisme  » à Berne. Ce sera une manifestation ouverte au public, les lecteurs de Kunsteinsicht y seront les bienvenus. b Bernard Steck est le président de l’Alliance française de Berne.

Bernard Steck est le président de l’Alliance française de Berne. Photo : Monika Flückiger


Membership Verein der Freunde Kunstmuseum Bern

Freunde ZPK

Bernische Kunstgesellschaft BKG

Berner Kunstfonds

Die Mitglieder des Vereins der Freunde Kunstmuseum Bern leisten einen wertvollen Beitrag an das Museum und an das Berner Kunstleben. Der Verein erwirbt mit den Beiträgen seiner Mitglieder hauptsächlich Kunstwerke für das Museum und rundet damit die Samm­ lung in ihren Schwerpunkten ab.

Als Freundin oder Freund des Zentrum Paul Klee profitie­­ren Mitglieder von freiem Ein­ tritt in alle Ausstellungen, umfassenden Informationen über die vielfältigen Aktivitä­ten des Zentrum Paul Klee und exklusiven Einblicken.

Die BKG fördert das Verständ­ nis für die zeitgenössische Kunst und unterstützt insbe­ sondere begabte junge Kunst­ schaffende, das Kunstmuse­ um Bern sowie die Kunsthalle Bern. Die BKG veranstaltet Führungen in Ausstellungen und organisiert Kunstreisen, Atelierbesuche und Vorträge. Jährlich vergibt sie mit dem Louise Aeschlimann und Margareta Corti-Stipendium den höchstdotierten privaten Kunstpreis der Schweiz. Im Jahr 1813 gegründet, gehört die BKG zu den ältesten In­ stitutionen, die sich in der Schweiz der Kunstförderung widmen.

1993 wurde der Berner Kunst­ fonds durch den Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, die Bernische Kunstgesell­ schaft BKG und die Kunsthalle Bern gegründet, um die Be­ ziehungen zu Mäzenen und Sponsoren auf privatwirt­ schaftlicher Basis zu pflegen und zu koordinieren. Die Mitglieder leisten jährlich mit rund CHF 90 000 einen wich­ tigen Beitrag zur Inten­sivierung der Zusammenarbeit zwi­ schen Kunstmuseum Bern und Kunsthalle Bern sowie zur Kunstvermittlung und zum Kunstleben. Der Berner Kunst­ fonds zählt an die 60 Mit­ glieder ( Private, Firmen und Institutionen ).

Mitglieder profitieren von di­ ver­­sen Vergünstigungen, Einladungen zu Eröffnungen und exklusiven Veranstal­ tungen. Zudem erhalten sie freien Eintritt in die Sammlung und Wechselausstellungen des Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee. Mehr Infos unter www.kunstmuseumbern.ch/ vereinderfreunde Verein der Freunde Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern +41 31 328 09 44 member@kunstmuseumbern.ch

Zudem leisten Mitglieder einen wichtigen Beitrag an ein in der Schweiz einzigartiges Kunst- und Kulturzentrum. Mehr Infos unter www.zpk.org/freunde Freunde Zentrum Paul Klee Monument im Fruchtland 3 3006 Bern +41 31 359 01 01 freunde@zpk.org

Den Mitgliedern bietet die BKG freien Eintritt in die Sammlung und Wechselaus­ stellungen des Kunstmuse­um Bern und Zentrum Paul Klee.

Mehr Infos unter www.kunstmuseumbern.ch/ bernerkunstfonds

Mehr Infos zu den exklusiven Angeboten für BKG-Mitglieder unter www.kunstgesellschaft.ch

Berner Kunstfonds Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern +41 31 328 09 44 member@kunstmuseumbern.ch

Bernische Kunstgesell­schaft BKG Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern 7 +41 31 328 09 44 info@kunstgesellschaft.ch

Impressum Kunsteinsicht Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, info@kunsteinsichtbern.ch. HERAUSGEBER : Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8—12, 3011 Bern, www.kunstmuseumbern.ch. Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, www.zpk.org. Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee. REDAKTION : Maria-Teresa Cano, Martina Witschi, Thomas Soraperra. LEKTORAT : Atelier CK. KORREKTORAT : Gila Strobel AUFLAGE : 18 000 Ex., erscheint 2-mal jährlich. BEZUG : In der Jahresmitgliedschaft der Gönnervereine enthalten, aufgelegt im Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee. GESTALTUNG : www.salzmanngertsch.com. DRUCK : www.staempfli.com. INSERATE : Therese Herren, +41 31 767 83 30, therese.herren@staempfli.com. UNTERSTÜTZUNG : Wir bedanken uns für die grosszügige Unterstützung beim Verein der Freunde Kunstmuseum Bern und der Bernischen Kunstgesellschaft BKG. TITELBILD : El Anatsui, Haus der Kunst, 2019, Foto : Maximilian Geuter

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Augenblicke

b   Alpenklang reloaded :

Das Festival für Volksmusik ging in die zweite Runde. U. a. mit Ambäck : Markus Flückiger, Schwyzerörgeli, Andreas Gabriel, Violine, Pirmin Huber, Kontrabass.

b Julia Weber liest aus

Immer ist alles schön. Moderation : Nora Zukker, Autorin und Moderatorin.

b Kuratorin Marta

Dziewańska führt durch die von ihr kuratierte Ausstellung Alles zerfällt. Schweizer Kunst von Böcklin bis Vallotton.

b Der Berner Stadtpräsident

Alec von Graffenried eröffnet die Ausstellung Freundeswerke. 100 Jahre Verein der Freunde Kunstmuseum Bern.

b Shlomit Steinberg,

Kuratorin der Ausstellung Fateful Choices : Art from the Gurlitt Trove im Israel Museum in Jerusalem, und Nina Zimmer beim Swiss Talk in der Schweizer Botschaft in Tel Aviv.

b   Ein Besucher vor

Ernest Biélers Les feuilles mortes bei der Ausstellungseröffnung von Alles zerfällt. Schweizer Kunst von Böcklin bis Vallotton.

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Augenblicke

b Jan-Philipp Sendker

im Gespräch über Das Gedächtnis des Herzens und Asien mit der Modera­ torin und SRF-Literatur­ redaktorin Luzia Stettler.

b Das Bauhaus Laternen­

fest mit Lichtperformances, Musik, Tanz, offenen Ate­ liers und einem Meer von Laternen.

b Was macht eigentlich eine Chefin ? Nationaler Zukunftstag unter dem Motto Ein Tag als Chefin mit Chefkuratorin Fabienne Eggelhöfer.

b Dachstiftungsrats­

präsident Jonathan Gimmel präsentiert die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien zum Projekt Zukunft KMB.

b   Nina Zimmer führt die b   Karin Salm, Journalistin,

diskutiert mit Marion von Osten, künstlerische Leiterin der Ausstellung bauhaus imaginista, und Lars Müller, Verleger, über Bedeutung und Wirkung des Phänomens Bauhaus.

Berner Regierungsrätin Christine Häsler durch die Ausstellung Johannes Itten. Kunst als Leben. Bauhausutopien und Dokumente der Wirklichkeit.

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Kolumne

Fruchtwechsel Text : Tabea Steiner / Illustration : Serafine Frey

Den Spätsommer des letzten Jahres habe ich am Wannsee verbracht. Dort liegt auch das Sommerhaus des Malers Max Liebermann, wo eine Ausstellung Bilder von Paul Klee und Max Liebermann zusam­ mengeführt hat. Das verbindende Motiv waren Gärten. Dieser Ort hat mich lange beschäftigt, aber ich konnte nur in Fragmenten darüber nachdenken. Max Liebermanns Bilder sind in seinem Garten entstanden, den er nach seinen eigenen Ideen gestaltet hat. Die Pflanzen­ welt und insbesondere die Verwandlungs­ prozesse der Natur waren auch für Paul Klee zentrale Motive. Man kommt an der Max-LiebermannVilla vorbei, wenn man zum Haus der Wannseekonferenz fährt. Von dieser See­ seite aus blickt man auf das Strandbad Wannsee, wo Juden unter dem National­ sozialismus das Baden nur während der Olympischen Sommerspiele 1936 ge­ stattet war. 50

Max Liebermanns Witwe Martha wurde 1940 gezwungen, das Haus an die Deutsche Reichspost zu verkaufen. Ihre Tochter erhielt das Haus 1951 zurück, 1958 verkaufte es die Enkelin an das Land Berlin. Fortan wurde es als Vereinsheim des Deutschen Unterwasser-Clubs genutzt. Viele Bilder von Max Liebermann wurden im Nationalsozialismus beschlag­ nahmt. Liebermann-Werke fanden sich auch in der Sammlung Gurlitt. Für die Liebermann-Klee-Ausstellung hat die Schweizer Botschaft ein Bild von Max Liebermann als Leihgabe zur Ver­ fügung gestellt. Dieses befand sich in den Beständen der Schweizer Botschaft, war aber nicht, wie die anderen Werke dieser Sammlung, deren Eigentum. Es war von einem ehemaligen Gesandten privat gekauft worden. Seit 2006 betreibt die Max-Liebermann-­ Gesellschaft die Villa als Museum. Den Garten hat man nach den originalen Plänen des Malers wiederhergestellt ; jedoch wurde bis 2013 ein beträchtlicher Bereich des Gartens weiterhin von einem Sport­club beansprucht. Das Umland des Zentrum Paul Klee wird landwirtschaftlich genutzt. Es bestehen hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit, das Land wird mit jährlich wechselnden Kultu­ ren bewirtschaftet. In der Max-Liebermann-Villa sowie im Zentrum Paul Klee können Erträge aus den Gartenanlagen erworben werden, Blumen beispielsweise, aber auch Samen.



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