KunstEINSICHT Nr. 14

KUNST EINSICHT

14 1/2019

Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee

Seite 14

Nr.

Ekstase Im Rausch der Moderne

Öffentliche Ausstellung

Maya Rochat Prix Mobilière 2019 Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 11 11. April bis 20. August 2019 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7–17 Uhr Bundesgasse 35, 3001 Bern Öffentliche Führungen 23.4.2019 um 17.30 Uhr, 23.5.2019 um 11.00 Uhr, 26.6.2019 um 17.30 Uhr, 25.7.2019 um 17.30 Uhr Kunstwerkstättli: 10.7.2019 um 14.00 Uhr Finissage: 20. August um 17.30 Uhr Mehr Informationen mobiliar.ch/kunst mobiliar.ch/kunstsammlung mobiliar.ch/engagement

Editorial Wir schicken Klee wieder auf Reisen ! Zum ersten Mal wird Paul Klee in Brasilien gezeigt.

Die umfangreiche Retrospektive macht Halt in São Paulo, Rio de Janeiro und Belo Horizonte. Umfangreich ist auch die Gesamt­ schau Miriam Cahn — ICH ALS MENSCH der herausragenden Schweizer Künstlerin im Kunstmuseum Bern. Im Gespräch gibt sie Auskunft und Einblick in ihr Schaffen aus vier Jahrzehnten. Währenddessen gerät das Zentrum Paul Klee in Verzückung : Ekstase.

Die Aus­stellung erkundet den schmalen Grat zwischen Höhenflug und Fall, der ent­ rückten Zuständen innewohnt. 2019 ist auch

ein Jubiläumsjahr : Der Verein der Freunde Kunstmuseum Bern wird 100 Jahre alt — und ist kein bisschen müde. Das zeigt auch die kommende Ausstellung im Herbst.

Und dann freue ich mich auf unseren Inter­ viewgast : Christine Häsler, Regierungsrätin des Kantons Bern, steht in der aktuellen Aus­gabe von Kunsteinsicht Rede und Antwort.

Nina Zimmer Direktorin Kunstmuseum Bern — Zentrum Paul Klee

Inhalt Ausstellung

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Kunst kennt kein Verfallsdatum

Hintergrund

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2005 gingen rund 120 Kunstwerke als Schenkung der Genossenschaft Migros Aare an das KMB, diese sind nun erstmals unter dem Titel Ohne Verfallsdatum zu sehen, dabei ist der Titel Programm.

Paul Klee — Equilíbrio Instável Das ZPK organisiert die bisher umfangreichste Paul Klee-­Ausstellung in Brasilien – Klee geht in die Welt hinaus, und die Welt kommt nach Bern !

Interview Porträt

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Wenn Erschöpfung gut tut

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Christine Häsler Für die Regierungsrätin und Vorsteherin der Erziehungsdirektion des Kantons Bern Christine Häsler sind gemeinsames Vorwärtsgehen und ein starkes Mitein­ ander essentiell.

Die Kunstvermittlerinnen und -vermittler im Kindermuseum Creaviva werden immer wieder mit geradezu euphorischen Rückmeldungen zu den Team-Workshops geadelt, einer von ihnen ist Franz Brülhart.

Hintergrund Ausstellung

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Beginn neuer Träume und Fantasien

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Vor 50 Jahren landete Apollo 11 auf dem Mond, die Faszination, die der Erdtrabant auslöst, bleibt bis heute ungebrochen.

100 Jahre Verein der Freunde Kunstmuseum Bern : eine Erfolgsgeschichte Der Verein der Freunde Kunstmuseum Bern wird hundert Jahre alt und fühlt sich fit wie eh und je – Engagement für das Wohl des Kunstmuseum Bern und Förderung der Sammlung.

Ausstellung

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Meinem lieben alten Freund Paul Klee Kandinsky, Arp, Picasso … Klee & Friends im ZPK zeigt Meisterwerke aus den Sammlungen des ZPK und KMB, rund um Paul Klee und seinen illustren Freundeskreis.

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Forum Kalender More to See Agenda Laura de Weck

Tipp

News

Zentrum Paul Klee

Kunstmuseum Bern

Ninth Street Women Lee Krasner, Elaine de Kooning, Grace Hartigan, Joan Mitchell, and Helen Frankenthaler : Five Painters and the Movement That Changed Modern Art Wer sich schon jetzt auf die kommende Ausstellung von Lee Krasner im ZPK vor­ bereiten möchte, dem sei das im letzten Herbst erschienene Buch von Mary Gabriel wärmstens empfohlen : die aufschluss­ reiche und aufregende Geschichte von fünf Frauen, deren Leben und Malerei eine Revolution in der modernen Kunst auslöste. « Sie rebellierten nicht gegen die Regeln einer Gesellschaft, die sie margi­nalisierte.

Sie erkannten sie schlicht nicht an », schreibt Mary Gabriel. Gabriel erzählt die Geschichte des Abstrakten Expressionis­ mus, der ohne diese Protagonistinnen schlicht nicht existiert hätte. Fünf Frauen, die es gewagt haben, die von Männern dominierte Welt der abstrakten Malerei des 20. Jahrhunderts zu betreten — nicht als Musen, aber als Künstler.

So gehörte Lee Krasner bereits zu den einflussreichsten Künstlerinnen des Abs­ trakten Expressionismus, lange bevor sie mit Jackson Pollock zum ersten Promi-­ Paar der modernen Kunstwelt wurde.

Ich als Mensch — Wir als Körper

Figurative Malerei heute

Was wir sehen, regt mitunter nicht nur den Geist an. Besonders die expressiven Werke von Miriam Cahn fordern geradezu eine Reaktion in Form von Bewegung und Wörtern.

Rosa Walker, Choreografin, und Beat Schüp­ bach, Kunstvermittler im KMB, zeigen und unterstützen, wie das aussehen bzw. sich an­ hören könnte.

Ich als Mensch — Wir als Körper, Anmeldung unter vermittlung@kunstmuseumbern.ch, Sonntag, 19. Mai 2019, 14 — 17 Uhr

Figurative Malerei heute, Dienstag, 21. Mai 2019, 18.30 Uhr

Aufgefallen Wien

CHINESE WHISPERS. Neue Kunst aus der Sigg Collection

Eine Ausstellung des MAK im Dialog mit dem Sammler Uli Sigg und in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern sowie dem Zentrum Paul Klee Auf Englisch, Little, Brown and Company, 944 Seiten, ca. 25 US-Dollar

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Die Malerei wurde immer wieder für tot erklärt. Doch genauso oft ist sie wieder auferstanden. Bezugnehmend auf die aktuelle Ausstellung von Miriam Cahn diskutieren Dozentinnen und Absolventinnen der HEAD Genf, Claudia Müller, Caroline Bachmann, Vidya Gastaldon, Melanie Akeret, Sara Gassmann und Iroise Doublet über die Aktualität figurativer Malerei.

Nun ist sie also weitergezogen. 2016 haben wir Ihnen die Schätze des Sammlers Uli Sigg hier in Bern gezeigt. Für die Präsentation im MAK in Wien wurde sie im Dialog mit Uli Sigg weiterentwickelt. Die Arbeiten treten mit historischen Objekten aus China aus der MAK-Sammlung Asien in Dialog. Dieses Zusammenspiel beleuchtet die zeitgenössi­ sche Kunstproduktion Chinas sowie ihre ästhetischen oder ikonografischen Bezüge.

Die Ausstellung konzentriert sich auf Objekte der kontinuierlich von Uli Sigg erweiterten Schweizer Privatsammlung. Mit Techniken wie Kalligrafie, Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation und Video eröffnen die gezeig­ ten Arbeiten ein breites Spektrum von tradi­ tionell analog bis zu digital produzierten Werken.

MAK — Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst.

30.01. — 26.05.2019 MAK-Ausstellungsansicht, 2019 CHINESE WHISPERS. Neue Kunst aus der Sigg Collection MAK-Ausstellungshalle © MAK/Georg Mayer

Sehen

Shop Hier kommen die Tipps unserer Kolleginnen aus dem Shop.

Lieblinge

Holzdisplay für Postkarten

London

Lee Krasner : Living Colour Lee Krasner war eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Abstrakten Expressionis­ mus. Trotzdem war ihr Werk in diesem Umfang in den letzten 50 Jahren in Europa nicht zu sehen. An der Seite ihres Mannes Jackson Pollock wurde sie 1989/90 im Kunst­ museum Bern einem interessierten Publi­ kum vorgestellt. Am 30. Mai 2019 wird die Barbican Art Gallery nun in London eine um­ fangreiche Retrospektive zu Lee Krasner eröffnen. Von dort reist die Ausstellung nach Frankfurt in die Schirn Kunsthalle, kommt vom 07.02. bis zum 10.05.2020 zu uns ins Zentrum Paul Klee und wird auch im Gug­ genheim-Museum Bilbao zu sehen sein.

Nun kann ihr Schaffen endlich in ihrer Viel­ seitigkeit und ganzen Fülle entdeckt werden !

News Zentrum Paul Klee

FRUCHTLAND

Ganz besonders freue ich mich darauf, eini­ ge der grossformatigen Collagen aus dem Spätwerk, in denen die Künstlerin völlig neue und einzigartige abstrakte Bildwelten schuf, zu sehen und zu zeigen.

Barbican Art Gallery, Barbican Centre.

30.05. — 01.09.2019

In Bern ist das Kunstmuseum Bern exklusi­ ver Partner von Bienvenue Studios. Die Kollektion ist einzigartig und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Holzdisplays werden im Wallis von Handwerkern mit einer Behinderung hergestellt. CHF 34 im Museumsshop KMB.

La Mollla Armband

Zentrum Paul Klee 07.02. — 10.05.2020 Empfohlen von Fabienne Eggelhöfer, Chefkuratorin Zentrum Paul Klee.

Lee Krasner, Palingenesis, 1971 Collection Pollock-Krasner Foundation. © The Pollock-­­­ Krasner Foundation, courtesy Kasmin Gallery, New York

Kann der Flügelschlag eines Schmetter­ lings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen ? Der sogenannte Schmetter­ lingseffekt hinterfragt, ob kleinste Dinge — etwa ein Schmetterling — weitreichende Wirkungen haben können. Auch der Schwer­ punkt FRUCHTLAND lenkt das Interesse auf die kleinen Dinge in Natur und Kunst.

2019 stehen Urdinkel und Schmetterlinge im Fokus von FRUCHTLAND und den Agri­ kulturtagen.

In der Fabrikhalle eines Herstellers von industriellen Federn entdeckte Tiziana Redavid, dass übrig gebliebene Edelstahl­ federn an ihrem Handgelenk ziemlich schön aussahen. Daraus entstand La Mollla, was auf Italienisch Frühling bedeutet, aber mit einem zusätzlichen L für seine Dehn­ barkeit. Armband aus 97 einzelnen Edel­ stahl­­federn. CHF 124 im Museumsshop im ZPK.

Saisonstart ist im Mai 2019.

Das detaillierte Programm finden Sie ab April 2019 unter www.zpk.org/ fruchtland.

Foto: Fritz Häni

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Hintergrund

Ein Kommentar zur Welt Stefanie Christ Die Bilder von Miriam Cahn überzeugen mit ihrer ( gesellschafts- )politischen Wucht, ohne dabei je ins Plakative abzudriften.

Im Rahmen der Einzelausstellung Miriam Cahn — ICH ALS MENSCH beschäftigt sich die 69-jährige Basler Künstlerin im Kunst­museum Bern unter anderem mit der Flüchtlingskrise und #metoo.

Ausstellungen von Miriam Cahn beginnen lange, ehe das Klirren von Gläsern am Vernissagenabend ertönt, denn die 69-jährige Basler Künstlerin platziert ihre Ölgemälde, Zeichnungen und Videoarbeiten eigenhändig in den Räumen. « Das Einrichten der Ausstellung ist für mich ein performativer Akt. Solange es körperlich möglich ist, werde ich das tun », sagt Miriam Cahn, die stark von der Performancebewegung der Siebzigerjahre geprägt ist. « Ich war damals fasziniert von den Arbeiten Marina Abramovićs oder Valie Exports, und ich dachte : So muss Kunst sein, auch Malerei ! » Miriam Cahn arbeitet mit der Raumaufteilung, die sie vorfindet, und lässt auch keine Stellwände streichen. « Meine Bilder passen überallhin », sagt die Künstlerin trocken. Bei der Anordnung und Auswahl der Werke lässt sie sich rein von inhaltlichen Aspekten leiten.

Ob neue Arbeiten oder ältere : In der Ausstellung stehen sie im Kontext von Themen, die Miriam Cahn aktuell beschäftigen.

Im Fall der grosse Einzelausstellung im Kunstmuseum Bern handelt es sich etwa um die #metoo-Bewegung oder Migration – ein Thema, das sich auch durch Cahns Familien-

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geschichte zieht. Die Tragik erschliesst sich auf den Bildern oft erst auf den zweiten Blick.

So verwandeln sich die im oszillierenden Blau schwebenden, engelhaften Gestalten auf einmal als Flüchtlinge, die im Meer ertrinken.

Auch bei den innigen Mutter-Kind-Darstellungen beschleicht einen auf einmal ein beklemmendes Gefühl. Lebt der in Schwarztönen gemalte Kinderkörper oder handelt es sich um eines der vielen Opfer der aktuellen Flüchtlingskrise ?

Unmittelbarer wirkt die Darstellung eines Mannes mit erigiertem Penis, der einer Frau ins Gesicht schlägt – sie lässt keine Zweifel am Machtgefälle zu. Cahn hat sie selbst erlebt, diese Machtgefälle, auch in der Kunstwelt. « Es geht in allen Bereichen stufenweise vorwärts.

Als ich 2017 an der documenta 14 ausgestellt habe, hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass es keinen Unterschied mehr macht, welches Geschlecht du hast, wie alt du bist oder woher du kommst. » Oft schwingt in ihren Bildern auch Ironie mit, wie bei der vermeintlichen Burkaträgerin, die das Ausstellungsplakat ziert : Wer dieses Bild zum Anlass nehmen will, über den Opferstatus von Frauen in der islamischen Welt zu referieren, sollte wissen, dass die Chirurgin Meredith Grey aus der Fernsehserie Grey’s Anatomy dargestellt ist. Ja, auch das ist die radikale Künstlerin und kompromisslose Feministin Cahn : ein Serienjunkie.

In kräftigen Blau-, Grün-, Gelb- oder Rosttönen erstrahlen die Figuren, die Farbe wirkt gleichsam präzise und spontan aufgetragen,

immer schwingt ein performatives Element mit. Wenige Striche reichen Cahn, die auch der fotorealistischen Malerei mächtig ist, aus, um Gesichtsausdrücke zu kreieren, die zwischen lieblich und dämonisch mäandrieren.

Und immer wieder werden die Betrachter auf sich selbst zurückgeworfen. « Ich als Mensch » : Wo positioniere ich mich ? Welche Haltung nehme ich zum Leben ein ? Bringe ich anderen genügend Wertschätzung entgegen ? Was verbindet uns als Menschen ? « Miriam Cahns Kunst liefert einen Kommentar zur Welt. Sie gibt der Malerei die Glaubwürdigkeit zurück », sagt die Kuratorin Kathleen Bühler. Und dafür stellt Bühler Miriam Cahn so viel Ausstellungsfläche zur Verfügung, wie noch nie ein einzelner Kunstschaffender im Kunstmuseum Bern bespielen konnte.

Eine Ausstellung, die als Kommentar zu lesen ist, als Warnung auch. Aber Cahn ist keine Pessimistin : « Es wird alles besser. Aber das erlebe ich wohl nicht mehr mit. » b Stefanie Christ ist Autorin, Redaktorin und Kolumnistin.

Kunstmuseum Bern Miriam Cahn — ICH ALS MENSCH 22.02. — 16.06.2019

Miriam Cahn, o.t., 14.12.2017, 2017, Aquarell auf Papier, 34 × 44 cm, Fotograf: Stefan Jeske, Copyright: Miriam Cahn, Courtesy the artist and Meyer Riegger, Berlin/ Karlsruhe

Musik

Literatur

Eine rauschende Reise durch drei Musikwelten

Ariane von Graffenried

Eine lifelong Liaison mit der Sprache

Daniel Glaus

Maria-Teresa Cano

Daniel Glaus erklärt, wie er mit seinem Konzert zur Ausstellung Ekstase im Zentrum Paul Klee die Hörerinnen und Hörer verzücken möchte, und stellt sein Programm vor.

Spoken-Word heisst das Genre, in dem Ariane von Graffenried mit ihrer klangvollen und kräftigen Sprache schreibt oder besser performt — und das besonders gekonnt. Kein Wunder also, haben ihre Texte auch auf dem Papier einen unvergleichlichen Sog.

Thomas Tallis « Felix namque »

Die Tatsache, dass die beiden Bearbeitungen von Thomas Tallis über die gregorianische Melodie « Felix namque » am Ende des ersten und am Anfang des zweiten Bandes der grossen Sammlung Fitzwilliam Virginalbook stehen, zeigt die Bedeutung, die sie in den Augen der Redaktoren dieses Buches gehabt haben. Die das Konzert eröffnende Fassung entpuppt sich als « wahnsinnige » Komposition, die mit ihren repetitiven Rhythmus- und Melodiefloskeln bei stets wiederkehrenden Harmoniefolgen an moderne Minimal Music erinnert, im Verlauf verschiedene Metrumwechsel erlebt und schliesslich in einen unheimlichen Temporausch führt, was sowohl Hörende als auch den Spielenden in einen ekstatischen Zustand zu versetzen vermag.

Daniel Glaus « Zweite Sinfonische Passage »

Erschüttert durch die Nachrichten von denen in überfüllten Booten auf dem Mittelmeer treibenden Flüchtlingen, stellte ich mir deren Schreie vor, die ungehört im Rauschen der Fluten untergehen. Unter diesem Eindruck schrieb ich die « Drei Sinfonischen Passagen » für die grosse Orgel. Die Zweite « erzählt » akustisch von einer Urflut, von einem Zuviel an Wassern, Wellen, Wogen. Die schiere Fülle an zu spielenden, übereinander gelagerten Melodien und sich zu grossen Akkorden auftürmenden Klängen führt in ungeahnte und neue Hörund Wahrnehmungsräume und lässt uns das herkömmliche Bild von Orgelmusik vergessen.

Julius Reubke « Der 94ste Psalm »

Dem jungen Liszt-Schüler Julius Reubke gelang mit nur 23 Jahren ein äusserst erstaunliches Meisterwerk, das in Form und Inhalt an Liszt’s h-moll-Sonate erinnert, aber mit seiner jugendlichen Kraft und seinem Impetus darüber hinauswächst. Der schreckliche Rachepsalm wird nicht in Tönen « nacherzählt », sondern ist gleichsam zur Musik gewordene Sprache, eine « Folge von Seelenzuständen ».

Daniel Glaus « Improvisation über Ekstase »

Nach einer Reise durch drei ganz unterschiedliche Musikwelten werde ich mich an die Winddynamische Orgel setzen und mich lauschend in Klangverwandlungen vortasten, die möglicherweise ein neues Erlebnis von Ekstase evozieren dürften. b Daniel Glaus ist Professor an der Hochschule für Musik und Theater Zürich, der Hochschule der Künste Bern und Organist des Berner Münsters.

Zentrum Paul Klee Konzert zur Ausstellung Ekstase Daniel Glaus, Orgel Dienstag, 30. April 2019, 19.30 Uhr im Berner Münster Das Konzert ist eine Kooperation von Zentrum Paul Klee und Berner Münster.

« Dr Dialäkt chläbt mer a dr Zunge », schreibt Ariane von Graffenried im Text, der den Titel für ihr aktuelles Buch Babylon Park gab. Aber nicht nur dem Dialekt ist sie nahe. Die Texte der Autorin, Spoken-­ Word-Performerin und promovierten Theaterwissenschaftlerin sind ein wildes Geflecht aus Englisch, Deutsch, Schweizer Mundart, Französisch und sogar ein bisschen Rumänisch und Albanisch. Doch babylonische Sprachverwirrung kennt sie nicht. Leicht und « gäbig » geht ihr das Sprachgemisch über die Lippen und dies ganz wörtlich, denn ohne die Performance auf der Bühne kann man sich die dunkelhaarige Frau und ihre Sprachkunst kaum vorstellen. Ob mit der preisgekrönten Autorengruppe « Bern ist überall » oder mit Robert Aeberhard im Duo « Fitzgerald & Rimini », Ariane von Graffenried ist ein Bühnen­ mensch, die eine Hand am Mikrofon, die andere am Megafon. Ihre Texte werden vom Rhythmus angetrieben, der Klang der Wörter gibt ihnen Farbe und lässt sie plastisch werden. Dass ihre Kunst aber nicht nur auf der Bühne funktioniert, zeigt ihr aktuelles Buch.

Die Autorin reist gerne in ihren Texten und findet Orte, die alles andere als mondän sind. Ihre Geschichten spielen in der Agglo, im Engadin, Monaco, Istanbul oder im Grauholz. Wo sie absteigt, darf es gerne etwas düster sein, die Melancholie ist ihr ein Genuss und schon bald kommt man auch als Leser auf den Geschmack. Nicht zuletzt, weil Ariane von Graffenried nicht nur Sprachspiel und Atmosphäre wichtig sind, sondern im Besonderen ihre Figuren. Manch schräger Vogel geistert durch diese Sammlung von Spoken-Word-Texten, manche schwierige Existenz findet ihren Platz in den kurzen, klangvollen Erzählungen. Es sind die Aussenseiter, die die Autorin interessieren, Figuren, deren Leben nicht in geraden Linien verläuft und bei denen es eher « nidsi » als « obsi » geht. Die mehr oder weniger alltäglichen Dramen holt sie aus dem Verborgenen heraus, ohne sie vorzuführen.

Mit viel Gefühl gelingen ihr Hommagen an Adolf Wölfli, Patti Smith oder Emmy Hennings, erzählt von der Junkie-Frau Agnes und geht zum Coiffeur d’ailleurs, der Albanisch spricht. Zuweilen nehmen die Geschichten etwas Fantastisches an und an Ironie fehlt es nie. Und anders als ihr Mr. Perfect in Babylon Park ist man als Leser oder Leserin nicht etwa « jaloux u chli toube » ob ihrer « lifelong liaison avec l’allemand », sondern freut sich auf viele weitere Sprachliebschaften der Wortakrobatin, denn in ihrer Sprache funktioniert sie, die Polyamorie. b Maria-Teresa Cano ist die Leiterin der Sparte Literatur.

Zentrum Paul Klee Ariane von Graffenried liest aus Babylon Park Moderation Tabea Steiner, Autorin und Literaturvermittlerin Sonntag, 5. Mai 2019, 11 Uhr

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Ausstellung

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Migros Aare

Kunst kennt kein Verfallsdatum

Die Schenkung und Leihgaben der Sammlung Migros Aare

Kunstmuseum Bern 03.05. – 15.09.2019 Linke Seite : Pat Noser, Migros grün, 2008, Öl auf Leinwand, 200 × 150 cm Kunstsammlung Migros Aare Tomás Kratky, Ohne Titel, 1987, Öl auf Leinwand, 165 × 194,6 cm, Kunst­ museum Bern, Sammlung Migros Aare

Sarah Merten 2005 gingen rund 120 Kunstwerke als Schenkung der Genossenschaft Migros Aare an das Kunstmuseum Bern. Dieser Bestand wird nun in Kombination mit neueren Werken aus der Kunstsammlung der Migros Aare erstmals unter dem Titel Ohne Verfallsdatum zu sehen sein, dabei ist der Titel Programm.

Die Genossenschaft Migros Aare hat in verschiedenen und unterschiedlich intensiven Etappen seit Ende der 1960er-Jahre eine vielfältige Kunstsammlung aufgebaut. Mit dem Kulturprozent der Migros Aare engagiert sie sich seitdem für regionale Kunst und ihre Förderung.

Zwischen 1987 und 1997 erhielt der damalige Direktor der Kunsthalle Bern, Ulrich Loock, den Auftrag, gezielt Kunstwerke von herausragenden Künstlerinnen und Künstlern anzukaufen, die das aktuelle, regionale Kunstschaffen der Region Bern abbildeten.

Dieser Bestand wurde daraufhin in verschiedenen Räumen der Migros, wie z. B. in den Klubschulen, präsentiert.

2005 gingen die Werke aus dieser Ankaufsperiode als Schenkung an das Kunstmuseum Bern. Damit wollte die Migros Aare dafür sorgen, dass die Kunstwerke weiterhin einer breiten Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Der Schenkungsbestand umfasst rund 64 Einzelwerke und mehrere umfangreiche Serien von 21 Künstlerinnen und Künstlern. Ein repräsentativer Überblick dessen wird nun erstmals in einer eigenen Ausstellung präsentiert. Über Generationen hinweg

Die Ausstellung Ohne Verfallsdatum zeichnet jedoch keine trockene Chronologie der Sammlungsgeschichte. Vielmehr zeigt sie die unverminderte Relevanz derjenigen Kunstwerke, die unter Ulrich Loock Eingang in die Sammlung fanden, indem diese mit Leihgaben von neueren Ankäufen der Kunstsammlung Migros Aare ergänzt werden. 2016 hat die Migros Aare ihre Sammlungstätigkeit wieder intensiviert. Seither ist eine fachkundige Ankaufskommission unter der Leitung von Eva Bigler dafür verantwortlich, weiterhin herausragende regionale Kunst durch Ankäufe zu fördern und diese zu vermitteln.

Werke von Kunstschaffenden aus unterschiedlichen Generationen und Ankaufsperioden werden in der Ausstellung miteinander in einen Dialog treten, der deutlich macht, dass Kunst kein Verfallsdatum kennt, sondern sich aus unterschiedlichen Perspektiven immer wieder neu aktualisieren lässt. Das Begleitprogramm zur Ausstellung wird denn auch die

Thematik des Austausches über Generationen hinweg aufnehmen, unter anderem mit dialogischen Rundgängen, in denen die Künstlerinnen und Künstler der « alten und neuen Sammlung » durch die Ausstellung führen.

Durch die Gegenüberstellung der beiden Sammlungsbestände, die in unterschiedlichen Zeitspannen zusammengetragen wurden, öffnet sich ein Raum, der viel über die jeweilige Entstehungszeit der Kunstwerke im jeweiligen gesellschaftlichen und kunsthistorischen Kontext aussagt – ein « zwischen den ZeilenLesen » wird möglich. Und obwohl das Heute von damals nicht mehr das Heute von jetzt ist, ist noch lange kein Verfallsdatum absehbar. b Sarah Merten ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Gegenwart und gemeinsam mit Claudia Spinelli und Eva Bigler Ko-Kuratorin der Ausstellung.

Kunstmuseum Bern Ohne Verfallsdatum. Schenkung und Leihgaben der Sammlung Migros Aare Kunstmuseum Bern in Kooperation mit Kulturprozent der Migros Aare 03.05. — 15.09.2019 Eröffnung: Donnerstag, 2. Mai 2019 18.30 Uhr

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Ausstellung

Jenseits von Lachen und Weinen Martin Waldmeier Im Herbst 2019 zeigt das Zentrum Paul Klee eine Ausstellung, die sich mit Klees Humor beschäftigt — und die Besucherinnen und Besucher in eine fantastisch-abgründige Welt ein­tauchen lässt, in der Heiterkeit und Tragik, Leich­tigkeit und Schwere inein­ander kippen.

Ausgangspunkt ist der rege Austausch zwischen Paul Klee und seinem Freund Jacques Ernst Sonderegger ( 1882–1956 ) – geboren und aufgewachsen in der Schweiz und in Paris und München lebender Künstler, Karikaturist und Schriftsteller, über dessen Leben und Werk gemeinhin nur wenig bekannt ist.

Die Komödie des menschlichen Daseins

Paul Klee erhielt in der frühen Phase seines Schaffens von Sonderegger wichtige künstlerische Impulse. Sonderegger vermittelte Klee unter anderem eine tiefe Bewunderung für das Werk James Ensors, dem belgischen Maler des Abgründigen und Grotesken, und Honoré Daumiers, einem für seine provokativen Karikaturen des Spiessbürgertums bekannten

französischen Maler, Bildhauer und Grafiker.

Im Austausch zwischen Klee und Sonderegger zeigt sich ihr gemeinsames Verständnis von Humor als Schlüssel zum Menschen. Den beiden Künstlerfreunden galt die Satire nicht – wie zur damaligen Zeit üblich und in beliebten Satirezeitschriften wie Charivari oder Simplicissimus zelebriert – als Form der Kritik an Politik und Gesellschaft, sondern in einem erweiterten Sinn als Kommentar auf die Komödie des menschlichen Daseins an sich.

Klee führte seine anhaltende Faszination für das satirische Bild auf einen existentiellen « Unmut im Hinblick auf das Höhere » zurück – der Konfrontation mit der Sterblichkeit des Menschen, seiner Fehlbar- und Triebhaftigkeit, und den für ihn tragischen Widerspruch zwischen geistigem Streben und weltlicher Natur. Sonderegger seinerseits sah in der Ironie das Mittel, « menschliche Schicksale von tragischer Grösse vorzuführen » und gleichzeitig so zu verarbeiten, dass sich der Betrachter « nicht niedergedrückt, sondern erhoben fühle und seiner Kraft froh werde. » Der Tragik des Lebens begegneten Klee und Sonderegger auf

unterschiedliche Weise – Klee im Angesicht des Krieges und seiner späteren Krankheit ; Sonderegger in einer von Misshandlungen geprägten Jugend und dem Suizid seiner Frau.

Im Rahmen der Ausstellung wird der Briefwechsel zwischen Klee und Sonderegger erstmals publiziert und damit Publikum und Forschung zugänglich gemacht. Die Ausstellung trägt damit zum besseren Verständnis von Klees Frühwerk bei – und bietet einen faszinierenden Einblick ins Thema Humor und seine Rolle in der Kunst der Moderne. b Martin Waldmeier ist der Kurator der Ausstellung.

Zentrum Paul Klee Jenseits von Lachen und Weinen : Klee und Sonderegger 23.08.2019 — 24.05.2020 Eröffnung : Donnerstag, 22. August 2019 18 Uhr

Paul Klee, Vulgaere Komoedie, 1922, 100 Lithografie, 21,5 × 27,3 cm Zentrum Paul Klee, Bern

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Porträt Diener und Diva : Künstler und Workshop­ leiter Franz Brülhart

Wenn Erschöpfung gut tut Urs Rietmann « We had a wonderful and memorable after­ noon under the excellent guidance of Franz — our sincere thanks ! » So das Feedback von Emilie Frugier von der Firma Glycemicon.

Sylvia Felber von der Schweizer Hausapotheke sagt : « Es war perfekt. Franz ist ein absoluter Profi. » Und Daniel Schonbroodt von der Klinik Schönberg stellt fest : « Wir konnten unfassbar schöne Bilder kreieren. Die Be­ gleitung durch Franz war für unser Team ein grosser Gewinn. »

Die Kunstvermittlerinnen und -vermittler im Kindermuseum Creaviva werden immer wieder mit geradezu euphorischen Rückmeldungen zu den Team-Workshops im Creaviva geadelt.

Einer davon ist der Freiburger Franz Brülhart.

Seine Workshops sind streitbar, weil herausfordernd, erschöpfend, weil intensiv. Und sie sind unvergesslich, weil sie berühren. « Farbmalerei und Menschen » lautet die Kurzformel, wenn Franz Brülhart beschreiben soll, warum er sich jede Woche von Neuem engagiert und mit Leidenschaft auf die kreative Arbeit mit Laien einlässt. Und der Boden, aus dem die einzigartigen Teamarbeiten wachsen,

gleicht dem Nährboden des Lebens schlechthin : « Anteilnahme, Sorgfalt, Neugier und Verantwortung. » Was Brülhart zu geben bereit ist, erhofft er sich auch von den Gästen in der Werkstatt.

Franz Brülhart ist nicht leicht zu fassen.

Er ist fordernd und geduldig, direkt und sensibel, konfliktbereit und einfühlsam, streng und nachsichtig, tolerant und unerbittlich. Er ist Begleiter und Berater, Führer und Verführer, Diva und Diener.

Er, der hemdsärmelige Artist, führt an Grenzen und manchmal über diese hinaus.

Ihm geht es um Respekt vor dem Handwerk, um das Spüren von Intuition. Mehr als um das Resultat geht es ihm um den Prozess, mehr als um den Plan um die Überraschung, mehr als um den Kopf um das Erleben von Sinnlichkeit.

Auf die Frage nach dem idealen Team muss Brülhart nicht lange überlegen. « Sie müssen neugierig sein, mutig, bereit zu stolpern. Und müssen mich als Experten annehmen, als Fachmann. » Er verlangt, dass sich seine Gäste drei Stunden auf ihn einlassen.

Am liebsten bedingungslos. Auf ihn, den Maler.

Auf Klee, den Meister. Und auf sich selbst, die vermeintlich Unwissenden, Naiven.

Im Kern geht es Franz Brülhart um die Liebe zur Malerei. Und um Vertrauen zwischen Menschen. Liebe und Vertrauen sind nicht alles. Mag sein. Aber ohne Liebe und Vertrauen ist alles nichts. b Urs Rietmann ist der Leiter des Kindermuseum Creaviva.

Kindermuseum Creaviva Näheres zu Franz Brülhart und seiner Arbeit erfahren Sie unter www.franzbruelhart.ch.

Interessierte an Malkursen für Erwachsene informieren sich unter www.creaviva-zpk.org/erwachsenenkurse.

Mehr zum Team­bildungsangebot des Creaviva mit Franz Brülhart, Verena Wyss, Dominik Wirth und Katja Lang erfahren Sie unter www.kunst-unternehmen.ch.

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Ausstellung

Beginn neuer Träume und Fantasien

Clair de lune. Mondbilder der Graphischen Sammlung

Kunstmuseum Bern 18.06. – 20.10.2019

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Markus Raetz, Reflexion II, 1991, Helio­ gravur, 91 × 106,5 cm Hermann und Margrit Rupf-Stiftung, Kunst­ museum Bern

Clair de Lune Franz Niklaus König, Die Stadt Bern im Mondlicht, aufgenommen vom Muristalden, um 1810, Aquarell auf Transparentpapier, 84 × 119 cm, Kunstmuseum Bern

Marianne Wackernagel

Albrecht Dürer, Titelbild des Marienlebens, um 1511, Holzschnitt Kunstmuseum Bern

Marianne Wackernagel Vor 50 Jahren landete Apollo 11 auf dem Mond. Doch nicht Jules Vernes Barbicane oder Hergés Tintin entstiegen der Kapsel, sondern Menschen aus Fleisch und Blut.

Was Entzauberung hätte sein können, war der Beginn neuer Träume und Fantasien — die Faszination, die der Erdtrabant auslöst, bleibt bis heute ungebrochen.

Clair de lune zeigt Highlights der Graphischen Sammlung zum Thema Mond vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sowohl bedeutende Namen als auch in Vergessenheit geratene Künstlerinnen und Künstler sind vertreten, die neu zu entdecken sind.

Mondsichel — Maria

In der christlichen Kunst ist der Mond mit Maria verbunden. Der Bildtypus der Mondsichelmadonna geht auf Darstellungen der in der Apokalypse beschriebenen « mit der Sonne bekleidet[en] » Frau zurück, « der Mond war unter ihren Füssen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt » ( Off 12,1 ).

Im Titelbild des Marienlebens, um 1511, kombiniert Albrecht Dürer diese Ikonografie mit einem ganz anderen Marientypus – hier hat

eine junge Frau auf der Mondsichel Platz genommen, die ihrem Kind die Brust gibt ; Maria erscheint so als entrückte Himmelskönigin und in menschlicher Nähe zugleich.

Vollmond — nächtliche Landschaft

Schon früh wurden nächtliche Szenen in der Natur dargestellt, Christi Geburt beispielsweise oder die Flucht nach Ägypten sind beliebte Motive, die nicht nur von Feuer und Fackeln beleuchtet werden, sondern auch vom Mond.

Vor allem im Barock liebte man das Hell-Dunkel, und in der Romantik erlebten nächtliche Landschaften einen wahren Boom. In dieser Tradition steht Franz Niklaus Königs Ansicht von Bern bei Vollmond, um 1810. Zwischen Wolken ist dieser hervorgebrochen und wirft sein geheimnisvolles Licht auf die Stadt, Reflexe blitzen in der Aare auf.

Neumond — neuer Mond

Auch wenn er nicht zu sehen ist, fasziniert der Mond, wie Franz Gertschs Aquarell Bei Neumond zeigt. Monddarstellungen des 20. und 21. Jahrhunderts sind in der Graphischen Sammlung gut vertreten. Meret Oppenheims Kreidezeichnung Mondspiegelung in den Lagunen

von 1977 etwa oder Judith Alberts Video­ projektion Kein Wasser – kein Mond von 2004.

Aus dem Zyklus Mister Sun and Missis Moon, 1973, von Claude Sandoz werden Werke zu sehen sein und die Farbfotografie Moonraker aus der berühmten Wurstserie von Fischli / Weiss von 1979, in der Raumfahrt und James-BondFilm im heimischen Kühlschrank ihren Auftritt haben. Als vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Mond, mit unseren Projektionen, Sehnsüchten und Ängsten lassen sich die Heliogravuren Reflexion, 1991, von Markus Raetz verstehen. Wir wissen, dass im All ein kalter Gesteinsbrocken unseren Planeten umkreist, und doch sehen wir den Mann im Mond. b Marianne Wackernagel ist die Leiterin der Graphischen Sammlung und Kuratorin der Ausstellung.

Kunstmuseum Bern Clair de lune. Mondbilder der Graphischen Sammlung 18.06. — 20.10.2019 Eröffnung: Dienstag, 18. Juni 2019 18.30 Uhr

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Fokus

Zentrum Paul Klee 04.04. – 04.08.2019

EKSTASE IM RAUSCH DER MODERNE

Text von Martin Waldmeier

Für einmal Einssein mit dem Universum. Die grosse Themenausstellung Ekstase im Zentrum Paul Klee beschäftigt sich mit körperlichen und geistigen Ausnahmezuständen und ihrer Darstellung in der Kunst.

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Fokus

Ekstasen sind Phänomene, die eigentlich kaum in Bilder und Worte zu fassen sind — und gerade deshalb be­sondere Faszination ausüben.

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Ekstase

Momente zwischen HÜhenflug und Fall, Schaffensdrang und Wahn, Befreiung und Abhängigkeit, Leben und Tod. 17

Fokus Rauschzustände und Ekstasen gehören zu den Dingen, die man von einem Museumsbesuch wohl eher nicht erwartet. Gelten Museen doch als Orte der ruhigen, geradezu andächtigen Begegnung mit der Kunst.

Stille Emotionen, sinnliche Erlebnisse ja – aber orgastische Höhepunkte, euphorische Verzückung, himmelschreiender Jubel, taumelnde Trancen, der Fall ins Bodenlose ? Der Sicherheitsdienst hätte wohl weniger Freude.

Es entbehrt deshalb nicht einer gewissen Ironie, dass gerade dieses Thema in der Kunst der Moderne eine so wichtige Rolle einnimmt.

Das Phänomen der Ekstase ist zwar bereits seit der Antike als religiöses Phänomen bekannt und Gegenstand künstlerischer Darstellungen – so zum Beispiel in Gestalt des Dionysos und seiner Verehrerinnen, der Bacchantinnen, die der Überlieferung zufolge tanzend, jubelnd und trinkend durch die Nacht gezogen sind. Doch besonders seit dem späten 19. Jahrhundert, also einer Zeit der dramatischen gesellschaftlichen Veränderung und Modernisierung, wird die künstlerische Beschäftigung mit Rausch und Ekstase zum regelrechten Phänomen.

Sich der Kontrolle der Vernunft entziehen

Die moderne Lebenswelt ist von der Vernunft geprägt – vom wissenschaftlichen Fortschritt, von Industrialisierung und Marktwirtschaft, protestantischem Arbeitsethos, der fortschreitenden Normierung und Regelung aller möglichen Lebensbereiche und einer tiefgehenden Kontrolle körperlicher Triebe und Affekte. Die Bedeutung des Religiösen und Übernatürlichen schwindet stetig. Der bekannte deutsche Soziologe Max Weber sprach in diesem Zusammenhang auch von einer fortschreitenden « Entzauberung » der Welt. Die Kunst des 19. Jahrhunderts reagierte auf diese Entwicklung mit der Betonung des Sinnlichen, des Erhabenen, des Unbegreiflichen und Ewigen. Literaten wie Novalis und E.T.A. Hoffmann in Deutschland, oder die ­Lyriker der Pariser Bohème wie Baudelaire oder Rimbaud entdeckten Opium, Haschisch und Absinth als Mittel zur künstlerischen Erprobung unbekannter Erfahrungs- und Bewusstseinshorizonte. Sie entdeckten im Zustand des Ausser-Sich-Seins – wie sich der Begriff der Ekstase ( von altgriechisch ekstasis ) auch wörtlich übersetzen lässt – das Versprechen einer verborgenen Wahrheit über das innerste ­Wesen von Mensch und Welt.

Auf der Suche nach Auswegen entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Hochblüte moderner Ausdrucksformen, die der Begegnung mit dem « Anderen » verschrieben waren – dem Unfassbaren und Unbeschreiblichen, dem Übernatürlichen und Jenseitigen, dem Triebhaften und Unbewussten, dem Leben in der Schwebe. Vertreterinnen und Vertreter der Literatur, der Bildenden Kunst, der Musik und nicht zuletzt auch des Tanzes begaben sich auf die revolutionäre Suche nach dem Schlüssel zum verlorenen Ganzen der menschlichen Existenz ; nach einer Kunst, die tiefste Gefühle wecken und den Menschen vom Korsett der « zivilisierten » Unterdrückung urmenschlichster Triebe befreien könne. Dem Franzosen André Breton, Verfasser des ersten surrealistischen Manifestes, schwebte zum Beispiel eine Kunst vor, die – einer Droge ähnlich – « wie ein Rauschmittel auf das Bewusstsein einwirkt », innere Bilder vermittelt und den Betrachter « spontan und unerbittlich » im Innersten trifft.

Rausch als Quelle der künstlerischen Inspiration

Nicht wenige Künstler (und auch Künstlerinnen) experimentierten mit Rauschmitteln als Quellen der Inspiration. So bot beispielsweise der polnische Künstler und Dichter Stanisław Ignacy Witkiewicz – besser bekannt unter dem Rufnamen Witkacy – Personen aus seinem Freundeskreis Porträts an, die er unter Drogeneinfluss hergestellt hatte. Der besonders ausdrucksstarke Effekt seiner Zeichnungen beruht darauf, dass im Entstehungsprozess Drogen wie Kokain, Alkohol, Opium, Morphium, Haschisch oder auch diverse Psychedelika zur Anwendung

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« Diese erstaunlichen Parallelen zwischen religiöser und sexueller Ekstase sind ein Highlight der Ausstellung. »

Ekstase kamen, wobei er die jeweilige Kombination stets auf dem Werk mit Kürzeln vermerkte. Auch Paul Klee setzte sich mit Rauschzuständen auseinander – so beispielsweise 1919 in einer Serie von Illustrationen zum Buch Potsdamer Platz des Dichters Curt Corrinth, der sich ein utopisches Berlin vorstellt, dessen Bewohner zügellose Orgien feiern und dabei die Erlösung allen Leidens finden.

Auch der französische Dichter und Künstler Henri Michaux war von der bewusstseinsverändernden Wirkung psychotroper Substanzen fasziniert : Michaux – der, ganz im Unterschied zu so manchen Künstlerkollegen, selbst nie der Sucht oder der romantischen Verklärung des Drogenkonsums verfiel – war davon überzeugt, dass der Rausch wie eine Sprache erlernt und gemeistert werden könne und zugleich einen unerhörten künstlerischen und metaphysischen Erkenntnisgewinn versprach. Gerade das Ausserordentliche und das Flüchtige des Rauschzustandes würden es dem Künstler erlauben, die Mechanismen der Wahrnehmung und der Erkenntnis zu erkunden. Seine abstrakten Meskalinzeichnungen mit ihren einzigartigen Bewegungsmustern zeugen von dieser Suche.

Die vielfältigen Wege ins Paradies

Historiker und Anthropologen sind sich heute einig, dass es sich bei der Lust auf Ekstase, Rausch und Hochgefühl keineswegs um ein modernes Phänomen, sondern vielmehr um eine universelle menschliche Konstante handelt. « Modern » ist daran der Versuch, Rauschzustände zu kontrollieren und die Gesellschaft vor seinen Folgen zu schützen.

Im Kontext der Moderne wird der Rausch politisch. Wie sehr soll es dem Menschen erlaubt sein, sich der Ekstase hinzugeben ? Wo liegen die Grenzen ? Die immer noch aktuelle Debatte zwischen Kriminalisierung und Liberalisierung von Rauschmitteln zeigt, wie tief die Versuchung verwurzelt ist. Versuche, den Alkohol- und Drogenkonsum gänzlich zu unterbinden – wie beispielsweise im calvinistischen Genf der Reformationszeit, oder in den USA während der Prohibition –, scheiterten immer wieder kläglich oder führten gar zur gegenteiligen Wirkung. Martin Luther musste schon im 16. Jahrhundert mit Ernüchterung feststellen, dass « ganz Deutschland mit Saufen geplagt » sei und jede Predigt wohl nichts dagegen bewirken könne, und daran hat sich auch heute noch wenig geändert.

Aber selbstverständlich ist der Konsum von Rauschmitteln nicht der einzige Weg zur Ekstase. Wege dorthin gibt es viele – von der stillen Meditation über den rituellen Tanz bis hin zur völligen Verausgabung im Sport oder der Verschmelzung der Körper beim Liebesakt.

Tatsächlich ist die menschliche Sexualität womöglich das ultimative legale Rauschmittel schlechthin : Die im Liebesrausch ausgeschütteten Hormone wie Oxytocin, Dopamin, Prolaktin oder Adrenalin bieten dem Körper ein wahres Feuerwerk des Wohlbefindens, das in seiner Wirkmächtigkeit sehr wohl mit dem « künstlichen Paradies » des Drogenrausches vergleichbar ist oder dieses sogar noch überflügelt. Wie wirkmächtig Liebesekstasen sind, zeigte sich in der Kunstgeschichte schon zu Zeiten, als sexuelle Darstellungen als Motive undenkbar waren.

So gibt es bereits im Barock Darstellungen religiöser Ekstasen, die – zumindest aus heutigem Blickwinkel – sexuellen Höhepunkten verblüffend ähnlich sind. So zum Beispiel in Gian Lorenzo Berninis bekannter Skulptur der Verzückung der Heiligen Theresa in Rom. Bernini zeigt uns die Heilige mit zurückgeworfenem Haupt, die Augen halb geschlossen und nach oben gerichtet, mit offenem Mund und wallendem Kleid, das heftigste, bebende Bewegungen des Körpers suggeriert. Damit begründet sich ein Bildmotiv, das sich bis in die zeitgenössische Kunst weiterverfolgen lässt – wie beispielsweise in Werken von Andy Warhol oder Aura Rosenberg.

Diese erstaunlichen Parallelen zwischen religiöser und sexueller Ekstase sind ein Highlight der Ausstellung. Abseits der Sexualität steckt der menschliche Körper aber auch sonst voller Potentiale –

Pionierinnen des modernen Ausdruckstanzes wie Mary Wigman, Gret Palucca, Isadora Duncan oder Anita Berber befassten sich mit dem Potential der Selbsterfahrung in der körperlichen Grenzüberschreitung – und revolutionierten den Tanz, indem sie Körper und Geist tänzerisch sprechen liessen.

Ekstase als Grenzgang

Der Zeitpunkt der Ausstellung ist bewusst gewählt. Ein halbes Jahrhundert nach den weitreichenden kulturellen und sozialen Veränderungen von 1968 findet die Ausstellung in einem Moment statt, in dem das radikale Befreiungsversprechen jener Zeit scheinbar an kultureller Strahlkraft eingebüsst hat. Gesellschaftliche Ausstiegsfantasien und damit verbundene Subkulturen haben an Attraktivität eingebüsst.

Unsere heutige Gesellschaft ist stärker als je zuvor von Zwängen der Selbstoptimierung geprägt, von Effizienzdenken und kontrolliertem Risiko. Dies hat den Raum für Experimente mit « anderen » Gemüts-, Wahrnehmungs- und Geisteszuständen deutlich geschmälert. Während der Konsum von leistungssteigernden Drogen und schmerzstillenden Opiaten boomt, etablieren sich heute neue Formen des « kontrollierten Kontrollverlusts » als Konsumprodukt – von Abenteuerreisen über die technologisch vermittelte sexuelle Ekstase bis hin zum professionell organisierten Extremsport.

Ein Schlüsselmotiv der Ausstellung im Zentrum Paul Klee wird die Ambivalenz ekstatischer Erlebnisse und Phänomene sein. Im Rausch liegen Höhenflug und Fall, Hochgefühl und Schmerz, Schaffensdrang und Wahn, spirituelle Grenzüberschreitung und körperliche Selbstzerstörung, Befreiung und Abhängigkeit, Leben und Tod immer wieder verstörend nahe beieinander. Nichts bringt diese Ambivalenz besser zum Ausdruck als die französische Metapher des « La Petite Mort » – ein Ausdruck, der den Orgasmus bezeichnet und die höchste Lust zugleich mit dem Tod verbindet. Die Ekstase-Ausstellung wagt den Versuch, diese Pole zusammenzubringen – und dabei in einen Bereich des menschlichen Erlebens vorzustossen, der gerade wegen seiner Unfassbarkeit die Fantasie stets neu beflügelt. b Martin Waldmeier ist der Kurator der Ausstellung.

Zentrum Paul Klee Ekstase Die Ausstellung ist eine Kooperation von Kunstmuseum Stuttgart und Zentrum Paul Klee.

04.04. — 04.08.2019 Eröffnung: Mittwoch, 3. April 2019, 18 Uhr In der Zusammenarbeit mit der Dampfzentrale Bern, Universität Bern, dem Polit-Forum Bern, Kino Rex, Lichtspiel / Kinemathek Bern, Berner Münster, dem Haus der Religionen, der CAMERATA Bern und anderen ist ein vielfältiges öffentliches Programm entstanden.

Seite 16: Siegfried Enkel­ mann/Atelier Robertson, Berlin, Sprungstudie (Gret Palucca), 1930, © 2019, ProLitteris, Zurich Seite 14: Jean Benner, Ekstase, vor 1896, Öl auf Leinwand, 81 × 65 cm Musée d’art moderne et contemporain de Stras­ bourg, Foto: Musées de Strasbourg, M. Bertola

Seite 18: Aura Rosenberg, Head Shots (DL), 1991 — 1996, Silbergelatineabzug, 40,6 × 30,5 cm, Courtesy the artist and Martos Gallery, New York

Seite 17: Stanislaw Ignacy Witkiewicz, Porträt von Janina TurowskaLeszczyńska, April 1930, Pastell auf grauem Papier, 63 × 49,5 cm, Sammlung des Tatra Museum in Zako­ pane, Foto: Pawel Murzyn

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Ausstellung

Meinem lieben alten Freund Paul Klee

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Zentrum Paul Klee 19.03. – 01.09.2019 20

Klee & Friends

Die grosse Sommerausstellung Kandinsky, Arp, Picasso … Klee & Friends vereint Meister­werke von Paul Klee und seinem illustren Freundes­kreis aus den Sammlungen des Zentrum Paul Klee und des Kunstmuseum Bern. Zum ersten Mal werden Klee und sein weitverzweigtes Netzwerk in dieser Dimension gezeigt.

Kai-Inga Dost Gekreuzte Lebenspfade

Zeit seines Lebens pflegte Paul Klee Kontakte zu einer Vielzahl von Künstlerkollegen und -kolleginnen. Die Begegnungen hinterliessen auf vielfältige Art und Weise wechselseitig ihre Spuren im Denken und Schaffen der Künstler.

Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl von namhaften Künstlern, deren Wege sich mit denen Klees kreuzten : Hans Arp, Robert und Sonia Delaunay, Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky, August Macke, Franz Marc, André Masson, Louis Moilliet, Pablo Picasso, Sophie Taeuber-Arp und Marianne Werefkin. Bilder aller hängen in der Ausstellung Werken von Paul Klee gegenüber, die entweder den künstlerischen Standpunkt Klees zur Zeit des Zusammentreffens reflektieren, oder bereits eine Auseinandersetzung mit dem Werk des Anderen erkennen lassen. Zusammen mit Klees Freundinnen und Freunden begeben sich die Besucherinnen und Besucher auf eine Reise durch Paul Klees Werk, von den Anfängen bis zum Spätwerk, von Kubismus und Konstruktiver Kunst zu Expressionismus und Surrealismus.

Geburtstag im Dezember

Während einige der Beziehungen eher auf künstlerischer Ebene rangierten, waren andere von tiefer Freundschaft geprägt. Die gegenseitige Wertschätzung brachten die Künstler nicht nur in Worten zum Ausdruck, sondern auch durch das Schenken oder den Tausch von Bildern. Kandinsky und Klee verband eine Freundschaft, die fast vier Jahrzehnte währte.

Im Herbst 1911 waren sie sich erstmals persönlich begegnet, wohnten aber bereits ab 1908 in der Ainmillerstrasse in München nur zwei Häuser voneinander entfernt. Der Aus-

bruch des Ersten Weltkrieges 1914 trennte die Lebenspfade vorübergehend, ehe beide Künstler 1922 am Bauhaus in Weimar wieder zusammentrafen und ab 1925 in den Dessauer Meisterhäusern abermals Tür an Tür lebten. Auch die Geburtstage im Dezember wird man zusammen gefeiert haben, zumindest begannen die beiden, sich zu diesem Anlass regelmässig Bilder zu schenken. Jeweils am 4. bzw. 5. Dezember schenkte Klee seinem Nachbarn ein Bild, wenig später am 18. erhielt er eines aus der Hand des Russen zurück, nicht selten signiert mit « Meinem lieben Freund Paul Klee ».

Im Februar 1937 trafen die langjährigen Nachbarn ein letztes Mal in Bern zusammen, wo Klee seit 1933 wieder lebte. Kandinsky war inzwischen in Paris, doch die Kunsthalle Bern zeigte in diesem Jahr eine grosse KandinskySchau, zu deren Einrichtung und Eröffnung der Künstler aus Frankreich anreiste. Klee war zu dieser Zeit bereits sehr krank und konnte die Ausstellung aufgrund seiner schlechten Verfassung erst an ihrem letzten Tag besuchen. Die neuen « Pariser Bilder » des Freundes beeindruckten ihn sehr, und sein Schaffen erfuhr in der Folge einen neuen Elan und legt den Auftakt zum Spätwerk Klees.

Getauschte Bilder : Jawlensky — Werefkin — Klee

Mit der « Baronin » und « Lulu », wie Werefkin und Jawlensky im Freundeskreis genannt wurden, verkehrten die Klees ab 1912 vor allem in Werefkins Rosa Salon in München, in dem regelmässig Soireen stattfanden und alles, was in der Kunstwelt Rang und Namen hatte, zusammenkam. Zwischen 1914 und 1935 tauschte Klee mit Jawlensky mindestens 30 Werke, mit Werefkin immerhin zwölf Arbeiten und zwei

Skizzenbücher in der Zeit von 1913 bis 1920.

Im Sommer 1915 traf man sich in Fribourg auf « ein Rendezvous mit unsern Russen », wie Klee in seinem Tagebuch notierte. Diese lebten mittlerweile in St. Prex am Nordufer des Genfer Sees, nachdem sie aufgrund der russischen Kriegserklärung an Deutschland 1914 Anfang August München überstürzt verlassen mussten. Hier übergab Klee Jawlensky das Aquarell Drei Araber, 1915, 151. In seinem Œuvre-Katalog notierte er « mit Jawlensky getauscht ( zu den drei früheren ) » – Klee schenkte Jawlensky bereits 1914 drei Aquarelle – und weiter « dafür erhalten 4 kl. landschaften in Öl ». Besagte Landschaften sah Franz Marc etwas später im Jahr bei Klee, als er auf Frontbesuch in München weilte. « Wir spielten Bach, und die Variationen [Jawlenskys Bilder] lagen zur selben Zeit vor ihm am Boden. […] Jawlenskys Bilder schienen ihm etwas zu sagen. » Auch über ein Jahrhundert später sprechen diese Bilder und viele andere in der Ausstellung noch immer. Wir laden Sie herzlich zum Dialog mit Kandinksy, Arp, Picasso … Klee & Friends ein ! b Kai-Inga Dost ist Ausstellungsassistentin.

Zentrum Paul Klee Kandinksy, Arp, Picasso … Klee & Friends 19.03. — 01.09.2019

Gabentisch zu Paul Klees Geburtstag mit Wassily Kandinskys Schwache Stütze, 18.12.1930, Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Klee

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Förderung

Fallstricke einer globalisierten Gegenwart

ars viva 2019

Sarah Merten Das Kunstmuseum Bern richtet 2019 die Ausstellung der aktuellen ars viva-Preis­ trägerinnen und -träger Niko Abramidis & NE, Cana Bilir-Meier und Keto Logua aus. Der ars viva-Preis für Bildende Kunst wird seit 1953 vom Kulturkreis der deutschen Wirt­ schaft im BDI e. V. jährlich an heraus­ragende junge, in Deutschland lebende Kunstschaf­ fende vergeben.

Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. ist eine traditionsreiche Institution für unternehmerische Kulturförderung in Deutschland. Mit seinen Mitteln fördert er seit den 1950er-Jahren zeitgenössisches kulturelles Schaffen in den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur und Musik. Im Bereich Bildende Kunst werden dabei junge, in Deutschland lebende Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet, indem ihnen sowohl Sichtbarkeit als auch Zeit und Raum für die Weiterentwicklung ihres Schaffens geboten werden : in Form zweier Ausstellungen in renommierten Kunstinstitutionen für zeitgenössische Kunst in Deutschland und im europäischen Ausland, einer dazu gehörigen Publikation sowie einem Atelierstipendium in Fogo Island, Kanada.

Das Kunstmuseum Bern richtet im Sommer 2019 als Schweizer Kooperationspartnerin die zweite Station der ars viva-Ausstellung aus.

Wir freuen uns, damit zur Förderung der hierzulande noch weitgehend unbekannten Künstlerinnen und Künstler beizutragen, denn die Perspektiven der Gegenwart sind vielfältig und beziehen ihre Informiertheit immer aus der Parallelität von verschiedenen kulturellen Erfahrungen. Den unterschiedlichen Positionen

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der drei Preisträgerinnen und -träger ist dabei ein kritisches Nachdenken über die Fallstricke gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Systeme gemeinsam.

Mit je eigenen künstlerischen Strategien laden die drei Kunstschaffenden dazu ein, unsere globalisierten und komplexen Lebensrealitäten neugierig zu hintersinnen. Niko Abramidis & NE (*1987) verweist in seinen Rauminstallationen auf visuelle Strategien, mit denen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Machtanspruch typischerweise demonstriert wird : mit auf Hochglanz polierten Materialien und Markenzeichen unternehmerischer Identität. Abramidis steigert die räumliche Szenerie jedoch ins Groteske. Er bettet die Herrschaftssymbole in einen schrillen Kosmos ein, wodurch die vermeintlich sichere Ordnung klarer Hierarchien ins Wanken gerät.

Ausgangspunkt der multimedialen Arbeiten von Cana Bilir-Meier (*1986) sind häufig Geschichten und Ereignisse, die einen Bezug zu ihrer eigenen Biografie haben. Die Künstlerin stellt dazu umfangreiche Recherchen an, sowohl in familieneigenen Archiven wie auch in öffentlichen, medialen Diskursen.

Die Offenlegung des Rechercheprozesses ist ein zentrales Element, aus dem sich die jeweilige Form der Arbeiten ableitet. Die persönlichen Erzählungen lösen sich dadurch vom Status eines individuellen Schicksals und werden Teil von übergreifenden gesellschaftlichen Narrativen.

Das Interesse von Keto Logua (*1988) gilt dem Verhältnis von Vorstellung und Wirklichkeit. Unter Rückgriff auf ( pseudo- )wissenschaftliche Vorgehensweisen zeigt die Künstlerin auf, dass Form und Bedeutung so-

wohl alltäglicher Gegenstände als auch gesellschaftlicher Konzepte, wie etwa das von « Natur », von Zeit und Ort abhängig ist, in welcher sie entstehen. Was bedeutet es beispielsweise, wenn eine jüngst von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rekonstruierte « Ur-Blume » mit heutigen technischen Verfahren wie dem 3-D-Druck plötzlich haptisch wird ? Ist sie dann wirklicher und « wahrer », weil die Vorstellung eine – nach wie vor spekulierte – feste Form erhält ? b Sarah Merten ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Gegenwart und Kuratorin der Ausstellung.

Kunstmuseum Bern ars viva 2019 : Niko Abramidis & NE, Cana Bilir-Meier, Keto Logua 06.07. — 18.08.2019 Eröffnung : Freitag, 5. Juli 2019 18.30 Uhr Die ars viva-Ausstellung der Preis­trägerinnen und -träger Bildende Kunst des Kultur­­kreises der deutschen Wirtschaft wird in Kooperation mit KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION in Düsseldorf, dem Kunst­ museum Bern sowie Fogo Island Arts, Kanada, realisiert.

2018 ist ein Katalog zur Ausstellung im Kerber-Verlag in deutscher und englischer Sprache erschienen, hrsg. vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V., mit Beiträgen von Sabeth Buchmann, Elke Buhr, Georg Imdahl und Pablo Larios.

Cana Bilir-Meier, Ses Alma Rehberi, Bildcollage, LectureFilm-Performance, 2016

Hintergrund

Paul Klee — Equilíbrio Instável

Die bisher umfangreichste Paul Klee-Ausstellung in Brasilien Anlieferung der Werke, CCBB São Paulo, Foto: Myriam Weber, ZPK

Fabienne Eggelhöfer Das Zentrum Paul Klee organisiert die bisher umfangreichste Paul Klee-Ausstellung in Brasilien. Damit beginnen wir einen Dialog mit brasilianischen Kunstschaffenden und Forschenden, der wiederum zu einer Präsentation brasilianischer Kunst in Bern führen soll. Klee geht in die Welt hinaus, und die Welt kommt nach Bern !

Prolog

Werke von Paul Klee waren bisher in kleinerem Umfang in Brasilien anlässlich der Bienal de São Paulo in den Jahren 1954, 1957 und 1996 sowie in einer Wanderausstellung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im Jahr 1972 zu sehen. Gerade einmal eine einzige Lithografie von Paul Klee befindet sich in einer öffentlichen Sammlung in Brasilien. Höchste Zeit also, das vielseitige Schaffen Paul Klees einem grösseren Publikum vorzustellen. Um ein solch ambitioniertes Projekt zu realisieren, braucht es zuverlässige Partner vor Ort. Im März 2018 reiste ich daher für acht Tage nach Brasilien und besuchte verschiedene Institutionen und traf mich mit Direktorinnen, Direktoren und Kuratoren und Kuratorinnen in São Paulo, Belo Horizonte, Brasìlia und Rio de Janeiro sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Schweizer Botschaft. Expomus, eine Ausstellungsagentur in São Paulo, beriet uns, stellte die verschiedenen Kontakte her

und koordiniert nun die Durchführung der Ausstellungen in Brasilien. Wir entschieden uns, die Klee-Ausstellung in den Centros Culturais Banco do Brasil zu realisieren, unter anderem da der Eintritt kostenlos ist. Die Schau wird an drei Stationen gezeigt : Sie reist von São Paulo nach Rio de Janeiro und Belo Horizonte. Wir hoffen damit, einem möglichst breiten Publikum einen Überblick über Klees Schaffen zu ermöglichen.

Ausstellung

Die Ausstellung gibt mit 123 Werken aus der Sammlung des Zentrum Paul Klee einen Einblick in verschiedene Phasen und Aspekte von Klees Schaffen. So kann ein möglichst umfangreiches Bild von Paul Klee als Mensch, Denker und Künstler vermittelt werden. In einer multimedialen Sektion erfahren die Besuchenden mehr über sein Leben, sein Denken und seine Liebe zur Musik. Als Ausstellungstitel entschieden wir uns nach Rücksprache mit dem Team in Brasilien für Unstabiles Gleichgewicht. Klee erkannte im Bild des Seiltänzers eine Metapher für seine eigene Situation als Künstler sowie generell als Weltbild.

Er thematisierte das unstabile Gleichgewicht der Bildkomposition jedoch auch ganz konkret in seiner Gestaltungslehre am Bauhaus.

Wir wissen aus der Vergangenheit und der Gegenwart, dass das Gleichgewicht in einer

Gesellschaft stets unstabil ist. Gerade heute erleben wir in Brasilien eine politisch ungewisse Zeit und eine für die Bevölkerung labile Situation. Dies spiegelt sich in unserer Ausstellung wider.

Epilog

Wir sind bestrebt, das Schaffen von Paul Klee vermehrt in Regionen der Welt bekannt zu machen, wo Klee weniger bekannt ist. Damit möchten wir aber nicht nur unsere Expertise und unsere Sammlung « exportieren », sondern auch einen Dialog mit Kunstschaffenden und Forschenden initiieren, die einen neuen, anderen, frischen Blick auf das Werk Klees werfen. Damit können wir unsere Sichtweisen auf Klee erweitern, und wiederum vom KnowHow unserer Kolleginnen und Kollegen profitieren. Ganz konkret planen wir, in naher Zukunft eine Ausstellung zur brasilianischen Moderne im ZPK in Bern zu organisieren. b Fabienne Eggelhöfer ist Chefkuratorin und die Leiterin der Abteilung Sammlung Ausstellungen Forschung des ZPK.

Centro Cultural Banco do Brasil Paul Klee — Equilíbrio Instável São Paulo 13.02. — 29.04.2019 Rio de Janeiro 14.05. — 12.08.2019 Belo Horizonte 27.08. — 18.11.2019

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Interview

Christine Häsler

Gemeinsames Vorwärtsgehen und ein starkes Miteinander

Christine Häsler ist seit gut einem halben Jahr Vorsteherin der Er­ ziehungsdirektion des Kantons Bern. Offen und nahbar ist die Berner Oberländerin, deren Verbundenheit mit der Herkunft auch zum politischen Programm beiträgt. Als Grüne Politikerin war es für sie kein Widerspruch, gleichzeitig Kommunikationschefin bei den Kraftwerken Oberhasli ( KWO ) zu sein, denn Brücken zwischen unterschiedlichen Bereichen zu bauen, ist ihr wichtig. Ob in der Umwelt-, in der Sozialpolitik oder in der Kultur — gemein­sames Vor­ wärtsgehen und ein starkes Miteinander sind essentiell.

Frau Häsler, Sie sind jetzt über ein halbes Jahr Vorsteherin der Erziehungsdirektion. Hier werden die Schwerpunkte der schulischen Ausbildung definiert. Nicht zufälligerweise ist hier aber auch das Amt für Kultur zuhause. Wie zeichnen Sie zwischen diesen beiden Bereichen eine Verbindungslinie ? Wie wichtig ist für Sie die Vermittlung von kulturellen Werten an die junge Generation ?

Bildung und Kultur gehören für mich unter CHRISTINE HÄSLER ein gemeinsames Dach – deshalb ist es mir auch eine besondere Freude, dass ich als Erziehungsdirektorin beide Bereiche mitgestalten kann. Wenn Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich mit Kunst und Kultur in Kontakt kommen und dabei sowohl staunen als auch selber teilhaben, gestalten, kreieren können, dann hat die Gesellschaft von morgen gute Möglichkeiten, um mit allen Herausforderungen zurechtzukommen. Denn Kreativität, offene Lösungsfindung und Eigeninitiative sind gefragt – nicht nur für das Zusammenleben von morgen, sondern auch schon in der bunt gemischten Gesellschaft von heute. Kunst und Kultur sollen auch in der Schule stattfinden. Deshalb unterstützen wir in der kantonalen Kulturförderung rund 700 Projekte pro Jahr, in denen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit professionellen Kulturschaffenden ein eigenes Kunstprojekt umsetzen. Das ist mir wichtig – und dafür habe ich mich auch bereits vor meinem Amtsantritt auf verschiedenen Ebenen engagiert.

MTC Der Kanton war – und ist – in vielen Dingen Impulsgeber : Der Anstoss zum Zusammenführen von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee kam zum Beispiel von dort. Die Vereinigung der beiden Häuser unter einem Dach ist gelungen und eigentlich abgeschlossen. Welchen Stellenwert messen Sie diesen beiden Kunstinstitutionen bei, wie nahe stehen sie ihnen ?

MARIA-TERESA CANO

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Christine Häsler

«Wenn Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich mit Kunst und Kultur in Kontakt kommen und dabei sowohl staunen als auch selber teilhaben, ge­stalten, kreieren können, dann hat die Gesell­schaft von morgen gute Möglichkeiten, um mit allen Herausforderungen zurechtzukommen.

Denn Kreativität, offene Lösungsfindung und Eigeninitiative sind gefragt – nicht nur für das Zusammen­leben von morgen, sondern auch schon in der bunt gemischten Gesellschaft von heute.»

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Regierungsrätin und Vorsteherin der Erziehungsdirektion des Kantons Bern Christine Häsler Foto: Monika Flückiger

Die beiden Institutionen Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee haben sich in den letzten Jahren unter gemeinsamer Führung und mit gemeinsam ausgerichteten Zielen mit grossen Schritten weiterentwickelt. Davon konnte ich mich in meinen ersten Monaten als Erziehungsdirektorin überzeugen : Da steckt viel kreative Kraft und Wille drin, mit klug konzipierten Ausstellungen und mit einem sich teilweise ergänzenden, teilweise kontrastierenden Programm lokal, national und international ein breites Publikum anzusprechen. Der Kanton Bern braucht Institutionen mit solcher Strahlkraft ! Deshalb bin ich auch vom Modell der Dachstiftung überzeugt. Mit einer Bündelung der Kräfte lässt sich mehr erreichen – das Gemeinsame, sich Ergänzende schafft mehr Gestaltungs- und Entwicklungsspielraum.

Wie dieser Entwicklungsspielraum sich zukünftig noch auswirken kann, das möchte ich in den kommenden Monaten noch besser kennenlernen.

Welche Chancen – vielleicht auch Wagnisse – sehen Sie für die Zukunft der beiden Häuser ?

Wer auf strategischer Ebene über die Herausforderungen von national und international ausstrahlenden Kunsthäusern spricht, hat meist folgenden Fokus : Es herrscht ein Wettbewerb um Aufmerksamkeit zwischen den grossen Institutionen. Wer kann sich die grössten « Blockbuster-Ausstellungen » leisten ? Wer hat die wichtigsten Werke in der Sammlung ? Wer hat den spektakulärsten Neubau ? Dieser Wettbewerb um die Aufmerksamkeit – nicht nur des Publikums, sondern auch von Leihgebern, Sponsoren, Mäzenen, Gönnerinnen und Gönnern – scheint mir tatsächlich eine grosse Herausforderung zu sein, der sich auch die beiden kantonalen Häuser mit strategischem Geschick stellen müssen.

Aber es scheint mir ebenso wichtig, dass sie dabei nie die Bodenhaftung verlieren : Wollen das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee weiterhin und erst recht erfolgreich sein, dann müssen sie auch von der Berner Bevölkerung immer als « ihre Häuser » wahrgenommen werden. Sie müssen im Berner Publikum verwurzelt sein.

Sie haben sich Ihr Leben lang sozialen Fragen gewidmet, sich für gesellschaftliche Integration aller eingesetzt und waren Stiftungsratspräsidentin des Kunsthauses Interlaken. Wie könnte man die integrative Kraft von Kunst und Kultur besser für diese Zwecke nutzen ?

Kunst und Kultur haben schon im Grundsatz eine integrative Wirkung. Gerade im Gestalten liegen viele Möglichkeiten, die unterschiedlichsten Menschen mit all ihren Stärken, Interessen und Herausforderungen zusammen zu bringen. Da liegt noch viel Potential brach.

Sie lieben die Natur und die Berge, aber auch Musik und Literatur.

Hängen bei Ihnen auch Bilder an der Wand, daheim oder im Büro ?

Dürfen wir wissen welche ?

Ich bin in einem alten Oberländer Bauernhaus daheim. Da sind die Räume so niedrig, dass Bilder ihren Ausdruck nicht entfalten können, deshalb beschränke ich mich daheim auf Skulpturen im Aussenbereich. Im Büro aber hängen zwei schöne Bilder, die ich sehr mag : einmal Cuno Amiet, einmal Michael Streun.

Welches sind Ihre ganz persönlichen kulturellen Highlights in den letzten Jahren ?

Ich liebe klassische Musik und lebe an den vielen wunderschönen Festivals im Kanton Bern auf. Aber grundsätzlich ist es diese Breite und Tiefe der kulturellen Angebote im Kanton Bern – von der Museumsnacht in der Stadt Bern bis zur Kleinkunstbühne im Dorf –, die mich beeindrucken und mich motivieren, für dieses Schaffen politisch einzustehen. b Das Interview führte MariaTeresa Cano, Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

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Hintergrund

100 Jahre Verein der Freunde Kunstmuseum Bern

Der Verein der Freunde Kunstmuseum Bern wird hundert Jahre alt und fühlt sich fit wie eh und je. Er engagiert sich für das Wohl des Kunstmuseum Bern und fördert aus den Mitgliederbeiträgen die an der Hodlerstrasse beheimatete Sammlung. So konnten seit 1920 über 330 Kunstwerke erworben werden. Die Vereinsmitglieder geniessen im Gegenzug mancherlei Heimvorteile.

Eine Erfolgsgeschichte Marie Therese Bätschmann Ein Ritual : die Jahresversammlung

An den Jahresversammlungen wird Bilanz gezogen : Die revidierte Rechnung wird vorgelegt und der jüngste Ankauf präsentiert. Die Präsidentin hält Rückschau und macht einen Ausblick auf geplante Veranstaltungen. Den Mitgliedern werden anschliessend Führungen in den aktuellen Ausstellungen angeboten und den hungrigen Seelen eine stärkende Kost offeriert, was der Geselligkeit und der Vernetzung dient.

Wie ein Phönix aus der Asche

Der Gründung des Vereins der Freunde geht die Auflösung des Kantonal-Kunstvereins voraus, der Berner Sektion des Schweizerischen Kunstvereins. Diese ähnlich als Förderverein geschaffene Vereinigung war 1854 ins Leben gerufen worden, um die damalige Bernische Künstlergesellschaft in der Organisation der in zweijährigem Rhythmus stattfindenden Turnusausstellung zu entlasten. Der Berner Kantonal-Kunstverein, präsidiert von Rudolf von Effinger von Wildegg und später von Beat von Tscharner, widmete sich schliesslich vor allem dem Bauvorhaben eines Kunstmuseums. Nach

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der Eröffnung 1879 verlor der Kantonal-Kunstverein mehr und mehr seine Zweckbestimmung. Doch erst per 31. Dezember 1919 wurde der Verein aufgelöst, mit der Absicht einen neuen zu gründen, der seine Kräfte auf die Unterstützung des Kunstmuseums ausrichten sollte, vergleichbar dem Förderverein des hiesigen Historischen Museums.

Am 1. Juli 1920 schlossen sich über hundert Freunde zu einem « Verein zur Förderung und Unterstützung des Berner Kunstmuseums » zusammen. 1926 konnten bereits über 180 Mitglieder verzeichnet werden. Heute zählt der Verein der Freunde 1048 Mitglieder.

Im Jubiläumsjahr soll die 1100er-Marke durchbrochen werden.

Alle Jahre wieder : Ankäufe

Das allererste Werk erwarb der Verein von Giovanni Giacometti. Der Vorstand versammelte sich auf Vorschlag von Conrad von Mandach, dem leitenden Konservator des Kunstmuseums und gleichzeitigen Aktuar des Vereins der Freunde, an einem Samstagnachmittag im Oktober 1920 in der Ausstellung der Kunsthalle am Helvetiaplatz. Man wollte

ein grosses Format für das Museum und einigte sich auf das Gemälde Erwachen von 1919.

Eine Delegation des Vorstandes sollte beim Künstler vorsprechen und abklären, ob der Preis verhandelbar sei. Giovanni Giacometti zeigte sich bereit. Die Summe von 5000 Franken plus 50% der Kommission an die Kunsthalle belastete das Budget des Vereins für zwei Jahre. 1922 folgte ein nächster Ankauf. Cuno Amiet kam mit einer Ansicht von Pont-Aven von 1892 zum Zuge. Amiet wurde 1927 und noch einmal 1936 berücksichtigt. 1936 steuerte der Verein den ansehnlichen Betrag von 10 000 Franken für das Sgraffito die Obsternte an der Aussenwand des Erweiterungsbaus bei.

Hans Berger, Alice Bailly, Max Buri, Adèle Lilljeqvist-Wieland und José Sanz de Arizmendi wurden alle im ersten Jahrzehnt der Vereinstätigkeit angekauft. Während der Ruhm der in Glarus geborenen Künstlerin und des aus Sevilla stammenden Künstlers, die beide in Bern Ende der 1920er-Jahre verstarben, längst verblich, hielt jener von Berger, Bailly, Buri und Amiet an.

Unter den Ankäufen der 1930er-Jahre mit Hermann Huber, Alfred Heinrich Pellegrini,

100 Jahre Victor Surbek oder Adolf Tièche und Johann von Tscharner sticht jener von Paul Klee heraus. Der Ankauf 1935 von Ad Parnassum, erneut aus einer Ausstellung in der Kunsthalle, übertraf die kühnsten Erwartungen. Der Verein hatte schon 1931 zwei Werke von Klee erworben, nachdem die Direktionskommission Spargründe vorgeschoben und einen Ankauf aus eigenen Mitteln abgelehnt hatte. Eines der Kommissionsmitglieder wollte 1931 Klees Arbeiten lediglich einen Dokumentationswert zuerkennen und bewertete einen allfälligen Ankauf als puren Luxus. Da konnte selbst der heftige Widerspruch des Konservators wie der beiden im Gremium einsitzenden Künstler Kreidolf und Linck nichts ausrichten.

In den 1940er- und 1950er-Jahren beteiligte sich der Verein vermehrt an Ankäufen von Künstlern mit internationalem Ansehen.

Für Werke von Böcklin, Cézanne, Courbet, Lehmbruck, Maillol und Manet trugen vielfach unterschiedliche Kassen bei, darunter auch jene des Vereins der Freunde. Mit historisch geschärftem Blick wurden in den 1960erund 1970er-Jahren vom Verein Arbeiten auf

Papier von Corot, Gris, Morandi, Modigliani, Munch und Schlemmer ausgewählt, um Lücken im Berner Bestand zu schliessen. In den 1980er-Jahren gelangen die wichtigen Ankäufe von Albers, Itten und Vallotton.

Die Durchsicht der Werklisten ergibt, dass meist Einzelwerke gekauft wurden. Werkgruppen hingegen wurden seltener angeschafft, etwa 1944 jene von Kurt Walser aus der Japanreise 1908 oder jene von Albrecht Schnider 2007 und diejenige von Oleg Vassiliev 1988, die seither nie wieder zu sehen war, während von den Fotografien von Balthasar Burkhard, seit 2004 in der Sammlung, immer wieder die eine oder andere ausgestellt ist. Der Erwerb der Werke erfolgte in Absprache und meist auf Anregung der Museumsleitung. Insgesamt sind 69 Künstler und 6 Künstlerinnen vertreten.

Vorteile der Mitglieder

Neben dem zentralen Anliegen, Ankäufe zu tätigen, werden seit der Gründung 1920 immer wieder Vortragsreihen, Kolloquien und Gespräche zwischen Künstlern, Kuratoren und

Sammlern organsiert sowie Sonderführungen angeboten und Ausflüge in der Umgebung oder kürzere Reisen ins Ausland für die Mitglieder veranstaltet. Ein erster Ausflug führte 1923 fünfzig Mitglieder in zwei Postautos auf die Oschwand, wo sie von Cuno Amiet empfangen und bewirtet wurden. Jahre später besuchte ich selber anlässlich eines vergleichbaren Ausfluges den Skulpturenpark von Bernhard Luginbühl in Mötschwil und knüpfte erste Kontakte zu Vereinsmitgliedern. b Marie Therese Bätschmann ist Vizepräsidentin des Vereins der Freunde Kunstmuseum Bern.

Mitte : Paul Klee, Ad Parnassum, 1932, Ölfarbe, Linien aufgestempelt, Punkte zunächst mit Weiss aufgestempelt und nach­ träglich übermalt, auf Kaseinfarbe auf Leinwand auf Keil­rahmen ; originaler, gefasster Holzrahmen, 100 × 126 cm, Kunstmuseum Bern, Verein der Freunde

Links : Edvard Munch, Meudon, 1890, Pastell auf Karton, 34,9 × 26,9 cm Kunstmuseum Bern, Verein der Freunde Rechts : Giovanni Giacometti, Das Erwachen, 1919/1920, Öl auf Leinwand, 200 × 135 cm Kunstmuseum Bern, Verein der Freunde

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Forum

Aargauer Kunsthaus Text von Julia Schallberger

Art Brut — eine Kunst mit Rückseiten und Tiefen

Das Aargauer Kunsthaus zeigt Werke aus der Collection de l’Art Brut Aktuell zeigt das Aargauer Kunsthaus eine von der Collection de l’Art Brut Lausanne konzipierte Wanderausstellung zur Schweizer Art Brut. Darin treten rund 180 Arbeiten aus der Collection de l’Art Brut in einen Dialog mit ausgewählten Werken aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses.

Durch die Arbeit mit den Ausstellungsexponaten tauchte ich in verborgene Bildwelten ein, wurde mit den meist tiefschürfenden Lebensgeschichten von rund 22 Künstlerinnen und Künstlern konfrontiert und näherte mich einer Begriffs- und Sammlungs­ geschichte an, die wesentlich von dem französischen Maler und Sammler Jean Dubuffet geprägt wurde.

1945 bereist Jean Dubuffet die Schweiz — auf der Suche nach einer Kunst, die ohne « Dressur durch Bildung und kulturelle Konditionierung » wächst. Vor allem im Verborgenen — in Kranken­ häusern, Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken — wird er fündig. Hier entdeckt er Werke, die ungeachtet von Kunstmarkt, Kunstströmungen und akademischen Vorbildern entstehen ; vorwie­ gend geschaffen von Autodidakten, die sich der Gesellschaft geistig oder sozial entzogen haben. Dubuffets Begriff der « Art Brut » ( franz. rohe, ungeschliffene Kunst ) beschreibt keinen Stil, keine Schule. Vielmehr meint er einen Gegenpol zur akademischen Hoch­ kunst. Dabei wirft er bis heute Fragen nach seiner Stringenz und Notwenigkeit auf. Dubuffet sammelt europaweit. 1971 schenkt er seine Werke an die Stadt Lausanne, woraufhin die international renommierte Collection de l’Art Brut entsteht.

Alle in der Ausstellung gezeigten Werke sind zwischen dem 19. Jahrhundert und heute in der Schweiz entstanden. Die Handschrif­ ten der Protagonisten sind vielfältig und eigenständig. Gleichwohl zeigen sich bestimmte Themenschwerpunkte. Kuratorisch setzen wir mit der Figur ein, gelangen in kleinteilige Symbolwelten, kommen von der Architektur zur Schweizer Landschaft und werden schliesslich von wilden Handschriften berührt. Die bemalten Milchpackungen von Hans Krüsi wie auch die frei hängenden Szenerien von Aloïse Corbaz enthüllen überraschende Rückseiten. Angeregt von ihrer Arbeit als Kindermädchen am Kaiserhof Wilhelm II. lässt Aloïse Corbaz Prinzen und Helden über vernähte Packpapierbogen tanzen ; Kleopatra, Gene­ ral Guisan, Napoleon u. a. verstricken sich in wilden Liebesgeschich­ ten. Aufgrund von Wahnvorstellungen sowie einem religiösen und amourösen Übereifer wird sie in die Klinik Cery bei Lausanne einge­ wiesen. Beim Zeichnen vermag sie ihre Fantasie auszudrücken. Die pupillenlosen Kulleraugen aus Aloïse’ Figurendarstellungen scheinen da geradezu stellvertretend für den Innenblick der Künstlerin. Die Schau lädt zum Entdecken sowie zum kritischen Nachdenken über Geschichte und Kanonisierung einer Kunst ein, die einst als « Aus­ senseiter-Phänomen » tituliert, zunehmend aber an die Öffentlichkeit dringt. b Julia Schallberger ist die Kuratorin der Ausstellung.

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Aloïse Corbaz, C’est Noël, ca. 1946 — 1947, Farbstift auf Papier, 59,5 × 42 cm, Collection de l’Art Brut, Lausanne, Foto : Olivier Laffely, Atelier de numérisation — Ville de Lausanne

Aargauer Kunsthaus Collection de l’Art Brut. Kunst im Verborgenen 26.01. — 28.04.2019

Forum

Museum Franz Gertsch Text von Anna Wesle

Erweitert !

Das Museum Franz Gertsch im Jahr 2019

Franz Gertsch, Sommer, 2008/2009, Acryl auf ungrundierter Baumwolle 325 × 490 cm, Sammlung Dr. h.c. Willy Michel, © Franz Gertsch

Zum 89. Geburtstag des Künstlers eröffnete das Museum Franz Gertsch seinen Erweiterungsbau mit einer umfassenden Aus­ stellung : Der Zyklus der Vier Jahreszeiten wird erstmals im frisch erbauten Vier Jahreszeiten-Raum präsentiert und ein neues Gemälde erlebt seine Premiere in Burgdorf.

Durch den unterirdischen Ausbau, das heisst die Erweiterung der Fläche um insgesamt drei Ausstellungsräume, stehen nun rund 300 m2 mehr zur Verfügung und die Verteilung der Räume für Samm­ lungs- und Wechselausstellungen kann flexibler gestaltet werden.

Es wurde damit auch die Möglichkeit geschaffen, den Vier Jahres­ zeiten-Zyklus von Franz Gertsch dauerhaft zu zeigen, der in den Jahren 2007 bis 2011 entstand und zweifellos einen Höhepunkt im späten Schaffen des Künstlers darstellt. Der Ankauf der vier Ge­mälde durch den Stifter und Mäzen des Museums, Dr. h.c. Willy Michel, sicherte die Werke für Burgdorf.

Von aussen zeigt sich der neue Baukörper schlicht und skulp­tural. Martin Sturm, der Architekt aus Langnau im Emmental, der bereits für den ursprünglichen Museumsbau verantwortlich zeichnete und auch für die Erweiterung zusammen mit Planrand Architekten, Bern, gewonnen werden konnte, entwarf hier eine Form, an deren Hülle sich je nach saisonal bedingtem Sonnenstand die Vier Jahreszeiten ablesen lassen. So schliesst der Erweiter­ ungsbau einerseits stilistisch an den bisherigen Bau an, nimmt an­ dererseits aber auch Bezug auf die Entwicklungen im Werk von Franz Gertsch und den zukünftigen Zweck des neuen Ausstellungs­

raumes. Dr. Michel trägt dabei rund zwei Drittel der Investition von 3 Mio. CHF, der Lotteriefonds des Kantons Bern steuert knapp 1 Mio. CHF bei und die Stiftung Willy Michel leistet ebenfalls einen Beitrag.

Die Ausstellung Franz Gertsch. Frühling, Sommer, Herbst und Winter knüpft an die Eröffnungsausstellung des Museums im Jahr 2002 an, legt dabei aber den Fokus auf die eigene, inzwischen beachtlich angewachsene Sammlung und die seither neu entstan­ denen Werke.

Das Wissen um die Existenz eines ihm gewidmeten Museums und damit um die Möglichkeit, dort seine neuen Werke zeigen zu können, beflügelte den Künstler Franz Gertsch seit den späten 1990er-Jahren nicht nur darin, in Räumen zu denken, sondern auch darin, ganze Werkgruppen für Räume zu schaffen. Der erste Aus­ stellungsraum zeigt denn auch in vertrauter Kombination das Porträt Silvia I mit Gräser I — IV. Die zweite Kombination dieser Art be­findet sich im Erweiterungsbau : Hier hat die Werkgruppe der Vier Jahreszeiten einen massgeschneiderten, kapellenartigen Raum bekommen, in dem sie ihre faszinierende Wirkung entfalten kann.

Die anderen Ausstellungsräume zeigen Gemälde und Holz­ schnitte, die überwiegend zwischen 1986 und 2018 entstanden. Beim Rundgang lassen sich die Variationen der Motive von Franz Gertsch — Frauenbildnis, Gräser, Pestwurz, Schwarzwasser, Landschaften — facettenreich nachvollziehen. Einen Höhepunkt bildet die SchweizPremiere von Grosse Pestwurz, 2018. b Anna Wesle ist Kuratorin im Museum Franz Gertsch.

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Forum

Kino REX Text von Madeleine Corbat

Gemeinsam zu mehr Inhalt

Neustart des Kino REX

Kooperationen als Zauberwort : Der Neustart des Kino REX ver­dankt einen Teil seines Erfolges der Zusammenarbeit mit anderen Kultur­ institutionen. « Jetzt müsst ihr aber etwas machen ! » : Nachdem der Stadtrat 2011 die geplante Subventionskürzung der Abteilung Kultur für das Kino Kunstmuseum zurückgewiesen hatte, verlangte der damalige Stadtpräsident Alex Tschäppät, eine neue Vision für das Kino sei zu entwickeln. Klar war bereits da, dass der Saal, integriert im Kunst­ museum Bern, dort keine Zukunft haben würde. Da der Vorstand und die damalige Geschäftsleiterin davon überzeugt waren, dass ein kunst- und gleichzeitig filminteressiertes Publikum weiterhin ex­istieren wird und die etablierte Kombination beziehungsweise Kooperationen eine einmalige Chance sind, machte sich Cinéville auf die Suche nach einer Alternative für die Zukunft.

Der Wunsch war eine neue Heimat für ein Programm zu finden, das auf Arthouse setzt, Filmkunst und Kunst im Film feiert und neuen Tendenzen nachspürt. Es war eine Vision, an deren Umsetzung nicht wenige zweifelten — zumal die Kinozahlen schon damals langsam zurückgingen und einige Kinobesitzer Säle schliessen wollten. Genau davon profitierte aber Cinéville : Als die KITAG ankündigte, im traditionsreichen Kino REX an der Schwa­ nengasse die Lichter zu löschen, entschied der Verein — nach langem, sorg­fältigem Abwägen —, das Kino zu übernehmen, sein Foyer in den ursprünglichen Zustand zurückzubauen und einen zweiten Saal im Bereich des Balkons zu integrieren.

Der Kern eines solchen Projektes ist neben der aufwendigen Finanzierung natürlich der Inhalt, die Programmation. Diese wollte einerseits in der Tradition des Kino Kunstmuseum als Programm­­kino weitergeführt werden, andererseits sollten im zwei­ ten Saal Arthouse-Premieren gezeigt werden. Dies nicht zuletzt auch als wirtschaftlicher Garant fürs Überleben, da die Subventio­ nen der öffentlichen Hand die Kosten des Programmkinos nicht decken. Ein weiterer Schwerpunkt gebührte dem Schweizer und vor allem Berner Filmschaffen. Und natürlich war die geplante REX-Bar für Premierenfeiern und weitere Veranstaltungen prädestiniert.

Die Skizze für einen erfolgsversprechenden Neustart war also gezeichnet, das neue Kino REX wurde am 29. Oktober 2015 eröffnet — mit dem entsprechenden Lampenfieber bei den Betreibenden.

Einem Lampenfieber, das sich glücklicherweise schnell abgekühlt hat, denn der Plan ist — bislang — aufgegangen. Das Kino und die Bar sind zu einem neuen Treffpunkt geworden, die Programmation funktioniert und stösst nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Branche auf positives Echo.

Ein Zauberwort, das sich dabei in den alten Strukturen etabliert hatte und an Wichtigkeit nicht verloren hat, lautet : Kooperationen.

Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen, dem Kunstmuseum

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Bern, dem Zentrum Paul Klee, dem Alpinen Museum, der Kunsthalle, aber auch mit bee-flat, dem Queersicht Filmfestival oder mit der Cinémathèque Suisse, um nur einige zu nennen. Sie ziehen nicht nur neues und spartenübergreifendes Publikum an, sie sind auch kulturpolitisch wichtig und sinnvoll. Die Kooperationen vertiefen zu­ dem den Blick auf unterschiedliche Kulturproduktionen und er­ lauben eine umfassende Reflexion auf das Gesehene ( oder Gehörte ).

Kurz : Sie bieten mehr Inhalte. b Madeleine Corbat ist Präsidentin des Vereins Cinéville / Kino REX.

Forum

Abegg-Stiftung Text von Catherine Depierraz

Gewänder aus dem Wüstensand

Eine Ausstellung entsteht

Kleine Ornamente in verschiedenen Farben und liebevolle Details wie der schmale helle Streifen mit den hängenden Kordeln schmücken eine purpurfarbene Tunika.

Foto : Abegg-Stiftung ( Christoph von Viràg )

Am 28. April 2019 eröffnet die Abegg-Stiftung die Sonderausstellung Luxus am Nil — Spätantike Kleidung aus Ägypten. Die Vorbereitun­ gen dazu laufen bereits seit Monaten. Jedes Stück wird begutachtet, wenn nötig restauriert und für die Dauer der Ausstellung speziell montiert. Sehr aufwendig und anspruchsvoll war die Reinigung eines wollenen Gewandes.

Die Ausstellung ist teuren, reich verzierten Gewändern gewidmet, die vor rund 1500 Jahren entstanden sind. Einige Kleidungsstücke sind nahezu vollständig erhalten geblieben, von anderen gibt es nur noch Fragmente. Dass von diesen wertvollen Textilien überhaupt noch etwas vorhanden ist, verdanken wir dem trockenen Wüstensand Ägyp­tens. Solche Bodenfunde sind meistens ziemlich verschmutzt.

Bis ein archäologisches Kleidungsstück der Öffentlichkeit in optima­ lem Zustand präsentiert werden kann, dauert es meistens Monate, manchmal sogar Jahre. Der eigentlichen Restaurierung gehen aus­ führliche Material- und Technikanalysen, Zustandserfassungen sowie das Abklären von möglichen Behandlungsmethoden voraus.

Als besonders aufwendig erweist sich in der Regel die Reinigung.

Vielhändige Handwäsche Eine sehr verschmutzte Tunika — ein weites Gewand mit schmalen Ärmeln und horizontaler Halsöffnung — bietet dazu reiches An­ schauungsmaterial. Sie wurde aus rotbrauner Wolle in einem Stück gewebt und wird in das 6. bis 7. Jahrhundert datiert. Zwischen zwei breiten purpurfarbenen Längsstreifen zeigt sie auf Brust und Rücken je ein grosses Kreuz mit tropfenförmigen Enden. Zur Reinigung der Tunika diente zunächst ein Mikrosauggerät mit Pipet­ tenaufsatz. Zentimeter für Zentimeter saugten die Restaurato­­­ rinnen den Belag ab, wobei sie durch ein Mikroskop schauend ihre Arbeit ständig kontrollierten. Oberflächliche Verunreinigung wie beispielsweise Sand liess sich gut absaugen, für verkrustete Schmutzstellen musste jedoch auf andere Methoden zurückgegrif­ fen werden. An kleinen Proben wurde getestet, ob die Fasern für eine Nassreinigung stabil genug sind und ob die Farben nicht aus­ bluten. Ein Team von nicht weniger als zehn Restauratorinnen und Studentinnen « wusch » dann die Tunika in einer rund neun Stun­ den langen Prozedur, während der sich Vorgänge wie Einweichen, sanftes Bewegen und Spülen abwechselten. Getrocknet wurde das Gewand mit Hilfe von Tüchern und Löschkarton. Die Flecken sind dank der Nassreinigung deutlich gemildert, das Gewebe ist flexibler geworden. Jetzt werden noch Fehlstellen und Risse mit Nadel und Faden gesichert. Dann gilt es, eine geeignete Präsentationsform für die Ausstellung zu konzipieren und herzustellen.

Imponierende Tuniken und reizvolle Dekorelemente Nicht für alle Ausstellungsstücke war ein so grosser Aufwand zu leisten. Dennoch ist es das erste Mal, dass die Abegg-Stiftung eine Sonderausstellung zu spätantiken Kleidern ausrichtet und damit den Besuchenden einen repräsentativen Überblick zu diesem Thema bietet. Neben der rotbraunen Wolltunika werden in der Ausstellung weitere Gewänder aus der eigenen Sammlung gezeigt, einige von imponierender Grösse, andere aus Leinen oder Seide gefertigt. Ein besonderer Blickfang wird eine beigefarbene Kinder­ tunika mit roten Schmuckelementen sein, die der Abegg-Stiftung vom Museum August Kestner in Hannover zur Restaurierung an­ vertraut wurde. Zusammen mit isoliert erhaltenen Dekorelementen mit reizvollen figürlichen Darstellungen lassen sie erahnen, wie reich, vielseitig und verspielt die Luxuskleider der Spätantike gewe­ sen sein mussten. b Catherine Depierraz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abegg-Stiftung.

Abegg-Stiftung Luxus am Nil — Spätantike Kleidung aus Ägypten 28.04. — 10.11.2019

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Kalender Kunstmuseum Bern

Miriam Cahn — ICH ALS MENSCH 22.02. — 16.06.2019 Ich im Bild 09.03. — 02.06.2019 Ohne Verfallsdatum.

Schenkung und Leih­ gaben der Sammlung Migros Aare 03.05. — 15.09.2019 Eröffnung : Donnerstag 2. Mai 2019, 18.30 Uhr Clair de lune 18.06. — 20.10.2019

Zentrum Paul Klee

Kandinsky, Arp, Picasso …

Klee & Friends 19.03. — 01.09.2019 Ekstase 04.04. — 04.08.2019 Eröffnung : Mittwoch 3. April 2019, 18 Uhr Jenseits von Lachen und Weinen : Klee und Sonderegger 23.08.2019 — 24.05.2020

Meisterkonzerte

ars viva 2019 06.07. — 18.08.2019 Eröffnung : Freitag 5. Juli 2019, 18.30 Uhr 38

Vilde Frang, Violine & Michail Lifits, Klavier Sonntag, 24. März 2019 17 Uhr Angela Hewitt, Klavier Sonntag, 26. Mai 2019 17 Uhr Berliner Philharmonische Bläsersolisten mit Albrecht Mayer, Oboe Samstag, 22. Juni 2019 17 Uhr

Lesungen Lukas Hartmann liest Sonntag, 28. April 2019 16 Uhr Ariane von Graffenried liest Sonntag, 5. Mai 2019 11 Uhr Li Mollet liest Sonntag, 26. Mai 2019 11 Uhr Ariane Koch liest Sonntag, 2. Juni 2019 16 Uhr

More to See

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16. Istanbul Bienali Istanbul The Seventh Continent 14.09. — 10.11.2019

Kunsthaus Zürich Stunde Null. Kunst zwischen Resignation und Aufbruch 07.06. — 22.09.2019

Die Istanbul-Biennale, die sich immer wieder durch kritische Denkansätze und eine gelungene Einbettung von Kunst ins komplexe Gefüge der Mega-Stadt am Bosporus profiliert hat, wird dieses Jahr vom französischen Kurator und Kriti­ ker Nicolas Bourriaud geleitet, der in den späten 1990er-Jahren die zeitgenössi­ sche Kunst massgeblich geprägt hat.

Jetzt meldet sich Bourriaud mit neuen Themen zurück. Mit dem « siebten Kontinent » bezieht er sich auf die giganti­ sche, Millionen Tonnen schwere Menge an Plastikmüll, die sich in den Weltmeeren zunehmend zu einem menschenge­ machten « Kontinent » verdichtet. Mit die­ sem Motiv führt Bourriaud die aktuelle Debatte zum « Anthropozän » weiter — dem Konzept eines von Menschenhand ge­ machten geologischen Zeitalters, in dem sich das Verhältnis von Natur und Kultur radikal verändert hat. Bourriaud interpre­ tiert die Abfallflut als Symbol einer von allerlei Strömungen gekennzeichneten globalen Ära — und versteht die fort­ schreitende Zersetzung der Materie als Sinn­bild der Fragmentierung der heutigen Gesellschaft. Bourriaud schafft eine Assoziationskette, in der Materialität und Prozess, Geografie und Politik, Diskurs und Kritik ineinandergreifen — und dies in einer Stadt, die trotz schwieriger politischer Lage immer wieder interes­ sante Beobachtungen und Begegnungen verspricht.

Im Rückblick auf die katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges konsta­ tierte der Philosoph Theodor Adorno im Jahr 1951, dass nach Auschwitz Kunst und Poesie nicht mehr möglich seien.

Dieser Pessimismus bewahrheitete sich zum Glück nicht. Doch seine Frage hallt bis heute nach : Was vermag Kunst im Angesicht des tragischen Laufes der Geschichte zu leisten ? Der Weltkrieg setzte der europäischen Avantgarde bekanntlich ein jähes Ende — das Zentrum der Kunst verschob sich in die USA, und auf beiden Seiten des Atlantiks befassten sich alsbald Künstlerinnen und Künstler mit der Frage, welche Gestalt und Funktion die Kunst in der von Resignation und Aufbruch bestimmten Zeit spielen könne.

Dabei entstanden zahlreiche neue künst­ lerische Konzepte, insbesondere im Bereich der Skulptur und abstrakten Male­ rei. Das Kunsthaus Zürich schöpft mit diesem gewichtigen Ausstellungsthema aus seiner Sammlung und beleuchtet eine Zeitperiode, der in den letzten Jahren relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Gleichzeitig ist die Schau Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit der Provenienz derjenigen Werke in der Sammlung des Kunsthauses, die in der kritischen Zeitperiode von 1933 bis 1945 erworben wurden — Erkenntnisse, die ebenfalls mit in die Ausstellung einfliessen sollen.

Empfohlen von Martin Waldmeier Kurator Zentrum Paul Klee

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www.bienal.iksv.org

www.kunsthaus.ch

Nicolas Bourriaud © Istanbul Foundation for .

Culture and Arts ( IKSV )

Jean-Paul Riopelle, Composition, 1951, Öl auf Leinwand, 130 × 161,5 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk Gustav Zumsteg, © 2018 ProLitteris, Zürich

Lofoten International Art Festival Svolvaer LIAF 2019 30.08. — 29.09.2019 Wie lockt man Menschen ans Ende der Welt ? Mit einem spektakulären Kunst­ festival, bei dem wohl schon die Anfahrt ein Vielfaches der Zeit beanspruchen dürfte, die man schliesslich vor der ausge­stellten Kunst verbringt. Wer aber unbedingt dem nächsten Hitzesommer entgehen will, sollte einen Besuch auf dem spektakulären Insel-Archipel der Lofoten im nördlichen Norwegen in Betracht ziehen. Hier findet seit 1991 regelmässig eine internationale Kunst­ausstellung statt, die namhafte internationale Künstlerinnen und Künstler einlädt, neue Werke im Dialog mit der archaischen Landschaft des hohen Nordens zu ent­wickeln — mit ihrer un­ wirtlichen und von den Elementen gezeichneten Landschaft, ihren unbere­ chenbaren Wetterphänomenen und einer Flora und Fauna, die extremsten Schwankungen unterworfen ist. In der karg-monumentalen Landschaft winkt Kunst, wohin das Auge fällt — im vom Wattenmeer freigesetzten Treibgut bis zur Fischtrocknungssanlage. Im Gegensatz zu den üblichen Themen in der Welt der Biennalen präsentiert sich das Lofoten International Art Festival als erfrischend geerdet — und verspricht ein Kunst-, Natur- und Reiseerlebnis, , das alle Sinne anspricht.

Empfohlen von Martin Waldmeier Kurator Zentrum Paul Kle www.liaf.no

© Lofoten International Art Festival

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Agenda

Kunsthalle Bern Isa Genzken 23.02. — 28.04.2019 Isa Genzken ( *1948, Bad Oldesloe ) vermag mit der Vielfalt ihres Schaffens immer wieder zu überraschen. Die Künstlerin hat seit den 1970er-Jahren in ihrer Arbeit ver­ blüffende Wandlungen vollzogen und zu­ gleich ein konsequentes Werk entwickelt.

Ihre Praxis umfasst Fotografie, Film, Male­ rei und Arbeiten auf Papier, im Zentrum ihres Schaffens steht jedoch das Interesse am Potential von Skulptur, an den skulptu­ ralen Aspekten von Architektur und Dingen.

Helvetiaplatz 1, 3005 Bern www.kunsthalle-bern.ch

Kunsthaus Centre d’art Pasquart Biel/Bienne Melanie Manchot 14.04. — 16.06.2019 Melanie Manchot ( *1966, DE ) artikuliert ihre forschungsbasierte künstlerische Praxis mit Medien wie Performance, Foto­ grafie, Video, Film und Ton. Um Fragen zu individuellen und kollektiven Identitäten zu reflektieren, reichen ihre langfristig angelegten Untersuchungen von Portrait­ fotografie bis hin zu partizipativen Projekten.

Seevorstadt 71, Faubourg du Lac, 2502 Biel/Bienne www.pasquart.ch Oben : Isa Genzken, Außenprojekte, Installations­ ansicht, Galerie Buchholz, Berlin 2018 Courtesy Gale­ rie Buchholz, Cologne / Berlin / New York © 2018, ProLitteris, Zurich

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Kunsthaus Langenthal Dinge, Häuser, Menschen — Beat Josts Atelier für Werbefotografie 1962 — 2002 07.02. — 07.04.2019 Das Kunsthaus Langenthal präsentiert Fotografien des Berners Beat Jost ( * 1936 ), entstanden in seinem « Atelier für Werbe­ fotografie » im Zeitraum der 1960er- bis 1990er-Jahre. Mit der Schönheit der Präzision zeigen seine Fotografien Dinge, Architektur und Menschen und künden von einer Zukunft, die für uns bereits wieder Vergangenheit ist.

Marktgasse 13, 4900 Langenthal www.kunsthauslangenthal.ch

Kunstmuseum Thun Extraordinaire ! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 / Ida Applebroog 09.02. — 19.05.2019 In einem einzigartigen Projekt an der Zürcher Hochschule der Künste wurden die um 1900 in den kantonalen psych­ iatrischen Kliniken in der Schweiz entstan­ denen Werke erstmals erfasst. Eine Auswahl daraus ist in Extraordinaire ! zu sehen. Parallel dazu werden erstmals in der Schweiz in einer Einzelausstellung Werke der amerikanischen Künstlerin Ida Applebroog ( *1929, New York ) gezeigt.

Musée des beaux-arts Le Locle Viviane Sassen Hot Mirror 16.02. — 26.05.2019 Im Märchen symbolisiert der Spiegel die Tür zu einer anderen Welt. Die nieder­ ländische Künstlerin Viviane Sassen ( * 1972 ) versteht ihre fotografische Arbeit als Spiegel, als Art und Weise, sich mit der Welt der Träume auseinanderzusetzen und mithilfe alltäglicher Erfahrungen das Unbewusste zu erfassen.

Marie-Anne-Calame 6, 2400 Le Locle www.mbal.ch

Musée jurassien des Arts — Moutier Ian Anüll — Peinture en promo Teil 1 + 2: 10.03 — 19.05.2019 Teil 2: bis 10.11.2019 Ian Anüll präsentiert ein polyphones Universum. Seine Werke interagieren mit denen seiner Sammlung, die von mehr als 60 Künstlern verschiedener Genera­ tionen geschaffen wurden. Peinture en promo vereint Sozialkritik mit Street Art oder Abstraktion — mit einem Wandgemäl­ de von Jan van der Ploeg.

Rue Centrale 4, CP 729, 2740 Moutier www.musee-moutier.ch

Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun www.kunstmuseumthun.ch Unten : Melanie Manchot, Leap after The Great Ecstasy, 2011, Video, 20’11’’ Courtesy the artist and Parafin, London

Oben : Beat Jost, Cadillac mit Modell für Advico Werbeagentur, Gockhausen, 1964.

Courtesy of the Artist

Unten : Ida Applebroog, Woodpecker, 2018, © Ida Applebroog, Courtesy Hauser & Wirth Foto : Emily Poole

Oben : © Viviane Sassen, Ra, aus der Serie Of Mud and Lotus, 2017.

Courtesy Stevenson Gallery, Cape Town

Unten : Ian Anüll, Fabrice Gygi, Jan van der Ploeg Foto : Franz-Xavier Brun

Agenda

Museum Franz Gertsch Franz Gertsch. Frühling, Sommer, Herbst und Winter 11.03. — 18.08.2019 Zum 89. Geburtstag von Franz Gertsch eröffnet das Museum eine Ausstellung mit Werken von 1954 bis 2018, die sich über das ganze Haus erstreckt. Der Zyklus der Vier Jahreszeiten wird erstmals im frisch erbauten Vier Jahreszeiten-Raum präsen­ tiert und ein neues Gemälde erlebt seine Premiere in Burgdorf.

Platanenstrasse 3, 3400 Burgdorf www.museum-franzgertsch.ch

Kunstmuseum Thurgau Ittinger Museum Till Velten — La condition humaine 28.10.2018 — 27.10.2019 Was ist der Mensch ? Und : Welches Bild machen wir von ihm ? Um diese Fragen kreist die Installation La condition humaine von Till Velten. Der Basler Konzept­ künstler schafft eine Serie von Porträts von aussergewöhnlichen Menschen und stellt diese einer Auswahl von Werken des Autodidakten Erich Bödeker gegen­ über.

Kunstmuseum Luzern Turner. Das Meer und die Alpen 06.07. — 13.10.2019 Der weltberühmte britische Maler J.M.W. Turner bereist die Schweiz auf der Suche nach spektakulären Motiven mehrfach. Dabei besucht er auch immer wieder Luzern, um vor Ort das ein­malige Zusammenspiel von Licht und Wetter, See und Bergen zu studieren.

Seine Eindrücke hält er in Skizzen und leuchtenden Aquarellen fest.

Europaplatz 1, 6002 Luzern www.kunstmuseumluzern.ch

Kartause Ittingen, 8532 Warth www.kunstmuseum.tg.ch

Stadtgalerie Nina Rieben 04.04. — 11.05.2019 Objekte, Bilder und Text treten in Nina Riebens Schaffen in ein wechsel­ seitiges Beziehungsgeflecht. Dabei geht es oft um einen ambivalenten Zu­ stand, der Behauptung und Zweifel, Sinnlichkeit und Ironie vereint. In ihren Setzungen schafft sie erzählerische Strukturen, wobei das Erzählte ständig seine eigene Bedeutung sowie die­­jenige seines Kontextes hinterfragt.

PROGR, Waisenhausplatz 30, 3011 Bern www.stadtgalerie.ch

Oben : Franz Gertsch, Ausschnitt Grosse Pestwurz, 2018, Acryl auf ungrundierter Baumwolle, 300 × 400 cm Besitz des Künstlers © Franz Gertsch

Unten : Nina Rieben, Der Morgen, das Versagen der Nacht, Aus­ stellungsansicht: Grand Palais Bern, 2018

Kunstmuseum Liechtenstein

Bündner Kunstmuseum Chur

Nora Turato. explained away 22.02. — 19.05.2019

Passion. Bilder von der Jagd 22.06. — 27.10.2019

Nora Turato ( * 1991 in Zagreb, Kroatien ) skriptet aus Textfragmenten der Werbung, der sozialen Medien und des Alltags ein­dringliche Narrative. Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet der in Amsterdam lebenden Künstlerin die erste umfassende Museumsausstellung.

Obwohl die Jagd in Graubünden schon beinahe eine Art « fait social total » ist, hat das Bündner Kunstmuseum Chur das Thema noch nie explizit behandelt. Sie versteht sich als Reflexion über ein Thema, das sich künstlerisch besonders reich ausgedrückt hat, und zeigt Werke interna­ tionaler Künstlerinnen und Künstler vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart.

mit Hilti Art Foundation Städtle 32, 9490 Vaduz, Liechtenstein www.kunstmuseum.li

Oben : Ausstellungs­ansicht Till Velten — La condition humaine, Foto : Stefan Rohner

Unten : Nora Turato, leaning is the new sitting, Performance 2018, Foto : Manuela Barczewski Courtesy die Künstlerin und LambdaLambda­ Lambda, Pristina

Bahnhofstrasse 35, 7000 Chur www.buendner-kunstmuseum.ch Oben : Joseph Mallord William Turner, Rough Sea with Wreckage, ca. 1840/1845 Öl auf Leinwand, 192,1 × 122,6 cm, © Tate, London, 2019

Unten : Mark Dion, Mobile Wilderness Unit, 2006 Courtesy the artist and Georg Kargl Fine Arts, Vienna

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Studio Geissbühler

Friedrich Dürrenmatt Justiz Schauspielhaus Zürich

V. Dubossarsky & A. Vinogradov, Cosmonaut No. 1, 2006, Š Vladimir Dubossarsky und Erben Alexander Vinogradov; Lewis Morris Rutherfurd, Direkte Fotografie des Mondes am 10. Tag der Mondumlaufzeit

Foto

Foto: © Gert Weigelt

tanz

PAUL KLEE Uraufführungen ETIENNE BÉCHARD | KOR’SIA Ab 03. Mai 2019, Vidmar 1 Tanzcompagnie Konzert Theater Bern

ERLEBNIS PAUL KLEE 18. Mai 2019 | 16:00-21:00 Führung durch die Ausstellung im ZPK, Apéro riche, Tanzaufführung Paul Klee

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Membership

Engagement wird sichtbar Marie Therese Bätschmann In die Jahre gekommen und aktiver denn je : der Förderverein Freunde des Kunst­ museum Bern. Wir schenken und gewinnen — wie geht das ? Als Mitglied des Vereins profitiert man nicht nur von diversen Ver­ günstigungen und Einladungen zu ex­klusiven Veranstaltungen, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag an das Museum und das Berner Kunstleben.

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Mit den Jahresbeiträgen erwerben wir Kunstwerke für das Kunstmuseum Bern und umgekehrt erhalten wir, neben zahlreichen Sonderanlässen, freien Eintritt ins Kunstmuseum Bern und neuerdings auch ins Zentrum Paul Klee.

Nach 99 Jahren Vereinstätigkeit ist es Zeit für einen grösseren Rückblick und einen ausgedehnten Rechenschaftsbericht. Beides ist gegenwärtig in Vorbereitung. Wir wollen die mit Mitteln des Vereins angekauften Werke sichtbar machen – dafür werden die Inventare überprüft, die bestehenden Datensätze kontrolliert und korrigiert und die Werke neu fotografiert. Die weit über 330 erworbenen Werke sollen in Form einer bebilderten Liste virtuell auf der Plattform des KMB präsent sein.

In der gedruckten Publikation werden ehemalige und aktive Verantwortliche Stellung zur Geschichte der hundertjährigen Vereinstätigkeit beziehen, den Ankäufen im Kontext der Sammlung und zu ausgewählten Werken.

Den eigentlichen Höhepunkt bildet die Ausstellung 100 Jahre Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, welche am 12. September 2019 eröffnet wird. Über ein halbes Jahr wird das Kunstmuseum Bern eine Auswahl der von uns angekauften Arbeiten präsentieren – das ist eine richtige Herausforderung, denn wir haben ja stets im Kontext zur bestehenden Sammlung erworben, weshalb sich die Summe der Werke durch eine grosse Vielfalt auszeichnet.

Lassen Sie sich überraschen ! b Marie Therese Bätschmann ist Vizepräsidentin des Vereins der Freunde Kunstmuseum Bern.

Karl Walser, NôTheaterschauspieler, 1908, Aquarell über Bleistift, 19,6 × 15 cm Kunstmuseum Bern, Verein der Freunde

Membership Verein der Freunde Kunstmuseum Bern

Freunde ZPK

BKG

Berner Kunstfonds

Die Mitglieder des Vereins der Freunde Kunstmuseum Bern leisten einen wertvollen Beitrag an das Museum und an das Berner Kunstleben. Der Verein erwirbt mit den Beiträgen seiner Mitglieder hauptsächlich Kunstwerke für das Museum und rundet damit die Samm­ lung in ihren Schwerpunkten ab.

Als Freundin oder Freund des Zentrum Paul Klee profitie­­ren Mitglieder von freiem Ein­ tritt in alle Ausstellungen, umfassende Informationen über die vielfältigen Aktivitä­ten des Zentrum Paul Klee und exklusive Einblicke.

Die BKG fördert das Verständ­ nis für die zeitgenössische Kunst und unterstützt insbe­ sondere begabte junge Kunst­ schaffende, das Kunstmuse­ um Bern sowie die Kunsthalle Bern. Die BKG veranstaltet Führungen in Ausstellungen und organisiert Kunstreisen, Atelierbesuche und Vorträge.

Jährlich vergibt sie mit dem Louise Aeschlimann und Margareta Corti Stipendium den höchstdotierten privaten Kunstpreis der Schweiz. Im Jahr 1813 gegründet, gehört die BKG zu den ältesten In­ stitutionen, die sich in der Schweiz der Kunstförderung widmen.

1993 wurde der Berner Kunst­ fonds durch den Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, die Bernische Kunstgesell­ schaft BKG und die Kunsthalle Bern gegründet, um die Be­ ziehungen zu Mäzenen und Sponsoren auf privatwirt­ schaftlicher Basis zu pflegen und zu koordinieren. Die Mitglieder leisten jährlich mit rund CHF 90 000 einen wich­ tigen Beitrag zur Inten­sivierung der Zusammenarbeit zwi­ schen Kunstmuseum Bern und Kunsthalle Bern sowie zur Kunstvermittlung und zum Kunstleben. Der Berner Kunst­ fonds zählt an die 60 Mit­ glieder ( Private, Firmen und Institutionen ).

Mitglieder profitieren von di­ ver­­sen Vergünstigungen, Einladungen zu Eröffnungen und exklusiven Veranstal­ tungen. Zudem erhalten sie freien Eintritt in die Sammlung und Wechselausstellungen des Kunstmuseum Bern sowie per 2019 auch ins Zentrum Paul Klee.

Mehr Infos unter www.kunstmuseumbern.ch/ vereinderfreunde Verein der Freunde Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern +41 31 328 09 44 member@kunstmuseumbern.ch

Zudem leisten Mitglieder einen wichtigen Beitrag an ein in der Schweiz einzigartiges Kunst- und Kulturzentrum.

Mehr Infos unter www.zpk.org/freunde Freunde Zentrum Paul Klee Monument im Fruchtland 3 3006 Bern +41 31 359 01 01 freunde@zpk.org

Den Mitgliedern bietet die BKG freien Eintritt in die Sammlung und Wechselaus­ stellungen des Kunstmuse­um Bern. Ab 2019 profitieren Mitglieder auch von freiem Eintritt in die Ausstellungen im Zentrum Paul Klee.

Mehr Infos zu den exklusiven Angeboten für BKG-Mitglieder unter www.kunstgesellschaft.ch

Mehr Infos unter www.kunstmuseumbern.ch/ bernerkunstfonds Berner Kunstfonds Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern +41 31 328 09 44 member@kunstmuseumbern.ch

Bernische Kunstgesell­schaft BKG Hodlerstrasse 8—12 3011 Bern 7 +41 31 328 09 44 info@kunstgesellschaft.ch

Impressum Kunsteinsicht Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, info@kunsteinsichtbern.ch. HERAUSGEBER : Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8—12, 3011 Bern, www.kunstmuseumbern.ch. Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern, www.zpk.org. Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee. REDAKTION : Maria-Teresa Cano, Maria Horst, Thomas Soraperra. AUFLAGE : 18 000 Ex., erscheint 2-mal jährlich. BEZUG : In der Jahresmitgliedschaft der Gönnervereine enthalten, aufgelegt im Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee. GESTALTUNG : www.salzmanngertsch.com. DRUCK : www.staempfli.com. INSERATE : Therese Herren, +41 31 767 83 30, therese.herren@staempfli.com. UNTER­ STÜTZUNG : Wir bedanken uns für die grosszügige Unterstützung beim Verein der Freunde Kunstmuseum Bern und der Bernischen Kunstgesellschaft BKG. TITELBILD : Ausschnitt von Marina Abramović, Freeing the Voice, 1975/1994, Fotografie, 75,6 × 100,3 cm, Kunstmuseum Bern, © 2019 ProLitteris, Zurich

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Augenblicke b Der Sound-Künstler,

Forscher und Komponist Marcus Maeder, Nina Zimmer und Andreas Schriber, Geschäftsleiter Biovison, posieren vor der Installation Sounding Soil im ZPK.

b Führung für den Grossen und Kleinen Burgerrat in der Ausstellung Emil Nolde, mit dabei Burgergemeinde­ präsident Bernhard Ludwig.

b Chefkuratorin Fabienne Eggelhöfer

und Oskar Bätschmann, Universität Bern und SIK-ISEA Zürich, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung Emil Nolde im ZPK.

b Ballet Rambert zu Gast in der République Géniale.

b Thomas Hirschhorn stellt während der République Géniale im KMB das Projekt Robert Walser-Sculpture vor.

b Besuch des Französischen Aussen­

ministers Jean-Yves Le Drian im KMB : Nina Zimmer, Präsident der Dachstiftung KMB — ZPK a. i. Jonathan Gimmel, Jean-Yves Le Drian und die Französische Botschafterin der Schweiz Anne Paugam ( v.l.n.r. ).

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Augenblicke

b Heidi Maria Glössner

und Uwe Schönbeck lesen aus Briefen Robert Walsers im ZPK.

b Alvin Curran, US-

amerikanischer Komponist, gibt den Startschuss zu den Maritime Rites während der République Géniale.

b Nina Zimmer und

Thomas Baur, Leiter Post­ Netz, stellen die HodlerSondermarke anlässlich des 100. Todestages des Malers Ferdinand Hodler vor.

b Kathleen Bühler

begrüsst das Publikum an der Eröffnung der République Géniale im KMB.

b Künstler Alexander

Klee, Christine E. Stauffer, Galerie Kornfeld, die ehemalige Leiterin von Kultur Stadt Bern Veronica Schaller und Jonathan Gimmel während der Eröffnung der Ausstellung Emil Nolde im Gespräch.

b 5. Austausch- und

Vernetzungstreffen für Museen auf dem Weg zu mehr Inklusion im Kindermuseum Creaviva/ ZPK : Dani Suter, Leiter Augusta Raurica, Ver­­treterin der Kulturförderung Genf Véronique Lombard, Moderatorin Nicole Grieve, Kultur inklusiv, Chef­ kuratorin ZPK Fabienne Eggelhöfer und Nationalrat Christian Lohr.

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Kolumne

Profit-Orientierung Text : Laura de Weck / Illustration : Serafine Frey

Im Internet ist es nicht zu finden. Die

Leute müssen schon zu mir kommen, um sich das Produkt anzusehen.

MANN Ach so, Ihre Kunden kaufen die Ware in Ihrem Geschäft ?

FRAU Nein, die Ware ist nicht zu kaufen.

MANN Was ? !

FRAU Meine Kunden dürfen das Produkt nur

angucken, sie dürfen es nicht mit nach

Hause nehmen.

MANN Das ist ja schrecklich.

FRAU Mein Produkt ist sehr wertvoll.

MANN Wenn es so wertvoll ist, warum

verkaufen Sie es nicht ?

FRAU Damit die Leute es anschauen können.

MANN Hä ? Die Kunden kommen nur

zum Gucken ? Was um Himmels Willen

macht Ihr Unternehmen ?

FRAU Ich leite ein Museum.

MANN Ein Museum ?

FRAU Wir sind sehr erfolgreich.

MANN Erfolgreich ? Sie machen keinen Profit !

FRAU Das Unternehmen ist nicht profitorien­ tiert, wir profitieren von einem anderen Profit, orientieren aber die Leute durch die Kunst immer wieder neu.

MANN Durch die Kunst ?

FRAU Die Künste sind soziale Medien, ohne

Social Media zu sein. Kunst bildet,

ohne Schule zu sein. Kunst stützt

unsere Entwicklung, ohne Familie zu

sein. Kunst ist Rausch, ohne Droge

zu sein. Kunst ist Opposition, ohne

Politik zu sein. Kunst stiftet Sinn, ohne

Religion zu sein. Kurz : Kunst ist ein

Gewinn, ohne Wirtschaft zu sein.

FRAU

Frau und Mann begegnen sich auf einem Apéro.

Und ? Was machen Sie so im Leben ?

MANN Ich leite ein kleines Unternehmen.

FRAU Ah, ich auch.

MANN Sie auch ? Wie schön.

Wie läuft das Geschäft ?

FRAU Es läuft gut. Wir machen weder

Gewinne noch Verluste.

MANN Sie machen keinen Gewinn ?

FRAU Ja, der Staat muss uns unter die

Arme greifen.

MANN Das klingt ja furchtbar.

FRAU Mein Produkt ist kompliziert.

Man versteht nicht sofort, wie man es

anwenden soll und, was es einem

darüber hinaus bringt.

MANN Das klingt schrecklich.

FRAU Ja, mein Produkt macht weder schlank

noch gesund, und ich kann es nicht einmal als Geschenk verpacken.

MANN Sie arbeiten in den neuen Medien ?

FRAU Nein, das Produkt lässt sich auch nicht

up- oder downloaden.

MANN Wo findet man es denn ?

FRAU

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© MDAA, photo : Rémi Bénali artwork — atelierdebleu.ch

CÄSAR UND DIE RHONE. ANTIKE MEISTERWERKE AUS ARLES MUSÉE D’ART ET D’HISTOIRE, GENF 8. FEBRUAR — 26. MAI 2019 Avec un prêt exceptionnel de

Avec la participation exceptionnelle du musée du Louvre

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Heute und in Zukunft.

Deshalb unterstĂźtzen wir das Kunstmuseum Bern seit 1996 als Hauptsponsor. credit-suisse.com/sponsoring

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