KulturGut_1_2010

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Beim Studium hatte es ihr der künstlerische Bereich angetan. Hier lehrte unter anderem Professor Hans Pistorius, der am Bauhaus studiert hatte und mit seinen Studenten zur documenta nach Kassel fuhr. In ihm fand die angehende Kunstpädagogin einen akademischen Lehrer, von dem wichtige Anregungen für ihre künstlerische Entwicklung ausgingen. Bereits im Studium lernte Heidi Siethoff, für die Familie immer wichtig war, ihren späteren Ehemann kennen. Das Ehepaar zog 1969 aus beruflichen Gründen nach Würzburg und ließ sich 1975 in Höchberg nieder, wo es sich seitdem zuhause fühlt. Als aufmerksamer Beobachterin sind der Neufränkin Heide Siethoff bestimmte Mentalitätsunterschiede aufgefallen: Während im Norden, speziell in Göttingen, intellektuell geprägte Direktheit vorherrscht, gibt man sich in Franken vorsichtiger und kommunikativer. Was das Leben angenehmer macht, manchmal aber auch zu Problemen führt, weil Schwierigkeiten nicht angesprochen werden.

Unterricht macht Kunst bewusst Das Unterrichten hat Heide Siethoff immer begleitet. Schon als ihre Kinder klein waren, gab sie Kurse in Einrichtungen wie dem MatthiasEhrenfried-Haus. Dann folgte eine Lehrtätigkeit an der Fachoberschule. Sie schätzte den Umgang mit den jungen Menschen und stellte zudem fest, dass das Unterrichten durch die Notwendigkeit, Dinge in Worte zu fassen, für die eigene künstlerische Arbeit vieles klärte. Ihr Schaffen gliedert sich in deutlich erkennbare Phasen. Besonders wichtig war ihr die Zeichen-Zeit. Zeichen faszinieren sie durch ihren universellen Charakter – sie können bei den prähistorischen Kulturen Europas ebenso wie bei den Indianern in Arizona vorkommen. Über die intensive Beschäftigung mit diesen Zeichen gelangte sie schließlich zum Thema Schrift. Damit tat sich ein gewaltiges neues Gebiet auf, dessen fast schon wissenschaftliche Durchdringung mehr und mehr Raum einnahm. Ein Umstand, der Heide Siethoff schließlich zu KulturGut 01 | Seite

einem klaren Schnitt veranlasste: Sie beendete die Beschäftigung mit den Zeichen und gelangte über eine Zwischenphase zu der aktuellen Werkgruppe „Wirrsal“.

Mit dem Publikum sprechen Heide Siethoff hat immer den Kontakt zu anderen Künstlern gepflegt. Ihr Atelier befand sich bis zur Verlegung nach Höchberg in Kleinrinderfeld, wo sie Willi, Helmut und Kurt Grimm, Joachim Koch und Margot Garutti kennen lernte, mit denen sie seitdem freundschaftlich verbunden ist. Sie ist Mitglied der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) und im Berufsverband Bildender Künstler Unterfranken (BBK), wo sie viele Jahre als zweite Vorsitzende aktiv war. Rückblickend sieht sie: Vor einigen Jahren war es leichter, Kataloge und Ausstellungen zu organisieren, weil aufgrund der wirtschaftlichen Lage mehr Geld für Kunst zur Verfügung stand. Trotzdem kann Heide Siethoff die lange Liste ihrer Ausstellungen demnächst um eine weitere Bilderschau verlängern. Sie braucht den Kontakt zum Publikum, die Rückmeldungen. Für sie ist Kunst immer Mitteilung und folglich glaubt sie nicht, dass sie auf einer einsamen Insel sitzen und Kunst produzieren könnte. Denn „wenn man das Leben spiegeln, etwas über Seele und Gemeinschaft aussagen will, ist das wie eine Sprache. Und wenn man spricht, will man, dass es jemand hört.“

InfoS: 29. April, Sparkasse Würzburg,

Galerie Hofstraße: Ausstellungseröffnung | www.heide-siethoff.de

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