

Liebe Kundinnen und Kunden, liebe Münzfreunde,
Wir freuen uns, Ihnen mit der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins „Künker Exklusiv“ wieder einen aktuellen Einblick in unsere tägliche Arbeit und Projekte aus den letzten Monaten zu geben.
Wir beginnen mit einem Bericht zum zweiten Teil unserer Herbst-Auktionen, die ganz der Antike gewidmet sind. Insgesamt haben wir im Rahmen unserer Herbst-Auktionen sieben Kataloge mit 4715 Losen und einer Gesamtschätzung von 9 Mio. Euro für Sie vorbereitet. Da dieser Umfang nicht in einer einzigen Woche zu schaffen war, verteilen sich die sieben Auktionen auf zwei Auktionswochen: Vom 26. bis zum 30. September 2022 wurden bereits die Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit (Auktionen 373-375) versteigert, zudem fand eine Ordensauktion (Auktion 372) statt. Zur Drucklegung dieses Magazins stand das Ergebnis des ersten Teils noch nicht fest, wir informieren Sie aber wie gewohnt über unseren Newsletter über die Ergebnisse der schönsten Stücke.
Die zweite Auktionswoche mit antiken Münzen wird vom 18. bis zum 20. Oktober 2022 erneut als Saal-Auktion in Osnabrück durchgeführt. Das Spektrum ist diesmal besonders weit gespannt, denn neben exklusiven Raritäten aus den Sammlungen Köhlmoos, „Alexander der Große“ und eines norddeutschen Antikenfreundes, kommen auch römische und byzantinische Münzen aus der Salton Collection auf den Markt. Im Anschluss an die Saal-Auktionen werden am 21. Oktober als eLive Premium Auction 378 noch weitere Münzen aus der Salton Collection auf www.elive-auction.de versteigert.
Ein besonderes Interview durfte Julia Kröner mit zwei Kollegen aus unserem Außendienst führen: Roland Trampe, zuständig für unsere norddeutschen Kunden und Peter Zgorzynski, der im Raum Frankfurt als Ansprechpartner für Sie zur Verfügung steht. Die beiden Experten verfolgen mit Julia Kröner die Frage: Lohnt sich das Investment in Gold?
Unser wissenschaftlicher Berater Prof. Dr. Johannes Nollé durfte wieder im Rahmen unserer „Künker-Vorträge“ in ganz Deutschland unterwegs sein und bei zahlreichen Münzvereinen u.a. in Mainz, Bremen, Oldenburg, Nürnberg, Speyer und Dresden über „Europäisches Geld aus afrikanischem Gold“, „Englische Goldprägungen – von der Guinea zum Sovereign“ oder „Die Braunschweiger Löser und der Beginn eines neuen Zeitalters“ referieren. Alle Vorträge waren sehr gut besucht, zum Teil übertraf die Anzahl der Zuhörer sogar die Anzahl der Mitglieder des Vereins. Wir sind den Vereinen für die freundliche Aufnahme von Prof. Dr. Nollé und das entgegengebrachte Interesse sehr dankbar und freuen uns auf einen weiteren spannenden Austausch. Den Vortrag „Europäisches Geld aus afrikanischem Gold“ können Sie auf den Seiten 8-10 nachlesen.
In unserer Auktion 362 am 22. März 2022 kam eine aus der Salton-Collection stammende 44 mm große und 60,95 g wiegende Goldmünze zur Versteigerung. Es handelte sich um einen achtfachen Rose-Noble der niederländischen Hansestadt Kampen. Während einfache Rose-Nobles der Stadt Kampen recht häufig sind, ist diese Münze ein extrem seltenes Stück, vielleicht sogar ein Unikum. Mit einem Gewicht von fast 2 Unzen ist der achtfache Rose-Noble eine der größten Goldmünzen der Frühen Neuzeit. Er war auf 250.000 Euro geschätzt, wurde aber nach einem Bietergefecht erst für 700.000 Euro + Aufgeld zugeschlagen. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war dies ein eigener Artikel wert. In der Ausgabe vom 22. März 2022 heißt es: «Zu einem Preis von 700.000 Euro ist am Dienstag in Osnabrück die teuerste jemals in Deutschland versteigerte Münze veräußert worden». Der Kampener Rose-Noble ist aber nicht nur wegen seines materiellen Wertes, sondern auch wegen seiner historischen Bedeutung eine extrem wertvolle Münze. Prof. Dr. Johannes Nollé hat seine Geschichte erzählt, die Sie auf Seite 7 lesen können.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen unserer neuen Ausgabe!

Dr. Andreas Kaiser
Termine 2022/23

Ulrich Künker
und der hessische Raum
Sammlung Dr. Hans-Jürgen Loos, Teil 1

Am Mittwoch, 21. September 2022 hielt unser Geschäftsführer Dr. Andreas Kaiser im Rahmen der wissenschaftlichen Vortragsreihe der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft einen Vortrag zum Thema „Frankfurter und hessische Münzen aus einer bedeutenden hessischen Spezialsammlung“.
Die Frankfurter Numismatische Gesellschaft gehört seit ihrer Gründung im Jahr 1906 zu den führenden deutschen Münzvereinen und konnte namhafte Numismatiker zu ihren Mitgliedern zählen: Dr. Julius Cahn, Carl Nathan Meyer, Dr. Ernst Justus Haeberlin, Dr. Busso Peus sowie Dr. Joachim Weschke.
An der regelmäßig einmal im Monat stattfindenden Vortragsreihe nehmen jedes Mal viele Mitglieder und Münzinteressierte teil.
Auch der Vortrag von Dr. Andreas Kaiser war gut besucht. Er stellte unsere Herbst-Auktion 374 vor, die die Sammlung von Dr. Hans-Jürgen Loos mit dem Titel „Hessen und der hessische Raum Teil 1“ beinhaltete. Jeder Sammler schafft mit seiner Sammlung ein besonderes Ensemble, das seine Interessen und Themenschwerpunkte spiegelt. So war Dr. Hans-Jürgen Loos ein begeisterter Heimatforscher. Dabei war nicht vorrangig die Vollständigkeit der Münzen Motivation, sondern der Wunsch, einen Überblick zur hessischen Münzprägung zu geben. Er bezeichnete seine Sammlung von rund 1.400 numismatischen Objekten aus sieben Jahrhunderten als „Geprägte Hessische Geschichte“.
Den zweiten Teil seiner Sammlung dürfen wir im kommenden Jahr in unseren Herbst-Auktionen 2023 auflösen. Dieser wird folgende Gebiete umfassen: Darmstadt, Homburg und Frankfurt sowie kleinere Mengen aus dem hessischen Raum von Erbach, Friedberg, Isenburg-Büdingen, Nassau und Stolberg-Königstein.

Für alle Interessierten, die nicht persönlich am Vortrag von Dr. Andreas Kaiser teilnehmen konnten, haben wir ihn gefilmt und für Sie auf unserer Webseite auf www.kuenker.de bereitgestellt.
Antike Kabinettstücke aus den Sammlungen Köhlmoos und Salton
Im zweiten Teil unserer Herbst-Auktionen werden mehrere umfangreiche Sammlungen mit antiken Münzen aufgelöst. Wir stellen Ihnen hier ein paar Highlights aus den Auktionen 376-378 vor, die vom 18.-21. Oktober 2022 in Osnabrück versteigert werden.
Das Spektrum ist diesmal besonders weit gespannt, denn neben exklusiven Raritäten aus den Sammlungen Köhlmoos, „Alexander der Große“ und eines norddeutschen Antikenfreundes kommen römische und byzantinische Münzen aus der Sammlung Salton auf den Markt. Gerade diese Partie enthält – wie vor den 1970er Jahren völlig normal – nicht nur Stücke in vorzüglich und besser, sondern auch in sehr schönen Erhaltungen. Hier bietet sich gerade dem Sammler mit kleinem Budget die Möglichkeit, ein Stück aus dieser für die Geschichte des deutschen Münzhandels so bedeutenden Sammlung zu erwerben.
Auktion 376: Die Sammlung Köhlmoos
Wer deutsche Münzen oder europäische Taler sammelt, der kennt den Namen Köhlmoos natürlich schon seit vielen Jahren. Dass das Unternehmerehepaar zusätzlich eine umfangreiche Kollektion von antiken Münzen zusammengetragen hat, das wussten nur wenige. Jetzt kommt diese Sammlung auf den Markt, und sie zeichnet sich genau wie alle anderen Sammlungen durch die hohe Qualität aus, die jedes einzelne Stück besitzt. Voll zentriert, perfekt erhalten, attraktiver Stil, ansprechende Patina, dies sind die Charakteristika der Münzen, die es in die Sammlung Köhlmoos geschafft haben. 189 Lose von außergewöhnlicher Qualität und mit meist sehr guter Provenienz warten auf neue Besitzer.


Los 4029: Perikle / Lykien. Stater, 380-360 v. Chr. Aus Auktion Peus 386 (2006), Nr. 246. Wohl das besterhaltene bekannte Exemplar. Vorzüglich.
Schätzung: 20.000 Euro


Los 4097: Pertinax, 193. Aureus. Aus der Sammlung Motte, Auktion Bourgey (1951), Nr. 40. Sehr selten. Fast vorzüglich.
Schätzung: 40.000 Euro
Auktion 376: Die Sammlung „Alexander der Große“
Wie bei vielen Sammlern stand bei diesem Sammler zunächst Alexander der Große im Mittelpunkt. Doch als er irgendwann alle Münztypen besaß, die sich mit der Person und Geschichte Alexanders in Verbindung bringen lassen, widmete sich der Kunstfreund, der die Sammlung „Alexander der Große“ zusammentrug, den vielen anderen Schönheiten der griechischen Numismatik. Er brachte in mehr als 20 Jahren ein beeindruckendes Ensemble zusammen, das jetzt auf einen neuen Besitzer wartet.
Ob keltische Prägungen in feinster Qualität, ob griechische Münzen in Gold, Silber und Elektron, ob archaisch, klassisch oder hellenistisch, der Sammler achtete darauf, Münzen in hervorragenden Erhaltungen und von ausgezeichnetem Stil zu kaufen.


Los 4286: Temesa / Bruttium. Stater, frühes 5. Jh. v. Chr.
Aus Auktion Leu 86 (2003), Nr. 263. Äußerst selten. Wohl das beste bekannte Exemplar. Vorzüglich. Schätzung: 30.000 Euro


Los 4425: Berge / Thracia
Stater, um 500 v. Chr. In dieser Erhaltung von größter Seltenheit. Prachtexemplar von feinstem archaischen Stil. Herrliche Patina, vorzüglich. Exemplar der Sammlung Prof. S. Pozzi, Auktion Naville I, Luzern 1921, Nr. 689 Schätzung: 30.000 Euro


Los 4848: Kyrene / Kyrenaika. Tetradrachme, 480-435. Erworben 1969 in Frankreich. Sehr selten. Wohl eines der besterhaltenen Exemplare. Vorzüglich.
Schätzung: 30.000 Euro
Auktion 376: Sammlung eines „norddeutschen Antikenfreundes“
Dass der norddeutsche Antikenfreund Sizilien, Unteritalien und ganz besonders die Stadt Syrakus liebte, wird sofort klar, wenn man sich die 81 Münzen ansieht, die aus dieser Sammlung stammen und in unserer Auktion 376 angeboten werden. Dreiviertel der offerierten Münzen stammen aus Sizilien, die meisten davon aus der Stadt Syrakus. Für den Kenner gibt es einiges an großartigen Raritäten zu entdecken, so den goldenen Hemistater, den Pyrrhos während seines Bündnisses mit Syrakus prägen ließ.


Los 4351: Syrakus / Sizilien. Tetradrachme, 510-500. Aus der Rosen Collection, Auktion Münzen & Medaillen AG 72, Basel 1987, Nr. 456. Sehr selten. Vorzüglich.
Schätzung: 20.000 Euro


Los 4387: Syrakus / Sizilien. Pyrrhos, 278-276. Hemistater. Aus der Auktion Nomos AG 13, Zürich 2016, Nr. 140. Sehr selten. Vorzüglich.
Schätzung: 40.000 Euro
Auktion 376: Römische Münzen
Sammeln Sie kostbare Aurei resp. Solidi, Sesterzen in feinster Erhaltung, Cistophoren oder Medaillons? Auktion 376 bietet Ihnen eine Fülle von Material, um Ihre Sammlung zu erweitern. Das zeitliche Spektrum reicht vom frühen republikanischen Schwergeld bis hin zu den Münzen der Völkerwanderungszeit. Man findet sowohl republikanische, reichsrömische als auch provinzialrömische Prägungen. Eines aber hält dieses Angebot zusammen: Die Vielseitigkeit, die für jeden ein interessantes Stück in seiner Preisklasse bereithält.



5084: Valens, 364-378. Medaillon zu
am 18.12.1947 bei der
selten. Fast vorzüglich / Gutes sehr schön. Schätzung: 200.000 Euro
Auktion 377 / eLive Premium Auction 378: Die Salton Collection Teil 4: Römische und byzantinische Münzen
1.940 Lose mit römischen und byzantinischen Münzen aus der Salton Collection kommen am 20. und 21. Oktober 2022 zur Versteigerung. Sie gehörten einst Mark und Lottie Salton und haben deshalb eine ganz eigene Geschichte, die wir in einer eigens produzierten Broschüre erzählen. Sie können diese auf unserer Webseite herunterladen oder den Film dazu auf unserem Youtube-Kanal anschauen.
Nachdem wir im Frühjahr die europäischen Münzen der Salton Collection versteigert haben, folgen nun im 4. Teil der Sammlung die römischen und byzantinischen Münzen. Es handelt sich um eine klassische Sammlung, die seit den 1950er Jahren zusammengetragen wurde. Wir haben die Sammlung aufgeteilt, und zwar in eine Saalauktion, die am Donnerstag, den 20. Oktober durchgeführt wird, und eine eLive Premium Auction, die am folgenden Tag ab 15.00 Uhr virtuell stattfindet. Beide Sammlungsteile, Auktion 377 und eLive Premium Auction 378 sind in einem Katalog publiziert.


vorzüglich.
Schätzung: 10.000 Euro


Los 6898: Burgunder. Sigismund, 516-524. Solidus im Namen des Iustinus I., nach 518.
Sehr selten. Vorzüglich.
Schätzung: 10.000 Euro

Hebst-Auktionen, Teil 2: Antike
Auktion 376 18./19. Oktober 2022
Auktion 377 20. Oktober 2022
eLive Premium Auction 378 21. Oktober 2022
Antike Münzen aus der Sammlung Annemarie und Gerd Köhlmoos Münzen der antiken Welt aus diversem Besitz, u. a. aus der Sammlung des norddeutschen Antikenfreundes und der Sammlung “Alexander der Große”
THE SALTON COLLECTION, PART IV Ancient Roman und Byzantine Coins (Antike Münzen von Rom und Byzanz)
THE SALTON COLLECTION, PART IV Ancient Roman und Byzantine Coins (Antike Münzen von Rom und Byzanz)
Los 4884: Römische Republik. P. Clodius Turrinus. Aureus, 42. Selten. Sehr schön. Schätzung: 30.000 Euro
Los
4 1/2 Solidi, Trier. Erworben
Firma Ratto für 448.500 Francs. Äußerst
Los 5902: Pertinax, 193. Sesterz. Sehr selten. Felder leicht geglättet, sonst
Lohnt sich das Investment in Gold?
Ein Gespräch mit unserem Außendienst
Es gibt in Deutschland zahlreiche Münzliebhaber. Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen Münzen sammeln, allerdings nicht. Vor der Corona-Pandemie besuchten mehr als 15.000 Münzinteressierte den wohl größten Branchentreff, die World Money Fair. Auch die erste Nach-Corona-Messe in Deutschland, die Sommer-World Money Fair im Juli war sehr gut besucht. Ob als Anlage- oder Sammlermünzen: Das Sammeln von Münzen ist und bleibt in unserer Gesellschaft sehr populär.
Viele unserer Kunden kennen uns als Auktionshaus für historische Sammlermünzen. Unsere Handelsabteilung mit modernen und historischen Anlagemünzen ist hingegen nicht allen Kunden bekannt. Mit diesem Interview verfolgen wir die Frage: Lohnt sich das Investment in Gold?
Als Gesprächspartner stehen uns zwei sehr erfahrene Mitarbeiter Rede und Antwort: Roland Trampe, unser Repräsentant im Außendienst aus Hamburg sowie Peter Zgorzynski, der als Künker-Repräsentant im Rhein-Main-Gebiet tätig ist. Das Interview führte Julia Kröner am 19. September 2022.
Herr Zgorzynski, ich freue mich sehr, dass Sie Ihr Wissen heute mit uns teilen. Ich beginne direkt mit einer Frage, die sicher jedem Münz-Interessierten im Moment unter den Nägeln brennt: ist es in Zeiten einer andauernden Pandemie und Krieg in Europa noch sinnvoll, Gold zu kaufen? Wie sehen Sie den Einfluss von Corona und dem Krieg in der Ukraine auf den Goldkauf?
Im Januar 2020, also vor Corona, kostete die Unze Gold in etwa 1400 Euro. Im September 2021 l ag der Goldpreis pro Unze Gold bei 1550 Euro. Mit Ausbruch des Konfliktes konnten wir sogar einen Goldpreis von nahezu 1900 Euro pro Unze sehen. Heute, Mitte September 2022, haben wir einen Preis von 1720 Euro pro Unze. Sie können also sehen, dass auch ein Investment in Gold mit Verlustrisiken verbunden ist. Wichtig ist, dass Anleger in Gold eine Langfristperspektive haben und nicht zu kurzfristigen Verkäufen gezwungen sind. So kann man Marktschwankungen für sich nutzen. Langfristig betrachten wir Gold als gutes Investment und als Schutz vor Inflation.
Krügerrand
Preisentwicklung von Münzen und Barren aus dem Segment Anlagegold
20 Mark Wilhelm II Jaeger 252
20 SFR Vreneli Friedberg 499 Schlumberger 49 Divo 432
An dieser Stelle möchte ich gerne nachfragen. Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Goldhandel haben mir zum Beispiel im April 2020 davon berichtet, dass Anlagemünzen oder auch Goldbarren nur begrenzt verfügbar gewesen sind und mit langen Lieferzeiten gerechnet werden musste. Bedeutet dies, dass es wirklich am Rohstoff Gold mangelte oder was war der Grund für diese Situation?
Gold ist wie jeder andere Rohstoff ein endliches Produkt, jedoch nicht so selten wie andere Metalle auf unserem Planeten. Neben der Förderung aus Minen von mehr als 3.000 Tonnen jährlich wird auch altes Gold recycled. Der Grund für diese Nachfragesteigerungim Frühjahr 2020 war die „Panik“, die sich zu dem Zeitpunkt bei der Kundschaft zeigte. Viele Anleger investierten in dieser Zeit in Goldbarren oder
klassische Anlagemünzen. Die Nachfrage war also sehr hoch, und gleichzeitig war das Angebot knapp, weil die weltweiten Corona-Maßnahmen mit ihren Einschränkungen zu einem Nachschubproblem am Goldmarkt führten.
Welche Goldmünzen gehören zu den klassischen Anlagemünzen?
Der Krügerrand aus Südafrika wird als älteste Goldanlagemünze jedem ein Begriff sein. Die Prägung des Krügerrands begann im Jahr 1967 und wird auch weiterhin fortgesetzt. Darüber hinaus sind sogenannte „Maple Leaf“ aus Kanada, „Wiener Philharmoniker“ aus Österreich, 20 Schweizer Franken „Vreneli“ sowie „American Eagle“ aus den USA und „Nuggets“ aus Australien zu nennen. Im Bereich der Goldbarren sind die Barren in der Gattung 1 Kilogramm, 500 Gramm, 250 Gramm, 100 Gramm und 50 Gramm am geläufigsten. Je nachdem wie „groß“ das einzelne Anlageprodukt ist, desto höher oder geringer ist das zu zahlende Aufgeld (Agio) auf den aktuellen Goldpreis.
Das bedeutet, ich darf den aktuellen Goldpreis, den ich aus der Zeitung oder aus dem Internet kenne, nicht als Kaufpreis für mich werten?
Ja, das ist richtig, der reine Goldpreis ist eine erste Orientierung. Die Produktionsstätten haben Kosten für die Herstellung von Barren und Münzen. Diese werden als Agio auf den Goldpreis gerechnet und meist eins zu eins an den Kunden zzgl. Handelsmarge des Goldhändlers weiter gereicht. So sind aktuell Aufgelder beim Krügerrand von 3-6% durchaus üblich. Bei einer halben Unze kann das Aufgeld durchaus auch bei 7-10% liegen. Umso kleiner sie dann in der Stückelung werden, desto höher ist das Aufgeld. Neben dem Aspekt der Kosten der Herstellung des Produktes spielt auch die Verfügbarkeit am Markt eine Rolle. Ist, wie beim Beginn der Corona-Pandemie, das allgemeine Gefühl vorhanden,

Auktion 375, Los 2343
Löser zu 4 Reichstalern 1666, Zellerfeld, auf seinen 88. Geburtstag. Feine Patina, sehr schön.
Schätzung: 5.000 Euro
Zu seinem 88. Geburtstag ließ August der Jüngere eine ganze Serie von Schaustücken prägen, vom 1 1/2fachen bis zum 6fachen Taler. Es wurden je zwei Stempel für die größeren Löser vom 4fachen an benötigt, sowie 3 Vorderseitenstempel und 2 Rückseitenstempel für die kleineren Löser bis zum 3fachen. Die Stücke waren so beliebt, daß die kleineren am Ende des 17. Jahrhunderts zweimal nachgeprägt wurden.
man müsse sofort Geld investieren, entsteht ein Gefühl von Knappheit und Ungewissheit. Dies führt zu einer Steigerung von Beschaffungskosten beim Goldhändler.
Welche Frage hören Sie derzeit sehr oft im Gespräch mit unseren Kunden? Wann ist ein guter Zeitpunkt, um Gold zu kaufen?

volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der damaligen Zeit. Gleichzeitig haben diese Prägungen aber auch einen deskriptiven Charakter und beschreiben bestimmte Ereignisse wie z.B. Geburtstage.
Bei Anlagemünzen oder Goldbarren ist davon auszugehen, dass immer wieder „neues“ Material produziert wird. Die Staaten bzw. Scheideanstalten werden auch weiter Goldbarren produzieren oder Ausgabeprogramme für Münzen fortführen. Zudem wird auch recyceltes Material im Markt weiterhin vorhanden sein.
Wenn ich also Preußen sehe, ist es immer Anlagegold?
Nein, wie so oft bei Münzen kommt es auf die Details an. Wenn Sie bspw. ein 20 Mark Stück von Wilhelm I. aus dem Jahr 1877 C (C steht hierbei für den Prägeort Frankfurt) in den Händen halten, haben Sie eine Rarität. Diese Münze hat wie jede andere 20 Mark Münze aus dem deutschen Kaiserreich einen Feingoldgehalt von 7,168 Gramm, wird aber deutlich über dem Goldwert gehandelt. Sie finden solch eine Münze eher in unseren Auktionen oder auch in unserem Online-Shop. Je nach Qualität kann eine solche Münze in den Auktionen einen Zuschlagspreis zwischen 6.000 und 12.000 Euro erzielen.
Herr Trampe, wenn ich unsere Auktionskataloge durchblättere, sehe ich immer wieder Erhaltungsangaben wie „sehr schön“ bis „Stempelglanz“. Worauf muss ich beim Erwerb von numismatischen Sammlermünzen achten?
Die Qualität der Münze hat einen entscheidenden Einfluss auf den Preis. Umso besser ein Exemplar erhalten ist, desto höher ist der Preis. Nachteilig für den Preis sind aber auch Beschädigungen wie z.B. Randfehler, Fassungsspuren, Prüfspuren usw. Es ist nicht empfehlenswert, solche Münzen auf sehr hohem Niveau zu kaufen.
Spielt diese Eingrenzung auch eine Rolle bei Anlagemünzen?
Bei Anlagemünzen ist ein Randfehler oder eine Prüfspur ein Makel, der sich aber nicht negativ auf den Preis auswirkt. Am Ende erhalten Sie als Kunde für beschädigte Anlagemünzen immer den Goldpreis abzüglich einer Handlungsmarge.
Ist es denn jetzt ein guter Zeitpunkt oder eher nicht? Wie bereits zu Beginn unseres Gespräches erwähnt, ist ein Investment in Anlagegold auch mit der Möglichkeit verbunden, Geld zu verlieren. Zudem müssen Sie mit Kosten für die Lagerung, Versicherung etc. rechnen. Aber ja, ich glaube an Gold als Investment und die bekannte und auch von mir vertretene Meinung ist, dass jeder 10-15% seines Vermögens in physischem Gold halten sollte. Je nach Risikoappetit kann dieser Anteil auch höher oder geringer sein. Wie André Kostolany schon sagte: „An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.“ Also setzen Sie bei Überlegungen eines Investments in Gold nicht alles auf eine Karte. Wir beraten Sie gerne und unterbreiten einen individuellen Vorschlag.
Herr Trampe, als unser jahrelanger Mitarbeiter im Außendienst betreuen Sie unsere Kunden sowohl beim Verkauf, als auch bei der Einlieferung ihrer Sammlung zu unseren Auktionen sowie beim Aufbau einer eigenen Münzsammlung. Was bedeutet eigentlich Numismatik?

Auktion 308, Los 2671
Brandenburg-Preußen

Wilhelm I. 1861-1888. Doppelter Vereinstaler 1863. Von größter Seltenheit. Nur 337 Exemplare geprägt. Fast vorzüglich. Schätzung: 6.000 Euro, Zuschlag: 8.000 Euro
Diese Frage kann man sehr weitgehend beantworten. Ich versuche dennoch mal eine kurze Erklärung. Die Numismatik besteht aus drei einzelnen Bereichen. Hierzu gehören die Münzkunde, Münzgeschichte und auch Geldgeschichte. Historische Münzen, die offiziell geprägt wurden, sind historische Quellen. Die Münze war mal gültiges Zahlungsmittel. Sie beleuchtet den volkswirtschaftlichen Zusammenhang aus der Vergangenheit. So sind z.B. imposante Prägungen der Löser in Gewichten von z.T. 10-fachen Talern aus Braunschweig-Lüneburg ein Ausdruck der hohen
Im Bereich unserer Saal- und eLive-Auktionen wird aber mit „endlichem“ Material gearbeitet. Ein Taler von Friedrich dem Großen wird nicht mehr produziert und die im Handel befindlichen Exemplare sind begrenzt. Nehmen wir als Beispiel einen sehr bekannten aus Silber geprägten Doppeltaler von Friedrich Wilhelm IV. aus dem Jahr 1846, mit einer Auflage von mehr als 1,47 Millionen Exemplaren, welcher in den unterschiedlichen Erhaltungen erworben werden kann. Die Qualität „sehr schön“ ist dabei wesentlich häufiger und damit günstiger als das Exemplar in feinstem „Stempelglanz“ mit einem entsprechend höheren Preis.
Spielt der Edelmetallpreis, in diesem Fall Silber, eine Rolle bei der Preisfindung? Nein, er spielt keine Rolle bei der Preisfindung. Die Qualität der Münze, die Verfügbarkeit und die Seltenheit der Münze sind entscheidend für den Preis. Lassen Sie uns bei dem Beispiel bleiben. Der Doppeltaler von Wilhelm I. aus dem Jahr 1863 ist nur 337 Mal geprägt worden und somit viel seltener und höherpreisiger als zuvor beschriebenes Exemplar. Hier ist dann auch eine Recherche der „Auktionsgeschichte“ der Münze sinnvoll und wird vom Interessenten honoriert. In unserer Auktion 308 durften wir mit der Losnummer 2671 einen doppelten Vereinstaler von 1863 anbieten, der vormals im Jahr 2011 in der Auktion Heidelberger Münzenhandlung Herbert Grün 58, Losnummer 1369, versteigert wurde.
Lassen Sie uns noch einmal von den Silbermünzen weggehen und uns wieder den Goldmünzen nähern. Gibt es historische Münzen, die ich auch im Goldhandel der Firma Künker erwerben kann?
Ja, die gibt es. So ist das 20 Mark Stück von Wilhelm II., z.B. aus dem Jahr 1898 mehr als 6,5 Millionen Mal geprägt worden. Diese Münze ist historisch – und dennoch eher eine Anlagemünze. Hier hat der Goldpreis ebenso wie die Verfügbarkeit am Markt einen Einfluss auf den zu zahlenden Preis. Solche Stücke finden Sie eher weniger in unseren Auktionen. Anders als zum Beispiel die 15 Rupien Münze aus Deutsch-Ost-Afrika. Diese können Sie sowohl in unseren Auktionen erwerben als auch direkt im Goldhandel oder in unseren Online-Shops. Der Goldpreis hat keinerlei Einfluss auf den zu zahlenden Preis.
Herr Zgorzynski, gibt es historische Anlagemünzen aus Deutschland?
Ja, die gibt es. Nehmen wir uns den „Jaeger-Katalog der Deutschen Münzen ab 1871“ zur Hand und blättern nach Preußen, dann werden Sie feststellen, dass zum Beispiel das 20 Mark Stück von Wilhelm II. aus dem Jahr 1894 fast 6 Millionen mal geprägt wurde. Dies ist also eine klassische und historische Anlagemünze. Ihr Wert ist abhängig vom Goldpreis zzgl. einer Handlungsmarge.
Herr Zgorzynski, was sind die häufigsten Goldanlageprodukte? Kann man bei Künker auch Goldbarren kaufen, wenn man dies wünscht? Was empfehlen Sie Ihren Kunden?
Das am häufigsten bei uns gehandelte Produkt ist sicherlich der Krügerrand bei den Münzen und im Bereich der Barren die Größen 50 und 250 Gramm. Also ja, auch Goldbarren können Sie über unseren Goldhandel erwerben. Genauso gut sind aber 20 Mark-Stücke, 20 Vreneli oder andere Münzen aus der lateinischen Münzunion als Investment geeignet und bei uns zu erwerben.
Wie entscheidend ist das Thema Fälschungen bei Münzen und Goldbarren?
Seitdem Münzen geprägt oder Barren hergestellt werden, gibt es natürlich auch Fälschungen. Eine Vielzahl an Fälschungen

Auktion 375, Los 3057

Reichsgoldmünzen, Oldenburg Nicolaus Friedrich Peter, 1853-1900.10 Mark 1874. Jaeger 241. Sehr selten in dieser Erhaltung. Prachtexemplar. Fast Stempelglanz. Schätzung: 20.000 Euro
ist z.B. für das Sammelgebiet der deutschen Münzen ab 1871 durch den Zahnarzt Schmidt- Hausmann entstanden. Dieser wurde wegen Falschmünzerei verurteilt. Oder sie betrachten den Karlsruher Münzskandal, der nur durch die Recherche engagierter Sammler aufgedeckt wurde. Münzfälschungen sind ein altbekanntes Problem, dem wir als Unternehmen professionell begegnen. Zum Glück gibt es heute zahlreiche technische Analysemethoden wie die RFA-Analyse oder die Leitfähigkeitsmessung, die uns bei der Identifikation der Fälschungen zur Seite stehen.
Was ist der sicherste Weg, Goldmünzen oder Barren zu kaufen? Wir geben grundsätzliche eine lebenslange Echtheitsgarantie für bei uns gekaufte Münzen oder Barren. Goldbarren sind darüber hinaus größtenteils von der Prägeanstalt zertifiziert. Der Berufsverband des deutschen Münzfachhandels hat uns mit dem Prädikat „zertifizierter Goldhändler“ ausgezeichnet. Mit anderen Worten: wer bei Künker kauft, kauft sicher.
Jäger 179 Vorzüglich Jaeger 241 Sehr schön Jaeger 288 Vorzüglich Jaeger 728a sehr schön bis vorzüglich Jaeger 277 Vorzüglich

Sie erwähnten vorhin die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines Sachverständigen bei der Begutachtung von Goldbarren bzw. Münzen. Gilt dies auch für numismatische Münzen? Ja selbstverständlich. Sollte es z.B. im Rahmen einer Bewertung der Sammlung für eine Erbschaft gehen, stehen wir auch hierbei gerne zur Verfügung.
Zu Beginn unseres Interviews durfte ich lernen, dass der Wert von Anlagemünzen abhängig ist vom aktuellen Goldwert. Herr Trampe, wovon hängt der Preis bei Sammlermünzen ab? Können Sie eine Markteinschätzung zu den Preisentwicklungen geben? Zwei Preisfaktoren für Sammlermünzen sind die Erhaltung und die Seltenheit. Mitunter gibt es aber durchaus auch
Roland Trampe (links) und Peter Zgorzynski
spekulatives Potential bei Sammlermünzen. Selbstverständlich spielt auch die Popularität eines Sammelgebietes eine große Rolle. Auch die Objektgeschichte oder Provenienz einer Münze hat einen immer größeren Einfluss auf den Preis.
Am Beispiel des 10 Mark Stücks aus Oldenburg von 1874 (J. 241), sehen wir in der Qualität „sehr schön“ ein konstantes Niveau um die 4.000 Euro mit nur relativ kleinen Ausschlägen nach oben oder unten. Aber wenn der Faktor „außergewöhnliche Erhaltung“ dazu kommt, sehen wir deutlich andere Preise. So dürfen wir im ersten Teil unserer Herbst-Auktion 375 unter der Losnummer 3057 ein 10 Mark Oldenburg in einer außergewöhnlichen Qualität anbieten. Die Schätzung liegt bereits bei 20.000 Euro.
Preisentwicklung von Münzen und Barren aus dem Segment Anlagegold
Abschließend möchte ich gerne anmerken, dass es unerheblich ist, ob Sie sich für klassisches Anlagegold oder Sammlermünzen aus unserem Auktionsangebot interessieren. In beiden Bereichen steht Künker – „Das Haus für geprägte Geschichte“ seit mehr als 50 Jahren für Seriosität und Zuverlässigkeit. Sie werden sowohl von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Kundenbetreuung als auch von unseren Partnern und Dependancen umfassend beraten.
Herr Trampe, Herr Zgorzynski, ich möchte mich ganz herzlich für Ihre Zeit bedanken. Sie haben uns einen guten Einblick in Ihr tägliches Geschäft gegeben und eine interessante Markteinschätzung abgegeben.
Künker-Standorte
Osnabrück
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück
Tel. +49 541 96202 0 · service@kuenker.de
Frankfurt
Künker Rodgau, c/o Peter Zgorzynski
Peter Zgorzynski
Telefon +49 6106 6269769 · peter.zgorzynski@kuenker.de
Hamburg
Künker Hamburg, c/o Roland Trampe
Roland Trampe
Tel. +49 40 22861362 · roland.trampe@kuenker.de
Konstanz
Künker Konstanz, c/o Michael Autengruber, Schulthaißstraße 10, 78462 Konstanz
Michael Autengruber
Tel. +49 7531 2829059 · michael.autengruber@kuenker.de
München Löwengrube
Künker Numismatik AG, Löwengrube 12, 80333 München
Dr. Hubert Ruß
Tel. +49 89 5527849 0 · service@kuenker-numismatik.de
München Maximiliansplatz
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Maximiliansplatz 12a, 80333 München
Frank Richardsen, Olaf Niebert
Tel. +49 89 24216990 · muenchen@kuenker.de
Straßburg
Künker France Sarl, 4 rue des Francs-Bourgeois, 67000 Strasbourg, Frankreich Régis Poinsignon
Tel. +33 388 321050 · contact@kuenker.fr
Wien
Künker Wien, c/o Numfil GmbH, Seidengasse 16, 1070 Wien, Österreich
Petr Kovaljov Tel. +43 676 4838 733 · petr.kovaljov@kuenker.de
Brno (Brünn)
Künker Brno, c/o Numfil s.r.o., Kotlarska 266 /3, 602 00 Brno, Tschechien Petr Kovaljov Tel. +420 603 811031 · petr.kovaljov@kuenker.de
Zürich
Künker Zürich, c/o Hess-Divo AG, Löwenstraße 55, 8001 Zürich, Schweiz
Ulf Künker
Tel. +41 44 2254090 · zuerich@kuenker.de
„Allein die Tatsache, die Münzen aus dem Katalog mal in echt zu sehen, war für mich sehr spannend.“
Während
unserer diesjährigen Sommer-Auktion hatten wir einen Schüler-Praktikanten der Osnabrücker Ursulaschule zu Gast bei uns.

Jonah Okrassa ist 16 Jahre alt und in der 10. Klasse. Im Rahmen eines Betriebspraktikums, das alle Schüler der 10. Klassen absolvieren müssen, hat er sich für Künker entschieden und das aus langjähriger Überzeugung!
Jonah Okrassa (16), münzbegeisterter Schülerpraktikant bei Künker
Während unserer Sommer-Auktion hat
Jonah Okrassa auch viel Zeit im Auktionssaal verbracht.

dass Deine Praktikumszeit genau in unsere Sommer-Auktion fällt. Aber bevor wir genauer auf Deine Aufgaben während der Auktion eingehen, erzähl uns doch erst einmal ein wenig von Dir. Ja, sehr gerne! Mein Name ist Jonah Okrassa, ich bin 16 Jahre alt und gehe in die 10. Klasse der Ursulaschule. Neben dem Münzensammeln sind seit vielen Jahren vor allem Fußball und Gitarre spielen meine größten Hobbys.
Das Haus Künker ist Dir nicht unbekannt, Du warst als junger Schüler schon öfter zu Gast bei unseren Auktionen. Was genau hat Dich dazu gebracht?
Das stimmt, ich war seit 2014/15 bei vielen Künker-Auktionen dabei. Damals war ich 9 Jahre alt, habe auch schon Münzen gesammelt, aber erst Durch die Auktionen erfahren, dass eines der größten Auktionshäuser für Münzen vor meiner Haustür seinen Stammsitz hat. Die Besuche bei den Auktionen haben mein Interesse für Münzen dann natürlich noch mehr verstärkt, vor allem weil ich schon damals so nett behandelt wurde. Zum Beispiel wurden mir geDuldig viele tolle Münzen gezeigt und erklärt und ich habe die Auktionskataloge immer geschenkt bekommen. So habe ich auch gemerkt, dass mich die altdeutschen Münzen und die Antike am meisten interessieren.
Künker machen würde.
Beschreib uns doch mal ein wenig, was Deine Aufgaben während der Auktionswoche waren und wie Dir der Einblick hinter die Kulissen gefallen hat. Während der ersten Woche war ja zufällig gerade die Sommer-Auktion, also eigentlich ein perfekter Zeitpunkt für mein Praktikum. Vor allem habe ich während der Auktion Protokoll geschrieben, das heißt Zuschlag und Bieternummer für jedes Los notiert. Ich habe also viel Zeit im Auktionssaal verbracht. Da mich die Auktionen schon immer interessiert haben, war ich sehr zufrieden mit meiner Aufgabe in der ersten Woche.
Du warst auch nach der Auktion noch eine Woche bei uns im Haus. Was genau waren dort Deine Aufgaben? In der zweiten Woche war ich zunächst in der Versandabteilung. Dort habe ich die Kollegen beim Sortieren von Büchern unterstützt. Im Anschluss erhielt ich Einblicke in das Fotostudio, wo gerade die Münzen für die nächste eLive-Auction fotografiert wurden. Die meiste Zeit war ich aber in der Numismatik-Abteilung.
In der Antike habe ich bei römischen Denaren die Dichte und Leitfähigkeit gemessen. Das wird gemacht, um die Echtheit der Münzen zu überprüfen. Bei Auffälligkeiten wird die Münze dann quasi geröntgt, um zu erkennen, ob die Legierung der Metalle authentisch ist oder nicht. Außerdem habe ich beim „Legen“ geholfen, das bedeutet, die Münzen werden für die Auktion in die richtige Reihenfolge gebracht. Zudem habe ich Fotos einer besonderen Sammlung von Statthalterprägungen gemacht. Die letzten beiden Tage war ich noch in der NeuzeitAbteilung tätig, wo ich zunächst auch beim Legen geholfen habe. Am letzten Tag habe ich mit Herrn Dr. Ziegert besondere Stücke der kommenden Herbst-Auktion bestimmt. Die umfangreiche numismatische Bibliothek der Firma Künker hat mich dabei besonders beeindruckt, denn für die Recherche über die einzelnen Stücke werden Bücher aus mehreren Jahrhunderten genutzt. Diese Arbeit hat mir besonders viel Spaß gemacht. Insgesamt bin ich sehr glücklich, dass ich in den zwei Wochen so viele Bereiche kennengelernt habe. Allein die Tatsache, die Münzen aus dem Katalog mal in echt zu sehen, war für mich sehr spannend. Während meines gesamten Praktikums habe ich mich sehr wohl gefühlt. Dafür möchte ich mich bei allen bedanken!
Das Interview führte Julia Kröner am 1. Juli 2022.
Der Kampener Rose-Noble

I
n unserer Auktion 362 am 22. März 2022 kam eine aus der Salton-Collection stammende 44 mm große und 60,95 g wiegende Goldmünze zur Versteigerung. Es handelt sich um einen achtfachen Rose-Noble der niederländischen Hansestadt Kampen. Während einfache Rose-Nobles der Stadt Kampen recht häufig sind, handelt es sich bei dieser Münze um ein extrem seltenes Stück, vielleicht sogar um ein Unikum. Mit einem Gewicht von fast 2 Unzen ist der achtfache Rose-Noble eine der größten Goldmünzen der Frühen Neuzeit. Er war auf 250.000 Euro geschätzt, wurde aber nach einem Bietergefecht erst für 700.000 Euro + Aufgeld zugeschlagen. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war dies ein eigener Artikel wert. In der Ausgabe vom 22. März 2022 heißt es: «Zu einem Preis von 700.000 Euro ist am Dienstag in Osnabrück die teuerste jemals in Deutschland versteigerte Münze veräußert worden». Der Kampener Rose-Noble ist aber nicht nur wegen seines materiellen Wertes, sondern auch wegen seiner historischen Bedeutung eine extrem wertvolle Münze.
Das niederländische Kampen, das kurz vor der Mündung der IJssel in das Ketelmeer liegt, besitzt eine überaus sehenswerte Altstadt, die auch heute noch einen Besuch lohnt. Das frühneuzeitliche Stadtbild, das der berühmte niederländische Kartograph Joan Blaeu um 1649 aus der Vogelflug-Perspektive zur Darstellung brachte, ist bis heute weitgehend bewahrt geblieben. Es erinnert an die große Vergangenheit dieser niederländischen Hansestadt. Mit Deventer und Zwolle gehörte Kampen zu den reichsten und bedeutendsten Hansestädten der Niederlande; zu Beginn des 15. Jhdts. besaßen die Kampener Kaufleute 120 seetüchtige Schiffe, und die Stadt war fast so groß wie Amsterdam. Kampen profitierte von Tuchproduktion und -handel, hatte aber auch bedeutende Glocken- und Kanonengießer.

Motivgeschichtlich ist diese Münze von höchstem Interesse. Ihr Design orientiert sich an zeitgenössischen Sovereigns der englischen Königin Elizabeth I. (1558-1603) aus der Zeit um 1600 (vgl. Spink, Standard Catalogue of British coins, 50th edition, London 2015, 257 Nr. 2529): Die bekrönte Königin, in der Rechten ein Szepter, in der Linken einen Reichsapfel haltend, thront in Vorderansicht zwischen zwei Halbsäulen. Zu ihren Füßen ist das Wappen von Kampen zu sehen. Umgeben ist das Vorderseitenmünzbild von einem Psalmspruch: NON VIDI IVSTVM DERE(lictum) N-EC SEMEN EI(us) QVÆ(rere) PANEM/Nie sah ich einen Gerechten verlassen noch seine Kinder betteln um Brot (Psalm 37, 25). Dieser Psalmvers wurde von mehreren Kirchenvätern (etwa von dem Übersetzer der Bibel ins Lateinische, Hieronymus, in seinem Brief an Eustochius, 22, 32) kommentiert und kommt auch häufiger auf Münzen vor (vgl. etwa W. Leschhorn, Braunschweigische Münzen und Medaillen, Braunschweig 2010, 105 auf Münzen Herzog Heinrichs d. Jüngeren). Auf der Rückseite des Kampener Goldstücks ist in eine stilisierte (Tudor)-Rose das spanische Wappen eingefügt, das aus der Burg von Kastilien, dem aufrecht stehenden Löwen von León und den Pfählen von Aragon zusammengesetzt ist. Nominell gehörte Kampen damals zu den spanischen Niederlanden. Erst mit dem Westfälischen Frieden von Osnabrück und Münster wurde die Unabhängigkeit der Niederlande und damit die Zugehörigkeit Kampens zu den niederländischen Generalstaaten anerkannt. Umgeben ist diese seltsame Verbindung von Wappen zweier verfeindeter Mächte von der Umschrift: MONETA AVREA IMPERIALIS CIVITATIS CAMPENSIS/Goldmünze der Reichsstadt Kampen.

Künker-Auktion 362 - Los 1280 Niederlande. Stadt Campen.
Achtfacher Rosenoble o. J. (1600).
Geprägt nach dem Vorbild des vierfachen Sovereign der englischen Königin Elisabeth.
Schätzung: 250.000 Euro, Zuschlag: 700.000 Euro
Niederlanden und Dänemark, nachgeahmt (dazu H.E. Ives, Foreign Imitations of the English Noble [Numismatic Notes and Monographs 93], New York 1941). Dieses Goldstück ist aber viel zu groß und wertvoll, um als Handelsmünze dienen zu können. Es handelt sich bei ihm um eine ordensähnliche Geschenkmünze, die in extrem seltenen Fällen an Personen verliehen wurde, die sich um Kampen in besonderer Weise verdient gemacht hatten. Wir wissen dies aus dem Anstellungsvertrag des städtischen Münzmeisters von Kampen, Hendrik Wijntgens, der darin bevollmächtigt wurde, «tot het maken van gouden beloningspenningen, in de vorm van dubbele rozenobels of gouden souvereinen wier gewicht varieert van 13 tot 61 gram» (P.J. Soetens, De muntslag te Kampen, in: Kamper Almanak 1962-1963, 270-300, bes. 288: «zur Herstellung von goldenen Belohnungsmünzen in der Form von doppelten Rose-Nobles der Gold-Sovereigns, deren Gewicht zwischen 13 und 61 g variieren kann»). Diese Kampener Goldmünze wurde also ähnlich verwendet wie die goldenen Portugalöser Hamburgs.

Schiff am IJsselkade in Kampen
Englische Münzen (Nobles und Sovereigns) waren, seitdem England unter Elizabeth I. zu einer Großmacht geworden war, ein beliebtes internationales Zahlungsmittel und wurden vielfach, besonders aber in den
Das in der Salton-Auktion versteigerte, extrem seltene wie auch extrem interessante Goldstück gehörte zur Sammlung des jüdischen Münzhändlers Felix Schlessinger, der nach Repressalien der Nationalsozialisten 1936 von Berlin in die Niederlande emigrierte. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen wurden Felix Schlessinger und seine Frau verhaftet, deportiert und in Auschwitz ermordet. Schlessingers Münzen wurden teils beschlagnahmt, teils aber vor dem Zugriff der deutschen Besatzer versteckt. 1950 wurden die geraubten Goldmünzen durch die Vermittlung von Jacques und Hans Schulmann dem rechtmäßigen Eigentümer, Felix Schlessingers Sohn Mark Salton, restituiert. Aufgrund der engen Freundschaft von Mark und Lottie Salton mit dem Gründer unseres Hauses, Fritz Rudolf Künker, wurde die SaltonCollection und darunter diese faszinierende Münze am 22. März 2022 in Osnabrück verauktioniert. Habent sua fata monetae –Münzen haben ihr eigenes Schicksal!
Text: Prof. Dr. Johannes Nollé
Vogelschauperspektive auf Kampen aus Joan Blaeus (1596-1673) Vedutenedition Toonneel der Steden (lat. Theatrum Urbium)
2:1
Europäisches Geld aus afrikanischem Gold
Die Bremer Numismatische Gesellschaft und ihr Vorsitzender, Dr. Christoph Stadler, hatten sich im Rahmen der Künker-Vorträge von unserem Scientific Consultant, Professor Dr. Johannes Nollé, einen Vortrag über „Geld aus afrikanischem Gold“ gewünscht. Gerne ist Professor Nollé diesem Wunsche nachgekommen, denn dieses Thema ist dazu angetan, über ein komplexes wie auch kompliziertes Verhältnis intensiver nachzudenken. Einem Haus wie Künker, das sich nach dem Verständnis und den Worten seines Gründers und Seniors, Fritz Rudolf Künker, als ,Haus für geprägte Geschichte‘ versteht, liegt so ein Thema am Herzen. Es geht uns nämlich bei diesen Vorträgen vor allem darum, Wissen über Münzen und Geschichte zu verbreiten, Zusammenhänge verständlich zu machen und Missverständnisse und Fehldeutungen aus der Welt zu schaffen.

Die Geschicke Europas und Afrikas sind immer eng miteinander verbunden gewesen. Die vielschichtigen Kontakte und tiefergehenden Beziehungen reichen von unseren frühesten Vorfahren bis in die jetzige Zeit, in der der Umgang Europas mit Afrika – insbesondere während der sogenannten Kolonialzeit – so intensiv wie nie zuvor diskutiert wird. Durch eine verstärkte Migration sind viele Afrikaner in Europa unsere direkten Nachbarn geworden, und es werden noch mehr werden.
Bevor wir uns dem eigentlichen Thema zuwenden, sei daran erinnert, dass die ersten Menschen moderner Prägung – d.h. die ,homines sapientes‘ – sich vor ca. 200.000 Jahren in Ostafrika entwickelt haben und von dort über Vorderasien nach Europa gekommen sind: Unter diesem Aspekt sind wir alle Afrikaner. Allerdings haben die nördlichen ,Afrikaner‘ in Europa und die südlichen Afrikaner auf dem Kontinent südlich des Mittelmeeres eine völlig andere historische Entwicklung genommen.
Die auf dem afrikanischen Kontinent lebenden alten Ägypter trieben intensiven Handel mit den ,europäischen‘ Kretern und Mykenern, aber auch mit dem südöstlichen Afrika und der Sahararegion. Die Römer beherrschten ganz Nordafrika, gaben Afrika den bis heute gebräuchlichen Namen, und ein punischer Afrikaner aus Leptis Magna, Septimius Severus, regierte von 193-211 als Kaiser das Imperium Romanum. Das Mittelalter stellte auf seinen Tafelbildern einen der heiligen drei Könige als Afrikaner dar. Die drei Könige galten als die Vertreter der damals bekannten drei Kontinente und der drei Lebensalter. Der afrikanische König verkörperte den jugendlichen Lebensabschnitt des Menschen. Im 15. Jhdt.
gelang es portugiesischen Seeleuten auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien, den gesamten afrikanischen Kontinent zu umrunden. Sie begannen, Afrikas Geographie zu erkunden und zu verstehen. Dabei hatten sie es mit den Stützpunkten, die sie überall anlegten, nicht zuletzt auf die Reichtümer Afrikas abgesehen. Auf die Entdecker folgten die Kolonisatoren und Missionare, so dass gegen Ende des 19. Jhdts. europäische Kolonialherren nahezu ganz Afrika unter sich aufgeteilt hatten. Den Löwenanteil sicherten sich Engländer und Franzosen. Nach dem 2. Weltkrieg setzte die Entkolonisierung ein. Afrikanische Kolonialgebiete, deren Grenzen oftmals von den Kolonialherren mit dem Lineal gezogen worden waren, wurden als selbständige Staatsgebilde in die Freiheit entlassen, was nicht selten zu einem organisatorischen Desaster, identitärer Überforderung und verheerender Armut führte. Das wiederum beschwor interne wie äußere Konflikte und Kriege herauf; oftmals war auch ein abgrundtiefer Hass auf die früheren Kolonialmächte die Folge, und dennoch wanderten nicht wenige Afrikaner in die Länder ihrer ehemaligen Kolonialherren ein. Bei einer gerechteren Verteilung der Reichtümer und einem besseren Umgang mit ihnen hätte die Flucht vieler Afrikaner aus ihrer Heimat vermieden werden können. Und in den letzten Jahren setzt der Klimawandel vielen Gebieten Afrikas besonders heftig zu, so dass viele Afrikaner ihre Existenzgrundlagen verlieren und Migration anscheinend der einzige Ausweg ist.
Lange bevor große Goldvorkommen in Süd- und Nordamerika, in Australien, China und Russland erschlossen wurden, war Afrika das Goldland schlechthin, und noch heute kommt viel Gold aus dem Boden Afrikas. Das war schon bei den ägyptischen Pharaonen der Fall, die allerdings Geld in unserem
Sinne noch nicht kannten und das aus Afrika stammende Gold nicht für Münzprägung verwendeten. Erst um die Mitte des 7. Jhdts. v. Chr. wurde von den Lydern das Münzgeld erfunden, und es waren die Griechen, die sofort die Bedeutung dieser Erfindung verstanden, sie aufgriffen und die Münze aus Edelmetall zum bedeutendsten Instrument der Wirtschaft entwickelten. Für die Griechen war Silber das wichtigste Münzmetall. Reines Gold wurde in beträchtlichem Umfang erst von Alexander dem Großen als Münzmetall verwendet, nachdem er die Schatzhäuser des persischen Großkönigs geplündert hatte. Es waren besonders die makedonischen Könige Ägyptens – die Ptolemäer –, die in großem Umfang Goldgeld prägen ließen, nicht zuletzt deshalb, weil sie keinen Zugang zu umfangreichen Silbervorkommen hatten. Gold stand ihnen hingegen reichlich zur Verfügung. In den zwischen Nil und Rotem Meer gelegenen Wüstengebieten Oberägyptens und Unternubiens gab es in den ausgetrockneten Flusstälern oder in Quarzgängen reiche Goldvorkommen. Ein ganz außergewöhnlicher Bericht des hellenistischen Schriftstellers Agatharchidas von Knidos schildert das Elend der in diese Bergwerke geschickten Strafund Kriegsgefangenen: „Die Könige Ägyptens übergeben die verurteilten Verbrecher, die Kriegsgefangenen, auch Menschen, die auf falsche Anklagen hin in den Kerker geworfen wurden, teils allein, teils mit Frauen und Kindern, den Goldbergwerken, um einmal die Verurteilten zu bestrafen und um andererseits durch den Einsatz ihrer Arbeitskraft in Besitz großer Einkünfte zu gelangen. Die Sträflinge, deren Zahl sehr groß ist, sind alle an den Füßen gefesselt und müssen Tag und Nacht ohne Pause durchgehend bei der Arbeit verharren, wobei sie von jeder Fluchtmöglichkeit sorgfältig abgeschnitten sind. Die Wachmannschaften bestehen aus barbarischen Soldaten, die eine fremde Sprache sprechen, so dass keiner irgenDeinen der Aufseher durch Überredung oder durch rührende Bitten bestechen kann.“ Agatharchidas schildert auch die technischen Verfahren, mit denen die goldhaltigen Quarzadern aus dem Gestein gebrochen, zerkleinert, zu Pulver gemahlen und schließlich ausgeschmolzen wurden. Der französische Archäologe Theodor Faucher hat bei Surveyarbeiten in Ägypten einige dieser Goldschürfstellen wiedergefunden und genauer untersucht, insbesondere die ausgehöhlten Quarzgänge und die Wiegesteine, mit denen das Quarzmaterial zu Pulver zerdrückt wurde. Niemand denkt heute an die Leiden der Minenarbeiter, wenn er die schweren und
William Janszoon Blaeus Karte von Afrika aus dem Jahre 1644.








wunderschön glänzenden ptolemäischen Goldmünzen in die Hand nimmt, die Könige und Königinnen des makedonischen Ägyptens feiern (Abb. 1-3). Wie wir heute wissen, bezogen die Herrscher Ägyptens über die Oasen, die westlich des Nils in der Libyschen Wüste liegen, auch ,Sahara-‘ bzw. ,Guineagold‘, das im südlichen Westafrika geschürft wurde und über Karawanenstraßen nach Nordafrika gelangte.
Auf dieses westafrikanische Gold griffen nach dem Ende der Antike vor allem die Muslime zurück, die nach der Begründung des Islam (622 n. Chr.) in unglaublicher Schnelle ganz Nordafrika und Spanien eroberten und sogar bis Mittelfrankreich vorstießen. Die schönen Dinare der nordafrikanischspanischen Dynastie der Almohaden dürften weitgehend mit westafrikanischem Guineagold geprägt worden sein (Abb. 4). Muslimische Heere hatten sogar Sizilien und Teile Unteritaliens erobern können. Besonders über diese Kontaktzone zwischen Europäern und Arabern floss Gold in das mitteleuropäische Europa und schuf die Voraussetzung für die ersten größeren Goldemissionen europäischer Staaten. Bis dahin hatten sie im gesamten Mittelalter fast ausschließlich leichtes Silbergeld verwendet. Der Zustrom von Gold aus Afrika hielt wegen der einmal geschaffenen Handelskontakte auch dann an, als die in das Mittelmeer eingedrungenen Normannen die Muslime aus Unteritalien und Sizilien vertrieben. Den Anfang europäischer Goldprägungen machte der Stauferkönig Friedrich II., der 1231/1232 in seinem von den Normannen ererbten Königreich ,Unteritalien und Sizilien‘ die berühmten ,Augustalen‘ prägen ließ (Abb. 5). Es handelte sich bei ihnen um Goldmünzen im Gewicht von ca. 5,3 g. Auf der Vorderseite bildeten sie Friedrich wie einen römischen Kaiser ab; die Legende bezeichnete ihn als IMPERATOR CAESAR FRIDERICVS. Auf der Rückseite ist der noch einköpfige Reichsadler zu sehen, der den Adler Roms bzw. Jupiters evoziert. Friedrichs Herrschaftsverständnis über das Heilige Römische Reich kommt in diesen Goldmünzen, die an die römischen Aurei anknüpfen, zum Ausdruck. Der Kaiser und König betont damit vor allem die Unabhängigkeit seiner Herrschaft von seinem Gegenspieler, dem Papst. Die Augustalen bilden den Auftakt zu den Goldprägungen der italienischen Handelsstädte Genua (Genovino; Abb. 6), Florenz (Fiorino) und Venedig (Ducato; Abb. 7), die in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. einsetzten und bald in ganz Europa imitiert wurden. Auch ihr Gold stammte zu großen Teilen aus Afrika. Ein neues Zeitalter der europäischen Goldprägungen aus afrikanischem Gold setzte mit der Expansion Portugals ein. Portugal war es im Jahre 1139-1143 gelungen, seine
Unabhängigkeit von Spanien zu sichern, 1250 hatte es die letzten Muslime aus der Algarve vertreiben können, die aber bis heute ihren arabischen Namen – ,Westland‘ – behalten hat. Diese Erfolge setzten in dem armen Portugal enorme Kräfte frei, insbesondere nachdem es den aus anderen Teilen Europas vertriebenen Rittern des Templerordens eine neue Heimstatt gewährt hatte. Nicht zuletzt mit Hilfe der Templer plünderten die Portugiesen die muslimische Hafenstadt Céuta, bei der viele der westafrikanischen Goldstraßen endeten. Die gewonnenen Reichtümer ermöglichten es Portugal, eine große Flotte zu bauen und weite Entdeckungsreisen zu unternehmen. Gesucht wurde vor allem der Seeweg nach Indien, weil die Eroberungen der muslimischen Türken die Verbindungen Europas mit Indien und China über Land gekappt hatten. In atemberaubender Schnelligkeit umrundeten die Portugiesen Afrika, gelangten nach Südarabien und an den Persischen Golf, erreichten Indien (1498), Indonesien (1511), China (1511) und Japan (1543) und waren vielleicht noch vor Cook die Entdecker Australiens. Über den Atlantik gelangten sie im Norden nach Neufundland, im Süden nach Brasilien (1500). Mit diesen Entdeckungen verschafften die Portugiesen sich gute Zugänge zum Guineagold wie auch zum Gold Südafrikas. Das führte schließlich dazu, dass Lissabon das Zentrum des europäischen Goldhandels wurde. Portugal stellte in seiner Münzprägung seinen neugewonnenen Reichtum zur Schau: Der portugiesische König Manuel I. (1495-1521) prahlte mit der Prägung von großen Goldmünzen, die den Wert von 10 Cruzados hatten und ,Portuguez‘ genannt wurden. Mit ihren ca. 35 g wogen sie mehr als 1 Unze und entsprachen etwa 10 Dukaten. Diese Münzen wurden weniger für den Geldverkehr genutzt als vielmehr als wertvolle Geschenke und als Vermögensspeicher. Auf der Vorderseite der Portuguezes ist das Wappen Portugals zu sehen; es ist umgeben von Name und Titel des portugiesischen Königs. Auf der Rückseite ist das Kreuz des Christusordens abgebildet, das den Münzen den Namen ,Cruzado‘ eingetragen hat (Abb. 8).








Abb. 1: Goldpentadrachme Ptolemaios’ I., 305-283 v. Chr., 17,65g (Künker 248, 14.3.2014, Los 7347, Zuschlag 8.500 Euro). (23 mm)
Abb. 2: Oktodrachme/Mnaeion Ptolemaios’ IV., 220-215 v. Chr., 27,67g (Künker 155, 24.6.2009, Los 3006, Zuschlag 8.000 Euro). (27 mm)
Abb. 3: Oktodrachme/Mnaeion Arsinoës II., geprägt unter Ptolemaios VIII., 145-116 v. Chr., 27,24 g (Künker 352, 25.9.2021, Los 1020, Zuschlag 28.000 Euro). (27 mm)
Abb. 4: Gold-Dinar von Abu Yusuf Yaqub ibn Yusuf, 1184-1190; im rechteckigen Feld der Vorderseite steht die Einleitung jeder Sure des Korans „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen“, 3,99 g (Künker 280, 26.9.2016, Los 1000, Zuschlag 800 Euro). (30 mm)
Abb. 5: Augustale Friedrichs II. von Hohenstaufen (1198/1212/1220-1250), 5,26 g (Künker 163, 28.1.2010, Los 44, Zuschlag 30.000 Euro). (16 mm)
Abb. 6: Genovino von 1252, 3,52 g (Künker 258, 29.01.2015, Los 614; 2.800 Euro). (20 mm)
Abb. 7: Ducato d’oro von Venedig unter dem Dogen Giovanni Dandolo, 1282: SIT T(ibi) X(riste) DAT(us) Q(uem) TV – REGIS ISTE DVCAT(us), 3,53 g (Künker 251, 3.7.2014, Los 3107, Zuschlag 13.000 Euro). (21 mm)
Abb. 8: Portuguez Manuels I., 1495-1521: EMANVEL · R(ex) : PORTVGALIE : ALG(arbie) V(lterioris) C(iterioris) : IN A(frica) D(ominus) : G(uineae) + : | C(ommercii) N(avigationis) C(onquistae) ETHIOPIE : – ARABIE : – PERSIE :I:(ndiae); bekröntes portugiesisches Wappen // IN – HOC – SIGNO – VINCES; Kreuz des Christusordens, 35,08 g (Künker 117, 28.9.2006, Los 5476; Zuschlag 32.000 Euro). (37 mm)
Abb. 9: Portugalöser von Deventer, 1640: Die zweizeilige Umschrift ME VIGILANTE FLORET DAVENTRIA – VALORIS PORTUGALICI (Wenn ich wache, blüht Deventer – vom Wert eines Portugues) umgibt das gekrönte Adler-Wappen von Deventer. // IN CHRISTO CRVCIFIXO SALVS NOSTRA (An dem gekreuzigten Christus [hängt] unser Heil) in Umschrift; das Kreuz des Christusordens, 35,07 g (Künker 302, 1.2.2018, Los 1425, Zuschlag 240.000 Euro). (35 mm)
Abb. 10: Portugalöser von Hamburg, um 1645: FIAT MIHI SECUNDUM VERBUM TUUM (Mir geschehe nach Deinem Wort) in Umschrift; bekrönte Madonna mit Jesuskind, das die Weltkugel hält, auf ihrem linken Arm, mit ihrer Rechten Zepter haltend, steht auf Mondsichel, zu ihren Füßen das Wappen von Hamburg // IN CHRISTO CRUCIFIXO PENDET SALUS NOSTRA (An dem gekreuzigten Christus hängt unser Heil) in Umschrift; das Kreuz des Christusordens, 35,15 g (Künker 316, 31.1.2019, Los 131, Zuschlag 180.000 Euro). (35 mm)

Für sein See-Imperium benötigte Portugal vor allem Holz für Schiffe und Masten wie auch Leinen für deren Segel. Beides, außerdem noch Getreide, konnten die Städte der Hanse liefern, deren Zentrum der Nord- und Osteeraum war. Hansekaufleute erhandelten in Lissabon neben Kork, Salz, Öl und Wein auch viel Gold. Mit diesem Gold ahmten sie die großen Goldmünzen der Portugiesen nach, die sie ,Portugalöser‘ nannten. Die Portugalöser von Hansestädten wie Deventer und Hamburg (Abb. 9 und 10), aber auch von anderen Staaten des Nord- und Ostseeraums waren wertvolle Präsente, die verdienten Bürgern und ausländischen Staatsmännern gemacht wurden und dabei den Wohlstand und die Großzügigkeit der schenkenden Staaten bekannt machen sollten. Die Welfenherzöge, für die es viel schwieriger war, viel Gold für Geschenkmünzen aufzutreiben, die aber über reichlich Silber aus den Bergwerken des Harzes verfügten, produzierten riesige Silbermünzen, die sie in Anlehnung an die Portugalöser ,Löser‘ nannten (Abb. 11).

Der Goldreichtum Afrikas lockte auch andere europäische Staaten an: Es waren vor allem Holländer, Engländer und Franzosen, aber auch Dänen und Brandenburger (Abb. 12-13), die sich einen Teil vom ,afrikanischen Kuchen‘ abzuschneiden versuchten. Bald erhandelten die europäischen Kaufleute von den afrikanischen Königen nicht nur das glänzende Metall, sondern auch Sklaven, die in einem Dreieckshandel europäischen Handelsgesellschaften enorme Gewinne einbrachten:


11: Löser Herzog Julius’ von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568-1589), 1574: VON G(ottes) G(naden) · IVLIVS · HERTZ(og) · Z(u) · BRVNSWIG · V(nd) · LVNEBVRG. | *** O HER · BEHVT · MIR ·NICHT · MER · DAN · SEEL · LEIB · VNDT · EHR·. : GOTTES · VERSEHEN · MVS · GESCHEHEN; Zodiakus, 7 Planeten; Hüftbild des Herzogs in Harnisch mit Streitaxt, 15-74. // NEWE · MVNTZ ·GEPREGE(t) · ZV · HEINRICHSTADT · NACH · DES · REICHS · SCHROT · VND · KORN · GENANDT | BRVNSWIGS · IVLIVS ·LOSER· AM · WERT · X · TALER ALIIS· IN SERVIENDO ·CONSVMOR; Zodiakus, 7 Planeten; Wappenschild des Herzogs, gehalten von zwei Wilden Männern; Wertmarke X, 260,87 g (Künker 346, 28.1.2021, Los 99, Zuschlag 30.000 Euro). (75 mm)
Abb. 12: Guinea-Dukat des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelms I. (1640-1688), 1687: FRID(ericus) WILH(elmus) D(ei) G(ratia) M(archio) B(randenburgicus) S(acri) R(omani) I(mperii) A(rchi) C(amerarius) & E(lector); Hüftbild n. r. // DEO DUCE 1687; im Abschnitt L(orenz) C(hristoph) S(chneider); Dreimaster von starkem Wind angetrieben segelt n. r., 3,46 g (Künker 346, 28.1.2021, Los 73, Zuschlag 36.000 Euro). (20 mm)
Abb. 13: Guinea-Dukat Friedrichs III. (1688-1713), 1688: FRIDER(icus) III D(ei) G(ratia) M(archio) B(randenburgicus) S(acri) R(omani) I(mperii) A(rchicamerarius) & EL(ector); Brustbild n. r., im Abschnitt L(orenz) C(hristoph) S(chneider); DEO DUCE 1688; im Abschnitt L(orenz) C(hristoph) S(chneider); Dreimaster von starkem Wind angetrieben segelt n. r., 3,46 g (Künker 346, 28.1.2021, Los 74, Zuschlag 40.000 Euro). (20 mm)
Abb. 14: 5 Guinea-Stück Charles’ II. (1660-1685), 1668: CAROLVS II – DEI GRATIA; Büste mit Lorbeerkranz n. r., darunter Elefant // MAG(nae) - BR(itanniae) FRA(nciae) - ET HIB(erniae) - REX 16-68; gekreuzte Zepter, dazwischen die gekrönten Wappenschilde von England, Schottland, Frankreich und Irland, 41,49 g (Künker 264, 24.6.2015, Los 3164, Zuschlag 25.000 Euro). (37 mm)
Abb. 15: 5 Guinea-Stück James’ II. (1685-1688), 1688: IACOBVS II –DEI GRATIA; Büste mit Lorbeerkranz n. r, darunter Elefant mit Howdah/Tragkorb // MAG(nae) - BR(itanniae) FRA(nciae)ET HIB(erniae) - REX 16-88; gekreuzte Zepter, dazwischen die gekrönten Wappenschilde von England, Schottland, Frankreich und Irland, 41,71 g (Künker 100, 21.6.2005, Los 150, Zuschlag 8.500 Euro). (37 mm)
Abb. 16: 5 Guinea-Stück aus der Regentschaft von William III. (16941702), 1699: GVLIELMVS III DEI GRATIA; Büste mit Lorbeerkranz n. r., darunter Elefant mit Howdah/Tragkorb // MAG(nae) –BR(itanniae) FRA(anciae) – ET HIB(erniae) – REX 16-99; gekreuzte Zepter, dazwischen die gekrönten Wappenschilde von England, Schottland, Frankreich und Irland, 41,60 g (Künker 331, 30.1.2020, Los 838, Zuschlag 55.000 Euro). (37 mm)
Abb. 17: Krüger-Rand, 1975, 31,10 g (Künker 275, 16.3.2016, Los 4580, Zuschlag 1.250 Euro). (33 mm)
Abb. 18: Deutsche Notprägung, Ostafrika, 1916: T(abora); Elefant mit erhobenem Rüssel vor Bergkulisse n. r. schreitend // DEUTSCH OSTAFRIKA - 15 RUPIEN; bekrönter Reichsadler, 7,1 g (Künker 363, 23.3.2022, Los 3307, Zuschlag 7.500 Euro). (23 mm)
Produkte aus Europa wurden zunächst zu Handelsstationen an der Südwestküste Afrikas gebracht. Dort tauschte man sie gegen Gold und Sklaven – die wegen der zu erzielenden Gewinnen auch als ,Schwarzes Gold‘ bezeichnet wurden –ein. Die armen Opfer dieser gewissenlosen Habsucht wurden dann in die Karibik verschifft und, wenn sie den brutalen Transport überlebt hatten, dort als billige Arbeitskräfte an die europäischen Plantagenbesitzer verkauft. Von diesen erstanden die Dreieckshändler vor allem Tabak und Zucker. Vor allem mit diesen beiden Genussmitteln, aber auch mit anderen tropischen Produkten, ließen sich in Europa ernorme Gewinne erzielen. An der Abwicklung dieser schmutzigen Geschäftsidee waren insbesondere Europäer, arabische Händler und afrikanische Könige beteiligt. Letztere versuchten die Quellen für ihre Geschäfte – Goldminen und auf Sklavengewinnung ausgerichtete Stammeskriege und Handelskontakte – vor den Europäern zu verbergen. England schuf im Jahre 1663 unter König Charles II. mit dem Gold aus Afrika eine neue Goldwährung. Ihr Name ,Guinea‘ erinnert an die Herkunft des Goldes. Das Verhältnis dieser neuen, 22-karätigen Goldwährung schwankte lange Zeit, bis sich schließlich der Wert der Guinea auf 21 Schillinge einpendelte. Flaggschiff der Guinea-Prägungen war das 5 Guinea-Stück, das zwischen 41 und 42 g wiegt. Es gab aber auch 2, 1 und ½-Guineastücke. Auf einigen Guineas ist unter der Büste des Königs ein Elefant dargestellt, manchmal mit Tragkorb (Howdah), manchmal ohne (Abb. 14-16). Er weist darauf hin, dass das Guineagold von der Royal African Company geliefert worden war, in deren Wappen ein solcher Elefant auftauchte. Es gab aber auch einige Guinea-Prägungen, die aus Raubgold stammten, das englische Kapitäne durch den Überfall auf spanische Schatzschiffe erbeutet hatten.
England legte 1878 im Zuge des Imperialismus – als immer größere Kolonialreiche angestrebt wurden – in Westafrika die ,Gold Coast Colony‘ an, deren südlicher Teil heute den afrikanischen Staat Ghana bildet. Um Gold, aber auch um Diamanten ging es, als die Engländer 1899-1902 im Zweiten Burenkrieg die beiden Burenrepubliken Oranje-Freistaat und Südafrikanische Republik/Transvaal überfielen und gewaltsam in ihr Empire eingliederten. Eine späte Anerkennung fand der burische Präsident Paul Kruger (1805-1924), der erbitterten Widerstand gegen die Annexion der Engländer geleistet hatte und schließlich ins Exil gehen musste, als 1967 die südafrikanische Goldanlagemünze nach ihm Krügerrand benannt wurde (Abb. 17).














1885 hatte Deutschland in Ostafrika die Kolonie Deutsch-Ostafrika eingerichtet. Auch dort gab es größere Goldvorkommen, die von deutschen Gesellschaften ausgebeutet wurden. Als nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Engländer die Kolonie durch eine Seeblockade von Deutschland abschnitten, bat der Gouverneur den Direktor der Goldmine ,Sachsenwald‘ (Sekenke-Mine) in der Nähe von Tabora um die Prägung von Notgeld, das den nominellen Wert von 15 Rupien hat und 5,3 g Feingewicht aufweist. Ursprünglich sollte Kaiser Wilhelm die Vorderseite dieser goldenen Notmünze zieren, doch schmückte, als dessen Porträt misslang, ein Elefant die Vorderseite des recht seltenen Goldstücks (Abb. 18).
Dieser kurze Überblick zeigt, wie stark die europäische Münzprägung über viele Jahrhunderte auf afrikanischem Gold beruhte.
Abb.
Vorträge in Mainz, Bremen, Oldenburg, Nürnberg, Speyer und Dresden

Vortrag über die Münzen des Bar Kochba-Aufstandes in Dresden am 25.August 2022 (von links nach rechts): Prof. Dr. Wilhelm Hollstein, Oberkonservator des Münzkabinetts Dresden; Professor Johannes Nollé; Professor Martin Jehne, ehemaliger Professor für Alte Geschichte an der Universität Dresden; Matthias Grimm, 1. Vorsitzender des Numismatischen Vereins zu Dresden; Dr. Rainer Grund, ehemaliger Direktor des Münzkabinetts Dresden. (Photo Marion Hollstein)
Nach der erzwungenen Aussetzung von größeren Veranstaltungen beginnen Deutschlands numismatische Vereine in diesem Jahr wieder damit, Vorträge für ihre Mitglieder und Freunde der Numismatik anzubieten. Deshalb konnte auch unser Haus die den Vereinen zugesagte Unterstützung bei der Abhaltung von wissenschaftlichen Vorträgen endlich in die Tat umsetzen. Unser wissenschaftlicher Berater, Prof. Dr. Johannes Nollé, trug im Rahmen dieses Programms am 8. April bei der Numismatischen Gesellschaft Mainz-Wiesbaden von 1921
e.V. (Vorsitzender Dr. Karl Ortseiffen) über Baktrien und seine hellenistischen Prägungen vor, am 3. Mai bei der Bremer Numismatischen Gesellschaft e.V. (Vorsitzender Dr. Christoph Stadler) über ,Europäisches Geld aus afrikanischem Gold‘. Am 24. Mai war er bei den Oldenburger Münzfreunden (Vorsitzender Hans Hattermann) zu Gast und sprach über englische Goldprägungen ,Von der Guinea zum Sovereign‘. Es folgte am 8. Juni ein Vortrag bei dem Verein für Münzkunde Nürnberg e.V. (Vorsitzender Winfried Stein) über ,Die Braunschweiger Löser und der Beginn eines neuen Zeitalters‘. Anschließend besuchte er die Numismatische Gesellschaft Speyer e.V. (Vorsitzender Dr. Wolfang Dreher), die zwar nicht eine der ältesten deutschen Numismatikvereine ist –die Gesellschaft wurde erst 1965 gegründet –, dafür aber durch das große Engagement einzelner Persönlichkeiten dieses Vereins einer der mitgliederstärksten. Die Speyrer Münzfreunde hatten sich einen Vortrag über Baktrien gewünscht. Am 25. August trug Johannes Nollé in Dresden über die Münzen des Bar Kochba-Aufstandes vor.
Unser Vortragender wie auch unser Haus sind den Vereinen für die freundliche Aufnahme und das entgegengebrachte Interesse äußerst dankbar. Alle Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Der kleine Oldenburger Verein konnte durch intensive Werbung weitaus mehr Zuhörer gewinnen als er Mitglieder hat. Am Ende dieser Vortragsreihe war Prof. Nollé
Die Münzbörsen sind zurück:
beeindruckt davon, wieviel die Vereine durch Engagement ihrer Mitglieder und vor allem durch den Einsatz ihrer Vorstände zuwege bringen. Besonders erfreut war er, dass alle diese Münzvereine eigene Publikationsreihen betreiben, in denen regelmäßig numismatisch wertvolle Werke, darunter auch Münzcorpora, auf sehr hohem Niveau publiziert wurden und werden.
In Vereinen bot sich zudem die Gelegenheit zum Austausch mit bekannten numismatischen Forschern. Die Speyrer besitzen eine ausgezeichnete Bibliothek, in der sich die wichtigsten Werke zur Numismatik befinden.
Man kann bei all den Schwierigkeiten, die es heute im Kulturbetrieb gibt, nicht behaupten, dass numismatisches Leben in Deutschland im Absterben begriffen oder gar tot ist. Noch immer interessieren sich viele Menschen für Numismatik, und die wenigsten von ihnen tun dies wie der ,Talerbüchsentoni‘ in Peter Roseggers ,Waldheimat‘. Vielmehr ist Prof. Nollé in den besuchten Vereinen überall auf großes historisches Interesse gestoßen und konnte immer wieder ein intensives Bemühen sehen, den historischen Hintergrund der gesammelten Münzen zu erfahren und zu verstehen. Das ist für uns, die wir uns als ,Haus für geprägte Geschichte‘ verstehen, von besonderer Wichtigkeit.
Künker bei der
World Money Fair und der World’s Fair of Money

Endlich fand sie wieder statt: Die World Money Fair, diesmal nicht wie gewohnt im Winter, sondern mitten im Sommer, am 15. und 16. Juli. Es war ein bisschen anders als sonst. Ein wenig kleiner, die vielen Münzstätten blieben aus, aber an Besuchern und Münzhändlern fehlte es nicht. Ganz im Gegenteil. Für uns war das eine großartige Gelegenheit, endlich wieder mit Kunden ins Gespräch zu kommen.
Ulrich Künker, der es sich nicht nehmen ließ, in Berlin persönlich mit dabei zu sein, sah die Sommer World Money Fair als einen vollen Erfolg: „Der Münzenmarkt hat sich ja durch Corona
Der
stark verändert, aber eines ist gleich geblieben – das Bedürfnis von uns allen nach dem Austausch von Mensch zu Mensch. Es war einfach wieder schön, gute Gespräche zu führen und persönlich zu hören, was unsere Kunden bewegt. Wunderbar, dass die Sommer World Money Fair uns dazu eine Möglichkeit gegeben hat.“
Ziemlich genau einen Monat später wurde in Chicago die World’s Fair of Money durchgeführt, die neben Ulrich Künker auch Fabian Halbich besuchte. Er schwärmt: „Die ANA ist eine wunderbare Münzbörse, deren Größe mich immer wieder überwältigt. Und trotzdem ist diese Veranstaltung familiär. Wir sehen jedes Jahr viele Kunden, die wir schon seit Jahrzehnten kennen, und dann kommen jedes Mal auch wieder neue dazu. Für uns gehört die World’s Fair of Money zu den wichtigsten Münzbörsen im Ausland, auf deren Besuch wir nicht verzichten wollen.“
Nicht verzichten will Künker überhaupt auf seine Teilnahme an Münzbörsen. Andreas Kaiser sagt dazu: „Für mich ist der persönliche Kontakt zu unseren Kunden das Schönste und das Wichtigste an meiner Tätigkeit. Deshalb legen wir großen Wert darauf, auf möglichst vielen Münzbörsen mit einem Stand und persönlich anwesend zu sein."
Sie treffen uns im Herbst und Winter auf den folgenden Münzbörsen: 4.-5. November 2022 Edelmetallmesse München 14.-16. Januar 2023 New York International Numismatic Convention, New York 3.-5. Februar 2023 World Money Fair, Berlin 4.-5. März 2023 NUMISMATA München
Magdeburger Münzverein e. V. widmet die vierte
Ausgabe der Reihe Magdeburger Münzblätter dem Medailleur Hermann Held.

Magdeburger Münzblätter, 4. Ausgabe
Herausgeber und Redaktion: Magdeburger Münzverein e. V.
Autoren: Thomas Uhlmann und Klaus Werner
Den 1836 in Zeitz geborenen Hermann Held kennt heutzutage bis auf seine Signaturen auf den Medaillen kaum jemand näher, zu Lebzeiten war er in seiner Branche der Medaillengestaltung als Stempelschneider, Graveur und Medailleur eine Berühmtheit. Dies motivierte die beiden Autoren Thomas Uhlmann und Klaus Werner, das Leben und Schaffen des Protagonisten zu studieren und aufzuschreiben. Bei den Recherchen stellte sich heraus, dass Hermann Held sowohl national als auch international erfolgreich war. Zu seinen Auftraggebern gehörte unter anderem auch Kaiser Wilhelm I. oder sogar das Königreich Korea.
Auflage: 200 Exemplare
Umfang: 160 Seiten
Umschlag: Softeinband
Druck: 4-farbig
Preis inkl. MwSt.: 25,- Euro zzgl. Versandkosten
In seiner Schaffenszeit produzierte Held neben dem großen kaiserlichen Reichssiegel, diverse Medaillen mit dem kaiserlichen Portrait oder Anlass-Medaillen, wie beispielsweise zur Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares.
Der deutsche Kaiser ernannte ihn zum königlich-preußischen Hof-Graveur. Des Weiteren portraitierte er aber auch Persönlichkeiten wie Robert Koch oder Fürst Otto von Bismarck. Aus seiner Produktion stammen auch Medaillen zur 200-Jahr-Feier der Zugehörigkeit Magdeburgs zu Preußen oder diverse Verdienstmedaillen.
Als das Königreich Korea für ein neues Geldsystem auf Ideen und die Technik von deutschen Experten zurückgriff, war Hermann Held ein Teil des Expertenteams. Er lieferte neben Prägewerkzeugen und Prägestempeln auch Probeprägungen nach Korea.
Die Autoren Thomas Uhlmann und Klaus Werner beziehen sich in diesem Band auf über 160 Seiten hauptsächlich nur auf die Münzen und Medaillen eines bedeutenden Medailleurs, Edelsteinschneiders und Graveurs und haben damit Hermann Held ein Denkmal gesetzt.
Der Katalog ist zu erwerben über den Magdeburger Münzverein e. V. www.magdeburger-muenzverein.de
Ehrenmitgliedschaft der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin für Bernd Kluge
Am 23. Juni 2022 fand im Gobelin-Saal des Bode-Museums in Berlin eine besondere Feier statt. Die altehrwürdige Numismatische Gesellschaft zu Berlin ehrte den langjährigen Direktor der Staatlichen Münzsammlung, Professor Bernd Kluge, früher Erster Vorsitzender der Gesellschaft, wegen seiner besonderen Verdienste um die Numismatik.


D ie Gesellschaft verleiht nur selten die Ehrenmitgliedschaft, es ist eine ganz besondere Auszeichnung, die Bernd Kluge bereits vor zwei Jahren erhielt. Bedingt durch die Pandemie konnte die Feierstunde, an der zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft teilnahmen und die durch klassische Musik eine feierliche Note bekam, nun endlich stattfinden.
Prof. Dr. Bernhard Weisser, der heutige Direktor des Münzkabinetts, würdigte die Verdienste seines Vorgängers in einer Laudatio. Bernd Kluge ist einer der Großen seines Fachs, wichtige Publikationen zeugen von seinem unermüdlichen Fleiß ebenso wie zahlreiche Ausstellungen, die er in seiner Amtszeit organisiert hat. Unvergessen sind die „Goldgiganten“, eine Ausstellung besonderer Goldprägungen zusammen mit dem damaligen Direktor des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums Wien, HR Univ.-Doz. Dr. Michael Alram.
Aus Auktion 331, 30. Januar 2020 in Berlin Losnummer 16 Dukat 1728 EGN, Berlin.
Vor genau 50 Jahren fing die Karriere von Bernd Kluge in der DDR in der Staatlichen Münzsammlung in Berlin an. Fritz Rudolf Künker, der mit Bernd Kluge seit vielen Jahren befreundet ist, nahm die Feierstunde zum Anlass, Bernd Kluge auf besondere Weise zu danken. Persönlich kennengelernt hatten sich Künker und Kluge bereits im März 1988 beim Deutschen Numismatikertag in Münster/ Westfalen. Bernd Kluge beeindruckte die Teilnehmer damals mit seinem Vortrag „Stempelvergleichende Untersuchungen deutscher Münzserien des 10. und 11. Jahrhunderts“.
Während der Feierstunde schenkte Künker dem Münzkabinett Berlin zwei bedeutende Goldmünzen, die eng mit einem Spezialgebiet von Bernd Kluge verbunden sind, nämlich die Münzprägungen des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. und seines Sohnes Friedrich II., genannt Friedrich der Große. Es handelt sich um folgende Stücke aus der Künker-
Eine Klippe für Merseburg
Eine Notklippe aus dem Jahr 1547, die in unserer Sommer-Auktion 368 am 20. Juni 2022 angeboten wurde, konnte mit unserer Hilfe an ihren Ursprungsort, den Merseburger Dom, zurückgegeben werden.

Die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg konnten im Rahmen unserer Sommer-Auktion 368 die Losnummer 77, eine einseitige silberne Notklippe aus dem Jahr 1547, die während der Belagerung in Leipzig durch Johann Friedrich von Sachsen geprägt worden war, mit Hilfe von Spenden ersteigern. Am 25. August 2022 übergab unser Mitarbeiter Roland Trampe dem Leiter des Domstiftsarchivs Merseburg Markus Cottin im Rahmen eines
Pressetermins die Münze. Herr Cottin berichtete, dass er im Vorfeld unserer Auktion einen Hinweis auf die Münze bekam und mit unserem Seniorchef Fritz Rudolf Künker über den Erwerb gesprochen habe. Herr Künker bot sich sofort an, die Vereinigten Domstifter bei ihrem Vorhaben mit einer Spende zu unterstützen. Roland Trampe dazu: „Das entspricht den Traditionen unseres Auktionshauses, denn wir haben in der Vergangenheit schon viele Museen in den neuen Bundesländern und Berlin gefördert und sehen es als unsere Aufgabe, uns bei der Rückkehr von wichtigen Münzen in die jeweiligen Museen mit einzubringen.“
Damit erhält der Merseburger Dom ein Objekt für seine Sammlungen, das eindrucksvoll vom Schicksal des Domschatzes im Zeitalter der Reformation berichten kann. Zusammen mit den erhaltenen Resten des Merseburger Domschatzes wird die Klippe künftig dauerhaft in der Schatzkammer in der Merseburger Südklausur zu sehen sein. Die Spende an die Vereinigten Domstifter stieß auf reges Interesse der lokalen Presse, unter anderem berichtete die Leipziger Zeitung und die Mitteldeutsche Zeitung sehr ausführlich über die Übergabe.
Auktion 331 am 31. Januar 2020 in Berlin: Zum einen um die Losnummer 16, (Königreich Preußen, Dukat 1728 Berlin). Die Porträtvariante auf diesem Dukaten von 1728 ist von größter Seltenheit und Bernd Kluge konnte in seinem jüngsten Stempelkorpus der Berliner Dukaten des Soldatenkönigs („Der Dukatenkönig“, für Fritz Rudolf Künker zum 21. Mai 2019, in Auktionskatalog 324, 27. Juni 2019, S. 17-58) kein Foto dieses Typs veröffentlichen, dieses Porträt fehlt also in allen großen öffentlichen Sammlungen (unter anderem Münzkabinett Berlin, Deutsche Bundesbank Frankfurt am Main, Münzkabinett Wien und Münzkabinett Gotha) und ist auch in mehr als 300 Künker-Auktionen nicht vorgekommen.
Zum anderen um die Losnummer 67 (Königreich Preußen, Friedrichs d´or 1756 A, Berlin) aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763).
Bernd Kluge stellte die beiden Münzen ausführlich in seinem Festvortrag vor, der unter dem Motto stand: „Denare und Dukaten - Warum man sich ein Leben lang mit Münzen beschäftigen kann“. Kluge hatte offensichtlich viel Freude an seiner Arbeit, nun sei aber doch bald die Zeit gekommen, die Feder aus der Hand zu legen. In einem sehr bewegenden Schlusswort dankte er seiner Frau Christina, die seine lebenslange Leidenschaft geduldig ertragen hat.
Künker-Auktion 368, 20. Juni 2022 Losnummer 77 Moritz, allein, 1547-1553.
Einseitige, silberne Notklippe zu einem Taler 1547, Leipzig. Von größter Seltenheit, fast sehr schön.

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Impressum
Herausgeber
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Nobbenburger Straße 4a 49076 Osnabrück www.kuenker.de
Redaktion
Julia Kröner
Inja MacClure
Mit Beiträgen von Prof. Dr. Johannes Nollé
Gestaltung Helge Lewandowsky
V.i.S.d.P. Ulrich Künker
Druck
Druck- und Verlagshaus Fromm+Rasch GmbH & Co.KG www.frommrasch.de
Übergabe der silbernen Notklippe an Markus Cottin durch Roland Trampe im Kreuzhof des Merseburger Doms