

Liebe Kundinnen und Kunden, liebe Münzfreunde,

Endlich können wir Ihnen wieder eine Ausgabe unseres Magazins präsentieren und freuen uns über die Vielfalt an Themen, über die wir berichten dürfen. Um ehrlich zu sein, hatten wir uns unser Jubiläumsjahr 2021 ein wenig anders vorgestellt – Ende letzten Jahres hatten wir noch die Hoffnung, mit Ihnen zusammen 50 Jahre Künker feiern zu können. Dann aber mussten wir uns im Laufe des Jahres aus uns allen bekannten Gründen leider von dem Gedanken einer großen Feier verabschieden. Umso mehr freuen wir uns, dass Sie uns trotz Pandemie Ihre Treue halten. Wir haben lange nachgedacht, wann und wie wir die Jubiläumsfeier nachholen können. Tatsächlich lässt die aktuelle Pandemie-Lage es nicht zu, eine verlässliche Planung für ein großes Event aufzustellen. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, in diesem Jahr keine Feier durchzuführen und stattdessen einen Betrag an die Opfer der dramatischen Regenfälle im Südwesten Deutschlands zu spenden.
In dieser Ausgabe der Exklusiv schauen wir mit Vorfreude auf unsere Herbst-Auktionen, die vom 25. September bis 1. Oktober in Osnabrück stattfinden. Wir bieten Ihnen während der Auktionswoche sogar mehrere große Sammlungen an:
Das Spektrum reicht von der Antike über Brandenburg-Preußen und Braunschweig bis zur Moderne. In Auktion 352 bietet die Sammlung von Hermann Schwarz eine große Auswahl geprägten Goldes, besondere Highlights sowie den Hintergrund zur SammlerPersönlichkeit von Hermann Schwarz finden Sie auf Seite 2 und 3. Die Auktion 353 am 28. und 29. September beinhaltet den zweiten Teil der Sammlung von Axel Tesmer mit dem Titel „Prägungen der Könige von Preußen von der Krönung 1701 bis zum Ende der Monarchie“, über den wir auf den Seiten 3 und 4 näher eingehen.
Was wir in diesem Jahr, genau wie im letzten auch schon, festgestellt haben: der persönliche Kontakt zu Ihnen, verehrte Kunden, fehlt uns sehr. Der persönliche Austausch während den Auktionen oder Messen ist einer der Bausteine, die unser Geschäft so lebendig machen. Um den Kontakt zu Ihnen zumindest virtuell aufrecht zu erhalten, haben wir im letzten Jahr die Reihe unserer „Künker-Vorträge“ mit unserem wissenschaftlichen Berater Prof. Johannes Nollé ins Leben gerufen. Eine Zusammenfassung der bisherigen Vorträge bietet Ihnen Professor Nollé auf den Seiten 10 und 11 dieser Ausgabe.
Termine 2021

Online-Vortrag
September 2021 Faszination Brandenburg-Preußen
Die Sammlung Axel Tesmer Teil 2 Professor Johannes Nollé
Künker Herbst-Auktionen
351 bis 354
eLive Premium Auction 355
Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit
Eine Sammlung aus süddeutschem Privatbesitz

Zum Thema „Echt oder nicht? Goldfälschungen erkennen“ wurde Horst-Rüdiger Künker im Podcast „Goldwissen“ interviewt und gab einen Einblick in unsere Arbeit in der Abteilung des Goldhandels und seine persönlichen Erfahrungen mit Fälschungen und deren Erkennung. Hören Sie gerne rein unter https://www.xetra-gold.com/xetra-gold-podcast/.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen unserer neuen Ausgabe!

Ulrich Künker & Dr. Andreas Kaiser

eLive Premium Auction 356
Nuditas in nummis Akt und Eros in der Numismatik
Die Sammlung W. Risse
eLive-Auction
Literatur
Dr. Andreas Kaiser und Ulrich Künker
Highlights unserer Herbst-Auktionen 351-354
Auktion 352 Goldene Zeiten bei unseren Herbst-Auktionen
Die Sammlung Hermann Schwarz
m Rahmen unserer Herbst-Auktionen kommt eine Sammlung zur Versteigerung, die selbst langgediente Numismatiker mit Ehrfurcht erfüllen dürfte. Fritz Rudolf Künker entglitten bei der ersten Inaugenscheinnahme der rund 1.400 Stücke umfassenden Goldmünzensammlung die Worte „einfach atemberaubend“.
Der 1880 geborene Sammler Hermann Schwarz aus der bayerischen Landeshauptstadt München hat das beeindruckende Objekt über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren zusammengetragen. Hatten in seiner Jugend zunächst römische und württembergische Goldmünzen sein Interesse geweckt, so galt sein Streben ab den 1920er Jahren dem Aufbau einer Universalsammlung von Goldprägungen.
Das zeitliche Spektrum der angebotenen Stücke umfasst einen Zeitraum von 2.500 Jahren Münzgeschichte. Neben antiken Prägungen der Kelten, Griechen, Römer und Byzantiner kommen auch moderne Goldmünzen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter den Hammer unseres Auktionators.
Neben zahlreichen europäischen Raritäten, insbesondere aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Russland gelangt auch Gold aus Übersee zur Versteigerung. Wir möchten hier einige wenige Spitzenstücke nennen:

Los 1234
England
William III, 1694-1702.

5 Guineas 1701 (13. Regierungsjahr), London. Selten. Kabinettstück. Scharf ausgeprägtes Exemplar mit herrlicher Goldpatina, vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 25.000 Euro

Los 1388
Polen
Stadt Danzig.

3 1/2 Dukaten 1650, mit Titel Johann Kasimirs (1649-1668). Von größter Seltenheit. Fast vorzüglich.
Schätzung: 10.000 Euro


Los 1407
Russland
Elisabeth, 1741-1761.
5 Rubel 1759 (Jahreszahl im Stempel aus 1757 geändert), St. Petersburg. Von großer Seltenheit. Nur 2.354 Exemplare geprägt. Sehr attraktives Exemplar mit feiner Goldtönung, vorzüglich/vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 25.000 Euro

Los 1548
Japan
Mutsuhito, 1867-1912.

20 Yen, Jahr 3 Meiji Ära (1870), Osaka. Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Vorzüglich-Stempelglanz
Schätzung: 20.000 Euro
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt bei den habsburgischen und deutschen Münzen des 14. bis 20. Jahrhunderts. Mehr als 700 Goldgulden, Dukatenprägungen und Reichsgoldmünzen fanden das Interesse des Sammlers. Dabei hat sich Hermann Schwarz nicht nur an sein heimatliches Umfeld gehalten. Beeindruckende Serien von Brandenburg-Preußen und Sachsen gehören ebenso zum Umfang wie zahlreiche Prägungen der Stadt Nürnberg, darunter auch Prägungen des Nürnberger Goldschmieds Josef Wild. An numismatischen Höhepunkten fehlt es dabei nicht. So kommen unter anderen die folgenden Stücke zur Versteigerung:

Los 1607

Römisch-Deutsches Reich
Ferdinand II., 1592-1618-1637.
5 Dukaten 1627 HR, Breslau. Sehr selten. Vorzüglich+. Schätzung: 15.000 Euro

Los 1689

Erzbistum Salzburg Guidobald von Thun und Hohenstein, 1654-1668. 10 Dukaten 1654. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 20.000 €

Los 1751
Kurfürstentum Bayern
Maximilian I., 1598-1651.

10 Dukaten 1643, München. Von größter Seltenheit. 3. bekanntes Exemplar. Winz. Bearbeitungsstelle am Rand, kl. Rand- und Schötlingsfehler, vorzüglich. Schätzung: 20.000 Euro
25. und 27./28. September 2021
in Osnabrück


Los 1780
Königreich Bayern

Maximilian I. (IV.) Joseph, 1799-1806-1825. Goldabschlag zu 8 Dukaten von den Stempeln des Konv.-Talers 1818. Sehr selten. Prachtexemplar. Winz. Kratzer, fast Stempelglanz.
Schätzung: 15.000 Euro


Los 1848
Königreich Preußen
Wilhelm I., 1861-1888. Vereinskrone 1868 A. Prachtexemplar. Fast Stempelglanz. Schätzung: 6.000 Euro


Los 1951
Erzbistum Köln
Joseph Klemens von Bayern zum zweiten Mal, 1714-1723. Dukat 1723, Bonn. Von allergrößter Seltenheit.
Attraktives Exemplar mit feiner Goldpatina, vorzüglich. Schätzung: 10.000 Euro
Hermann Schwarz (1880 – 1961)
Neben den erwähnten Spitzenstücken werden Münzen sämtlicher Erhaltungsstufen angeboten. Los geht es bereits ab einer Schätzung von 100,- Euro, sodass der Spezialkatalog auch für Sammler mit kleinerem Budget von Interesse sein dürfte.

Los 1955

Herzogtum Lauenburg
Julius Franz, 1666-1689.
Doppeldukat o. J. (1678), Von größter Seltenheit. Sehr attraktives Exemplar mit feinem Prägeglanz, vorzüglich.
Schätzung: 20.000 Euro

Los 1983
Bistum Münster

Ferdinand von Bayern, 1612-1650.
5 Dukaten o. J., Münster. Von größter Seltenheit. Vorzüglich.
Schätzung: 20.000 Euro

Los 2023
Stadt Nürnberg
4 Dukaten 1703.

Sehr selten. Prachtexemplar. Min. gewellt, vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 7.500 Euro


Los 2072
Abtei Quedlinburg
Anna Dorothea von Sachsen-Weimar, 1685-1704.
2 Dukaten 1704, Braunschweig, auf ihren Tod. Von größter Seltenheit. Min. gewellt, fast vorzüglich.
Schätzung: 10.000 Euro

Los 2109

Kurfürstentum Sachsen
Friedrich August I., 1694-1733 (August der Starke).
3 Dukaten 1717, Dresden.
Von größter Seltenheit. Attraktives Exemplar, fast vorzüglich.
Schätzung: 20.000 Euro
Auktion 353 Faszination Brandenburg-Preußen
Das überaus große Interesse an den brandenburgischen Münzen aus dem ersten Teil der Sammlung Axel Tesmer führte zu einem fulminanten Ergebnis. 75 Jahre nach dem Untergang des Staates Preußen, der 1947 von den Alliierten per Kontrollratsgesetz Nr. 46 aufgelöst wurde, ist das Interesse an den Münzen dieses so vielschichtigen Konglomerats BrandenburgPreußen ungebrochen.
Ist es der Aufstieg der kleinen Markgrafschaft Brandenburg, des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse, zur Großmacht Preußen? Ist es die Vielschichtigkeit und Komplexität der brandenburg-preußischen Münzgeschichte? Sind es die preußischen Tugenden, zu denen Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß, aber auch Sparsamkeit, Pflichtbewusstsein und Ehrlichkeit gehören, die im Bewusstsein vieler Menschen stark verankert sind? Wahrscheinlich kommen viele Aspekte zusammen, und Sammler wissen, dass der Zugang zur Geschichte stark erleichtert wird, wenn man Münzen als historische Quellen selber kaufen kann, sie in die Hand nehmen und eine Sammlung nach eigenen Vorstellungen anlegen kann. Damit bekommen Münzen für die kulturelle und historische Bildung eine herausragende Bedeutung: in Deutschland, in Europa, weltweit. Numismatische Kongresse vertiefen die oft sehr persönlichen Beziehungen zwischen den Völkern, und Münzen tragen direkt oder indirekt zum besseren Verständnis der Unterschiedlichkeit von Kulturen bei. In diesen Kontext von 2.600 Jahren Münzgeschichte darf man auch die Objekte der Sammlung Tesmer stellen.
Die besondere Faszination dieser Sammlung besteht darin, dass Axel Tesmer jeder noch so kleinen und preiswerten Münze sein Interesse geschenkt hat. Darüber hinaus ist es ihm gelungen, außergewöhnliche Raritäten zu erwerben, von denen wir hier


Los 2172
Herzogtum Württemberg Karl Eugen, 1744-1793. Dukat 1744, Stuttgart. Äußerst selten, besonders in dieser Erhaltung. Prachtexemplar. Vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 5.000 Euro


Los 2305
Deutsch-Neu-Guinea
20 Neu-Guinea Mark 1895 A. Sehr selten. Nur 1.500 Exemplare geprägt. Prachtexemplar. Aus polierter Platte, min. Kratzer, vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 25.000 Euro

Online-Vortrag 16. September 2021
einige vorstellen möchten, die im zweiten Teil in unserer HerbstAuktion unter den Hammer unserer Auktionatoren kommen. Teil 2 der Sammlung Tesmer beinhaltet die Prägungen des Königreichs Preußen seit seiner Entstehung am 18. Januar 1701, als Kurfürst Friedrich III. sich in Königsberg selber zum preußischen König Friedrich I. erhob.



Los 3155
Königreich Preußen Friedrich I., 1701-1713. 2 Dukaten 1712 HFH, Magdeburg. Von großer Seltenheit. Attraktives Exemplar mit feiner Goldtönung, sehr schön-vorzüglich. Schätzung: 10.000 Euro

Los 3157
Königreich Preußen Friedrich I., 1701-1713.

Reichstaler 1701 CG, Königsberg, auf seine Krönung. Äußerst selten in dieser Erhaltung. Prachtexemplar. Min. Schrötlingsfehler, min. Prägeschwäche, Stempelglanz. Schätzung: 10.000 Euro
Axel Tesmer (1926 – 2019)




Los 3340
Königreich Preußen
Königreich Preußen
Friedrich I., 1701-1713.
Reichstaler 1703 CS, Berlin.
Von größter Seltenheit. Kl. Schrötlingsfehler am Rand, winz. Kratzer, sehr schön-vorzüglich.
Schätzung: 10.000 Euro

Los 3264
Königreich Preußen

Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, 1713-1740. Doppelter Reichstaler 1719 IGN, Berlin.
Von allergrößter Seltenheit. Einziges im Handel befindliches Exemplar. Sehr attraktives Exemplar mit feiner Patina, Min. Schrötlingsfehler, vorzüglich +.
Schätzung: 50.000 Euro

Los 3318
Königreich Preußen

Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, 1713-1740. Reichstaler 1714, Neuenburg (Neuchâtel). Von großer Seltenheit. Feine Patina, sehr schön-vorzüglich.
Schätzung: 15.000 Euro


Los 3330 - Königreich Preußen
Friedrich II., der Große, 1740-1786. Friedrichs d‘or 1749 ALS, Berlin. Von großer Seltenheit. Winz. Schrötlingsfehler, sehr schön-vorzüglich.
Schätzung: 6.000 Euro


Los 3334
4 Los 3161
Königreich Preußen
Friedrich II., der Große, 1740-1786. Dukat 1745 EGN, Berlin.
Von größter Seltenheit. Nur wenige Exemplare bekannt. Sehr attraktives Exemplar mit hübscher Goldpatina, vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 10.000 Euro
Friedrich II., der Große, 1740-1786. Friedrichs d‘or 1750 A, Berlin. Von größter Seltenheit. Sehr schön-vorzüglich. Schätzung: 7.500 Euro


Los 3354
Königreich Preußen
Friedrich II., der Große, 1740-1786. Friedrichs d‘or 1752 C, Cleve. Äußerst selten. Schwach ausgeprägt, vorzüglich.
Schätzung: 7.500 Euro

Los 3388
Königreich Preußen

Friedrich II., der Große, 1740-1786. 1/3 Reichstaler preuß. 1754 A, Berlin. Von allergrößter Seltenheit, vermutlich 2. bekanntes Exemplar. Vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 10.000 Euro


Los 3483
Königreich Preußen
Friedrich II., der Große, 1740-1786. 1/4 Reichstaler preuß. 1780 A, Berlin. Von allergrößter Seltenheit. Prachtexemplar. Herrliche Patina, vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 10.000 Euro


Los 3488
Königreich Preußen
Friedrich II., der Große, 1740-1786. 1/6 Reichstaler preuß. 1786 A, Berlin, auf seinen Tod. Von allergrößter Seltenheit. Vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 6.000 Euro

Los 3860
Königreich Preußen

Friedrich II., der Große, 1740-1786. Speciestaler 1755 ohne Münzzeichen, Berlin. Von allergrößter Seltenheit. Kabinettstück mit herrlicher blau-violetter Patina. Fast Stempelglanz. Schätzung: 50.000 Euro

Los 3861
Königreich Preußen

Friedrich II., der Große, 1740-1786. Bancotaler 1765 A, Berlin. In dieser Erhaltung von allergrößter Seltenheit. Kabinettstück von feinster Erhaltung. Erstabschlag, Stempelglanz (Prooflike). Schätzung: 15.000 Euro

Los 3864
Königreich Preußen

Friedrich II., der Große, 1740-1786. Levantetaler 1767, Berlin oder Magdeburg. Von größter Seltenheit. Fast vorzüglich. Schätzung: 20.000 Euro

Impressum
Herausgeber
Fritz Rudolf Künker
GmbH & Co. KG
Nobbenburger Straße 4a 49076 Osnabrück
www.kuenker.de
Redaktion
Julia Kröner
Gestaltung
Helge Lewandowsky
V.i.S.d.P.
Ulrich Künker
Druck
Druck- und Verlagshaus
Fromm GmbH & Co. KG
www.druckhaus-fromm.de


Dekadrachme, 400/370 v. Chr., signiert von Euainetos. Etwas rostiger Aversstempel, vorzüglich. Schätzung: 30.000 Euro

Los 100 Thracia Abdera.

Stater, 362 v. Chr. Sehr selten in dieser Erhaltung. Wohl eines der am besten erhaltenen Exemplare. Prachtexemplar von feinstem klassischen Stil, vorzüglich. Schätzung: 50.000 Euro


Los 328
Römische Kaiserzeit
Vespasianus, 69-79. Aureus, 72 Lugdunum.
Von großer Seltenheit, besonders in dieser Erhaltung. Wohl das am besten erhaltene der wenigen bekannten Exemplare. Feine Goldpatina, kl. Kratzer auf dem Revers, vorzüglich.
Erworben zu Beginn der 1950er Jahre in einer französischen Privatbank.
Schätzung: 250.000 Euro


Los 354
Römische Kaiserzeit
Traianus, 98-117. Restitution für Divus Titus. Aureus, 112/113, Rom. Sehr selten.
Attraktives Exemplar, fast vorzüglich.
Schätzung: 30.000 Euro

Los 5157

Römisch-Deutsches Reich Ferdinand II., 1592-1618-1637. 10 Dukaten 1636, Prag. GOLD. RR. Prachtexemplar mit feiner Goldtönung, vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 25.000 Euro

Los 5292

Markgrafschaft Baden-Durlach Karl Friedrich, 1746-1811.
Konv.-Taler 1803. Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Nur 675 Exemplare geprägt. Kabinettstück. Herrliche Patina, fast Stempelglanz.
Schätzung: 6.000 Euro

Los 5503

Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
Rudolf August und Anton Ulrich, 1685-1704. Reichstaler 1702, Goslar, auf die Trennung der brüderlichen Eintracht. Von großer Seltenheit. Prachtexemplar. Herrliche Patina, vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 10.000 Euro

Los 5811
Reichsmünzstätte Mühlhausen in Thüringen Konrad III., 1138-1152.
Brakteat, Mühlhausen. Von allergrößter Seltenheit und allergrößter Bedeutung. Prachtexemplar. Scharf ausgeprägt, herrliche Patina, fast Stempelglanz. Schätzung: 30.000 Euro

Los 364
Römische Kaiserzeit

Hadrianus, 117-138 für Divus Traianus und Diva Plotina. Aureus, 137 (oder 138), Rom. Von großer Seltenheit. Attraktives Exemplar mit hohem Relief, fast vorzüglich.
Schätzung: 100.000 Euro

Los 446
Römische Kaiserzeit

Gordianus I. Africanus, 238. Denar, Rom. Sehr selten. Feine Tönung, vorzüglich.
Schätzung: 3.000 Euro

Los 6341

Königreich Sachsen Friedrich August III., 1904-1918.
3 Mark 1917 E. Friedrich der Weise. Zum 400jährigen Reformationsjubiläum. Von großer Seltenheit. Seltenste deutsche Reichssilbermünze. Winz. Kratzer, Polierte Platte. Schätzung: 100.000 Euro

Los 6548

Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha Ernst II., 1844-1893.
20 Mark 1872. Von größer Seltenheit in dieser Erhaltung. Prachtexemplar. Vorzüglich-Stempelglanz.
Schätzung: 75.000 Euro
Medaillen spiegeln Zeitgeschichte: Die Sammlung W. Risse
Zu den Aktdarstellungen französischer Medaillenkünstler in der Zeit der Dritten Französischen Republik (1870-1940)
Wenn am 13. Oktober 2021 auf www.eLive-Auction.de die Medaillensammlung ‹Nuditas in nummis› des engagierten Medaillen- und Münzsammlers W. Risse versteigert wird, gibt es neben vielen anderen Kostbarkeiten und Schönheiten in dieser Kollektion eine größere Gruppe von Plaketten, die zeitlich und thematisch mehr oder weniger zusammengehören.
Chronologisch sind diese Plaketten in die Epoche der sogenannten Dritten Französischen Republik (1870-1940) einzuordnen. Die Kunstgeschichte weist diesem Zeitraum von genau siebzig Jahren eine ganze Reihe von Stilen und künstlerischen Entwicklungen zu, die rasch aufeinander folgen, sich teilweise überschneiden oder gar miteinander vermischen: Historismus, Orientalismus, Impressionismus, Art nouveau/ Jugendstil, Surrealismus, Art decó. In vielen Fällen ist es nicht einfach möglich, eine in dieser Zeit entstandene Medaille oder Plakette der einen oder anderen Stilrichtung zuzuweisen, da der Historismus in Gestalt aller vorausgehenden Stile auftreten konnte und oft Zitate aus der einen oder anderen Kunstrichtung zu einer neuen Einheit verschmolzen.
Eine wichtige Neuerung der französischen Medaillenkünstler dieser Epoche war, dass sie sich nicht auf runde Medaillen beschränkten, sondern recht häufig rechteckige Plaketten schufen. Sie stellten damit der seit der Renaissance nahezu fest etablierten Rundform der Medaille ein weiteres Format an die Seite. Ein wichtiger Grund für das Experimentieren mit diesem neuen Design ihrer Kleinkunst dürfte gewesen sein, dass die Künstler ihre Graveurskunst zunehmend als eine Technik zwischen Gemälde und Skulptur verstanden. Sie stellten sich damit einer großen Herausforderung, denn Malerei und Skulptur erreichten in dieser Zeit zumindest technisch einen Höhepunkt.
Entsprechend der speziellen Thematik, der die Sammlung W. Risse sich gestellt hat, zeigen alle diese Plaketten Aktdarstellungen. Seit der Renaissance, der Wiedergeburt der Antike, hatte die Darstellung nackter menschlicher Körper, die im Mittelalter ausgesprochen selten war, einen ungeheuren Aufschwung genommen. Der Rückgriff auf das griechische und römische Altertum, das von den Renaissancekünstlern als Lehrmeister angesehen wurde, führte in der bildenden Kunst zwangsläufig zur Wiedergabe nackter Menschen. Das bedeutete aber nicht, dass es möglich gewesen wäre, bedingungslos Aktdarstellungen aller Art zu schaffen. Die Darstellung nackter menschlicher Körper bedurfte einer Begründung, die vor allem von der Kirche akzeptiert werden musste. In biblischen oder mythologischen Szenen waren Aktdarstellungen auf Gemälden und in der Bildhauerkunst erlaubt, besonders dann, wenn man diesen Aktdarstellungen einen moralischen Aspekt abgewinnen konnte oder unterlegte und dabei provokante Nacktheit vermied: Die Darstellung der nackten Susanna im Bade, die von zwei alten Lüstlingen attackiert wurde, war vertretbar, weil Susanna als Vorbild für eheliche Treue dienen konnte. Adam und Eva waren vor der Vertreibung aus dem Paradies nackt, genauso wie die antiken Gottheiten, deren Statuen damals überall ausgegraben und in Paläste und Museen verbracht wurden. In der Barockzeit gewannen Aktdarstellungen weiter an Verbreitung und Popularität; viele nackte oder halbnackte Personifikationen wurden konzipiert. Schon in der Barockzeit gewannen Aktbilder, insbesondere die weiblichen, zunehmend an Erotik. Es wurde immer deutlicher, dass es vor allem um deren Darstellung und nicht so sehr um die vorgeblichen sittlichen Werte ging. Die Sinnlichkeit der Aktdarstellungen erreichte im Rokokozeitalter einen ersten Höhepunkt. Nicht wenige Gemälde ließen die ohnehin schwer ziehbaren Grenzen zwischen Frivolität und Pornographie verschwimmen. Die Nacktheit von mädchenhaften Göttinnen, Nymphen, Mänaden und Schäferinnen wurde dabei in einen paradiesisch-arkadischen Raum verlegt. Der Klassizismus setzte dieser Entwicklung zunächst ein Ende, indem wieder die
Moralität in Gestalt von tapferen Kriegern und tugendhaften Frauen in den Mittelpunkt der Bilderwelten gerückt wurde.
Die französischen Medaillenkünstler in den letzten Jahrzehnten des 19. und in den ersten des 20. Jhdts. griffen verstärkt auf die Aktdarstellungen der Rokokozeit zurück. Die Künstler des Rokokos hatten ihre Aktdarstellungen in sehr viel Landschaft, d. h. in die Natur platziert. Wie die vielen, teilweise heute noch erhaltenen wunderschönen Rokokogärten der aristokratischen Residenzen zeigen, liebte das Rokoko-Zeitalter die Gärten. In ihrer idyllischen Atmosphäre glaubte man, die von antiken und zeitgenössischen Dichtern geschaffene Traumlandschaft Arkadiens wiederfinden zu können. In ihr hatte man die Chance, auf verführerische Quellnymphen und Göttinnen oder aber auf bezaubernde Hirtenmädchen zu treffen, die zu galant-erotischen Spielen bereit waren.
Diese Phantasien gewannen in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhdts. bis hin zum Grauen des 1. Weltkriegs erneut an Attraktivität, vermischten sich aber mit ganz neuen Ideen und Gefühlen. Das hängt vor allem mit der auch in Frankreich um sich greifenden Urbanisierung und Industrialisierung zusammen. Die Einwohnerzahl einer Metropole wie Paris stieg im Laufe des 19. Jhdts. rasant; die massive und rücksichtslos betriebene Industrialisierung ließ Umweltschäden größeren Ausmaßes sichtbar werden. Die Sehnsucht nach der Idylle des Landlebens kam auf; viele Franzosen begannen, großen Wert darauf zu legen, mehr Zeit auf dem Land zu verbringen und sich dort von dem Moloch Stadt mit seinen ökonomischen Zwängen und politischen Intrigen zu erholen. Die Medaille von César Isidore Henry Cros aus dem Jahre 1904 (Nr. 8490) spiegelt die fortschreitende Zerstörung der Wälder in dieser Zeit. Sie zeigt auf der Vorderseite den nackten Oberkörper einer jungen Frau, der von einem Laubkranz – besonders auffällig sind die Blätter der französischen Eiche – umgeben ist. Die Legende ‹terrarum decus/die Zierde der Erde› ist auf die schöne Frau, die man als Waldgöttin identifizieren kann, und damit auf die Wälder zu beziehen. Die Rückseite der Medaille zeigt einen Kentauren, der versucht, einen knorrigen Eichbaum umzureißen. Die Eiche ist seit den Zeiten der Kelten ein Wahrzeichen Frankreichs. Die halbnackte Waldgöttin zieht den wilden Pferdemann mit ihrer Rechten an den Haaren und hält einen Zweig, den sie zu einer Geißel umfunktioniert hat, in ihrer Linken für ihn bereit: Mit dieser kleinen Peitsche wird sie ihn gleich davon abhalten, sein Zerstörungswerk an jenem Baum zu vollenden, der auch ein Stück der nationalen Identität Frankreichs ausmacht. Die Legende der Medaille ist eindeutig: ‹sylvae servandae/Welt müssen geschützt werden›.

Los 8490

Los 8115 Quellnymphe Georges-Henri Prud’homme, 1904.

Zweiseitige Kunstplakette ‹Source et enfant pêcheur›. Vgl. N. Maier, Französische Medaillenkunst, München 2010, 278 Nr. 336. Schätzung: 300,00 Euro

Abb. 1: Claude Monet (1840-1926), Pêcheurs sur la Seine à Poissy, 1882.

Silva, die weibliche Personifikation des Waldes César Isidore Henry Cros, 1904.
Zweiseitge Künstlermedaille ‹Conservation des forêts› aus Bronze, für die Société des Amis de la Médaille française (SAMF) geschaffen.
Schätzung: 100 Euro
Auch in den Phantasien der französischen Medaillenkünstler dieser Zeit gewann der Wald eine fast romantische Attraktivität und Heiligkeit, die vor allem dadurch deutlich gemacht wurde,
dass er der Wohnort von Quellnymphen war. Die antike Literatur, die in dieser Zeit massiv rezipiert wurde – das 19. Jhdt. war für die klassische Philologie eine große Zeit –, wusste viel über sie zu berichten. So zeigt die zweiseitige Plakette von Georges Henri Prud’homme (Nr. 8115) eine in Vorderansicht stehende völlig nackte Quellgöttin in einem Waldstück, das im Hintergrund durch Bäume angedeutet ist. Die Nymphe hat ihre Hand auf den Austritt einer Quelle aus einem Fels gelegt; damit wird ihre Identität angedeutet. Die mädchenhafte Nymphe vertritt jenen Frauentypus, der im Frankreich des Rokokos aufgekommen war: ‹la petite›, die zierliche Mädchenfrau. In kleinen Kaskaden stürzt das aus einer Öffnung im Fels austretende Wasser in einen kleinen Teich hinab, der durch das Schilf, das ihn umgibt angedeutet wird. Auf dem Revers der Medaille sitzt ein nackter Knabe am Rande eines Gewässers und angelt. Das Angeln war ein besonderes Vergnügen des Landlebens. Claude Monet und andere Maler dieser Zeit haben dies in ihren Bildern immer wieder festgehalten (Abb. 1).
Quellnymphen-Bilder wie das von Prud’homme haben ihr großes Vorbild in Jean-Auguste-Dominique Ingres’ Bild einer Quellnymphe aus dem Jahr 1856, das heute eines der bekanntesten Bilder des Musée d’Orsay in Paris ist (Abb. 2). Wie bereits erwähnt, stand die Medaillenkunst insbesondere durch die Entscheidung für das Format der Plakette im Wettbewerb mit der Malerei, die im 19. Jhdt. auf dem Gebiet der Erotik immer raffiniertere und provozierendere Aktdarstellungen schuf. Als weiterer Konkurrent trat damals die sich schnell

entwickelnde Photographie auf, die damit begann, in großem Stil pornographische Nacktphotos zu verbreiten. Sie forderte die Medaillenkünstler zu immer raffinierterer Nacktheit heraus.
Es waren nicht nur Quellnymphen, auf die man bei einem Aufenthalt auf dem Lande zu treffen hoffte. Es waren auch die schönen Bauernmädchen, die erotischen Phantasien aufkommen ließen. Die klassische Philologie hatte durch zeitgenössische Übersetzungen den Hirtenroman des hochkaiserzeitlichen griechischen Autors Longos weithin bekannt gemacht. In ihm wird von der erwachenden Liebe des Hirtenjungen Daphnis zu der schönen Schäferin Chloë – ihr Name bedeutet ‹die frische Grüne› – erzählt. Der französische Medailleur DanielDupuis hat 1899 eine zweiseitige Plakette auf diesen Roman geschaffen (Nr. 8021). Sie zeigt die nackte Chloë stehend vor einem Brunnenbecken, über dessen Rand sie ihr Kleid, das sie ausgezogen hat, gelegt hat. Mit beiden Händen fängt sie Wasser auf, das aus einer Quelle, die mit einer Maske gefasst ist, ausströmt. Auf der Rückseite ist ein kleiner geflügelter Amor zu sehen, der mit seiner rechten Hand in das Wasser einer Quelle greift – eine Anspielung auf die erwachende Liebe der Chloë zu Daphnis. Der auf Lesbos spielende idyllische Hirtenroman des Longos erlangte nicht zuletzt durch solche Medaillenschöpfungen eine solche Bekanntheit, dass der Modeschöpfer Karl Lagerfeld 1975 ein Parfum, dass er auf den Markt brachte, Chloé nannte.


Los 8036
Nid›/‹Das Nest›
‹Le
Jean-Baptiste Daniel-Dupuis

Zweiseitige rechteckige Bronzeplakette, 1900.
Schätzung: 150 Euro
Anrührende Szenen wurden in die Haine und Wälder der Plaketten verlegt. Eine Plakette von Daniel-Dupuis mit dem Titel ‹Le nid›/‹Das Nest› aus dem Jahr 1900 zeigt ein nacktes Mädchen – man kann es als Baumnymphe verstehen –, das aufmerksam das Nest eines Vogels beobachtet; auf dem Revers ist ein kleines nacktes Kind zu sehen, das einen Vogel füttert (Nr. 8036). Ein ähnliches Thema greift eine einseitige Bronzeplakette von René Grégoire aus dem Jahr 1908 mit dem Titel ‹La pitié›/‹Das Mitgefühl› auf, die ein reizvolles junges Mädchen zeigt, das zwei Vögelchen aufgelesen hat, die offenbar aus dem Nest gefallen sind (Nr. 8471). Es sind Bilder von einer paradiesischen Unschuld, die durch solche Medaillen evoziert wurden.


Voyeuristisch sind jene Medaillen oder Plaketten, die badende Mädchen wiedergeben. Zwar werden damit die alten Themen der badenden Venus oder der vom Jäger Aktaion beim Baden beobachteten Artemis aufgegriffen, doch sind die Badenden des ausgehenden 19. und 20. Jhdts. keine badenden Göttinnen mehr. Es sind Mädchen der Zeit; meist Aktmodelle. Das gilt etwa für die in einem Waldsee badenden Mädchen Abel Lafleurs (Nr. 8493) wie auch für die ‹Baigneuse› Pierre Turins aus dem Jahre 1927 (Nr. 8492). Der Maler Pierre Auguste Renoir hat dieses Bildthema in immer neuen Variationen gemalt (Abb. 3).

Daniel-Dupuis, 1899
Zweiseitige silberne Plakette von Daniel-Dupuis.
‹La Source, ou Chloé à la vasque›/Die Quelle oder Chloë am Wasserbecken.
Attraktiv und selten.
Schätzung: 300 Euro
Modelle waren. Nicht selten waren sie Geliebte der Künstler, manchmal auch ihre Musen, die sie zu grandiosen Werken inspirierten. Das wird besonders deutlich bei einer einseitigen Plakette, die 1898 von Georges Dupré geschaffen wurde (Nr. 8468). Sie ist mit der Legende ‹Inspiration› versehen und zeigt unter einem Rundbogen, dessen Zwickel mit Eroten verziert sind, das Brustbild eines jungen Mädchens, dessen bloße rechte Brust sichtbar ist. Das Mädchen, das offenbar vor einer Brüstung sitzt, schaut von einem Buch auf und in eine Landschaft mit See und Gebirge hinaus. Die Plakette entstand aufgrund des Datums, das auf ihr zu lesen ist («Rome 1898») während des Aufenthalts von Dupré in der Villa Medici. Dort konnten französische Künstler, die den ‹Prix de Rome› gewonnen hatten, sich mehrere Jahre aufhalten und ihre Kunst vervollkommnen. Von dieser Medaille Duprés gibt es eine Variante (vgl. CNG Electronic Auction 474, Lot 579), bei der die Eroten in den Zwickeln durch Palette und Bildhauerwerkzeuge ersetzt sind. Wahrscheinlich verbirgt sich hinter der dargestellten ‹Inspiration› eine römische Geliebte, die Duprés künstlerisches Schaffen stimulierte. Die hinter dieser Medaille stehende Geschichte erinnert an Goethes Romaufenthalt, wo eine ‹Faustine› ihn zu den ‹Römischen Elegien› inspirierte.
Offensichtlich waren die französischen Medailleure dieser Zeit sich auch selbst der Tatsache bewusst, welchen Rang ihre Graveurkünste in dieser Zeit hatten. Sprechend ist eine zweiseitige Plakette (Nr. 8386), mit der der Alphonse Lechevrel sich und seinen Medailleurkollegen ein Denkmal gesetzt hat: Die nackte Personifikation der Graveurkunst – ein schöner Rückenakt –schneidet in eine schildartige Tafel, die an einem Eichbaum aufgehängt ist, die Namen der bedeutendsten Graveure dieser Zeit ein. Im Geäst dieses Baumes hängt ein Spruchband mit der lateinischen Aufschrift: ‹Magistris caelatoribus gloria in aeternum!›/‹Den Meistergraveuren [bzw. den Lehrern in der


Die schönen Mädchen auf den Plaketten der Medailleure waren weit entfernt davon bloße mythologische oder literarische Gestalten zu sein. Im 19. Jhdt. griffen die bildenden Künstler bei ihrer Ausbildung in den Akademien für ihre Aktdarstellungen zunehmend auf Nacktmodelle zurück, die oftmals mehr als bloße

Los 8471
Mitleid
René Grégoire, 1908
Einseitige
Künstlerplakette
‹La Pitié›/‹Das Mitleid›
Sehr selten

Los 8386
Gravierkunst
Badende
Abel Lafleur, 1908
Schätzung: 200 Euro
Los 8468
Schätzung: 250 Euro. Los 8493
Inspiration
Georges Dupré, 1898
Schätzung: 250 Euro
Alphonse
Lechevrel, 1899
Schätzung: 300 Euro
Los 8492
Badende
Pierre Turin, 1927
Schätzung: 250 Euro
Graveurkunst] sei Ruhm in Ewigkeit beschieden!› Diesen Ruhm haben die Künstler, deren Namen in die Tafel geschrieben wurden, tatsächlich auch erreicht und verdient. Ihre Plaketten sind bis ins unsere Zeit wegen ihrer Schönheit und Seltenheit gesucht.
Diese Skizze kann nur andeuten, was alles an historisch Interessantem und ästhetisch Reizvollem in der Sammlung W. Risse an Medaillen präsentiert wird. Vielleicht nehmen Sie sich die Zeit, einmal in Ruhe den Katalog durchzublättern, um das eine oder andere Stück zu erwerben, dass Sie gerne in einer kleineren oder größeren Sammlung für sich haben möchten. Medaillen sind die unbekannten Schönen der Numismatik.
Los 8021
Chloë
Abb. 2: Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867), La Source, 1856.
Abb. 3: Pierre Auguste Renoir (1841-1919), Baigneuse blonde, 1881
Los 8471 Los 8493
Los 8468
Los 8386 Los 8492
Ein Dassier-Rubel aus der Schublade
In unserer Berlin-Auktion im Januar 2021 durften wir ein ganz besonderes Stück versteigern, das es mit seinem Besitzer und dessen Geschichte in die überregionale Presse geschafft hat. Das Ganze könnte man wie folgt zusammenfassen: Wohl dem, der eine Münze findet und nicht aufgibt, bevor er jemanden ausfindig macht, dem er vertraut und der seinen Fund ehrlich bewertet.
Ein Mann aus Berlin fand die goldene Münze in der Schublade des Schreibtisches seines im Jahr 1974 verstorbenen Vaters. Dieser, so wusste der Mann, war 1904 in St. Petersburg geboren und hatte dort auch gearbeitet, bis er mit seiner Frau nach Angermünde ging. Dort lebten sie auf einem großen Gutshof, 1951 wurde sein Sohn geboren. 1953 wurden sie im Rahmen der Bodenreform vertrieben und lebten von da an in West-Berlin. Der Sohn wollte die seltene Münze nun schätzen lassen und besuchte zwei Münzhändler in Berlin. Der erste bot ihm 900 Euro für das Stück, der zweite bezweifelte die Echtheit der Münze. Doch der Sohn gab nicht auf und recherchierte weiter. Das war sein Glück! Seine Frau, die zu DDR-Zeiten in der Schule russisch gelernt hatte, las auf der Münze, dass es das Portrait der Kaiserin Elisabeth ist und nicht, wie fälschlich angenommen, das von Katharina. Die Recherche im Internet ergab, dass eine solche Münze von Elisabeth, geprägt mit den Stempeln des Stempelschneiders Benjamin Scott, bei uns in einer Auktion im Jahr 2017 die Summe von 28.000 Euro erzielt hatte. Also sprach er mit den Damen unseres Kundenservices und schickte uns das goldene Stück zur Begutachtung. Unsere Experten trauten ihren Augen nicht: Das Stück war nicht wie gedacht angefertigt von Benjamin Scott, sondern vom Genfer Stempelschneider Jean-Jacques Dassier und damit sehr viel seltener und wertvoller als angenommen.
Zudem zeigte eine Sammlerpunze, dass genau dieses Stück einst in der Sammlung des berühmten Graf Emmerich Hutten-Czapski lag. Was für ein Fund! So kam das Stück mit einer Schätzung von 150.000 Euro mit der Losnummer 591 in der Auktion 346 am 28. Januar unter den Hammer unserer Auktionatoren und erzielte einen Zuschlagspreis von 210.000 Euro.
Diese sensationelle Erfolgsgeschichte erzielte ein großes Medienecho, bei dem u.a. ntv, der Spiegel, Die Welt, Die Zeit, der NDR, die NOZ, das Hamburger Abendblatt, die LVZ, die WAZ oder die HAZ von dem seltenen Fund berichteten. Der Blick in alte Schreibtischschubladen kann sich also lohnen.

Künker beim Podcast


Auktion 346, Los 591 Kaiserreich Russland Elisabeth, 1741-1761. 10 Rubel 1757, St. Petersburg. Stempel von Jacques-Antoine Dassier. Mit Sammlerpunze von Hutten-Czapski.
Zuschlag: 210.000 Euro
„Goldwissen –Echt oder nicht? Goldfälschungen erkennen“

Wir wurden gefragt, ob wir ein Interview im Rahmen des Podcasts „Goldwissen“ zum Thema „Echt oder nicht? Goldfälschungen erkennen“ geben möchten und Herr Horst-Rüdiger Künker hat sich dazu bereit erklärt, seine Expertise mit den Zuhörern zu teilen.
Vor dem Hintergrund seiner 50-jährigen Erfahrung im Goldgeschäft gab er einen spannenden Einblick in seine tägliche Arbeit. Angefangen von der Frage,wie man echtes Gold erkennt und welche Möglichkeiten einem als Laien gegeben sind, die Echtheit einer Münze zu überprüfen, über die Frage, welche Aufbewahrungsformen zu empfehlen sind, bis hin zu der Diskussion, wie man zukünftig Gold-Betrügern das Handwerk legen kann, ist der Podcast sicher für jeden eine klare Hörempfehlung.
Zu finden ist der Podcast mit Horst-Rüdiger Künker unter https://www.xetra-gold.com/ xetra-gold-podcast/

Horst-Rüdiger Künker
Versteigerung der Bibliothek Mark und Lottie Salton
Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir am 18. September 2021 in Zusammenarbeit mit dem auf numismatische Literatur spezialisierten Auktionshaus Kolbe & Fanning die umfangreiche Bibliothek von Mark und Lottie Salton versteigern dürfen. In ihrem Testament hat die Familie Salton uns mit dieser Aufgabe betraut. Mark Salton hieß vor seiner Flucht in die USA Max Schlessinger. Sein Vater, Felix Schlessinger, verließ im Jahre 1928 die renommierte Frankfurter Münzenhandlung Leo Hamburger, um in Berlin unter eigener Regie eine Münzenhandlung aufzubauen.
Mark Salton wurde im Jahr 1914 als Max Schlessinger in Frankfurt am Main als Kind einer angesehenen jüdischen Familie geboren, die als Bankiers im Rheinland etabliert war. Marks Vater Felix Schlessinger gründete 1928 seine eigene Münzhandlung und zog mit seiner Familie nach Berlin. Von seinem Vater ermutigt, entwickelte der junge Max schon früh eine große Begeisterung für die Numismatik und wurde schnell Profi auf diesem Gebiet. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 schränkte den Betrieb der Firma Schlessinger zunehmend ein, so dass die Familie 1935 nach Amsterdam übersiedelte. Dort konnte sie mit Hilfe lokaler Numismatiker ihr Unternehmen neu aufbauen und bis 1941 Kataloge herausgeben, bis die Nazis ihre Geschäftsräume, ihren großen Bestand an Münzen und die Bibliothek beschlagnahmten. Daraufhin wurde Mark Mitglied des Untergrundwiderstandes und floh über Belgien, Frankreich und Spanien nach Portugal. Hier trat er den Freien Niederländischen Streitkräften bei, wo er bis 1946 diente. Im Juli 1946 entschied er sich, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, und änderte auf Drängen befreundeter Nazi-Flüchtlinge seinen Namen offiziell von Max Schlessinger in Mark M. Salton um. In New York machte Mark eine Ausbildung zum Bankkaufmann. 1948 lernte er seine zukünftige Frau Lottie kennen, die ebenfalls aus Deutschland geflüchtet war. Ihre Ehe, die auch durch ihr gemeinsames Interesse an der Numismatik sehr glücklich war, hielt 57 Jahre lang bis zu Marks Tod im Jahr 2006. In den frühen 50er Jahren erneuerte Mark seine numismatische Tätigkeit als Sammler, der sich auf antike und ausländische Münzen und Medaillen spezialisierte. 1965 präsentierte das Bowdoin College Museum of Art 186 Objekte seiner Sammlung; in den folgenden 30 Jahren stellte Mark Medaillen aus seiner Sammlung auch anderen Ausstellungen als Leihgaben zur Verfügung. 1966 etablierte sich das Ehepaar Salton für neun Jahre in Rom. Mark Salton bekam die Chance, die Leitung der Repräsentanz seines Arbeitgebers, dem Bankhaus Manufacturers Hanover Trust Company, in der italienischen Hauptstadt zu übernehmen.


Von dort unternahmen die Saltons zahlreiche Reisen innerhalb Europas. Mark und Lottie bot sich die Gelegenheit, numismatische Bekanntschaften aufzufrischen und ihre persönliche Münzund Medaillensammlung zu erweitern. Da die beiden über ein umfangreiches numismatisches Wissen verfügten, gewannen sie schnell den Respekt von Händlern und Museumskuratoren auf der ganzen Welt. Schon bald genossen sie den Ruf von Münzexperten und großzügigen Mäzenen. Lottie setzte auch nach Marks Tod die Tradition von numismatischen Spenden fort, bis sie im November 2020 starb. Beide werden als beispielhafte Förderer und Numismatiker der alten Schule in Erinnerung bleiben.
In ihrem Testament haben die Saltons ihren Wunsch niedergelegt, dass die umfangreiche numismatische Bibliothek von dem Auktionshaus Kolbe & Fanning und uns in Kooperation zur Versteigerung gelangen soll. Diesem Wunsch sind wir mit dem vorliegenden Katalog nachgekommen.
Der Erlös der Versteigerung wird zu je einem Drittel an drei verschiedene karitative jüdische Organisationen fließen: die Anti Defamation League (amerikanische Organisation mit Sitz in New York City, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt), The American Society for Yad Vashem (ASYV; fördert Yad Vashem‘s Mission der Holocaust-Erziehung, -Forschung, -Dokumentation und des Gedenkens) sowie das Leo Baeck Institut (Archiv und Forschungsbibliothek, die der Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Juden gewidmet ist).
Weitere Informationen und Gelegenheit zum Mitbieten finden Sie hier: https://bid.numislit.com/
Die Kataloge können über die Kundenbetreuung der Firma Künker bestellt werden.

Am 18.9.2021 wird die numismatische Bibliothek der Familie Salton vom Auktionshaus Kolbe & Fanning, New York in Kooperation mit der Firma Künker online versteigert.
Das Bulletin numismatique de l’Asie Mineure – ein Aufruf zur Unterstützung
nser wissenschaftlicher Berater, Professor Johannes Nollé, hat zusammen mit seinen Kollegen Professor Dr. Oğuz Tekin (Koç Universität, Istanbul) und Professor Dr. Koray Konuk (Universität Bordeaux) ein ‹Bulletin numismatique de l’Asie Mineure› ins Leben gerufen.
Der französische Titel wurde gewählt, um damit die Arbeit des bedeutenden Kleinasienforschers Louis Robert zu ehren. Erscheinen wird das Bulletin aber in englischer Sprache. In Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Numismatikern wollen die drei Herausgeber einmal im Jahr in der Zeitschrift Gephyra einen Überblick über die Entwicklung der kleinasiatischen Numismatik geben, insbesondere
Neuerscheinungen an Aufsätzen und Büchern auflisten, aber auch neu aufgetauchte Münzen vorstellen.
Haben Sie im Jahre 2020 oder 2021 Artikel und Bücher über kleinasiatische Münzen verfasst? Dann wenden Sie sich gerne an die Herausgeber des Bulletin numismatique. So ist die verdiente Aufmerksamkeit Ihrer wissenschaftlichen Arbeit gewährleistet.
Unseren Kollegen Johannes Nollé können Sie unter johannes.nolle@kuenker.de kontaktieren.

Professor Johannes Nollé, Scientific Consultant bei Künker
Foto: Dr. Andreas Pangerl
Kolbe & Fanning Auction Sale 161 - Lot 30 First Edition BMC Roman Republican COINS OF THE ROMAN REPUBLIC IN THE BRITISH MUSEUM. London, 1910. First edition. Three volumes, complete. Near fine. Estimate: $400
Unsere ersten Künker-Vorträge
Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Berater Professor Johannes Nollé haben wir die Reihe der „Künker-Vorträge“ ins Leben gerufen, in denen wir Ihnen besondere Geschichten und Hintergründe zu verschiedenen numismatischen Themengebieten näher bringen möchten. Die Vorträge finden regelmäßig online statt und erfreuen sich großer Beliebtheit.

Wir möchten Sammler nicht nur dabei unterstützen, umfassende und bedeutende Kollektionen aufzubauen oder sie wieder aufzulösen. Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe, Sie als unsere Kunden auf Stücke aufmerksam machen, die Ihre Sammlungen abrunden können. Insbesondere aber wollen wir erreichen, dass Sie Freude an den bei uns erworbenen Stücken haben. Erfahrungsgemäß ist diese umso größer, je besser Sammler die erworbenen Münzen und deren Hintergrund kennen. Schließlich geht es uns auch darum, Menschen, die noch nicht Münzsammler sind, für dieses interessante Hobby zu gewinnen. All das wollen wir erreichen, indem wir Geschichte und Geschichten, die mit Münzen zu tun haben, spannend erzählen. Auf diese Weise können unsere Kunden wie auch Münzinteressierte in die verschiedensten Zeiten der Vergangenheit eintauchen und anhand von Münzen die Lebenserfahrungen früherer Zeiten mit Ereignissen und Entwicklungen unserer Zeit vergleichen, was meist erbaulich, oft auch tröstlich, immer aber lehrreich ist.
Um es Ihnen zu erleichtern, ein solches historisches wie auch ästhetisches Vergnügen aus Ihren Münzen ziehen zu können, haben wir die Reihe der „Künker-Vorträge“ ins Leben gerufen. Davon haben bisher drei stattgefunden. Unser wissenschaftlicher Berater, der Historiker Professor Dr. Johannes Nollé, hielt am 18. März einen Vortrag über Flussgold, am 21. Mai einen über Adlerbilder auf Münzen und sprach am 17. Juni über die Braunschweigischen Löser.
Das Thema unseres ersten Vortrages war Flussgold. Da dieses in unserer letzten Ausgabe der Künker Exklusiv schon eingehender behandelt wurde, wollen wir uns hier eher auf den zweiten und dritten Vortrages konzentrieren.
Bei unserem zweiten digitalen Künker-Vortrag ging es um den Adler auf Münzen. Ausgangspunkt dieses Vortrages war die Frage, die Ulrich Künker einmal Johannes Nollé gestellt hatte, wer denn die Ahnen unseres deutschen Bundesadlers waren bzw. wie weit das deutsche Adlerwappen in die Vergangenheit zurückreicht. Schon im Alten Orient, etwa bei den kleinasiatischen Hethitern, spielte der Doppeladler als mit den Göttern verbundener Vogel eine Rolle. Bei den Griechen, die sich von vielen Vorstellungen der Völker des Orients inspirieren ließen, war der Adler als König der Vögel das Attribut des Götterkönigs Zeus: Der Adler war sein Bote, mit dem er seine Wünsche kundtat – etwa, wo eine neue Stadt zu gründen sei, oder ob ein Feldherr eine Schlacht annehmen sollte oder nicht –, aber auch derjenige, der für ihn den schönen Jüngling Ganymed raubte und auf den Olymp brachte. Mit zwei Adlern vermaß Zeus die Erde und ermittelte deren Mittelpunkt: Delphi, später auch Kyzikos oder Rom (Abb. 1). Die Römer übernahmen die griechische Verbindung des Adlers mit dem höchsten Gott (Jupiter). Bei ihnen galt der Adler auch als Schützer der Legionen, so dass der Legionsadler deren wichtigstes Feldzeichen war; immer wieder wurde er auf römischen Münzen abgebildet.
Der Kaiser hielt als Insignie ein Adlerzepter in seinen Händen; römische Münzen zeigen, wie ein von Jupiter geschickter Adler einem neuen Kaiser wie etwa Hadrian nach dem Tod Trajans (Abb. 2) oder dem Licinius das Zepter bringt (Abb. 3). In der Vorstellung der Römer trug ein Adler die Seele des verstorbenen guten Kaisers in den Himmel. Auf diese Weise wurde der Adler zu einem wichtigen Repräsentanten der Kaiserwürde.
Als es im Mittelalter zwischen imperium/Kaisermacht und sacerdotium/Papsttum zum Streit um die Vormachtstellung im Heiligen Römischen Reich kam, war es der Staufer Friedrich II., der sein Kaisertum auf das römische Herrschertum zurückführte und seine berühmten Augustalen, d.h. Augustus- oder Kaisermünzen, prägen ließ (Abb. 4). Sie zeigen auf der Vorderseite ein Porträt Friedrichs II. nach Art der römischen Kaiserdarstellungen mit Lorbeerkranz, auf der Rückseite einen einköpfigen Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Mit dieser Münze schloss Friedrich seine Kaiserwürde direkt an das römische Kaisertum an und machte dem Papst das von ihm beanspruchte Recht streitig, Kaiser zu erheben und abzusetzen. Friedrich war es auch, der dem vierten Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, im Jahre 1229 das Recht verlieh, den schwarzen Reichsadler als Wappen des Deutsch-Ordensstaates zu führen. Dieser Adler wurde zum Ahn des preußischen Adlers. Bis zum Aufstieg Preußens zu einem Königreich im Jahre 1701 entwickelte sich der von dem Stauferkaiser erweckte Reichsadler weiter. Möglicherweise waren es auch orientalische und byzantinische Einflüsse, die durch die Kreuzfahrer nach Mitteleuropa gelangten und die seit Anfang des 15. Jhdts. aus dem einköpfigen Reichsadler einen Doppelkopfadler machten (Abb. 5): Die beiden Köpfe wurden verschieden interpretiert: als Zeichen für eine Universalherrschaft des Kaisers, als Ausdruck seiner zweifachen Würde als Kaiser des Imperiums und als römisch-deutscher König, vielleicht auch, um den Kaiser in Konkurrenz zum Papst als Inhaber weltlicher und geistlicher Machtbefugnisse auszuweisen. Die Nimben/‹Heiligenscheine› um den beiden Adlerköpfen waren geeignet, die Heiligkeit des Reiches und des Kaisers zu betonen. Mit der Schaffung des Kaiserreiches Österreich im Jahre 1804 und der Auflösung des Reiches im Jahre 1806 wurde der mit der österreichischen Rudolfskrone bekrönte Doppeladler zum Wappen der österreichischen k. u. k. Monarchie (Abb. 6). 1871 wurde der preußische Adler, über dessen Kopf die Krone des Heiligen Römischen Reiches platziert wurde, zum Wappenvogel des Deutschen Kaiserreiches (Abb. 7). Nach der Abdankung des Kaisers und der Ausrufung der Republik entschied sich das Deutsche Reich, den Adler des Kaiserreiches mit leichten Variationen zu übernehmen, aber ohne Krone und Brustschild (Abb. 8). Die Bundesrepublik Deutschland griff nach der nationalsozialistischen Diktatur auf den Weimarer Adler zurück, nicht zuletzt um auch rechtlich an die erste deutsche Republik anzuknüpfen und derartigen Ansprüchen der sowjetisch besetzten Zone zuvorzukommen (Abb. 9).
Anlässlich der Versteigerung von extrem schönen und raren Lösern der Sammlung Friedrich Popken hatte der dritte Künker-Vortrag ‹Die Löser der Braunschweiger Herzöge und der Silberreichtum des Harz› zum Thema. Es kann kein Zweifel bestehen, dass der Name dieser Münzen, die von 1574 bis 1685 von den Herzögen zu Braunschweig und Lüneburg geprägt wurden, auf die Portugalöser zurückgeht. Nachdem die Portugiesen im 15. Jhdt. ein großes Kolonialreich geschaffen hatten, das weite Küstensäume Afrikas, Arabiens, Indiens, Indonesiens und Südamerikas umfasste, flossen riesige Mengen an Gold nach Portugal. Um den neuen Reichtum sichtbar zu machen und auch um größere Geschäfte tätigen zu können, ließ der portugiesische König Manuel I. (1495-1521) schwere Goldmünzen im Wert von 10 Cruzados prägen. Diese Münze wurde außerhalb Portugals als Portugalöser, d.h. als portugiesische Münze bezeichnet und vor allem von einigen Hansestädten, die durch ihren Handel reich geworden











waren, nachgeahmt. Hamburg begann nach 1553, solche Portugalöser zu prägen (Abb. 10). Die Braunschweiger Herzöge waren offensichtlich nicht in der Lage, das Gold für eine solche Münzprägung aufzubringen, verfügten aber über reichlich Silber aus den Bergwerken des Harz, nachdem Herzog Heinrich der Jüngere (1514-1568) und sein Sohn Herzog Julius (15681589) durch neue Techniken (vor allem bessere Entwässerung der Stollen, Einsatz von Schießpulver für Sprengungen, neue
Professor Johannes Nollé beantwortet nach jedem Vortrag gerne die Fragen der interessierten Zuschauer
Verhüttungsverfahren) größere Mengen an Harzsilber gewinnen konnten. Herzog Julius, der sehr wirtschaftlich dachte und auf die ökonomische Stärkung seines Staates versessen war, ging es auch um die Repräsentation seiner erfolgreichen Herrschaft. In Nachahmung der Portugalöser ließ er große wie auch sehr schwere Silbermünzen nahe seiner Residenz in Wolfenbüttel prägen, die bei besonderen Gelegenheiten als Geschenke an Freunde und als Auszeichnungen für Verdienste um das Herzogtum vergeben wurden. Auf den Juliuslösern ist der Herzog in Panzer und mit einer schweren Streitaxt dargestellt (Abb. 11). Im Gegensatz zu seinem Vater war Herzog Julius ein friedlicher Landesfürst, der aber in großem Stil Waffen und Munition fertigen ließ und auch verkaufte. Die Nachfolger von Herzog Julius setzten die Löserprägungen fort.
Die Münzbilder spiegeln viele Entwicklungen der Zeit, wie etwa den Schicksalsglauben (Abb. 12) und den Hang zur Astrologie, die Entwicklung der Berwerksund Verhüttungstätigkeit, deren Umweltschäden am Wald auch auf einem Löser dargestellt sind (Abb. 13), die Repräsentation der Herzöge, die oft zu Pferde dargestellt wurden (Abb. 14) – was angesichts der Bedeutung der Pferdezucht im Norden Deutschlands nicht wundert, aber auch ein Phänomen der Renaissance spiegelt –, schließlich auch die Wahlsprüche der Herzöge, mit denen sie ihre Regierungsziele beschrieben. Sollten Sie aus zeitlichen Gründen einen dieser Vorträge verpasst haben, so haben Sie die Möglichkeit, das auf unserem Youtoube-Kanal nachzuholen.

1 Aureus mit dem Bildnis des Titus Caesar, geprägt 77 n. Chr.: Die von Jupiter zur Vermessung der Erde ausgeschickten Adler treffen sich in Rom, repräsentiert durch die Göttin Roma und die Wölfin (Künker-Auktion 333, 16.3. 2020, Lot 957).
2 Sesterz mit dem Bildnis des Kaisers Hadrian, geprägt 119 n. Chr.: Der Adler Jupiters bringt dem neuen Kaiser den Zepterstab der Herrschaft. Die lateinische Legende lautet: „Die Vorsehung der Götter“ (Künker-eLive Auction 65, 23.2.2021, Lot 7136).
3 Aureus des Licinius auf die Feier des fünfjährigen Herrscherjubiläums seines Sohnes, geprägt im Jahre 321/2 n. Chr.: Der thronende Jupiter in Vorderansicht; zu seinen Füßen sein Adler mit dem Zepter für Licinius (Künker-Auktion 304, 19.3.2018, Lot 1365).
4 Augustalen-Goldmünze Friedrichs II. von Hohenstaufen, geprägt zwischen 1231-1250: Auf der Vorderseite Brustbild Friedrichs in der Tracht eines römischen Kaisers, auf der Rückseite der römische Kaiseradler bzw. Adler des Heiligen Römischen Reiches (Künker-Auktion 163, 28.1.2010, Lot 44).
5 Goldene Sechsdukaten-Münze der freien Reichsstadt Regensburg, geprägt 1765/1766: Silhouette der Stadt Regensburg mit der steinernen Brücke, darüber der einköpfige Reichsadler, überkrönt mit der Reichskrone, darüber das strahlende Dreieck der Hl. Dreifaltigkeit mit der Legende: „Unter solchem Schutz“. Auf der Rückseite der doppelköpfige Reichsadler, seine beiden Köpfe nimbiert, darüber die habsburgische Rudolfskrone, auf der Brust das von der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies gerahmte Wappen von HabsburgLothringen, darüber der österreichische Erzherzogshut (Künker-Auktion 321, 15.3.2019, Lot 6835).
6 Goldenes 20 Kronen-Stück Franz Josephs I., geprägt 1916. Auf der Rückseite der doppelköpfige Adler des Kaiserreiches Österreich, überkrönt mit der habsburgischen Rudolfskrone; die beiden Köpfe ohne Nimbus, aber mit dem österreichischen Erzherzogshut bekrönt, auf der Brust der Wappenschild Österreichs (Künker-Auktion 324, 27.5.2019, Lot 3696).
7 Goldenes 10 Mark-Stück Wilhelms II., geprägt 1894. Der einköpfige Reichsadler, überkrönt mit der Reichskrone, auf der Brust der Wappenschild Preußens, umgeben von der Collane des Schwarzen Adlerordens (Künker-Auktion 349, 24.3.3021, Lot 6417).
8 Silberne 5 Reichsmark-Sonderprägung auf das 450jährige Bestehen der Universität Tübingen, geprägt von der Weimarer Republik im Jahre 1927. Der Reichsadler ohne Bekrönung (Künker-eLive 66, 4.5.2021, Lot 1569).
9 Silberne 5 DM-Kursmünze der Bundesrepublik Deutschland, geprägt 1971. Der nahezu unveränderte Adler der Weimarer Republik.
10 Der erste hamburgische Portugalöser, entstanden zwischen 1553 und 1560. Er orientiert sich am portugiesischen 10 Cruzado-Stück und bringt das mit der Legende: ‹nach Portugalis Schrot und Korn› zum Ausdruck. Auf der Vorderseite das Wappen von Hamburg; auf der Rückseite das Tatzenkreuz des Christusordens (Auktion Künker 221, 30.10.2012, Lot 8434).
Der kommende Vortrag am 16. September 2021 wird der Münzprägungen Brandenburg-Preußens gewidmet sein. Wir wollen damit auf unsere Auktion 353 | „Die Sammlung Axel Tesmer Teil 2 – Prägungen der Könige von Preußen von der Krönung 1701 bis zum Ende der Monarchie“ aufmerksam machen, in der Sie die Möglichkeit haben, extrem seltene und ästhetisch attraktive Münze aus diesem Sammelgebiet zu erwerben.
Wir freuen uns über alle Anmerkungen und Reaktionen zu den Künker-Vorträgen, insbesondere über Themenvorschläge. Schreiben Sie uns gern an julia.kroener@kuenker.de, wenn Sie zu einem bestimmten numismatischen Thema einen Vortrag hören möchten.

11 Silberner Löser des Herzogs Julius von Braunschweig und Lüneburg, im Wert von 3 Reichstalern, geprägt im Jahre 1588. Brustbild Herzogs Julius, umgeben von den Planetenzeichen und dem Tierkreis, auf der Rückseite das Wappen von BraunschweigWolfenbüttel, flankiert von zwei Wilden Männern, überkrönt vom Sachsenross (Künker-Auktion 350, 29.6.2021, Lot 602).
12 Silberner Löser zu 3 Reichstalern („Glückslöser“), geprägt 1624 von Herzog Friedrich Ulrich (1613-1634) von Braunschweig-Wolfenbüttel: Die vier Elemente und darauf bezogene menschliche Tätigkeiten: Falkenjagd (Luft), Fischfang (Wasser), Bergbau (Erde), Verhüttung (Feuer) mit der Legende „Die Menschen in der Welt, trachten mithin nach Geld“. Die nackte Glücksgöttin steht auf einer geflügelten Weltkugel und hält ein geblähtes Segel hoch (Künker-Auktion 350, 29.6.2021, Lot 610).
13 Silberner Löser zu 4 Reichstalern, geprägt 1647 zu Clausthal von Friedrich IV. von Braunschweig-Lüneburg (1636-1648) auf das bevorstehende Ende des Dreißigjährigen Krieges: Harzlandschaft mit abgeholztem Wald (Künker-Auktion 350, 29.6.2021, Lot 626).
14 Silberner Löser zu 10 Reichstalern. geprägt 1638 zu Zellerfeld von August dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel (1635-1666) auf die kaiserliche Bestätigung der Erbnachfolge: Der Herzog sprengt mit seinem Pferd über die Harzer Bergwerkslandschaft, im Hintergrund das Wolfenbüttler Schloss; auf der Vorderseite die Legende: „Endlich“, auf der Rückseite: „Bedenke die ersten Aufgaben, danach handle!“ um das herzogliche Wappen (Künker-Auktion 350, 29.6.2021, Lot 612).


Rückblick auf unsere Sommer-Auktion 350
Vom 29. Juni bis 1. Juli fand unsere Sommer-Auktion 350 statt. Am letzten Tag feierten wir den 50. Jahrestag der Firmengründung und wurden mit einem hervorragenden Ergebnis beschenkt. Am meisten freuten wir uns aber, einige von Ihnen wieder als Kunden vor Ort im Saal begrüßen zu dürfen. Das Stückchen zurückgewonnene Normalität hat die Auktion für uns zu etwas Besonderem gemacht.
Wir möchten Ihnen hier ein paar ausgewählte Highlights vorstellen.
Das Gesamtergebnis der Sommer-Auktion 350 spiegelt das Zusammenwirken von Saalbietern, telefonischen und schriftlichen Bietern sowie Kunden, die online mitsteigerten: Unsere 2.195 Lose brachten insgesamt 8,3 Mio. Euro bei einer Schätzung von 5,8 Mio.
Highlights unserer Sommer-Auktion 350

Losnummer 262

Erzbistum Salzburg. Paris von Lodron, 1619-1653.
4 Dukaten 1628, auf die Domweihe. NGC MS 64+
Schätzung: 12.500 €
Zuschlag: 48.000 €


Losnummer 465
Nürnberg.
6 Dukaten 1698, auf die Jahresfeier des Friedens von Rijswijk. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz.
Schätzung: 75.000,- Euro
Zuschlag: 120.000,- Euro

Losnummer 612
Braunschweig und Lüneburg. August der Jüngere, 1635-1666. Löser zu 10 Reichstalern 1638, Zellerfeld, auf die kaiserliche Bestätigung der Erbnachfolge. Äußerst selten. Vorzüglich.
Schätzung: 150.000,- Euro. Zuschlag: 240.000,- Euro

Losnummer 894

Königreich Preußen. Friedrich II., der Große, 1740-1786. Reichstaler preuß. 1750, Berlin. Schätzung: 2.000 €
Zuschlag: 8.000 €

Losnummer 1149
Stadt Frankfurt.

Silbermedaille o.J. (1648), unsigniert, auf die Standhaftigkeit der Stadt Frankfurt während des Dreißigjährigen Krieges.
Schätzung: 10.000 €
Zuschlag: 18.000 €



Losnummer 1958
Argentinien. Provinzen des Rio de la Plata. 8 Reales 1836 RA-P, Rioja.
Schätzung: 4.000 €
Zuschlag: 17.000 €

Losnummer 2078


Deutsches Kaiserreich / Sachsen. Friedrich August III., 1904-1918. 3 Mark 1917 E „Friedrich der Weise“. Seltenste deutsche Reichsmünze. Polierte Platte. Schätzung: 100.000,- Euro Zuschlag: 130.000,- Euro