Kuenker_Exklusiv_2020_17

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Liebe Kundinnen und Kunden, liebe Münzfreunde,

W ir freuen uns, Ihnen kurz vor Weihnachten noch eine Ausgabe unseres Magazins präsentieren zu dürfen und vor allem darüber, dass unsere Berichte bei Ihnen auf so viel positive Resonanz stoßen. Das kommende Jahr 2021 wird für uns ein ganz besonderes werden: wir feiern 50 Jahre Künker! Am 1. Juli 1971 gründete Fritz Rudolf Künker seine Münzenhandlung, und der Werdegang der Firma vom kleinen Zwei-Mann-Unternehmen zu Europas führendem Münzauktions- und -handelshaus ist und bleibt einzigartig. Wir werden das Jahr 2021 in jedem Fall dafür nutzen, um zurückzublicken auf verschiedene Epochen, Standorte, Persönlichkeiten und natürlich besondere Auktionen in 50 Jahren Firmengeschichte.

Beginnen wird unser Jubiläumsjahr mit der Auktion 346 mit ausgesuchten Raritäten von höchster Qualität. Normalerweise findet unsere erste Auktion des Jahres immer in Berlin im Rahmen der Messe World Money Fair statt. Da diese wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, wird die Auktion nun ausnahmsweise in unserer Heimatstadt Osnabrück stattfinden. Einen kleinen Einblick in die Auktion erhalten Sie auf Seite 8.

In dieser Ausgabe widmen wir uns ausserdem den vergangenen Monaten, die uns – bedingt durch die Pandemie – immer wieder vor neue Herausforderungen stellten.

Exklusiv

NEUES AUS DEM AUKTIONS- UND GOLDMARKT

Termine

Unsere Herbst-Auktionen in Osnabrück fanden unter besonderen Hygienemaßnahmen statt, wie z. B. Maskenpflicht im gesamten Hotel und regelmäßigen Lüftungspausen. Durch die Möglichkeit der Auktionsteilnahme via Live-Bidding im Internet, die von sehr vielen Bietern genutzt wurde, konnten wir tatsächlich trotz der ungewohnten Situation ein Rekordergebnis verzeichnen. Den gesamten Auktionsnachbericht und eine kleine Übersicht über die Presseresonanz auf unsere Herbst-Auktionen lesen Sie auf Seite 2.

Unser wissenschaftlicher Berater Professor Johannes Nollé konnte leider aufgrund der strengen Corona-Regelungen nur ein Viertel der ursprünglich geplanten Vorträge vor deutschen Münzvereinen abhalten, doch diese stießen bei den besuchten Vereinen in Frankfurt, Darmstadt, Neumarkt und Görlitz auf große Begeisterung. Auf den Seiten 6 und 7 berichten wir über seine Reisen und die verschiedenen Vorträge über Münzen aus Baktrien, Flussgold oder Tieropfern in der griechischen und römischen Antike.

Auf Seite 5 stellt sich unsere erste und älteste Dependance, die Münchner Filiale am Maximiliansplatz, vor. Seit knapp 20 Jahren stehen unsere Kollegen für unsere Kunden aus dem südlichen Raum zur Verfügung, wenn es um Beratungen, Auktionseinlieferungen oder Ankäufe geht.

Einen kleinen Einblick, wie wir bei Künker mit dem Corona-Virus umgehen, das uns alle seit Monaten beschäftigt, geben wir Ihnen auf Seite 3. Unsere Strategie, alle unsere Mitarbeiter und Aushilfen regelmäßig alle zwei Wochen testen zu lassen, wird sowohl von interner als auch externer Seite sehr gelobt.

Wir möchten einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Mitarbeitern und Kunden gewährleisten und haben uns daher auf eine Maskenpflicht im gesamten Gebäude geeinigt.

Wie vor allem auch die Neue Osnabrücker Zeitung über unsere Maßnahmen berichtet hat, erfahren Sie in unserem Bericht „Unser Umgang mit dem Virus“.

Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr 2021!

Impressum

Herausgeber

Fritz Rudolf Künker

GmbH & Co. KG

Nobbenburger Straße 4a 49076 Osnabrück www.kuenker.de

Redaktion

Inja MacClure

Julia Kröner

Dr. Andreas Kaiser und Ulrich Künker

Unser Umgang mit dem Virus

Als im August die Anzahl der an Covid-19-Erkrankten wieder stieg, haben wir uns überlegt, was wir bei Künker dafür tun können, dass sowohl unsere Mitarbeiter als auch Besucher und Kunden ein sichereres Gefühl haben, wenn sie unser Haus betreten. Es war und ist uns nach wie vor wichtig, eventuelle Krankheitsfälle auch bei asymptomatischem Verlauf erkennen zu können und somit kein Risiko einzugehen.

W

ir sprachen mit den Johannitern hier in Osnabrück, ob eine regelmäßige Testung aller Mitarbeiter mit einem PCR-Test sinnvoll wäre und kamen zu dem Ergebnis, dass ab sofort alle 14 Tage Mitarbeiter der Johanniter zu uns ins Haus kommen und unsere Mitarbeiter testen würden.

Diese Vorgehensweise wurde durchweg positiv angenommen und so standen alle Mitarbeiter bei der ersten Testreihe Ende August, aufgeteilt in 10er-Gruppen und selbstverständlich ausgestattet mit Nase-Mund-Schutz, in unserer Tiefgarage, um sich einem Rachenabstrich zu unterziehen.

Der Ablauf funktionierte reibungslos, was auch der routinierten Vorgehensweise der Johanniter zu verdanken war, und wir erhielten einen Tag später das für alle erleichternde Ergebnis: unsere Mitarbeiter waren negativ getestet worden. Das Tragen eines Nase-Mund-Schutzes behielten wir ab sofort bei und nutzen ihn nach wie vor in allen öffentlichen Bereichen unserer Geschäftsräume.

Bei unserer nächsten Test-Reihe 14 Tage später, kurz vor Beginn unserer Herbst-Auktion, besuchte uns die „Neue Osnabrücker Zeitung“, um über unseren Umgang mit den stetig steigenden Fallzahlen zu berichten. Dass sich unsere Mitarbeiter kostenlos im Unternehmen testen lassen können, wird nach wie vor intern als auch extern sehr positiv wahrgenommen. Auch, wenn es selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme ist, bewirkt die Testung viel im Umgang untereinander.

Wir werden unsere Testreihe auch in Zukunft 14-tägig beibehalten und hoffen, so ein wenig zur Durchbrechung von Infektionsketten und zur allgemeinen Gesundheit in unserer Region beizutragen.

Aus unserem Onlineshop

Zusätzlich zu unseren Tests haben wir auch in Bezug auf alle direkten Kundenkontakte zahlreiche HygieneMaßnahmen ergriffen: So finden unsere Auktionen in Osnabrück unter strengsten Auflagen statt, die mit dem Ordnungsamt abgestimmt sind. Zahlreiche Desinfektionsspender stehen zur Verfügung, es gilt eine Nase-MundSchutz-Pflicht im gesamten Hotel, es wird auf genügend Abstand zwischen den einzelnen Plätzen im Saal geachtet, es sind separate Ein- und Ausgänge vorhanden und nach jeweils rund 90 Minuten wird eine 10-minütige Lüftungspause durchgeführt.

Wie schon in unserer letzten Ausgabe berichtet, haben wir im Zuge der Verschärfung der öffentlichen Maßnahmen gegen die Virusverbreitung eine Möglichkeit für unsere Kunden geschaffen, an der Auktion teilzunehmen, ohne sie direkt besuchen zu müssen. Über das Live-Bidding-Portal AUEX kann man live Gebote platzieren und somit direkt in den Verlauf der Auktion eingreifen. Diese neue Option wurde von vielen Kunden aus aller Welt sehr gut angenommen, das freut uns sehr!

Unter Einhaltung unserer Hygienestandards war es ebenfalls möglich, unsere beliebten Expertentage in Hamburg, Berlin und Köln durchzuführen und viele Kunden persönlich zu treffen.

installiert, die den gegenseitigen Schutz zwischen Kunden und Künker-Mitarbeitern gewährleisten soll. Mit dieser Wand ist es dann auch möglich, den eigentlich dauerhaft zu tragenden Nase-Mund-Schutz abzulegen und sich ungezwungener über die Münzen austauschen zu können.“

Das Königreich Westphalen (1807-1813)

Das Königreich Westphalen ist ein Ergebnis der napoleonischen Vorherrschaft in Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Im Frieden von Tilsit, geschlossen am 7. Juli 1807, musste Preußen die Neuordnung der deutschen Verhältnisse anerkennen. Dazu gehörte auch die Gründung des Königreiches Westphalen, das von Hieronymus (Jérome) und seiner Gemahlin Katharina regiert wurde. Jérome war der jüngste Bruder von Kaiser Napoleon I.

Die Hauptstadt des Königreiches war Kassel, mit 38.000 Quadratkilometern Grundfläche war der Staat nur etwa zehn Prozent größer als das Bundesland Nordrhein-Westfalen, mit 2 Millionen Einwohnern aber im Vergleich zu NordrheinWestfalen mit rund 18 Millionen Einwohnern eher dünn besiedelt. Das Königreich war von der Verwaltungsstruktur ähnlich aufgebaut wie Frankreich, es war unterteilt in acht Départements mit acht einheimischen Präfekten. Dazu gehörte auch das Département Weser mit der Hauptstadt Osnabrück.

In der kurzen Zeit seines Bestehens hatte das Königreich Westphalen von Anfang an mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Ausgabe von Zwangsanleihen schien der richtige Weg zur Lösung dieses Problems zu sein.

Bernd Schmidt hat dieses finanzpolitische Instrument in seiner Arbeit „Die Zwangsanleihen des Königreichs Westfalen und ihre Auswirkungen auf die Nachfolgestaaten 1807-1848“ bestens dokumentiert. Das Werk ist für jeden heimatgeschichtlichen Interessierten ein Muss. Im Künker Online-Shop ist das Buch für 19,90 € erhältlich.

Das 20 Francs Stück des König Hieronymus Napoleon wird als historisches Dokument ebenfalls in unserem Online-Shop für 895,00 € pro Stück angeboten.

Die 20 Francs Münzen des Königreichs Westphalen entsprechen genau den 20 Francs Goldmünzen des Königreichs Frankreich, die als „Napoleon“ noch heute im Goldmarkt ein fester Begriff sind.

Die Goldmünzen zu 20 Francs des Königreichs Westphalen sind historische Dokumente ersten Ranges. Sie sind im besten Sinne Geschichte zum Anfassen und erinnern an eine längst vergangene Epoche und an den „König Lustig“, wie Jérome Napoleon alias König Hieronymus aus dem Hause Bonaparte wegen seiner ausschweifenden Lebensweise im Volksmund genannt wurde.

Bitte bleiben Sie gesund!

Bernd Schmidt Die Zwangsanleihen des Königreichs Westfalen und ihre Auswirkungen auf die Nachfolgestaaten

106 Seiten, broschiert Lieferpreis 19,90 Euro Best.-Nr.: 338803

Spezialangebot für unsere Kunden

Hieronymus Napoleon, 1807-1813. 20 Franken 1808, C. Mit Münzzeichen „Adlerkopf“ und mit Randinschrift („Gott erhalten den Koenig“). 6,45 g. Divo/S. 218; Fb. 3517; Schl. 897. GOLD, Sehr schön. Unser Festpreis: 895,00 Euro Best.-Nr.: 390591

Bei Bestellung der Münze im Online-Shop erhalten Sie das Buch von Bernd Schmidt über die Zwangsanleihen des Königreichs Westfalen gratis dazu.

Künker am Maximiliansplatz in München

Die

Münchner

Filiale ist die erste und älteste Dependance in Deutschland

Z u Beginn der 2000er Jahre reifte in Osnabrück die Überlegung, eine eigenständige Filiale im süddeutschen Raum zu eröffnen. Ziel war es seinerzeit, dort ansässigen Kunden sowohl die gewohnte Qualität als auch die fachliche Präsenz des Stammhauses vor Ort zu bieten und die Kontakte der Mutterfirma zu erweitern.

Unser Team in München arbeitet in sehr ansprechenden Räumen im KITHAN-HAUS am Maximiliansplatz. Frank Richardsen und Olaf Niebert werden tatkräftig von Julia Rambousek und Eva Stempel unterstützt.

Eine faire Geschäftspolitik und gute Beratung seit über 18 Jahren ermöglichten es den Kollegen in München nach und nach, eine treue Stammkundschaft aufzubauen. Münzen im Edelmetallbereich werden hier nach aktuellen Metallkursen ebenso angekauft wie Sammlerstücke nach sorgfältiger

Begutachtung zu numismatischen Marktpreisen. Vor allem wird auch in München die Devise des Stammhauses in Osnabrück gelebt: „Der Kunde ist bei uns stets König“.

Selbstverständlich können in den ruhigen Räumen in bester Lage am Maximiliansplatz in München diskret zeitintensive Auktionseinlieferungen entgegengenommen und vertraulich besprochen werden. Eine unverbindliche und kostenfreie Beratung versteht sich dabei von selbst. Auf Wunsch und nach vorheriger Absprache können natürlich auch Besuche bei unseren Kunden direkt vor Ort vereinbart werden. Diese häufig genutzte Option wird besonders bei größeren Sammlungen gerne in Erwägung gezogen.

Der Online-Handel, hier auch speziell über die populäre Plattform „Ebay“, war bereits von Anfang an einer der Kernbereiche im modernen Absatzmarkt der Firma.

Dies führte in konsequenter Weise vor einigen Jahren zur Gründung der Künker München GmbH für den Verkauf historisch interessanter Münzen und Medaillen. Diese Strategie hat sich bis heute bewährt. Der versierte und interessierte Sammler findet jetzt zusätzlich zur Ware aus Auktionen und Lagerlisten auch hier so manche numismatische Rarität und viele interessante Einzelstücke. Über 50.000 positive Bewertungen sprechen für sich.

Bei Künker am Maximiliansplatz sind Sie jederzeit goldrichtig!

Das Rätsel eines römischen Aureus ist gelöst

Im letzten Jahrzehnt haben wir immer wieder schöne Exemplare eines besonders interessanten wie auch ästhetisch ansprechenden römischen Aureus versteigern können.* Auf der Vorderseite dieser Goldmünze ist der Kopf des Titus mit Lorbeerkranz zu sehen; die Münze wurde während seines 6. Konsulats im Jahre 77/78 n. Chr. geprägt. Auf ihrer Rückseite ist Roma zu sehen, die auf einem Haufen von erbeuteten Schilden sitzt, mit ihrer Linken hält sie eine Lanze. Zu ihren Füßen ist, ziemlich klein, die römische Wölfin zu sehen, die die Zwillinge Romulus und Remus nährt.

Von hinten und von vorne fliegt je ein Adler auf Roma zu und setzt bei ihr zur Landung an. Das Design der Rückseite geht auf einen republikanischen Denar zurück, der im Jahre 115/114 v. Chr. geprägt wurde. Es handelt sich also um eine sogenannte Restitutionsprägung, die das Bild einer älteren Münze aufgreift. Ungelöst geblieben ist bisher die Bedeutung dieses schönen wie auch seltsamen Münzbildes. Die bisher vorgeschlagenen Deutungen sind allesamt nicht überzeugend.

In der Festschrift für Wolfgang Szaivert, deren Realisierung auch unser Haus unterstützte, hat unser wissenschaftlicher Berater, Professor Johannes Nollé, einen Aufsatz publiziert, der eine überzeugende Lösung für die Interpretation des rätselhaften Rückseitenbildes der Münze vorschlägt: J. Nollé, Two Birds Heading for Rome: How to Interpret the So-called Augurium Romuli, in: M. Baer – W. Fischer-Bossert – N. Schindel (Hrsg.), Cista Mystica. Festschrift für Wolfgang Szaivert, Wien 2020, 297-318. In seinem Beitrag weist er zunächst darauf hin, dass die Adler sich auf Roma beziehen und nicht auf die römische Wölfin mit Romulus und Remus. Die Wölfin und die Zwillinge dienen lediglich dazu, Roma eindeutig zu identifizieren. Der mythenkundige Mensch der Antike wird bei den beiden anfliegenden Adlern sofort an jenen Mythos gedacht haben, der von Delphi erzählt wurde: Einstmals wollte Zeus den Mittelpunkt der Erde ermitteln und schickte deshalb

von den gegenüberliegenden Enden der als Scheibe gedachten Erde einen Adler aus. Wo die gleich schnell fliegenden Adler sich trafen, war der Mittelpunkt der Erde. Die Adler trafen sich dem griechischen Mythos zufolge in Delphi, das damit nicht nur das religiöse, sondern auch das geographische Zentrum der Erde war. Der berühmte Nabelstein (Omphalos) erinnert daran. Mit diesem Aureus wollten die flavischen Kaiser Vespasian und Titus bekunden, dass nunmehr – insbesondere nach dem grandiosen Sieg über die aufständischen Juden und der Zerstörung Jerusalems wie auch durch den prachtvollen Wiederaufbau Roms, das im vorausgehenden Bürgerkrieg schwer gelitten hatte – Rom zum neuen Zentrum der Erde geworden war. Noch heute erinnern das Kolosseum und der Titusbogen an diese Neugestaltung Roms. Wenn Sie weitere Details erfahren wollen, empfehlen wir entweder den Kauf der Festschrift Szaivert, oder Sie schreiben uns eine E-Mail an service@kuenker.de mit der Bitte um Zusendung des PDF des Aufsatzes.

Versteigert in folgenden Künker Auktionen: A 333 - Nr. 957; A 326 - Nr. 1363; A 318 - Nr. 1115; A 288 - Nr. 485; A 280 - Nr. 549; A 277 - Nr. 120; A 270 - Nr. 8659; A 262 - Nr. 7993; A 257 - Nr. 8929; A 236 - Nr. 1005; A 204 - Nr. 588; A 193 - Nr. 622, 623, 624.

Das gesamte Team freut sich über Ihre telefonische Voranmeldung oder einfach auf Ihren Besuch: Olaf Niebert, Julia Rambousek, Eva Stempel und Frank Richardsen
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG Maximiliansplatz 12a 80333 München

Der Verein unter Vorsitz von Andreas Meyer hatte das Thema «Flussgold: Vom Paktol zum Rheingold» ausgewählt. Anhand antiker Münzen ging Professor Nollé auf jene Regionen ein, in denen während der Antike Gold aus den Ablagerungen von Flüssen gewaschen wurde: Lydien, Kolchis (Georgien) und Thrakien (Bulgarien). Mit jener Gold-Silber-Legierung, die aus dem PaktolFluss ausgewaschen wurde, prägten die Lyder die ersten Münzen der Welt und veränderten mit der Schaffung von Münzgeld das Wirtschaftsleben der Menschheit nachhaltig. Im antiken Georgien wurde Flussgold mithilfe von Schaffellen gewonnen. Dieses Verfahren bildete den Hintergrund für die griechische Sage vom Goldenen Vlies, die in dem berühmten Orden vom Goldenen Vlies bis in die Neuzeit weiterlebte.

Die Vorderseite des Vierdrachmenstückes aus Silber zeigt in einer grandiosen Portraitbüste den baktrischen Großkönig Eukratides im Kampf. Das Diadem um seinen Reiterhelm weist ihn als König aus, die Stierhörner daran als halbgöttliches Wesen. Auf der Rückseite sind die Dioskuren, Söhne des Zeus, als Schutzgötter der baktrischen Kavallerie dargestellt (Auktion Künker 273, 14.3.2016, Nr. 442)

Weiterhin ging Johannes Nollé auf die deutschen Flussgoldprägungen ein, die immer wieder in Auktionen unseres Hauses extrem gute Ergebnisse erzielt haben. Aus Rhein-, Donau-, Isar-, Inn-, Schwarza- und Edergold wurden eigens Goldmünzen geprägt. Abschließend ging er noch auf den Goldrausch in Nordamerika und Australien ein, bei dem im 19. Jhdt. soviel Gold gefördert wurde, dass viele europäische Staaten bis zum 1. Weltkrieg den Goldstandard einführten. Zahlreiche amerikanische Dollarprägungen wie auch moderne Gedenkmünzen spiegeln diese Zeit.

Professor Nollé empfand vor allem das gemütliche Zusammensein mit den Vereinsmitgliedern als sehr angenehm. Besonders erfreulich für ihn war, auch eine Reihe von sehr aktiven jungen Mitgliedern treffen zu können und von den vielen Initiativen zu erfahren, die dieser Münzverein, im Leben dieser besuchenswerten oberpfälzischen Stadt spielt.

Den nächsten Vortrag, der wieder dem Thema «Flussgold» gewidmet war, hielt Professor Nollé am 7. Oktober in Görlitz. Der dortige Münzverein ist zwar mit weniger als 30 Mitgliedern klein, doch sind seine Mitglieder äußerst aktiv und haben interessante Publikationen, wie etwa über Görlitzer Notgeld, publiziert. Der Vereinsvorsitzende Ulrich Schubert bemüht sich energisch und mit Erfolg darum, dass ein Verein in Randlage den Kontakt mit anderen numismatischen Vereinen hält, auch mit solchen in Polen. Gerade bei kleineren Vereinen stößt die Unterstützung durch unser Haus ganz besonders auf dankbares Interesse.

Die 1873 gegründete Numismatische Gesellschaft zu Dresden, die seit 1908 als Numismatischer Verein tätig ist, hat es einfacher, da sie weitaus mehr Mitglieder hat, eng mit dem Dresdener Münzkabinett unter der Leitung von Dr. Rainer Grund zusammenarbeitet und im Café Friedrichstadt ein treffliches Vereinslokal hat. Sein kunstbegeisterter Inhaber, Frank Albrecht, ist ein großer Förderer des Vereins und der Dresdener Numismatik. In dem stimmungsvollen Café, Restaurant und Hotel hielt Professor Nollé am 10. Oktober seinen Vortrag über Tieropfer.

Flussgold-Dukat des bayerischen Kurfürsten Maximilians III. Joseph aus dem Jahre 1756. Die Rückseite zeigt den schilfbekränzten Flussgott Isar, der Wasser aus einer Urne ausgießt, darunter den bayerischen Wappenschild, im Hintergrund die Münchener Liebfrauenkirche. Die lateinische Inschrift lautet: Aus dem Gold der Isar (Auktion Künker 315, 11.109.2018, Nr. 7774).

Stater aus Silber der kretischen Stadt Polyrhenia. Auf der Vorderseite ist der Kopf des Zeus abgebildet, dem der auf der Rückseite dargestellte Stier geopfert wurde. Die Hörner des Stiers sind mit Wollbinden umwunden, die nach der Tötung des Tiers an der Statue des Zeus befestigt wurden. (Auktion Künker 270, 2.10.2015, Nr. 8284).

Bei seinem Besuch im Münzkabinett überreichte Dr. Grund Herrn Nollé die kürzlich erschienenen, äußerst interessanten Publikationen über «Fünf Jahrhunderte Münzkabinett Dresden» und «Stadtbilder Europas», deren Drucklegung von unserem Hause unterstützt wurde.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die gehaltenen Vorträge trotz der Pandemie gut besucht waren und von den Vereinen sehr begrüßt wurden. Das macht uns Mut, diese Förderung der Numismatik in Deutschland fortzusetzen. Es ist ungewiss, wann wir derartige Vorträge wieder unbedenklich abhalten können. Wir alle wünschen uns, dass es im kommenden Jahr schon bald wieder möglich sein wird.

Vielleicht haben Sie bis dahin Interesse, an der OnlineVorlesung von Professor Nollé über die Pandemie im Römischen Reich, die weitreichende historische Folgen hatte, teilzunehmen. Dabei spielen Münzen als Zeitzeugnisse eine wichtige Rolle.

Zugang zu der im Rahmen des Seniorenstudiums der Ludwig-Maximilians-Universität München veranstalteten Vorlesung können Sie über die E-Mail-Adresse seniorenstudium@lmu.de erhalten.

Professor Dr. Johannes Nollé
Foto: Dr. Andreas Pangerl

Das Jubiläumsjahr startet mit ausgesuchten Raritäten

Den Auftakt zu unserem Auktionsjahr bildet jedes Jahr unsere – mittlerweile weltbekannte – Auktion in Berlin im Rahmen der Messe World Money Fair. Leider wurde diese nun wegen der Pandemie abgesagt, und somit wird unsere erste Auktion im Jahr 2021 ausnahmsweise in unserer Heimatstadt Osnabrück stattfinden. Aber auch wenn sich im Moment vieles durch Covid-19 ändert, bleibt eines jedoch gleich: die Qualität der Münzen, die wir Ihnen in dieser Auktion anbieten werden.

Dafür treten wir gerne einen Beweis an. Wir stellen Ihnen drei ganz besondere Großgoldmünzen vor, eine entstanden um 1500, eine um 1600 und die dritte kurz nach 1700.

Hamburg. 6 Goldgulden 1505. 19,69 g. Unikum. Aus Slg. E. Nordheim, Schlessinger 7 (1930), Nr. 3927. Sehr schön bis vorzüglich. Schätzung: 400.000 Euro.

Ein Highlight der Auktion ist zweifellos der sechsfache Goldgulden aus Hamburg im Gewicht von 19,69 g, der im Jahr 1505 geprägt wurde. Es handelt sich um ein Unikum, und zwar um die erste Großgoldmünze aus dem deutschen Raum.

Dass diese ausgerechnet in Hamburg entstand, ist keine Überraschung. Die Stadt gehörte nach dem Niedergang der Hanse und der Entdeckung Amerikas zu den großen Nutznießern der neuen Handelswege. Durch ihre Verbindung zu Handelsstädten, die zum Atlantik hin orientiert waren – Amsterdam, London und Lissabon – erhielten ihre Kaufleute direkten Zugang zum internationalen Handelsnetz.

Diese Münze steht am Beginn der Entwicklung. Sie ist noch mittelalterlichen Bildtraditionen verhaftet. Auf der einen Seite sehen wir die Muttergottes auf der Mondsichel im Strahlenkranz als Inkarnation des Sieges über das Böse. Dies war genau das Münzbild, das auf allen Hamburger Goldgulden zu sehen war. Die andere Seite zeigt das Wappen Hamburgs auf einem Kreuz, ein Motiv, das - allerdings verteilt auf Vorder- und Rückseite - mehrere Jahrzehnte später auf den Portugalösern zurückkehren sollte.

Diese Großgoldmünze ist ein Symbol für den beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung Hamburgs. Lebten zum Zeitpunkt ihrer Prägung rund 10.000 Menschen in der Stadt, hatte sich die Bevölkerung ein Jahrhundert später verdreifacht.

Holstein-Schauenburg. Ernst III., 1601-1622. 10 Dukaten o. J., Altona. Äußerst selten. Vorzüglich. Schätzung: 150.000 Euro

Es ist eine prächtige Darstellung, die wir auf der Vorderseite dieses zehnfachen Dukaten des Grafen Ernst zu HolsteinSchaumburg finden. Er lässt sich hoch zu Ross abbilden, in voller Prunkrüstung, in der linken Hand die Zügel, in der rechten den Streitkolben.

Ernst verlegte seine Residenz von Stadthagen nach Bückeburg. Er baute nicht nur das dortige Schloss, sondern auch einen ersten Marstall, dessen Pferde seine Besucher schon damals begeisterten. So schrieb ein Engländer im Jahr 1616 über seinen Besuch: „Nachdem ich durch das äußere Tor getreten war, zeigte man mir die Stallungen; ich sah dort ausgezeichnete und treffliche Pferde, darunter eines, das war von Natur aus gefleckt wie ein Leopard, und ich sah ihm an, dass es das Pferd eines großen Fürsten war und nicht eines gewöhnlichen Mannes.“

Diese Münze zeigt uns, welch großen Wert Ernst III. auf edle Pferde und die Reitkunst legte. Der Hengst ist bis ins letzte Detail genau wiedergegeben. Er führt mit seinem Reiter eine Figur vor, die auch heute noch zum Pflichtprogramm der hohen Schule gehört: Die Levade. Während wir uns heute an der Ästhetik erfreuen, hatte die Levade zu Zeiten von Ernst III. eine militärische Bedeutung: Ein Pferd, das sich in der Levade aufbäumte, schützte seinen Reiter mit dem eigenen Körper. So wurde diese Figur etwa ein Jahrhundert später zu einem bevorzugten Gestaltungselement für Reiterstatuen.

Sachsen.

Friedrich August I., 1694-1733.

8 Dukaten, Goldabschlag des Vikariatstalers von 1711, Dresden.

Vermutlich das einzige im Handel vorgekommene Exemplar. Fast vorzüglich. Schätzung: 150.000 Euro

Auch Friedrich August I. von Sachsen – besser bekannt als August der Starke – ließ sich als Goldener Reiter auf einem Pferd darstellen, das die Levade zeigt. Seine Statue steht heute auf dem Neustädter Markt in Dresden und gilt als das bekannteste Denkmal der schönen Stadt. Die Statue hat das Motiv auf dieser Münze sichtlich beeinflusst. Beide Pferde tragen ein Löwenfell statt eines Sattels. An einem Band trägt August der Starke den dänischen Elefantenorden, den er 1701 erhielt.

Noch interessanter ist die Rückseite. Sie ist einem Amt gewidmet, das August der Starke vom 17. April bis zum 22. Dezember 1711 ausübte, dem Reichsvikariat. Das bedeutete, dass August der Starke zwischen dem Tod Josephs I. und der Krönung Karls VI. im nördlichen Teil des Heiligen Römischen Reichs fast alle kaiserlichen Vollmachten auf sich vereinigte. Stolz bildet er deshalb auf der Rückseite der Münze links die Insignien des deutschen Königs – Krone, Szepter und Reichsapfel – ab. Rechts sehen wir den Kurfürstenhut und das zugehörige Schwert.

Zusätzlich zu den rund 700 Münzen bieten wir Ihnen in der Auktion 346 auch 40 Stücke aus dem Bereich der Orden und Ehrenzeichen an. Es lohnt sich also, sich unseren Katalog genauer anzusehen. Wir hoffen, unsere Auswahl gefällt Ihnen genauso gut wie uns.

Blitzlichtgewitter bei Künker

Viel Gelächter drang im November aus unserem Besichtigungsraum. Der Grund? Zwei Tage lang sorgte ein Fototeam bei uns für gute Stimmung und noch bessere Fotos unserer Kollegen der Kundenbetreuung und Geschäftsführung. Für den einen eine eher ungewohnte Situation vor dem sogenannten Greenscreen und der Kamera, für den anderen schon Routine - Spaß gemacht hat es allerdings allen. Die Ergebnisse sehen Sie bereits auf der Titelseite der Exklusiv sowie im Katalog zu unserer Auktion 346, der Ende des Jahres an Sie verschickt wird. Wir freuen uns, nun wieder aktuelle Bilder aller Ihrer Ansprechpartner zu haben und hoffen, Sie gefallen Ihnen genauso gut wie uns.

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