Bildung bewegt – 40 Jahre Kantonsschule Luzern Alpenquai

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Bildung bewegt – 40 Jahre Kantonsschule Luzern Alpenquai


Editorial Wie viel Bildung brauche ich?

Wie viel Bildung brauche ich, um das Amt des Bildungsdirektors auszuüben?

Stefan Graber Messen und berechnen – heute überaus beliebt auch im Bereich der Bildung. Schliesslich hat Bildung ihren Preis, da darf man ruhig fragen: Rechnet sich die Bildung? Man darf aber auch fragen: Ist es sinnvoll, Bildung zu berechnen? Ist das Messen von Bildung nicht einfach eine immer wiederkehrende Mode und die berechnete Bildung ein Mythos? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, muss ich zuerst fragen, wie viel Bildung brauche ich überhaupt? Alle Autorinnen und Autoren der Beilage setzen sich dieser Frage, beziehungsweise unterschiedlichen Aspekten dieser Frage, aus. Wie viel Bildung brauche ich, um die Welt oder den Klimawandel oder die Popmusik zu verstehen, wird etwa in Artikeln gefragt, oder die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer sowie ehemalige Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Luzern fragen sich, wie viel Bildung sie für die Ausübung ihres Berufes benötigen und antworten mit Statements. Durchwegs und hartnäckig manifestiert sich in den Beiträgen die Ansicht und Haltung, dass Bildung nicht eindeutig gemessen und berechnet werden kann und dass Bildung von unschätzbarem Wert für den einzelnen Menschen und für das gemeinsame gesellschaftliche Leben ist. Ja, Bildung dient gerade dazu, die Unberechenbarkeit von Bildung zu erkennen und auszuhalten. Das ist vielleicht nicht Mainstream, das ist aber nicht beunruhigend. Die Frage «Wie viel Bildung brauche ich?» wird somit zwar nicht rechnerisch beantwortet, aber immerhin wieder einmal erschliessend erhellt.

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Die vorliegende Bildungsbeilage erscheint zum Jubiläum 40 Jahre Kantonsschule Luzern am Alpenquai. Eigentlich ist die Kantonsschule Luzern 434 Jahre alt, seit 334 Jahren ist sie eine Staatsschule und nicht mehr eine Jesuitenschule. Im Herbst 1967 wurde das neue Schulhaus am Alpenquai mit einem grossen Kantiball feierlich eingeweiht. Zum Jubiläum 25 Jahre Alpenquai gab es ein Fest und eine Studienwoche. Die Bildung bewegte sich offenbar. Und jetzt, weitere 15 Jahre später, noch mehr Bewegung. «Bildung bewegt» ist gar das Motto. Die ganze Kantonsschule Luzern bewegt sich. Auch an einen andern Lernort, ins Verkehrshaus der Schweiz, wo Mobilität im Zentrum steht. Auch in die Öffentlichkeit. Über 90 Projekte werden realisiert und dem interessierten Publikum am Freitag und am Samstag, 7. und 8. März 2008, präsentiert. Im Bund dieser Beilage ist das breit gefächerte Programm zu finden. «Bildung bewegt» ist als Expo der Kantonsschule Luzern konzipiert. Eine Expo, die vielschichtig, real, differenziert

Anton Schwingruber

darauf verweist, dass die Kantonsschule Luzern – und selbstverständlich nicht nur sie – ein öffentliches Kulturhaus und ein Kulturträger von elementarer Bedeutung ist. Unberechenbar und unberechenbar wertvoll.

Die grafische Gestaltung dieser Beilage benutzt Ausschnitte aus dem zweiteiligen Projekt «Ich und Wir – Wir und ich», das im Rahmen von «Bildung bewegt – 40 Jahre Kantonsschule Luzern» entstanden ist. Schülerinnen und Schüler haben das Projekt entwickelt und verwirklicht. Der eine Teil umfasst dreizehn Plakate mit den fotografierten Augenpaaren von den Schülerinnen und den Schülern der Kantonsschule Luzern. Der andere Teil zeigt in einem Videofilm hunderte von Füssen der Schülerinnen und Schüler bei alltäglichen Bewegungen in der Kantonsschule Luzern Alpenquai. Die Plakate werden in der Stadt Luzern ausgehängt sowie im Verkehrshaus und im Schulhaus am Alpenquai ausgestellt, der Videofilm wird ebenfalls im Verkehrshaus und im Schulhaus am Alpenquai gezeigt. Bewegung im Augenblick.

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So wenig wie ein Bankdirektor selber viel Geld besitzen muss, um seine Bank im Griff zu haben, braucht ein Bildungsdirektor gebildet zu sein, um sein Departement zu «managen». Er sollte jedoch ziemlich viel wissen, denn unser Bildungssystem ist ein höchst differenziertes, verästeltes Gebilde geworden, das sich zudem in ständigem Wandel befindet. Wissen kann man sich aneignen, zuerst in der Schule, später durch Aktenstudium und tägliche Praxis. Diplome und Titel geben einen Hinweis auf Qualität und Umfang des einmal erworbenen Wissens. Doch wir alle wissen, dass Wissen heute rasch altert und immer wieder aufgefrischt und ergänzt werden muss. Bildung hingegen brauche ich, um Mensch zu sein. Sie ist, wie unlängst auf einem Kalenderblatt zu lesen war, das, was bleibt, wenn man alles andere vergessen hat. Bildung ist wie das Fundament eines Hauses, von aussen unsichtbar, doch entscheidend für den Bestand des Gebäudes. Bildung heisst auch, mich ins Bild zu setzen, mir ein Bild von der Welt um mich herum zu machen und dieses Bild immer wieder zu überprüfen, an der vielgestaltigen Wirklichkeit zu messen, daran zu kneten und zu formen. Anders als Wissen lässt sich Bildung nicht kurzerhand aneignen. Sie ist schon eher eine Lebenshaltung, die langes Üben voraussetzt. Diese Lebenshaltung habe ich, zumindest ansatzweise, am Gymnasium erworben, obwohl ich alles andere als ein Musterschüler war. Aber meine Lehrer – auch sie nicht alle mustergültige Vorbilder – haben es verstanden, bei mir jenen Appetit auf Bildung zu wecken, den ich bis heute verspüre. Und damit hat für mich persönlich das Gymnasium seinen Zweck erfüllt. Seither macht es mir Spass nachzuforschen, Zusammenhänge herzustellen und zu versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen, um die Wirklichkeit besser zu verstehen. Oft fehlt einem einfach die Zeit dazu, denn Bildung braucht Musse. Ich denke, sie ist ein dauernder Prozess. Dazu gehören nicht nur stille Reflexion, sondern auch der tägliche Austausch, Gespräche, Begegnungen und Erfahrungen. Bildung ist nicht leicht in Ziffern und Quoten zu fassen, sie ist nicht messbar im engern Sinne des Wortes. Das gilt besonders für das, was man etwa mit «Herzensbildung» zu umschreiben sucht; also für die Ausbildung sozialer, ethischer, persönlicher Kompetenzen und die zählen meines Erachtens unbedingt zu einer umfassenden Menschenbildung. Dass uns eindeutige Massstäbe für das Messen von Bildung fehlen, darf uns indessen nicht zu einem

gleichgültigen Laisser-faire verleiten. Wer ein so anspruchsvolles Gut wie Bildung vermittelt, muss von Zeit zu Zeit die Art und Weise dieser Vermittlung, den Einsatz der Ressourcen und die Eignung der Methoden hinterfragen. Ich betrachte es daher auch als Aufgabe des Bildungs- und Kulturdepartements, die Tauglichkeit unseres Bildungssystems und der Bildungsvermittlung regelmässig zu überprüfen und die selbstkritische Haltung der Lehrenden zu fördern. Es gibt viele Wege zu echter Bildung. Das Gymnasium ist also nicht der einzige, aber ein speziell erfolgversprechender Weg zu diesem Ziel. Er ist deshalb auch ein Privileg, obschon die solchermassen Privilegierten einem dies in der Regel nicht abnehmen wollen. Wie so oft im Leben erkennt man sein Glück erst im wissenden Blick zurück. Wenn ihr aber, liebe Schülerinnen und Schüler der jubilierenden Kantonsschule Luzern, in zehn oder zwanzig Jahren immer noch Bildungshunger verspürt, dann dürft ihr mit eurer Schule zufrieden sein. Sie hat ein Fundament gelegt, auf das ihr bauen könnt. Ist es auch ein Anzeichen für Bildung, dem blossen Vielwissen zu misstrauen? Die Menge des Wissens, die heute täglich umgesetzt wird, ist eindrücklich und dennoch manchmal fast beängstigend. Sie ruft uns unausweichlich die alte sokratische Erkenntnis in Erinnerung, dass weise ist, wer weiss, dass er im Grunde nichts weiss. Daran muss ich denken, wenn sich Informationen und Daten wie eine Lawine über uns ergiessen. In dieser chaotischen Überfülle hilft nur Bildung weiter. Ich brauche Bildung, um Mensch zu sein, ein freier Mensch, der sich gleichzeitig seiner Grenzen und seiner Verantwortung bewusst ist. Und weil ich als Bildungsdirektor auch Mensch sein möchte, brauche ich viel Bildung. Die ist aber nicht einfach da, ich muss mir sie dauernd erwerben – auf einem Fundament, das ich andern zu verdanken habe.


Wie viel Bildung brauche ich, um …

Wie viel Bildung brauche ich, um gebildet zu sein?

Schulleitung … die Kantonsschule Luzern Alpenquai zu leiten? Ausgehend davon, dass Wissen weder Verstehen, Können noch Bildung bedeutet, sondern lediglich die Basis dazu ist | dass Bildung nie bequem ist und sich ganz sicher nicht in ökonomischen Dimensionen beurteilen lässt | dass die Persönlichkeitsbildung der Lernenden Zeit und Freiräume braucht und sich nicht rein ergebnisorientiert und zielorientiert beurteilen lässt | dass pädagogische Prozesse nicht mit dem Glauben des Zeitgeistes, alles sei direkt steuerbar, messbar und kontrollierbar, zu vereinbaren sind | dass eine Kultur, in welcher Eigenmotivation aller Beteiligten gedeihen kann, für eine Schule unentbehrlich, aber technokratisch weder erreichbar noch fassbar ist | dass eine Abgrenzung oder eine notwendige Anpassung gegenüber kommenden und gehenden Moden unverzichtbar für die Leitung einer Schule ist, welche nicht nur Wissen, sondern auch Grundlagen zur persönlichen Bildung vermitteln will | dass Leitung bedingt, diese unterschiedlichen Interessen und Spannungsfelder zu verstehen, auszuhalten und bei Entscheiden zu berücksichtigen, kann es zur Leitung der Kantonsschule Luzern nur ein Zuwenig, nie aber ein Zuviel an Bildung geben. Gabrielle von Büren-von Moos

Hans Widmer

… das Untergymnasium zu leiten? Natürlich braucht es von vielem etwas und von manchem viel. Ich brauche vor allem ein gerüttelt Mass von jener Bildung, die mich befähigt zu spüren und zu wissen, was nötig ist, einer guten Schule Gestalt zu geben und die Kraft zu haben, dies auch umzusetzen, damit die Schule ein echter Lern- und Lebensraum ist. Und das heisst, alle (nicht nur am Untergymnasium) in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Neugier, Motivation und Begabung, die Lehrerinnen und Lehrer in ihrer anspruchsvollen Unterrichtstätigkeit, und die Zusammenarbeit aller gezielt zu fördern, Schritt für Schritt. Roland Haltmeier

… das Obergymnasium zu leiten? So viel, um die Schülerinnen und Schüler zu verstehen. | So viel, um mit den Lehrpersonen sprechen zu können. | So viel, um zu erkennen, was heute anders ist als gestern. | So viel, um zu wissen, dass nicht alles messbar ist. Hans Hirschi

… die Zentralen Dienste zu leiten? So viel, um zusammen mit den Verwaltungs- und Betriebsmitarbeitenden ein optimales Umfeld für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen zu ermöglichen. | So viel, um die Zusammenhänge zu erkennen, damit eine den heutigen Verhältnissen angepasste und intakte Infrastruktur gewährleistet werden kann. | So viel, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden wahrzunehmen und entsprechend zu vertreten. | So viel, um zu erkennen, dass ein Schulbetrieb seine Eigenständigkeit hat. Hans Petermann

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Auf den ersten Blick scheint sich diese Frage im Kreis zu drehen, etwa im Sinne von: «Brauche ich Bildung, um gebildet zu sein?» Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass ihr erstes Element «Wie viel» bloss das Quantitative im Visier hat, während der zweite Frageteil keine Unterscheidung zwischen Quantität und Qualität thematisiert und somit auf einen weiten Bildungsbegriff zielt. Was aber ist «Bildung» und was heisst «bilden»? Diese beiden Ausdrücke entstammen dem deutschen und niederländischen Sprachschatz und haben etwas mit «Bild» und «bilden» zu tun, mit jener Tätigkeit, die darin besteht, einer Sache Gestalt zu geben. In dieser Bedeutungslinie wird Bildung als ein Vorgang «geistiger Formung» umschrieben, als «die innere Gestalt», zu der der Mensch gelangen kann, wenn er seine Anlagen an den geistigen Gehalten seiner Lebenswelt entwickelt (vgl. dtv-Lexikon, Bd. 2, München, 1974, S. 151). Bildung ist somit mehr als Anhäufung von Wissen, mehr auch als das blosse Beherrschen von Kulturtechniken. Wissen und Können sind also kein Selbstzweck, sondern ermöglichen die Teilhabe am geistigen Leben. Auch gehört zur Bildung die Sensibilität für Werte wie Sinn und Würde, aber auch die Urteilsfähigkeit in Fragen des Geschmackes. Die lexikalische Umschreibung des Bildungsbegriffes endet mit dem Satz: «Gebildet ist in einem Lebenskreis, wer den wertvollen Inhalt des dort überlieferten oder zugänglichen Geistes in eine persönlich verfügbare Form verwandelt hat.» (ebd. S. 151) Eine solche vor gut dreissig Jahren formulierte Bildungsvorstellung wirkt heute sehr idealistisch, obwohl sie durch den Hinweis auf den Begriff «Lebenskreis» auch eine relativierende Komponente enthält. Als Orientierungshilfe kann sie allemal auch heute noch dienen. Unser «Lebenskreis» wird wesentlich bestimmt durch die globalisierte Wissensgesellschaft, in der selten von Bildung, sehr oft aber von Ausbildung die Rede ist. Fast alles dreht sich um mess- und zählbare Outputs, die immer mehr auch eine Selektionsfunktion haben. Wie viel es davon braucht, das bestimmt die Nachfrage der Wirtschaft. Um den Status einer umfassenden Bildungsvorstellung ist es schlecht bestellt, denn der Trend läuft in Richtung der unmittelbaren Verwertbarkeit. Trotzdem ist es möglich, dass die Werte, die in der skizzierten Bildungstradition relevant waren, wiederum an Bedeutung gewinnen. Dann nämlich, wenn der Quantifizierungskult ins Wanken gerät. Und das könnte der Fall sein, wenn den jungen Menschen, welche auf den Arbeitsmarkt drängen, die Neugierde fehlt oder

wenn ihnen das Staunen abhanden gekommen ist, weil sie in ihrer Ausbildungszeit kaum mehr kreative Musse erfahren durften. Wirtschaft und Forschung könnten dann nach jenen Werten verlangen, die in den idealistisch geprägten Bildungsvorstellungen eine Rolle spielten wie zum Beispiel: Selbstständigkeit im Urteil, Geschmack, lesen können etc. Solche Werte gehen über blosse Wissenskumulierung oder über die Zertifizierung von Fähigkeiten hinaus. Die Reduktion von Bildung auf abgezweckte Ausbildung ist fatal, genauso wie es nicht von Gutem war, als man in der Sphäre eines abgehobenen Bildungsbürgertums in der Bildung einen Selbstzweck ohne wirtschaftliche Bedeutung sah. Beide Annäherungen an das Thema Bildung können nicht genügen, denn Bildung bedeutet mehr als Output, sie ist auch ein inneres Geschehen, das nicht gemessen und in Standards gepresst werden kann. Vor dem Hintergrund eines breiten Bildungsverständnisses könnte man zur Frage nach dem «Wie viel» an Bildung wie folgt Stellung nehmen: Ein mögliches «Wie viel» lässt sich nicht quantifizieren. Trotzdem möchte ich eine Aussage wagen: Gebildet ist, wer sich und das Umfeld, in dem er lebt, zu verstehen sucht, wer den eigenen Standpunkt und die eigene Kultur nicht absolut setzt. So wird der Mensch fähig, vom eigenen Standpunkt und von der eigenen Geschichte her auch andere Gesellschaften und Kulturen ansatzweise zu verstehen. Um dahin zu gelangen, kommt es nicht in erster Linie auf die Menge des Gelernten und des Geprüften an, sondern auf die Art und Weise, wie gelernt und geprüft wird. Und da ist das innere Engagement entscheidend, ohne das der Bildungsprozess zu einem Entfremdungsprozess verkommt. Nicht nur für das sich bildende Subjekt wäre eine solche Entfremdung verheerend, auch für die Gesellschaft wäre sie negativ, denn entfremdete Menschen ohne die Fähigkeit zur Neugierde und zum Staunen böten für den Fortgang unserer auf Innovation angewiesenen Gesellschaft eine ungünstige Perspektive.


Wie viel Bildung brauche ich, um die Welt zu verstehen? Oder: Vom unstillbaren Hunger nach Bildung

Lisa Schmuckli Die Frage nach dem «Wie viel» an Bildung suggeriert Bilder von 8 kg Mathematik plus 6 kg Deutsch, multipliziert mit 1.5 kg Einführung in die Ästhetik, ergibt, analog dem Body-Mass-Index BMI, einen Brain-Mass-Index von 21. Durchschnittlich gebildet oder doch eher untergewichtig? Ein solchermassen formalisierter BM-Index würde dem Trend folgen, Bildung messbar zu machen, sie damit zielorientiert zu funktionalisieren und schliesslich auf Ausbildung zu reduzieren. Der in Berlin lehrende Philosoph Peter Bieri differenziert zwischen Bildung, die der Mensch mit sich selber macht, um sich und die Welt verstehen zu lernen, und Ausbildung, die andere mit einem machen. Wer sich bildet, wird sich erkennen und die Welt interpretieren lernen. Wer sich ausbildet, besitzt am Ende eine Lehrgangsbescheinigung. Bildung beginnt mit Neugierde, und Neugierde wird vom unstillbaren Wunsch getrieben, zu erfahren, was sich in der Welt zeigt. Bildung ist ein unersättlicher Hunger, mehr über die Welt und sich zu erfahren.

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Bildung als Wahrnehmungsstärke | Kennen Sie jenes Spiel, mit dem man sich auf langen Zugfahrten die Langeweile vertreibt: «Ich sehe etwas, was du nicht siehst»? – Im Spiel geht es darum, die Welt ins Auge zu holen und sie für den anderen zu beschreiben. Das Spiel treibt den Menschen an, hinzusehen, was sich zeigt. Nun kann man jedoch Verschiedenes aus der Welt in den Blick nehmen: man kann die Gestirne über sich oder die Zellen in sich erforschen; man kann die Vielfalt der Sprachen erkunden; man kann die sozialen Gesetze einer Gesellschaft ebenso wie die psychischen Gesetze in jedem Individuum erfahren. Und weil sich Neugierde nicht disziplinieren lässt, sind die Möglichkeiten, was in den Blick genommen werden kann, grenzenlos. Bildung als Neugierde setzt bei zwei grundlegenden Fragen an: Was nehme ich wahr, wenn ich wahrnehme? Und wie nehme ich wahr? Die erste Frage thematisiert die Inhalte; sie will herausfinden, was genau der Fall ist. Sie will folglich präzises Wissen generieren. Die zweite Frage greift den Wahrnehmungsprozess selbst auf; sie will verstehen, in welchen Schritten aus einem spontanen, zufälligen Wahrnehmen eine Erkenntnis wird, und nachvollziehbar machen, warum es sich so oder anders verhält. Sie will folglich Einsichten über das Lernen generieren. Beiden Fragen gemeinsam ist die Stärkung des Wahrnehmens selbst.

Bildung als Ausdrucksstärke | Im Spiel «Ich sehe etwas, was du nicht siehst» muss man das, was man wahrnimmt, benennen. Wer also die Welt ins Auge holt, will diese auch benennen und sich verständlich machen. Er will nicht bloss so genannt «kommunizieren» – er will sich ausdrücken, also Worte (er)finden, um präzise zu sagen, was er erkennt. Wer sich bildet, baut sich (beispielsweise als Leserin, als Leser) einen Wort- und Bilderschatz, eine innere Bibliothek auf, weil er den Reichtum dessen, was er wahrnimmt, auch mit einer reichen Sprache ausdrücken will. Denn er weiss, dass die Grenzen seiner Sprache auch die Grenzen seiner Welt bedeuten (wie es Wittgenstein formulierte). Bildung als Reflexionsmöglichkeit | Wahrnehmungs- und Ausdrucksstärke bauen auf Reflexionen. Der neugierige Mensch denkt über die wahrgenommenen Phänomene und über deren Beschreibungen nach und will diese Gedanken in sein eigenes individuelles Wissensnetz einfügen und an das historisch gewachsene Wissen anbinden. Sein Nachdenken kann assoziativ und/oder systematisch sein; in dem Moment, wo er aber seine Gedanken ordnet, weiss er um die Kriterien seiner Gedanken-Ordnung und kann seine Denk-Figur zur Diskussion stellen. Hunger nach Bildung | Bildung befähigt, sich in der gegenwärtigen Welt zu orientieren und sich darin zu bewegen, in einer Welt, in der das zunehmend schneller werdende Tempo und die unübersichtliche Komplexität zu automatisierten Wahrnehmungen und zu einer sozialen Empfindungslosigkeit zu führen drohen. In meiner Vorstellung ist Bildung zum einen Subversion gegen gelangweilte Schülerinnen und Schüler und fraglose Lehrpersonen; zum andern ist Bildung Grundnahrung der Menschlichkeit. Sie erst ermöglicht es, zu einer eigenen Einsicht zu kommen, eine eigene Haltung zu finden und sich mit den anderen gemeinsam auseinanderzusetzen. Bildung als unersättlicher Wunsch, mehr über die Welt und sich zu erfahren, würde zu hungrigen Schülerinnen und Schülern und Lehrpersonen führen. Und die Kantonsschule Luzern Alpenquai, so meine Vision, wäre dann ein Haus der Neugierde, eine Schule des Fragens und des sozialen Verstehens, ein Ort des Experimentierens mit Wahrnehmungen, Sprachen und Reflexionen.


Wie viel Bildung brauche ich, um den Klimawandel zu verstehen?

Wie viel Bildung brauche ich, um Popmusik geniessen zu können?

Renato Renner

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Werden wir bald mit den unangenehmen Folgen einer drastischen Erwärmung unserer Erde zu kämpfen haben, etwa der Verbreitung der Malariamücke in Europa, wie mir ein Taxifahrer (und angeblicher Afghanistan-Kriegsveteran) letzthin auf einer langen Fahrt im Detail erläuterte? Oder steht uns gar eine Eiszeit bevor, bedingt durch ein Abflauen des Golfstroms? Oder ist der Klimawandel nur eine clevere Erfindung von Regierungen auf der Suche nach neuen Steuereinnahmen, wie mir ein Kollege aus Cambridge (ein promovierter Mathematiker) weiszumachen versucht? Wer hat recht? Wäre es derjenige mit der längsten Ausbildung (der Mathematiker), so hätten wir ja eigentlich nichts zu befürchten. In einem Punkt ist man sich heutzutage einig: Die Temperaturen auf der Erdoberfläche sind über die letzten Jahrzehnte beobachtbar angestiegen. Dies ist eine klare Aussage und wahrscheinlich für jedermann verständlich. Zumindest scheint dazu nicht mehr Bildung erforderlich als zum Ablesen eines Thermometers. Etwas anspruchsvoller wird es, wenn es um die zukünftige Entwicklung geht, also die noch zu erwartende Erwärmung mit all ihren Auswirkungen wie dem Anstieg des Meeresspiegels. Diese ist nämlich nicht mehr Tatsache, sondern lediglich Prognose. Es liegt in der Natur von Prognosen, dass sie falsch sein können, genau so wie die Wettervorhersage für den nächsten Sonntag falsch sein kann. Und das macht die Sache komplizierter. Den Klimawandel zu verstehen bedeutet nämlich auch zu begreifen, was und insbesondere wie zuverlässig Prognosen sind. Aber wie viel Bildung brauche ich, um beispielsweise eine Wetterprognose zu verstehen? Hat mir die lange Zeit am Alpenquai (dannzumal noch sieben Jahre) geholfen, die Aussagen der Wetterfee am Fernsehen kritisch zu hinterfragen? Ich hatte da doch mühsam die Namen von Atmosphärenschichten auswendig gelernt. Das muss doch nützlich sein. Eine Prognose involviert immer Wahrscheinlichkeiten. Bei wissenschaftlichen Studien werden diese oft explizit genannt. So wird etwa behauptet, dass mit 90% Wahrscheinlichkeit die Gletscher bis zum Ende dieses Jahrhunderts aus der Schweizer Berglandschaft verschwunden sein werden. Dies, falls wir es nicht schaffen, die Konzentration von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre zu reduzieren (was zu befürchten ist). Aber was bedeuten diese 90% überhaupt? Ist das Wegschmelzen eines Gletschers etwa ein Zufallsprozess, vergleichbar mit einem Roulette-Spiel? Wahrscheinlichkeiten sind in unserem Alltag allgegenwärtig und wir gehen mit ihnen meist intuitiv richtig um. Wenn wir etwa mit dem

Urs Hangartner

Auto an eine wichtige Verabredung fahren, so ist uns bewusst, dass wir mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit in einem Stau steckenbleiben könnten. Je nachdem, wie hoch wir diese Wahrscheinlichkeit einschätzen, werden wir unser Verhalten anpassen und uns beispielsweise früher auf den Weg machen. Einiges schwerer fällt uns der Umgang mit Wahrscheinlichkeiten, welche nur in Form von abstrakten Zahlen vorliegen, wie dies bei wissenschaftlichen Studien der Fall ist. Doch gerade wichtige Entscheide, sei es in der Wirtschaft oder der Politik, werden oft aufgrund solcher Studien gefällt. Ein vielen noch präsentes Beispiel ist der Beschluss, die Homöopathie aus der Grundversicherung der Krankenkassen zu streichen. Ist das Wegschmelzen eines Gletschers ein Zufallsprozess? Nein, es ist kein Zufallsprozess, sondern unterliegt weitgehend deterministischen physikalischen Gesetzen, so wie übrigens auch die Wetterentwicklung. Die bei Prognosen angegebenen Wahrscheinlichkeiten resultieren aus der Tatsache, dass wir diese physikalischen Gesetze schlicht zu schlecht verstehen, um die Zukunft mit Sicherheit voraussagen zu können. Die oben genannte Zahl von 90% ist damit an keine Eigenschaft des Gletschers selbst gebunden, sondern lediglich eine subjektive Grösse: Sie charakterisiert die (Un)vollständigkeit unseres Wissens über die Vorgänge im Gletscher. Die Wissenschaft liefert uns hier keine absoluten Wahrheiten. Toleranz gegenüber anderslautenden Meinungen, beispielsweise bei Diskussionen über den Wandel unseres Klimas, ist somit durchaus angebracht, und nicht etwa «unwissenschaftlich». Doch welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Ausbildung, zum Beispiel am Gymnasium? Dort werden ja bekanntlich nicht nur harte Fakten gebüffelt, sondern auch kritisches Denken und Kreativität gefördert. Doch, denken die Schülerinnen und Schüler auch wirklich kritisch über die so genannten harten Fakten nach? Sind sie tatsächlich in der Lage abzuschätzen, inwieweit die in den Schulbüchern beschriebene Welt mit der Realität übereinstimmt? Voraussetzung dazu wäre ein Verständnis dafür, mit welchen Methoden wissenschaftliche Daten gesammelt und daraus Schlüsse gezogen werden (die eben mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit falsch sein können). Im Zusammenhang mit der Debatte um den Klimawandel wäre dieses Verständnis essenziell. Hier stelle ich allerdings einen grossen Nachholbedarf fest, wenn ich gewisse Politiker sprechen höre.

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Keine Frage! Soll ich es alles gleich sagen und hier ungeschönt hinschreiben, was die einzige wahre Antwort sein muss? Also dann: nichts. Beziehungsweise: keine. Möchte man zumindest meinen. Weil nämlich das Begriffspaar Bildung und Popmusik, wie die Lateinlehrer sagen, so etwas wie eine Contradictio in Adjecto darstellt. Welch Widerspruch! Was für eine Frage überhaupt! Mit Blick auf die grauen Gymi-Jahre der 1970er-Jahre wäre es eh kein Thema. Pop? Bildung? Das kann nicht zusammen kommen, es schliesst das eine das andere aus, jenes hat mit diesem grad gar nichts zu schaffen. Zwar war damals marginal und nur gerade manchmal Pop doch ein Thema im Musikunterricht. Einer durfte eine aktuelle Langspielplatte vorstellen im Vortrag, andere übersetzten das Libretto zur Who-Oper «Tommy». Aber die paar wenigen offiziellen Bildungsberührungen mit Pop waren zufällig in den Lehrplan gestreut, kein System erkennbar weit und breit. Dafür gabs bereits in den frühen 1970er-Jahren im selben Gebäude, wo auch (theoretisch) Musik gelehrt wurde, Konzerte, unter anderem von enthusiasmierten Kanti-Popfreunden veranstaltet. Es gab sonst fast gar nichts in Luzern, da wurde jede Gelegenheit zum Konzertbesuch genutzt, wenn Bands wie Toad, Krokodil oder Lise Schlatt in der Aula auftraten. Es war weltweit eigentlich eine Blütezeit des Pop, aber an der Kanti war es wohl zu früh dafür: das draussen in der wirklichen Welt drängende Phänomen irgendwie auch schulisch zu begleiten, es zum Thema zu machen, begriffliche Instrumentarien zum (besseren) Verständnis von Pop bereit zu stellen – nichts von alledem. Den Genuss musste man sich in einer noch so gern übernommenen Hol-Schuld selber bereiten. Pop ist grundsätzlich und sui generis Anti-Bildung. Anti- oder wenigstens nicht-bürgerlich, von der Haltung her, aber auch in der Praxis. Historisch sowieso. Einst, im Kern, war Pop Jugendkultur, Anti-Establishment, Rebellion meinetwegen auch. Etwas Bildung muss hier sein. Was ist Popmusik überhaupt? Etwa so: «Abkürzung für populäre Musik, wird insbesondere für die seit dem Rock’n’Roll entstandenen Rock-Stile gebraucht». Während Rock’n’Roll, angeblich 1951 vom weissen Radio-DJ Alan Freed erstmals in musikalischem Zusammenhang als Terminus gebraucht, als Begriff und Stil von ebendiesem Freed ab 1954 über New Yorker Radiostationen popularisiert wurde. Derweil gilt Rock als «Sammelbezeichnung für alle populären, aus der schwarzen Blues- und der weissen Country & Western-Tradition abgeleiteten

Musizierstile nach dem Rock’n’Roll (1954)». Diese Angaben werden gerne dem Sachstichwörterverzeichnis des legendären «RockLexikon» (Siegfried Schmidt-Joos, Barry Graves) entnommen, das 1973 erstmals bei Rowohlt erschien (und im nämlichen Jahr käuflich erworben wurde). Der Pop-Professor Tibor Kneif sieht es in seinem «Sachlexikon Rockmusik» (1978) unter «Bildungsmusik und Rockmusik» so: «Die Wurzeln der Rockmusik liegen nur zu einem geringen Teil in der nach den Vereinigten Staaten verpflanzten europäischen Bildungsmusik. Weit stärkere Fäden verbinden sie mit der weissen Volksmusik zum einen, mit dem schwarzafrikanischen Blues zum anderen. Sie ist auch soziologisch gesehen ein Misfit, Mitte der fünfziger Jahre von Menschen hervorgebracht und verbreitet, die nicht zur Bildungsschicht, auch nicht zum soliden Bürgertum gehört haben. Solche Herkunft konnte freilich nicht verhindern, dass ein Teil der Rockmusik sich seit den ausgehenden sechziger Jahren den Formungs- und Stileigentümlichkeiten der Bildungsmusik genähert hat.» («Bildungsmusik» wird hier gebraucht anstelle der fachlich eigentlich falsch verwendeten «klassischen» Musik alias E-Musik.) Popmusik braucht Bildung nicht. Bildung kann aber nicht schaden, um Popmusik geniessen zu können. Wenn ich es mir genau überlege: Man kann nicht genug Bildung haben, um Popmusik geniessen zu können. Mit der Aneignung von Wissen etwa darüber, was war (Historie), was es ist (Musiktheorie, Instrumentenkunde u. a.), wie es im Vergleich tönt (auditive Anschauung). Wenigstens um es (besser) begreifen zu können, was einen da ergreift. Die unabdingbare Fremdsprache Englisch nicht zu vergessen. Man kann für Popmusik-Genuss ganz ohne Bildung auskommen oder aber auch sehr viel davon nutzen. Manchmal ist es auch wahr: Je mehr Bildung, desto grösser der Popmusik-Genuss. Muss nicht, kann aber sein. Womit das angestrebte Ausschlussverfahren hinblicklich des Antagonisten-Paares «Pop/Bildung» nun versöhnlich doch in einem kräftigen Sowohl-als-auch ausklingt. Also gut. Alles klar. Keine Frage!


Programm Bildung bewegt – 40 Jahre Kantonsschule Luzern Alpenquai

Wie viel Bildung brauche ich, um …

Projekte … ein Logo für «KSL 40 – Bildung bewegt» zu kreieren und eine T-ShirtKollektion zu produzieren? Nicht alle Tage erhalten wir den Auftrag, ein Logo für eine T-ShirtKollektion zu entwickeln. Jede Schülerin und jeder Schüler unserer Schule soll ein T-Shirt bekommen und weitere T-Shirts kaufen können. T-Shirts, die Lust und Individualität verströmen. Vorerst suchten wir ein Logo für «Bildung bewegt». Wie verpacken wir unsere Schule und das dynamische Schulfest in ein Logo? Wir wühlten in unserem Repertoire und waren schon bald in neuen Bereichen. Klassenintern machten wir einen Wettbewerb. Der Entwurf mit der kräftigen, fleckigen Schrift und dem in die Bewegung gezogenen, angedeuteten Lorbeerkranz machte das Rennen. Diesen Entwurf entwickelten wir in der Klasse weiter. Für die Produktion durften wir mit der jungen Firma doodah zusammenarbeiten: doodah, der Laden für Skater und Boarder, versteht sich auf die T-Shirt-Herstellung. Im Headquarter von doodah in Zug bestimmten wir zusammen mit unserem Lehrer Romuald Etter fünf Farben, die Grössen und Formen sowie drei Positionen des Logos. In unserem Sekretariat konnten die verschiedenen Formen des T-Shirts begutachtet werden. In allen Klassen wurden Bestelllisten ausgefüllt. Anfang Januar bestellten wir über 2500 T-Shirts. Insgesamt eine happige logistische Herausforderung. Die professionelle Begleitung von doodah gab uns Sicherheit.Auf diesen ersten Höhepunkt unseres Projekts folgt sogleich ein zweiter. Jede und jeder von uns kreiert individuell ein Logo. Diese Logos zieren dann weitere T-Shirts. Wir stellen diese T-Shirts selber her mit Hilfe des für uns neuen Siebdruckverfahrens. So entsteht eine breite Auswahl an exklusiven T-Shirts in limitierter Auflage. Während «Bildung bewegt» verkaufen wir die Kollektionen an unseren Ständen im Verkehrshaus und in der Schule. Das Projekt ist eine Supersache. Gefragt waren unsere gestalterischen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Papier und am Computer, Teamwork, logistische Überlegungen und Handwerk. Das Projekt ist ein Glücksfall für uns. Ein grosser Dank geht an unsere Schule, die uns diese Erfahrung ermöglichte. Ronya Enzmann, Michael Modena, Valeria Stocker, Kerstin Thalmann

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… aus Frittieröl Benzin zu machen? Wagen Sie einen Bildungstest, Sie werden sich freuen können! 1. Wissen Sie noch, dass Fette Ester des dreiwertigen Alkohols Glycerin mit Fettsäuren sind und durch Reaktion mit Methanol unter saurer Katalyse zu leichtflüchtigeren und damit leichter entzündlichen Fettsäuremethylestern umgeestert werden können? 2. Wissen Sie noch, dass man Fette – wie alle grösseren Kohlenwasserstoffmoleküle – durch Erhitzen mit einem Katalysator cracken, d.h. in kleinere, komplexere, aber leichter entzündliche Moleküle spalten kann? 3. Wissen Sie noch, dass Benzin aus leichtflüchtigen organischen Molekülen besteht, die man industriell ebenfalls durch Cracken von Erdöl herstellt? Nein? Wissen Sie alles nicht mehr? Freuen Sie sich, Sie sind ein gebildeter Mensch – wenigstens nach dem Bonmot meines Lateinlehrers «Bildung ist vergessenes Wissen». Leider wird aber rasch klar, dass man nicht nur viel Wissen braucht, um aus Frittieröl Benzin zu machen, sondern dass Bildung in diesem Zusammenhang umfassender sein muss, also mehr im Sinne von Pestalozzi mit seiner berühmten Forderung nach «Kopf, Herz und Hand». Neben all den vielen «kopfigen» Grundlagen braucht es einiges an Erfahrung im Labor, d.h. im Handling mit Chemikalien, die zum Teil sehr giftig, hochentzündlich oder ätzend sind. Man muss Laborgeräte bedienen, Sicherheitsvorkehrungen treffen, zeitlich sauber planen oder – ganz prosaisch – sehr gut abwaschen können. Wenn Sie bedenken, dass die in diesem Projekt involvierten Schülerinnen und Schüler ihre Apparaturen zuerst selbst entwerfen, zusammenschweissen und testen mussten, erkennen Sie, dass hier der Hand ein starker Bildungsanteil zukommt. Dabei kam aber auch das Herz nicht zu kurz, denn was bringt ein Herz mehr in Schwung als die Freude an einem selbstverantworteten Erfolg? Solche Bildung in diesem umfassenden Rahmen bringen unsere Schülerinnen und Schüler unter anderem dank dem genossenen Chemieunterricht an der Kantonsschule Luzern mit (Zitat eines Cracks der Gruppe «Cracker» nach den ersten Vorversuchen: «Das war megageil!»). Auch Sie werden diese bewegte und bewegende Freude spüren, spätestens wenn Sie im Verkehrshaus die Pommes frites genossen und mit dem selbst hergestellten Benzin aus dem Frittieröl eine Runde auf dem Töffli hinter sich gebracht haben. Kurz: Bildung bewegt – chemische Bildung auch im wörtlichen Sinn! Lorenzo Vela

Bildung bewegt – 40 Jahre Kantonsschule Luzern Alpenquai

40 Projekte im Verkehrshaus Freitag, 7. März, und Samstag, 8. März 2008, je 10 bis 17 Uhr Normaler Eintritt ins Verkehrshaus der Schweiz; die Luzerner Kantonalbank offeriert ihren Kundinnen und Kunden und den Eltern von Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Luzern Alpenquai ein 2-für-1-Angebot.

Projekte im «Offenen Schulhaus» am Alpenquai Alpenquai, Samstag, 8. März 2008, 10 bis 16 Uhr Beschränktes Parkplatzangebot Schiffsshuttle Zwischen dem Verkehrshaus und der Kantonsschule verkehrt am Samstag, 8. März 2008, ein Schiffsshuttle.

Projekte im «Grossen Fest» am Alpenquai Alpenquai, Samstag, 8. März 2008, 20.30 bis 02.00 Uhr Eintritt: Fr. 30.— Erwachsene, Fr. 15.— Jugendliche ab 16 Jahren; Eintrittskarten sind zu beziehen bei Lucia Humm: Telefon 041 368 94 30; lucia.humm@edulu.ch; keine Abendkasse Beschränktes Parkplatzangebot

Detailprogramm Das Detailprogramm informiert über die genauen Orte und Zeiten der Präsentationen. Es ist erhältlich am schuleigenen Info-Desk im Verkehrshaus und am Info-Desk in der Kantonsschule Luzern. www.ksluzern.ch

«KSL40news» geht täglich auf Sendung In einem kleinen Fernsehstudio produzieren Schülerinnen und Schüler täglich ein Nachrichtenmagazin mit vielfältigen Reportagen und Interviews mit Studiogästen. So können sich auch Aussenstehende täglich, von Dienstag bis Freitag, ab 18 Uhr über das aktuelle Geschehen des Tages ins Bild setzen. www.ksluzern.ch/ksl40news

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Programm 40 Projekte im Verkehrshaus

Programm Projekte im «Offenen Schulhaus» am Alpenquai

40 Projekte im Verkehrshaus

Projekte im «Offenen Schulhaus» am Alpenquai

Info-Desk | Schülerinnen und Schüler betreuen im Eingangsbereich des Verkehrshauses die Besucherinnen und Besucher Transit – eine Schülerzeitung | das «Extrablatt» von jungen Journalistinnen und Journalisten «KSL40news» geht auf Sendung | täglich produziertes Nachrichtenmagazin zu «Bildung bewegt» Fotografische Dokumentation | fotografische Einblicke in «Bildung bewegt» Prêt-à-porter und Haute Couture | das offizielle T-Shirt und exklusive Einzelstücke, Präsentation und Verkauf mit Beratung Tanz auf dem Catwalk | vielfältige Tänze individuell choreografiert Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Augenpaaren aller Schülerinnen und Schüler auf Weltformatplakaten Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Füssen der Schülerinnen und Schüler in einem Video Die Kantonsschule Luzern rennt nach Myanmar | vom Alpenquai ins Verkehrshaus und zurück für ein Schulentwicklungsprojekt in Burma Houston, we have a problem | stories about the race to space Auf «Tour de Suisse» in der Swissarena | Präsentationen rund um das grösste Luftbild der Schweiz Grosse Zahlen im Verkehrshaus | zum Beispiel über Besucherschlangen im Verkehrshaus Glücksspiele | ein «Spielsalon» und seine mathematischen Hintergründe Benzin aus altem Frittieröl | mit Frittieröl ein Töffli betreiben Experimente zur Energiespeicherung und zum Antrieb von Fahrzeugen | Wasserstoff herstellen, Biogas untersuchen, einen offenen Akku laden und Holz vergasen Orientierung aus dem Himmel – Himmelskenntnisse in der antiken Literatur | Szenen zu archäologischen Entdeckungen, zur Dichtung und zur Mythologie Mechanisches Ballett | inmitten von Lokomotiven und Eisenbahnwagen Sonnenuhren selber gestalten | alte Zeitmessung neu erklärt Touristes célèbres à Lucerne | la lecture de textes et petites scènes Bewegende und bewegte Phänomene | zwei physikalische Phänomene: die Fassimplosion und der Doppler-Effekt Road Pricing für die Stadt Luzern | Präsentation und Diskussion Auch im Raumschiff braucht es Lesestoff | eine Bücher-Hitparade für das Weltall Bambus | einen Rohstoff entdecken Schall und Rauch – interessante Namen im Verkehrshaus | ihre Bedeutung, ihre Herkunft, ihre Aura My SHOW on a BOAT | mehr als 70 singende, tanzende und schauspielende Jugendliche präsentieren ihre Version des Musicals «Show Boat» Beflügeln | musikalische Flugreisen in der Flughalle mit einem Flügel im Zentrum Rap-Songs | Präsentationen von selber geschriebenen Rap-Songs

Kanubau | selber gebaute Einer- und Zweier-Kanus ausstellen und wassern Das alternative Fahrzeug | umweltbewusstes Fortbewegen muss nicht mühsam sein Raumfahrt und Science-Fiction als Ersatzreligion? | Gagarin hat Gott nicht gesichtet Zeppeline bewegen | Modell-Zeppeline von Schülerinnen und Schülern und Flugversuche Wenn Objekte des Verkehrshauses Geschichten erzählen | einzelne Objekte werden lebendig durch technische Informationen und fiktive Geschichten Apollo 11 im Visier | sensationelle Enthüllung zur amerikanischen Apollo-11-Mission Typhoon – Bau eines Modell-U-Boots | ein Modell-U-Boot mit integrierter Kamera zur Beobachtung der ersten Meter unter der Wasseroberfläche PET-Rakete | eine Rakete aus Pet-Flaschen, betrieben mit Sauerstoff und Wasser Wasser macht Schule | ohne Wasser kein Leben auf der Erde Ballonwettbewerb | mit Fragen zum Verkehrshaus und zur Kantonsschule Luzern Alpenquai Café Philo | ein philosophisches Gespräch in einer gemütlichen Café-Atmosphäre MTARVQITCRJKG – Geheime Botschaft | Verschlüsselungsmethoden und ihre Anwendung – auf der Suche nach 40 Schätzen Freundlichkeit | Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen beantworten gerne Ihre Fragen

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Info-Desk | Schülerinnen und Schüler betreuen am Alpenquai die Besucherinnen und Besucher Naturoasen | mit über 100 Schülerinnen und Schülern rund ums Schulhaus bleibende Werte schaffen Solar-Power auf den Kanti-Dächern | Schülerinnen und Schüler bauen eine Photovoltaik-Anlage zur Erzeugung von Strom 1968 – 2048 Speis-Odyssee | sinnlich kulinarische Momente Wie entstehen Kosmetika? | Video-Clips über die Herstellung von Kosmetika An den Wassern von Babylon | Schülerinnen und Schüler lesen Texte in ihrer Muttersprache und erteilen Sprachunterricht Shareware-Kleidertausch oder «Neue Kleider machen neue Leute» | alles um und über Kleider-Tauschbörsen Kantonsschule-Luzern-Environments | lebensgrosse Figuren in typischen sozialen Situationen der Kantonsschule Luzern Métro, boulot, dodo … et l’amour? Leben, lieben, laufen … U-Bahn. | «Les Amants du Métro» von Jean Tardieu in einer von Schülerinnen bearbeiteten Fassung Filmmusik zu «Fluch der Karibik» | ein Ad-hoc-Sinfonieorchester spielt live zum Film «Fluch der Karibik» Bewegung und Koordination | ein Parcours zum Ausprobieren Showblock Artistik und Akrobatik | Bewegungen, die bewegen und ein Shorttrack-Race Visuelle Dokumentation «Bildung bewegt» | in einer permanenten Beamer-Präsentation Zeitstrahl 1968 bis 2008 | die Weltgeschichte von 1968 bis 2008 verbunden mit der bewegten Geschichte der Kantonsschule Luzern Alpenquai Die hochwohllöblichen Verdienste der Kantonsschule Luzern um die Bildung der Luzerner Eliten | ein Propaganda-Plakat für eine strahlende Fassade Filmporträt der Kantonsschule Luzern | bewegende Momente aus der Geschichte der Kantonsschule Luzern am Alpenquai Portrait Coffee Lounge | eine Lounge mit Porträts von ehemaligen und gegenwärtigen Schülerinnen und Schülern Muévete – Bewege dich | Kultur und Traditionen des spanischsprachigen Raumes Orientalische Geschichten | Schülerinnen und Schüler erzählen 1001 Geschichten, die trotz exotischem Kolorit mit der Schule in Zusammenhang stehen Verschiedene Maturagenerationen im Gespräch | was sie sich zu sagen haben Grossformatige Camera-obscura-Bilder der Kantonsschule Luzern | andere Sichtweisen Metals in Motion | brennende, knallende, explodierende, leuchtende, pulsierende, schwebende, farbige, herumschwirrende, wachsende, flüssige Metalle Sprechende Statuen | gibt man eine kleine Gabe, so wachen sie auf, bewegen sich und rezitieren Kanti Underground | Führung durch die Kanti-Unterwelt

Schulalltag an der Kantonsschule Luzern im Licht der 68er-Generation | erlebte Geschichte 40 Jahre Kintop | alte Filme von Schülerinnen und Schülern digitalisiert und zu einer Filmcollage montiert Kurzfilmzimmer | das Filmschaffen von Schülerinnen und Schülern aus 40 Jahren Bildung bewegt Afrika | die Bildungschancen afrikanischer Jugendlicher Bend it like ... Billy Elliot | Genderfragen im Sport, indisches Essen und ein Torwandwettbewerb Pisa-Parcours | Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem Parcours testen Architekturführer der Kantonsschule Luzern Alpenquai | Bau und Baugeschichte; die Architektur wird gewürdigt und im Kontext der zeitgenössischen Architektur diskutiert Seifenblasen – Experimente für jedes Alter | schöne, spannende, überraschende, wissenschaftliche und lehrreiche SeifenblasenExperimente zum Selbermachen Bildung bewegt – bewegte Bilder | Wandel des Unterrichts von 1968 bis 2008 Und sie drehen sich doch – unsere Windräder | Dreh- und Flugversuche an Rotoren zum Mitexperimentieren Eins mit der Natur – früher, heute, in Zukunft | andere Völker, Heilkräuter, Bekleidung und Schmuck aus der Natur, Naturverständnis in 40 Jahren Achtung, fertig, los! | Wettbewerb mit 40 originellen mathematischen Fragestellungen Wege | die Begriffe Bildung und Bewegung in lyrischen Umsetzungen, grafischen und deklamatorischen Präsentationen Bücherskulptur «Bildung bewegt» | aus aussortierten Büchern entsteht riesengross der Schriftzug «Bildung bewegt» Bunter Festbetrieb | mit ebensolchen Dekorationen Saftbar | die Beratungsstelle der Kantonsschule Luzern für Schülerinnen und Schüler stellt sich vor Moulin Rouge | ein kleines Stück Frankreich, Crêpes, Croque Monsieur, Kir, Cidre, Diabolo menthe … Transit – eine Schülerzeitung | das «Extrablatt» von jungen Journalistinnen und Journalisten für Junggebliebene «KSL40news» geht auf Sendung | täglich produziertes Nachrichtenmagazin zu «Bildung bewegt» Fotografische Dokumentation | fotografische Einblicke von «Bildung bewegt» Prêt-à-porter und Haute Couture | das offizielle T-Shirt und exklusive Einzelstücke, Präsentation und Verkauf mit Beratung Tanz auf dem Catwalk | vielfältige Tänze individuell choreografiert Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Augenpaaren aller Schülerinnen und Schüler auf Weltformatplakaten Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Füssen der Schülerinnen und Schüler in einem Video Die Kantonsschule Luzern rennt nach Myanmar | vom Alpenquai ins Verkehrshaus und zurück für ein Schulentwicklungsprojekt in Burma Freundlichkeit | Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen beantworten gerne Ihre Fragen


Programm Projekte im «Grossen Fest» am Alpenquai

Wie viel Bildung brauche ich, um …

Projekte Projekte im «Grossen Fest» am Alpenquai

… Objekte des Verkehrshauses zum Erzählen zu bringen? Um dieses Projekt anlässlich des Jubiläums 40 Jahre Kantonsschule Luzern Alpenquai zu realisieren, ist Bildung gefragt, Neugierde, Entdeckerfreude und Fantasie, um Informationen über die Ausstellungsobjekte zu finden und diese in spannende Geschichten zu verwandeln. Vorerst suchten die zuständigen Gruppen intensiv nach besonderen Ereignissen im Jahr 1967, dem Jahr, als die Kantonsschule Luzern am Alpenquai ihren Vollbetrieb aufnahm. Zum Jahr 1967 gibt es einige Objekte im Verkehrshaus, die ihre Erlebnisse eindrücklich erzählen können. 1967 fand zum Beispiel der Durchstich des San-BernardinoTunnels statt. Und in der First-Class-Lounge des Flugzeugs «Coronado» werden faszinierende Geschichten aus deren Flugleben erzählt. Es bereitet uns Spass, an diesem Projekt zu arbeiten. Wann bekommt man die Gelegenheit, «tote» Ausstellungsobjekte durch das Erzählen ihrer Geschichten wieder zu neuem Leben zu erwecken? Thomas Schwander

Showblock Tanz – von Grease bis Step up | ein Muss für alle Tanzfans und jene, die es noch werden wollen Keep on rockin’ in the free world | zwei Schülerbands sowie eine Profiband bewegen Ohren und Beine Summer of 68 | die Bar für Neu- und Alt-68er Punk – no Future? | die Bar mit dem Slogan «No future! No future? You will see!» Bar del mare | die Bar in «bella Italia» am Meer La musica italiana degli ultimi 40 anni | Schülerinnen singen live italienische Hits Moulin Rouge | ein kleines Stück Frankreich, Crêpes, Croque Monsieur, Kir, Cidre, Diabolo menthe … SonderBar | diese Bars tauchen auf, preisen an und verschwinden wieder bis auf ein Wiedersehen Rave-Bar | die Bar nicht nur für Raver und Waver DJ-Culture | Schülerinnen und Schüler legen auf, nicht nur, aber auch House Licht – Technik – Bühnenarbeit | die Crew hinter den Kulissen Schlaraffenland | die Mensa der Kantonsschule Luzern Primavera in arriva | ehemalige Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Luzern stehen hinter der Theke Bacchus-Keller | der berauschende Treffpunkt Portrait Coffee Lounge | eine Lounge mit Porträts von ehemaligen und gegenwärtigen Schülerinnen und Schülern Fotografische Dokumentation | fotografische Einblicke von «Bildung bewegt» Prêt-à-porter und Haute Couture | das offizielle T-Shirt und exklusive Einzelstücke, Präsentation und Verkauf mit Beratung Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Augenpaaren aller Schülerinnen und Schüler auf Weltformatplakaten Ich und Wir – Wir und Ich | Projekt mit den Füssen der Schülerinnen und Schüler in einem Video Visuelle Dokumentation «Bildung bewegt» | in einer permanenten Beamer-Präsentation Freundlichkeit | Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen (sich) um Ihr Wohl

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… eine Photovoltaikanlage zu bauen und zu verstehen? Im Rahmen des 40-jährigen Bestehens der Kantonsschule Luzern baut die Projektgruppe Solar-Power Kantonsschule Luzern eine 12.8-kWp-Photovoltaikanlage zur Produktion von Solarenergie auf dem Dach der Schule. Die Grundidee dieses Energieprojektes beinhaltet vier Punkte: Strom aus Sonnenlicht ist einheimisch und erneuerbar. Mit der Förderung von erneuerbaren Energiequellen können wir das Klima schützen. Zusätzlich zur Energieproduktion aus Sonnenlicht kann mit dem Einsatz von Strom sparenden Technologien der Stromverbrauch gesenkt werden. Das wirkt sich bei einem sinnvollen Einsatz auch aufs Portemonnaie aus. Das Projekt wurde wie folgt angegangen: In der Projektgruppe wurde das Vorhaben zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen in mehreren Sitzungen genau besprochen und geplant. Nach viel Planungsarbeit in Zusammenarbeit mit einer auf den Bau von Photovoltaikanlagen spezialisierten Firma aus Luzern trafen die Baubewilligung und die Solarmodule rechtzeitig ein. In der Projektwoche, welche vom 3. bis 8. März stattfindet, wird die Anlage durch Schülerinnen und Schüler vollständig gebaut und in Betrieb genommen. Die Gesamtkosten liegen bei rund 145'000 Franken. Finanziert wird die Photovoltaikanlage durch

Sponsorenbeiträge von Privatpersonen und Firmen sowie mit Beiträgen des Kantons und mit Unterstützung durch den Energiefonds der Stadt Luzern. Die Sponsoren erhalten als Gegenleistung Stromsparartikel, welche bei ihrem fachgerechten Einsatz dazu führen, dass zusätzlich zur Produktion von Alternativenergie der Stromverbrauch bis zu 400'000 kWh gesenkt werden kann. Die Einnahmen aus der Stromproduktion kommen vollumfänglich der Kantonsschule Alpenquai zugute. Sie werden für den Anlageunterhalt und in einem Fonds für neue Energie- und Umweltprojekte eingesetzt. Weiterführende Informationen sind auf der Internet-Seite www.gewinnenergie.ch abrufbar. Karin Gygax, Roger Scherer


www.ksluzern.ch www.verkehrshaus.ch

Informationen Die Kantonsschule Luzern Alpenquai Die Kantonsschule Luzern hat viele Gesichter: Mehr als 1800 Schülerinnen und Schüler und mehr als 200 Lehrerinnen und Lehrer arbeiten im Schulhaus am Alpenquai. Fast alle empfinden die Grösse der Schule als Vorteil: Die einen schätzen es, täglich viele Leute zu treffen und doch in einer überschaubaren Klasse aufgehoben zu sein, andere loben die grosse Fächervielfalt und die Möglichkeit, dem Lernen ein individuelles Profil zu geben, wieder andere anerkennen, dass das Leben und Arbeiten im grossen Schulhaus die individuelle Bildung und die Persönlichkeitsentwicklung und besonders auch die Selbstständigkeit fördern. Viele freuen sich über das Angebot in der Mensa und die schöne Lage am See. Die Kantonsschule Luzern ist das grösste Langzeitgymnasium der Schweiz. Sie führt im Anschluss an die Primarschule in sechs Jahren zur gymnasialen Matura und bereitet auf das Studium an einer universitären Hochschule vor. Sie bietet eine ganzheitliche, vertiefte Allgemeinbildung durch spezialisierte Fachlehrpersonen und eine unverwechselbare Wissensvielfalt mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten. Schon in der 2. Klasse des Untergymnasiums erfolgt die Ausbildung entweder in einer sprachlichen oder naturwissenschaftlichen Bildungsrichtung. Im Obergymnasium wählen die Schülerinnen und Schüler aus einem grossen Angebot ein Schwerpunktfach und ein Ergänzungsfach. Auf immer mehr Interesse stossen auch jene Klassen, in denen spezielle Begabungen gefördert werden, zum Beispiel die Klasse der zweisprachigen Matura, in denen während vier Jahren mehrere Fächer in Englisch unterrichtet werden, oder eine Sport- und Musikklasse. Die Kantonsschule Luzern hat eine lange Geschichte und ein modernes Gesicht, das in den letzten Jahren durch eine umfassende Gymnasialreform geprägt worden ist. Und nicht zuletzt ist es das Schulleben an der Kantonsschule Luzern, das ihr ein unverwechselbares Gepräge gibt und das die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer bewegt. Roland Haltmeier

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Die Angebote der anderen Luzerner Gymnasien Kantonsschule Beromünster | Langzeitgymnasium Kantonsschule Musegg, Luzern | Kurzzeitgymnasium Kantonsschule Reussbühl | Lang- und Kurzzeitgymnasium Maturitätsschule für Erwachsene, Reussbühl | berufsbegleitende Maturitätsschule | Passerelle von der Berufsmatura zur universitären Hochschule

Kantonsschule Schüpfheim | Kurzzeitgymnasium Kantonale Mittelschule Seetal, Baldegg | Lang- und Kurzzeitgymnasium | Fachmittelschule Kantonsschule Sursee | Lang- und Kurzzeitgymnasium | Fachmittelschule Kantonsschule Willisau | Lang- und Kurzzeitgymnasium | Wirtschaftsmittelschule Gymnasium St. Klemens, Ebikon | Kurzzeitgymnasium (Privatschule mit kantonalem Leistungsauftrag)

Das Verkehrshaus der Schweiz Das Verkehrshaus der Schweiz ist der grösste und meist besuchte ausserschulische Lernort in der Schweiz und eine unerschöpfliche Wissensquelle im Bereich Mobilität. Das Verkehrshaus ist ein Lernort, an dem reale Begegnungen möglich sind und handelnd Erfahrungen und Einsichten gewonnen werden können. Als eines der ersten Museen in der Schweiz besetzte das Verkehrshaus eine Stelle mit einem hauptamtlichen Schuldienst. Der Schuldienst unterstützt die Lehrpersonen bei der Planung des Schulbesuchs und stellt vielfältige Unterrichtshilfen als Gratisdownloads auf der Homepage zur Verfügung. Diverse Lehrerweiterbildungen vor Ort werden jährlich von rund 600 Lehrpersonen als Vorbereitungshilfe sehr geschätzt. So auch der im Frühling und im Herbst durchgeführte «Teacher’s Day». Der nächste Teacher’s Day findet statt am Mittwoch, 12. März 2008. Im Zeitraum von 1997 bis 2007 besuchten aus der Stadt und dem Kanton Luzern insgesamt 10’611 Klassen mit 179’049 Schülerinnen und Schülern das Verkehrshaus. Sibylle Maurer Statistik | Klassen und Schülerinnen und Schüler | 1997 bis 2007 Herkunft der Schulen | Klassen | Schülerinnen und Schüler Stadt Luzern | 2’962 | 45’327 Übriger Kanton Luzern | 7’649 | 133’722 Übrige Zentralschweiz | 3’060 | 55’139 Übrige deutsche Schweiz | 16’463 | 281’512 Französische Schweiz | 2’058 | 37’372 Tessin | 660 | 12’165 Europa | 1’597 | 33’497 Übriges Ausland | 55 I 983 Total | 34’504 | 599’717


Wie viel Bildung brauche ich, um an der Kantonsschule Luzern zu unterrichten?

Wie viel Bildung brauche ich, um die Kantonsschule Luzern zu bestehen?

Lehrerinnen und Lehrer Chemie | «Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann», sagte der französische Maler Francis Picabia. Neben exzellenten Fach- und Didaktikkenntnissen sowie der Liebe und der Begeisterung für Chemie muss man als Lehrerin an der Kantonsschule Luzern in verschiedene Richtungen denken können. Diese Fähigkeit ermöglicht mir, sowohl zu lehren als auch die Schülerinnen und Schüler im Denken zu unterstützen. Die Ideen der Schülerinnen und Schüler bereichern mich und erinnern mich gleichzeitig daran, dass ich nicht allwissend bin. Gabrijela Pejic

Sport | Auch der Sportpädagoge hat das Ziel, die Schülerinnen und Schüler zu Freiheit und Selbstbestimmung zu führen. Natürlich muss ich ein Vorbild sein, brauche fachspezifisches Wissen und ein grosses Repertoire an sportlichen Fertigkeiten. Entscheidender aber ist ein Ansatz von Bildung, der Geist und Körper umfasst und durch die vier Verhaltensdimensionen Handeln, Verstehen, Begegnen und Erleben gekennzeichnet ist. Alain Zengaffinen

Mathematik | «Das verstehen Sie sowieso nicht!», sagte Olga Holtz, eine russische Star-Mathematikerin, in einem Interview. Diese Laufbahn sei für sie nicht vorbestimmt gewesen: «Ich war kein Wunderkind». Und zwischendurch liebäugelte sie auch damit, Sängerin zu werden. «Aber irgendwie fehlte mir dazu etwas, eine Leidenschaft, wie ich sie nur für die Mathematik empfinde. Es gibt viele spannende Sachen in der Mathematik, aber das wirklich Grossartige ist, wenn du eine Idee hast und auf einmal kommt der Durchbruch, die Lösung. Mit einem Mal verstehst du alles.» Meines Erachtens braucht es neben Fachwissen vor allem Leidenschaft für die Mathematik und das Unterrichten; Interesse, wissen zu wollen, wie die Schülerinnen und Schüler Probleme lösen; Freude, gemeinsam mit ihnen zu forschen, zu diskutieren, zu streiten, zu lernen und den Durchbruch zu erleben. Elisabeth Henrich

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Deutsch | Deutschlehrer – ein Steuermann der Sprache, ein Liebhaber des Wortes, ein verkannter Poet, vor allem ein Kommunikator! Er versucht, Gott und die Welt, Kunst und Kultur, Alltag und

Studentinnen und Studenten

Festtag verständlich zu machen. Im Gespräch mit Menschen – schön, wenn diese gar lernbereit sind … Das geht nur, wenn man die Sprache im Griff hat, mitten im Leben steht und viel gelesen hat. Lesen, darüber nachdenken, sich gern und bei jeder Gelegenheit austauschen. Im Zentrum steht der Text. Texte – aller Art – bilden die Welt ab, entwerfen eine Gegenwelt, verführen zur Flucht aus der Welt. Texte stammen von Menschen, richten sich an Menschen, die sich von Texten berühren lassen. Texte interpretieren die Welt und schaffen eine neue Wirklichkeit – sie bewegen – in jedem Falle! Den Gesetzmässigkeiten der Texte nachspüren heisst, den Gesetzen der Menschen im bewegten und sich stetig verändernden Alltag nachspüren, ein nie endendes Gespräch mit «Gott und der Welt» suchen und führen. Ein hoher Anspruch! So hat der Deutschlehrer die Einbildung, dass er ein «Bild von einem Lehrer» sein muss – nein ist! Seine Allgemeinbildung holt er nur zu einem kleinen Teil an der Uni – er bleibt lebenslänglich eingeschrieben an der Hochschule des Lebens! | Ein lebenslänglicher Schulmeister, Lehrender und Lernender, der Kantonsschule Luzern. Konrad Vogel

Wirtschaft | Nicht zufällig wird behauptet, die Matura markiere quasi den Höhepunkt des Wissens. Zwar bezieht sich dieser Höhepunkt nicht auf die spezifischen Kenntnisse eines Fachgebiets, jedoch auf die Breite der Bildung. Es geht nicht darum, zum Spezialisten in einem Fach zu werden, sondern vielmehr darum, als Generalist über ein fundiertes Wissen und Können in Natur-, Sozial-, Sprach- und Geisteswissenschaften zu verfügen. Diese Breite macht gymnasiale Bildung aus und erweitert den Horizont des Einzelnen auch über seine ursprünglichen Interessensgebiete hinaus. Die Matura kennzeichnet sich dadurch, Fähigkeiten zu fordern, im Zentrum steht also weniger die Menge an Wissen, sondern das Können. Michael Kogler

Medizin | Die Bildungsquantität, die zum Bestehen der Kantonsschule Luzern ausreicht, hängt vor allem von den Vorstellungen der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten ab. Wer als Fernziel die Matura anpeilt, reüssiert an der Kantonsschule Luzern meistens, wenn er oder sie den erforderlichen Einsatz leistet und Interesse an einem breiten Allgemeinwissen zeigt. Mit der Bildung verhält es sich ähnlich wie mit der Musik oder dem Sport, wo ein Wille, da ist ein Weg. Zum Bestehen der Matura an der Kantonsschule Luzern führen, nebst der von der Schule vermittelten Bildung, vor allem gewisse Charaktereigenschaften. Sabine Kuster

Geografie | Meine Aufgabe besteht darin, unsere wunderbare und sehr grosse Erde, sie umfasst immerhin 1'083,207 x 1018 m3, ins Klassenzimmer zu bringen. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, beträgt das Volumen eines Schulzimmers doch nur gerade 400 m3. Und wenn wir uns die Grösse der Köpfe der Schülerinnen und Schüler vor Augen führen, wird es noch schwieriger. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen, ist also eine Menge Bildung erforderlich – insbesondere über die Hirnaktivitäten Jugendlicher. Anita Ottiger

Französisch | Prendre quelques années de formation, assaisonner avec des lectures, ajouter quelques pincées de patience et un zeste de didactique, mélanger en incorporant délicatement le sujet de la leçon, remuer puis laisser mijoter une nuit. Le lendemain, faire cuire le tout dans une salle de classe à la température de 20 à 24 élèves pendant 45 minutes, retirer pendant 5 minutes puis remettre en classe pendant 45 minutes jusqu’à obtention de la cuisson idéale. Yves Breton

Zwischenjahr | Wichtig ist die Ausbildung der Fertigkeit, sich Wissen aus verschiedenen Quellen so schnell als möglich anzueignen, dieses Wissen zu gewichten, kritisch zu selektionieren und danach langfristig zu speichern, um die Informationen jederzeit und fächerübergreifend wiedergeben zu können. Eine ausgewogene Aneignung von Inhalten, die den Start für die endgültige Berufsschulung erleichtern, sollte uns einiges wert sein. Corina Kaufmann

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Biologie | Salopp gesagt brauche ich zum Bestehen der Kanti genau soviel Schulbildung, wie für die Note 4 nötig ist. So weit, so gut. Aber, neben schulischer Bildung muss ich auch lernen, wie ich später aktiv und selbstständig weitere Ziele erreiche und wie ich

Gelerntes effektiv umsetze. Meines Erachtens sind das, neben der Schulbildung, zwei wichtige Aspekte, um sowohl an der Kanti als auch im späteren Leben erfolgreich zu sein. Yolanda Haggenmüller


Wie viel Bildung brauche ich, um meinen Beruf auszuüben?

ehemalige Schülerinnen und Schüler Rechtsanwältin | Als Anwältin im Informatikrecht muss ich sehr flexibel sein, mich immer wieder in neue Situationen eindenken und mit den unterschiedlichen Adressaten korrekt kommunizieren. Dafür sind Sprachkompetenz, eine breite Bildung, insbesondere Allgemeinbildung, und ein Verständnis für betriebs- und volkswirtschaftliche Zusammenhänge unabdingbar. Mein Bildungshintergrund hilft mir, mich bei meinen verschiedenen beruflichen Herausforderungen immer wieder schnell orientieren und auftauchende Fragen und Probleme einordnen zu können. Ursula Sury

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Nachrichtenmoderator | Als Aktualitätsjournalist sehe ich täglich: Wer nur von der Gegenwart etwas versteht, versteht auch von dieser nichts. Und: Wer sich bis 20 keine klare und schöne Sprache angeeignet hat, wird nie klar und schön schreiben. Kurz: Möglichst früh sollte man sich das Segelboot bauen, in dem man die steigende Informationsflut durchpflügen will. Übrigens: Im ersten Satz variiere ich ein Adorno-Zitat, dem ich in der Kantonsschule Luzern erstmals begegnet bin. Stephan Klapproth

Architekten sich mehr für die Literatur interessieren und dass sie viel lesen, auch Romane. Und dass sie sich für unsere Welt und für eine soziale Gerechtigkeit interessieren. Die meisten Architekten gehen ins Leben hinaus, sind bereit, als gute Fachleute zu arbeiten, aber ohne zu wissen, wie sie sich als gute Architekten in einer perversen Welt benehmen müssten. Jeden Dienstag veranstalten wir deshalb hier im Büro philosophische Kolloquien. Wir diskutieren unter Fachleuten über das Universum, unsere Erde, die Sprachen, die Literatur – dies aber nicht um Intellektuelle auszubilden, sondern um den Menschen und die Welt, in der wir leben, zu verstehen. Deswegen sage ich immer, das Leben ist wichtiger als die Architektur. Architektur allein ändert nichts, aber das Leben kann die Architektur ändern.» Die weisen Worte des lebenserfahrenen Mannes haben mich beeindruckt und ich möchte die Frage «Wie viel Bildung brauche ich, um als Architekt zu arbeiten?» nicht quantifizieren. Die Architektur entsteht im Kopf und es gibt keine «richtige» verbindliche EntwurfsStrategie. Was sicher ist: Bildung ist keine Garantie für gute Architektur, aber durchaus wichtig. Zudem muss man das Leben kennen gelernt haben und intensiv leben, um als Architekt zu bestehen. Remo Halter

Musiker | Ein Instrument zu beherrschen ist zuerst Handwerk. Aber wie wird man ein interessanter Musiker? Bildung ist für mich weder der Anspruch, alles zu kennen und zu können, noch die blosse Fähigkeit, mir das gerade benötigte Wissen anzueignen, etwa mit der richtigen Google-Anfrage. Bildung ist für mich der Raster mit den Fixpunkten, die es mir ermöglichen, Dinge einzuordnen, Verbindungen zu schaffen (zu Philosophie, Geschichte, Politik, anderen Künsten), um ästhetische Entscheidungen zu treffen. Marc Unternährer

Ärztin | Der Werdegang zur Spezialärztin ist lang und die berufliche Tätigkeit bedarf steter Fortbildung. Medizinische und menschliche Ansprüche steigen dauernd, auch infolge wissenschaftlichem Fortschritt. Zudem erfordert eine privatärztliche Praxis betriebliches und personelles Know-how. Wie seinerzeit in der Kantonsschule Luzern lässt sich Bildung nicht quantifizieren oder einengen. Die Frage ist nur, reicht sie aus oder muss sie ergänzt werden. Immer prägt sie die eigene Persönlichkeit. Theresia Hardegger

Architekt | Vor einem Jahr besuchte ich im Rahmen einer Studienreise den weltberühmten, heute 100-jährigen Architekten Oscar Niemeyer in seinem Atelier an der Copacabana in Rio de Janeiro. Zur Beantwortung der Frage möchte ich aus dem Gespräch mit ihm Folgendes zitieren: «Ich sage immer, dass Architekten im Allgemeinen die Schule als gute Fachleute verlassen, aber ohne Interesse für die Literatur. Aus diesem Grund haben wir viel zu viele Spezialisten ... ich habe darum eine Kampagne lanciert, damit die

Stadtpräsident | Böse Zungen behaupten, eine breite Bildung stehe einem in der Politik nur im Wege. Lieber einfältig und schnell, statt umsichtig und behutsam. Wer jedoch Politik nicht als reine Selbstdarstellung missbraucht, sondern in dieser Funktion das Gemeinwesen mitgestalten will, muss in allen Richtungen informiert und orientiert sein. Eine breite Bildung und die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung sind daher ebenso nützlich wie zielführend. Urs W. Studer

Unternehmer | Um in der heutigen Zeit ein international tätiges Unternehmen erfolgreich leiten zu können, ist die Kenntnis folgender vier Bildungsaufgaben unabdingbar: Sprachen, um sich international verständigen zu können | Philosophie, um die Unternehmenskultur nachhaltig entwickeln zu können | Mathematik, um die betriebswirtschaftlichen Vorgänge richtig interpretieren zu können | Geschichte, um die verschiedenen Kulturen, in denen das Unternehmen tätig ist, besser verstehen zu können. In diesen vier Bereichen haben mir die Kantijahre viel Positives für meine unternehmerische Tätigkeit vermittelt. Hans-Rudolf Schurter

Fussballerin | Nur wenigen Frauen ist es möglich, Fussballerin von Beruf zu sein. Man muss dazu sehr talentiert sein und im richtigen Land spielen können, früher in den USA, jetzt zum Beispiel in Deutschland oder in Schweden. Daher finde ich es wichtig, als Fussballspielerin auch eine Ausbildung zu haben. Wie umfassend diese sein soll, muss jede für sich selbst entscheiden, jedoch kann man ohne Beruf im Frauenfussball nicht überleben, es sei denn, man ist eine der besten Spielerinnen der Welt. Das Fussballspielen hat mir jedoch jegliche Türen geöffnet, mich schulisch weiterzubilden. Darum müsste die Frage für mich persönlich fast lauten: «Wie viel Fussball brauche ich, um eine gute Bildung zu erhalten?» Lara Dickenmann

Werkstoffingenieurin | Würde mich jemand fragen, welchen Stellenwert «Bildung» in meinem Leben oder für meinen Beruf hat, könnte ich gewiss ein sinnvolles Statement dazu abgeben. Da die gestellte Frage allerdings auf die Quantität an benötigter Bildung abzielt, muss ich mich bedauerlicherweise erst nach der im 21. Jahrhundert gängigen Einheit für «Bildung» erkundigen. Denn als ich in der Kanti Alpenquai war, lernten wir noch entweder zu philosophieren oder dann gleich präzise Antworten zu geben – ein Auto fährt schliesslich auch nicht mit viel, wenig oder fünf – was, Äpfeln? Mirabai Koch

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Künstler | Die Allgemeinbildung, wie sie zu meiner Zeit im Literargymnasium vermittelt wurde, hat sicher viele Sensoren in mir geweckt, die ich für meine Arbeit brauche. Schon im ersten Schul-

jahr gab es das Angebot, mit dem Religionslehrer Josef Fischer eine Woche nach Ravenna zu reisen. Im dritten Jahr fuhren wir nach Florenz. Wie die meisten meiner Klassenkameraden kam ich vom Land. Wir waren die ersten, die in das neue Schulgebäude am Alpenquai einzogen. Über den Mittag trieben wir auf den schönen Anlagen am See Sport. Wir gewannen im Fussball die kantonalen Schulhausmeisterschaften. Wir spielten auch Theater und führten selbstgeschriebene Stücke auf. Im Lichthof konnte ich das erste Mal meine Ölbilder ausstellen. Im Freifachangebot lernte ich Italienisch, Spanisch und etwas Russisch und durfte auch Abendkurse an der Kunstgewerbeschule belegen. In den Ferien besuchte ich bis zur Matura fast alle grossen Kunstmuseen Westeuropas. Die Spesen verdiente ich unterwegs als Porträtmaler. Nach der Matura reiste ich rund um die Welt, heiratete, bekam drei Kinder und studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Heute lebe ich als freischaffender Kunstmaler. Bruno Müller-Meyer

Model | Im Modelgeschäft ist es gut möglich, auch ohne eine höhere Ausbildung erfolgreich zu sein. Das ist wohl unbestreitbar, da viele Models ohne jegliche schulische Ausbildung Erfolge feiern. Ich bin mir jedoch sicher, dass selbst in diesem auf Aussehen basierenden Geschäft eine gute Ausbildung weiterhilft, sei es im wirtschaftlichen oder zwischenmenschlichen Bereich. Ich bin auch der Überzeugung, dass ich ohne meine Bildung vielen Herausforderungen im Modelgeschäft nicht gewachsen gewesen wäre, insbesondere im sprachlichen Bereich! Lucien Thomkins


Autorinnen und Autoren Impressum

Autorinnen und Autoren

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Yves Breton | lic. phil. | Französischlehrer an der Kantonsschule Luzern Gabrielle von Büren-von Moos | dipl. pharm., lic. iur., Rechtsanwältin | Direktorin der Kantonsschule Luzern Lara Dickenmann | Fussballerin, Studentin | Matura an der Kantonsschule Luzern Ronya Enzmann, Michael Modena, Valeria Stocker, Kerstin Thalmann | Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Luzern Stefan Graber | Dr. phil. | Deutschlehrer an der Kantonsschule Luzern Karin Gygax, Roger Scherer | Schülerin und Schüler der Kantonsschule Luzern Yolanda Haggenmüller | Studentin | Matura an der Kantonsschule Luzern Remo Halter | dipl. arch. ETH | Matura an der Kantonsschule Luzern Roland Haltmeier | Dr. phil. | Rektor Untergymnasium der Kantonsschule Luzern Urs Hangartner | Kulturjournalist und Bassist | Matura an der Kantonsschule Luzern Theresia Hardegger | Dr. med., Fachärztin FMH | Matura an der Kantonsschule Luzern Elisabeth Henrich | dipl. math. | Mathematiklehrerin an der Kantonsschule Luzern Hans Hirschi | Dr. theol. | Rektor Obergymnasium der Kantonsschule Luzern Corina Kaufmann | Studentin | Matura an der Kantonsschule Luzern Stephan Klapproth | lic. ès sc. pol., Nachrichtenmoderator am Schweizer Fernsehen, Dozent für Journalistik | Matura an der Kantonsschule Luzern Mirabai Koch | dipl. ing. ETH | Matura an der Kantonsschule Luzern Michael Kogler | Student | Matura an der Kantonsschule Luzern Sabine Kuster | Studentin | Matura an der Kantonsschule Luzern Sibylle Maurer | Lehrerin und diplomierte Museumspädagogin, Leiterin Schuldienst des Verkehrshauses der Schweiz Bruno Müller-Meyer | Dr. phil., Kunstmaler | Matura an der Kantonsschule Luzern Anita Ottiger | dipl. geogr. | Geografielehrerin an der Kantonsschule Luzern Gabrijela Pejic | dipl. biochem. | Chemielehrerin an der Kantonsschule Luzern

Hans Petermann | Leiter Zentrale Dienste der Kantonsschule Luzern Renato Renner | Prof. Dr. phys., Professor an der ETH Zürich | Matura an der Kantonsschule Luzern Lisa Schmuckli | Dr. phil., dipl. psych., Autorin und Psychoanalytikerin | Matura an der Kantonsschule Luzern Hans-Rudolf Schurter | lic. iur., MLaw, Unternehmer | Matura an der Kantonsschule Luzern Thomas Schwander | Schüler der Kantonsschule Luzern Anton Schwingruber | Dr. iur., Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Luzern Urs W. Studer | lic. iur., Stadtpräsident von Luzern | Matura an der Kantonsschule Luzern Ursula Sury | lic. iur., Rechtsanwältin | Matura an der Kantonsschule Luzern Lucien Thomkins | Model | Matura an der Kantonsschule Luzern Marc Unternährer | Lehr- und Konzertdiplom MHS Luzern, Hauptfach Tuba, Musiker | Matura an der Kantonsschule Luzern Lorenzo Vela | Dr. nat. | Chemielehrer an der Kantonsschule Luzern Konrad Vogel | Dr. phil. | Deutschlehrer an der Kantonsschule Luzern Hans Widmer | Dr. phil., Nationalrat Luzern | pensionierter Philosophielehrer der Kantonsschule Luzern Alain Zengaffinen | lic. phil., dipl. Sportlehrer | Sport- und Deutschlehrer an der Kantonsschule Luzern

Impressum Herausgeberin | Kantonsschule Luzern Alpenquai, Alpenquai 46–50, 6002 Luzern, www.ksluzern.ch Konzeption | Stefan Graber Redaktion | Stefan Graber und Roland Haltmeier Korrektorat | Herbert Bossard Bilder | Othmar Huber, Ruth Rieder, Schülerinnen und Schüler der Klasse 5Re Gestaltung und Layout | Othmar Huber Produktion und Druck | Neue Luzerner Zeitung AG, Maihofstrasse 76, 6004 Luzern Auflage | 90'000 Exemplare Erscheinungsdatum | Samstag, 1. März 2008


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