Albrecht von Waldstein (Wallenstein), der nacheinander die beiden italienischen Maler Baccio del Bianco (1604–1657) und Domenico Pugliani (1598–1658) beschäftigte,4 oder Ottavio Piccolomini, der in der ersten Hälfte der 1650er-Jahre die Dienste des Tessiner Künstlers Giovanni Vanetti (geb. 1621) auf seinem Schloss in Nachod (Náchod) in Anspruch nahm.5 Über weitere Tätigkeiten italienischer Meister in Böhmen und Mähren liegen allerdings keine zuverlässigen Berichte vor.6 Kurze Zeit nach Vollendung der malerischen Ausstattung von Schloss Nachod ist Carpoforo Tencalla (1623–1685) in Mähren anzutreffen, wo er wohl 1656/57 die Sala Terrena des Schlosses in Namiest (Náměšť nad Oslavou) mit Wandmalereien ausschmückte, um anschließend in den 1670er-Jahren in den Dienst des Olmützer Bischofs Karl von LichtensteinCastelcorno (1624–1695) zu treten. Ansonsten war er mit Aufträgen außerhalb Böhmens und Mährens voll ausgelastet. Ab 1672 wurde die Nachfrage der böhmisch-mährischen Aristokratie nach in Wandmalerei spezialisierten Malern durch Carpoforos Verwandten Giacomo Tencalla (1644–1689) befriedigt.7 Unter den einheimischen Zeitgenossen Harovníks widmete sich beispielsweise Anton Stevens der Wandmalerei und bemalte um 1653 im Auftrag von Rudolf Colloredo von Waldsee die Decke des Lustschlösschens im Garten des einstigen Colloredo-Palasts mit allegorischen Szenen mit Venus und Amor. 1661 dekorierte er den Aussichtsaltan im Kloster Strahov mit Landschaftsszenen sowie Allegorien der vier Jahreszeiten und Elemente, die durch die gleichen formalen Vorlagen mit Harovníks Werk verbunden sind.8 Obwohl es in Prag im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts nur ganz wenige Künstler mit einer Spezialisierung auf Monumentalmalerei gab, zeigten sich die Auftraggeber durchaus
4) Zur Ausstattung des Wallenstein-Palasts vgl. Jiří Kropáček, Výzdoba Valdštejnského paláce, in: Valdštejnský palác v Praze, hg. von Mojmír Horyna – Zdeněk Hojda – Pavel Zahradník (Praha 2002) 193–242, insbes. 203–234. Zur Urheberschaft der Wandmalereien jüngst: Barbora Klipcová – Petr Uličný, Domenico Pugliani. A New Face in the History of Wallenstein Palace in Prague. Umění 61 (2013) 206−220. 5) Über Giovanni Vanetti zuletzt samt einer Übersicht über die ältere Literatur: Jana Zapletalová, Giovanni Vanetti, Fabián Václav Harovník a nástěnné malířství v Čechách po třicetileté válce, Umění 68/1 (2020) 26–40. 6) Baccio del Bianco weilte offensichtlich nur kurz in den Jahren 1622–24 in Böhmen. Um die Jahreswende 1623/24 soll er den Dienst bei Wallenstein quittiert haben, um anschließend kurz für ein ungenanntes Franziskanerkloster in Prag zu arbeiten. Im Falle von Domenico Pugliani vermutet man, dass er weiter für Albrecht von Wallenstein in Jičín tätig war, wohin er sich 1632 auf Wallensteins Wunsch begeben hatte. Die malerische Ausstattung des dortigen Palais ist leider nicht erhalten geblieben, sodass man nicht mit Sicherheit sagen kann, dass er die geplanten Arbeiten auch wirklich ausgeführt hat. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass er anderswo in Prag gearbeitet hat. Vgl. Klipcová/Uličný, Domenico Pugliani, 206–207, 212. Giovanni Vanetti wechselte kurz nach Abschluss seiner Arbeiten in Nachod ins Zisterzienserkloster von Neuzelle, wo er Gewölbe und Wände der Klosterkirche ausschmückte. Über sein weiteres Schaffen ist nichts bekannt. Vgl. Winfried Töpler, Das Kloster Neuzelle und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268−1817 (Berlin 2003) 249; Zapletalová, Giovanni Vanetti. 7) Zur Tätigkeit von Carpoforo und Giacomo Tencalla in Böhmen und Mähren vgl. Martin Mádl – Jana Zapletalová, Malíř Carpoforo Tencalla (1623–1685) jižně a severně od Dunaje, in: Tencalla, Bd. 2, hg. von Martin Mádl (Praha 2012) 1 27–51; Martin Mádl – Jana Zapletalová, Malíř Giacomo Tencalla (1644–1689). Carpoforův napodobitel na Moravě a v Čechách, in: ebd. 61–82. Zu Malern im Dienste des Bischofs Karl von Lichtenstein-Castelcorno, vgl. Jana Zapletalová, Freskaři ve službách Karla z Lichtensteinu-Castelcorna. Charakter a proměna vizuální kultury na raně novověké Moravě, in: Karel z Lichtensteinu-Castelcorna (1624–1695). Olomoucký biskup a kníže střední Evropy, hg. von Ondřej Jakubec (Olomouc 2019) 231–246; englische Version: Jana Zapletalová, Fresco Painters in the Service of Karl von Lichtenstein-Castelcorno and the Transformation of Visual Culture in Moravia, in: Karl von Lichtenstein-Castelcorno (1624–1695). Bishop of Olomouc and Central European Prince, hg. von Ondřej Jakubec (Olomouc 2019) 231–246. 8) Zuletzt Vácha/Heisslerová, Ve stínu Karla Škréty 69–113. Zu Wandgemälden samt Auflistung der älteren Literatur, 355–358, 374–378. Auf die formal identischen Vorlagen für das Lustschlösschen auf dem Strahov und Harovníks Gemälde im Speisesaal des Lobkowicz-Palais hingewiesen haben bereits Michal Šroněk – Lubomír Konečný, Malířská výzdoba Lobkovického paláce. Umění 43 (1995) 433−441. Die gemeinsamen grafischen Vorlagen für beide Gemäldezyklen identifizierte unlängst Radka Nokkala Miltová, Ex Bello Pax. Oslava Waltera Leslieho v malbách na zámku v Novém Městě nad Metují. Opuscula historiae artium 64 (2015) 32–49, insbes. 46.
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