Warum die Meinungsfreiheit auf kontroverse Stimmen nicht verzichten darf

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Verschwörungstheorie vs Hofberichterstattung

— Warum die Meinungsfreiheit auf kontroverse Stimmen nicht verzichten darf

Was wurde ab 2019 im Land geschimpft über die Gegner der Corona-Politik: Die Leitmedien wurden lange Zeit nicht müde, alle Kritiker der Maßnahmen als rechtsradikale Querdenker und Anhänger obskurer esoterischer Theorien zu diffamieren. Ungeimpfte bezeichnete Jan Böhmermann als „Wichser“, der Autor André Herrmann als „antisoziale Arschlöcher“, Sängerin Sarah Connor als „Vollidioten“. Eine Sarah Bosetti verglich Ungeimpfte gar mit einem Blinddarm, der zu entfernen sei. Keine Frage, es fühlt sich gut an, wenn man auf der richtigen Seite steht.

Martin
Feb 8 3 min read Save
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Vergleichsweise harmlose Kritik wie die der Sängerin Nena wurde dagegen in Grund und Boden gestampft, zu Boykott aufgerufen und deren gesamtes Werk infrage gestellt.

Diese flächendeckende Ausgrenzung für eine vermeintlich gute Sache würde auch heute noch wunderbar funktionieren, wenn es nicht ein entscheidendes Problem geben würde: Die Impfgegner hatten zu großen Teilen recht! Nach und nach stellt sich immer deutlicher heraus, dass die Impfung alles andere als nebenwirkungsfrei gewesen und dass ein Lockdown weitgehend nutzlos geblieben ist. Auch stellt sich im Rahmen der Twitter-Files die Einflussnahme auf die Berichterstattung immer klarer heraus. Konsequenzen hat es bislang keine gegeben, schließlich ist das gesamte politische und mediale Establishment betroffen — und so schützt sich das System selbst. Auch hört man von Ethikrat-Chefin Alena Buyx, welche noch bis zuletzt einen Impfzwang propagiert hat, inzwischen so gut wie nichts mehr. Selbst MaßnahmenGallionsfigur Karl Lauterbach musste zugeben, die Isolation von Kita- und Schulkindern sei ein Fehler gewesen, will sich allerdings nicht verantwortlich fühlen.

Das Prinzip lautet: Wer von einer bestimmten Meinung abweicht, landet heute schnell als Querdenker in einer Schublade, die jeglichen Diskurs unmöglich macht. Am Ende hat nicht nur die Glaubwürdigkeit der Politik, sondern auch die journalistische Berichterstattung an Glaubwürdigkeit verloren: Eine repräsentative Studie der TU Dortmund konnte ermitteln, dass mehr als 40 Prozent der Befragten im Zuge der Berichterstattung den Medien einen Verlust an Glaubwürdigkeit attestierten. Der Berichterstattung durch die Leitmedien muss man mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen. Und nicht alles, was Verschwörungstheorie genannt wird, muss auch eine sein. Dabei ist die Corona-Pandemie nur ein extremes Beispiel.

Konsequenzen einer medialen Einheitlichkeit

Sicher gab und gibt es Verfassungsfeinde im Land. Aber alle Menschen, die im Rahmen der Maßnahmen ihren Job oder ihre Wohnung verloren haben und deshalb von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen, als rechte Querdenker zu stigmatisieren, ist unverschämt, unmoralisch und im Kern totalitär. Einem kritischen und interessierten Kopf bleibt letztlich nichts anderes übrig, als den Blick über den Tellerrand zu wagen und sich neben den Leitmedien auch anderer Quellen zu bedienen. Das kann neben sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder Telegram auch über Buchveröffentlichungen geschehen. Auf Twitter werden unter dem Hashtag #ichhabemitgemacht die übelsten Auswüchse der Diskriminierung gesammelt und bilden ein haarsträubendes Bild der deutschen Mediengesellschaft ab.

Der kritische Mediziner Wolfgang Wodarg konnte seine Meinung zur Corona-Politik zwar nicht in Talkshows oder Interviews, dafür aber in Buchform veröffentlichen. Zwar wagen sich große deutsche Verlage an derart kontroverse Positionen kaum heran, dafür allerdings kleine Medienhäuser wie in diesem Fall der Mainzer Rubikon-Verlag. Auch der vielfach gescholtene Kopp Verlag zum Beispiel hat mit einer Reihe von Veröffentlichungen den kritischen Blick auf die Corona-Politik gerichtet und mit einem Buch über den Immunologen Anthony Fauci einen Spiegel-Bestseller veröffentlicht. Jeder Verlag will Bücher verkaufen. Deshalb sind einige Thesen vielleicht besonders steil, sind Headlines möglichst provokant gesetzt. Angesichts immer neuer

Enthüllungen sollte man die gesunde Skepsis, welche hinter den Kopp-Titeln steht, aber nicht leichtfertig mit Paranoia verwechseln. Wer also einen eigenen kritischen Blick auf den Polit-Medien-Zirkus pflegen möchte, sollte sich nicht oder zumindest nicht nur auf die Leitmedien verlassen.

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