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Wenn der Tapetenwechsel zum Beruf wird

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Weg mit dem Grau

Weg mit dem Grau

von Sarah Holthaus

Josef Wiebeler ist schon fast genauso lange Kolpingmitglied wie Maler. In einem Interview hat er erzählt, was ihn an seinem Beruf begeistert und wie er das bei Kolping einbringen konnte.

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Fotos: Marita Wiebeler

1970 hat Josef eine Ausbildung als Maler begonnen. Der Ausbildungsbetrieb gehörte Bekannten der Familie und Handwerk galt außerdem als Beruf, „den man wohl machte“. Aber mehr noch, Josef hat schon als Jugendlicher zuhause die Gardinen aufgehängt und dekoriert: „Da passte der Malerberuf gut.“

Nach der Ausbildung hat er zunächst weiter im Betrieb gearbeitet und ist dann schließlich zu einem Betrieb nach Dülmen gewechselt. Dort hat er allerhand erlebt: „An dieser Stelle will gesagt sein, dass wir da sogar die Krone auf dem Erbdrostenhof in Münster vergoldet haben.“

Geschätzt hat Josef am Malerberuf eben diese gestalterische, kreative Arbeit. Als er einmal beim Farben- und Tapetengeschäft in Emsdetten Materialien einkaufte, fragte der damalige Chef ihn, ob er sich nicht vorstellen könnte dort zu arbeiten. Für Josef ein echter Glücksfall, denn es gab nochmal mehr kreative Anteile in seinem Beruf. „Acht Stunden am Tag malen, das hätte ich auf Dauer nicht geschafft. Professionelle Malerarbeiten werden heute oft nur noch im ‚Hauruckverfahren‘ durchgeführt. Die Wände werden weiß, fertig aus. Da ist der Privatverkauf deutlich interessanter. Privatkunden wollen gestalten und ich kann dann eine Farbberatung machen, Muster empfehlen. Da kommt die Kreativität wieder ins Spiel.“

Fast zeitgleich – 1971 – ist Josef in die Kolpingsfamilie Emsdetten eingetreten, nicht wegen des Handwerks, sondern aufgrund einer Zeitungsanzeige, die Musiker*innen für einen Musikzug suchte. Gestartet ist Josef als Trommler, aber dabei ist es nicht geblieben. Die ganze Clique ist damals Mitglied im Verein geworden, beim Stadtjugendringkarneval im Kolpinghaus hat er seine Frau Marita kennengelernt und auch wenn Josef sagt, dass „Kolping als Handwerksverband schon damals gar nicht mehr wahr gewesen ist“, gibt es bei Kolping für Handwerker*innen immer etwas zu tun. Josef konnte beim Wagenbau für Karneval nicht nur sein Fachwissen, sondern auch seine kreative Art einbringen: „Da haben wir nicht nur Karnevalswagen gebaut, sondern auch Bühnenbilder gestaltet für Elferräte.“ Und als von 2004 bis 2006 das Kolpinghaus in Emsdetten umgebaut wurde, war er dort als tatkräftiger Helfer dabei. Sicherlich etwas, das Kolping heute ausmacht: Jede*r kann seine Interessen und Stärken einbringen.

Fakt ist, Josef ist mit Leidenschaft dabei, denn man findet ihn trotz Rente zweimal in der Woche im Fachgeschäft, wo er mit seiner Erfahrung und seinem guten Blick Kund*innen berät. Man munkelt, dass einige Stammkund*innen genau wissen, wann sie Josef im Laden antreffen und nur dann kommen, wenn er auch im Laden ist.

Wenn es darum geht, andere für seinen Beruf zu begeistern, ist Josef Feuer und Flamme: „Es ist ein sehr kreativer Beruf. Man kann die eigenen Ideen und die Ideen der Kunden zusammenbringen und sich kreativ bewegen. Das ist nicht so stupide weg. Heute werden zwar viele Wände erstmal nur weiß, aber gleichzeitig hat man heute noch viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als damals.“

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