dreizehn, Ausgabe 6

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Berufsvorbereitung in der Kritik – warum eigentlich?

B

Ein Einwurf von Walter Würfel

Ein Konzept mit klarem Profil, aber schlechten Rahmenbedingungen

eim Stichwort Berufsvorbereitung und Jugendsozialarbeit denkt man zumeist an die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) – kein Wunder, gehören diese doch zu den quantitativ umfangreichsten Maßnahmen des Übergangssystems. Auch wenn insgesamt die Zahlen – vor allem demografiebedingt – zurückgehen, wurden im Jahr 2011 bundesweit über 50.000 Teilnehmer/-innenplätze von der BA für diese Maßnahmen ausgeschrieben. Sie stehen oft im Zentrum der Kritik am Übergangssystem (das weder ein System ist, noch ein System hat) – nicht zuletzt, weil gerade die Berufsvorbereitung in den letzten Jahren als riesige Warteschleife genutzt wurde für junge Menschen, die auf dem Ausbildungsmarkt leer ausgegangen waren, weil es viel zu wenige Ausbildungsstellen gab und gibt.

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BvB haben mit dem derzeit gültigen Fachkonzept ein sehr durchdachtes, flexibles und pädagogisch anspruchsvolles didaktisches Konzept. Sie sollen durch ihre verschiedenen Elemente, die unterschiedlich kombiniert werden können, unter anderem Ausbildungsreife und Berufswahlkompetenz herstellen – durchweg Ziele, die im Bereich der non-formal beziehungsweise informell zu erwerbenden Kompetenzen liegen. Berufswahlkompetenz, Ausbildungsreife, Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit sind Themen, die sich nicht in schulischem Rahmen beziehungsweise als Schulfach vermitteln lassen. Das „Medium“, anhand dessen hier gelernt wird, ist ein Berufsfeld; Inhalt ist der Stoff des jeweils ersten Ausbildungsjahres im entsprechenden Beruf.

Und um es gleich vorweg zu sagen: Ich halte die Kritik an BvB für weitgehend unberechtigt. Die erste Ursache der Probleme liegt in den Rahmenbedingungen der BvB, die vor allem durch die Vergabe geprägt sind. Die zweite Ursache ist ebenfalls systematischer Natur: Die Probleme des Übergangssystems kann man nicht bestimmten Maßnahmeformen oder -typen zurechnen, die Probleme resultieren aus einem völlig unverbundenen Nebeneinander unterschiedlichster Angebote und Projekte, die nicht miteinander kompatibel sind.

Die Analyse

Ein Einblick in die historische Entwicklung Das aktuelle Fachkonzept ist hervorgegangen aus einer Modellversuchsreihe, in der seit 2001 (gefördert vom BMBF) 33

dreizehn Heft 6 2011


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