dreizehn, Ausgabe 4

Page 40

Noten ist, dann überlegen wir zuerst, ob wir das alle gemeinsam gestemmt bekommen, sodass er trotzdem den Übergang in eine Ausbildung schafft. Und ich sage mal, ins Fallmanagement zu kommen, ist ja nicht schlimm für einen Jugendlichen. Er bekommt ja dieselbe Förderung auch von unserer Seite, hat aber den Vorteil, im Fallmanagement auch materiell unterstützt zu werden. DREIZEHN: Welche Jugendlichen sind bei Ihnen im Fallmanagement? Schwentker: Da geht es eher um Jugendliche, bei denen es nicht nur Leistungsprobleme in der Schule gibt, sondern eventuell schon gravierende Hemmnisse – etwa Delikte oder Gewaltbereitschaft in der Schule – vorliegen. Das sind für uns Anhaltspunkte zu sagen: Da ist eine intensivere Betreuung im Fallmanagement erforderlich. Das heißt z. B., dass wir andere, niedrigschwelligere Maßnahmen Voraussetzungen und seine bisherigen Ausbildungswünsche. Als

und Hilfen vermitteln, die dann in Abstimmung bzw. in Verant-

SGB II versuchen wir – wenn wir zuständig sind –, auf diesen

wortung der Jugendberufshilfe durchgeführt werden. Hier geht es

Kenntnissen aufzubauen und diese möglichst 1:1 umzusetzen. Wir

also genauso um Jugendliche im SGB-II-Bezug wie auch um Ju-

machen da weiter, wo die Jugendberufshilfe momentan steht.

gendliche, die direkt über die Agentur betreut werden.

Lüking: Und als Jugendberufshilfe begleiten wir die Jugendlichen

DREIZEHN: Also einem „Fall“ geht eine gemeinsame Diagnose

weiter – egal, zu welchem Rechtskreis sie gehören. Wir haben in

mit der Jugendberufshilfe voran? Aber das SGB II hat doch eine

jeder Schule ein gemischtes Team, das schaut gemeinsam auf den

eigene Förderlogik?

Jugendlichen und fragt: Was braucht der Jugendliche für seinen weiteren Weg in die Ausbildung? Wenn das ein Jugendlicher ist,

Schwentker: Hier ist unser 4-Phasen-Modell angesprochen. So

der sich über eine Bedarfsgemeinschaft im SGB II befindet, arbei-

setzen wir nämlich die Informationen der Jugendberufshilfe in

ten wir in Kooperation mit der ARGE weiter, ansonsten in Koope-

unsere Arbeitsweise um. Wenn wir erfahren, dass die schulische

ration mit der Agentur für Arbeit.

Qualifikation ein Hemmnis ist, dann wird das bei uns in unserer IT-Fachanwendung „Verbis“ entsprechend vermerkt. Oder wenn es bei der Motivation Schwierigkeiten gibt, halten wir das auch

DREIZEHN: Wie sieht die Kooperation genau aus?

an der Stelle unter „motivationaler Problemlage“ im 4-PhasenModell fest.

Schwentker: Von den insgesamt rund 5.600 erwerbsfähigen Jugendlichen im SGB II sind etwa 2.000 noch Schüler/innen. Hier haben wir z. B. die gemeinsamen Fallkonferenzen zu den Entlass-

DREIZEHN: Ist die Förderung durch das 4-Phasen-Modell einfa-

schüler/innen. Anhand der Erkenntnisse, die die Jugendberufshilfe

cher geworden, evtl. auch schematischer?

zu dem einzelnen Jugendlichen hat, entscheiden wir mit, ob er/sie aus unserer Sicht ein Kunde ist, der mit multiplen Hemmnissen

Schwentker: Das ist unterschiedlich: Im Fallmanagement ist die

eher im Fallmanagement betreut wird, oder ob er/sie im Vermitt-

Darstellung über das 4-Phasen-Modell – anders als bei den Ver-

lungsbereich bei unserem eigenen Ausbildungsteam landet, weil

mittlungskunden – umfangreicher und prozessorientierter gewor-

eigentlich schon alles auf einem guten Weg ist.

den. Grundsätzlich empfinde ich aber das 4-Phasen-Modell für das operative Geschäft als sehr förderlich. Potenziale des Kunden

DREIZEHN: Wie unterscheiden Sie zwischen multiplen Vermitt-

sowie offene Baustellen werden hier festgehalten und fallbezogen

lungshemmnissen – also einem Kandidaten für das Fallmanage-

aktualisiert.

ment – und Entwicklungsdefiziten von Jugendlichen, die von der DREIZEHN: Und wie empfinden Sie als Jugendberufshilfe dieses

Jugendhilfe betreut werden sollten?

Verständnis vom Fallmanagement, das sich mit dem SGB II entwickelt hat?

Lüking: Das besprechen wir tatsächlich alles gemeinsam. Wenn da jemand mit einer sozialen Benachteiligung und relativ schlechten

dreizehn Heft 4 2011

40

Praxis Konkret


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.