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Der Strukturierte Dialog mit der Jugend: Ein europäisches Beteiligungskonzept in Entwicklung Junge Menschen haben das Recht, bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, gefragt und einbezogen zu werden. Das gilt für alle politischen Ebenen – von der Kommune bis zur Europäischen Union. Ann-Kathrin Fischer

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ugendbeteiligung in Europa zu stärken, bedeutet nicht nur, dass Jugendliche aufgefordert sind, sich aktiv in europäische Debatten einzubringen. Es heißt auch, dass politische Entscheidungsträger/-innen auf die junge Generation zugehen und ihr Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitgestaltung eröffnen müssen. Für die europäische Jugendpolitik bietet der Strukturierte Dialog eine solche Mitwirkungsmöglichkeit; es ist das „Jugendbeteiligungsinstrument“ der EU-Jugendstrategie.

erfahren politische Entscheidungsträger/-innen mehr über das Leben und die Ansichten von Jugendlichen. Dieses Wissen sollen sie nutzen, um ihre Entscheidungen zu qualifizieren: Ein Wechselspiel also, von dem beide Seiten profitieren können.

2005 erstmals in einem Ratsdokument1 erwähnt und ab 2007 aktiv umgesetzt, wurde der Strukturierte Dialog mit der Jugend mit der 2009 verabschiedeten EU-Jugendstrategie zum zentralen Instrument der Jugendbeteiligung in der Europäischen Union und erhielt dadurch neues Gewicht. Dies spiegelt sich auch in der Ernsthaftigkeit wider, mit der ihn viele Mitgliedsstaaten seit knapp drei Jahren umsetzen.

Die besondere Herausforderung dabei ist, dass der Strukturierte Dialog zwischen Jugend und Politik nicht nur auf der europäischen Ebene stattfindet, sondern auch die lokale, regionale und nationale Ebene einbeziehen soll. Auf diese Weise sollen die europäischen Prozesse „geerdet“ und mit der Lebenswelt von jungen Menschen verknüpft werden. Dabei sollen explizit alle jungen Menschen einbezogen werden und nicht nur eine Elite.

„Europäische Prozesse müssen ‚geerdet‘ werden“

Das Konzept: Dialog mit Struktur

Die Umsetzung des Strukturierten Dialogs

Der Strukturierte Dialog bildet eine offene Dialogform, bei der Jugendliche und politische Entscheidungsträger/-innen regelmäßig zusammenkommen und gemeinsam über ausgewählte Themen diskutieren. Jugendliche bringen dabei ihre Anliegen vor; Vertreter/-innen aus Politik und Verwaltung setzen sich damit auseinander, berücksichtigen diese bei ihrer Entscheidungsfindung und geben ein Feedback.

Strukturiert wird der Dialog hauptsächlich durch Schwerpunktthemen und klare Zeitrahmen. Speziell eingerichtete Gremien auf europäischer und nationaler Ebene haben die Aufgabe, den Umsetzungsprozess sicherzustellen. Neben einer Nationalen Arbeitsgruppe2 wurde 2010 beim Deutschen Bundesjugendring (DBJR) eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die den Umsetzungsprozess auf der Bundesebene unterstützt. Einen wichtigen Baustein des Strukturierten Dialogs in Deutschland bilden Projekte und Aktivitäten auf lokaler, regionaler und zum Teil auch nationaler Ebene. In diesem Rahmen

Ziel ist es, junge Menschen als politische Akteure/-innen und Experten/-innen in eigener Sache ernst zu nehmen und sie systematisch in die Politikgestaltung einzubeziehen. Gleichzeitig dreizehn Heft 8 2012

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Praxis konkret


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