Terzett März 2018

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dieses Vorfalls nicht in Gefahr zu bringen, hatte Bouilly das Geschehen an einen anderen Ort, nach Sevilla (Spanien), verlegt und die Figurenkonstellation verändert. Beethovens Oper erzählt die Geschichte wie folgt. Leonore kann als Mann verkleidet unter dem Namen Fidelio das Vertrauen des Kerkermeisters Rocco gewinnen. Sie will sich Zutritt zum Verlies verschaffen, in dem ihr Mann Florestan von Gouverneur Don Pizarro willkürlich festgehalten wird. Marzelline, Roccos Tochter, ist fasziniert von Fidelio und verliebt sich in ihn. Ihre Hochzeitspläne werden zum Leidwesen ihres Verehrers Jaquino von ihrem Vater unterstützt. Als Don Pizarro erfährt, dass der Minister das Gefängnis inspizieren wird, befiehlt er Rocco, Florestan zu ermorden, damit der Minister ihn nicht entdeckt. Rocco lehnt ab, jedoch muss er ein Grab für Florestan vorbereiten. Leonore hilft ihm dabei und erkennt, dass ihr nur wenig Zeit bleibt, ihren Mann zu retten. Sie überredet Rocco, den Gefangenen Wein und Brot geben zu dürfen, und findet dabei Florestan. Pizarro erscheint und will Florestan selbst töten, doch Leonore wirft sich dazwischen und bedroht Pizarro mit einer Pistole. Es erklingt die Trompete, die die Ankunft des Ministers Don Fernando ankündigt und somit die Rettung des Paares. Die Gefangenen werden befreit. Hatte Beethoven zwar nun einen Stoff gefunden, der ihn interessierte, so sollte der Weg zur endgültigen Fassung der Oper sich noch als schwierig erweisen. Für die langwierige Entstehungsphase zeugen Beethovens verschiedene Fassungen der Oper: heute liegen drei Fassungen sowie vier Ouvertüren vor. Im Laufe der 10 Jahre der Beschäftigung mit Fidelio arbeitete Beethoven zudem mit drei Librettisten, um seine Oper zu verwirklichen. Für die Umarbeitung und Übersetzung des brisanten Stoffs von Bouilly sorgte Joseph Sonnleither, künstlerischer Leiter des Theaters an der Wien sowie Sekretär des Kärntnertor-Theaters. Doch scheiterte das Werk kurz vor der Aufführung an der Zensur, der die gegen eine Despotengewalt revolutionierende Hauptfigur zu heikel war. Sonnleither verlegte die Handlung daher in das 16. Jahrhundert, fern der revolutionären Zeit in Frankreich, und warb bei der Zensur zudem damit, dass die Kaiserin selbst sehr beeindruckt war von der Erzählung. So 12

konnte das Werk am 20. November 1805 doch zur Uraufführung kommen. Diese erste Fassung von Fidelio trug den Namen Leonore und wird heute, zur besseren Unterscheidung zur Version von 1806, oft als Ur-Leonore bezeichnet. Doch die Uraufführung stellte sich als grosser Misserfolg heraus. Eine Woche zuvor waren die Truppen Napoleons in Wien einmarschiert und das übliche Publikum – Adel und wohlhabende Mäzene – war geflohen. Wenig begeistert waren auch die Kritiker, die das Werk sahen. Beethoven selbst war ebenfalls nicht glücklich mit seiner Oper und zog sie nach drei Vorstellungen zurück. Zusammen mit einem Freund, Stephan von Breuning, bearbeitete er das Werk, strich einige Nummern, um die Handlung zu beschleunigen, und zog dabei die ersten zwei Akte zusammen, sodass es nun aus zwei Aufzügen bestand.

Leonore-Partitur, Ludwig van Beethoven.

Diese Fassung wurde am 29. März 1806 uraufgeführt und von der Kritik positiver aufgenommen, bestand aber nur zwei Aufführungen, bevor der Komponist das Werk erneut zurückzog. Dieses Mal war es jedoch nicht die Unzufriedenheit des Komponisten, die für die kurze Aufführungsphase verantwortlich war, sondern ein Zerwürfnis mit dem Intendanten des Theaters. Abgesehen von der Komposition einer neuen Ouvertüre für das Werk für eine Aufführung in Prag, die letztlich nicht zustande kam, liess Beethoven die Oper in den nächsten acht Jahren ruhen. Erst 1814 bearbeitete der Komponist das Werk ein weiteres Mal. Grund dafür war, dass Fidelio zur Aufführung für eine Benefizveranstaltung ausgewählt wurde. Dies nahm Beethoven zum Anlass, in Zusammenarbeit mit dem Librettisten Georg Friedrich Treitschke das Werk


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