Komplett Das Sauerlandmagazin Zwischen Volme und Lister Winter 2018/19

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Ein starkes Stück Sauerland

zwischen Volme und Lister

Kierspe

Halver

Meinerzhagen

DAS SAUERLANDMAGAZIN WINTER 2018

Alte Liebe rostet nicht Oldtimer-Stammtisch

Zaubernder Entertainer Start-Up im Showbusiness

Dorf mit Zukunft Rönsahl hat viele Vorzüge www.komplett-magazin.de


Advertorial

Gibt‘s hier

Valbert:

Kierspe:

Bäckerei Schmidt, Ihnestr. 24 Bio Dorfladen Berghaus, Ihnestr. 14 Die Jause, Echternhagen 1 Ihne-Apotheke, Ihnestr. 26 Naturheilpraxis Tanja Boele, Am Sonnenhang 52 Reisebüro Lück, Ihnestr. 35 Schenken-Wohnen-Floristik Braun, Ihnestr. 21 Volksbank in Südwestfalen, Ihnestr. 10

Bäckerei Gießelmann, Friedrich-Ebert-Str. 349 Blumenhaus Varnhorn, Kölner Str. 89 Buchhandlung Timpe, Friedrich-Ebert-Str. 363 Ecki, Volmestr. 127 Frauenärztin Marrenbach-Knipp, Kölner Str. 159 Heidrun Wendel, Höferhof 6 Klingelhöfer, Friedrich-Ebert-Straße 322 Löhwenzähnchen, Höhlen 15 Metzgerei Hoffmann, Friedrich-Ebert-Str. 337 Post Apotheke, Kölner Str. 85 Praxis für Physiotherapie & Osteopathie Stuberg, Kölner Str. 159 Rathaus, Springerweg 21 Rechtsanwaltskanzlei Gebauer/Kaus, Kölner Str. 159 Reginas Laden, Am Stade 7 Rönsahler Brauerei, Hauptstraße 23 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Thingslindestr. 1 Sport Engstfeld, Kölner Str. 78 Sportshouse4U, Kölner Str. 159 Tierarzt Klaus, Friedrich-Ebert-Str. 348 Vitalis, Friedrich-Ebert-Str. 294 vividum - Praxis für Physiotherapie, Friedrich-Ebert-Str. 243 Zahnarzt Dr. Henner Kraft, Friedrich-Ebert-Str. 365

Meinerzhagen: Aktiv Physio, Kirchstr. 5 Apotheke im Multimedicum, Volmestr. 2b Apotheke Zum Alten Teich, Kampstr. 9 Bäcker mit Herz, Zur Alten Post 6 Bäckerei Schmidt, Mühlenbergstraße 2 Bäckerei Voss-Mühle, Lindenstr. 25 Blumenhaus art flora, Krim 1 Blumenhaus Krause, Hauptstr. 15 Buchhandlung Schmitz, Zur Alten Post 6 Bürotechnik Hösel, Derschlager Str. 12 Café Kaffeeklatsch, Hauptstr. 39 Ceranski Autowerkstatt, Darmcher Grund 12 Dr. med. Matthias Biezynski, Kampstr. 9 Getränke Hoffmann, Oststr. 40 Eiscafé Cortina, Zur Alten Post 3 Feel Good, Bergstr. 6 Feinkost Shahi, Wochenmarkt freitags Fleischerei Hoffmann, Hauptstr. 5 Foto Heyder, Hauptstr. 10 Fotoatelier Albrecht, Derschlager Str. 8 Friseursalon Isenburg, Derschlager Str. 7 Haarstudio Struwwelpeter, Hauptstr. 30 Gasthaus Theile, Derschlager Str. 24 Gasthof zur Rose, Kirchstr. 20 Goldschmiede Seuthe, Kirchstr. 10 Hirsch-Apotheke, Derschlager Str. 1A Hotel Bauer, Willertshagen 10 Hotel Pension Haus Hahnenbecke, Hahnenbecke 8 Hotel-Restaurant Am Schnüffel, Heerstr.10 Italienische Spezialitäten Elena, Zur Alten Post 8 Lienenkämper, Hauptstr. 2 Löwen-Apotheke, Hauptstr. 43 Maiworm, Zur Alten Post 3 Optiker Casimir, Derschlager Str. 2 Orthopädische Praxis Nilovic, Volmestr. 2 Parfümerie Gottmann, Derschlager Str. 10 Physiopraxis Kison & Büthe, Hauptstr. 34 Pot Au Feu, Steinsmark 1 Rathaus, Bahnhofstr. 15 Raumausstattung Lothar Kaufmann, Birkenweg 12 Salon Figaro, Derschlager Str. 1 Schuhmode Geller, Oststr. 40 Siam Massage, Derschlager Str. 10 Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, Zur Alten Post 2-4 Volksbank in Südwestfalen, Hauptstr. 12 Weinstube Dango, Kirchstr. 12a Weltladen, Zur Alten Post 9 Wirtshaus in der Altstadt, Derschlager Str. 15 Zahnarztpraxis Klee/Haidle, Volmestr. 2

Halver: Alte-Hirsch-Apotheke, Frankfurter Str. 15 Atlantis Apotheke, Mittelstr. 25 (EKZ Rewe) Augenoptik Meier-Böke / Schmuck-Ecke, Frankfurter Str. 7 Bioladen Wolf, Heerstr. 117 (Oberbrügge) Blumen Gerull, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Feinkost bei Domenico, Bahnhofstr. 9 Five o‘Clock - Tea Time Cottage & Catering, Heesfelder Mühle 3 Gut Voswinckel (Fuchsloch) Heesfelder Mühle, Heesfelder Mühle 1 KÖ-Shop, Buchhandlung, Mittelstr. 21 (EKZ Rewe) Kortmann Augenoptik, Frankfurter Str. 16 Kunstverein VAKT, Frankfurter Str. 41 LENE Fashion, Bahnhofstr. 13 Natürlich Wohnen, Heerstr. 62 (Oberbrügge) Noelle Zeitschriften, Alter Bahnhof 1 (Oberbrügge) Peters Lädchen Feinkost & Spezialitäten, Von-Vincke-Str. 28 Raiffeisen-Südwestfalen eG, Frankfurter Str. 73 Rathaus, Thomasstr. 18 Schuhhaus Nicolay, Frankfurter Str. 9 Seniorenzentrum Bethanien, Bachstr. 1 Stadtbücherei, Bahnhofstr, 19 Tortenatelier, Frankfurter Str. 39 Schalksmühle: Bäckerei Sondermann, Bahnhofstr. 3 Café Holzwurm, Bahnhofstr. 9a Eiscafé Valentina, Rathausplatz 2 Fleischerei Geier, Mühlenstr. 9 Fliesen Kleindopp – Wohnen und Baden, Heedfelder Str. 2 Hirsch-Apotheke, Hälverstr. 19 Jugendzentrum, Wansbeckplatz 1 Kath. Öffentliche Bücherei, Hälverstr. 3 Konnis Obst- und Gemüselädchen, Rathausplatz 2 Provinzial Brigitte Nölke, Kirchgasse 9 Rathaus, Rathausplatz 1 Schuhe Nicolay, Bahnhofstr. 6 Sportpark Injoy, Volmestr. 51 Wohnideen Krampe, Mühlenstr. 1

02354/928493 · info@komplett-magazin.de Die Magazine sind vergriffen oder Sie möchten auch eine Komplett-Auslagestelle werden? Dann rufen Sie uns an oder schreiben uns eine Mail. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.


VORWORT

Komplett. . . ... seiner Berufung als Unterhaltungskünstler verschrieben hat sich Arndt Clever. Ihm widmen wir unsere Titelgeschichte in diesem KOMPLETT-Magazin. Der echte Halveraner Junge hat nach 25 Jahren im seriösen Bankgeschäft den Neustart als gewagt und ist als zaubernder Entertainer unterwegs - erfolgreich, denn er wird bundesweit gebucht. Im Gespräch mit KOMPLETT-Autorin Iris Kannenberg verrät Arndt Clever Ihnen, was ihn zum Neustart bewegte und was das Geheimnis seines Erfolgs ist. Der Winter naht und damit hoffentlich auch die Möglichkeit, Wintersport im Sauerland treiben zu können. Das hat Tradition hier. Nicht von ungefähr ist Meinerzhagen der Sitz des Westdeutschen Skiverbandes. KOMPLETT-Autor Horst vom Hofe stellt den Verband und seine vielfältigen Aktivitäten vor, die aus der Geschäftsstelle im Schatten der Mattenschanzen in Meinerzhagen aus gesteuert werden. Eine Kapazität in Sachen Wintersport ist Benjamin Piel. Der Meinerzhagener ist Talent­ sucher für den Bob- und Skeletonverband NRW. Er kam auf Umwegen zu den Kufensportlern, weiß KOMPLETT-Autor Rüdiger Kahlke zu erzählen, der diese interessante Persönlichkeit aus dem oberen Volmetal vorstellt. Unsere Region ist geprägt von kleineren Städten, Gemeinden und Dörfern. Gerade in den Dörfern schlägt das Herz des Sauerlandes. Von wegen tote Hose - engagierte Gemeinschaften sorgen dafür, dass das dörfliche Leben pulsiert. KOMPLETT-Autor Martin Büdenbender hat sich in Rönsahl umgesehen und festgestellt: „Es gibt viele Gründe, um hier zu bleiben!“ Übrigens, falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser, selbst in einem Dorf leben und sagen „Hier fühl ich mich sauwohl“, sprechen Sie uns an. Sehr wahrscheinlich werden wir dann Ihr Dorf in einer der nächsten Ausgaben des KOMPLETT-Magazins in Wort und Bild vorstellen. Mistwetter und kein Plan, was mit dem Wochenendtag anzufangen ist? „Minigolf geht immer!“, meint KOMPLETT-Autor Bernhard Schlütter. Nämlich in der Minigolf-World in Halver. Dahinter steht der kleine Verein SSC Halver, der mit großem Einsatz nicht nur sportliche Erfolge feiert. Diesen und viele andere Tipps, z.B. die Weihnachtsmärkte im oberen Volmetal, finden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch wieder in dieser Ausgabe des KOMPLETT-Magazins. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, kommen Sie gut ins neue Jahr und vor allem: Bleiben Sie komplett!

Sarah und Thorsten Kriegeskotte, Bernhard Schlütter und das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin

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Titelfoto: Martin Büdenbender

Zukunft gestalten - Repair-Cafés - 12

Alles drin Zukunft gestalten Repair-Cafés: Zeichen gegen Wegwerfmentalität.........12 Industrie-Tümpel werden Vorzeige-Biotop....................20

Echte Sauerländer - Modelleisenbahner - 8

Pop-Up-City Halver..........................................................22 Bürgerbus - seit 30 Jahren pünktlich......................... 28 Bürgerzentrum nach Umzug mit neuem Schwung.. 66

Echte Sauerländer Karl Ewald Theile: Herr über eine Miniaturwelt.......... 8 Berghaus: Bäcker aus Berufung.....................................16 Arndt Clever: Start-Up als zaubernder Entertainer.... 24 Benjamin Piel: Feuerwehrmann und Talentscout..... 36 Mareike Seuthe: Goldschmiedin aus Leidenschaft... 54 Komplett lecker - Auf der Höhe - 42

Peter Rades: Als Rentner auf die Alm....................... 61

Komplett lecker und gemütlich Schlüchtermanns Kolumne: Leere Pilzpfannen und Sterne-Menüs ������������������������������������������������������������ 41 Auf der Höhe: Wandergaststätte Nordhelle.............. 42

Kultur komplett Theaterwerkstatt muss Leichensuche verschieben.... 7 Ein Kalender zugunsten des Tierschutzes................. 52 Komplett erleben - Rönsahl - 49


Komplett aktiv - Minigolfhalle - 58

Komplett erleben Winterliches Oberbrügge............................................. 6 Meinerzhagen - Hochburg des Skisports................... 32 Veranstaltungen: Nichts wie hin! �����������������������38/39 Musikalischer Adventskalender in Halver................. 40 Ausflugsziel Kerspetalsperre...................................... 46 Rönsahl - ein Dorf mit Zukunft.................................. 49

Komplett beraten - Das perfekte Bett - 15

Komplett aktiv Minigolf geht immer beim SSC Halver...................... 58 Alte Liebe rostet nicht - Oldtimer-Stammtisch......... 64

Komplett beraten Das perfekte Bett....................................................... 15 Haases Kolumne: Kakao, Trunk für die Seele............ 72

Berufswelt Sauerland

Berufswelt Sauerland - Kistenfabrik Jünger - 30

Vorgestellt: Kistenfabrik Jünger das älteste Meinerzhagener Unternehmen ������������� 30 Aus Tagungszentrum wird Landhaus Nordhelle....... 45

Komplett in eigener Sache Impressum ������������������������������������������������������������������� 7 Geschichtenschmiede: Der Petz ist tot ��������������������� 68 Horst vom Hofe: Genau! �������������������������������������������� 74 Kultur komplett - Tierschutzkalender - 52


OBERBRÜGGE IM WINTER

Idyllisch liegt Oberbrügge mitten in einer weißen Schneelandschaft. Sebastian Loer hat den gut 1000 Einwohnern zählenden Ortsteil der Stadt Halver an einem frostig kalten Wintertag mit Hilfe seiner Drohne fotografiert. Im Vordergrund sind Grundschule, Turnhalle und Bürgerhaus zu erkennen. Dahinter schließen sich der Friedhof und die evangelische Kirche an. Weit hinten am Horizont ist Lüdenscheid zu erkennen. Dazwischen zieht sich die Volme durchs Tal. Oberbrügge hat mit der Reaktivierung der Volmetalstrecke eine deutliche Aufwertung erfahren. Der Ort sichert Halver den Anschluss an die Bahn, denn ein Zugverkehr zum ehemaligen Bahnhof in Halver findet nicht statt. Mit Hilfe von Fördergeldern wird der alte Bahnhof in Oberbrügge modernisiert. (Foto: Sebastian Loer)

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THEATERWERKSTATT WEICHT NACH LÜDENSCHEID AUS

IMPRESSUM

Spannende Leichensuche im Kulturhaus

HERAUSGEBER: Emil Groll GmbH Darmcher Grund 14 58540 Meinerzhagen 02354/928450 tel www.groll-druck.com info@groll-druck.com REDAKTIONSANSCHRIFT: Komplett Verlag Dillackerstraße 22 58840 Plettenberg 02391/9173002 tel www.komplett-magazin.de redaktion@komplett-magazin.de REDAKTION: Bernhard Schlütter (verantwortlich), Martin Büdenbender, Horst vom Hofe, Rüdiger Kahlke, Volker Lübke, Wolfgang Teipel GESTALTUNG: Heiko Höfner, www.perfect-art.de

Die Theaterwerkstatt Schalksmühle (TWS) hat ihre Leichensuche verschoben. Allerdings nicht ganz freiwillig. Die Sicherheitsbeleuchtung Pädagogischen Zentrum (PZ) der Primusschule bremst die Laiendarsteller aus. So wird aus den im November geplanten fünf Vorstellungen jetzt eine im Februar und die findet auch nicht in Schalksmühle statt. Die TWS wird ihre Kriminalkomödie „Die Falle“ am Samstag, 9. Februar, im Lüdenscheider Kulturhaus aufführen. Ursache ist die Umsetzung von Brandschutzauflagen im PZ der Primusschule. Sie haben zur Folge, dass die Sicherheitsbeleuchtung die Schauspieler irritiert. Sie ist zu hell. Das wurde schon bei den ersten Proben nach dem Umzug aus der Grundschule Spormecke in die angestammte Spielstätte am Löh deutlich. Ein durchaus möglicher Umbau sei nicht schnell genug umzusetzen gewesen. Doppeltes Pech: Zwar hat die Theaterwerkstatt im Forum der Grundschule Spormecke bereits geprobt und 2017 auch dort gespielt.

Allerdings kann das Ensemble nicht auf das Spormecke-Forum zurückgreifen. Es wird für die Betreuung in der Offenen Ganztagsgrundschule benötigt und steht nicht zur Verfügung. Alle bereits erworbenen Eintrittskarten sind für die Ersatzvorstellung im Kulturhaus Lüdenscheid gültig. Wer Tickets reserviert hat, kann Karten für den neuen Veranstaltungstermin erhalten. Sie sind im Bürgerbüro der Gemeinde (Rathaus) erhältlich und kosten zwölf Euro (ermäßigt neun bzw. sechs Euro). Die Theaterkasse des Kulturhauses und weitere Stellen in Lüdenscheid (darunter der Shop „Klein Oho“ im SternCenter) bieten Tickets im Vorverkauf an. Auf diese Karten wird ein Zuschlag von 1,50 Euro erhoben. „Die Falle“ ist eine verzwickte Story um das Verschwinden einer jungen Frau. Alles dreht sich um die Frage: Gibt es eine Leiche – oder gibt es sie nicht? Die Geschichte bleibt bis zum Schluss höchst spannend. (wolf)

DRUCK: Emil Groll GmbH www.groll-druck.com, Meinerzhagen ERSCHEINUNGSWEISE: viermal jährlich Schutzgebühr: 3 Euro ANZEIGENVERWALTUNG: Sarah Kriegeskotte 02354/928450 tel s.kriegeskotte@groll-druck.com Copyright/Haftung: Alle in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge, Bilder, vom Verlag gestalteten Anzeigen und graphischen Elemente sind urhe berrechtlich geschützt und dürfen nur mit Genehmigung und gegebenenfalls gegen Honorarzahlung weiterverwendet werden. Es wird keine Haftung übern o m m e n f ü r u nve r l a n g t e i n g es a n d te Manuskripte, Fotos und sonstige U n t e r l a g e n , f ü r d i e R i c h t i g k e i t b z w. Vo l l s t ä n d i g k e i t v o n Te r m i n a n g a b e n , den Inhalt geschalteter Anzeigen und angegebener Internetadressen sowie für Satz- und Druckfehler. Veranstalter, die honorarpflichtige Fotos zur kostenl o s e n A n k ü n d i g u n g i h re s P ro g ra m m s a n Ko m p l et t ü b e rg e b e n , s i n d f ü r d i e Forderungen des Urhebers selbst verantwortlich. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei Verlosungen/Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Das nächste Komplett-Magazin zwischen Volme und Lister erscheint Ende März 2019.

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EINE MINIATURWELT ZUM STAUNEN

Karl Ewald Theile erfüllte sich den Traum von einer großen Modelleisenbahn-Anlage Text Horst vom Hofe, Fotos Martin Büdenbender

Als der traditionsreiche Modelleisenbahnhersteller Märklin 2009 in die Insolvenz geriet, wurde im Leser-Forum des Magazins „Der Spiegel“ durchaus kontrovers über eine offenbar aus der Zeit gefallene Freizeitbeschäftigung diskutiert: „Modelleisenbahn – tolles Hobby oder Zeitvergeudung?“ lautete die Fragestellung vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels, mit dem man auch den Niedergang des renommierten Spielzeugherstellers aus dem schwäbischen Göppingen zu erklären versuchte. Es war eine Frau, die eine Lanze für Männer brach, die auch heutzutage viele Stunden mit ihrer Modelleisenbahnanlage verbringen, statt beispielsweise mit PS-starken Oldtimern durch die Gegend zu cruisen. Ihre Begründung: „Eine vernünftig denkende Frau würde denjenigen mit der Modellbahn wählen. Der mit der ollen Harley und dem ollen Benz fährt in der Gegend rum, um sein Blech zu zeigen. Der mit der Modellbahn sitzt allenfalls im Keller, ist pünktlich zum Essen da, und im Grunde genommen unter Aufsicht.“ Über diese These mag der Meinerzhagener Karl Ewald Theile nur leise schmunzeln, räumt aber ein: „Man muss schon ein wenig spinnen, wenn man sich mit solch einem Hobby beschäftigt.“

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Wer in Meinerzhagen Wert auf ein besonders gut gezapftes, gepflegtes Bier legte, der kennt und schätzt ihn. Karl Ewald Theile setzte als Gastwirt hinter dem Zapfhahn einer beliebten Gaststätte eine annähernd einhundert Jahre lange Familientradition in der dritten Generation erfolgreich fort. Der Großvater Ewald Theile hatte um die


Jahrhundertwende die von Wilhelm Koopmann gegründete Gastwirtschaft „Zur Grune“ an der Derschlager Straße direkt neben den Metallwerken Otto Fuchs übernommen. Dessen Sohn Karl blieb im 2. Weltkrieg vermisst. Seine Witwe Louise heiratete wieder, führte mit ihrem neuen Lebenspartner Reinhold Girke die Gastwirtschaft weiter, in der dann Sohn Karl Ewald nach einschlägiger Ausbildung zum Braugesellen bei der Eichener Brauerei im Siegerland gemeinsam mit Ehefrau Ulla die Nachfolge übernahm. Doch wie passt diese Vorgeschichte nun zusammen mit dem Thema „Modelleisenbahn“? „Ich war zehn Jahre alt, da hat mir mein Stiefvater die erste Lokomotive geschenkt, dazu ein paar Waggons und einige Gleise für die erste kleine Modelleisenbahnanlage“, erinnert sich der jetzt 78 Jahre alte Karl Ewald Theile. Ein Starter-Set also, würde man heute dazu sagen. Mit einer Eisenbahn gespielt, hatte er auch davor schon. „Das war eine zum Aufziehen, hergestellt von der in Meinerzhagen ansässigen Metallwarenfirma Köster.“ Jetzt aber war alles viel spannender, technisch anspruchsvoller. Der Trafo ließ mit Wechselstrom den Zug über die Gleise schnurren, man konnte rangieren. Der Einstieg in eine wirklich große Miniaturwelt im Maßstab 1:87 entsprechend der von Märklin ab 1935 eingeführten Modelleisenbahnspur HO war gemacht. Auf einer noch kleinen Holzplatte entstand nach und nach eine größere Anlage, zu der natürlich auch Gebäude und vieles mehr gehörten. „Die ersten Häuser waren damals noch aus Holz“, weiß Karl Ewald Theile. Einige davon besitzt er noch. Sie zeigen auf der Unterseite

einen Aufkleber, der als Herstellungsort die „Britische Besatzungszone“ ausweist. Sie stammen also aus den ersten Nachkriegsjahren noch vor Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949. Später kamen dann die beliebten Modellbausätze aus Kunststoff von Faller dazu. Ausbildung, Beruf, Gründung der eigenen Familie mit zwei Töchtern und mittlerweile auch zwei Enkelkindern ließen nur noch sporadisch Zeit für die Beschäftigung mit der Modelleisenbahnanlage. „Fertig wird eine solche Anlage ja eigentlich nie, weil man immer wieder noch Erweiterungen und Ergänzungen plant“, so der Meinerzhagener. „Nur einmal im Jahr, immer zu Weihnachten, wenn die Gastwirtschaft geschlossen blieb, habe ich die Anlage aufgebaut – auf der Kegelbahn. Und dann habe ich mir immer wieder vorgenommen: Wenn ich mal im Ruhestand bin, dann wird daraus sehr viel mehr!“ Der Einstieg in den neuen Lebensabschnitt nach einem typischen Gastwirts-Leben mit viel Arbeit und wenig Freizeit erfolgte vor nunmehr genau fünfzehn Jahren nach geglückter Übergabe der Traditionsgaststätte an neue Eigentümer und mit dem Einzug ins neue Zuhause an der Wiesenstraße. Hier im Dachgeschoss bot ein Raum genau den Platz für den Aufbau der Modelleisenbahn-Anlage in ganz großem Format, von der Karl Ewald Theile immer geträumt hatte. Vor allem an Regentagen verbrachte er fortan hier ungezählte Stunden, mit großem Verständnis toleriert von Ehefrau Ulla. Das Ergebnis ist für jeden Betrachter mehr als beeindruckend und erfüllt auch seinen ideenreichen und kreativen Schöpfer erkennbar mit Stolz.

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Auf einer Grundfläche von zwei mal vier Metern ist eine wirklich bezaubernde Miniaturwelt entstanden, die an Vielfalt und Details kaum zu übertreffen ist. Da rollen nicht nur Personen- und Güterzüge der unterschiedlichsten Baureihen, von der guten alten Dampflok bis hin zum modernen ICE. Da herrscht auch ansonsten reges Treiben buchstäblich zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Es gibt einen Hafen mit einem Frachtschiff, das gerade beladen wird. In der Luft über der Anlage schwebt ein Passagierflugzeug zur Landung auf dem Airport ein. Auf den Straßen rollen Personen- und Lastfahrzeuge, halten

bildung der Produktionsstätte von Krombacher handelt. Davor ein Fahrzeug von Getränke Dahlhaus. Auf der Kirmes dreht sich ein Riesenrad. Im Freibad kommt es zum Eklat, weil einige freche Jungen doch tatsächlich einer sich sonnenden Schönheit den Bikini geklaut haben und es jetzt zur Verfolgungsjagd kommt. Auf dem Dach eines Hochhauses nutzen die Besucher der dort eingerichteten Sauna den freien Blick zur Abkühlung. Zuckendes Blaulicht erhellt die Szenerie eines Verkehrsunfalls auf einer belebten Straße. Egal wohin der Blick sich richtet, man findet immer wieder neue, lebensechte Situationen.

vor Ampeln, um Passanten das Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Auf den verschneiten Berg in der Alpenregion werden mit einer Kabinenbahn Skifahrer befördert. Vor der Freilichtbühne mit blinkender Lichtshow drängen sich Besucher. Man findet eine Brauerei – natürlich! Wobei es sich um die maßstabgerechte Nach-

Damit sich das alles auch wirklich bewegt, mussten wohl einige hundert Meter Kabelstränge verlegt, komplizierte Schaltungen realisiert werden. Auch dabei mangelte es dem ambitionierten Modelleisenbahnfan nicht an Einfallsreichtum. So fand beispielsweise die einstige Schalt-

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tafel der alten Kegelbahn von Theile ebenso Verwendung, wie die dort über viele Jahre hinweg aufgestellten Tische, die den Untergrund der Anlage bilden. Gern bestaunen auch die beiden Enkelkinder diese Zauberwelt, „aber nur, wenn ich dabei bin“, schränkt Karl Ewald Theile ein. Dafür ist alles zu filigran und auch fragil, um es ungestümen Kinderhänden überlassen zu kön-

nen. Nur der Nachbarsjunge Max genießt mittlerweile das Privileg, sich auch einmal ohne Aufsicht mit der Anlage beschäftigen zu dürfen, „weil er dafür das nötige Einfühlungsvermögen unter Beweis gestellt hat“. Kaum zu glauben, dass dies alles einmal mit einer kleinen Lok, zwei Waggons und acht zum Oval zusammenzufügenden Gleisstücken begonnen hat!

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NICHT AUFGEBEN GILT NICHT AUFGEBEN GILT Repair-Cafés setzen Zeichen gegen Wegwerfmentalität

Von Rüdiger Kahlke petenzen. „Der Tausch wurde weniger. Da haben wir überlegt, was Alternatives anzubieten“, erinnert sich Werner Dobrindt, der zu den Initiatoren gehört. Die Idee eines Repair-Cafés stammt aus Holland. „Damit gab es ein Muster, wie man das machen kann“, sagt Dobrindt. 2014 ging die Gruppe mit dem Angebot an den Start. Das Motto: „Reparieren statt wegwerfen.“

Neue Wertschätzung

„Kein Schaltplan. Schwierig“, ist Horst Skerras (83) erste Dignose. Die Sendereinstellung an dem betagten Receiver funktioniert nicht. Aber der Rentner gibt nicht auf. Der ehemalige Verfahrensmechaniker schraubt das Gehäuse auf, prokelt an dem kleinen Schlitten rum, der über die Skala fährt – und findet eine kleine Leuchtdiode. Kurz gemessen. Die Minilampe ist kaputt. Ersatz gibt es im Repair-Café am Inselweg in Meinerzhagen nicht. Am Nebentisch freut sich Anja Rosenau. Ihr Wasserkocher streikt. Karl Heinz Wülfrath behebt den Kabelbruch. Der Kocher kocht wieder. Ihr erster Besuch im Repair-Café hat sich gelohnt. Ebenso wie der von Renate Scharpe. Sie hat Probleme mit der Feineinstellung an der Nähmaschine. Da sitzt sie bei Valeria Gribowski (81) richtig. Die Seniorin ist im Gemeindesaal am Inselweg die Expertin für alles, was mit Nähen und Textil-Reparaturen zu tun hat. Sie stellt die Stiche ein. Problem gelöst. Die Erfolgsquote bei den Reparaturen liegt bei etwa 70 Prozent. „Oft sind es nur Kleinigkeiten“, weiß Horst Skerra. Mal sind Kontakte oxidiert, mal ist ein Kabel gebrochen oder eine Schraube hat sich gelöst. Der Rentner ist Teil eines elfköpfigen Teams, das sich jeden letzten Freitag im Monat der Wegwerfmentalität entgegen stellt. Entstanden ist das Repair-Café aus dem Tauschring in Meinerzhagen. Die Idee war, unentgeltlich Hilfen, die den eigenen Fähigkeiten oder Interessen entsprechen, anzubieten und dafür wiederum kostenfrei Dienste anderer in Anspruch nehmen zu können. Eine ehrenamtliche Tauschbörse von Kom-

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Zu den Terminen kommen zwischen zehn und 15 Kunden. „Meist Mittelalter“, umschreibt Koordinator Diethelm Busch das Klientel. Die Atmosphäre ist freundlich, locker. Kunden wird die Hausordnung vorgelegt. Sie erfahren, dass für eventuelle Schäden keine Haftung übernommen wird. Garantien gibt es nicht. Vor allem wird aber auch darauf hingewiesen, dass die Besucher soweit wie möglich selbst Hand anlegen sollen, um unter Anleitung der Reparaturexperten Fehler zu suchen und zu beheben. Wartezeiten können bei einer Tasse Kaffee überbrückt werden. Durch die Reparaturen kann die Lebensdauer eines Gerätes oft um ein Vielfaches verlängert werden. Das schont den Geldbeutel und die natürlichen Ressourcen. Im Repair-Café lernen die Menschen, „Gegenstände auf andere Weise wahrzunehmen. Und sie ganz neu wertzuschätzen: Das Repair-Café trägt zu einer Mentalitätsveränderung bei, denn das ist dringend erforderlich, wenn Menschen für eine nachhaltige Gesellschaft eintreten möchten“, heißt es in einem Flyer am Inselweg.

Beim Werkzeug sind sie eigen Die Helferinnen und Helfer kommen aus verschiedenen Bereichen. Wissen einbringen, sich nützlich machen, mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Das sind die Motive der ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Du brauchst was um die Hand“, fand Horst Skerras Frau, als er im Ruhestand war. Der Verfahrensmechaniker hat im Repair-Café eine neue Aufgabe gefunden. Andere, wie Eduard Harms (23), sind leidenschaftliche Bastler oder Tüftler. Der Mechatroniker hatte über die Zeitung erfahren, dass es auch in Kierspe ein Repair-Café gibt. Er


„hilft gerne, wo Hilfe gebraucht wird“, sagt er. Seit drei Monaten macht er sich als einer der Jüngsten im Bürgerzentrum des Vereins „Hand in Hand“ nützlich. Wie die meisten rückt er zum Termin mit eigenem Werkzeugkof-

fer und diversen Kisten mit Kleinteilen an. Alles fein sortiert. Übersichtlich. „Da weiß man, was man hat“, sagt der Kiersper Mechatroniker Harms und ist sich darin mit dem Meinerzhagener Rentner Skerra einig. Für Schrauben mit „Schlitz im Kopf“, hat Skerra einen Schraubendreher eigens zurechtgeschliffen. Jeder hat so seine Eigenheiten und Tricks. Elektrische Kleingeräte machen das Gros der zu reparierenden Geräte aus. Vor allem neuere Produkte bereiten den Reparateuren Kopfzerbrechen. Viele sind verklebt, lassen sich kaum oder gar nicht öffnen, ohne dass Bauteile zerstört werden. „Je älter die Geräte, desto eher sind Schrauben dran“, weiß Axel Karge, der das Repair-Café im Kiersper Bürgerzentrum leitet. Er sucht noch neue Mitarbeiter, weiß aber auch, dass es schwer ist, Berufstätige für das Angebot zu begeistern. Seit 2015 gibt es das Reparatur-Angebot neben der Gesamtschule. Adjuta Kraus hatte von anderen Städten mit dem Service gehört und sich umgesehen. Schnell war ihr klar: „Das können wir hier auch gebrauchen.“ Vor allem auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle war das Team gefordert. Bis 2017 war die Reparatur von Fahrrädern ein Renner, erinnert sich Axel Karge. Das ist inzwischen eingeschlafen, weil „jeder versorgt worden ist“.

Eine Idee zieht Kreise Das Interesse am Angebot im Bürgerzentrum ist weiterhin da. Selbst aus Lüdenscheid kommen Kunden, berichtet Karge. Den Bedarf hat man inzwischen auch in der Kreisstadt erkannt. Ende Oktober hat die Verbraucherbe-

ratungsstelle mit einem Workshop für ein Repair-Café in der Stadtbücherei Lüdenscheid geworben. Der techniktreff in Halver möchte Anfang 2019 zusätzlich ein Repair-Café im Bürgertreff anbieten. Wenn die Kunden gehen, klingeln die Münzen im Sparschwein. Die Erfolgsquote ist hoch, die Zufriedenheit offenbar auch. Eine ältere Dame kam mit einem alten, robusten Waffeleisen aus den 1950er Jahren. Sie schwörte auf das Eisen, weil Waffeln nirgends so gut wurden wie in dem Gerät. „Als es wieder funktionierte, brachte sie beim nächsten Mal einen Stapel Waffeln mit“, erinnert sich Diethelm Busch. Naturallohn, über den die Teams sich genauso freuen wie über eine monetäre Spende. In welchem Laden kann man schon bei einer Tasse Kaffee (oder einer Waffel) warten und dabei noch lernen, alte Dinge zu neuem Leben zu erwecken? Ach ja, der Receiver mit der defekten Sender­ anzeige. Horst Skerra hat eine Idee. Eine Leuchtdiode aus seinem Modellbahn-Fundus mit kleinem Kondensator könnte das Problem lösen. – Die will er beim nächsten Mal mitbringen. – Aufgeben ist die Ausnahme.

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Fragen

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an Michael Lücker

Sachen selber reparieren. Möglichkeiten dazu gibt es in Kierspe und Meinerzhagen. In Lüdenscheid ist gerade ein Repair-Café eröffnet worden, in Halver ist eines geplant. Rüdiger Kahlke sprach mit Michael Lücker, Umweltberater der Verbraucherberatungsstelle Lüdenscheid, über die neue Lust an alten Tugenden. Herr Lücker, welche Bedeutung haben Repair-Cafés? Ist das mehr als nur eine AlibiFunktion für Gut-Menschen? Lücker: Ja, auf jeden Fall. Re-

pair Cafés sind ein hervorragender Ansatz, um Dinge zu reparieren. Trotz Bemühungen der Hersteller, Produkte für Verbraucher nicht so einfach reparabel zu machen, können mit Hilfe von Repair Cafés, viele Produkte durch Hilfe zur Selbsthilfe repariert werden. Z.B. über den Weg, dass ein Reparatur-Café Spezial-Schraubendreher oder andere spezielle Werkzeuge bereitstellen kann. Verbraucher sparen so Kosten. Es schont vor allem Ressourcen. Statt ein neues Gerät zu kaufen, kann man das bisherige wesentlich länger nutzen. Das ist der positive Aspekt von Reparatur-Cafés, die sich weiter verbreiten und die deutlich zeigen, dass Verbraucher die Wegwerfgesellschaft nicht mehr so gut finden. Wie reparaturfreundlich sind Elektro-Kleingeräte? Viele lassen sich ja gar nicht mehr öffnen, ohne etwas zu zerstören. Ja, das ist teilweise nur vermeintlich der Fall. Manchmal braucht man nur das richtige Werkzeug, um kleine Elektrogeräte reparieren zu können. Aber es wird dem Endverbraucher regelmäßig schwer gemacht, diese Spezialwerkzeuge nutzen zu können. Um dieses Tun der Industrie zu rechtfertigen, werden dazu auch Normen zur elektrischen Sicherheit von Produkten genutzt. Einer Umfrage der Verbraucherzentralen zufolge legen Hersteller kaum Wert auf Reparaturmöglichkeiten – also geplante Obsoleszenz. Was ist da dran? Wir haben das als Verbraucherzentralen an verschiedenen Stellen untersucht. Das Problem der geplanten Ob-

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soleszenz, das heißt dass ich ein Produkt vorzeitig wegschmeißen muss, bevor es seine endgültige Lebensdauer erreicht hat, kann man nicht nachweisen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen und das zeigt sich ja auch durch bestimmte Maßnahmen wie z.B. durch seltsame Schrauben, dass ich als Verbraucher nicht in die Lage versetzt werde, bestimmte Dinge zu reparieren oder reparieren zu lassen. Das ist ein ganz negativer Trend, der sich vor allem in Ressourcenverschwendung äußert. Alle Welt weiß heute, dass die Ressourcen an vielen Stellen knapp sind. Es gibt einige Reparatur-Cafés in der Region. Ist das Bewusstsein für diese Art mit Produkten umzugehen gestiegen oder wollen Sie das fördern? Ich denke, sowohl als auch. Wir nehmen wahr, dass es Interesse an Reparatur-Cafés gibt. Wir wollen die Reparaturfreudigkeit also das Sich-Auseinandersetzen mit Reparaturmöglichkeiten auf jeden Fall befördern. Das heißt auch, wesentlich mehr als bisher Verbraucher darauf aufmerksam zu machen: Da geht was. Bastelt da jeder für sich oder gibt es eine Vernetzung, Erfahrungsaustausch? – Vielleicht ein Feld für die Verbraucherberatung? Wir als Umweltberatung kennen einige Initiativen und Menschen, die sich in Reparatur-Cafés engagieren. Diese kennen sich auch untereinander, wo dann auch Erfahrungen getauscht werden. Gemeinsam mit dem Märkischen Kreis wollen wir alle Reparatur-Cafés bekannter machen und gegebenenfalls eine Plattform bieten, um sich auszutauschen und zu vernetzen.

Wir schaffen Räume voller Individualität und Atmosphäre. Wir hören gut zu, wenn Sie uns Ihre Vorstellungen, Pläne, Träume und Bedingungen schildern bevor wir mit Ihnen Ideen und Konzepte entwickeln.

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FÜR JEDEN SCHLÄFERTYP DAS PERFEKTE BETT Schlafexperten von Betten Lienenkämper sorgen für gute Nächte

„Gute Nacht!“, wünschen wir uns vor dem Schlafengehen. Das wird oftmals leicht dahingesagt, hat aber einen tiefen Sinn: Guter Schlaf ist die beste Voraussetzung für ein glückliches und gesundes Leben. Im Schlaf finden wir körperliche und geistige Erholung und holen uns die Energie für einen aktiven Tag. Daher ist es ratsam, die Voraussetzungen zu schaffen, die einen guten Schlaf ermöglichen. Im Fachgeschäft helfen qualifizierte Schlafexperten bei der Auswahl des passenden Bettensystems.

Lerchen und Eulen Wissenschaftler unterscheiden zwischen Lerchen und Eulen. Sie bilden die Enden der menschlichen Schlaftypskala. Lerchen werden früher müde und stehen früher auf; Eulen sind länger wach und dafür morgens müde und oft schlecht gelaunt. Zwischen diesen beiden Extremen liegt ein breites Spektrum: ruhige Schläfer, aktive Schläfer, leichte und schwere Menschen, solche mit breiten Hüften oder Schultern; die einen schwitzen schnell, die anderen frieren eher. „Deshalb sind die Anforderungen an Matratze, Lattenrost und die komplette Bettausstattung sehr unterschiedlich“, erklärt Jan Lienenkämper, Inhaber von Betten Lienenkämper in Meinerzhagen. Um seinen Kunden zum perfekten Bett verhelfen zu können, setzt er auf Qualifizierung und Weiterbildung. So gibt es bei Lienenkämper Baubiologen, Präventologen und geprüfte Schlafberater.

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Wirbelsäule erhalten bleiben. Dabei sind beispielsweise die Becken- und Schulterstellung wichtig. Matratze und Unterfederung sollten unbedingt den Körperbau nachbilden können; die Unterfederung muss wirksam individualisierbar sein. Auch beim Kissen gibt es keine Universallösung. Die Idee eines Kissens für alle wäre genauso unsinnig wie die einer Matratze für alle. Und wir kaufen uns ja auch nicht alle die gleichen Schuhe. Ein großes Plus für Betten Lienenkämper ist, dass die nach sorgfältiger Beratung in die engere Wahl gekommenen Bettensysteme direkt ausprobiert werden können. „Erst wenn der Kunde zufrieden ist, sind wir es auch“, betont Jan Lienenkämper.

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BÄCKER AUS BERUFUNG Dorfbäckerei in Valbert besteht seit mehr als 110 Jahren Noch bevor um 4 Uhr in der Früh der Hahn kräht beginnt für Rasmus und Axel Berghaus der Arbeitstag. In der vierten Generation betreiben die Brüder in Valbert die Dorfbäckerei mit einem angeschlossenen Bioladen. Rasmus und Axel Berghaus sind mit Leib und Seele Bäcker. „Das ist für mich nicht nur ein Beruf, das ist schon fast eine Berufung“, schwärmt Rasmus Berghaus. „Wir kennen das von Kind auf“, spricht er für seinen Bruder mit. „Wir sind da quasi hineingewachsen. Die Entschei-

Von Martin Büdenbender

dung für den Beruf des Bäckers konnten wir aber frei entscheiden. Als es um die Berufswahl ging, hat mich mein Vater ausdrücklich gefragt, ob ich mir diese Entscheidung auch gut überlegt habe. Aber es gab für mich nie ein anderes Berufsziel. Das gilt auch für meinen Bruder.“ Rudolf Berghaus wird über die Entscheidung seiner Söhne nicht unglücklich gewesen sein. Der Senior packt übrigens auch mit 78 Jahren jeden Morgen in der Backstube mit an und ist nachmittags mit dem Verkaufswagen auf Achse.

Valberter Brezeln sind Kult Inzwischen besteht die Dorfbäckerei Berghaus seit mehr als 110 Jahren. Die Kundschaft in und rund um Valbert freut das. Sie schätzt die Qualität der Backwaren, die zum Teil noch nach den Rezepten des Gründers und Urgroßvaters Adolf Lüsebrink gebacken werden. Neben dem Schwarzbrot sind es vor allem die Valberter Brezeln, die im Dorf am Fuße der Nordhelle schon fast so etwas wie Kultstatus genießen. Das Mürbeteiggebäck, mit viel Butter, Mehl, Eiern, Salz

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und Zucker und noch mehr Liebe gebacken, soll bei allerlei Wehwehchen der Genesung förderlich sein. Davon sind zumindest viele Valberter felsenfest überzeugt. Um die Gesundheit der Kunden ist man in der Dorfbäckerei allemal bemüht. Die Familie betreibt neben der Bäckerei einen Biobauernhof, den Saalberghof. Verkauft werden die Produkte im eigenen Bioladen. Eigentlich sei es ihnen ursprünglich nur um die Selbstversorgung gegangen, erklärt Rasmus Berghaus. Ein wenig Landwirtschaft habe die Familie nebenbei schon immer betrieben. Ein paar Rinder und Schweine hatte man früher gehalten, eben für den eigenen Bedarf. Von „nebenbei“ kann inzwischen nicht mehr die Rede sein. Im Laufe der Jahre wurde der Viehbestand mehr und mehr aufgestockt. Aus zwei, drei Rindern wurden 60, aus ein paar Schweinen 24. Dann kamen Hühner dazu, später auch noch Gänse und Enten. Die Kundschaft hatte diese Entwicklung mit gefördert. Fleisch von Rindern,

die auf heimischen Wiesen grasen und von Schweinen, die wie früher üblich mit gekochten Kartoffeln und Brotresten aus der Bäckerei gefüttert werden, das verspricht Qualität. Entsprechend groß ist die Nachfrage. Bei den Rindern handelt es sich übrigens um „Rotes Höhenvieh“. „Das ist die Rasse, die ursprünglich im Sauerland ansässig war“, erklärt Rasmus Berghaus. Das Rote Höhenvieh hatte früher als Arbeitstier genauso seinen Wert, wie für die Milch- und Fleischproduktion. Vor 20 Jahren gab es davon in Deutschland nur noch etwa 500 Tiere. Inzwischen ist der Bestand wieder größer. Die genügsamen Tiere benötigen kein Kraftfutter. „Wir bekommen sie mit unseren eigenen Futtermitteln satt“, betont er. Gefüttert werde mit selbst angebautem Bioheu und Bioheulage, Biogetreide und Biokartoffeln. „Die Tiere wachsen langsam und liefern eine hervorragende Fleischqualität.“

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Bioladen mit Produkten aus eigener Erzeugung „Wir möchten unseren Kunden nur Produkte anbieten, die wir auch selber essen.“, versichert Rasmus Berghaus. Der zur Bäckerei gehörende Bioladen ist zertifiziert. Das Angebot ist umfangreich. Vieles ist aus eigener Erzeugung: Käse, Obst und Gemüse, Kartoffeln aus eigenem Anbau, Bio-Nudeln, Schinken und Wurst aus eigener Her-

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stellung, Molkereiprodukte, Eier aus Biohaltung, Fisch auf Bestellung und natürlich Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel). In der Bäckerei kommt ausschließlich hochwertiges Viva-Naturmehl zum Einsatz. Gebacken wird nach bewährten Rezepten. Natursauerteig ist die Basis für die Brote. „Wir setzen keine Chemie ein, es geht auch ohne“, verspricht der Bäckermeister. Den Brötchen gönnt man durch den Einsatz von Kühlzellen viel Zeit für die Teigent-


wicklung. Das kommt der Qualität und dem Geschmack der Brötchen zugute - und dem Schlaf des vierköpfigen Bäckerteams. „So müssen wir nicht um Mitternacht, sondern erst um 4 Uhr anfangen zu backen. Wenn die Brötchen nachmittags vorbereitet werden, sind sie morgens gerade richtig, um in den Ofen geschoben zu werden.“ Was die Wahl der Öfen angeht, haben sich die Brüder Berghaus etwas besonderes einfallen lassen. Sie backen ausschließlich in gasbetriebenen Steinöfen. Anfangs

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hatte man noch häufig wie zu Urgroßvaters Zeiten den Holzofen im Nebenraum der Bäckerei betrieben. Das ist jetzt nur noch selten der Fall. Vor gut zehn Jahren wurde der erste Steinofen angeschafft und für jedermann gut sichtbar im Ladenlokal aufgebaut. „Die Kunden waren so begeistert, dass wir 2010 den gesamten Betrieb auf Steinöfen umgestellt haben. Die gleichmäßige Hitze ermöglicht eine kräftige Kruste“, erklärt Rasmus Berghaus das Erfolgsgeheimnis.

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Renaturierung alter Hammerund Fischteiche schafft neuen Lebensraum für Flora und Fauna Von Rüdiger Kahlke

AUS VERMÜLLTEN TÜMPELN WIRD VORZEIGE-BIOTOP Der Eine gestaltet gerne mit Baumaterial wie Beton. Der Andere gerne mit der Natur. An den Schmidtsiepener Teichen haben sich beide gefunden – der Bauingenieur Martin Fastenrath und der Ingenieur für Landschaftpflege Klaus Brunsmeier. Fastenrath hatte das Grundstück, Brunsmeier ein Konzept. Seit Ende August ist aus vermüllten Teichen ein Vorzeige-Biotop geworden. Ein herzhafter Biss in die Köstliche von Charneux oder die Gute Graue. Alte Birnensorten, die Brunsmeier von den Bäumen auf der Streuobstwiese unterhalb der L 893 in Schmidtsiepen gepflückt hat. Auf einem Baumstamm sitzend bietet sich der Blick talwärts. Ein Bachlauf, Wald, Streuobstwiese. Idylle pur.– Nicht ganz. 50 Meter unterhalb räumt ein Bagger Totholz, Müll und marodes Plastikmobiliar beiseite. Der Anblick war auch Martin Fastenrath ein Dorn im Auge. „Zum Landschaftschutz gehört auch, dass es ordentlich aussieht und ein funktionierendes Öko-System ist“. Das war für den Techniker die Motivation, der Natur wieder Raum zu geben. Die alten Fischteiche in Schmidtsiepen passten genau ins Schema des Vereins Heesfelder Müh-

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le und des BUND. Beide hatten zum Start der Regionale 2013 ein Konzept zur Renaturierung alter Fischteiche und als Relikt der Industriealisierung auch etlicher Hammerteiche. Wasser aus den Teichen diente früher zum Antrieb der Hämmer in den kleinen Fabriken oder Kotten. Später kam die Energieerzeugung hinzu. „Das sind alte kulturhistorische Einrichtungen. Die wieder für den Naturschutz zu nutzen ist eine tolle Sache“, freut sich Brunsmeier.

Geringer Aufwand – hoher ökologischer Nutzen Das Prinzip ist einfach. „Es geht häufig einfach – mit minimalen Aufwand, aber hohem ökologischem Wert für viele Arten“, weiß der Projektleiter der Heesfelder Mühle aus Erfahrung. Mal sind es ein paar Bretter für einen erneuten Anstau. Mal ein paar Spatenstiche. Und manchmal muss auch der Bagger anrücken, wie in Schmidtsiepen. „Das ist die fünfte Anlage, die wir in dieser Form angehen“, so Brunsmeier. Der Teich wird entrümpelt und wieder angestaut. Der Bachlauf wird außen rumgelegt, aber der Zulauf in den Teich bleibt erhalten.


betont Brunsmeier. „Deswegen werben wir dafür.“ Vorzeigeobjekte gibt es im oberen Hälvertal etwa mit dem Berger Teich, der zum Jagdrevier des Eisvogels geworden ist. Allein im oberen Volmetal gibt es nach Einschätzung Brunsmeiers 500 ähnliche Teichanlagen, die früher wirtschaftlich genutzt worden sind.

Ideale Vernetzung mit Streuobstwiese

Die Vorteile liegen für den Naturschützer auf der Hand. „Wir haben ein durchgehendes Fließgewässer. Es werden nur wenige Sedimente in den Teich eingetragen“, erläutert Brunsmeier. Da der Bach nicht durch den gesamten Teich strömt, bilden sich Zonen mit ruhigerem und damit wärmerem Wasser. – Ein ideales Biotpo für Flora und Fauna, die fließende oder stehende Gewässer bevorzugen. Erfahrungen mit anderen Projekten zeigen, dass sich sehr schnell Amphibien und Reptilien wie Ringelnatter, Grasfrosch oder Erdkröten ansiedeln. Hinzu kommen Insekten wie Libellen oder, wo das Umfeld passt, auch der Eisvogel. „Man kann so viel für die Insekten und Amphibien tun, wenn man die Qualität der Teiche erhöht“,

Bis zu 20.000 Euro kann so eine Sanierung kosten. Die Bezirksregierung fördert die Maßnahmen mit EU-Mitteln zur Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER-Programm). Manchmal geht es auch mit deutlich weniger. Das jüngste Projekt in Schmidtsiepen lässt das Herz des Naturschützers noch höher schlagen. Es grenzt an eine alte Streuobstwiese. Im Zuge der Renaturierung wird auch die durchforstet und ergänzt. Altes, abgeräumtes Holz leistet als Hackschnitzel noch Dienst in umweltfreundlichen Heizungen. „Feuchtgebiet unten und Trockenrasen mit Streuobstbäumen – eine ideale Vernetzung“, schwärmt Brunsmeier. Das Stichwort dazu ist Biodiversität. Der Verbund fördert die Artenvielfalt. „Wir müssen diese Biotope schaffen, damit es Austausch geben kann“, so Brunsmeier. Einmal saniert geht er davon aus, dass an den Teichen in den nächsten zehn bis 15 Jahren kein weiterer Unterhaltungsaufwand anfällt. Auch Martin Fastenrath ist zufrieden. Für den Eigentümer ist klar, dass die Teiche demnächst wieder öfter Ziel seiner Spaziergänge sind. Die Köstliche von Charneux oder die Gute Graue werden ihm dabei frühestens nächsten Herbst wieder Gesellschaft leisten. - Ein knackiger Genuss beim Blick auf ein klasse Projekt. Das Förderprogramm: www.umwelt.nrw.de

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POP-UP-CITY

Von Rüdiger Kahlke

Wechselnde Angebote sollen Innenstadt dauerhaft attraktiver machen. Halvers Stadtmarketing-Verein bekämpft Leerstände

Pop-ups – Die Fenster oder Einblendungen auf dem Computer-Bildschirm kennt jeder. Sie sind oft ärgerlich. Fast immer aber ziehen sie Aufmerksamkeit auf sich. Darauf setzt der Stadtmarketing-Verein Halver. Im Frühjahr 2019 sollen Pop-upShops (Läden auf Zeit) eröffnen. Sie sollen für Aufmerksamkeit sorgen und die Attraktivität der Innenstadt steigern. Für Betreiber sind sie oft ein Testballon, um zu sehen, ob ihre Geschäftsidee funktioniert. Das Stadtmarketing Halver geht damit in die Offensive, das Problem zunehmender Leerstände zu bekämpfen. Bei dem Projekt „Center Halver“, das vor einem Jahr angelaufen ist, ging es darum, die Vorteile der Nutzung lokaler Angebote in den Fokus zu rücken. Dabei stellte sich heraus, dass es nicht an innovativen Ideen für die City fehlt. Mangelndes Know-how, bürokratische Hürden und hohes wirtschaftliches Risiko schreckten Interessenten ab, weiß Matthias Clever, Geschäftsführer des Stadtmarketings, aus vielen Gesprächen. Auf der anderen Seite scheuten Vermieter oft davor zurück, sich mit neuen Ideen zu beschäftigen oder bauliche Veränderungen vorzunehmen, ohne langfristige Verträge abzuschließen. „Wie schaffen wir es, jüngere Geschäftsleute oder Gründer hier hin zu kriegen, mit geringem Risiko was zu machen“, war die Frage für das Stadtmarketing-Team, das erst wenige Monate im Amt ist. Mit der Idee der Pop-up-Shops sollen die Interessen beider Seiten zusammengeführt werden. Denn: Mit Leerständen gehen nicht nur Vielfalt, Einnahmen und Arbeitsplätze verloren. Sie trüben auch Erscheinungsbild und Attraktivität der Innenstädte. Mit Hilfe des Leader-Programms zur Entwicklung des ländlichen Raumes soll Halver ab kommendem Frühjahr Pop-up-City werden. Das Projekt ist mit knapp 59.000 Euro veranschlagt. Für zunächst drei Jahre – bis 2021 – soll eine Stelle eingerichtet werden. Aufgabe des Pop-Up-City-Managements wird es sein, zwischen Geschäftsleuten, Gründern oder Kreativen auf der einen und Vermietern, Stadt und Genehmigungsbehörden auf der anderen Seite zu vermitteln. Dabei gilt es, passende und innovative Ideen voranzutreiben.

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Clever: Wir wollen einen Hafteffekt haben Für Matthias Clever ist klar: Es besteht Handlungsbedarf. „Wir haben aktuell 17 Leerstände in den beiden Haupteinkaufsstraßen“, sagt er. Rechnet man das Einkaufszentrum am Rathaus hinzu, sind es 20. „Zudem gibt es ältere Ladeninhaber, die demnächst altersbedingt schließen“, so Clever und „statistisch gibt bis 2020 jeder zehnte Ladeninhaber auf.“ Mit den Pop-up-Shops können sich Geschäftsleute ausprobieren, ohne langfristige Mietverträge abzuschließen. Zudem könnten auch Gründer und Kreative, die ihre Produkte probeweise ausstellen wollen, die Leerstände nutzen. „Wir wollen einen Hafteffekt haben und streben nicht den ständigen Wechsel an“, macht Clever das Ziel deutlich. Der Geschäftsführer des Stadtmarketings hofft, „dass von zehn Pop-up-Shop Betreibern vielleicht drei bleiben und sich dauerhaft ansiedeln. Wir haben das im Vorfeld abgeklopft und mit Vermietern und potentiellen Betreibern gesprochen“, sieht Clever gute Chancen, dass das Projekt funktioniert. In Altena, einer Stadt, die einen massiven Einwohnerrückgang zu verzeichnen hatte, hat es funktioniert. 2014 haben in der Burgstadt die ersten Pop-up-Shops eröffnet. „Das Projekt wurde damals gut angenommen und es sind auch einige Geschäfte dauerhaft geblieben“, so Sara Schmidt von der Wirtschaftsförderung Altena. In Attendorn ist ein solches Projekt gerade angelaufen. Zunächst bis Ende 2019 sollen Ladenflächen kostengünstig für maximal drei Monate vermietet werden. Das Stadtmarketing der Hansestadt geht von einer breit gefächerten Zielgruppe aus.


der Metropol-Regionen und des OnlineHandels. Das ist die Vision in der Konzept-Skizze für den Förderantrag. Warum sollte sie nicht, ein bisschen wenigstens, Realität werden oder wie Wernher von Braun, ein kühler Techniker, beileibe kein Träumer, es formulierte: „Alles, vom dem sich der Mensch eine Vorstellung machen kann, ist machbar.“

Zahlen – Daten – Fakten „Pop-up-Stores sind temporäre Ladeneinheiten, die auf überraschende und kostengünstige Weise Produkte inszeFoto: Bikini Berlin nieren, um die Aufmerksamkeit der Begleiten will das Stadtmarketing Halver den ProjektKunden auf sich zu ziehen.“, heißt es zur Definition in Start mit umfangreichen Beratungs- und Serviceangeeinem Beitrag des Fachmagazins „!Absatzwirtschaft“. boten sowie eigenem Marketing. Geplant sind zudem (Quelle: www.absatzwirtschaft.de) Aktionstage im Spätsommer, dann, wenn GroßveranstalIn Deutschland wurde der Begriff Pop-up-Store offizitungen, mit denen die Stadt inzwischen weit über ihre ell erstmals 2004 verwendet. Das japanische Modelabel Grenzen hinaus für Furore sorgt, viele Menschen in die „Comme des Garcons“ eröffnete seinerzeit seinen ersten Stadt locken. Vorteile sieht Clever darin, dass die neuen Store in Berlin und gilt als Vorreiter dieses Konzeptes. ForGeschäftsbetreiber die publikumsstärksten Tage mitnehscher sehen in fahrenden Händlern, mobilen Markstänmen können. Zusätzlich soll ein Pop-up-Park der Innenden oder auch Wanderzirkussen bereits viele der Merkstadt parkähnlichen Charakter geben. male von Pop-up-Stores. „Durch die temporäre Begrenztheit und das limitierte SorKaff-Kiez für junge Leute timent erzeugen Pop-up-Stores eine Exklusivität der ProDabei geht der rührige Stadtmarketing-Vorstand in Haldukte. Weitergehend erschaffen Pop-up-Stores dem Konver davon aus, dass von der Pop-up-City das Volmetal sumenten ein einmaliges und exklusives Kauferlebnis. insgesamt profitieren kann. Das Prinzip könne ein MoSie bieten dem Kunden genau das personalisierte, interdell für andere Kommunen werden, die mit den gleichen aktive und erlebnisorientierte Einkaufen, welches dieser Problemen zu kämpfen hätten. Clever sieht hier neben sich wünscht.“ (Quelle: www.wirtschaftsforum.de) der Bindung von Kaufkraft auch die Generierung zusätzlicher Umsätze vor allem im Bereich des Tourismus, „der von der Attraktivität der gesamten Region lebt.“ Halver könne seinen überregionalen Ruf als Kunst- und Kulturstadt festigen. Zudem erwartet er eine Stärkung der Identifikation junger Menschen mit der Region. Durch die Pop-up-Shops, die auch Bistro oder Café sein könnten, „entsteht ein Kaff-Kiez“, ist der Stadtmarketing-Geschäftsführer überzeugt.

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Kleine, inhabergeführte Geschäfte mit Bars oder Cafés machten den Charme einer Stadt aus. Mit den neuen, aufploppenden Läden kommt somit auch ein Hauch von Großstadt in die Provinz. In Berlin, wo vor mehr als einem Jahrzehnt, die ersten Pop-Up-Stores eröffneten, sind sie, etwa im Bikini-Haus, tragender Teil des Konzeptes. Das Konzept für die Pop-up-City Halver vereint die vertraute Umgebung an der Volme mit den Möglichkeiten

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START-UP ALS ZAUBERNDER ENTERTAINER

Text Iris Kannenberg, Fotos Martin Büdenbender

Arndt Clever folgt seinem Traum - Aus sicherem Job in die Selbstständigkeit gewechselt

Arndt Clever ist ein echter Volmetaler. Und ein sehr sympathischer noch dazu. Aufgewachsen in Halver-Oberbrügge, ist er mit der Stadt nicht nur durch seine Familie verbunden, sondern sie ist auch die Heimat seines Herzens. Als Mitglied des Gospelchores „The Albert Singers“ kann man ihn oft auf den Bühnen in und um Halver herum bewundern. Denn er hat eine richtig gute Stimme, singt einige Chor-Solos und ist überhaupt sehr musikalisch. Dazu spielt er Klavier. Und das ebenfalls richtig gut. Seine Liebe gehört aber nicht nur der Musik, sondern auch der Zauberei. Die hat er gerade zu seinem Beruf gemacht. Er stieg nach 25 Jahren aus einem sogenannten „Job fürs Leben“ bei der Sparkasse aus und machte sich als zaubernder Entertainer selbstständig. Mit großem Erfolg, denn er ist deutschlandweit gut gebucht. Wir wollten wissen, wie man dazu kommt, sich für eine Selbstständigkeit als Zauberer zu entscheiden. Eine „sichere Existenz“ aufzugeben, um seinem Traum zu folgen. Eine spontane Entscheidung? Oder steckt dahinter gute Überlegung und echte Berufung, der Arndt Clever folgt und die sich bereits durch sein gesamtes bisheriges Leben zieht? Ist dieser Schritt ein Wagnis oder einfach folgerichtig? Dazu beantwortete der Zauberer uns viele Fra-

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gen, die letztendlich eine schlüssige Antwort liefern, die keinerlei Platz für Zweifel lässt. Arndt, Du zauberst ja jetzt schon eine ganze Weile. Seit wann genau? Seit über 25 Jahren vor Publikum. Angefangen habe ich - wie die meisten - als Kind mit den üblichen Kinderzauberkästen. Zaubern hat mich immer fasziniert. Als Teenager habe ich mich aber eher auf Musik konzentriert und das Zaubern ein bisschen aus den Augen verloren. Bis ich dann das erste Mal David Copperfield und seine Show gesehen habe. Anfang der neunziger Jahre. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Weil es in Deutschland diese großen Shows einfach auch noch nicht gab. Ich war total fasziniert von ihm und das war auch der Auslöser, mich wieder etwas mehr mit der Zauberei zu beschäftigen. Du warst da ja bereits als Alleinunterhalter unterwegs? Das ist richtig. Ich hab oft auf Familienfeiern gespielt und gesungen. Das hat mich eigentlich auch ziemlich fit dafür gemacht, die Zauberei vor anderen zu präsentieren. Ich sehe diese Zeit heute als echtes Training an. Und: Es gab


bei dem Job als Alleinunterhalter immer ganze Gesellschaften, die einfach nicht tanzen wollten. Und wo auch sonst nichts lief an Programmpunkten. Die saßen einfach nur da rum. Da hab ich mir auch unter dem Eindruck der Copperfield-Show irgendwann überlegt, etwas mehr zu tun, als nur Musik zu machen. Schließlich war ich da ja als Entertainer gebucht. Und wollte etwas Gelungenes anbieten, das die Menschen auch mitreißt. So habe ich begonnen, meinen alten Zauberkasten wieder heraus zu kramen und mir auch Bücher über das Zaubern in der Bibliothek auszuleihen. Und auf den jeweiligen Veranstaltungen einfach auch mal fünf, sechs Zauberkunststücke zu zeigen. Mit Erfolg. Die Menschen waren begeistert. Und wollten davon mehr. Du bist ja ein echt guter Zauberer und auch Mitglied im Magischen Zirkel. Was nicht einfach ist, weil die Aufnahmeprüfungen echt anspruchsvoll sind. Der Magische Zirkel ist der Interessenverein der Zauberkünstler. Man bekommt dort viel Input durch die Kollegen und kann sich austauschen. Ich finde das nach wie vor sehr wichtig, dort Mitglied zu sein und nicht einsam und alleine durch die Gegend zu ziehen. Ist man im Magischen Zirkel in der ersten Zeit so eine Art Zauberlehrling? Ja, genau das. Die Aufnahmeregeln und Statuten sind schon nicht so einfach. Zauberei geht ja auch viel mit Geheimnissen einher. Und die sollte man zu wahren wissen. Da muss man sich erst einmal bewähren und wird auf Mark und Bein geprüft. Der Magische Zirkel in Lüdenscheid trifft sich einmal im Monat. Man wird bei Interesse erst dreimal dazu eingeladen. Sozusagen zum Beschnuppern. Wird man akzeptiert, bereitet man sich mit dem Zirkel auf eine anspruchsvolle Aufnahmeprüfung vor, die man bestehen muss. Sie besteht aus Theorie- und Praxisteil. Man muss sich dafür intensiv auch mit der Geschichte der Zauberei beschäftigen. Der Zirkel will halt wissen, ob man es wirklich ernst meint. Eine große Herausforderung ist dabei zudem der Praxisteil, bei dem man mindestsens 15 Minuten vor Publikum ein kleines Programm zeigen muss. Das ist sicher für einige nicht ganz so einfach? In der Tat. Es gibt ja auch Zauberer, die gar nicht auf die Bühne wollen. Die das einfach für sich alleine machen. Keine Entertainer sind. Für die ist das die größte Herausforderung an der Prüfung. Da muss man sich wohl echt überwinden. Aber wenn man das tatsächlich geschafft hat, ist man erst einmal Mitglied im Dachverband des

Magischen Zirkels von Deutschland. Ein großer Schritt nach vorne. Dann entscheidet der jeweilige Ortsverband noch einmal separat, ob er einen will oder nicht. Wie alt warst Du, als Du in Lüdenscheid in den Magischen Zirkel aufgenommen wurdest? 24 Jahre alt. Das hört sich jung an, aber es gibt tatsächlich auch noch viel jüngere Zauberer bei uns, die einfach schon enorm gut sind. Der amtierende Weltmeister Mark Weide ist gerade mal 23 Jahre alt. Und kommt hier aus der Region. Der ist der amtierende Weltmeister? Eigentlich fast unglaublich. Aber wahr. Und ein sehr großes Talent, mit dem er völlig zu recht Weltmeister geworden ist. Sehr sympathisch ist er dabei auch noch. Genau wie Du ;) Sag mal, sind das denn jetzt wirklich alles Tricks oder zaubert ihr ganz in echt, so wie Harry Potter und seine Freunde. Ist Hogwart Realität? Die ganze Magie um die Zauberei herum entsteht eigentlich in den Köpfen der Menschen. Definiert ist Zauberei in unserem Sinne als eine Unterhaltungskunst, die mit den Mitteln der Sinnestäuschung arbeitet. Es geht darum, Menschen zu unterhalten. Das ist das allerwichtigste. Auch für mich. Es sind letztendlich Tricks. Irgendwelcher Hokuspokus hat da nichts verloren. Im Prinzip seid ihr also gute Handwerker und habt zudem ein Talent als Entertainer? So kann man es sehen. Ich gehe da sogar noch weiter. Die Unterhaltung besteht ja nicht nur aus dem gezeigten Trick.

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Das ist fast das Unwichtigste. Den Trick selber nimmt man ja als Publikum gar nicht wahr. Man sieht nur das Resultat. Was der Zuschauer wirklich mitnimmt, ist die Präsentation des ganzen. Für mich ist da zunächst die Frage: Was will ich an Stimmung erzeugen und mit welchen Mitteln. Es gibt Zauberer, die arbeitet sehr geheimnisvoll und man bekommt richtige Gänsehaut. Ich selbst präsentiere eine Mischung aus Zauberei, Musik, Comedy und Gesang. Mir ist es wichtig, die Menschen glücklich zu machen. Sie sollen einen unbeschwerten Abend erleben. So hat jeder seine eigene Priorität, mit der er sein Bühnenprogramm gestaltet.

schlossen habe, den Bereich Zauberei auszubauen. Da hatte ich einfach keine Zeit mehr, auch noch als Alleinunterhalter durch die Gegend zu fahren. Ich habe mich da für den einen Weg entschieden. Ich wollte zaubern. Vor Publikum. Trotzdem wollte ich auch gerne das Musikalische behalten, da Musik für mein Leben nach wie vor eine zentrale Rolle spielt. Deshalb habe ich dann begonnen, beides in einer Zauber-Show zu kombinieren. Daraus ist ein abendfüllendes Programm geworden. Das hat sich dann schnell als kleine Marktlücke erwiesen. Es gibt nicht viele Zauberer, die diese Kombination anbieten.

Wie ist es denn möglich, solche Illusionen zu erzeugen? Ist das eine Gabe? Seid ihr etwas Besonderes unter den Menschen? Nee, ich glaube nicht. Es gibt natürlich Menschen, die haben dafür schon eine besondere Begabung. Wenn jeder das könnte, wäre Zauberei ja zudem nicht so faszinierend. Aber sie ist, egal in welchem Ausmaß, geschickte Illusion, erzeugt durch unglaublich viel Übung. Für manche Tricks muss man tatsächlich Jahrzehnte üben. Manche Dinge, die so unmöglich wirken wie das Fliegen von David Copperfield, sind einfach sehr, sehr geschickte Täuschung. Und manche anderen Kunststücke sind schon Jahrhunderte alt. Sie werden von Zauberer zu Zauberer weitergegeben und so immer mehr verfeinert.

Dann besteht Dein Programm nun aus was genau? Aus Stand-Up Zauberei kombiniert mit musikalischen Einlagen. Das geht los mit witzigen Werbeeinlagen bis hin zu Marius-Müller-Westernhagen Persiflagen. Ich parodiere gerne bekannte Musiker. Und das völlig stilübergreifend. Wichtig ist mir, dass das, was ich dann jeweils singe, auch zu dem jeweiligen Kunststück passt. Ich arbeite zudem mit einer Loop-Station, mit der ich in Anwesenheit des Publikums erst einmal mein eigenes AcapellaOrchester aufbaue und dann dazu zaubere.

Das, was Du selbst jetzt in Deiner Selbstständigkeit anbietest, ist ja nicht einfach klassische Zauberei. Du kombinierst das Ganze mit Gesang und ganz viel Entertainment. Ich komme ja ursprünglich von der Musik her. Ich habe immer Klavier gespielt, in Chören gesungen und eben auch als Alleinunterhalter gearbeitet. Musik war mein ständiger Begleiter. Die Zauberei lief da eher nebenbei. Das hat sich aber jetzt gründlich geändert. Ja, als ich mich wirklich und ganz bewusst dazu ent-

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Das hört sich echt interessant an. Du machst das hauptsächlich alleine? Meistens alleine. Es haben sich aber auch im Laufe der Jahre einige sehr interessante Projekt ergeben, bei denen ich mit anderen zusammen auftrete. So bin ich seit über 15 Jahren Mitglied im „Ausgetrickst-Team“. Wir bieten jährlich für unser Publikum eine Bühnenshow in Herscheid, im Jagdhaus Weber. Die hat echt Tradition. Dabei sind wir zu viert. Und diese Veranstaltung ist auch immer ausverkauft. Zudem bin ich auch Mitglied bei „Abracapella“. Das ist eine vierköpfige Acapella-Formation, die singt und dabei zaubert. Dort bin ich erst vor zwei Jahren hinzu gestoßen. Die Truppe war mit diesem Konzept Deutscher Meister im Comedy-Zaubern geworden. Diese Kombina-


tion aus mehrstimmigem Acapella-Gesang und Zaubern war innovativ und ich hab sofort gedacht, „Warum bin ich nicht dabei? Das ist ja genau meins!“ Ich hab dann einfach den Bandchef angeschrieben. Es passte richtig gut und ich trete jetzt mit ihnen auf. Als Tenor und Zauberer. Hast Du es jemals bereut, Dich als Zauberer selbstständig gemacht zu haben? Alle Deine finanziellen Sicherheiten aufgegeben zu haben? Keinen einzigen Tag. Ich war auch gerne bei der Sparkasse. Als Marketingmensch. Und natürlich ist es beruhigend, sich jeden Monat darauf verlassen zu können, dass das Geld pünktlich auf dem Konto ist. Aber in meinem Herzen bin ich Künstler. Und ich denke, dass ich das schon immer war. Die Selbstständigkeit hat sich einfach ganz folgerichtig daraus entwickelt. Und jetzt war genau der Zeitpunkt, diesen Schritt zu wagen. Ich war innerlich bereit dazu, bin einen Ablösungsprozess durchlaufen, in dem sich immer mehr Türen aufgetan haben, hin Richtung „Berufszauberer“. Ich hätte beides, meinen Job bei der Sparkasse und die vielen Auftritte zeitlich auch gar nicht mehr bewältigen können. Ich musste mich entscheiden. Als es soweit war und ich selbstständig war, hatte ich ein großes Gefühl der Erleichterung und einfach auch der Freude. Es war der richtige Schritt. Was gefällt Dir daran besonders? Mir gefällt dieses Leben zwischen Bühne und Proben. Die Auftritte, die Herausforderung. Neue Menschen kennenzulernen, andere Städte und mit anderen Künstlern zusammen zu arbeiten. Ich bin begeistert von den Möglichkeiten, aber auch von der Freiheit, selbst zu bestimmen, was ich tun, aber auch lassen kann. Ich würde mich immer wieder so entscheiden. Trotz der Risiken, die eine Selbstständigkeit beinhaltet. Was ist Dir wichtig? Mir ist wichtig, dass ich mich als Person und Künstler weiterentwickele, mein Repertoire erweitere. Nicht in irgendwelchen Abläufen erstarre. Ich will mich lebendig fühlen. Und dabei nicht in den Vordergrund stellen, dass ich wahnsinnig fingerfertig bin und der beste Zauberer der Welt. Sondern mir ist mein Publikum sehr wichtig. Ich möchte es möglichst gut und möglichst kurzweilig unterhalten. Und damit einen Betrag dazu leisten, dass Menschen einen schönen Abend haben und sich lange und gerne an ihn zurückerinnern. Manchmal trifft man zu Beginn der Show natürlich auch auf skeptische Gesichter, die mit Zauberei nicht viel anfangen können. Die denken dann eher an das weiße Ka-

ninchen aus dem Zylinder. Aber wenn man dann merkt, wie das Eis so langsam bricht und die Leute echt positiv überrascht sind, dann ist das schon die beste Erfahrung, die man als Künstler machen kann. In strahlende Gesichter zu sehen und die Begeisterung zu erleben, das ist für mich genau das Erleben, für das es sich lohnt, auch hunderte Kilometer für einen Auftritt zu fahren. Genau deshalb macht man diesen Job. Hinterher todmüde ins Bett zu fallen und zu wissen, man hat die Menschen begeistert, ihnen wirklich Freude bereitet. Sie aus ihren Problemen und dem Alltag einfach einmal für eine Stunde entführt und ihnen eine gute Zeit verschafft. Dann ist alles richtig gewesen. Genau dafür habe ich mich für die Bühne entschieden. Ich bereue den Ausstieg aus der sogenannten „Sicherheitszone“ nicht, sondern ich bin jeden einzelnen Tag aufs neue froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Für mehr Information: www.clever-entertaint.de

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SEIT 30 JAHREN IMMER PÜNKTLICH „Komm bloß pünktlich“, flachst der Rentner im Café Holzwurm. Peter Haack hat seine Pause beendet. Er dreht sich kurz um und grinst. Klar wird er pünktlich sein. Schließlich ist er schon auf dem Weg zu seinem weißen Sprinter. Peter Haack fährt den Schalksmühler Bürgerbus. So wie weitere 17 Frauen und Männer kurvt er durch die Volmegemeinde, holt seine Fahrgäste aus entlegenen Ecken und bringt sie sicher wieder zurück. Bürger fahren für Bürger – diese Idee eroberte vor 30 Jahren Schalksmühle und von dort aus den Märkischen Kreis. Am 21. November 1988 kletterte zum ersten Mal ein ehrenamtlicher Fahrer in einen Mercedes-Kleinbus, um Orte anzusteuern, die nicht von der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) bedient werden. Das Pilotprojekt hatte Bestand. Der Busverkehr zum Strücken, in die Asenbach, zum Linscheider Berg oder auch zum Friedhof läuft seit 30 Jahren wie geschmiert. Das könnte die MVG kaum besser machen. Die große Schwester des kleinen Bürgerbusvereins fährt diese Strecken seit langem aber nicht mehr. Der Busbetrieb bis in die kleinsten Ortslagen ist für sie nicht rentabel. „Ärmel aufkrempeln und zupacken – so war Conny Mühlen“, lacht Harry Haböck. Nicht zuletzt, weil der ehemalige Gemeindebürgermeister vor über 30 Jahren von ei-

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Von Wolfgang Teipel

Bürgerbusverein Schalksmühle Vorreiter im Märkischen Kreis

nem Bus gehört hatte, den Freiwillige im Kreis Borken steuerten. Ganz neu war die Idee also nicht. Aber immerhin: Im Märkischen Kreis leisteten die Schalksmühler damals Pionierarbeit. Sie bereiteten weiteren Bürgervereinen den Weg. Inzwischen sind es zwölf. Vom Gemeindeoberhaupt ausgeguckt wurden Harry Haböck und Georg Pütz zu den Männern der ersten Stunde. Haböck führt den Verein noch heute und Georg Pütz wacht als Kassierer nach wie vor über die Finanzen. Das schweißt zusammen. „Wir sind eine richtige Bürgerbusfamilie“, sagt der Vorsitzende. Wenn er zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Vom Vereinsrecht hatte ich ja keine Ahnung. Also kaufte ich mir erst mal ein Buch.“ Der damalige Polizeibeamte muss es gründlich gelesen haben. Die Gründungsversammlung am 21. April 1988 im Westfälischen Hof ging ohne Probleme über die Bühne. Und schon sieben Monate später rollte der erste Mercedes-Kleinbus 309 D los. „Mit 88 PS“, erinnert sich Haböck. Das aktuelle Fahrzeug besitzt doppelt so viele Pferdestärken. Unvergessen ist auch Hans Arendt. „Das war unser erster Fahrdienstleister“, erinnert sich Harry Haböck. Mit Bleistift, Holzlineal und Radiergummi tüftelte Arendt damals in seiner Wohnung am Strücken die Einsatzpläne aus.


Das schätzen die Fahrgäste. Früher spendierten sie auf dem Markt mal eine Bratwurst und heute, in marktlosen Zeiten, stecken sie den Fahrerinnen und Fahrern ein kleines Dankeschön zu.

Start zur ersten Fahrt im November 1988

Dann übernahm Werner Schmidtkunz den Job. Heute regelt Fahrdienstleiter Karl-Friedrich Junker den Dienstplan. „Bei ihm liegt der größte Teil der Organisationsarbeit.“ Junker muss 18 Fahrerinnen und Fahrer, die an sechs Tagen in der Woche den Bus in zwei Schichten fahren, unter einen Hut bringen. Nicht immer ganz einfach. Peter Haack, dienstjüngster Fahrer, ist an zwei Tagen in der Woche unterwegs. Andere nur einen Tag oder nur eine Schicht. Manchmal fällt auch jemand aus. Dann muss Karl-Friedrich Junker Ersatz besorgen. Schließlich sollen sich die Fahrgäste auf den Bürgerbus verlassen können. Peter Haack ist seit 2017 dabei. „Das Fahren macht mir einfach Spaß“, sagt der 63-jährige ehemalige Produktionsplaner. „Da habe ich als Rentner was zu tun.“ Er schätzt den Kontakt zu den Fahrgästen und natürlich die Bürgerbus-Gemeinschaft. Ein Freund hatte ihn auf den Verein aufmerksam gemacht. „Da bin ich mal zu einem Fahrertreffen gegangen. Später eine Probefahrt und schon war ich dabei.“ Bei der großen Feier zum 30. Vereinsgeburtstag packten Peter Haack und seine Frau schon kräftig mit an. „Das war so, als ob sie schon zehn Jahre lang dabei gewesen wären“, sagt Harry Haböck. „So muss es sein: Einfach, unkompliziert und herzlich.“

Für Harry Haböck ist klar: „Der Bus hat eine wichtige soziale Funktion.“ Bürgermeister Jörg Schönenberg glaubt fest an die Zukunft der Erfolgsgeschichte Bürgerbus. Das ist eine Erkenntnis aus berufenem Munde. In seiner Freizeit klemmt sich der Rathaus-Chef nämlich selbst als ehrenamtlicher Bürgerbusfahrer ab und an hinter das Lenkrad des aktuellen Mercedes Sprinter. Er ist sicher, dass die Bürgerbusvereine in Zukunft eine noch größere Bedeutung erlangen könnten. „Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werden immer mehr Menschen auf diese Form der Mobilität angewiesen sein“, sagt er. Dafür braucht der Bürgerbusverein aber immer wieder Freiwillige, die sich hinters Lenkrad klemmen. Inzwischen ist der Altersgrenze auf 73 Jahre angehoben worden. „Ich kenne ehemalige Fahrer, die sind schon 80. Einige würden ohne die Altersgrenze immer noch fahren“, amüsiert sich Harry Haböck. Und auch die würden wohl die Haltestellen nach wie vor pünktlich ansteuern. Kontakt: Harry Haböck, Flaßkamp 32, 58579 Schalksmühle

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Und so geht es auch im Bus zu. Bürgerbusfahrer Fritz Aktuelle Termine: Bootfi tting Spezial Schulte erinnert sich. Der Chauffeur ist von Natur aus mit 09. uns – 11.12.16 Bei wird Euer Skischuh reichlich welligem Haar bedacht. Das führte zu folgenAktuelle 35 Jahre SkiTermine: Baggeroer von Spezialisten angepasst! Dazu nutzen wir der Begebenheit: „Eine ältere Dame stieg ein und setzte 09. – 11.12.16 10.12.16 10-18 Uhr einen 3D-Fußscanner, 35 Jahre Ski Baggeroer Jubiläums-Sonderverkauf sich hinter den Fahrersitz. Wenig später sprach sie mich und unsere langjährige Henrich A. Bootfitting Spezial mit A. Blume Blume 10.12.16 10-18 Uhrmit Henrich Erfahrung. an.“ „Sie haben dolle Frisur mit so schönen Wellen. Ist Fußanalyse, Fußanalyse, Sohlenanpassung Sohlenanpassung und und Bootfi Bootfitting tting Aktuelle Termine: Wir freuen uns auf Euch! Jubiläums-Sonderverkauf nur nur nach nach Terminvereinbarung Terminvereinbarung das Natur?“ Schulte antwortete prompt. „Die sind nicht Bootfitting Spezial mit Henrich A. Blume 11.12.16 Uhr Fußanalyse,11-16 Sohlenanpassung und Bootfitting 8.12.2018 mit der Brennschere gebrannt, sondern echt“. „Darf 09. –ich11.12.16 nur nach Terminvereinbarung Jubiläums-Sonderverkauf Bootfi tting-Spezial-Samstag mit Henrich A. Blome 35 Jahre da mal leicht darüberstreichen?“ fragte die Dame und Ski Baggeroer Für Sohlenanpassung 11.12.16 11-16 Uhr oder Bootfitting bitte Termin Schulte erwiderte: „Ja, einmal. Beim zweiten Mal kosvereinbaren! Ski Baggeroer Jubiläums-Sonderverkauf 10.12.16 10-18 Uhr Telefon: 02395 1717 Wildewiese 1 tet es etwas.“ Nach einigem Zögern strich sie ihm tatJubiläums-Sonderverkauf 59846 Sundern www.ski-baggeroer.de Ski Baggeroer sächlich über den Hinterkopf und meinte: „Das fühlt sichtting Spezial mit1Henrich A. Blume Bootfi Telefon: 02395 1717 Wildewiese herrlich an, ich beneide sie um diese wunderbare HaarFußanalyse, Sohlenanpassung Bootfitting 59846 Sundern und www.ski-baggeroer.de nach Terminvereinbarung pracht.“ Der Bürgerbus ist eben kein seelenlosesnur Shuttle.

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DAS ÄLTESTE MEINERZHAGENER UNTERNEHMEN

Von Horst vom Hofe

Ursprünge der Kistenfabrik Karl Jünger gehen bis ins Jahr 1850 zurück

Wir schreiben das Jahr 1850. Das Deutsche Reich ist noch nicht gegründet. Könige, Herzöge und Landgrafen regieren die im Deutschen Bund vereinigten Staaten und freien Städte. Das damals nur rund 2500 Einwohner zählende Meinerzhagen gehört zu Preußen, wo König Friedrich Wilhelm IV. gerade das sogenannte Drei-Klassen-Wahlrecht eingeführt hat. In dem ländlich strukturierten Städtchen an der Volme prägen Fuhrwerke das Ortsbild. Meinerzhagen liegt am Schnittpunkt wichtiger Handelswege. Davon profitieren vor allem heimische Wirtsleute in den zahlreichen Gaststätten, aber auch Handwerker, wie der 1825 geborene Wilhelm Schulte. Er erwirbt vor jetzt genau 168 Jahren von der örtlichen Kirchengemeinde ein günstig an einer vielbefahrenen Chaussee am Ortsausgang Richtung Volmetal gelegenes Grundstück. Er legt damit den Grundstein für die Gründung eines heute noch existierenden und damit auch ältesten heimischen Unternehmens: Der Karl Jünger KG. Von einer einstigen Stellmacherei über ein Sägewerk mit Holzhandlung entwickelte sich aus den frühen Anfängen ein hochmoderner Produktionsbetrieb für Holzverpackungen. „Kisten für den sicheren Transport von Industriegütern aller Art in kleinen wie großen Abmessungen bis hin zu zehn Metern Länge sind unser Geschäft“, erklärt Geschäftsführer Uwe Leutgen. Der 56-Jährige leitete in der jetzt schon fünften Familiengeneration die Geschicke der Firma mit aktuell zehn meist schon langjährig beschäftigten Mitarbeitern. Dass die Karl Jünger KG mittlerweile das mit Abstand älteste heimische Unternehmen ist, erfüllt Uwe Leutgen mit einigem Stolz, drückt sich hier doch die Lebensleistung tüchtiger Vorfahren aus, die bei aller Bodenständigkeit immer auch das richtige Gefühl für die sich wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingen hatten

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und darauf mit den passenden unternehmerischen Entscheidungen reagierten. Der Firmengründer Wilhelm Schulte war gelernter Schmiedemeister und Stellmacher. In seinem auf dem Grundstück unterhalb der „Blume“ in Meinerzhagen, heute Volmestraße Nummer 12, errichteten Handwerksbetrieb wurden Wagen für den damals regen Fuhrwerksverkehr gebaut und repariert. Direkt hinter dem Betrieb wurde übrigens in den 1920er Jahren der Sportplatz angelegt, später entstand dort auch die Turnhalle des TuS auf dem heutigen Stadthallen-Areal. Schon bald entwickelte sich das Geschäft zu einem beachtlichen Wirtschaftsunternehmen am Ort, der durch den 1892 erfolgten Bahnanschluss prosperierte. Es siedelten sich damals binnen kurzer Zeit zahlreiche neue Industrieunternehmen an, unter anderem: Carl Schleiffenbaum (Eisengießerei) 1896, Lohmann & Welschehold (Metallkurzwaren und elektrotechnische Artikel) 1897, Abrie & Kühne (Fahrradbedarfsartikel, Metallkurzwaren) 1898, Claßen & Schröder (Gesenkschmiede) 1898, Ernst Detmers (Wagenleistenfabrik) 1898, allesamt Firmen, die es heute nicht mehr gibt. Schon 1867 gegründet wurde die Kornbrennerei Krugmann und bereits 1857 die Pfannenschmiede Albert Turk in Valbert-Mühlhofe, womit die nach der Jünger KG heute zweit- und drittältesten Unternehmen auf Meinerzhagener Stadtgebiet genannt sind. Die Firmenchronik von Jünger verlief über folgende weitere markanten Etappen: 1872 trat Karl Jünger, ein gelernter Stellmacher, als Meister in den Betrieb ein. Er hei-


ratete Auguste Schulte, die Tochter seines Arbeitgebers und übernahm von diesem 1875 die verantwortliche Leitung der Firma, die fortan unter dem Namen Stellmacherei Jünger fortgeführt wurde. Während bis 1888 alle anfallenden Arbeiten handwerklich und manuell ausgeführt werden mussten, erfuhr der Betrieb in jenem Jahr eine grundlegende technologische Veränderung: Spezialmaschinen und ein Horizontalgatter wurden angeschafft. Das dadurch geschaffene Sägewerk bewährte sich besonders bei dem damals anlaufenden Bahnbau auf der Strecke zwischen Brügge und Dieringhausen als Lieferant von Baumaterial. Nach dem 1. Weltkrieg, 1915, wurde der Geschäftsumfang auf Kistenfabrikation und Holzhandel erweitert. 1938 ein weiterer Meilenstein: Etwa 400 Meter talabwärts vom Stammhaus entfernt, wurde ein neues Sägewerk errichtet. Hier liefen bis 1993 die Sägegatter zur Verarbeitung der Holzstämme zu Bretter und Bohlen. Seither wird das benötigte Schnittholz von Sägewerken sowohl aus der Region Sauer-/Siegerland als auch dem süddeutschen Raum und bis nach Österreich bezogen. Bis ins Jahr 2002 blieb die Firma Jünger am Standort an der unteren Volmestraße, der sich aber auf Grund der beengten Lage zunehmend als problematisch erwies. Im seinerzeit erschlossenen Meinerzhagener Gewerbegebiet Am Rottland wurde auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Areal ein neuer hochmodern eingerichteter Holzverarbeitungsbetrieb errichtet. Auf dem ehemaligen Sägewerksgelände an der Volme entstand nach erfolgtem Abbruch ein Lidl-Discountmarkt. Der heutige Firmenchef Uwe Leutgen hatte im Jahr zuvor die Nachfolge seines Vaters Ernst August übernommen. Dessen Mutter Marie war bis 1965 im Unternehmen verantwortlich tätig. Sie war eine geborene Jünger, ent-

stammte der Familie, die seit 1875 die Wagenbauerei, später auch Sägewerk, Kistenfabrik und Holzhandlung betrieben hatte. Verarbeitet wird heute noch ausschließlich Fichten- und Tannenholz. Dabei müssen für den Transport der Behältnisse auf der Straße, zu Wasser oder auch in der Luft hohe Qualitätsanforderungen erfüllt werden. So muss das Holz hitzebehandelt sein (durch das zertifiziertet IPPC-Verfahren), um jeglichen Schädlingsbefall auszuschließen. „Etwa siebzig Prozent der von uns gebauten Holzverpackungen für Industriegüter aller Art gelangen ins Ausland, viele davon per Seeoder Luftfracht bis in die exotischsten Länder in Übersee“, informiert Firmenchef Leutgen. Obwohl die Fertigung weitestgehend standardisiert ist, wird von den Kunden immer wieder auch ein hohes Maß an Flexibilität gefordert. „Da muss man in der Lage sein, binnen weniger Tage die gewünschte Kiste nach Maß zu fertigen und auszuliefern. Das Verpackungsgeschäft wird immer kurzfristiger“, so Leutgen. Aber wie schon seine Vorfahren, stellt auch er sich gern und mit vollem Engagement den sich stetig wandelnden Herausforderungen der Märkte und sorgt so für den Fortbestand des ältesten noch existierenden Meinerzhagener Unternehmens.

TradiTion seiT 1886

Inhaber Heiko Lüsebrink

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MEINERZHAGEN HOCHBURG DES SKISPORTS Der Westdeutsche Skiverband ist im Schatten der Schanze mit Geschäftsstelle präsent Text Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender

Schneereiche Winter scheinen der Vergangenheit anzugehören. Gleichwohl galt und gilt Meinerzhagen als Hochburg des Skisports – und das aus gutem Grund. Mit den drei Mattenschanzen-Anlagen verfügt die Volmestadt über ein gut genutztes Sommer-Trainingszentrum für das Skispringen. Der 1911 gegründete örtliche Skiklub gehört nach wie vor

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zu den aktivsten und mitgliederstärksten Vereinen innerhalb des Westdeutschen Skiverbandes (WSV), und der wiederum ist als Landesfachverband im einwohnergrößten Bundesland Nordrhein-Westfalen eine feste Größe innerhalb des Deutschen Skiverbandes (DSV). Seit den 1960er Jahren unterhält der WSV in Meinerzhagen seine Ge-

schäftsstelle und steuert von hier seine vielfältigen Aktivitäten. Dazu gehört eine eigene Skitouristik-Abteilung. Traditionell wird in diesen Tagen die weiße Saison mit dem bereits zum 49. Mal veranstalteten WSV-Ski-Opening mit attraktivem Rahmenprogramm im österreichischen Pitztal eröffnet. Dazu reisen rund 200 Teilnehmer an.


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Die Geschichte des Skisports in Meinerzhagen ist eng verbunden mit dem Skispringen, das hier schon kurz nach Vereinsgründung von wagemutigen Idealisten noch auf Holzlatten auf ersten Schneehügeln begonnen wurde. Daraus entwickelte sich schnell sehr viel mehr, wie in der Vereinschronik nachzulesen ist. Dazu hier einige interessante Details: „1912 wurde der erste Sprunghügel im Schlammsack, einem steilen Geländehang am Ortsrand, errichtet. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges gab es schon einige Skispringen, die aber nach 1919 wieder deutlich zunahmen. 1925 entstand hier eine neue Schanze, die bis in die 1930er Jahre sukzessive vergrößert wurde und bei Wettkämpfen tausende, mit Sonderzügen aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland anreisende, Zuschauer anzog. 1946 wurden die Schanzen wieder hergerichtet, und mit den wechselnden Wintern entwickelte sich Meinerzhagen bis Mitte der 1950er Jahre zu einem aufstrebenden Skisprungort im westdeutschen Raum. Der Beschluss des Ski-Klubs, eine neue größere Schanze zu bauen, konnte 1957 realisiert werden. Mangels Schnee wurde erst 1958 die MeinhardusSchanze K50 samt ihren 35 m hohen Holzanlaufturm eingeweiht. Bis zum Herbst 1962 wurde die kleine Mattenschanze K 30 errichtet. Am

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Eröffnungsspringen nahm die komplette deutsche Springernationalmannschaft teil. Schon zwei Jahre später konnte die große Schanze als damals größte Mattenschanze K 60 der Bundesrepublik eingeweiht werden. Bis 1976 gab es dann jährliche internationale Mattensprungläufe. Danach wurde die Schanze infolge der neuen FIS-Schanzennormen gesperrt und es entstand der Plan des Abrisses und kompletten Neubaus. Im Juli 1982 präsentierte sich der Neubau mit neuem Profil, Stahlanlaufturm und Matten. Seither wird die Schanze nicht nur vom Ski-Klub, sondern auch vom WSV und DSV genutzt. 2002 konnte die Schanze neu mit Matten belegt und im Auslauf den FIS-Anforderungen angepasst werden. Internationale DamenSkispringen gehörten zu den jährlichen Höhepunkten in Meinerzhagen. 2007 ist der Holzanlauf der mittleren Schanze abgerissen und durch eine Stahlkonstruktion ersetzt worden.“ Einher mit der Eröffnung der ersten Sommer-Schanzenanlage im westdeutschen Raum im Jahr 1962 ging die Ansiedlung einer erstmals auch mit hauptamtlichen Kräften besetzten Geschäftsstelle des Westdeutschen Skiverbandes. Bezogen werden konnten im hier entstandenen Unterkunftstrakt mit Gästehaus moderne Büroräume. Der Wülfrather Matthias Birkenholz (61), seit 2005 als ehrenamtlicher Präsident des WSV im Amt, verweist

im Gespräch mit Komplett auf die lange Tradition des Wintersports in NRW. „Der Skilauf hat sich nämlich nicht, wie gemeinhin angenommen, zuerst in den heutigen Hochburgen des Alpenraums entwickelt, sondern im vorigen Jahrhundert seinen Siegeszug in den deutschen Mittelgebirgen angetreten, zu denen auch das Sauerland, das Bergische Land und die Eifel gehörten.“ 1907 vollzog man durch die Gründung des „Ski-Klub Sauerland“ den ersten Schritt in Richtung organisierter Skisport. Erst sieben Jahre später ist der Bayerische Skiverband gegründet worden, der mit heute rund 1450 angeschlossenen Vereinen zugleich der größte deutsche Landesverband ist. Der WSV vertritt als größter „Flachlandverband“ die Interessen von 280 Vereinen mit rund 45 000 Mitgliedern. Seine heutige Gestalt nahm der WSV nach dem 2. Weltkrieg an, als 1947 in der Folge der neuen Länderbildung durch die alliierte Militärbehörde die bestehenden regionalen Skiverbände des Sauerlandes, des Bergischen Landes und der Eifel unter einem sportlichen Dach vereint waren. Die Etablierung der Geschäftsstelle in Meinerzhagen zu Beginn der 1960er Jahre entsprach dem damaligen Boom, den der Wintersport da auch in Nordrhein-Westfalen erlebte. „Trotz unserer Mittelgebirgslage weist unsere Sportbilanz sogar WMTitel und Medaillen bei internationalen Wettbewerben aus,“ erklärt der Verbandspräsident nicht ohne Stolz und nennt beispielhaft als aktuell besonders erfolgreiche sportliche Aushängeschilder den beim Skiklub Ennepetal groß gewordenen Skirennläufer Andreas Sander und Biathletin Maren Hammerschmidt vom SK Winterberg. Im Nachwuchsbereich kann der Verband sich regel-


mäßig über Medaillen und Titel bei nordischen und Biathlon-Weltmeisterschaften freuen. Die Trainingsarbeit wird von hauptamtlichen Trainern und Honorartrainern in den einzelnen Leistungssportdisziplinen geleitet. „Vieles geschieht jedoch auf rein ehrenamtlicher Basis in Zusammenarbeit mit den Vereinen“, erklärt Matthias Birkenholz und verweist auch auf die gute Arbeit, die im Landesleistungsstützpunkt Meinerzhagen für das Skispringen durch den örtlichen Skiklub und hier durch den mittlerweile als Trainer fungierenden ehemaligen Aktiven Marius Kappes geleistet wird. Um im Leistungssportbereich künftig noch effektiver arbeiten zu können, vollzieht sich beim WSV gerade ein auch vom Landessportbund NRW geförderter Umbruch: „Wir gründen in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesverband und unter Beteiligung des Deutschen Skiverbandes eine gemeinnützige GmbH. Diese wird künftig die Arbeit in den Leistungsstützpunkten Winterberg und Willingen steuern und koordinieren“, erklärt der Verbandspräsident. Sitz der neuen Gesellschaft wird Winterberg sein. Offizieller Start ist im Januar des neuen Jahres. „Mit dieser neuen Organisationsform der Förderung des Leistungssports

übernehmen wir auch für andere Sportarten in NRW eine echte Vorreiterrolle“, so der Verbandspräsident. Nach wie vor einen hohen Stellenwert genießt innerhalb des Verbandes die Förderung des Breitensportes und hier auch die Gewinnung neuer Interessenten für das Skilaufen. Der WSV betreibt zu diesem Zweck seit fast 50 Jahren eine eigenständige Touristik-Abteilung, die nicht nur für Mitglieder, sondern für alle interessierten Wintersportler ein breites Angebot an Gruppenreisen organisiert. „Wir heben uns durch die intensive Betreuung und Schulung der Teilnehmer gleich welchen Alters oder Leistungsstandes durch unsere mitreisenden Fahrtenleiter von anderen Angeboten deutlich ab“, betont der Verbandspräsident. So kommen auf eine Gruppe mit 40 Teilnehmern jeweils vier Betreuer. Der WSV kann hier auf einen Pool von rund 150 ehrenamtlich tätigen, vom DSV zertifizierten Skilehrern zurückgreifen. Der aktuelle WSV-Skireisen-Katalog für die Saison 2018/19 umfasst rund 50 organisierte Skireisen zu attraktiven Wintersportorten in der Alpenregion (Österreich, Italien, Schweiz) sowie in der weithin noch unbekannten Skiregion Poiana Brasov in Rumänien. Erstmals seit 2005 ist auch Frankreich wieder im Angebot. Wer es noch anspruchsvoller und abenteuerlicher möchte, der kann mit dem WSV in die kanadischen Rocky Mountains nach Banff und die Olympiastadt Alberta reisen. Im vergangenen Winter nutzten rund 1800 Teilnehmer die Angebote der Verbandstouristik. Noch sind auch für die gerade anlaufende Saison Plätze frei. Kontakt: www.wsvski.de, hier ist auch das Fahrtenprogramm online abrufbar. BuchungsHotline: Tel. 0 23 54/ 92 82 10.

Bei uns stehen Sie und Ihre Gesundheit im Mittelpunkt.

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VOM WÜSTEN-JOB ZUM WINTERSPORT

Meinerzhagener Benjamin Piel sichtet Nachwuchs für Bobund Schlittensport Von Rüdiger Kahlke Platz oder Sieg. Ein Wimpernschlag entscheidet. Beim Sport auf zwei Kufen geht es um hundertstel Sekunden. Skeleton ist rasend schnell. Eine der schnellsten Sportarten. Bäuchlings auf dem flachen Schlitten schießen die Athleten im Eiskanal zu Tal. Können und Konzentration sind gefragt. Der Sportwissenschaftler Benjamin Piel (37) versucht heute zu erkennen, wer morgen den Anforderungen gewachsen sein könnte, wer das Zeug zum Spitzenathleten hat, wer ganz vorne mitfahren kann. Der Meinerzhagener ist seit dem Sommer Talentund Sichtungstrainer des Bob- und Skeletonverbandes NRW und des Westdeutschen Skiverbandes für den Stützpunkt in Winterberg. Der Sportwissenschaftler und Feuerwehrmann aus dem Volmetal kam über Umwege zum Wintersport. Er hatte sein Hobby zum Beruf gemacht und in den Arabischen Emiraten Feuerwehrleute nach deutschem Standard ausgebildet. Tätigkeiten an einer Schule in Plettenberg und für den Kreissportbund Hochsauerland waren Stationen, bevor er als Talentsucher für den Bob- und Skeletonverband tätig wurde.

„Kindern beibringen, was ihnen auch im Leben hilft“ Inzwischen bei der Bezirksregierung Arnsberg angestellt, bekleidet er eine Athletik-Trainer-Lehrer-Stelle. Das Ziel: Sichtung und Nachwuchsförderung. Mit der Hälfte der Stundenzahl unterrichtet er am GeschwisterScholl-Gymnasium Winterberg, einer von 18 Sportschu-

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len in NRW. Den Rest seiner Dienstzeit ist er auf der Suche nach Talenten. Seine Aufgabe als Talent-Scout und Sichtungstrainer ist es, junge Leute für den Sport zu motivieren. Er will „Kinder für den Sport im Eiskanal begeistern. Das ist schwierig. Man sieht es auch an den Zahlen“, sagt er. Ihn selbst motiviert, den Kindern „beim Sport etwas beizubringen, das ihnen auch im Leben hilft“. Dazu gehöre es, sich realistische Ziele zu setzen. Gesichtet wird bereits ab 3. Klasse. Rodeln ist oft der Einstieg. Ab Klasse 6 kommt dann Skeleton, der flache Schlitten, auf dem es bäuchlings die Eisrinne runter geht. Im Alter von 14, 15 Jahren könnte dann die Karriere als Bobfahrer beginnen. „Beim Rodeln geht es noch spielerisch zu“, sagt Benjamin Piel. Mit „kleinen sportmotorischen Tests“ erkennt er, wer aufgrund seiner Bewegungsabläufe zum Könner im Eiskanal werden könnte. Bis zu 400 Kinder sichtet er in den Schulen im Umkreis von 30 Kilometern um Winterberg. Ein größerer Radius macht keinen Sinn. Dann wären die Anfahrtswege zum Training zu weit. Mit 14 Jahren kann man


auch ins Internat gehen. „Das ist wie eine Wundertüte“, sagt der Sportwissenschaftler. „Es ist schwierig, jemanden in dem Alter aus dem sozialen Umfeld zu nehmen und dann klappt es nicht mit der Karriere.“

„Rodeln ist riskanter als Skeleton fahren“ Wichtig sei zudem „ein funktionierendes Elternhaus. Sonst funktioniert Leistungssport nicht“. Bereits beim aktuellen Sichtungsradius sind fürs Training teilweise mehr als zwei Stunden Fahrtzeit einzuplanen. Da müssen auch die Eltern motoviert werden. Transparenz schreiben Piel und der Verband daher groß. Bei InfoTagen und per Flyer informieren sie über den Sport und die Trainingsinhalte. Gefahren, meint Piel, seien beim Rodeln, wo Beine und Arme über den Schlitten hinausragen und an die Eiskante stoßen können, größer als beim vermeintlich riskanteren Skeleton. Die kleinen, flachen Flitzer ließen sich hingegen an die körperlichen Gegebenheiten anpassen. Allerdings: „Bei minus zehn Grad und Sonnenschein, würde ich kein Kind runterschicken“, zieht auch Piel Grenzen in Sachen Sicherheit. Der Allround-Sportler hat vor Antritt des Jobs selbst getestet, wie es ist, mit Tempo 100 zu Tal zu rasen. „Ich möchte wissen, wie sich das anfühlt. Das war mir wichtig“, sagt Benjamin Piel, der alle drei Disziplinen in der Rinne selbst ausprobiert hat, wo „der Körper den Kräften schutzlos ausgeliefert ist“. Deshalb ist Routine wichtig - und ständiges Training. Wer im Eiskarussell Erfolg haben will, muss „natürlich Spaß am Sport haben“, aber auch „sehr schnell laufen und gut springen können“, so Piel. Nötig sei zudem „ein gutes Körpergefühl zu haben und vorausschauend feinfühlig lenken zu können“. Dazu sind viele Fahrten und eine genaue Kenntnis der Bahn nötig. Bei den großen Geschwindigkeiten auf dem kleinen Schlitten bleibt nicht viel Zeit zum Überlegen.

„Wintersportler werden im Sommer gemacht“ Technik wird im Eiskanal trainiert. Schnelligkeit für den Anlauf im Sommer auf dem Platz oder in der Halle. „Wintersportler werden im Sommer gemacht“, bringt Piel es auf den Punkt. Die Startgeschwindigkeit ist bei Bob- und Skeletonfahrern entscheidend. Bis zum Herbst müssen die Athleten in Form sein – und sie dann halten.

Neulinge fahren ab Kreisel, also nur die Hälfte der Bahn. Mit zunehmender Sicherheit starten sie jeweils weiter oben. „So werden sie peu à peu aufgebaut“, erläutert der Trainer und weiß: „Kinder wollen sich messen.“ So versucht er auch im Sommer, Angebote zu machen. Es stehen Ausflüge in Klettergärten an oder die Gruppe nimmt an Leichtathletik-Wettkämpfen teil. Talente erkennen, Bewegungsabläufe optimieren, die Schützlinge motivieren. „Als Trainer muss man ein Auge dafür haben“, sagt Benjamin Piel. Denn: einmal gestartet, kann er nicht mehr eingreifen. Deswegen sind Automatismen so wichtig. Von den rund 400 Kindern, die der Talent-Scout in der Region um Winterberg jährlich sichtet, bleibt etwa ein Prozent im Training. Die Hürden für künftige Leistungssportler sind hoch. In den fünf Jahren, die Benjamin Piel den Job macht, haben es drei seiner Schützlinge in den C-Kader der Nationalmannschaft geschafft. „Es freut einen natürlich, wenn sich einer durchgesetzt hat, sagt er sichtlich stolz. „Das zeigt, dass man nicht alles falsch gemacht hat.“ Jetzt, in neuer Funktion als Lehrer, endet sein Einfluss nach der Sichtung. Das Training der Flitzer von morgen übernehmen Kollegen. Aber so ganz geht er nicht: Bei der ersten Fahrt auf der Bahn, da ist er nochmal dabei. Begleitet seine Entdeckungen, wenn sie im Eiskanal talwärts rasen, um mal ganz oben anzukommen.

Stichwort: Skeleton • Auf der 1,6 Kilometer langen Bahn in Winterberg erreichen die Skeleton-Fahrer zwischen 60 und 90 km/h. • Ab Kreisel (Mitte der Bahn) sind Anfänger etwa 32 bis 35 Sekunden unterwegs, ab Startposition (Bahnbeginn) sind es 70 bis 75 Sekunden. • Damit benötigen sie etwas mehr als Bobfahrer, die mit bis zu 130 km/h unterwegs sind. • Skeletonschlitten wiegen zwischen 29 und 35 Kilo (Damen) und zwischen 33 und 43 Kilo bei den Herren. Damit sollen Unterschiede im Körpergewicht ausgeglichen werden. • Die Schlitten kosten etwa 5.000 Euro. Die Sportgeräte stellt der Verband. • Skeleton entstand Ende des 19 Jahrhunderts im schweizerischen St. Moritz. Seit 2002 ist es wieder olympische Sportart - nach 1928 und 1948.

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VERANSTALTUNGEN Halveraner Weihnachtsmarkt Der 32. Halveraner Weihnachtsmarkt findet vom 30. November bis zum 2. Dezember in der Bahnhofstraße und im Kulturbahnhof statt. Neben attraktiven Verkaufsständen mit Weihnachtsdeko und der ein oder anderen Geschenkidee, finden sich viele Stände mit leckerer Verpflegung und wärmenden Getränken. Auch das Bühnenprogramm verspricht gute Unterhaltung. Für die Kinder gibt es u.a. ein Karussell und ein Glücksrad. Die Öffnungszeiten sind am Freitag von 17 bis 20 Uhr, Samstag von 14 bis 20 Uhr und Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

Weihnachtsmarkt in Valbert Der 24. Valberter Weihnachtsmarkt findet am ersten Adventwochenende (1./2. Dezember) an der Evangelischen Kirche statt. Veranstalterin ist die Initiative Gemeinsam für Valbert. Heimische Vereine, Privatpersonen, die Kirchengemeinden und viele andere, nur keine fliegenden Händler, bereiten sich seit Wochen darauf vor, mit ihren Angeboten dem Markt ein besonderes Flair zu geben. Am Sonntag gibt es darüber hinaus ein großes Kuchenbuffet in der Kirche. Öffnungszeiten sind am Samstag von 12 bis 21 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Weihnachtsmarkt an Historischer Brennerei Der Weihnachtsmarkt rund um die Brennerei in Rönsahl findet am 1. und 2. Dezember statt. Ihn zeichnet aus, dass nicht in erster Linie der Kommerz die Hauptrolle spielt, sondern dass das Ganze von der Vielfalt an Aktionen profitiert, die von Vereinen und Privatpersonen durchgeführt werden. Mit Feuer, Fackeln und Kerzen wird eine stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen. Eine Attraktion ist der wohl höchste Adventskranz im Märkischen Kreis.

Geschichtenschmiede lesen aus neuem Buch Die Autorinnen der VHS-Geschichtenschmiede lesen am Sonntag, 2. Dezember, um 15 Uhr auf der Kleinkunstbühne des TuS Meinerzhagen aus ihrem neuen Buch „Hotel Nannsen - Nur auf der Durchreise“. Ein Grand Hotel alter Schule, das ist das Hotel Nannsen in Hamburg. Die Seniorchefin hat das Zepter längst abgegeben, aber sie weiß es nicht mehr. Immer noch so elegant wie ihr Leben lang, besucht sie gelegentlich die neuen Zeiten, die man fürsorglich vor ihr zu verbergen sucht. Ihr Sohn trägt das Erbe nur widerwillig, er malt lieber, mehr schlecht als recht, wie die meisten finden, und liebt an dem Haus nur die großzügige Weite seiner Gänge, die ihm als Galerie dienen. Die wahre Chefin im Haus ist die junge Geschäftsführerin, die viel von der modernen Welt hält, manchmal ein bisschen zu viel. Dennoch leistet sich das Nannsen so etwas Altmodisches wie einen Gigolo, der allerdings schwer an seiner beruflichen Last trägt, und einen Empfangschef, der eine geheime Leidenschaft für teure Parfüms hat. Sie alle haben ein Geheimnis, schwerer das eine, skurriler das andere. Die Autorinnen der VHS-Geschichtenschmiede haben einen Roman in Episoden geschrieben, ein in allen Farben sich drehendes Kaleidoskop von Geschichten, die eines Tages durch die Drehtür des Nannsen gekommen sind. Sie erzählen von Menschen, die nur auf der Durchreise sind, und von denen, die bleiben, weil das Hotel ihr Leben ist.

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Weihnachtsmarkt rund um die Margarethenkirche Die Stadt Kierspe und die Ev. Kirchengemeinde veranstalten gemeinsam den Weihnachtsmarkt rund um die Margarethenkirche am 8. und 9. Dezember. An den Ständen bieten Hobbykünstler, Vereine und Gastronomen ein breites Angebot von weihnachtlichen Waren über Geschenkartikel bis zu kulinarischen Leckereien an. In der Kirche wird ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. Öffnungszeiten sind am Samstag von 14 bis 22 Uhr und Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

Unweihnachten - Humoreske mit Text und Musik Zu einer unterhaltsamen Humoreske mit Texten von Harald Martenstein lädt KUK (Verein für Kommunikation und Kultur e.V.) für Donnerstag, den 13. Dezember um 20 Uhr in die Stadthalle Meinerzhagen ein. Die Besucher dürfen sich auf eine ganz besondere Version des Weihnachtsoratoriums freuen. Manuel Munzlingers „Oboe in Jazz“, dazu gehören auch HD Lorenz (Bass) und Stanley Schätzke (Piano) mit Heikko Deutschmann als Sprecher, sind mit „Unweihnachten“ in der Volmestadt zu Gast. „Unweihnachten“ ist eine unterhaltsame Konzertlesung, sowie eine originelle Mischung von Musik und Text, die das unsentimentale Herz rührt. Der preisgekrönte Kolumnist Harald Martenstein definiert in seinen Weihnachtsgeschichten den Begriff Besinnlichkeit neu. Der Oboist und Komponist Manuel Munzlinger macht aus dem Leseabend ein konzertantes Erlebnis. Karten gibt es im Vorverkauf für 20 Euro (ermäßigt 10 Euro), an der Abendkasse kostetet der Eintritt 24 Euro (12 Euro).

Fotoverein Halver zeigt „Unsere Art“ Der Fotoverein Halver eröffnet am Sonntag, 16. Dezember, um 11.30 Uhr in der Villa Wippermann die Ausstellung „Unsere Art“. Den Besucher erwartet ein Nebeneinander von Werken aus unterschiedlichen Bereichen der Fotografie: Naturfotos werden neben technisch höchst anspruchsvollen Tropfen-Fotos zu sehen sein, Architekturfotos kontrastieren mit Landschaftsbildern, am Computer verfremdete Arbeiten sind neben experimentellen Aufnahmen zu sehen, Reisefotos hängen neben Portraits und Arbeiten aus der Street-Fotografie. „Wir sehen die Welt und das Leben auf unsere Art und präsentieren diese Sicht auf unsere Art dem Betrachter“, meint Uta Gronau, eine der Organisatorinnen. Im Foyer des Museums werden außerdem die drei höchstprämierten Arbeiten aus einem Wettbewerb mit dem Thema „Froschperspektive“ ausgestellt. Auf einem großen Bildschirm wird zusätzlich eine Fotoschau laufen, die man auf bereitgestellten Sitzgelegenheiten in Ruhe genießen kann. Die Ausstellung kann bis zum 17. März 2019 in der Villa Wippermann besucht werden.

Weihnachtsmarkt in Meinerzhagen Der Weihnachtsmarkt in Meinerzhagen hat am zweiten Adventswochenende, 8. und 9. Dezember, rund um die Jesus-Christus-Kirche geöffnet, am Samstag von 13 bis 20 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Der 9. Dezember ist zudem verkaufsoffener Sonntag.

Melodic Metal mal anders: Skylight Unplugged Die Meinerzhagener Melodic-Metal-Band Skylight tauscht am Samstag, 12. Januar, für einen Abend die E- gegen Akustik-Gitarren und präsentiert auf der Kleinkunstbühne des TuS Meinerzhagen sowohl eigene als auch gecoverte Lieder in einem neuen Klanggewand. Einlass ist um 20, Beginn um 20.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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AUS COOLER IDEE WIRD KLASSE MITMACH-AKTION

Magischer Act und Flashmob – Musikalischer Adventskalender geht in die 3. Runde jedem selbst überlassen. „Es kann sich auch jemand mit der Blockflöte auf den Alten Markt stellen“, umreißt sie das bewusst unkompliziert gehaltene Angebot. Für die Initiatorin ist das auch eine Möglichkeit, zu zeigen, was die Stadt musiklisch zu bieten hat.

Türchen öffnen sich auch digital

Auf dem Kassenband bewegen sich Lebensmittel. Zwischen den Regalen bewegen sich Menschen. In die Geräuschkulisse des Supermarktes mischt sich melodisches Summen. Aus Tönen werden Lieder. – Der Kassenraum im Rewe-Markt in Halver wird zur Konzertbühne. Der Flashmob des Projektchores Oberbrügge war 2017 ein Highlight des musikalischen Adventskalenders. Der geht zum 1. Dezember in die dritte Runde. „Lauter Türchen voll Musik“, wirbt die Stadt auf ihrer Homepage jetzt schon für das vorweihnachtlich Kultur-Ereignis und pflegt damit ein Alleinstellungsmerkmal im Volmetal. „Wir werden nicht alle 24 Türchen vollkriegen, aber viele Termine stehen schon fest“, sagt Andrea Reich. Sie managt den Terminkalender der Stadt Halver samt Homepage und koordiniert für den Stadtverband musiktreibender Vereine ehrenamtlich die Auftritte. „Irgendwann hab ich das gesehen und fand es ganz cool“, sagt sie. So cool, dass sie einen musikalischen Adventskalender auch für Halver anregte. Musikvereine, Chöre, aber auch Einzelpersonen können sich präsentieren und ein musikalisches Türchen gestalten. Wer was wie macht, bleibt

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„Manche Konzerte finden vor Weihnachten ohnehin statt“, sieht sie in den üblichen Auftritten der Chöre eine gute Basis. Andere nutzen die Bühne, sich zu präsentieren oder für sich zu werben. Beim Marketing für die Auftritte hilft Andrea Reich. Der Stadtverband der musiktreibenden Vereine ist das Dach über der Aktion. „Es macht einfach Spaß“, freut sie sich über die Resonanz der Aktion, die sie angestoßen hatte. Für Tage, an denen es keine Live-Auftritte gibt, öffnet sich trotzdem ein Türchen im Kalender - virtuell. Das geht dann um Mitternacht auf und zeigt ein Youtube-Video der möglichen Protagonisten. Inzwischen haben auch Chöre aus benachbarten Kommunen wie der Dahlerbrücker Gesangverein oder das Meinerzhagener Vokalensemble Vivendi Gefallen an dem musikalischen Adventskalender gefunden – und singen in Halver mit. Und ein vorweihnachtliches Highlight wird es auch in diesem Jahr geben. Bei der magisch-musikalischen Weihnacht sorgt ein singender Zauberer für besondere Momente: Arnd Clever. Und einen Flashmob wird es auch wieder geben, lässt Hartmut Clever vom Projektchor Oberbrügge durchblicken. Andrea Reich kann sich gut vorstellen, den musikalischen Adventskalender auf die Region Oben an der Volme auszudehnen. „Wir haben 18 Chöre im Volmetal. Das macht Sinn“, sagt sie mit Blick auf die Nachbarkommunen und setzt dabei auf Engagement und Eigeninitiative. Dass es nicht so schwer ist, ein attraktives, niederschwelliges Angebot zu machen, hat der Stadtverband der musiktreibenden Vereine in Halver vorgemacht. • •

Wer ein Türchen öffnen möchte, kann sich an Andrea Reich wenden: thealbertsingers@web.de Eine Progammübersicht gibt es ab 1. Advent auf der Homepage der Stadt Halver: www.halver.de


Komplett lecker. Autor Detlef Schlüchtermann

VON LEEREN PILZPFANNEN UND ABSTRUSEN STERNE-MENÜS Als ich als junger Mann im Sauerland bei der Westfälischen Rundschau (viele werden sich sicherlich noch an diese einst so stolze Zeitung erinnern) anfing, begeisterte mich mein damaliger Redaktionsleiter für die Früchte des Waldes. Wenn der Herbst kam, gab es kein Halten mehr. Oft ging es sogar in der Mittagspause in den nahegelegenen Forst, um Maronen, Steinpilze, Rotkappen, Stockschwämmchen etc. für den heimischen Herd zu sammeln. Meine Leidenschaft war geweckt und hielt sich auch in den letzten 30 Jahren konstant. Mal waren die Erträge übersichtlich, ein anderes Mal freuten sich Freunde und Verwandte über Steinpilzvariationen in größeren Mengen, roh mit gutem Olivenöl als Carpaccio, scharf angebraten mit Basilikum, Zitronenthymian und einem Stich Butter, mal in feinen Süppchen oder als Beilage zum üppigen Braten. Selbstgesammelte Pilze gab es aber immer. Bis zu diesem Jahr. Zwar hat sich mein Wohnort zu den mir bekannten Pilzrevieren in der Zwischenzeit etwas entfernt, doch in den Wald lockt es mich in den Herbstwochen auch heute noch regelmäßig. Fünfmal habe ich einen Versuch unternommen. Und das Erstaunliche: Nicht einmal wurde ich fündig. Noch nie habe ich so wenige Pilze gesehen, geschweige denn gute Exemplare einsammeln können. Nicht einen Steinpilz, keine Marone und auch keinen Pfifferling habe ich gesichtet. Die Folgen der extremen Trockenheit bringen mich zum Grübeln. Müssen wir uns jetzt häufiger auf solche Klimaveränderungen einstellen? Experten beantworten diese Frage mit einem klaren ja. Eine schreckliche Vision.

Auch Winzer leiden unter Trockenheit Bei einem Besuch Ende des Sommers in der französischen Provence erlebte ich ein ähnliches Phänomen der Klimaveränderung. Hier ging es nicht um Pilze, sondern um Wein. Die Winzer klagten über die extrem lange Trockenheit. Sie registrieren diese Veränderungen schon über einen langen Zeitraum hinweg. Während in den 70-er Jahren die Lese erst Mitte September begann, geht es jetzt oft schon Ende August los. Eine Tendenz, die alle Weinbaugebiete erfasst hat. Denn je reifer die

Traube, desto mehr Zucker ist drin, der wiederum in Alkohol umgewandelt wird. Der Wein wird alkoholreicher und verliert seine Finesse, was Kenner und Genießer abschreckt. Während die südeuropäischen Winzer wohl zu den Verlierern zählen, gewinnen die Weinbauern in ehemals kälteren Regionen wie Deutschland, aber auch England und sogar in Skandinavien. Und da bin ich auch schon beim 3. Thema. Wer sich mit Essen und Trinken beschäftigt, dem wird nicht entgangen sein, dass im hohen Norden eine extrem regionale Küche in der Spitzengastronomie gepflegt wird. An sich eine gute Idee, die Produkte aus der Nachbarschaft zu beziehen. Auch das Sauerland bietet hier tausend Alternativen zu Lamm aus Neuseeland, Barsch aus Afrika und Früchten aus Brasilien. Schwierig wird’s, wenn die nordische Leitkultur gegen fremde Zutaten verbissen verteidigt und nichts anderes mehr zugelassen wird. Auf die Spitze wird diese Esskultur gerade im neuen Noma, einem Edelrestaurant in Kopenhagen, getrieben. Hier servieren Kellner Terrarien mit essbarem Moos und Blumentöpfe mit essbarer Erde (aus geröstetem Malz und Nüssen). Aus Algen und Birkenholz werden neue Lebensmittel gewonnen. Das Prinzip der lokalen Radikalisierung wird ad absurdum geführt. Ein kleiner Ausschnitt aus der Menüfolge: - heiße Brühe mit Eichhörnchenferment - Tatar vom Rentierherz an mit Ameisen angereicherte Sauce - Rentierflechte - Zungenspieß mit Kiefernnadeln - Fichtenzapfensalat - Getrocknete Pflaume gefüllt mit Fasanenherz und Rharbarberpaste - Ragout von Entenbeinen mit Quark Klingt zwar interessant, aber nicht unbedingt lecker. Und wer das alles genießen möchte, muss fürs 22-Gänge umfassende Menü 350 Euro auf den Tisch legen. Na gut, ich find’, man kann’s auch übertreiben. Ihnen wünsch’ ich jedenfalls ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches 2019!

Wohl bekomm‘s! 41


DIE HÖCHST GELEGENE GASTSTÄTTE DER REGION Auf 663 Metern Seehöhe lässt es sich an der Nordhelle gut rasten

Text Horst vom Hofe Fotos Martin Büdenbender

Von Horst vom Hofe

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GEBAUER • KAUS RECHTSANWÄLTE FACHANWÄLTE PARTNERSCHAFT mbB

Hinter Wirtin Sabine Teschner und ihrem Team liegt eine arbeitsreiche Saison. Das anhaltend gute Wetter dieses Jahres bescherte auch der höchst gelegenen Gaststätte des Märkischen Kreises überdurchschnittlich viele Gäste. Doch in den eigentlich wohlverdienten Winterschlaf geht es jetzt mitnichten. Das beliebte Ausflugslokal in 663 Metern Seehöhe auf der Nordhelle inmitten des Naturparks Ebbegebirge ist nämlich ganzjährig geöffnet – und wird von Wanderern, Radfahrern und auch Skilangläufern gleichermaßen gern genutzt. Die Gaststätte liegt direkt neben dem Robert-Kolb-Turm. Dieser wurde am 21. September 1913 nach einjähriger Bauzeit eingeweiht und ist benannt nach dem aus Dortmund stammenden Ingenieur Robert Kolb (1867 – 1909). Kolb gilt als Pionier und Wegbereiter des Wanderns in des Wortes bester Bedeutung in der westfälischen Region. In seiner Funktion als Vorsitzender der Wegekommission des 1891 gegründeten Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) arbeitete Kolb ein Netz von Wanderstrecken im Sauerland und eine neue Systematik für die Wegzeichen bisher vorhandener Wege aus. Er erdachte als Markierung für diese nun sogenannten Hauptwanderstrecken ein weißes Andreaskreuz und weitere einfache, weiße

Geometrien für die untergeordneten Wanderwege, wie sie zum Großteil heute noch im Vereinsgebiet (Sauerland, Bergisches Land, südliches Ruhrgebiet) für die Markierung von Wanderwegen verwendet werden. Das weiße Andreaskreuz wurde von zahlreichen anderen Wandervereinen für deren Hauptwanderwege, unter anderem für die Europäischen Fernwanderwege, übernommen. Schon 1907 waren 3.000 Kilometer Hauptwanderwege und ca. 3.000 km Ortswanderwege nach seiner Systematik gekennzeichnet. Der nach Robert Kolb benannte Turm bietet Fernsichten bis weit über das Siebengebirge und ins Münsterland hinein. 2011 wurde die Anlage nach erfolgter aufwendiger Renovierung mit einem großen Fest wiederöffnet. Die Anlage steht auf sozusagen historischem Terrain. An gleicher

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Stelle sind schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder Türme erbaut worden. So ließ der französische Kaiser Napoleon I. in der von ihm besetzten Provinz Westfalen hier den ersten Turm aus Stein errichten. Allerdings nicht damit sich die Bürger des Fernblicks über die Bergwelt des Ebbegebirges erfreuen sollten, sondern aus ganz anderer, strategischer Erwägung: Per SpiegelTelegraph konnten vom Turm aus Nachrichten an die Truppen in seinem damals großen Herrschaftsgebiet verschickt werden. Der Standort dafür war gut gewählt. Nirgendwo zwischen der Nordhelle und der Nordseeküste zwischen Flandern und Schleswig-Holstein gibt es nämlich eine höhere Erhebung. Der 1890 errichtete Holzturm diente dann tatsächlich ausschließlich als Aussichtsturm. Noch einmal zu kriegerischen Zwecken missbraucht wurde die Nordhelle während des 2. Weltkriegs, als unweit des KolbTurms ein sogenannter NachtjägerLeitstand der deutschen Luftwaffe eingerichtet war, vornehmlich für die Führung der deutschen Abfangjäger im Luftkampf gegen die alliierten Bombenflugzeuge eingesetzt. Die benachbarte Gaststätte ist vom Terminus her eigentlich eine „Hütte“ des SGV und wird von diesem auch eigenständig betrieben. Das HüttenTeam unter Leitung der Meinerzhagenerin Sabine Teschner bietet neben rustikaler Gemütlichkeit ein deftiges Angebot an Speisen und Getränken

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für hungrige und durstige Wanderer, die sich hier stärken wollen. Ganzjährig geöffnet, täglich außer montags und donnerstags, jeweils von 12 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Darüber hinaus buchbar und gut nachgefragt auch für Feiern und Gesellschaften außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Die Gaststätte auf der höchsten Erhebung des gesamten nordwestlichen Sauerlands ist mit den vielen gekennzeichneten und teils befestigten Wandwegen ein zu jeder Jahreszeit beliebtes Ausflugsziel für erholungsuchende Spaziergänger, Wanderer, sportlich aktive Mountainbiker, Reiter, Nordic-Walker. Ein ausgeschilderter Naturlehrpfad, verschiedene Wintersportmöglichkeiten und das gut frequentierte Übungsgelände von Drachen- und Gleitschirmfliegern zählen zu den weiteren Attraktionen. Wanderer des „Sauerland Höhenflug“ finden die Gaststätte direkt an der Hauptroute. Das Restaurant verfügt über 48 Sitzplätze. Der große Biergarten bietet weiteren 50 Personen Platz, um hier eine erholsame Rast einzulegen. Der von hier gut einsehbare Abenteuerspielplatz ermöglicht es Eltern, sich in Ruhe verwöhnen zu lassen, während die Kinder nach Herzenslust toben können. Kontakt: Telefon 02357 / 3876 sabine.teschner@gmail.com www.wandernmk.de robert-kolb-turm

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NEUANFANG ALS LANDHAUS NORDHELLE Von Wolfgang Teipel

Vertreter der beiden Kirchenkreise und Uwe Martens, Gunnar Schlicht sowie Tobias Kogge (Geschäftsführer der neuen Eigentümergesellschaft)

Das evangelische Tagungszentrum Haus Nordhelle wird zum „Landhaus Nordhelle“. Ab 1. Januar 2019 übernimmt die Grundstücksgesellschaft Landhaus Nordhelle GmbH die Einrichtung von den bisherigen Trägern, den beiden Kirchenkreisen Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn. Superintendent Klaus Majoress sieht dem Abschied vom Haus der Begegnung mit Wehmut aber auch Zuversicht entgegen. Und auch für seine Amtskollegin Martina Espelöer (Kirchenkreis Iserlohn) ist die Besiegelung der Verträge mit den Investoren aus Halle an der Saale Abschied und Neuanfang zugleich. „Nicht ohne Trauer, aber auch mit Freude übergeben wir Haus Nordhelle an die neuen Eigentümer, die es weiterführen wollen. Und wir freuen uns, dass wir als Kirche weiterhin mit unseren Gruppen und Kreisen willkommen sind“, erklärt Klaus Majoress als Vorsitzender des bisherigen Trägerverbundes. Mit dem Verkauf des Tagungszentrum haben die beiden Kirchenkreise klare Beschlüsse ihrer Kreissynoden umgesetzt. Die Kirchenparlamente hatten im Sommer 2017 die Reißleine gezogen. Schon zuvor war deutlich geworden war, dass die beiden Kirchenkreise das Haus auf Dauer nicht wirtschaftlich weiter tragen könnten. Seit der umfassenden rund drei Millionen Euro teuren Modernisierung von Haus Nordhelle, mussten sie jährlich ein Defizit von rund 500.000 Euro ausgleichen. Der Grund: Die Übernachtungsgäste, die Haus Nordhelle in die schwarzen Zahlen bringen sollten, blieben insbesondere unter der Woche aus. Der Tagungsbetrieb habe sich sehr gut entwickelt, erläuterte Klaus Majoress. Leider habe das aber nicht zur Steigerung der Übernachtungszahlen geführt. Eine weitere Ursache: Aufgrund der schrumpfenden Kirchengemeinden hat die Nachfrage nach den kostenintensiven hauseigenen Bildungsangeboten von Haus Nordhelle nachgelassen. Uwe Martens, Gunnar Schlicht und Tobias Kogge sind die neuen Gesellschafter und Betreiber des künftigen „Landhaus Nordhelle“. Sie stammen aus Halle und sind seit 17 Jahren im Immobilienbereich tätig. Ihre Objekt-

gesellschaft betreibt unter anderem Warenhäuser und Parkgaragen. „Wir haben hier eine hochmotivierte Mitarbeiterschaft und ein erstklassiges Haus vorgefunden“, erklärt Uwe Martens. Jetzt gehe es darum, dieses Potenzial zu heben. Einzelheiten zum neuen Konzept wollen die drei Gesellschafter in Kürze vorlegen. Klar sei aber, dass die kirchlichen Gruppen, die Haus Nordhelle bisher genutzt hätten, weiter willkommen seien, betonte Martens. „Die kirchlichen Gruppen bilden die Basis für die künftige Entwicklung des Hauses“, ergänzt Gunnar Schlicht. Vor diesem Hintergrund bleibe auch die Kapelle mit Glockenturm, die bei der Renovierung erst entstanden ist, weiter erhalten. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den beiden Kirchenkreisen werde mit dem 1. Januar 2019 nicht abbrechen, versicherten die neuen Eigentümer „Wir werden gemeinsam für das Haus Verantwortung zeigen“, betont Superintendent Klaus Majoress. Die Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung hatte Haus Nordhelle bereits mit dem Weggang des ehemaligen Geschäftsführer Christian Graf eingestellt. Sie sind jetzt zentral im Kirchenkreis Iserlohn angesiedelt.

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KERSPETALSPERRE

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... ein Geheimtipp unter den Ausflugszielen

von Martin Büdenbender

Ganz im Westen des oberen Volmetals liegt die Kerspetalsperre. Mit 15,5 Millionen Kubikmetern Volumen und einer Oberfläche von 150 Hektar hat sie eine beeindruckende Größe. Trotzdem bleibt sie weitestgehend unbeachtet. Umringt von dichtem Baumbewuchs ist die Trinkwassertalsperre nur von wenigen Stellen, und dort auch nur zum Teil, einsehbar. Der direkte Zugang zum Ufer ist für Erholungssuchende gesperrt. Selbst die Staumauer kann nicht begangen werden. Das Einzugsgebiet des Stausees ist Wasserschutzgebiet. Dennoch ist die

zwischen Halver, Kierspe und Wipperfürth gelegene Talsperre einen Besuch wert. Im waldreichen Umfeld gibt es einiges zu sehen.

30 Meter hohe Staumauer aus Bruchstein Keinen Kilometer oberhalb von Rönsahl ragt die imposante Staumauer der zwischen 1908 und 1912 aus Bruchsteinen erbauten Kerspetalsperre empor. Rund 30 Meter misst sie in der Höhe, 360 Meter in der Länge. Vor gut zwei Jahrzehnten wurde sie zuletzt saniert und verstärkt. Sie bekam einen Kontrollgang und eine vorgesetzte Dichtwand. Sämtliche Betriebs- und Überwachungseinrichtungen wurden erneuert und eine Kleinwasserkraftanlage mit insgesamt 135 kw Leistung wurde eingebaut. Rechts und links der Staumauer führt ein Fußweg hinauf zur Mauerkrone. Von dort ist der Blick, auch ohne die Mauer betreten zu können, auf weite Teile der Talsperre


möglich. Auf einer grünen Wiese neben der Staumauer ist eine kleine Freiluft-Ausstellung alter Armaturen zu sehen, die früher einmal im Betrieb der Talsperre verwendet worden waren. Mehrere Hinweisschilder informieren über das Thema Wasser. Die Talsperre dient der Trinkwassergewinnung der Städte Wuppertal, Wipperfürth und Remscheid. Von Großfastenrath oberhalb der Staumauer der Talsperre kommt man nach kurzer Fahrt in Richtung Halver auf einer wildromantischen Nebenstrecke am Fuchsloch vorbei. Mit „Fuchsloch“ ist die Erlebnisgastronomie von Gut Voswinkel gemeint. Sie bietet ein besonderes Ambiente für kleine und große Gesellschaften und ausreichend Platz zum Tanzen.

Idyllisches Mühlenschmidthausen Am äußersten Ende der Kerspetalsperre, dort wo die Kerspe in die ersten Vorstaubecken fließt, liegt idyllisch mitten im Wald der Ort Mühlenschmidthausen. Nur wenige Meter weiter in Richtung Kierspe kann man links vom Weg die Reste der „Gießerei Schwanke“ entdecken. Eine historische Stätte. An dieser Stelle soll im 14./15.Jahrhundert die frühe Form eines mit Wasserkraft betriebenen Schmelzofens für Eisenerz gestanden haben. Nach einem Intermezzo als Kornmühle wurde das Gebäude, in dem früher der Schmelzofen stand, im 18. Jahrhundert als Reckhammer eingerichtet. Nach seinem letzten Besitzer wurde es „Schliecks Hammer“ genannt. Nach dem Krieg kaufte der Gießereimeister Eduard Schwanke den alten Hammer und nutzte ihn als Gießerei. Nach seinem Tod 1982 wurde die Gießerei restauriert und

modernisiert und von der Stadt Kierspe unter Denkmalschutz gestellt. Eine Zeit lang waren hier Besichtigungen möglich. Doch inzwischen ist die Gießerei unbewohnt und verfällt.

Sehenswerte Ölmühle in Rönsahl Besser geht es da der Ölmühle in Rönsahl. Auch sie steht unter Denkmalschutz, befindet sich aber in privatem Besitz und ist bewohnt. Der Blick über die Fischteiche auf das alte Mühlenhaus ist absolut sehenswert. Die Fischteiche wurden schon 1907 von der Familie Voswinkel angelegt. Sie hatte zuvor eine Fischzucht im Bereich des Gehöfts Hersbach betrieben und musste mit dem Bau der Talsperre nach Rönsahl umsiedeln. Ursprünglich ist die Ölmühle eine Pulvermühle gewesen, was 1680 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1900 wurde das Gebäude als Denkmal im bergischen Stil neu aufgebaut. 1982 erhielt das Denkmal ein originalgetreues neues Wasserrad. Die Ölmühle ist nicht die einzige Sehenswürdigkeiten in Rönsahl. Insbesondere die Kornbrennerei ist einen Besuch wert. In dem Kultur- und Technikdenkmal wurde bis vor 16 Jahren Alkohol aus Weizenkorn destilliert.

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2002 ging die Anlage in den Privatbesitz des damaligen Rönsahler Ortsvorstehers und Ortsbürgermeisters Horst Becker über, der sie für einen symbolischen Betrag an den von ihm 2008 mitbegründeten Verein „Historische Brennerei Rönsahl e.V.“ verpachtete. Unter der Regie dieses Vereins hat sich die Brennerei zu einem Veranstaltungs- und Kulturzentrum für die Rönsahler entwickelt. Seit einigen Jahren ist hier auch eine kleine Privatbrauerei ansässig. Rönsahler Landbier ist inzwischen mehr als ein Geheimtipp. Führungen durch die Brennerei sind nach Vereinbarung möglich. (Kontakt roho. becker@t-online.de). Eine weitere Besonderheit stellt die evangelische Servatiuskirche in Rönsahl dar. Der Wehrturm stammt aus spätromanischer Zeit. Die Kirche sowie ihre historische Pfeiffenorgel,eine der wertvollsten der Region, stehen seit mehreren Jahren unter Denkmalschutz. Sonntags um 10 Uhr ist dort Gottesdienst. Auf Anfrage (02269/7425) kann die Kirche auch besichtigt werden.

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M

Inh. Ursula Illing • Frankfurter Str. 7 • 58553 Halver Tel.: 0 23 53 / 66 62 48 • Fax 0 23 53 / 27 50 E-Mail: info@schmuckecke-halver.de www.schmuckecke-halver.de

SC H

Ein Ort weiter, in Ohl, stößt man auf das Schwarzpulvermuseum. Es wurde 2004 in der liebevoll restaurierten Villa Ohl eingerichtet. Sie wurde um 1810 von dem Pulver- und Eisenfabrikanten Carl-Theodor Cramer erbaut. In den ehemaligen Wohnräumen der Villa kann man sich sonntags (von 14 bis 17 Uhr, letzter Einlass 16 Uhr) über die einstige Pulverfabrikation informieren. Welche Bedeutung diese für die Region rund um die Kerspetalsperre einmal gehabt hat, zeigt heute noch ein Blick ins Telefonbuch. Dort stößt man gleich auf ein Dutzend Adressaten mit dem Namen Pulvermacher.

U C K

Im Land der Pulvermacher

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RÖNSAHL: EIN DORF MIT ZUKUNFT Es gibt viele Gründe, um zu bleiben 2000 Seelen zählt Rönsahl. Wenn man das Umland hinzurechnet sind es knapp 3000, also auch nicht viel mehr. Mitten durch den Ort führt ziemlich gradlinig die B237. Schnell rein, schnell wieder raus. Nur zwei Fußgängerampeln bremsen den Verkehrsfluss. Dazwischen eine Tankstelle. Gibt es noch mehr Gründe in Rönsahl mit dem Pkw anzuhalten? Durchaus, findet Ortsbürgermeister Holger Scheel. Etwa um die historische Brennerei, in der eine Privatbrauerei ihren Gerstensaft braut, zu besichtigen. Oder um der evangelischen Servatiuskirche einen Besuch abzustatten. Vielleicht hat man auch Appetit auf einen kleinen Imbiss, den man im „Imbiss-Bus“, einem gleich neben der Tankstelle gelegenen umgebauten MVG-Bus, einnehmen kann. Oder wer Lust auf ein Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen hat, ist im Café Pause oder bei Konditor und Bäckermeister Sascha Kelm an der richtigen Adresse. Ein paar Schritte weiter kann man sich in der „Alten Post“ mit Lesestoff versorgen. Dort unterhält die Stadtbibliothek Kierspe eine Nebenstelle.

Rönsahl ist Startpunkt für erholsame Wanderungen ins Ebbegebirge.

Von Martin Büdenbender Und wer gerne kocht, darf sich an die Event-Küche „KochBar“ wenden, die im geschmackvoll umgebauten Kuhstall des ehemaligen Peveling-Hofes direkt hinter der Brennerei entsteht. Hinzu kommen die landschaftlichen Reize der waldreichen Gegend des kleinen unterhalb der Kerspetalsperrre gelegenen Dorfes. „Wir leben und wohnen dort, wo andere gerne Urlaub machen“, schmunzelt Holger Scheel.

1395 erstmals urkundlich erwähnt Nicht schlecht, für den kleinen Flecken, der 1395 erstmals urkundlich erwähnt wurde, und einst ein bedeutender Standort für die Pulverfabrikation war. 1969 wurde Rönsahl im Zuge der kommunalen Neugliederung in die Stadt Kierspe eingegliedert. Seine Eigenständigkeit hat das Dorf deswegen dennoch nie so ganz aufgegeben. Bestes Beispiel sind die Aktivitäten des Trägervereins „Historische Brennerei Rönsahl e.V.“ Ortsbürgermeister Holger Scheel verweist nicht ohne stolz darauf , dass der Trägerverein rund 200 Mitglieder zählt. Das sind beachtliche zehn Prozent der Einwohner Rönsahls. Die unter Denkmalschutz stehende Brennerei hat sich, nachdem die Firma Krugmann 2002 den Brandbetrieb einstellte, in den vergangenen zehn Jahren unter der Leitung des Vereins zum kulturellen Mittelpunkt des dörflichen Lebens entwickelt. Der Trägerverein sorgt mit großem Engagement und guten Ideen dafür, dass das kleine Rönsahl lebenswert bleibt. Dazu gehören auch so grundlegende Dinge, wie Gewährleistung der Versorgung der Menschen vor Ort mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Neben den bereits

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Aus einem ehemaligen Kuhstall ist eine Event-Küche mit schickem Festsaal geworden

genannten Einrichtungen verfügt Rönsahl über Lebensmittelgeschäft, Getränkemarkt, Postagentur mit Lottoannahmestelle, Schuhhändler und Radio- und Fernsehwerkstatt.

Funktionierendes Gemeinschaftsleben Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Ort dieser Größe über eine derart gute Infrastruktur verfügt, weiß Holger Scheel. „Wir wollen keine Schlafstadt sein.“ Darum lassen die Rönsahler den Dingen nicht ihren Lauf. Gegen die Schließung der katholischen Kirche etwa haben sie sich lange mit Erfolg gewehrt. Ein dafür gegründeter Förderverein hat die Schließung über fünf, sechs Jahre hinauszögern können. Als dann 2016 doch das Aus kam, fand sich

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für die wegen ihrer eigenwilligen Architektur „Schafstall“ genannte katholische Kirche schnell ein privater Käufer. Orgelpfeifen schmücken seit kurzem die Außenwand der Kirche. Der Investor spiele mit dem Gedanken, „das Gebäude als Museum für Kirchenorgeln zu nutzen“, erklärt Holger Scheel. Gäbe es einen besseren Verwendungszweck für eine vom Bistum aufgegebene Kirche? Seit der Schließung der katholischen Kirche teilen sich die Rönsahler ein Gotteshaus. Gottesdienste beider Gemeinden, evangelisch und katholisch, finden nun in der evangelischen Servatiuskirche statt. Das ist gelebte Ökumene und wird landesweit als beispielhaft empfunden. Auch das leerstehende Haus Petra hat man wieder belebt.


In der „Alten Post“ ist die Stadtteilbücherei untergebracht

Ortsbürgermeister Holger Scheel stärkt sich am Imbiss-Bus.

Blick in die Servatiuskirche

Hier wurde das Café Pause eröffnet, das von Menschen ben. Ein Neubaugebiet wird derzeit erschlossen. Übrimit Behinderung betrieben wird. An der Meienbornstragens, im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ße soll demnächst mit Hilfe von Geldern aus dem euwurde Rönsahl im September zum zweiten Mal in Folge ropäischen Förderfonds LEADER der Kinderspielplatz zu mit der Silber-Medaille ausgezeichnet. Eine schöne Aneinem „Calithenics Park“ ausgebaut. „Das ist eine Art erkennung für das Engagement der Rönsahler. Fitness-Studio unter freiem HimDie ehemalige katholische Kirche hat einen Käufer gefunden mel“, erklärt Holger Scheel. Damit werde der Spielplatz zu einem Mehrgenerationen-Park aufgewertet, in dem sich jung und alt sportlich betätigen oder entspannen könnten. Der Förderantrag für das 60.000- bis 70.000-Euro-Projekt sei in Bearbeitung. Die Anstrengungen um ein funktionierendes und lebenswertes Rönsahl tragen Früchte. Die Einwohnerzahl ist in den letzten Jahren nahezu konstant geblie-

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HAUPTROLLE FÜR TIERISCHE BEWOHNER

Einrichtungsleiterin Anna-Lena Pieper und ihre Stellvertreterin Daniela Seidel präsentieren den neuen Glücksfelle-Kalender.

Von Wolfgang Teipel

Von der Hauptrolle zur Belastung: Im Schalksmühle Tierheim Dornbusch leben Hunde, Katzen und viele andere Geschöpfe, um die sich ihre Vorbesitzer nicht mehr kümmern konnten oder wollten. Das ist das Schicksal vieler Vierbeiner. Beim Tierschutzverein für Lüdenscheid und Umgebung e. V. sind sie gut aufgehoben. Manche finden auch wieder ein neues Zuhause. So wie Rex. Neun Jahre musste er warten. Dann war es endlich so weit. Für die neuen Besitzer hatte Rex das gewisse Etwas. Was für eine Story. Für die Fotografin Nina Schneider strahlen nahezu alle Tiere etwas Besonderes aus. Ihr Blick auf die Tierwelt hat das Dornbusch-Team überzeugt. Deshalb vertrauten Tierheimleiterin Anna-Lena Pieper und Co. der Fotografin aus dem Volmetal das Foto-Shooting für den Jahreskalender 2019 an, in dem die tierischen Bewohner des Tierheims über zwölf Monate die Hauptrolle spielen. Schon im Juni war über die sozialen Medien ein Fotografen Casting ausgerufen worden. Jeder, der gern fotografiert, ob Profi oder Laie, konnte sich bewerben. Mehr als 30 Fotografen meldeten sich bei der Jury und schickten ihre Bewerbungsfotos ein. „Wir waren überwältigt und haben mit so vielen Bewerbungen nicht gerechnet“, sagt Anna-Lena Pieper. „Unsere vierköpfige Jury hat über 100 Fotos gesichtet.

Zur Alten Post 6-8 58540 Meinerzhagen Telefon: 0 23 54 / 27 62 www.buecher-schmitz.de Montag - Donnerstag: 9.00 -13.00, 14.30 -18.00 Uhr Freitag: 9.00 -18.00 Uhr Samstag: 9.00 -13.00 Uhr

© Fotoatelier Albrecht

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Die Entscheidung fiel wirklich nicht leicht“. Nina Schneider hinterließ schließlich den stärksten Eindruck. Dazu kam: Sie wollte ihre Fähigkeiten aus vollem Herzen für den guten Zweck zur Verfügung stellen. Schnell folgte dann das Shooting der Tierheimbewohner für den Glücksfelle-Kalender 2019. Da wurden Hasenohren in Szene gesetzt, Katzen bespaßt und Hunde für den treuesten Seelenblick mit Kuscheleinheiten bestochen. Auch Artos war mit von der Partie, präsentiert jetzt den Glücksfelle-Kalender mit und hofft nun auch ein Glücksfellchen zu werden. Der Kater sucht nämlich noch ganz dringend ein Zuhause. Artos ist schon 13 Jahre alt, sehr lieb und verschmust. Sein besonderes Markenzeichen ist sein Stummelschwanz, den er von einem Autounfall zurückbehalten hat. „Tierheimtiere zu fotografieren ist etwas ganz Besonderes, aber auch anstrengend und zeitaufwändig. Grace, Chiko und Stefan sind Models mit dem gewissen Etwas. Etwas mehr Sturheit, etwas mehr Eigensinn aber vor allem ganz bezaubernd“, fasst Nina Schneider ihre Erfahrungen als Tierheimfotografin zusammen. Das Ergebnis ihrer Arbeit ein wunderbarer Kalender, dessen Erlös zu 100 Prozent dem Tierschutz zugutekommt. Erworben werden kann der Glücksfelle-Kalender 2019 für 7,50 Euro direkt im Tierheim oder bei folgenden Verkaufsstellen: Dr. Uwe Peuser, Zur schönen Aussicht 1, 58515 Lüdenscheid Lotto Toto Laden, Stieborsky Welzholz GbR, Buckesfelder Straße 100, 58509 Lüdenscheid Lotto Nitsch, Wilhelmstraße 1, 58511 Lüdenscheid Lüdenscheider Nachrichten, Schillerstraße 20, 58511 Lüdenscheid Salon Gaby, Grabenstraße 6, 58511 Lüdenscheid Jagdhaus Weber, Reblin 11, 58849 Herscheid


Die Four Valleys

Druckluftraum

Reine Frauensache

REINE FRAUENSACHE PRÄSENTIERT MUSIKALISCHE BEZIEHUNGSKISTEN Konzert am 6. April mit lieben Gästen: Die Four Valleys und Druckluftraum „Beziehungskisten“ überschreibt der Chor Reine Frauensache aus Valbert sein Konzert, das am 6. April 2019 um 18.30 Uhr in der Ebbehalle Valbert stattfindet. Dafür haben sich die Valberter Sängerinnen mit dem Männerchor Die Four Valleys aus Plettenberg und der Band Druckluftraum aus Kierspe liebe Gäste eingeladen. Reine Frauensache e. V. – das sind rund 20 Frauen von Mitte 20 bis Mitte 70. Der Chor ist vor fünf Jahren aus dem früheren A Capella-Chor Valbert hervorgegangen und wird von Christoph Ohm geleitet. Gesungen werden moderne Songs auf Englisch und Deutsch, u.a. von Coldplay, Glee, Alice Merton, Adel Tawil. Auch der ein oder andere Rock-Klassiker (z.B. von Metallica) findet sich im Repertoire. Die Frauen möchten damit am Puls der Zeit bleiben und auch jüngere Frauen begeistern. „Klassische Literatur, Schlager und kirchliche Themen überlassen wir anderen Chören, da gibt es genug Angebote“, sagt die 1.

Vorsitzende Brigitte Schulte selbstbewusst. Angst vor der englischen Sprache braucht keine zu haben. „Zu den englischen Texten gibt es immer eine Übersetzung, damit wir wissen, was wir da überhaupt singen, und bei Bedarf auch eine Noten-Fassung mit Lautschrift“, erklärt Vorstandsmitglied Andrea Hengstenberg. Die Liederauswahl treffen die Sängerinnen gemeinsam. Chorleiter Christoph Ohm schreibt dann den Sängerinnen die Arrangements sozusagen auf den Leib. Beim „Beziehungskisten“-Konzert führt Reine Frauensache u.a. die Lieder Can´t stop loving you, Auf anderen Wegen, This is the life, No roots, Lasse red’n auf. Die Four Valleys passen mit ihrem überwiegend modern ausgerichteten Repertoire wunderbar zu Reine Frauensache. Die Coverband Druckluftraum gibt bekannten Songs vor allem aus den 1990er und 2000er Jahren ihren eigenen Stil.

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GOLDSCHMIEDIN AUS LEIDENSCHAFT

Von Martin Büdenbender

Mareike Seuthe startete vor zwölf Jahren als jüngste Goldschmiedemeisterin Deutschlands

„Jeder ist seine Glückes Schmied.“ Wer könnte das besser behaupten als ein Goldschmied. So ganz lässt Mareike Seuthe dieses Sprichwort nicht gelten. Denn mit Glück allein hatte es schließlich nichts zu tun, dass die Meinerzhagenerin 2005 mit gerade einmal 23 Jahren jüngste Goldschmiedemeisterin Deutschlands wurde und schon ein Jahr später den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Dazu gehörten vielmehr Fleiß und eine gehörige Portion Mut.

Dass Mareike Seuthes Goldschmiede nun bereits seit zwölf Jahren besteht, ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass sie in diesen Beruf nicht hineingewachsen ist, sondern bei Null angefangen und ihren kleinen Betrieb ganz alleine aufgebaut hat. Im Jahr 2000 begann sie ihre Ausbildung in einer renommierten Goldschmiede in Dortmund. 2005 schloss sie unmittelbar nach ihrer Gesellenprüfung die Meisterschule in Münster ab. Nach diversen Tätigkeiten als Goldschmiedmeisterin in Siegen und Wiesbaden wagte sie im Dezember 2006 den Schritt in die Selbständigkeit, eröffnete ein Jahr später ihr Goldschmiede mit einer großen Ausstellung und stellte noch im gleichen Jahr ihre erste Auszubildende ein. 2009 feierte die Goldschmiede Seuthe Neueröffnung in vergrößerten Räumlichkeiten in der Fußgängerzone, ehe sie 2015 ihren jetzigen Standort in die Kirchstraße 10 bezog. Unterstützt wird Mareike Seuthe von ihrer Mutter Christine und von Goldschmiedegesellin Ina Spiering.

Trauringkurse sind der Renner Die Kirchstraße 10 ist seit drei Jahren Standort der Goldschmiede.

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Zur kleinen Erfolgsgeschichte fällt mir gleich ein weiteres Sprichwort ein: „Handwerk hat goldenen Boden.“ Aber auch das will die Meinerzhagenerin so nicht stehen


lassen. Goldschmieden haben, wie der gesamte Einzelhandel, im Zeitalter von Amazon und Co. keinen leichten Stand. Aus der Reihe der Juweliere, Uhren- und Schmuckgeschäfte ist in Meinerzhagen nur noch Mareike Seuthes Goldschmiede übrig geblieben. Eine Goldschmiede ist bei weitem keine Selbstläuferin. Da muss man sich etwas einfallen lassen, um zu bestehen. Und das hat Mareike Seuthe getan. „Wir haben im Laufe der Jahre unseren ganz eigenen Stil entwickelt, den Schmuck zu kreieren“, betont sie. „Und wir bieten Goldschmiedekurse.“ Eine ausgefallene Idee, die sich zu einem wichtigen Bestandteil des Geschäfts entwickelt hat. Seit zehn Jahren bietet Mareike Seuthe ihre Trauringkurse an. Brautpaare fertigen unter ihrer Anleitung selbst ihre Trauringe. Persönlicher kann man sich nicht beschenken. Die Kursteilnehmer sind begeistert. Das Angebot der Meinerzhagener Goldschmiede hat sich schnell herumgesprochen. Nicht nur aus dem Volmetal, sogar aus Münster, Köln, Dortmund und anderen Großstädten nehmen inzwischen Paare an den Kursen teil. Nicht weniger erfolgreich sind die seit fünf Jahren angebotenen Goldschmiedekurse für Kleingruppen bis fünf Personen. Sie sind oft schon Wochen vorher

Persönliche Beratung wird groß geschrieben.

ausgebucht. „Viele, die einmal teilgenommen haben, sind Wiederholungstäter geworden und kommen immer wieder“, freut sich Mareike Seuthe.

Freude an der Gestaltung von Schmuck Zurück zum Tagesgeschäft: Schmuck gefertigt nach den Ideen der Goldschmiedemeisterin und nach den Wünschen der Kunden, das ist die Stärke des drei Mitarbeiter zählenden Teams. Die Meinerzhagenerin spricht von „Inspiration“ und von „Ideen, die nicht zufällig kommen“. Sie seien vielmehr das Ergebnis intensiver gedanklicher und experimenteller Arbeit und, so betont sie, „das Resultat von der Freude an der Gestaltung von Schmuck“.

Übernachtung zu Bestpreisen HOTEL BAUER bietet insgesamt 19 komfortabel eingerichtete Zimmer mit kostenlosen WLAN, TV und auf Wunsch Telefon. Auf Anfrage können Sie gerne Ihr Haustier mitbringen. Unsere Einzel- und Doppelzimmer sind frisch renoviert und gemütlich eingerichtet. Das reichhaltige Frühstück ist im Preis inklusive.

Alles unter einem Dach HOTEL BAUER bietet neben den Hotelzimmern den optimalen Platz für Feiern jeglicher Art bis zu 120 Personen. Es gibt jede Menge Gründe zu feiern. Ob Hochzeit, Geburtstag, Jubiläum oder einen ganz besonderen Tag. Bei HOTEL BAUER liegt Ihr Fest ab 30 Personen in guten Händen.

Eine kleine Auszeit Gönnen Sie sich eine Wanderpause oder einfach ein paar schöne Stunden auf unserer Terrasse. Von Anfang Mai bis Ende September bieten wir unseren Gästen an Sonn- und Feiertagen zwischen 14:00 und 17:00 Uhr eine kleine Auswahl an frischen Kuchen, Waffeln und Torten.

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.

Wir setzen Ihre Wünsche um und organisieren für Sie ein unvergessliches Fest.

Genießen Sie Kaffee und Kuchen im HOTEL BAUER.

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Viel mit Silber wird in der Kirchstraße gearbeitet, und mit einer besonderen Form der Oberflächengestaltung. Auch ganz ausgefallene Wünsche werden umgesetzt, etwa aus Erbstücken oder aus Altgold neue Schmuckstücke geschaffen. Schmuck von der Stange spielt eine untergeordnete Rolle. „Von den Standardsachen möchten wir uns abheben.“

Individuell gefertigter Schmuck, statt schmuckloses Einerlei, damit sollen die Kunden glücklich gemacht werden. Wenn das gelingt, dann ist auch die Goldschmiedemeisterin glücklich „Es ist einfach schön zu sehen, wie sich die Leute freuen. In diesem Moment weiß ich: Ja, da hast du alles richtig gemacht!“

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Im neuen Glanz erstrahlt unser neu gestalteter Showroom! Von Kaffee- und Snackautomaten über Wasserspendern bis hin zu den Füllprodukten können Sie bei uns alles ausprobieren und verkosten. Unsere komplette Produktpalette, dazu zählen verschiedene Kaffeesorten, Milchpulver, Kakao, Snackartikel und Kaltgetränke können Sie natürlich auch käuflich bei uns erwerben. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und sind Montag bis Freitag in der Zeit von 08:00 - 16:30 Uhr für Sie da.

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LIEDERMACHERIN SOPHIE KNOPS LIVE D i e O s n a b r ü c ke r Sängerin und Musikerin Sophie Knops gastiert am Samstag, 16. März 2019, um 20.30 Uhr auf der Kleinkunstbühne des TuS Meinerzhagen. Der Eintritt ist frei. Sophie Knops hat als 15-Jährige den Singer-Songwriter-Slam 2012 in Mönchengladbach gewonnen. Seitdem ist das Leben der nunmehr 21-Jährigen aufregend geworden. Viele Konzerte mit internationalen Größen wie Joscho Stephan oder Jon Gomm, drei CD-Produktionen und auch viele neu komponierte Songs standen seither auf dem Programm. Sie überrascht mit einem besonderen Gitarrenspiel à la Ben Howard oder Andy McKee, einer weichen Stimme und selbst komponierten englischen Songs aus einer Mischung von Folk, Pop und Blues, in denen sie ihre Erlebnisse und Gefühle verarbeitet.

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MINIGOLF GEHT IMMER SSC Halver betreibt einzige Indoor-Anlage in NRW

Minigolf, das weckt Erinnerungen. Erinnerungen an Ausflüge mit den Eltern. „Was unternehmen wir denn heute mal mit den Kindern?“ Minigolf ging immer. Im Sommer, versteht sich. In Halver gibt es allerdings seit zwei Jahren die Möglichkeit, auch im Herbst und Winter Minigolf zu spielen: in der Pingvin-Minigolfworld am Berliner Platz. Der Sterngolf-Sport-Club (SSC) Halver eröffnete die Minigolfhalle im Oktober 2016 und verfügt damit über ein Alleinstellungsmerkmal. „Wir sind der einzige Verein in Deutschland, der eine Minigolfhalle betreibt; weitere sind in privater Hand“, stellt SSC-Vorsitzender Klaus Zeisler fest. Darüber hinaus ist die Halveraner Indoor-Anlage die einzige in Nordrhein-Westfalen, die den Vorgaben des Deutschen und des Internationalen Bahnengolfverbandes genügt. So können hier auch im Winterhalbjahr offizielle Turniere durchgeführt werden. Gleichzeitig steht die Minigolfworld auch allen Hobbyminigolfern zur Verfügung.

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Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender

Viel Zeit und Geld investiert Wie sind die Halveraner zu ihrer Minigolfhalle gekommen? Mit gleich zwei Außenanlagen verfügte der SSC bereits über sehr gute Spiel- und Trainingsbedingungen. Als sich dann die Gelegenheit bot, die kompletten 18 Bahnen von einer Anlage in Dortmund zu erwerben, griffen die Halveraner zu. Der rührige Verein (aktuell 44 Mitglieder) mietete die schon lange leerstehenden Räume eines ehemaligen Lebensmittelgeschäfts am Berliner Platz. Die 18 Bahnen wurden in Dortmund ab-


Ligaspieler reisen von weit her zum Training an Auch wirtschaftlich haben die Verantwortlichen des SSV den Aufwand nicht bereut. „Die Besucherzahlen sind in Ordnung“, stellt Kassierer Werner Zeisler fest. Miete und Instandhaltungskosten würden durch die Einnahmen gedeckt. Die Indoor-Anlage wird gerne auch von auswärtigen Spielern zum Wintertraining genutzt. Das Haupteinzugsgebiet erstreckt sich bis Schalksmühle, Lüdenscheid und Wipperfürth. Aber auch von weiter her reisen Ligaspieler an, um über den Winter Spielpraxis zu behalten. Einige Nationalspieler nutzen die Halle regelmäßig für ihr Training. Der SSC veranstaltet zudem acht Turniere pro Wintersaison. Turnierwochenenden in dieser Saison sind: 15./16. Dezember Adventsturnier, 5./6. Januar Seniorencup, 26./27. Januar Sauerland-Cup, 16./17. Februar Halveraner Bären-Cup, 2./3. März Halveraner Hallenfinale.

gebaut, sorgfältig aufgearbeitet und in penibler Feinarbeit in der Halle exakt ausgerichtet. Viel Zeit und Geld - etwa 25.000 Euro - hat der SSC Halver investiert, ehe die Minigolfworld eröffnet werden konnte. Seitdem haben die SSC-Minigolfer hervorragende Spiel- und Trainingsbedingungen das komplette Jahr über. Das schlägt sich in sportlichen Erfolgen nieder. In diesem Sommer feierten beide SSC-Mannschaften den Aufstieg. Die 1. Mannschaft schaffte den Sprung von der Verbandsliga in die 3. Bundesliga Nord. Die 2. Mannschaft stieg in die Bezirksliga auf. „Wir haben auch einige neue Mitglieder gewonnen“, zählt Klaus Zeisler einen weiteren positiven Effekt auf. Nicht zuletzt aufgrund der guten Voraussetzungen beim SSC kommen dessen Mitglieder nicht nur aus Halver, sondern auch aus der weiteren Umgebung. Das schlägt sich auch in der Vorstandszusammensetzung nieder. Klaus (1. Vorsitzender) und Werner Zeisler (Kassierer) sind Halveraner; die 2. Vorsitzende Beate FuchsCronenberg kommt aus Schalksmühle, Geschäftsführer Klaus Dunker aus Plettenberg. Stephan Römer (Kierspe) als Sportlicher Leiter und Christian Scheider (Lüdenscheid) als Jugendleiter komplettieren das Vorstandsteam des SSC.

Öffungszeiten: Mo - Fr 7 - 18 Uhr, Sa 8 -17 Uhr, So 8 -18 Uhr Bäcker mit Herz GmbH Zu Alten Post 6 - 8 ∙ 58540 Meinerzhagen Tel. 0 23 54 / 7 78 51 51 ∙ kontakt@torten.com

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Ihr Scherflein tragen auch die Hobbyspieler bei. Im Thekenbereich mit Sitzgelegenheiten können sie sich nach der Spielrunde stärken. Die Bewirtung wird ebenso wie die Pflege und Unterhaltung der Anlage ehrenamtlich von SSCMitgliedern durchgeführt.

Gute Idee für Geburtstagsoder Betriebsfeiern Saison für das Minigolfen in der Halle ist von September bis Ende März/Anfang April. Im Sommer bleibt die Anlage geschlossen. Öffentliche Spielzeiten sind mittwochs bis freitags von 15 bis 20 Uhr und samstags und sonntags von 12 bis 20 Uhr. Änderungen der Öffnungszeiten z.B. aufgrund von Turnieren werden frühzeitig auf der Homepage bekanntgegeben. „Außerhalb der Öffnungszeiten kann man die Anlage ebenfalls buchen“, betont Klaus Zeisler, „zum Beispiel für Weihnachts-, Geburtstags- oder Betriebsfeiern, für jede Gruppe mit mehr als zehn Personen.“ Erst eine Runde Minigolfen, dann zum geselligen Teil übergehen - eine gute Idee. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, also demnächst vor der Frage stehen: Was unternehme ich denn heute mit der Familie?, haben Sie die Antwort parat: Minigolf geht immer. Kontakt Tel. 02353/6655866 (während der Öffnungszeiten) Tel. 02391/13438 (außerhalb der Öffnungszeiten)

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Von Horst vom Hofe

ALS RENTNER AUF DIE ALM

Peter Rades aus Meinerzhagen als Helfer eines Hüttenwirts im Pitztal im Einsatz

Seine Stammtischbrüder hielten es zunächst eher für einen Witz: „Wenn ich mal in Rente bin, gehe ich auf die Alm“, erklärte Peter Rades seinen Mitstreitern von den „Gipfelstürmern“, die sich regelmäßig freitags in der Meinerzhagener Traditionsgaststätte „Rose“ treffen. Das gemeinsame Faible für die Welt der Berge, das sich im Namen der vor nun schon fast fünfzig Jahren gegründeten Runde ausdrückt, manifestiert sich auch in den jeweils im Turnus von zwei Jahren durchgeführten Ausflügen zu Zielen in der Alpenregion. Seit 2015 ist Peter Rades (67) im Ruhestand – und machte seine Ankündigung wahr. In diesem Jahr verbrachte er seinen zweiten Sommer auf einer Almhütte als universell einsetzbare Aushilfskraft eines Tiroler Hüttenwirts. „Ob mit oder ohne Bezahlung: Wer einen temporären Job am Berg annimmt, tut das meist aus Überzeugung. Der Hütten-Alltag kann hart und stressig sein, die Mitarbeit auf der Alm nicht minder anstrengend und fordernd. Und doch wird man üppig entlohnt. Vor allem durch die Berge. Wer kann schon behaupten, morgens freien Blick auf ein Gipfelmeer zu haben?“ So ist es auf der Internetseite von Bergwelten.com zu lesen, einer von mehreren österreichischen Adressen für die Anwerbung von Hilfskräften für die zahlreichen bewirtschafteten Hütten in den Alpen. Auch Peter Rades wurde bei der Suche nach einem Ferienjob im Internet fündig. Schon kurz nach Hinterlegung seiner persönlichen Da-

ten erhielt er einen Anruf. „Hier spricht der Werner. I bin Wirt auf der Kielebergalm. Wennst wullst, sollten wir uns mal treffen und schaun, obs passt“, so ungefähr verlief in der Erinnerung des Meinerzhageners die erste Kontaktaufnahme. Peter Rades fuhr ins Pitztal nach Wenns, traf dort den interessierten Hüttenwirt, schaute sich dessen Almhütte an – und man merkte beiderseits: „Die Chemie stimmt - das könnte was werden!“ Und so verbrachte der Ruheständler aus dem hügeligen Sauerland dann im vergangenen Jahr von Mai bis September seinen ersten Sommer in der Welt der Zwei- und Dreitausender Bergriesen der Ötztaler Alpenregion. 36 Rinder zu betreuen, auch das zählte bei seinem ersten Einsatz als Hüttenhelfer zu den Aufgaben von Peter Rades. Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit aber stand die Beköstigung der zahlreichen Wanderer, die in der in rund 1800 Meter Seehöhe an einem beliebten Fernwanderweg (E5) gelegenen Alm einkehren und sich hier mit deftigen Speisen und erfrischenden Getränken verpflegen. „Ich war sozusagen der Mann für alles“, so Peter Rades. Servicekraft, Küchenhelfer, Spüler, Ansprechpartner für die Touristen. Bei gutem Wetter bedeutete das in der Zeit zwischen 10 bis 19 Uhr jede Menge Stress für das Zweierteam bestehend aus dem Hüttenwirt Werner und seiner deutschen Aushilfskraft – nur an besonde-

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asteralm in der Nähe von Arzl. Ein echter Geheimtipp für Wanderer auf 1756 Metern Seehöhe. Von hier kann man die wunderschöne Aussicht über den Tschirgant, die Zugspitze, die Mieminger Berge ins Inntal, die Gipfel des Vorderen Ötztales sowie über das Hochzeigergebiet auf den Kaunergrat genießen. Schon die Wiedereröffnung der Hütte am Pfingstwochenende wurde zu einem großen Erfolg. Es herrschte ein riesiger Andrang von einheimischen wie auswärtigen Gästen, die gespannt waren auf das Angebot des neuen Hüttenwirtes – an dessen Seite wieder der Helfer aus Deutschland im Dauereinsatz war.

ren Stoßzeiten meist an den Wochenenden kam auch Hilfe in Person der Ehefrau des Wirtes mit auf den Berg. „Nach getaner Arbeit, wenn die letzten Gäste gegangen waren, habe ich es genossen, auf einer Bank mit hochgelegten weil ziemlich müden Füßen zu sitzen und den herrlichen Panoramablick genießen zu können“, erinnert sich Peter Rades. Er fühlte sich sehr gut und familiär aufgenommen. Bei freier Kost und Logis und mit dem Trinkgeld, das die zufriedenen Gäste gern gaben, wurde der erste Sommereinsatz zu einer Sache, die sich auch finanziell einigermaßen rechnete. „Kummst wieder im nächsten Summer?“ fragte ihn sein Arbeitgeber auf Zeit, der mittlerweile längst auch zu einem guten Freund geworden war. Dabei stand für diesen Sommer zugleich ein Umzug an. Hüttenwirt Werner wechselte zur Hoch-

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„Obwohl es diesmal eigentlich viel zu warm war, in dieser als Jahrhundertsommer bezeichneten Saison, hatten wir deutlich mehr Gäste zu bewirten als auf der kleineren Kielebergalm, erinnert Peter Rades. Die Erholung kam diesmal deutlich zu kurz – und deshalb freute sich der Meinerzhagener am Ende sehr auf den anschließenden Urlaub, den er sozusagen im Kontrast diesmal in Portugal verbrachte – mit seiner Kölner Lebensgefährtin Marie. Die hatte ihn auch einmal für zwei Wochen in den Bergen besucht – aber für sich festgestellt, dass sie doch eher ein Stadtmensch ist und deshalb ein längerer Aufenthalt dort eher nicht in Frage kommt. „Aber sie gönnt mir durchaus die Sommer auf der Alm und bringt Verständnis für meine Pläne auf, die auch für 2019 wieder einen Einsatz dort vorsehen. Diesmal vielleicht auf einer Almhütte in einer anderen Region.“ Dass es dafür das passende Angebot für ihn geben wird, daran zweifelt der Meinerzhagener nicht. Kann er doch mittlerweile auf ausreichend einschlägige Erfahrung verweisen.


„Ich kann mittlerweile sogar im Fass Butter herstellen und einen echt guten Kaiserschmarrn auf den Tisch zaubern“, verrät Peter Rades. „Mal schauen, wohin es mich diesmal führen wird.“ Auf jeden Fall aber steht eines fest: Auch der Ausflug seiner Freunde vom Stammtisch Gipfelstürmer im Jubiläumsjahr 2021, wenn man das 50jährige Bestehen dieser Runde feiern kann, wird in die Berge gehen und Peter Rades kann dann sicher den einen oder anderen Insidertipp in die Planung einbringen.

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Von Horst vom Hofe

ALTE LIEBE ROSTET NICHT Meinerzhagener Oldtimer-Stammtisch pflegt Geselligkeit bei Benzin-Gesprächen Mit seinen 79 Lenzen ist der Kiersper Edwin Dupslaff der Senior in den Reihen des Oldtimer-Stammtischs Meinerzhagen. Und mit dreizehn betagten Blechkarossen verfügt der passionierte Sammler auch über den größten Fuhrpark. Darunter ein Borgward Isabella Coupé vom Baujahr 1959, mit dem er auch zum jüngsten Treffen mit Gleichgesinnten in der Landgaststätte Reinhold im Schatten der sehenswerten Bunten Kerke im benachbarten Lieberhausen anreiste. Einmal im Monat versammeln sich die Mitglieder dieser Runde, die ein gemeinsames Motto verbindet: „Alte Liebe rostet nicht!“ „Wir sind offen für jeden Interessierten, ob Mann, ob Frau, gleich welchen Alters – und unabhängig von der Automarke, für die sein Herz schlägt“, erklärt Michael Hinz. Der 41-Jährige fungiert als Leiter der Gemeinschaft, die 2004 gegründet wurde und mittlerweile rund 40 Mitglieder zählt. Sie kommen aus Meinerzhagen, Kierspe sowie angrenzenden Orten der Region Sauerland und Oberberg. Der Oldtimer-Stammtisch Meinerzhagen ist zwar kein eingetragener Verein. Aber er ist offiziell anerkannt als Regionaltreff durch zwei Dachorganisationen: den VdH – das ist der Verein der Heckflossenfreunde, wohinter sich der größte Verein Deutschlands verbirgt, der sich der Pflege des automobilen Kulturgutes der Marke Mercedes Benz verschrieben hat und von dem Unternehmen als Markenclub anerkannt ist; sowie durch die MBIG, eine Vereinigung von Liebhabern von Mercedes-Benz Fahr-

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zeugen aus den Jahren 1953 bis 1991. Zu dieser Spezies zählt sich auch Michael Hinz. Er besitzt einen Benz der W 123 Baureihe, die als Vorläufer der heutigen E-Klasse in den 70ern und 80ern das meistgebaute Fahrzeug der Autobauer aus dem Ländle war. „Wir sind in unserer Stammtisch-Runde aber nicht an Marken gebunden, verstehen uns letztlich als wirklich


men konnte. Einen Opel 6 Cabrio, 2 Liter Hubraum, 6-Zylinder, Baujahr 1936! Exakt 46 453 Fahrzeuge dieses Typs wurden davon einst gebaut – nur noch ganz wenige sind heute noch fahrbereit – so wie das 2009 erstmals rundum restaurierte und seitdem gehegt und gepflegte Exemplar der Meinerzhagener Unternehmerfamilie Fuchs. Einen anerkannten und noch für den Straßenverkehr zugelassenen Oldtimer erkennt man übrigens am Kennzeichen: Das „H“ steht dabei für „historisch“ und wird auf der rechten Seite des Kfz-Kennzeichens geführt. Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurden und weitestgehend in Originalzustand bzw. fachmännisch restauriert sind, können nach entsprechender Begutachtung und Anerkennung durch den TÜV auf diese Weise gekennzeichnet werden und genießen dann auch Vorteile steuerlicher und versicherungstechnischer Art.

In den Sommermonaten werden die Treffen so gelegt, dass man dabei auch das eine oder andere sehenswerte Ausflugsziel in der heimischen Umgebung ansteuern und kennenlernen kann. Und dann sorgen die geparkten Oldtimer an den verschiedensten Örtlichkeiten regelmäßig für Staunen und Interesse der Öffentlichkeit. Gern und auch mit Hilfe von mitgeführten Infoblättern geben die stolzen Besitzer der ins Rampenlicht geratenen Oldtimer immer wieder geduldig Auskunft über nachgefragte Details. So wie auch der Attendorner Michael Pastoors (55), der mit einem Ford 12 M zu den Treffen fährt. Baujahr 1968, Vorderradantrieb, 50 PS, mit einem V4-Motor, der unter der Haube erstaunlich wenig Platz einnimmt – deutlich geringere Abmessungen aufweist als heutige Antriebsaggregate. Oder wie Ludwig Fuchs, der von seinem Vater Otto Rudolf Fuchs als Erbstück das Fahrzeug in seinen umfangreichen Oldtimer-Fuhrpark, bestehend sowohl aus alten landwirtschaftlichen Zugmaschinen als auch chromblitzenden Pkws, mit dem ältesten Baujahr im illustren Kreis der Stammtischrunde überneh-

Nicht reden... Machen!

Pixelio zur kommerziellen Verwendung.

bunten und weltoffenen Haufen, was unser Hobby angeht“, erklärt der Meinerzhagener. Man tauscht sich aus, gibt sich gegenseitig Tipps und Ratschläge und teilt die Freude auch am Fortbewegen mit den Oldtimern, die dreißig, vierzig und mehr Jahre auf dem Buckel haben und das ganz sportiv, ohne Servolenkung und andere Hightech-Unterstützung. Es sind die typischen Benzingespräche, die dabei geführt werden und für Harmonie in einer ansonsten durchaus heterogen zusammengesetzten Gemeinschaft sorgen.

Im Winterhalbjahr finden die Treffen des OldtimerStammtischs Meinerzhagen im monatlichen Wechsel in den Meinerzhagener Gaststätten Rose und Theile statt. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen. Dazu hier die Kontaktadresse des Leiters Michael Hinz: Telefon (02354) 701 893, E-Mail Hinz@mercedesclubs.de

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EIN ORT VOLLER LEBEN

Von Wolfgang Teipel

Bürgerzentrum Halver schlägt an der Mühlenstraße ein neues Kapitel auf Ralf Reininghaus und seinen Schachpartner scheint der Trubel kaum zu

trieb und hofft, dass sich im Laufe der Zeit noch zusätzliche Aktivitäten entwickeln.

nung besonders wichtig.“ Rund 300.000 Euro Eigenmittel hat

zwei weitere Räume entstanden. Hier liegt auch das Büro von Claudia Wrede. „Der gesamte Komplex ist komplett barrierefrei“, sagt Michael Brosch. „Das war allen bei der Pla-

Brosch und Claudia Wrede. Die Räume des Bürgerzentrums sind in sich abgeschlossen und könnten genutzt werden, ohne dass die schulische Nutzung durch das Anne-

stören. Die beiden Männer spielen die Stadt Halver in das neue Zentrum ihre Partie in Ruhe zu Ende. Danach „Wer eine Idee für ein neues Ange- gesteckt. „Es hat sich gelohnt“, stellt geht’s in Richtung Kuchentheke. Die bot hat, ist jederzeit willkommen“, der Bürgermeister fest. Das Konzept Schachspieler stellen sich brav an. sagt sie. Begegnen, vernetzen, bera- für das neue Bürgerzentrum wurde Schlange stehen im neuen Halve- ten – das Bürgerzentrum soll sich zu von einen Ehrenamtsgremium entraner Bürgerzentrum. Bürgermeis- einem festen Anlaufpunkt für mög- wickelt. „So konnten sich nach der ter Michael Brosch lässt den Blick lichst viele Menschen in Halver ent- Entscheidung für den neuen Standort schweifen. „Es ist rappelvoll hier“, wickeln. Deshalb hat Claudia Wre- viele aktive Halveraner beteiligen.“ freut sich der Rathaus-Chef. Das de auch ein offenes Ohr für Gruppen Immerhin mussten die Wünsche von wünscht er sich auch für die Zukunft. und Vereine, die die Einrichtung bis- 20 Vereinen, Gruppen und InstitutioDas Bürgerzentrum Am Park ist seit lang noch nicht genutzt haben. nen unter einen Hut gebracht wereinigen Wochen Geschichte. In den Das Bürgerzentrum bietet auf rund den. „Das hat wunderbar funktioRäumlichkeiten der ehemaligen 410 Quadratmeter ebenerdiger Flä- niert.“ Besonders stolz ist Michael Ganztagsschule an der Mühlenstra- che viele Möglichkeiten. Im großen Brosch darauf, dass das Projekt in 15 ße haben Halveraner Vereine und Aufenthaltsraum steht die Theke zur Monaten Bauzeit umgesetzt werden Gruppen jetzt ein neues Kapitel auf- Essensaufbewahrung. Ein Raumteiler, konnte. „Alle Unternehmen haben geschlagen. Die ehemalige Mensa der je nach Bedarf zur Seite gescho- fantastisch mitgezogen“, sagt er. Daneben dem Schuleingang und wei- ben werden kann, sorgt für Flexibili- bei sei zu berücksichtigen, dass die tere Räume sind für den Techniktreff, tät. Die angrenzende Küche hat eine Auftragsbücher vieler Betriebe ohnedie Doppelkopfrunde, das neue Ju- neue Küchenzeile erhalten. hin voll seien. nior-Café, die Kantorei, den Litera- Dahinter liegt einer der beiden Flu- „Jetzt soll das Bürgerzentrum ein Ort turkreis, die AWO-Senioren und vie- re. Im ehemaligen Medien- und Ru- voller Leben werden – ein Ort, an le andere zur neuen Drehscheibe für hebereich der Schule sind Toiletten- dem die Menschen zusammenkomihre Aktivitäten geworden. räume für Männer und Frauen sowie men, gemeinsam ihre Freizeit ge„Der Übergang von der Von-Vincke- ein Behinderten-WC angesiedelt. An stalten und sich Alt und Jung ausStraße zur Mühlenstraße ist reibungs- der Fensterfront zum Parkplatz sind tauschen“, wünschen sich Michael los verlaufen“, berichtet Bürgermeister Michael Brosch. „Da ist nichts angebrannt.“ Das war auch für Claudia Wrede, Leiterin des Bürgerzentrums, wichtig. Sie managt den Be-

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Ein süßer Gruß: Claudia Wrede, Leiterin des Bürgerzentrums, und Bürgermeister Michael Brosch präsentieren eine leckere Torte.

Frank-Gymnasium oder künftig auch die Arbeit der VHS Volmetal beeinträchtigt wird. Inzwischen bereichern zwei neue Angebote das Bürgerzentrum. Das Jugendcafé „Aquarium“ lädt montags von 15 bis 17 Uhr zum Junior-Tag an. Dazu kommt der Technik-Treff 2.0. Ab 19 Uhr tüftelt dann die Gruppe „Maker,“ und lädt zum Mitmachen ein. Wer hier mitwerkeln möchte, sollte sich vorher über die E-Mail-Adresse techniktreffhalver@gmail.com anmelden. Die „Maker“ berichtet Claudia Wrede, wollen ab Januar 2019 auch ein Repair-Café ins Leben rufen. Dann werden die Technikbegeisterten zusammen mit anderen, deren Küchengeräte oder elektronische Spielzeuge den Geist aufgegeben haben, versuchen, diese Dinge vor dem Verschrotten zu retten. Im neuen Bürgerzentrum soll im nächsten Jahr auch der beliebte Mittagstisch wiederbelebt werden. Er war im November 2017 eingestellt worden, nachdem Annelie Huppert und Maria Zittlau nicht mehr zur Verfügung standen. Die beiden Frauen hatten Besucher des ehemaligen Bürgerzentrums über viele Jahre unter hohem persönlichen Einsatz einmal pro Monat bekocht. „Gedanken in Öl und Acryl“ – Claudia Wrede führt im neuen Bürgerzentrum eine Tradition fort. So wie an

der Von-Vincke-Straße werden Künstler aus der Region auch an der Mühlenstraße ihre Werke ausstellen können. In den nächsten vier Monaten sind hier Öl- und Acrylbilder der Hagener Malerin Barbara vor der Brück zu sehen. Die Wohnungsgesellschaft HalverSchalksmühle (WHS) hat die beiden städtischen Immobilien an der Von-Vincke-Straße 22 und 24 sowie das angrenzende Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes übernommen. Sie sollen abgerissen werden. An ihrer Stelle errichtet die WHS seniorengerechte Wohnungen, die als Ergänzung zur WHS-Wohnanlage an der Mittelstraße 15 dienen sollen. Bürgermeister Michael Brosch ist froh über diese Entwicklung. „In Halver und vielen anderen Städten fehlen barrierefreie Mietwohnungen für ältere Menschen“, sagt er. Diese Lücke könne nun durch das neue WHS-Projekt vor Ort ein wenig geschlossen werden. Die WHS greife so den Wunsch vieler Menschen auf, die auch im Alter selbstständig leben möchten, gleichzeitig aber bei Bedarf Unterstützung und Sicherheit im unmittelbaren Wohnumfeld erhalten wollen.

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DER PETZ IST TOT von Gudrun Seeberger Petz, der Bär, ein Kuscheltier. Ein treuer Gefährte, der Nähe und Geborgenheit vermittelt. Ein Beschützer, der Gefahren fernhalten kann. Ein guter Zuhörer, der alle Sorgen versteht. Ein bester Freund fürs Leben. Nun, er war wohl aus der Art geschlagen. Nur seine hünenhafte Erscheinung, sein braunes, dichtes Kopfhaar, das bei der Arbeit unter einer grünen Plastikkappe verborgen war, sein tapsiger Gang und seine kaffeebraunen Augen erinnerten an einen Bären. Sein Wesen dagegen war grob und rau. Er liebte es, mit Worten zu vernichten und bleckte dann wie ein Raubtier seine von Nikotin gefärbten Zähne zu einem breiten Grinsen. Er griff gern hart zu, mit grober Pranke. Diesmal hatte er seine eisernen Krallen in junges Fleisch geschlagen. Und dann hatte er bekommen, was er verdiente. Petz, der Bär war tot. Sie zog die dünne Daunenjacke fester um ihren Körper, versuchte, ganz darin zu versinken. Das Zittern wollte einfach nicht aufhören, obwohl es draußen auch zu dieser späten Stunde noch sommerlich warm war. Sie band ihre schulterlangen, blonden Haare zu einem Zopf, alles andere würde nur Ärger geben und wischte mit dem Handrücken über ihr tränennasses Gesicht. Wenn sie doch nur einen klaren Gedanken fassen könnte. Sie wollte fort, weit weg, das war alles, was sie fühlte. Sie hörte ein verzweifeltes Wimmern, wie von einem verletzten Tier. Woher kam es? Es fraß sich durch ihr Inneres. Weg, nur weg. Sie wühlte in ihrer Handtasche. Verdammt, sie hatte es doch eingesteckt, ganz sicher. Endlich fand sie das Handy. Sie wählte die Nummer, die sie gespeichert hatte. Filialleiter Moritz Müller parkte seinen Wagen wie immer als erster auf dem Parkplatz des Lebensmittelmarktes ein, der in der kleinen Stadt immer noch, wie von jeher, Petz genannt wurde. Als er den Supermarkt betrat, sah er sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Laden war hell erleuchtet als wäre er bereits für die Kunden geöffnet. Ein Putzeimer lag umgekippt im Mittelgang. Das Wischwasser war auf dem Boden verteilt. In Gedanken überschlug er die Zeit, die es brauchen würde, um vor Ladenöffnung noch Ordnung zu schaffen. „Hallo?“, rief er in dem Gefühl nicht allein zu sein. Vielleicht hatten ein paar Jugendliche sich einen Scherz erlaubt. Er ging weiter und spähte in jeden Gang. „Hallo?“

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Selbst in der Fleischabteilung brannte Licht. Er ging hinter die Fleischtheke und hatte plötzlich Mühe, den Fuß vom Boden zu lösen. Eine tiefrote Flüssigkeit klebte auf den Fliesen. Welche Schweinerei war hier passiert? Kein Metzgermeister präsentierte der Kundschaft das Blut der geschlachteten Tiere. „Petz, verdammt“, fluchte er und hielt abrupt inne. Denn Metzgermeister Axel Gehrs, von allen nur Petz genannt, lag hinter der Theke. Ein Hackmesser steckte seitlich in seinem Hals. Blut. So viel Blut. Müller wankte und hielt sich an der Theke fest. Er atmete bewusst durch, tief bis in den Bauch, genau wie er es im Yoga-Kurs gelernt hatte. „Laden nicht öffnen, Polizei rufen“, waren seine ersten klaren Gedanken. „Anna!“ Die Stimme war unerbittlich, „Anna!“ Sie rührte sich nicht, wollte in dieser dunklen Wolke des Vergessens bleiben, die sie umhüllte wie ein weicher schützender Kokon. „Anna!“ Nun rüttelte jemand an ihrer Schulter. Sie stöhnte und öffnete mühsam die Augen. Wie ein Blitz fuhr die Erinnerung in sie. Sie setzte sich aufrecht hin und blickte ihre Mutter an, die auf ihrer Bettkannte saß. „Hat die Tablette gewirkt? Hast du gut geschlafen, mein Mädchen?“ Ihre Mutter strich liebevoll über Annas Haar und wickelte eine der langen Strähnen um ihren Finger wie sie es immer getan hatte, als sie noch klein war. „Du musst aufstehen, Anna, Papa und ich haben die ganze Nacht überlegt. Es ist besser, wenn du von hier verschwindest.“


„Aber ich ... Mama, ich kann nicht weg. Wir sollten zur Polizei...“ Ihre Mutter nahm Annas Gesicht in beide Hände und schüttelte den Kopf. „Glaub mir, das gibt nur Gerede, in der Gemeinde, in der Stadt. Wir lieben dich Anna, was auch immer du getan hast. Du bleibst und bist unsere Tochter.“ „Aber ich...“ Ihre Mutter schüttelte entschieden den Kopf. „Sie werden sagen, du hast ihn provoziert. Du willst anders sein als wir, Anna. Du läufst in Hosen und offenen Haaren wie deine Freundinnen aus der Schule. Du siehst, wohin das geführt hat, Anna. Papa und ich lieben dich trotzdem. Wir wollten dich deinen Weg gehen lassen. Papa war sogar stolz auf dich, wie du das alles geschafft hast mit deinem Job und der Schule. Du bist ein gutes Mädchen, Anna. Aber die Gemeinde wird dich verachten. Er hat dich entehrt. Kein Mann wird dich mehr wollen.“ „Mama, ich will gar nicht heiraten. Ich möchte Abitur ma-

vielleicht den Tieren?“, sinnierte Harry. „Das herauszufinden ist deine Aufgabe!“ Susanne grinste. „Aber schau mal, interessant ist dies hier.“ Sie drehte den Körper aus der Bauchlage in die Rückenposition. Harry pfiff leise durch die Zähne. „So oder so ähnlich stelle ich mir auch mein letztes Stündchen vor.“ Er blickte auf Gehrs geöffneten Hosenschlitz. Susanne schüttelte den Kopf „Glaub mir, das Schäferstündchen war alles andere als romantisch. Er hat überall Kratzspuren und DNA unter den Fingernägeln. Die Frau hat sich heftig zur Wehr gesetzt.“ „Oder der Mann?“ Wieder schüttelte Susanne den Kopf und hob einen Plastikbeutel aus ihrem Koffer. „Wir haben diese Strähne in seiner Hand gefunden. Er hat sie wohl herausgerissen. Das feine, lange Haar und die kleine, silberne Haarspange sprechen eher für eine Frau.“

chen, ich möchte studieren!“ Ihre Stimme überschlug sich, sie weinte nun hemmungslos. „Ich weiß, mein Kind. Das sollst du auch. Aber nicht hier. Papa hat heute Nacht mit seinem Cousin Viktor telefoniert. In der Familie bist du willkommen.“ „In der Schweiz? Was soll ich in der Schweiz?“ „Du wirst dort nicht bleiben, Anna. Du musst weg, weiter weg. Vielleicht nach Kanada. Wir haben auch dort Verwandte. Glaub mir, ich lass dich nicht gerne gehen. Aber die Polizei wird nach dir suchen. Wer wird dir glauben? Willst du ins Gefängnis gehen?“ Auch ihre Mutter weinte nun. „Steh jetzt auf, wasch den Schmutz von dir und pack deine Sachen. Steck deine zerrissene Kleidung von gestern in eine Tüte. Papa und ich entsorgen sie später!“ Ihre Mutter zog die Tür zu und ließ sie allein. Anna stand auf und betrachtete ihren Körper. Schrammen, blaue Flecken überall. Er hatte sehr hart zugegriffen. Würden diese Wunden jemals heilen? „Du sollst nicht töten!“ schoss es ihr durch den Kopf. Sie jedoch hatte es getan. Sie würde dafür zahlen müssen.

äh, Axel Gehrs“, korrigierte sich Filialleiter Müller, „Jenny, die Auszubildende der Fleischabteilug, und Anna Schulte. Anna ist Oberstufenschülerin der hiesigen Gesamtschule. Sie putzt abends nach Ladenschluss und verdient sich so ihr Taschengeld. Blond sind beide. Zurzeit beide, muss man wohl eher sagen. Jenny wechselt öfter mal die Haarfarbe, von rot zu blond, dann wieder pechschwarz. Sogar blaue Strähnen hatte sie schon.“ Müller grinste. „Eigentlich weiß ich gar nicht, was ihre Naturhaarfarbe ist. Warum fragen sie?“ Harry überging die Frage. „Wann kann ich beide erreichen?“ Müller blickte auf seine Armbanduhr. „Anna wird wohl in der Schule sein oder auf dem Weg dorthin. Jenny müsste eigentlich... Ach, da ist sie ja.“ Er blickte sich um und zeigte auf die junge Frau, die zögerlich auf sie zukam.

„Tja, die letzten Personen im Laden waren wohl außer Petz,

Kommissar Hayri Dilak, von den Kollegen Harry genannt, traf erst am Tatort ein, als die Spurensicherung ihre Arbeit bereits getan hatte und ihre Koffer packte. „Was haben wir?“, fragte er seine Kollegin Susanne.

Ein paar Resopaltische, billige Plastikstühle, an den Wänden Werbeplakate, eine Plastikbärenfigur mit dem Namen PETZ als Schriftzug. Einziger Luxus im Raum war der Kaffeevollautomat auf einem IKEA-Schränkchen. Der Pausenraum des Ladens strahlte nicht gerade Gemütlichkeit aus. „Was machen sie denn nach Ladenschluss noch im Geschäft?“, begann Harry seine Vernehmung nach Feststellung der Personalien. „Der Petz, also ich meine Herr Gehrs,“ verbesserte sich Jen-

Sie zog die Kapuze ihres Schutzanzuges vom Kopf und schüttelte ihre roten Locken. „Erschlagen, mit einem Hackmesser. Es traf seine Halsschlagader. Er war sofort tot.“ „Wer tötet einen Metzgermeister bei seiner Arbeit? Außer

ny Schwarz, „ging mit mir abends oft noch das Berichtsheft durch. Manchmal auch Fragen zur Fachkunde.“ Sie senkte den Blick und fuhr sich mit der Hand durch das lange Haar. „Petz, der Bär, das klingt doch eigentlich sehr nett. Und

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dann half er ihnen auch. Also ein netter, bäriger Chef.“ Harry lächelte aufmunternd. „Hmm, hmm!“ Jenny malte mit dem Finger auf der Resopalplatte. Kreuze, sie malt Kreuze, registrierte Harry. „Oder nicht? Hören sie, Jenny, Axel Gehrs ist tot. Ich ermittle hier in einem Tötungsdelikt. Es ist wichtig, dass sie mir die Wahrheit sagen über ihren verstorbenen Chef, egal was es ist, aber die Wahrheit bitte.“ Jenny schaute auf, Trotz blitzte aus ihren Augen. „Er war eher ein Raubtier. Ein wütender, reizbarer Bär.“ Sie legte ihre geballten Fäuste auf den Resopaltisch. „Ich bin Legasthenikerin. Der Petz genoss es, mich bloß zu stellen. Am liebsten vor versammelter Mannschaft. Meist ließ er mich die Tagesangebote auf die Werbetafel schreiben und dann machte er sich über jeden Fehler lustig. Aber in letzter Zeit gelang es ihm nicht mehr.“ Sie lächelte. „Warum nicht?“ „Anna hat mir geholfen. Sie hat meine Fehler auf der Tafel korrigiert. Sie hat mir sogar Nachhilfestunden gegeben und ein Rechtschreibprogramm besorgt. Sie will nicht einmal etwas dafür haben. Ich schenke ihr ab und zu ein Kleidungsstück, das ich nicht mehr tragen will, eine Jeans oder ein Shirt.“ Sie blickte an sich herab. „Wir haben ungefähr die gleiche Figur. Na ja, Anna ist etwas kleiner, aber eine Hose zu kürzen, ist kein Problem für sie. Ihre Mutter hat zu Hause eine Nähmaschine. Die Frauen in der Gemeinde können alle nähen. Nähen, kochen, Kinder kriegen und beten. Das hat Anna immer gesagt, nicht ich.“ Es klang wie eine Verteidigung. „Verstehe. Sie mögen Anna. Und Herr Gehrs, mochte er Anna auch?“ Jenny lachte laut auf. „Nein. Er nannte sie nur die Putzschlampe. Einmal da...“ Sie stockte. „Ja?“, hakte Harry nach. „Einmal, da hat Anna einen Fehler gefunden, den er gemacht hatte. Shicken hatte er auf die Tagesangebotstafel geschrieben, shicken mit sh. Anna hat ihm gesagt, dass man chicken mit ch schreibt.“ Sie grinste. „Hat ihr Chef sich ihnen jemals irgendwie anzüglich genähert?“ Jenny zuckte zusammen. „Woher wissen sie das?“ Sie senkte den Blick und fuhr leise stockend fort: „Ich - ich war immer froh, dass Anna noch da war und - den Laden putzte. Dann kann er nicht - dann wird er nicht, das habe ich immer gedacht. Manchmal hat er mir den Arm um die Schulter gelegt und unters T-Shirt gegriffen. Oder er hat seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. Seine Finger sind immer weiter gewandert. Immer höher. Es war es war einfach eklig. Wenn ich protestiert habe, hat er gelacht und gesagt, ich wäre eine prüde Zicke. Nichts wäre

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mir recht, mal wäre er zu streng, mal zu nett.“ „Das ist sexuelle Belästigung. Sind sie nie auf die Idee gekommen, sich bei ihrem Filialleiter zu beschweren?“ Sie blickte auf, Tränen in den Augen. „Ich wollte ja, zusammen mit Anna. Aber Anna wollte das nicht. Sie braucht diesen Job, hat sie gesagt. Sie möchte studieren und ihre Eltern können ihr kein Geld geben. Ja, und ich bin in einem halben Jahr fertig. Dann gehe ich sowieso hier weg. Ich ziehe nach Bayern, zu meinem Freund Bastian. Seine Eltern haben eine Metzgerei in Rosenheim.“ Sie lächelte versonnen. „Wir haben beschlossen, einfach durchzuhalten Anna und ich. Anna wollte versuchen, einen anderen Job zu bekommen.“ „Verstehe“, Harry nickte. „Wann haben sie den Markt gestern Abend verlassen?“ „Ungefähr eine Stunde nach Ladenschluss. Anna war noch da und der Petz.“ Sie blickte Harry fest an. „Ich habe ihn tausend Mal getötet, aber nur in Gedanken. Ich schwöre, er war ganz lebendig, als ich ging. Und Anna hat ihn ganz bestimmt auch nicht getötet. Sie glaubt an Gott, an die zehn Gebote und all das.“ Eine halbe Stunde später parkte Harry vor dem Elternhaus von Anna Schulte ein. Eine Nachfrage in der Gesamtschule hatte ergeben, dass die Oberstufenschülerin heute nicht zum Unterricht erschienen war. Ein Wohnzimmer voller christlicher Symbole. Ein Handy auf dem Tisch, daneben ein aufgeschlagenes Gebetbuch. „Wenn Anna nicht in der Schule ist, wissen wir auch nicht, wo sie ist!“ Waldemar Schulte blickte den Kommissar aus müden Augen an. „Die Gesamtschule hat Anna als sehr zuverlässige Schülerin bezeichnet, die nie unentschuldigt fehlt, heute aber schon“, konterte Harry. „Unsere Anna ist sehr eigenwillig. Vielleicht hat sie andere Pläne“, sagte Maria Schulte leise und starrte auf das Handy. „Hören sie, ich ermittle in einem Tötungsdelikt. Wir haben in der Hand des Opfers Haare gefunden, eine silberne Haarspange und Gewebereste unter seinen Fingernägeln. Die Proben sind im Labor. Wenn ihre Tochter irgendwas damit zu tun hat, werden wir es herausfinden und nach ihr suchen. Wollen sie das?“ „Wir wissen nichts. Wie können wir da der Polizei helfen?“ Waldemar Schulte kreuzte seine Arme vor der Brust. Harry seufzte. „Wir gehen davon aus, dass ihre Tochter sich gegen einen sexuellen Übergriff zur Wehr gesetzt hat. So etwas nennen wir Notwehr. Kein Gericht wird sie verurteilen, wenn das so ist. Sie helfen ihrer Tochter am besten, wenn sie uns sagen, wo wir sie finden.“


Das Handy auf dem Tisch klingelte. „Entschuldigung, ich muss da ran.“ Waldemar Schulte stand auf und ging in den Flur. „Herr Schulte, wenn das Ihre Tochter ist...“ Waldemar Schulte schüttelte den Kopf. „Es ist ein Verwandter.“ Kurz darauf kam er ins Wohnzimmer zurück. Seine Hand, die das Handy hielt, zitterte. „Anna, sie war nicht am Treffpunkt. Iurii konnte sie nirgendwo finden.“ Er schluchzte. Maria Schulte blickte ihren Mann an. „Wir sind in Deutschland, das hat Anna gesagt. Hier ist die Justiz nicht korrupt. Wir sollten der Polizei vertrauen wie Anna. Ich möchte mein Kind zurück. Mein einziges Kind.“ Sie weinte. „Ich hätte gern noch viele Kinder gehabt, aber Gott hat uns nur dieses eine geschenkt. Sie ist so klug und so fleißig. Aber auch so eigensinnig. Sie will nicht sein wie wir. Sie will leben wie die jungen Frauen. Sie will eine Ausbildung, einen Beruf. Wir in der Gemeinde gehen den traditionellen Weg, so wie es in der Bibel steht. Wir haben immer gedacht, Annas Leben kann nicht richtig sein, aber wir wollten sie nicht zwingen. Gott hat für jeden einen Plan. Vielleicht ist Annas Weg anders. Wir haben viel für sie gebetet, dass sie zu uns zurückfindet. Wir haben sogar zwanzig Prozent statt zehn Prozent von Waldemars Lohn für die Gemeinde gestiftet. Als Buße, weil unsere Tochter so anders ist. Vielleicht war das falsch, weil das Geld uns fehlte und sie deswegen im Supermarkt putzen ging, um sich Taschengeld zu verdienen. Vielleicht straft Gott uns, nicht sie. Wir haben unser Kind allein gelassen und weggeschickt, unser einziges Kind.“ Sie blickte ihren Mann an, Tränen fielen auf ihre gefalteten Hände. „Anna wollte nicht weg, sie wollte zur Polizei gehen. Wir sollten endlich tun, was unser Kind möchte. Sie sprang auf und kam mit einer Plastiktüte zurück, die sie Harry überreichte. „Wir wollten sie eigentlich verbrennen. Aber Anna hat mich gebeten, sie aufzuheben. Es war alles, was ich für mein Kind noch tun konnte.“ Sie zerrte ein paar Kleidungsstücke aus der Tüte. „Das hat er ihr vom Leib gerissen. Er hat sie zwingen wollen. Sie hat sich nur gewehrt. Wir haben sie in den Zug nach Köln gesetzt. Mein Schwager Iurii sollte sie von dort nach Basel bringen und jetzt ist sie weg.“ Sie ergriff Harrys Hand. „Bitte bringen sie mir mein Kind zurück. Bitte!“ Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Sie würde ihren eignen Weg gehen, wieder einmal. Sie war bereit, für ihre Tat zu bezahlen, ihren Preis. Niemand würde sie verstehen. Sie war allein, wie so oft. Und trotzdem war dies der einzige Weg, das wusste sie ganz klar.

Sie horchte in sich hinein. Ja, nur so fühlte es sich richtig an. Richtig für sie. Sie hatte getötet. Auge um Auge, Leben um Leben. Er hatte sie entehrt, als er mit harter Pranke nach ihr griff. Als er versuchte, in sie zu dringen. Sie hatte sich gewehrt, hatte sich noch einmal losreißen können und nach irgendetwas gegriffen und zugeschlagen. Sie hatte nicht töten wollen. Sie hatte sich nur retten wollen. Und trotzdem, sie hatte getötet. War ihre Schuld größer als seine? Und konnte man mit einer solchen Schuld leben? Seit Stunden schon lief sie ziellos durch die Stadt. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken? Sie wusste es nicht mehr. Es war unwichtig, alles war unwichtig, bis auf die Entscheidung. Sie war immer gern durch Köln gelaufen, durch diese große, quirlige Stadt, die von einem breiten Fluss geteilt wurde. Sie blieb auf der Brücke stehen und blickte in den Rhein. In dem heißen Sommer war der breite Strom zu einem schmalen Fluss geschrumpft. Dennoch spürte sie seine Kraft. „Komm“, lockte er. „Es ist ganz leicht. Ein kurzer Sprung und ich nehme dich in meine mächtigen Arme. Ich decke dich zu. Ich tröste dich. Alles wird gut. Komm zu mir. Nur ein kleiner Sprung, nur ein kurzer Schmerz“. Sie hielt sich am Geländer fest und beugte sich dem Fluss entgegen. Nur ein kleiner Schritt. Keine Reue, keine Schuld. Ausgelöscht, ausgetilgt. Leben um Leben. Ihre Eltern könnten um sie trauern. Noch einmal blickte sie in die Tiefe. Sie schwankte, doch dann richtetet sich auf. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Ihre Entscheidung. Es war ein langer Arbeitstag gewesen. Harry überflog noch einmal seinen Bericht. Die Fahndung nach Anna Schulte lief auf Hochtouren. Mehr konnte er nicht tun. Er nahm seine Jacke. Sein Handy vibrierte. „Polizei Köln-Lindenthal. Hier ist eine junge Frau, Anna Schulte, die sich stellen möchte. Die sucht ihr doch, oder? Was sollen wir mit ihr machen?“ „Geben sie ihr zu essen und zu trinken. Und bringen sie sie hierher, nach Hause. Ihre Eltern erwarten sie und ich auch.“ Harry lächelte. Nach Hause, das klang gut. Nach Wärme, Geborgenheit, Schutz und Liebe. Manchmal wusste er, warum er Polizist geworden war. (Die Personen und die Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.)

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GESUNDHEITSTIPPS Kakao - Göttertrunk und köstliches Heißgetränk Kakao ist Köstlichkeit, Wohltat und Seelengenuss zugleich. Das Getränk aus der kleinen schokoladenbraunen Bohne hat wahrhaftig einen Eroberungszug hinter sich. Kaum ein Mensch, der es nicht kennt und schätzt. Viele halten es wie Goethe: Ab und zu muss es gerade im Herbst und Winter eine Tasse heißen Kakao geben. „Xocoatl“ hieß das Getränk, das die spanischen Eroberer zu Beginn des 16. Jahrhunderts im fernen Mexiko kennenlernten. In der Sprache der Azteken bedeutet das so viel wie „herbsäuerliches Wasser“. So muss dieses Gebräu aus grob zerstampften Kakaobohnen auch geschmeckt haben, denn es wurde ohne Zucker, dafür aber mit scharfen Gewürzen wie rotem Pfeffer zubereitet kaum zu vergleichen mit dem, was wir heute unter Kakao kennen! Von einer süßen Sache konnte nicht die Rede sein. Das änderte sich, als ein spanischer Hofbeamter auf die Idee kam, diesen „Göttertrank“ aus dem Aztekenreich mit Zucker zu mischen. Als ich mir für die Winter-Ausgabe des Komplett-Magazins überlegte, etwas zum Thema Kakao - dem Göttertrunk der Azteken zu schreiben, war mir nicht klar, dass gerade hier bei uns in NRW das Thema Kakao zu einem brandaktuellen wird. Grund: Die Subventionierung des Schul-Kakaos durch die Landesregierung. Ziel dabei ist, den Nachwuchs an Molkereiprodukte, vor allem Milch, heranzuführen. Eigentlich keine schlechte Sache. Aber über einen möglichen gesundheitlichen Nutzen eines 200-ml-Getränkes, welches bis zu sieben Zuckerwürfel beinhaltet, zu diskutieren, ist meiner Meinung nach überflüssig. Vergessen wird bei der ganzen Diskussion außerdem, dass er in Schulen meist als Variante mit 3,5 % Fettgehalt angeboten wird. Das sind im Schulpäckchen neben dem ganzen Zucker auch noch sieben Gramm Fett. Bei einem Fettgehalt von 1,5 % Fett wären es nur drei Gramm. Meiner Meinung nach, haben in allen Bereichen der Gemeinschaftsverpflegung wie Ki-

tas, Schulen, Betriebe und Seniorenzentren Zucker- und Fettfallen nichts zu suchen. Hier muss Verlässlichkeit für eine ausgewogene Ernährung die Basis sein, damit die Kunden und Nutzer des Angebotes ein gutes Gefühl für sich und ihren Körper entwickeln können. Kakao sollte Kindern jedoch nicht verboten werden, denn mit wenig Kakaopulver zubereitet und mit fettarmer Milch trägt er zum Calciumbedarf für die Knochenstabilität bei. Das kann am besten zu Hause dosiert werden. Dann ist man bezüglich Kakaopulvermenge und Milchauswahl sicher. Wer den Seelenwärmer mit reinem Kakaopulver zubereitet, kann die Süße selbst bestimmen. Das schwer lösliche Pulver wird zunächst mit Zucker und wenig Milch als Brei angerührt, bevor man die Mischung in heiße Milch gibt. Als Faustregel gilt: ein Teelöffel Zucker und Pulver pro 150 ml Milch. Gewürze wie Vanille, Nelke, Muskat und Zimt sorgen für eine besondere Note. Ein mit Milch zubereiteter Kakao versorgt den Körper mit wertvollen Nährstoffen. „So deckt eine Tasse rund ein Zehntel der empfohlenen Zufuhr eines Erwachsenen an Magnesium, Eisen und Zink sowie ein Fünftel der empfohlenen Zufuhr an Kalzium und Vitamin B2. Es sind sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und geringe Mengen anregender Substanzen wie Koffein und Theobromin enthalten“, berichtet das Bundeszentrum für Ernährung. „Schicke mir Schokolade!“, bat Goethe oft seine Christiane, wenn er unterwegs war. Einmal notierte er: „Wer eine Tasse Schokolade getrunken hat, hält den ganzen Tag auf einer Reise aus.“ Auch der spanische Eroberer Cortez berichtete aus dem Aztekenreich über eine erstaunliche Beobachtung: „Ein Becher hält die Soldaten den ganzen Tag frisch!“ Diese belebende Wirkung ist hauptsächlich auf das Theobromin zurückzuführen, das die Kakaobohnen ebenso enthalten wie geringe Mengen Koffein (0,01 g je Tasse). Allerdings ist die anregende Wirkung von Theobromin weit geringer als die von Koffein; deshalb sind Kakaoerzeugnisse auch für Kinder gut verträglich. Andrea Haase Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin/DGE, Kierspe

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MEIN SCHÖNSTES WEIHNACHTSGESCHENK Weihnachten kommt immer so plötzlich. Genau! Und in diesem Jahr nach einem nicht enden wollenden Sommer ganz besonders plötzlich. Da blieben die immer mindestens gefühlte sechs Monate vor dem Heiligen Abend mit unschöner Regelmäßigkeit auftauchenden saisonalen Naschereien in den Süßwarenregalen der Supermärkte lange Zeit echte Ladenhüter. Spekulatius, Dominosteine, Printen, Schokonikoläuse passten einfach nicht zu zweistelligen Plusgraden – stattdessen freuten die Betreiber von Eisdielen sich über eine deutlich verlängerte Saison. Doch spätestens wenn Sie diese Ausgabe von Komplett in den Händen halten, wird es allerhöchste Zeit, sich Gedanken zu machen - über Weihnachten und alles, was damit zusammenhängt. Ich erinnere mich gern an meine Kindheit und Wunschzettel, die wir dem Christkind zukommen lassen wollten. Das schien aber leider irgendwie nie so richtig zu klappen. Trotz durchaus kleiner Wünsche. Die Zeiten waren halt ganz anders als heute. Elektronische Geräte? Hightech-Spielzeug? Fehlanzeige! Spielzeug war noch aus Holz oder Blech zusammengebaut. Von einer elektrischen Eisenbahn wagte man allenfalls leise zu träumen. Erst als die Lohntüte des Vaters in den Wirtschaftswunderzeiten der 1960er Jahre besser gefüllt war, erfüllte er sich selbst – und damit auch uns Kindern diesen Traum. Von nun an verschwand der Ernährer der Familie in den Wochen vor dem Fest an vielen Abendstunden im Keller. Es roch nach Klebstoff, Farbe, Gips und anderen Bastelutensilien. Jahr für Jahr wuchs die Miniaturlandschaft in Spur-HO-Größe und erlebten Neuzugänge an Heiligabend ihre gefeierte Premiere. Wir Kinder mussten immer ganz vorsichtig damit umgehen und hatten doch unsere Freude an dieser Zauberwelt voller ratternder Züge und Waggons, Lokschuppen, Signalen, Weichen, Tunnels, bunter Faller-Häuser aus allen Landstrichen und vielem mehr. Leider war dieses Vergnügen jeweils auf nur wenige Tage beschränkt. Spätestens vor der Silvesterfeier musste wieder Platz in der damals noch

engen Wohnstube geschaffen werden, und die Platte mit der Modelleisenbahnlandschaft wurde bis zum nächsten Fest auf dem Speicher eingemottet. Wenn ich an diese noch sehr bescheidene Zeit zurückdenke, fällt mir immer wieder jenes erste Präsent zur Weihnacht ein, mit dem auch meine bewusste Erinnerung an Heiligabende im Familienkreis einsetzt. Nur wenige Tage vor dem Fest waren wir umgezogen: Aus der winzigen Eineinhalbzimmer-Mietwohnung im oberbergischen Müllenbach in die neue Doppelhaus-Hälfte an der Höhenstraße in Meinerzhagen. Der Vater und drei Kollegen, allesamt vom Fach, hatten vom Frühjahr bis in den Winter hinein mit jeder Menge Eigenleistung in einem ziemlich verregneten Jahr immer nach Feierabend und an den Wochenenden für die Verwirklichung des Traums von den eigenen vier Wänden geschuftet. Es wurde eine zeitliche Punktlandung kurz vor dem Jahreswechsel. Am Heiligabend gegen Mittag verschwand der Vater und kehrte erst nach geraumer Zeit zurück. Er war wohl ins „Dorf“ gegangen, wie wir im noch kleinen Meinerzhagen sagten, um etwas zu besorgen. Als dann die Lichter am kleinen Tannenbaum entzündet waren, die Wunderkerzen ihren sprühenden Glitzerregen verbreitet hatten, ging unser Blick auf den Tisch darunter. Neben den Papptellern mit Nüssen und selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen lagen zwei kleine Pakete, eingehüllt in schönem Papier und mit roten Schleifen. Eines für meinen Bruder, eines für mich. Blechspielzeug aus dem Kellergewölbe des Spielwarengeschäftes Diebel. Ein Lastwagen mit vorgebauter Schaufel, die zum Schneeschieben bestimmt war, für den Jüngeren. Für mich eine Dampfwalze, wie sie beim Befestigen und Teeren der vielen neuen Wohnstraßen eingesetzt wurden, die damals im Städtchen entstanden. Was haben wir uns gefreut über diese Geschenke, die der Vater vom buchstäblich letzten Geld im Portemonnaie für uns gekauft hatte! Horst vom Hofe


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