KOFLER Magazin Nr. 21

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«Ich habe das Mode-Gen mit der Muttermilch aufgesogen», antwortet Walter Leuthe auf die Frage, woher seine Begeisterung für die Mode kommt. Zieht man in Betracht, dass der heute 74-jährige Unternehmer 1939 geboren wurde, kann das nur eines heissen: Seine Mutter hat ihn vor den Wirren der damaligen Zeit beschützen und ihrem Sohn Zuversicht und einen festen Glauben an die Zukunft mit auf den Weg geben können. Und genau diesen Weg geht der Unternehmer auch heute noch. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung, hat sich dann zum Textil-Ingenieur weitergebildet, und mit 24 Jahren ist er – an der Seite seiner Mutter – ins Familienunternehmen eingestiegen. Ein Lizenzvertrag mit Pierre Cardin hat dem Unternehmen in den 60er-Jahren gehörig Aufwind verschafft. Heute beschäftigt die Hauber-Gruppe 280 Mitarbeitende. Die Hauber-Gruppe wurde 1870 gegründet und kann heute auf eine 143-jährige Tradition zurückblicken. Sie ist noch heute voll in Familienbesitz und wird von Walter Leuthe in 4. Generation geführt. Und die 5. Generation ist ebenfalls im Hause tätig. Walter Leuthe führt das Unternehmen gemeinsam mit seinen beiden Söhnen. Zum Unternehmen gehören die Marken Hauber und Sporlastic – und natürlich Walter Leuthes Lieblingskind, Luisa Cerano». Herr Leuthe, was hat Sie 1997 dazu veranlasst, das Label Luisa Cerano zu gründen? «Für uns war diese Zeit damals schwierig, die Geschäfte liefen nicht so, wie sie sollten. Nachdem wir den Markt dann analysiert hatten, stellten wir fest, dass wir mit einer Premium-Marke Erfolg haben könnten. Wir setzten also auf wertige, teure Materialien und auf eine günstige Produktion. Und wir positionierten uns ganz klar unterhalb der bekannten Designer, aber oberhalb aller anderen Modeanbieter. In der ersten Saison traten wir nur mit Strickwaren auf den Markt. Dann erweiterten wir die Kollektionen jährlich. Und heute stehen wir mit Luisa Cerano da, wo wir immer hinwollten: ganz oben! Und wir begeistern damit Millionen von Frauen auf der ganzen Welt.» An welche Frau haben Sie gedacht, als Sie das Label gegründet haben? «Die Luisa-Cerano-Frau hat Stil, steht mit beiden Beinen im Leben und bewegt sich sicher in allen Bereichen des Lebens. Im Beruf genauso wie in der Familie. Sie ist aufgeschlossen gegenüber Kunst, Kultur und Sport und hat ein unbeirrbares Gefühl für ihren persönlichen Look.» Worin liegt der Erfolg von Luisa Cerano? «Ich denke, das liegt an unserer klaren Handschrift. Zudem verfolgen wir authentische Markenwerte und wir pflegen einen hohen Anspruch an Stil und Qualität. Gepaart mit unserer Kompetenz, unserem Spirit und der Leidenschaft für Mode kommt das bei unseren Kundinnen sehr gut an. Zudem ist es unser Credo, weiterzudenken und über den Tellerrand der Mode hinauszuschauen. Kunst, Architektur, Fotografie, Faces, Style-Trends – uns inspiriert, was uns gefällt, vielleicht beherrschen wir unser Geschäft darum so gut. Weil wir mitten im Leben stehen. Darum initiieren wir auch selbst immer wieder Kulturprojekte und kooperieren mit führenden

Kunstveranstaltern wie z.B. mit der Biennale Venedig, der Tate Modern in London, dem Centre Pompidou in Paris oder dem Metropolitan Museum of Art in New York.» Wer zeichnet bei Luisa Cerano fürs Design verantwortlich? «Seit der Gründung des Labels gelingt es unserer Chefdesignerin Alexandra Lenz mit ihrem Team immer wieder, Kreationen zu schaffen, die Frauen begeistern. Ich habe grosses Vertrauen in unser DesignTeam und freue mich immer auf den Moment, wo die Entwürfe auf meinem Tisch liegen und wir sie besprechen können.» Das heisst, Sie reden persönlich mit, wenn es um das Design neuer Kollekti«Wir pflegen eine klare Handschrift und onen geht? mögen keinen Schnickschnack.» «Meine Erfahrung erlaubt Walter Leuthe es mir, Entwürfe und Ideen bewerten zu können. Ich sage den Designern nicht, was sie zu tun haben. Aber ich will natürlich sicher sein, dass die Marke ihre klare Handschrift behält und modisch weiterhin Zeichen setzt. Darum reise ich mit dem DesignTeam auch regelmässig in die Metropolen dieser Welt, nach Paris, London, New York oder auch in asiatische Mega-Citys wie Schanghai. Die Strassen dieser Welt weisen uns sozusagen den Weg in die modische Zukunft.» Ihr Anspruch ist es, in der Modewelt Zeichen zu setzen. Wie kann man diesem Anspruch in der heutigen Zeit und bei der immensen Konkurrenz noch genügen? «Zugegeben, das wird immer schwieriger. Es sind vorab die Grossen wie Prada, Chanel oder Louis Vuitton, die diese Potenz haben. In unserem Segment ist es wichtig, den Bekanntheitsgrad oben zu halten. Darum setzen wir alles daran, mit unseren Kampagnen zu begeistern. Und mit der entsprechenden Mode die Treue unserer Stammkundinnen hochzuhalten. Ich denke, wir haben es geschafft, Luisa Cerano zu einem Love-Brand zu machen – unsere Kundinnen lieben die Marke. Und das hat auch viel mit Verlässlichkeit zu tun.» Worauf legen Sie persönlich Wert bei der Mode? Am Firmenhauptsitz (oben) in «Ich plädiere für eine mutige Mode, die aber nicht Nürtingen bei Stuttgart designt abgehoben ist. Sie soll frech sein, hip und trendy, Alexandra Lenz (Mitte) die und dennoch mit einer gewissen Bodenständigkeit Mode von Luisa Cerano seit verbunden bleiben – Schnickschnack mögen wir der Gründung des Labels. nicht sonderlich.» Worauf werden Sie in den kommenden Jahren Mit dem Petra-Award (unten) besonders achten? wurde Luisa Cerano im Jahr «Wir wollen unsere Kundin durchs Leben be2007 im Bereich High Fashion gleiten und uns mit ihr und dem Zeitgeist immerausgezeichnet. während wandeln, ohne dabei unsere Persönlichkeit zu verlieren.» Zum Schluss sagen Sie uns bitte noch eines: Welches sind für Sie – abgesehen von der Mode – die wichtigsten Dinge im Leben? «Gesundheit, Zufriedenheit, Spass an der Arbeit – das ist das eine. Und dann möchte ich möglichst viel Zeit damit verbringen, auf dem Bodensee zu segeln. Mit meiner Frau, die mich seit 48 Jahren durchs Leben begleitet. Und natürlich mit unseren beiden Söhnen und unserer Tochter und den neun Enkelkindern, die mir sehr viel Freude bereiten. All das hilft mir dabei, die Nase auch weiterhin im Wind zu haben.» DAS MODEMAGAZIN | 21


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