Rheinromantik in Bacharach
Blick auf die Felseninsel Falkenau bei Kaub
Im Mittelrheintal Oder: Warum man beim Wandern einen Akkuschrauber braucht Im September trafen sich zehn Wanderinnen auf Burg Stahleck in Bacharach zur Wanderung durchs Mittelrheintal. Wanderleiterin Ute hatte für den Abend eine tolle Stadtführung organisiert. Erklärt wurde neben vielen anderen interessanten Dingen die Wortherkunft von „vierschrötig“. Der Schröter war zur damaligen Zeit eine Berufsbezeichnung für Männer, die schwere Weinfässer aus den Kellern über Seilwinden durch dafür in die Hauswand eingelassene Tore auf die Straße beförderten. Was es dagegen mit dem Liebesturm auf sich hat, mögen die geneigten Leser*innen bei Gelegenheit selbst herausfinden. Der Abend endete in einem gemütlichen Weinhaus, bevor wir uns wieder auf den Weg zur hoch über der Stadt thronenden Jugendherberge machten. Der nächste Morgen begann neblig. Als sich jedoch der Nebel lichtete, hatten wir wunderschöne Ausblicke ins Mittelrheintal. Wir wanderten vergnügt vor uns hin, als es plötzlich hieß: Wanderschuh-Notfall. Bei einer Mitwanderin hatte sich die Sohle vom Schuh gelöst. Nicht die beste Voraussetzung, um weitere 15 Kilometer durchzuhalten. Kein Problem für die gut ausgerüstete Leiterin. Sie hatte Kabelbinder dabei, um die Sohle dem Schuh wieder näherzubringen. Das half auch – für ungefähr zwei Kilometer. Dann rutschte die Sohle wieder von dannen. Da wir gerade rasteten und Baulärm von einer nahegelegenen Baustelle hörten, wurde dort flugs erfolgreich nach ein wenig Panzertape gefragt
wandergruppe | gletscherspalten 1/2022
und Schuh und Sohle erneut verbunden. Das ging dann wiederum einige Zeit gut. Allerdings war lange vor unserem Ziel Trechtingshausen klar, dass es nicht bis dorthin funktionieren würde. Was tun? Wir wurden mehrfach von freundlichen Arbeitern überholt, die Schilder erneuerten. Als wir den wandernden Trupp der Arbeiter bei ihrer nächsten Wirkungsstätte trafen, fassten wir uns ein Herz und baten um Hilfe. Die Sohle wurde mit sechs Schrauben per Akkuschrauber erfolgreich befestigt und wir konnten unseren Weg fortsetzen. So besohlt ließ sich auch der Aussichtsturm Sieben-Burgen-Blick erklimmen, der – wie der Name es erahnen lässt – eine tolle Aussicht auf die Burgen und Burgruinen in der näheren Umgebung bot. Am Abend ließen wir es uns gutgehen und aßen ganz hervorragend im Rhein-Hotel in Bacharach. Sonntag wurde noch eine aussichtsreiche Runde um Bacharach in Richtung Oberwesel gewandert und bei Kaltgetränken und Kuchen ließen wir das tolle Wochenende im Burghof ausklingen. Einen großen Dank an Ute für die tolle Organisation! Wie es weiterging mit dem Problemschuh? Die Wanderung am Sonntag wurde mit einem Paar geliehener Schuhe problemlos bewältigt. Text und Fotos: Frauke Rieken
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