gletscherspalten 1/2022

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Wups fehlen nie

Die ganze Truppe

Ver(Nor)wegen

Durch die Weiten Norwegens

Mit quietschenden Reifen kamen die zwei Busse aus Köln vor der Fähre in Hirtshalts zum Stehen, um direkt weiter auf die Fähre zu rollen. Die Reise konnte beginnen. Die erste Nacht in Norwegen war lau, roch nach Fichten und nach dem Abenteuer, das uns erwarten würde: Acht Tage lang durch die Weiten Norwegens wandern und dabei den Lysefjord einmal umrunden. Dabei durfte natürlich nur das allernötigste Gepäck dabei sein und es wurde um jedes Gramm gefeilscht. „Brauche ich Zahnpasta?“ „Nee, du kannst meine mitbenutzen.“ Da kann man die Zahnbürste auch direkt teilen, oder? Schlussendlich war jedoch allen die 20 Gramm Extragewicht für die eigene Zahnbürste nicht zu viel. Der erste richtige Wandertag hatte bereits Potenzial zum Blasenlaufen, denn mit so schweren Rucksäcken zu wandern waren wir alle nicht gewohnt. Das Gewicht des Pumpernickels, der Nüsse, der Abendessen und der Zelte machte sich bei uns allen bemerkbar. Der Preikestolen, ein beliebtes touristisches Ziel in Norwegen, lag an unserer ersten Etappe, weshalb wir natürlich einen Abstecher dorthin machten. Die Klippe ist 600 Meter hoch und ragt in den Lyse­fjord. Wenngleich die Kante in Deutschland mit einem Zaun abgesichert wäre, lädt sie in Norwegen jedoch

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zum Beinebaumeln und Basejumpen ein. Beides ist sicherlich Geschmacksache. Am Gipfel lernten wir, dass der Fjord während der letzten Eiszeit durch den sich vorschiebenden Gletscher entstanden ist. Eismassen und eingeschlossenes Geröll wurden in Richtung des Meeres geschoben und schliffen dadurch den Fels ab, wodurch das typische Trogtal entstand. Die Norwegenfahrt war eine Bildungsfahrt und immer wieder wurden Bildungseinheiten in den Tagesablauf eingebaut. Jede Person bereitete mehrere Themenblöcke vor und teilte ihr Wissen mit den anderen. Später am Nachmittag holte uns auch schon der erste Regen ein und wir waren plötzlich von fünf Kamelen umgeben. Unter den Wanderponchos der fünf Kamele sah man nur zwei Höcker und ein Gesicht hervorschauen. Unser erster Schlafplatz lag auf ein paar Felsen direkt an einem See. Wenn man etwas höher auf ein Felsplateau kraxelte, schaute man auf ein großes rundes Tipi und zwei Zweipersonenzelte. Dieses heimelige Lager wurde nur durch die Mücken ein bisschen ungemütlich. Nach den langen Wandertagen war der Hunger stets groß und dankenswerterweise waren unsere Abendessen äußerst schnell zubereitet, denn sie bestanden meist

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