Auf schmalen Pfaden geht es auf zum Stuiben
17 m lange Leiter auf den Steineberg
Über die Nagelfluhkette Rheinländer schaffen das gemeinsam Eigentlich sollte es die Watzmann-Überschreitung werden, aber da hatten wir die Rechnung ohne Covid-19 gemacht. Egal, eine Alternative war schnell gefunden. Elf Gipfel der Nagelfluhkette sollten es werden. Ausgangspunkt der Tour war Immenstadt im Allgäu. Wir starteten bei perfektem Wetter sehr früh, denn für uns war klar: Der Sessellift kommt nicht in Frage! Die ersten Höhenmeter auf dem Weg zum Mittagberg waren schnell erklommen. Der Aufstieg ist einfach, die Wegmarkierung gut, es gab keinerlei Schwierigkeiten. Oben angekommen, haben wir die tolle Aussicht genießen dürfen. Weiter ging’s! Wir hatten schließlich viel vor. Über den Bärenkopf – hier wurde vor etwas mehr als 200 Jahren der letzte Bär im Allgäu erlegt – und den Steineberg ging es in Richtung Stuiben. Um den Gipfel des Steinebergs zu erklimmen, kann man die lange senkrechte Leiter nutzen – ein Riesenspaß. Diese kann aber auch problemlos umgangen werden. Weiter ging es auf den Sedererstuiben, den Buralpkopf, den Gündleskopf, das Rindalphorn und schließlich hinüber zum Hochgrat. Hier besteht die Möglichkeit, ins Tal hinab zu gondeln. Wir haben jedoch den Abstieg zu Fuß gewählt. Zuvor haben wir es uns aber nicht nehmen lassen, ein leckeres Radler und einen Glühwein (!) im Staufner Haus zu genießen. Die Wege sind bestens ausgeschildert. Mal etwas schmaler auf dem Kamm entlang (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Nöten), mal wunderbar un-
26
terhalb des Grates, dann wieder durch saftig grüne Wiesen. Der Weg vom Steineberg hinüber zum Stuiben und weiter zum Sedererstuiben ist teilweise mit Drahtseilen gesichert. Ein Klettersteigset ist aber nicht notwendig. Die Gipfelkreuze laden zum Verweilen ein. Wer die komplette Kette an einem Tag erwandern möchte, sollte jedoch nicht allzu häufig Rast einlegen. Wir haben für die insgesamt 2.004 Höhenmeter neun Stunden gebraucht inklusive Rast und Gipfelschnäpschen. Auf dem Kamm gibt es keine Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Daher unbedingt genügend Wasser für die Tour mitnehmen. Die Aussicht ist ein wahrer Traum. Der weite Blick ins Allgäu entschädigt für so manchen langen Anstieg. Die Felsformationen sind wunderschön und wir konnten uns kaum satt sehen. Bei dem schönen Wetter reicht die Sicht sogar bis zur Zugspitze. Ein Abstieg ins Tal ist an mehreren Stellen möglich. Insgesamt besteht die Kette aus 17 Gipfeln. Diese an einem Tag zu erwandern, ist sicherlich machbar, wird aber aufgrund der Länge nicht empfohlen. Wir waren nach den elf Gipfeln schon stolz auf unsere Leistung und haben den Abstieg genossen. Und in den Voralpen waren wir einfach nur „Rheinländer“, egal ob Köln oder Düsseldorf – Hauptsache die Berge im Herzen. Text: Katja Wirths Fotos: Justyna Wasilawska
reportage | gletscherspalten 2/2021