Auf Höhenwegen über dem Meer
Alte verlassene Hirtenhütten
Selvaggio Blu Der Wilde Blaue auf Sardinien Wir stehen auf der Felskante, eine spektakuläre Abseilstelle, letzte Kontrolle des Abseilgerätes und der Seile – und los geht es: vierzig Meter Abseilen mit der wunderschönen Aussicht auf den Golf von Orosei mit seinem türkisblauen Wasser. Wir sind auf der letzten Etappe unserer Tour, auf dem Selvaggio Blu, und wir werden uns an diesem Tag noch siebenmal über insgesamt 300 Höhenmeter abseilen. Der Wilde Blaue, wie er auch genannt wird, ist mit einer Gesamtlänge von 60 Kilometern und einem Gesamtanstieg von circa 5.000 Höhenmetern die schwerste Trekkingtour Italiens, wenn nicht sogar Europas. Die Tour läuft nicht entlang ausgeschilderter Wanderrouten, sondern meistens auf uralten Hirtenwegen und Köhlerpfaden oder in anspruchsvollem alpinen Gelände (T5 der Schweizer Wanderskala). Hinzu kommen Kletterstellen bis zum 4. Schwierigkeitsgrad und überhängende Abseilstellen von bis zu 50 Metern Höhe. Die Wegfindung ist sehr komplex, so dass das alleinige Vertrauen auf GPS-Geräte nicht die b este Wahl ist. Die Begleitung durch einen ortskundigen Guide ist wirklich zu empfehlen, zumal es viele Varianten gibt. Der Italiener Mario Verin hat den Selvaggio Blu ins Leben gerufen, dessen Route im Ort
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Santa Maria Navarrese im Osten der Insel Sardinien beginnt, und in Cala Gonone endet. Die Versorgung mit Wasser und Proviant während der Tour erfolgt täglich über Schlauchboote und wird von den einheimischen Park-Rangern sehr gut organisiert. Das Boot dient auf der gesamten Route auch als Transportmittel für das Wochengepäck, so dass die Teilnehmer nur mit ihrem Tagesgepäck unterwegs sind. Übernachtungen und Lagerfeuer in den Badebuchten sind strengstens verboten, es kann jedoch am Strand zu Abend gegessen und ausgeruht werden. Die Übernachtung erfolgt etwas entfernt unter freiem Himmel oder im Zelt auf dafür vorgesehenen Schlafplätzen. Die Idee der Durchführung dieser Tour h atte Andreas Borchert, Tourenleiter der Alpinistengruppe, der die Tour auch organisiert und als Sektionstour ausgeschrieben hatte. Vor Ort lag dann die Organisation und Durchführung in den Händen der Alpinschule „Globo Alpin“ aus Toblach, die auf eine zehnjährige Erfahrung zurückblicken kann. Los geht es Mitte September, ein paar Wochen vor der Saison, einerseits um noch ziemlich alleine
alpinistengruppe | gletscherspalten 1/2021