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STREIT UM DEN MOORHOF

Der Moorhof an einem trüben Tag im November

Neubau Streit um den Moorhof

Milchwirtschaft gegen Reiterei, lokale Tradition gegen neues Leben – das ist die Frontlinie in Rissen um den Moorhof der Familie Jaacks. Wie so häufig im Hamburger Westen: Beide Seiten sehen sich im Recht.

Das Thema schwelt sei zwei Jahren und könnte nun durch Ablauf einer Frist neu entfacht werden.

Der Moorhof, ein landwirtschaftlicher Betrieb, genutzt für die Milchviehhaltung, wurde vor zwei Jahren verkauft. Der neue Eigentümer kündigte dem Pächter Hauke Jaacks, der hier über 300 Kühe hält. Ein Reiterhof sollte entstehen.

Jaacks hatte selbst versucht, den Hof zu kaufen, aber vergebens. Die Hamburger Verwaltung sah keinen Grund, die Entscheidung des ehemaligen Eigentümers einzuschränken. Der wollte nicht an Jaacks verkaufen, sondern an den zweiten Interessenten, dessen Nutzungskonzept ebenfalls als landwirtschaftlich angesehen wurde. Nach einem gerichtlichen Vergleich folgte eine „Verlängerung“ für Jaacks um zwei Jahre, die nun abläuft. Zum Januar muss die Familie daher ausziehen und den Betrieb stilllegen, weigert sich jedoch.

Im Gespräch mit dem KLÖNSCHNACK präzisiert Hauke Jaacks: Er habe keinerlei Streit mit O., sondern allein mit der Verwaltung. „Die Verwaltung hat falsch entschieden und dagegen gehe ich vor.“

Notfalls, das bestätigt er, bis zum Bundesverfassungsgericht. Jaacks agiert nicht allein, sondern wird durch die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft unterstützt, eine Interessenvertretung kleiner Erzeuger.

Die hat für erhebliche Öffentlichkeit gesorgt, die in einer Petition zugunsten eines Vorkaufsrechts mündete. Tenor: Eine Heuschrecke überfällt Rissen. Mittlerweile wird die Episode um den Moorhof auch mit der befürchteten Umgestaltung des nahen Wildgeheges vermischt. Hier war vor drei Jahren ein „Masterplan“ zur Erweiterung am Widerstand einer Gruppe Rissener gescheitert, aber das Misstrauen gegenüber jeglicher Veränderung sitzt noch immer tief. Der Eigentümer des Moorhofs, ein Rissener Unternehmer (der Name ist dem KLÖNSCHNACK bekannt, hier nur O.), reagiert am Telefon hörbar gereizt und frustriert. Es fehle nur noch, dass man ihm den nächsten Corona-Ausbruch anlasten oder seine Familie bedrohen würde! O. sieht in den Reihen der Gegner vor allem Eigeninteressen. Der ABL vertrete nicht die Interessen Rissens, sondern die Partikularinteressen der hier organisierten Landwirte. Er selbst sei kein Spekulant, Jaacks kein Biobauer, wie immer wieder behauptet werde. Die Behauptung eines nicht landwirtschaftlichen Nutzungskonzepts sei ebenso falsch wie seine Beteiligung an einem geplanten Umbau des Klövensteen Wildgeheges.

Sowohl der Landwirt als auch Eigentümer O. sind von ihren Erfolgsaussichten überzeugt. Hauke Jaacks hat sich in die Materie eingearbeitet und führt an, die Entscheidungen der Verwaltung könnten bis zum letzten Tag korrigiert werden.

O. hingegen gibt an, die Gerichte hätten zu seinen Gunsten entschieden. Sein Nutzungskonzept sei tragfähig und eine Bereicherung. Er könnte sich auch eine öffentliche Informationsveranstaltung vorstellen, um Widerständen zu begegnen.

Der Satz „... bleibt abzuwarten“ ist ein journalistisches Klischee, aber an dieser Stelle der einzig mögliche Schluss, daher:

Was rund um den Moorhof im Januar geschieht, bleibt abzuwarten.

Die Verwaltung hat falsch entschieden und dagegen gehe ich vor …“

Autor: tim.holzhaeuser@kloenschnack.de

ZUR SACHE: Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft

Auch Bauern haben eine Lobby. In dem 1980 gegründeten Verband organisieren sich kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe gegen die Konkurrenz der industriellen Landwirtschaft. Der Kampf für den Erhalt von Flächen in Stadtnähe ist hier mittlerweile Alltag.