Kloenschnack November 2016

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16-20 Pinnau.qxp_kloen 25.10.16 10:20 Seite 20

GESCHICHTE

Klönschnack 11 · 2016

FOTO: OLIVER HEISSNER

Ruth Pinnau im Mercedes vor ihrem Wohnhaus in Baurs Park in Hamburg, 2005

FOTO: OLIVER HEISSNER

„Mit der Bekanntschaft des griechischen Reeders erfüllte sich eine frühe Sehnsucht Pinnaus ...“

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Cäsar Pinnaus letztes Wohnhaus in Baurs Park in Blankenese. Eine Aufnahme von 2005

passte sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit dem Geschmack des hanseatischen Establishments an. Auch international erlangte der Architekt in den Nachkriegsjahrzehten Aufmerksamkeit. Es dauerte nicht lange, da baute er für Ölscheichs, für Industrie- und Handelstycoone, wie etwa Aristoteles Onassis. Mit der Bekanntschaft des griechischen Reeders, dessen Reichtum noch heute sprichwörtlich ist, erfüllte sich eine frühe Sehnsucht Pinnaus. Bereits als Schüler und Student – offenbar hatte die klassizistische Linie da noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet – zeichnete er schwärmerische Skizzen von Landhäusern in südlichen Gefilden, mit Tusche koloriert. Das „Landhaus am Cap Formentor auf Mallorca“ (1931) ist eine sanfte Studie, die Größe mit Weichheit verbindet. Der Betrachter sieht ein idyllisches Ensemble, direkt am Wasser, mit Schwimmbad und Marina. Onassis besaß all das und wollte mehr. Pinnau entwarf Landhäuser, Hotels, das Interieur von Yachten und etablierte sich so als vollwertiger Teil des internationalen Jetsets. Dieser beschränkte sich in den 60er Jahren auf wenige hundert Personen, die manchmal buchstäblich über den Wolken verkehrten. In der Höhe. Über dem Profanen. Autor: tim.holzhauser@kloenschnack.de

ZUR PERSON Cäsar Pinnau 1906 wurde Pinnau in Hamburg geboren. Nach einer Tischlerlehre im Betrieb seines Vaters studierte er in Berlin Architektur und Innenarchitektur. Er vervollständigte seine Ausbildung an der Staatsschule für angewandte Kunst in München und arbeitete ab 1931 als Architekt, zunächst für Fritz de Groot. Schon früh war Pinnau an richtungsweisenden Projekten beteiligt, wie z.B. dem Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“. Nach seiner Tätigkeit für den NSStaat avancierte Pinnau zum Hausarchitekten der Hamburger High Society. Er starb 1988 an der Elbe.


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