FOTO: BEATE ZOELLNER
16-18 Zuwanderer.qxp_kloen 20.06.14 09:19 Seite 16
„Zuwanderer“ Jan-Christoph Willms-Jones mit Ehefrau Laura aus Neumünster und Louisiana, Sabine Jaeger aus dem Hessischen
Neue Heimat Elbvororte
„Nee, ich bin nicht von hier !“ Die Elbvororte, das erfährt man als Zugereister relativ schnell, sind etwas Besonderes: Klischees, etwa beim Thema Dresscode, werden aus Sicht Außenstehender oftmals bedient. Zugezogene schildern ihren Eindruck vom Hamburger Westen.
Klönschnack 7 · 2014
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wischen München und Hamburg lie- In Punkto Kleidung hat Mann oder Frau es gen ja bekanntlich einige hundert Ki- in der bayerischen Landeshauptstadt aulometer. Dass zwischen der Isar- und der ßerdem leichter: Ganz dem Klischee verfalElbmetropole, also genauer den Elbvoror- len, tragen Münchner und Münchnerinnen ten, manchmal, wenn auch nur bei Kleinig- fast nur Dirndl und Lederhosen – und das keiten, Welten liegen, kann ich als gebürti- zu jedem Anlass. Dafür stellte ich in den Elbvororten bei Männern eine relative ge Münchnerin bestätigen. Doch von vorne: War es für mich als Dichte an Steppjacken nebst passendem Schuhwerk, akkuMünchnerin im rat geknoteten PulJahre 2000 selbst„... die perfekte Mischung aus lovern, farblich abverständlich, sich mit Freunden oder Großstadt und ländlicher Idylle.“ gestimmt auf die dazugehörige CordKollegen bei herrlichem Sommerwetter in einem der zahlrei- hose, sowie zahlreiche Damenhälse, an dechen Biergärten spontan in größerer Runde nen zur klassischen Jeans-Blusen-Kombi eizum Feierabend-Ratsch zu treffen, schien ne dezente Perlenkette hing, fest. dies im Hamburger Westen ein wenig kom- Doch auch Gemeinsamkeiten unterschiedplizierter. Freundlich, aber bestimmt wurde lichster Art gibt es zwischen München und mir vermittelt, dass der Terminkalender den Elbvororten. Immer mehr sogenannte frühestens in zwei Tagen ein supersponta- SUVs bevölkern seit einigen Jahren nicht nes Treffen beim neuen Lieblingsitaliener nur in der bayerischen Landeshauptstadt zulasse. Es werde ein netter, ruhiger Tisch und dem Umland die Straßen – auch im reserviert, damit man sich bei gutem Essen Hamburger Westen ist eine immer größer werdende Dichte dieser Fahrzeuge zu beobauch in aller Ruhe unterhalten könne.
achten. Fährt der Münchner allerdings am Wochenende gerne mit seinem SUV ins bayerische Alpenvorland, nach Österreich oder über den Brenner nach Italien, so dürfte in Blankenese allenfalls der Waseberg mit seiner 15-prozentigen Steigung nach so einem Gefährt verlangen. Und auch in einem weiteren Punkt sind sich Münchner und Elbvorortler einig: Beide sind davon überzeugt, in der schönsten Stadt der Welt zu wohnen. Apropos schönste Stadt der Welt: Handchirurg Dr. Jan-Christoph Willms-Jones arbeitet und lebt seit Anfang des Jahres in Blankenese. Seine Ehefrau Laura lebt momentan mit den Kindern noch in Leipzig. „Mir fiel als Erstes auf, wie anders das Lebensgefühl hier ist. Es ist für meine Frau und mich immer noch ein bisschen wie Urlaub. Die Nähe zur Elbe und das wunderschöne Treppenviertel versprühen ein schon fast mediterranes Flair. Die Menschen begegnen sich auf der Straße und schnacken miteinander. Es ist im positiven Sinne ,dörflich’“, sagt Willms-Jones, der in Neumünster geboren ist. Seine Frau Laura kommt aus Louisiana, kennengelernt hat sich das Paar in San Francisco, wo WillmsJones einen Teil seines Studiums absolvierte. Auf die Frage, was er aus seiner Heimat vermisst, antwortet Willms-Jones: „Gar nichts.“ Seiner Frau fehle natürlich die Wärme und die kreolische Küche, die nach seinen Worten „übrigens ganz ausgezeichnet ist.“ Er esse gerne mal Matjes oder andere Fischgerichte, aber zuhause werde eher kreolisch gekocht. Etwas, das die beiden sehr genießen und gerne Freunde dazu einladen. An den Elbvororten gefällt dem Ehepaar besonders gut, „dass man vor Ort alles für