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Merklich zum Schmunzeln

MATTHIAS GRILJ: SO GEHT LEBEN – 230 GLOSSEN

MERKLICH ZUM SCHMUNZELN

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Foto: Bernadette Keiper

Den analytischen und geschulten Blick, jedoch nie verachtend, das Gespür für beiläufige, aber aussagekräftige Details wie jenes eines Kriminalisten und die disziplinierte Knappheit in seinen Formulierungen hat er sich als langjähriger (Kultur-)Journalist in der Steirer-Krone geholt. Und das ohne den heimlichen Griff in den Wortzylinder zitierter Weisheiten.

Jung und ambitioniert: Verlag Keiper, Graz www.editionkeiper.at

Inkontinenz in aller Munde

Neuerdings werden wir von Plakaten angebellt, wir mögen gefälligst über Inkontinenz reden. Und über Prostata. Für alle, die der medizinischen Geheimsprache nicht mächtig sind: Inkontinenz ist jenes Wischerln, wenn man nicht will. Und die Prostata ist ein ziemlich dünnes Organ, das Gott den Männern wachsen ließ, damit auch Urologen was zum Beißen haben. Sonst hat sie – nach derzeitigem Stand des Wissens – keinerlei Funktion. Wir sehen also, wie sich die Zeiten und mit ihnen die Tabus ändern. Großmutter selig hätte weder Inkontinenz noch Prostata in den Mund genommen. Heutzutage aber grenzt es an schlechtes Benehmen, bei Gala-Events mit Prominenzen und Exzellenzen und Eminenzen zu zarten Häppchen und Petit Chablis nicht tunlichst unbefangen über den Uro-Genitaltrakt zu parlieren. Das hat erstens mit der umtriebigen Pharmaindustrie zu tun, die auch in Unterhosen gute Geschäfte wittert, und zweitens mit medizinischen Moden. Denn Ärzte stürzen sich oft und gern viribus unitis – wie Kaiser Franz Josef das nannte – auf eine Krankheit und machen sie populär. Erst diagnostizierten sie überall Hüftluxationen, dann trampelten sie mit vereinten Kräften auf Cholesterin herum, jetzt schnüffeln sie halt im Lendenbereich und begründen dies mit schaurigen Statistiken. Solche medizinischen Schlager müssen stets propagandistisch aufbereitet und zum totalen Thema gemacht werden. Soll mir recht sein. Doch ich glaube: sobald sie beginnen, die Inkontinenz auch von der Kanzel herab in die Predigten fließen zu lassen, dann wird so mancher, auch wenn er seiner Kirche brav die Stange hält, unweigerlich ans Austreten denken.

Doch wo schon nichts gewesen wäre, hätte auch nichts wachsen können. Nur der Mangel schärft das Bewusstsein, lernte auch Matthias Grilj, 54, als er nach seiner Journalistenzeit in der Krone sich selbst ins freie und unabhängige Schriftstellertum „entließ“. Er war unter anderem Dramaturg und Koordinator beim Steirischen Herbst, war Öffentlichkeitsarbeiter für Kultur-Organisationen und wurde für seine journalistischen Leistungen mit einem Staats- und mehreren Landespreisen ausgezeichnet. Unter dem Pseudonym Max Gad veröffentlichte er bisher 12 Theaterstücke. Es sei unklar, warum Matthias Grilj „als der mit Abstand beste Schreiber zumindest dieser Stadt“ nicht längst als solcher auch die entsprechende Anerkennung erfahren hat. Vielleicht, weil er es nicht darauf anlegt, vielleicht, weil er zu

Lachsack in die Tramway!

Manchmal schauen die Leute in der Tramway dermaßen grantig und muffig und verbiestert drein, dass ich mir denke: Da gehören Lachsäcke her! Mit einem Täfelchen: „Bei schlechter Laune dringend Knopf drücken.“ Lachen ist ja, wie sogar die Mediziner wissen, Medizin. Kranke, die nichts zu lachen haben, werden eher gesund, wenn sie lachen. Es ist gut gegen Stress, senkt das Risiko des Herzinfarkts, es massiert die Wampe, stärkt das Immunsystem und ist eine der besten Erfindungen überhaupt. Der Lachsack spielt mit dem Nachahmungstrieb, dem man sich kaum entziehen kann. Man lacht auch, wenn man viel lieber seine miese Laune hätscheln möchte. Stellen Sie sich vor, Sie besteigen einen Sechser, in dem knapp zuvor so ein LachKnopf gedrückt worden ist: Alles hechelt und gickelt und gickert und gackert, alles prustet, grölt und quiekt und quietscht, alles wiehert und kreischt. Die einen schütteln den Kopf, japsen: „Das gibt’s nicht!“ und krümmen sich dabei vor lauter Seitenstechen. Die anderen wischen Tränen von den Wangen, wieder andere klatschen sich auf die Schenkel. Und der eine oder andere wälzt sich sogar hemmungslos auf dem Boden herum, strampelt mit den Beinen, trommelt mit den Fäusten ... Etwas zu viel, finden Sie? Na gut, dann belassen wir es ohne Lachsack bei einem kaum merklichen Schmunzeln. v

sehr damit beschäftigt ist, dem Leben Gedanken und Sätze abzuringen, wie ihn sein Kollege Thomas Wolkinger im Falter lobt. Auch das Publikum im vollen Keller des Literaturhauses in Graz amüsierte sich bei der Lesung und Vorstellung seines Buches „So geht Leben“ köstlich. Es sind der Alltag, die Situationen in seinem Umfeld, die Beobachtungen des Elends, aber auch der Freude, die Matthias Grilj in den letzten sieben Jahren gespeichert und in diversen Medien (Falter, Zak, Heute, Xund, Die Steirische) als Glossen veröffentlichte und nun unter dem Titel „So geht Leben“ in ein Buch gebracht hat.

Rasiert und gebürstet

Der Autor: „Die Glossen stellen sich je nach Laune, Impuls und Medium verschiedenen Aufgaben und Adressaten. Daraus erklärt sich auch die Polyphonie von Themen, Stoßrichtungen und Tonfällen. Einige wurden für dieses Buch ein bisschen rasiert, onduliert und gebürstet, andere mit Titeln beschenkt, doch im Wesentlichen sind sie, wie sie beim Erscheinen waren. Ob sie über den Anlass ihres Entstehens hinaus von Belang sind, ist beim Lesen zu entscheiden.“ Matthias Grilj ist ein sanfter Moralist, der genau weiß, dass die Menschen den erhobenen Zeigefinger nicht mögen, der sich aber selbst auch nicht zum Zynismus verleiten lässt, der sachte mit seinen Menschen und Darstellern in den Glossen umgeht, selbst dann, wenn es um den Stumpfsinn der Medien, die Dummheit der Politik, die Fremdenfeindlichkeit seiner Mitbürger oder um anderes geht. Grilj fühlt mit und leidet selbst dabei. „So geht Leben“ ist eine knurrende Anklage, aber eine liebevoll knurrende. „Im Hauptsatz schwingt Grilj lustvoll die Axt, im Nebensatz packt er, wenn es denn sein muss, schon auch einmal das Schneuztüchel aus“, schwärmt Thomas Wolkinger im Falter über seinen Exkollegen. v Reaktion auf offenen Klipp-Brief zur Finanzkrise und freien Marktwirtschaft (leicht gekürzt)

Sehr geehrter Herr Dr. Lehner! Ich bin nie für einen generellen Lohnverzicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von 25 % eingetreten! Vielmehr sollen Jobverluste durch Auftragseinbrüche bei stark betroffenen Unternehmen durch einen klugen Maßnahmenmix und auch über einen zeitlich begrenzten (!) Teilausfall des Lohnes im Gegenzug für Arbeitsplatzsicherheit abgewendet werden können. Diese Möglichkeit war und ist immer nur auf spezielle Einzelfälle gedacht. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffener Betriebe sollen vor Arbeitslosigkeit (und damit vor einem größeren Einkommensausfall) geschützt werden, und zusätzlich soll die Sicherheit eines aufrechterhaltenen Arbeitsplatzes gegeben werden. Zusammenfassend: Meine Überlegung steht für 75 % des Letztbezuges + sicheren Job; das derzeitige Modell würde 55 % + Arbeitsamt bedeuten. Grundsätzliche Diskussionen über Managergehälter sowie deren angemessene Höhe werden im Wesentlichen von außen importiert. Denn krasse Fehlentwicklungen, wie sie etwa in den USA beobachtbar waren, gibt es hierzulande nicht. Damit bin ich schon beim zweiten großen Missverständnis, das meine ordnungspolitische Haltung angeht. Denn Ihre Einschätzung, ich sei ein „Markt-Fundamentalist“, kann ich in dieser Form nicht nachvollziehen. Nach meiner Meinung ist für den Erfolg des europäischen Modells der Sozialen Marktwirtschaft, zu dem ich mich bekenne, die richtige Balance aus Eigenverantwortung und Solidarität entscheidend. Das System der Sozialen Marktwirtschaft als „Marktwirtschaft der Verantwortung“ ist zweifellos als Ordnungsrahmen und Financier der hohen Sozialstandards in Europa und Österreich – auf die wir zu Recht stolz sind – das erfolgreichste Wirtschaftssystem der Gegenwart. Daher gilt es dieses zu bewahren bzw. weiterzuentwickeln. Unternehmerisches Denken und das Bekenntnis zum Wettbewerb sind dabei ebenso Charakteristika der Sozialen Marktwirtschaft wie das Bekenntnis zur Chancengleichheit und zur sozialen Gerechtigkeit. Mit besten Grüßen Dr. Veit Sorger

STEIRER WERNER FRÖMMEL SCHLÄGT NUN AUCH IN DER BUNDESHAUPTSTADT SEINE ZELTE AUF RUF NACH WIEN

Es ist sicher die Krönung meiner Laufbahn als Standesvertreter unserer Branche“, freut sich der Gleichenberger Baumeister Werner Frömmel darüber, dass er zum Bundesinnungsmeister des Baugewerbes gewählt worden ist. Er habe das nie angestrebt, man sei gefragt worden und habe zugesagt. Werner Frömmel ist es gelungen, die lokale Baufirma Mandlbauer mit Sitz in Bad Gleichenberg zu einem kräftigen mittelständischen Unternehmen in der Baubranche zu machen. Mit seinen Hotelprojekten am Wörthersee, im Thermenland, in Salzburg und Oberösterreich hat sich der knapp 65-Jährige auch einen guten Namen gemacht, indem er diese Tourismusprojekte gemeinsam mit Partnern aufgezogen hat. Nicht zuletzt deshalb, weil Frömmel ein exzellenter Netzwerker ist, der sein Engagement in Wien auch in dieser Hinsicht gut nützen wird. Sein Nachfolger als Landesinnungsmeister im Baugewerbe wird Alexander Pongratz sein, Gesellschafter einer ebenfalls sehr bekannten steirischen Baufirma und seit vielen Jahren bei mehreren Projekten auch Geschäftspartner von Werner Frömmel. v

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