2 minute read

Digitalisierung und Automatisierung in der Krankenhaus Apotheke

von Michael Lueb: Chefapotheker der Krankenhausapotheke am Klinikum Bielefeld Mitte

und Dr. Martin Liebich: Apotheker der Krankenhausapotheke am Klinikum Bielefeld Mitte

Advertisement

Digitalisierung und Automatisierung in der Krankenhaus Apotheke

Wie ein Automat Arzneimittel patientenindividuell verpackt und beschriftet und damit die Sicherheit der Arzneimitteltherapie verbessert

Die Krankenhausapotheke des Klinikums Bielefeld ermöglicht gegenwärtig ca. 1/3 der Stationen des Klinikums eine patientenbezogene Arzneimittelversorgung (Unit Dose). Diese Möglichkeit können gegenwärtig lediglich 31 Krankenhausapotheken in Deutschland anbieten. Allerdings wenden sich immer mehr Krankenhäuser mit eigener Krankenhausapotheke dieser zu. Im Klinikum Bielefeld gibt es diese Versorgungsform bereits seit dem Jahr 2000. Damit gehörte es zu den 12 ersten Häusern in ganz Deutschland.

Worum geht es bei der patientenbezogenen Arzneimittelversorgung (Unit Dose)?

Sie betrifft in erster Linie die sogenannten festen oralen Darreichungsformen, also Tabletten, Kapseln und Dragees. Durch einen in der Apotheke befindlichen Kommissionierautomaten werden die betreffenden Medikamente für jede/n Patient*in individuell in kleine Tüten verpackt. Dabei werden der Name des/der Patient*in, Station und Zimmernummer, Bezeichnung des Medikamentes/der Medikamente, Einnahmetag und -uhrzeit auf jedes Tütchen aufgedruckt. Es besteht außerdem die Möglichkeit, zusätzliche Hinweise zur Einnahme anzugeben. In der Krankenhausapotheke des Klinikums Bielefeld werden gegenwärtig über 1 Million solcher Tüten pro Jahr produziert. Bevor der Kommissionierautomat seine Arbeit beginnt, müssen die Patientendaten zunächst verarbeitet werden. Hierzu werden zuerst die verordneten Medikamente auf der Station in ein Computerprogramm eingegeben. Anschließend kontrolliert ein/e Apotheker*in die Medikation des/der Patient*in auf Dosierungsfehler.

Im nächsten Schritt werden mithilfe von Datenbanken mögliche Wechselwirkungen (Interaktionen) und Gegenanzeigen (Kontraindikationen) geprüft. Eine zusätzliche Überprüfung anhand von Laborwerten des/der Patient*in ist in Planung. Über notwendige Änderungen wird der/die Ärzt*in informiert. Anschließend werden die Daten freigegeben und an den Kommissionierautomaten gesendet. Es werden dann bis zu 60 Tütchen pro Minute gepackt. Dieser automatisierte Prozess wird durch pharmazeutische Fachkräfte gesteuert und sorgsam überprüft.

Durch die Einführung von Unit Dose wird zudem der Verpackungsmüll im Klinikum Bielefeld deutlich reduziert. Durch die Verwendung von sogenannter Schüttware entfallen Blisterverpackungen und auf den Stationen kann die Anzahl von Dosetten und Einmal-Dosierbechern erheblich gesenkt werden. Zusätzlich zur maschinellen Verpackung der festen oralen Arzneiformen werden Arzneiformen, die nicht vom Automaten verpackt werden können, von unseren Mitarbeiter*innen hinzugefügt. Es handelt sich hierbei vor allem um parenterale (unter Umgehung des Darms verabreichte) Arzneiformen, wirkstoffhaltige Pflaster, Zäpfchen und Granulate. Weiterhin auf Stationen bleiben orale Multidoses (z.B. Tropfen), Brausetabletten, Dosieraerosole sowie Bedarfs- und Notfallmedikamente.

Wenn alles verpackt ist, werden die Medikamente bis ans Patientenbett geliefert. Der/die Patient*in kann, soweit es der Gesundheitszustand zulässt, die Medikamente zu den angegebenen Zeiten selbständig aus den Tütchen entnehmen. Anderenfalls wird er vom Pflegepersonal unterstützt.

Die Arzneimittel werden täglich bereitgestellt, damit neu aufgenommene Patient*innen einbezogen und Änderungen in einer bereits laufenden Medikation zeitnah berücksichtigt werden können. Das Verfahren stellt sicher, dass der/die Patient*in die richtige Tablette in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt erhält, die Medikation von dem/der Apotheker*in auf unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen geprüft, sicher und hygienisch verpackt, mit Namen versehen wurde und bis ans Krankenbett geliefert wird. Viele Fehlerquellen, die sich bei der Verabreichung von Arzneimitteln ergeben können, werden somit von vornherein ausgeschlossen.

Fazit

Die patientenbezogenen Arzneimittelversorgung trägt zur Vermeidung von Fehlern während des Medikationsprozesses und somit zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei. Sobald uns die erforderlichen Voraussetzungen zur Verfügung stehen, werden wir diese Form der Versorgung auf alle hierfür geeigneten Stationen ausdehnen, die bisher noch nicht an diese Versorgungsform angeschlossen sind.

This article is from: