Informationen Projekte Rio Negro 2010

Page 9

9

Soziale und ökologische Charakterisierung des Gebiets am Mittleren und Unteren Rio Negro ● Die Region (mit einer Gesamtfläche

von über elf Mio Hektar) ist traditionell, seit mindestens zweitausend Jahren, durch eine Anzahl verschiedener indigener Völker bewohnt. Derzeit leben dort über 40.000 Personen (aus 23 ethnischen Gruppen), auf ca. 750 Ansiedlungen verteilt.

● Die indigenen Völker der Region haben hochspezialisierte Anpassungsformen an ihre Umwelt entwickelt – auf Grund der sauren, wenig fruchtbaren Böden und der fischarmen Flüsse zählt die Region am Mittleren und Unteren Rio Negro zu den ärmsten Amazoniens.

● Die Region wird durch den Lauf des

Alto und Médio Rio Negro entwässert, der sein Wasser aus unzähligen Flüssen und kleinen Fließgewässern erhält und als das größte Schwarzwasser-Flussbecken der Welt gilt.

● Schwarzwasser-Flussbecken

sind durch eine enorme Vielfalt an MikroÖkosystemen gekennzeichnet, die in Zusammenhang mit der allgemeinen Nährstoffarmut stehen.

● Das Gebiet umschließt diverse Vegetationstypen und besitzt hohe biologische Relevanz.

● Es handelt sich um eine der Regionen, in der die Biodiversität noch am besten erhalten ist, wenngleich wissenschaftlich noch wenig erforscht.

● Die Primärwälder sind praktisch intakt. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen ergibt eine Abholzung von lediglich 0,5 % für Felder und Dorfansiedelungen.

Die Völker vom Rio Negro haben sich 1987 angesichts massiver militärischer und wirtschaftlicher Interessen in der Föderation der indigenen Organisationen vom Rio Negro (FOIRN) zusammengeschlossen, um so ihre Interessen auf nationaler/internationaler Ebene zu verteidigen und die Verwirklichung eines umfassenden regionalen Entwicklungsprogramms voranzutreiben.

Andreas Drack

Teilnehmer an der Delegationsreise 2001

„Die Reise in der Partnerregion war eines meiner bedeutendsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich berichte noch heute viel darüber, schöpfe auch nach fast 10 Jahren zeitlichem Abstand noch aus den Erlebnissen: Indem ich gesehen habe, dass indigene Völker am Oberen Rio Negro mit der Natur und auch im Umgang miteinander harmonieren. Indem Errungenschaften der entwicklelten Welt nur genutzt werden, soweit diese die nachhaltige Lebensweise stärken. In dem ich Bilder mit Kindern und Erwachsenen voller Glück und Freude noch heute in mir trage.“ Andreas Drack ist Mitarbeiter der Oö. Akademie für Umwelt und Natur. Drack ist außerdem Gemeinderat, Mitglied im Beirat von Klimabündnis Österreich und u.a. gemeinsamer Ländervertreter zum Arbeitsbereich Klimaschutz, Ko-Vorsitzender des Kyoto-Forums und Klimaschutzbeauftragter des Landes OÖ.

Helmut Opletal

Teilnehmer an der Delegationsreise 2001

„Die Reise 2001 zu den indigenen Gruppen am oberen Rio Negro gehört zu den spannendsten meiner journalistischen Karriere, auch weil ich hautnah erleben konnte, wie sehr Klima, Natur und die Menschen, die darin leben – sowohl hier bei uns als auch im Amazonas-Wald in Brasilien – miteinander verbunden und verzahnt sind. Nicht alles ist perfekt, aber es scheint klar: Will man den Wald schützen, dann muss man das zusammen mit den Leuten tun, die dort leben, die nicht schrankenlose kommerzielle Ausbeutung, sondern angepasste Nutzung betreiben, für die Boden und natürliche Ressourcen Gemeinschaftsgut und nicht nur „Ware“ sind. Und die Unterstützung aus Österreich lässt die Menschen am Rio Negro spüren, dass ihre Kultur und Lebensform auch anderswo Anerkennung finden, auch in Zukunft einen „Wert“ haben.“ Helmut Opletal ist langjähriger Mitarbeiter des ORFRadio (Ö1), dzt. Gastprofessor an der Universität Wien.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.