Kitzbüheler
Heimatblätter
Schriftleitung: Hans Wirtenberger
Nr. 1/2017 (207) 27. Jahrgang
Das Kitzbüheler Antiquitätengeschäft Welwert wurde nach 93 Jahren geschlossen
Überregional geschätzte Institution Mit der Schließung des Antiquitätengeschäfts Welwert im Pirchl- Haus zum Jahresende 2016 endete eine bekannte Institution.
Von Dr. Gert Ammann Der Beginn des Antiquitätenhandels Welwert lag in Wien. Benjamin Welwert (geboren 1878 in Wien, gestorben 1936 in Wien) wohnte Prater Straße 17 und führte in Prater Straße 26 ein Antiquitätengeschäft. Er ehelichte am 30. Juli 1921 Elsa Bauer (geboren 1892 in Silberbach bei Graslitz). Am 1. Jänner 1922 kam ihr Sohn Konrad (Kurt) in Wien zur Welt. Elsa Welwert eröffnete 1924 in Kitzbühel ein Antiquitätengeschäft im „Kopphaus“, Ehrenbachgasse 2 und 3 (Gerberei Georg Mair, nach Neubau Drogerie Oskar Pöpperl). Mit 1. Juli 1928 übersiedelte sie in das „Pirchl-Haus“, heute Josef-Pirchl-Straße 4. Schon in
diesem Jahr warb sie wie folgt:
Altertümliche Kunstgegenstände Einkauf/Verkauf von altertümlichen Kunstgegenständen im Antiquitätengeschäft Else Wellwarth, Bahnhofstraße, Pirchlhaus (Kitzbüheler Nachrichten, 24. November 1928). Welwert bot echte Trachten und Tiroler Spezialerzeugnisse an und verwies in der Werbung auf ein reichhaltiges Lager an antikem Schmuck, Möbeln, Porzellan (Werbung im Buch „Kitzbühel Sonne und Pulverschnee“ von Prof. E. A. Pfeifer, 1935). Über dem Geschäftseingang stand durch Jahrzehnte „Alte und neue Kunst“. In der wirtschaftlich schwierigen Zeit betonte Welwert ihr Interesse und ihr Angebot an Volkskunst. Sie verwendete aus unbekannten Gründen verschiedene Schreibungen des Familien- und des Vornamens. Die Freundschaft mit der in Amstetten gebürtigen Kitzbü-
Alte und neue Kunst – Werbung 1935 in „Kitzbühel Sonne und Pulverschnee“.
heler Komponistin Maria Hofer sollte 1941 ein gemeinsames Schicksal prägen: Maria Hofer und Elsa Welwert wurden von der Gestapo in Kitzbühel verhaftet und sie verbüßten eine viermonatige Haftstrafe in Innsbruck. Ab den Fünfzigerjahren bewohnten sie ihr gemeinsam erbautes Haus auf der Sonnseite in Kitzbühel. Während ihrer Geschäftstätigkeit besuchten sie immer wieder Bekannte und Freundinnen aus Wien, wie etwa die Schauspielerin Paula Wessely.
Fundgrube auch für Spezialisten Im Angebot des Geschäftes war das ganze Sortiment des Kunsthandels von der Gotik bis zum 19. Jahrhundert präsent: Gemälde, Skulpturen, Möbel, Grafiken, Urkunden, Kunstgewerbe mit Gold- und Silberwaren, Glas und Porzellan, Eisen, Bücher, topografische Ansichten und vieles mehr. Eine wahre Fundgrube für manche Liebha-
ber und Spezialisten Vor Weihnachten 1960 musste Elsa Welwert, Kunsthändlerin, über die Lokalzeitung mitteilen, dass sie wegen eines Spitalsaufenthaltes außerstande sei, das Geschäft zum Saisonbeginn zu eröffnen. Sie sprach die Bitte aus, nach der bald erwarteten Genesung die Treue zu ihrem Geschäft zu bewahren (Kitzbüheler Anzeiger, 24. Dezember 1960). Elsa Welwert verstarb am 29. Dezember 1962 in Innsbruck. Im Nachruf stand: Frau Welwert führte seit 34 Jahren in Kitzbühel ihr im In- und Ausland, ja sogar in Übersee bestbekannte Antiquitätengeschäft. Ihre äußerst seriöse Geschäftsgebarung, ihr großes Fachwissen und ihre ruhige, vornehme, herzensgute Art verschaffe ihr in Geschäfts- und Kundenkreisen größte Hochachtung. Ihr Geschäft war für die Liebhaber volkskundlich interessanter Antiquitäten eine nie versagende Fundquelle und wie