Kitzbüheler Anzeiger KW 29 2018

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Ausgabe 29

Strahlende Gesichter bei der Eröffnung: René Fender (Spar), Genossenschaftsobmann Martin Hölzl und Martin Brandner (Spar) freuen sich üben den umgestalteten Supermarkt. Foto: Spar

Bereits 75 Bürger haben Anteile an der Genossenschaft erworben – Risiko für Anleger gering

Nahversorgung ist jetzt gesichert Seit vergangener Woche hat der kleine Supermarkt in der Kelchsau seine Pforten wieder geöffnet. Die neu gegründete Genossenschaft hat das Geschäft übernommen und die Firma Spar ins Boot geholt.

Hopfgarten, Kelchsau |Es sind arbeitsintensive Wochen, die hinter Martin Hölzl liegen und am vergangenen Mittwochabend gab es die Belohnung dafür: Im Rahmen eines kleinen Festes konnte der sanierte und erweiterte Supermarkt im Zentrum des Ortsteils wieder eröffnet werden. Möglich gemacht haben das u.a. jene Bürger und Bürgerinnen, die sich von der Idee, eine Genossenschaft zu gründen, anstecken ließen und Anteile kauften. Dank dieses finanziellen Engagements steht die notwendige Nahversorgung im 800-Einwohner-Weiler jetzt auf sicheren Füßen. Vor einigen Monaten war bekannt geworden, der Anzeiger berichtete, dass die bisherige Ladenbetreiberin Marianne Erharter sich als Wirtin der „Brennhütte“ beruflich neu orientiert

und den kleinen Supermarkt schließt. Vorerst war in der Kelchsau guter Rat teuer, denn es war bekannt, dass jenes Gebäude, in dem das Geschäft untergebracht war, einen neuen Besitzer hat und dieser über kurz oder lang die Räumlichkeiten selbst benötigt. „Für uns stand aber fest, dass wir einen Nahversorger brauchen“, betont Martin Hölzl. Relativ rasch war für ihn klar, dass es schwierig wird, einen Supermarktbetreiber ins Tal zu bekommen, daher machten die Kelchsauer Nägel mit Köpfen und gründeten die „Nahversorgung Kelchsau Genossenschaft“.

Haftung wird geteilt Für Hölzl, als Geschäftsführer des örtlichen Raiffeisen-Lagerhauses, das ja ebenfalls von einer Genossenschaft betrieben wird, liegen die Vorteile auf der Hand. „Im Gegensatz zu einer Ges.m.b.H. wird die Haftung auf alle Anteilseigner verteilt“, klärt der Kelchsauer auf. Die Kosten pro Anteil liegen bei 250 Euro, sollte es zu finanziellen Problemen kommen, haftet der Eigner aber im schlechtesten Fall

mit der doppelten Summe, also 500 Euro. Vergünstigt einkaufen oder ähnliche Zuckerl gibt es nicht. „Außer wir machen einen extra Einkaufsabend für die Mitglieder oder so etwas“, informiert Hölzl. Einmal im Jahr gibt es eine Gewinnausschüttung, davon aber haben die Anteilszeichner aber auch nichts. Sind sich doch alle einig, dass der Gewinn wieder in das Unternehmen gesteckt werden soll.

Austreten möglich Martin Hölzl freut sich jedenfalls, dass die Genossenschaft inzwischen bereits 75 Mitglieder hat. „Und es werden immer mehr!“ ImVorstand sind neben Hölzl, Maria Astner, Verena Fuchs, Melanie Pletzer und Josef Erharter engagiert. Austreten aus der Genossenschaft kann man als Anteilseigner zwar jederzeit, das eingebrachte Geld wird aber erst nach einem Jahr ausbezahlt. Grund dafür sei u.a., dass im Fall eines wirtschaftlichen Einbruches, nicht jeder gleich sein Geld zurückverlangen kann und damit die Pleite besiegelt. Das Sortiment wurde im umge-

bauten Markt nicht nur massiv erweitert, auch eine gemütliche Kaffeeecke wurde eingerichtet. Insgesamt vier Mitarbeiterinnen – Teil- und Vollzeit – kümmern sich um die Kunden. „Wir haben ja bereits ab 6.30 Uhr geöffnet. Mittwochnachmittag ist wie gehabt geschlossen, dafür wollen wir die Öffnungszeiten am Freitag bis um 19 Uhr ausdehnen“, betont Hölzl. Nach wie vor ist der Laden auch Poststelle und soll auch wieder Lotto-Toto-Stelle werden. Allerdings werden bereits wieder Pläne gewälzt. So ist mit dem Hausbesitzer vereinbart, dass man im bisherigen Geschäftslokal die nächsten zwei bis drei Jahre bleibt, auch um zu sehen, wie das Geschäft angenommen wird. Geht es nach Wunsch, soll dann der Neubau des Kelchsauer Feuerwehrhauses abgeschlossen sein und das Geschäft samt Caféhaus dann dort untergebracht werden. Eines ist Martin Hölzl übrigens besonders wichtig: „Das Überleben des Ladens ist davon abhängig, dass die Kelchsauer dort einkaufen. Es soll ein Nahund kein Notversorger sein!“ Margret Klausner


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