KiZ-ePaper 44/2013

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Eine Tischlerei im Mühlviertel. Statt Tisch, Sessel, Kleiderschrank steht ein Sarg in der Mitte der Werkstatt. Rafael Hintersteiner hat ihn gemeinsam mit Johannes Wolfsteiner entworfen, nun wird er in der Tischlerei der Eltern hergestellt. Die Familie beäugt vorsichtig, was der junge Architekt da vorhat. Der Sarg regt zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben an. Elisabeth Leitner

Mitten in der hauseigenen Tischlerei steht ein selbst gebauter Sarg. Hildegard Nefischer hat damit gar keine Freude. Immer wieder umkreist sie das Stück und schüttelt den Kopf. Irgendwann bleibt sie stehen, schaut sich den Sarg genauer an. Ihr Enkel Rafael Hintersteiner kommt dazu. Er hat gemeinsam mit seinem Studienkollegen Johannes Wolfsteiner den neuen Sarg für ein Projekt an der Linzer Kunst­uni entworfen. „Na, Oma, was sagst du dazu?“ – Die Antwort kommt nicht gleich, aber etwas ist in Gang gekommen. ­Einige Zeit später sitzt Rafael mit seiner Oma in der Küche.

Den letzten Abgan Beschäftigung mit dem Tod. Sie reden zum ersten Mal über das Sterben, den Tod und was sich die Oma zum eigenen Begräbnis wünscht. Plötzlich geht es ganz leicht, der Bann ist gebrochen. In der ganzen Familie wird nun offen über den Tod, das Sterben gesprochen – und Oma verfasst ihren Abschiedsbrief. Am Anfang sei es schon komisch gewesen, sich als junger Erwachsener mit diesem Thema zu beschäftigen, erzählt der heute 25-jährige Rafael Hintersteiner. Er lebt in Linz, studiert Architektur und absolviert zurzeit ein Gesangsstu­dium an Ein Sarg in der eigenen Tischlerei: Rafael Hintersteiner mit seiner Oma Hildegard Nefischer. Sie ist 75 Jahre alt und begutachtet die Arbeit ihres Enkels. Hintersteiner (2), Wolfsteiner

der Anton Bruckner Universität. Ein Projekt an der Kunstuni zum Thema „Verabschiedung“ verlangte 2010 die Auseinandersetzung mit Tod, Sterben und Begräbnis­riten. Sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen, ist für jeden Menschen gut, das findet auch Johannes Wolfsteiner. Es mache entspannter, gelassener. Der Tod sei Teil des Lebens und brauche dann nicht mehr verdrängt zu werden. Besuch im Krematorium. Nach dem Besuch des Barbara­ friedhofs und einem Blick ins Krematorium, nach Gesprä-


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