Einblicke in das Leben der Bethlehemschwestern
Wenn das Herz lebendig wird „Maria im Paradies“ ist ein Kloster hoch oben in den Salzburger Bergen. Hier haben 33 Ordensfrauen ein Leben in Einsamkeit, aber auch in Gemeinschaft gewählt. SUSANNE HUBER
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s war eine besondere Begegnung. Mit Tiefgang. Gespräche über Stille und Gebet, über Hingabe und Liebe, über Gemeinschaft und Berufung. Die Bethlehemschwestern wollen nicht als Einzelne zitiert werden, wenn sie von ihrem Leben erzählen. Dieser Wunsch wird, wenn auch schweren Herzens, respektiert. Folge mir nach. Das monastische Leben der Schwestern ist einfach und kontemplativ, geprägt von Schweigen und Stille, von Gebet und Arbeit – allein in der Zelle, aber auch in Gemeinschaft. Es ist ein Leben für Gott, für die Kirche und so für die ganze Menschheit. Ein FÜR. Eine Hingabe. Das Ziel der Schwestern ist es, in Gemeinschaft Gott zu finden. So sind sie eins. In der Einsamkeit kann das Herz den Ruf Gottes vernehmen. Es ist ein „Folge mir nach“. Jede Schwester macht sich auf den Weg, um Jesus kennenzulernen – in einer Stille, die vom Wort Gottes geprägt ist, in der Eucharistie, in der Anbetung. Denn Gott hat ein Gesicht: Jesus. Im Rhythmus. Eben läutet die Glocke. Es ist drei Uhr nachmittags, Zeit für die Non, das Gebet zur neunten Stunde. Die Schwestern beten diese Hore alleine und in Einsamkeit. Die Glocke ertönt regelmäßig – zur Matutin in der Früh um halb sieben, zu den anderen Stundengebeten, zur Studienzeit, zu den Mahlzeiten, zur Arbeit (die Schwestern fertigen vorwiegend orientalische Keramik, Kerzen und einen Kräutersirup in verschiedenen Sorten), zur Vesper und der anschließenden Heiligen Messe. So wird jeder Tag vom Rhythmus des Gebets getragen. Radikales Leben. Die 33 Ordensfrauen im Kloster „Maria im Paradies“ auf der in 1.300 Meter Höhe gelegenen Kinderalm in
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Einblick ins Kloster „Maria im Paradies“ in St. Veit im Pongau
SCHWEIGER-GENSLUCKER/EDS (2)
St. Veit im Pongau kommen aus verschiedenen Ländern Europas – aus Österreich und Deutschland, aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn, aus der Schweiz, aus Belgien, Luxemburg und Frankreich. Diese Vielfalt in der Gemeinschaft ist herausfordernd, spannend, schön. Fast die Hälfte der Schwestern ist unter 40 Jahre alt; die jüngste ist 23, die älteste 82. Dieses Leben, das sie gewählt haben, ist radikal. Dennoch zieht es immer wieder junge Menschen an, die ihr Leben Gott schenken möchten.
eine Begegnung von Herz zu Herz. Eine Berufung kommt nicht aus heiterem Himmel. Sie ist vielmehr eine tiefe Beziehung zu Gott in der Liebe, die sich mit der Zeit entwickelt. Es ist keine Idee, die man hat, durchsetzt und dann lebt. Vielmehr wird das Herz plötzlich lebendig, hat eine Stimme, spricht. Diese Berufung anzunehmen und tatsächlich zu leben, bringt einen großen geistigen Kampf mit sich: ein Ringen, eine Bekehrung, um dem zuzustimmen, was man im Inneren als Berufung und tiefstes Glück erkannt hat.
Von Herz zu Herz. Die Geschichte jeder einzelnen Schwester und ihr jeweiliger Berufungsweg sind ganz unterschiedlich. Allen gemeinsam ist der Ruf, Gott in ihrem Leben auf absolute Weise Gott sein zu lassen. Es ist
Hingabe. Ein Leben für Gott ist mit Hingabe verbunden. Was bedeutet es, sich hinzugeben? Echte Hingabe geschieht, wenn wir das „Anderssein“ des Anderen empfangen; wenn wir sein Herz ganz in uns aufnehmen,
DIE SCHWESTERN VON BETHLEHEM Heuer feierten die Schwestern der „monastischen Familie von Bethlehem, der Aufnahme Mariens in den Himmel und des heiligen Bruno“ – auch Bethlehemschwestern genannt – ihr 30-jähriges Bestehen in Österreich. Das Kloster „Maria im Paradies“ auf der Kinderalm in St. Veit im Pongau liegt auf 1.300 Meter Höhe. Früher gab es dort eine Erholungsstätte für lungenkranke Kinder. Die Bethlehemschwestern stehen dem Kartäuserorden nahe, der auf den heiligen Bruno von Köln zurückgeht. Gegründet wurde die Ordensgemeinschaft am 1. November 1950 in Rom, als Papst Pius XII. auf dem Petersplatz das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete. Heute ist die Ordensfamilie der Bethlehemschwestern international. Es gibt 30 Klöster in 16 Ländern. Die Bethlehem schwestern verbringen den Großteil des Tages alleine in ihrer Zelle, wo sie beten, arbeiten und auch essen.