Wiedergeburt als Trophäe, ewiges Leben garantiert.
tote Tiere in die Gästezimmer zu hängen, über die man sich dann abends mit den Touristen ausführlich am Kamin unterhalten konnte? Herrn Gorn ereilte eine Anfrage nach der anderen und deswegen verabschiedete er sich von Blumen, Sträuchern und Bäumen und spezialisierte sich aufs Ausstopfen.
Der Jäger und die Moral: In einer Jagdzeitung ist zu lesen, dass ein Gewissen fehl am Plaz ist.
Inzwischen ist das Jagen in Namibia ein gutes Geschäft und Hobby für Menschen, auf deren Bankkonto Spielraum für Extras ist. Das Kudu darf man laut Preisliste eines Jagdveranstalters für 1100 Euro über den Haufen knallen, die Giraffe für 1000 (muss aber vorbestellt werden), der Leopard kostet 2 800 Euro. Der Schakal ist hingegen billig und kann für 50 Euro ermordet werden. Was fühlt man dabei? Aufschluss über das Seelenleben der Jäger bietet die Zeitschrift ‹Huntinamibia›, die bei Herrn Gorn im Büro herumliegt. ‹Huntinamibia› ist so etwas wie das offizielle Sprachrohr des namibischen Jagdverbands und schildert jede Menge erregende Pirsch-Erlebnisse, die dem leidenschaftlichen Büchsenspanner Lust auf mehr machen sollen: ‹Die stolze Antilope macht einen Schritt nach vorne, die Haltung fast trotzend. Ich sehe die Laufmündung der alten Holland & Holland langsam nach vorne wandern. Dann kommt sie zum Stillstand und verharrt einen Augenblick. Gleich wird sich diese Mündung aufbäumen, ein scharfer Knall die Stille des Nachmittags zerreissen, um dann schliesslich in der unendlichen Weite zu verhallen. Für einen kurzen Moment habe ich den Pulvergeruch in der Nase, dann frischt eine leichte Brise von Süden her auf und streicht über die weite Steppe.› Interessant an den Schilderungen ist vor allem, dass die in Pulvergeruch und Erinnerungen schwelgenden Jäger niemals eine Antwort auf die eine, die drängendste, die eigentliche, die interessanteste Frage geben: Warum der Giraffe das Lebenslicht ausblasen? Warum den Elefanten fällen? Warum das Kudu töten? Warum die Antilope nicht einfach durchs Fernglas betrachten und sich freuen, dass sie auch morgen noch erhobenen Hauptes durch die Steppe schreitet? Und zwar gerade deswegen, weil es sich hier doch um ‹majestätisches, edles Wild› handelt, wie einer der Jäger meint, dem ‹tiefer Respekt› gebühre: ‹Was für ein herrlicher Anblick! Das Haupt hoch erhoben zu uns zurück gewendet; die grossen Lichter auf uns gerichtet; die riesigen Lauscher gespitzt; aufrechte Nackenmähne; breiter Stich und sich ein leicht im Wind bewegender Kehlbart. Ein wuchtiger Wildkörper mit weissen Streifen − und dieses herrliche perfekt symmetrische Gehörn − der König des Buschlandes.› Man ahnt: Das geht nicht gut aus für das Tier. Da hat das Kudu Pech gehabt, dass es den Jäger innerlich so aufwühlt – denn schiessen kann der genau 48
kinki
Streichelt nur tote Tiere: Manfred Gorn auf Tuchfühl ung mit seiner Beute.