«ecoreport» NOV08

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27.10.2008 11:54:53 Uhr


EDITORIAL

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Claude Wegmann Geschäftsführender Partner der Marketing- und Werbeagentur KILO&GRAMM in Zürich und Herausgeber der «ecoreport»- und «multimobil»-Publikationen

Der Klimawandel, ein Rechenfehler? Liebe Leserinnen und Leser Die Skeptiker wollen nicht verstummen: Warme Phasen hätten sich in der Evolution schon immer mit kalten abgewechselt. Und auch das Phänomen des Gletscherschwunds sei nicht neu. Brauchen wir also gar kein Umdenken? Diesen Eindruck könnten man jedenfalls gewinnen, wenn man unsere Politiker beobachtet, die in Europa allenfalls wie Schrebergärtner agieren. Globalisierung mag ja wirtschaftlich gesehen ein – wenn auch umstrittenes – Ziel sein. Umweltpolitisch sind wir davon noch weit entfernt. Wenn jetzt aber sogar die Internationale Energieagentur IEA, die bislang als enger Verbündeter der Öl-, Kohle- und Atomindustrie eine Energierevolution fordert, gibt das Anlass zu Hoffnung. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe. Das grösste Energiespar-Potenzial liegt in den Immobilien. Laut Experten können und müssten Hundertausende von Liegenschaften in der Schweiz in den nächsten Jahren saniert werden, wollen wir auf dem Weg zur propagierten 2000-WattGesellschaft nicht schon in den Anfängen scheitern. Nicht jede Gemeinde kann eine Stadt neu bauen wie Masdar City. Die ÖkoStadt, die wir in diesem Magazin vorstellen, kann aber auch kleineren Kommunen und Hausherren wertvolle Impulse geben. Und dann wäre da noch «ecoreport»: Seit drei Jahren publizieren wir «multimobil». In der letzten Ausgabe haben wir das Spektrum der Themen erweitert und nicht nur die Mobilität in den Mittelpunkt gestellt. Das überaus positive Echo darauf hat uns bewogen, «multimobil» als fixen Special in einem «neuen» Magazin, eben «ecoreport», zu integrieren und künftig in dieser Form zu publizieren. Ich freue mich auch weiterhin auf Ihr geschätztes Feedback. Claude Wegmann Herausgeber

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Lancierung


INHALTSVERZEICHNIS

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8 Masdar City Kein Kohlendioxid, kein Abfall: Ausgerechnet das Emirat Abu Dhabi will zum globalen Vorreiter auf dem Gebiet erneuerbarer Energien werden und baut seit diesem Jahr an der Öko-Stadt Masdar City. Das 24 Milliarden Dollar teure Prestigeprojekt soll im Jahr 2015 bezugsbereit sein.

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Brennendes Eis Seefahrer vergangener Jahrhunderte berichteten immer wieder von brennenden Eisbergen. Lange als Aberglaube abgetan, konnte ihre Existenz gegen Ende des letzten Jahrhunderts bestätigt werden. Es handelt sich um Methanhydrat, eine Verbindung aus Eis und Methan, die in den Meeressedimenten lagert.

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Die Brunel Awards der SBB Insgesamt hatten sich 32 Eisenbahn-Unternehmen aus 18 Ländern und 3 Kontinenten mit 161 Einreichungen um die begehrten Auszeichnungen beworben. Organisiert wurde die Ausschreibung und Preisverleihung der 10. Brunel Awards von der Watford Group für Bahn-Design gemeinsam mit der ÖBB und dem internationalen Eisenbahnverband UIC.

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20.11.2008

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INHALTSVERZEICHNIS

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Bertrand Piccard Der Westschweizer Psychiater will mit seinem Partner André Borschberg in einem Solarflugzeug die Welt umrunden. Er will die Politik aufrütteln, ohne sich in ein rechtes, oder linkes Lager zu begeben. Wir unterhielten uns über seine Visionen.

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Das Schwimmhaus Bewohnbare Schiffe kennt man schon seit langem. Passivhäuser sind heute Stand der Technik. Ein schwimmendes Passivhaus gab es bislang jedoch noch nicht. Lassen Sie sich inspirieren.

Lifestyle: Coop Naturaline

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Melanie Winiger engagiert sich für die CoopNaturaline-Philosophie. Als junge Mutter kauft sie bewusst ein und legt Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Fairness. Sie weiss, dass sich dieser Anspruch mit trendigen Styles kombinieren lässt.

Dazu Informationen zur Kooperation der zukünftigen Stiftung KLIMAcard mit Atizo. Ein Bericht über die Internationale Energieagentur IEA. News zur Mobilität auf zwei oder vier Rädern. Ausschnitte aus dem neuen Pirelli-Kalender und viele weitere interessante Themen. Impressum «ecoreport» – Informationen zu Mobilität, Klima und Energie, Ausgabe November 2008 Herausgeber: KILO&GRAMM GmbH, Manessestrasse 8, CH-8003 Zürich, Telefon +41 (0)43 317 97 81, Telefax +41 (0)43 317 97 82, info@kilogramm.ch, www.ecoreport.ch / www.multimobil.eu Druck: Ringier Print Adligenswil AG, Adligenswil Team at work: Claude Wegmann (Gesamtleitung), Redaktion dieser Ausgabe: Saskia Wegmüller, Pia Straw, Eric Schmid, Anouschka Remont, Gianfranco Galati, Fernando Bellano, Hanspeter Müller und Eva Bollier. Abonnement: «ecoreport» erscheint quartalsweise 4x/Jahr, Abonnementspreis inkl. Versand CHF 12,00 inkl. MwSt. www.ecoreport.ch



VISION

9 MASDAR CITY

In Abu Dhabi hat die Zukunft schon begonnen Kein Kohlendioxid, kein Abfall: Ausgerechnet das Emirat Abu Dhabi will zum globalen Vorreiter auf dem Gebiet erneuerbarer Energien werden und baut seit diesem Jahr an der Öko-Stadt Masdar-City. Das 24 Milliarden Dollar teure Prestigeprojekt soll im Jahr 2015 bezugsbereit sein.

Auf den ersten Blick wirken die grünen Ambitionen der Ölmultis natürlich etwas paradox. Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den ölreichsten Staaten der Erde und besitzen neun Prozent der weltweit nachgewiesenen Ölreserven und fünf Prozent der Gasvorkommen. Abu Dhabi, das mehr als 90 Prozent dieser Ressourcen kontrolliert, verkauft pro Tag 2,8 Millionen Ölfässer und ist damit der sechstgrösste Ölexporteur der Welt. In den nächsten Jahren soll der Export auf 3,5 Millionen Fass pro Tag erhöht werden. Hinzu kommt, dass das arabische Emirat Abu Dhabi bislang nicht dafür bekannt ist, mit Ressourcen wie Wasser, Öl oder Energie besonders sparsam umzugehen. Auf den Strassen rollen schwere Limousinen, die viel Benzin schlucken und Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen. Enorme Energiemengen sind nötig, um das Meerwasser zu entsalzen, mit dem mitten in der Wüste künstlich angelegte Parks und Grünanlagen kul-

tiviert werden. Und in den Gebäuden laufen die Klimaanlagen rund um die Uhr auf Hochtouren. Da liegt die Frage nahe, warum ausgerechnet Abu Dhabi auf die Entwicklung von neuen, sauberen Energiequellen setzt. Doch die Ölscheichs denken langfristig. «Seit 15 Jahren sind wir einer der wichtigsten Akteure auf dem Energiemarkt – aber in hundert Jahren ist es damit wohl vorbei», sagt Sultan Ahmed Al Jaber, Chief Executive Officer (CEO) der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC), die im Auftrag der Regierung die Masdar-Initiative lanciert hat. Der Chef von Masdar bringt für die Aufgabe gute Voraussetzungen mit. Al Jaber stammt nicht nur aus einer Familie, die in Abu Dhabi über viel Einfluss verfügt, er versteht auch etwas vom Energiegeschäft. Der Ökonom (Coventry University, Grossbritannien) und Chemie-Ingenieur (University of Southern California, USA) hatte früher www.ecoreport.ch

verschiedene führende Positionen bei der staatlichen Ölförderfirma ADNOC/ GASCO inne.

Grösstes Solarkraftwerk der Welt Gebaut wird die für 50 000 Einwohner geplante, sechs Quadratmeter grosse Öko-Metropole 30 Kilometer von der Hauptstadt Abu Dhabi entfernt, westlich vom Abu Dhabi International Airport. Nach dem Willen der Stadtplaner soll Masdar City seinen Energiebedarf vollständig mit erneuerbaren Energien decken. Dabei soll die Sonne das Öl ablösen – und die scheint am Golf fast jeden Tag. Seit Anfang des Jahres ist eine Ausschreibung für «Shams», auf Arabisch Sonne, das laut Stadtplanung «grösste Solarkraftwerk der Welt» im Gang, die sich jedoch bereits verzögert hat. Shams soll in einer ersten Phase 100 Megawatt Strom produzieren und damit Zigtausende


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11 Haushalte versorgen können. Stufenweise soll die Leistung anschliessend um 100 und 200 Megawatt erhöht werden. Technisch ist das bereits erprobt. Solarthermische Kraftwerke (STK) transformieren Sonnenenergie mit Hilfe von Spiegeln. Über Wärmespeicher (z. B. Flüssigsalztanks), die um die Mittagszeit mit überschüssiger Sonnenenergie aufgeheizt werden, liefern sie Energie auch dann, wenn die Sonne bereits untergegangen ist. Das macht die Produktion von Solarstrom selbst nach Sonnenuntergang möglich. Die Wasserversorgung ist ebenfalls mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen geplant. Insgesamt soll der Energieaufwand pro Kopf nur noch 25 Prozent des heutigen Durchschnittsverbrauchs betragen. Auch an den anfallenden Müll wurde gedacht. Es soll praktisch keinen geben. Entweder man verwertet diesen wieder oder kompostiert ihn. Ein grosser Teil des Mülls soll in einem so genannten «Grundlast-Kraftwerk» in Energie umgewandelt werden. Das Kohlendioxid, das bei dieser Verbrennung der Reststoffe anfällt, wird als Pflanzendünger in den Gewächshäusern genutzt werden. Mittlerweile investieren die Emirate Dubai und Abu Dhabi Milliarden in Umweltprojekte und wollen so Vorreiter für die Welt sein.

Zu Fuss statt mit dem Auto Klimaschädliche Autos wird man in der City der Zukunft ebenfalls vergeblich suchen. Der Bauplan sieht vor, dass die Bewohner von Masdar nirgends weiter als 200 Meter von den wichtigsten Orten ihres täglichen Lebens entfernt sind. Die Menschen sollen zu Fuss gehen oder Fahrräder oder spezielle Elektrofahrzeuge benutzen. Ganz verzichten müssen sie aber auf ihr Statussymbol Auto nicht: Vor der Stadt wird es grosse, geschützte Parkplätze geben. Wer will, kann also mit

seinem Ferrari problemlos bis an die Stadtgrenze fahren. Aber von dort aus geht es nur noch abgasfrei zu Fuss, per Velo oder mit Elektroantrieb weiter. Dennoch soll niemand auf seine gewohnte Bequemlichkeit verzichten müssen: «Wir werden beweisen, dass der Einsatz sauberer Energien nicht zu einer Reduktion des Lebensstandards führt», ist AI Jaber überzeugt. Das Gleiche gilt für Klimaanlagen. Neben dem bereits erwähnten Strom aus dem Solarkraftwerk liefern auch Photovoltaik- und Windanlagen Energie. Ziel ist, dass 30 Prozent der Menschen, die in Masdar City arbeiten, auch dort wohnen. Entsprechend soll die Stadt rund um die Uhr lebendig sein und auch nach Feierabend keine Trabantenstadt werden.

Nachhaltige Architektur Eine ausgeklügelte Architektur spielt eine entscheidende Rolle. Die Häuser sind niedrig, optimal ausgerichtet für eine Belüftung und werden dicht an dicht gebaut. Zusätzlich sorgen Wasserkanäle für eine angenehme Atmosphäre. Für den Zugang zum öffentlichen Verkehr sind beschattete Wege vorgesehen. Insgesamt werde die Temperatur in der neuen Stadt um 20 Grad geringer sein als in Abu Dhabi heute, so die verantwortlichen Stadtbauer. Die Planung wurde dem Star-Architekten Sir Norman Foster übertragen. Foster hat bereits Erfahrung mit nachhaltigem Bauen. In Berlin realisiert er zum Beispiel eine grüne Bibliothek für die Freie Universität, in Duisburg entwarf er einen Masterplan für eine energiearme Stadt, und in Libyen arbeitet er an einem Öko-Tourismusprojekt. Noch nie aber hatte er die Chance, eine Metropole von Grund auf nach ökologischen Kriterien zu planen. Gespart wird nicht nur Energie, sondern auch Wasser. Im Vergleich zu traditionellen Städten werde der Konsum weniger www.ecoreport.ch

als halb so gross sein, versprechen die Planer. Was sich auch auf die Energiebilanz auswirken dürfte: Wasser wird am Golf aus energetisch aufwändigen Entsalzungsanlagen gewonnen. Bezahlt werden soll das Projekt zum einen mit Hilfe eigener Investitionen. Neben Direktinvestitionen will sich Abu Dhabi das Geld aber auch mit Hilfe eines Finanzierungsmechanismus beschaffen, der sich auf das Kyoto-Protokoll stützt. Darin verpflichten sich die Industrieländer, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Abu Dhabi steigt nun ins Geschäft mit handelbaren Emissionszertifikaten ein. In der Fachwelt spricht man von «carbon finance». Damit sind Investitionen in Treibhausgas-Minderungsprojekte gemeint, mit denen die gewonnenen Emissionsreduktionen handelbar gemacht werden. Mit anderen Worten: Der Umweltschutz soll einen Teil der grünen Stadt finanzieren.

Technische Hochschule Bei Masdar City soll es aber nicht bleiben: Die Wüstenregion soll sich in ein weltweit führendes Zentrum für saubere Energie verwandeln. Der erste Bau in Masdar City wird daher eine Technische Hochschule, das Masdar Institute of Science and Technology. Bei der Entwicklung des Lehrplans helfen Experten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus Cambridge. Im Vordergrund stehen Hightech-Lösungen für Umweltprobleme, Materialforschung und Management. Auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) in Aachen ist in das Projekt involviert. Die RWTH Aachen ist Mitglied im Masdar Research Network, einem internationalen Forschungsverbund, der technische Innovationen für die Infrastruktur von Städten entwickeln soll – vor allem für eine nachhaltige Versorgung mit Energie und Wasser sowie für das Recycling der Abfälle. Gegründet wurde


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das Masdar-Netzwerk im April 2006 von der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC), einem staatlichen Energieunternehmen. Auf deutscher Seite ist neben der RWTH Aachen auch das Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR) beteiligt. Andere Mitglieder im Netzwerk sind das Imperial College in London, die New Yorker Columbia University, das Tokyo Institute of Technology und die kanadische University of Waterloo. Welchen Beitrag die Wissenschaftler aus Aachen beim Aufbau von Masdar City leisten werden, ist noch unklar. «Für die Universitäten und ihre Partner aus der Industrie gestalten sich die Verhandlungen schwierig», sagt Armin Schnettler, Leiter des Instituts für Hochspannungstechnik der RWTH. Das liegt daran, dass die Geldgeber aus dem Morgenland ihr finanzielles Engagement mit besonderen Forderungen verknüpfen. So bietet die Abu Dhabi Future Energy Company zwar an, ausgewählte Forschungsprojekte der Partneruniversitäten jeweils zur Hälfte zu finanzieren. Im Gegenzug verlangt sie ein Mitspracherecht bei der Anmeldung von Patenten und eine Gewinnbeteiligung bei der Vermarktung der Lizenzen – und zwar auf kompromisslose Art und Weise, wie

die deutschen Forscher berichten.

Swiss Village Geplant ist, dass sich auch gegen 1500 Unternehmen vor Ort niederlassen. Rund um Masdar City entsteht eine Sonderwirtschaftszone, die ausländische Investoren mit günstigen Steuersätzen und billigen Krediten anlocken soll. Zahlreiche Unternehmen haben bereits Interesse signalisiert, darunter BP, General Electric, Rolls Royce, Mitsubishi, Fiat und Total. Auch ein «Swiss Village» soll entstehen. Ende Oktober haben sich hierzu Schweizer Unternehmensvertreter mit der Handelsministerin der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheika Lubna Al Qasimi, und eine Delegation von Masdar, in Rüschlikon zu einem Informationsaustausch getroffen und sich in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Zuvor hatte Sheika Lubna Al Qasimi in Bern Bundesrätin Doris Leuthard und Bundesrat Moritz Leuenberger getroffen. Schweizer Unternehmen sind eingeladen, an zentraler Lage in Masdar City Geschäftsflächen zu nutzen. Zudem könnte die Schweizer Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Swiss Village einen zentralen Platz erhalten. www.ecoreport.ch

Lanciert wurde die Projektidee von der Schweizer Botschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Zusammenarbeit mit der Schweizer Stiftung Foundation For Global Sustainability (FFGS). Präsident der Interessengemeinschaft «Swiss Village Abu Dhabi» ist Nick Beglinger, Managing Partner der Planungsfirma Maxmakers in Zürich, die als Finanz- und Strategieberater im Auftrag der Abu Dhabi-Regierung das Konzept für Masdar City seit 2006 mitentwickelt hat. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ist auch noch ein anderes Projekt zur Diskussion gestellt worden: «Swiss Masdar», ein Universitäts- und Industriepark zur Förderung von Innovationen, der auf dem ehemaligen Flughafengelände in Dübendorf errichtet werden soll. Wer sich näher über Masdar City informieren möchte, der kann sich das Modell-Center in Abu Dhabi anschauen. Hier ist die komplette Stadt in Miniaturformat schon zu sehen. Einfacher und klimafreundlicher sind weitere Informationen aber auch hier erhältlich: www.masdar.ae Fotos: Sir Norman Foster + Partners


Für eine lebenswerte Zukunft: Coop wird CO2-neutral. Bis in 15 Jahren ist Coop CO2-neutral. Mit dieser Vision setzt Coop, Pionier und Schrittmacher in Sachen Nachhaltigkeit, einmal mehr ein Zeichen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels werden immer bedrohlicher für die Umwelt, das verlangt nach Taten und nicht nach schönen Worten. Zwar engagiert sich Coop schon lange und umfassend für Ökologie und Ethik. Mit einer Vielzahl von Massnahmen, dank denen wir heute allen Kunden nachhaltige Lebensqualität bieten können. Und morgen allen zukünftigen Generationen. Aber nun gehen wir noch einen mutigen Schritt weiter. Und arbeiten hart, um zu erreichen, dass Coop bis in 15 Jahren CO2-neutral ist. Also sämtliche Coop-Verkaufsstellen, sämtliche CoopVerteilzentren, sämtliche Coop-Produktionsbetriebe, sämtliche Coop-eigenen Transporte sowie sämtliche Coop-Verwaltungseinheiten. Für ein grosses Ziel und für eine lebenswerte Zukunft: www.coop.ch/nachhaltigkeit

Für die einzige Welt, die wir haben.


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Brennendes Eis Zeitbombe oder zukünftige Energiequelle?

Seefahrer vergangener Jahrhunderte berichteten immer wieder von brennenden Eisbergen. Lange als Aberglaube abgetan, konnte ihre Existenz gegen Ende des letzten Jahrhunderts bestätigt werden. Es handelt sich um Methanhydrat, eine Verbindung aus Eis und Methan, die in den Meeressedimenten lagert. Methanhydrat gilt als mögliche Energiequelle der Zukunft, ein möglicher Abbau könnte jedoch

nach Angaben von Geowissenschaftlern einige Risiken für Klima und Umwelt mit sich bringen. Als der 1939 in Wetzlar an der Lahn geborene Geologe Professor Erwin Suess 1989 von der Oregon State University zum GEOMAR-Forschunginstitut der Christian-Albrechts-Universität nach Kiel berufen wurde, zweifelten manche Gelehrte in Deutschland an den bizarren Dingen, von denen dieser Mann zu berichten wusste. Oasen des Lebens hatte er auf dem Grund der Meere entdeckt, kalte Quellen, deren chemische Energie überbordendes eben in einer Welt der ewigen Dunkelheit ermöglichen soll. Zwar waren so genannte heisse Quellen am Boden der Tiefsee und ihre Besiedlung mit angepassten Organismen bekannt – doch wie sollte in einer kalten Welt ohne Wärme und Sonnenlicht ein blühender Lebensraum entstehen? Eindrucksvolle Daten von www.ecoreport.ch

zahlreichen Expeditionen und Farbfotos, von Tauchbooten und Unterwasser-Robotern aufgenommen, belegen jedoch die Existenz der reichhaltigen Tierwelt an den kalten Quellen.

Gashydrate in grosser Menge Für ihre weltweit beachteten Pionierarbeiten zur Bergung und Erforschung der Methanhydrate wurden Erwin Suess und seine Mitarbeiter Gerhard Bohrmann, Peter Linke, der Meeresgeologe Jens Greinert sowie der Chemiker Dirk Rickert mit dem Philip-Morris-Forschungspreis 2001 ausgezeichnet. Suess erinnert sich gerne an den entscheidenden Abend im Sommer 1996 auf See, an dem Erfahrung, Intuition und ein Quäntchen Glück dem Forscherteam zum grossen Erfolg verhalf. Eigentlich waren die Wissenschaftler mit ihrem deutschen Forschungsschiff, der knallroten «Sonne», auf dem Weg nach Alaska, als sie ein fehlendes Ersatzteil zwang, noch fünf Tage im Hafen von Victoria, südlich von Vancou-


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ver, zu warten. Suess entschloss sich, die Zeit zu nutzen, um ein Unterwassergebirge rund 100 Kilometer vor der nordamerikanischen Küste mit einem Kamera-Schlitten näher zu untersuchen. Von einer Tiefseebohrung wusste man, dass sich im Norden des 30 mal 15 Kilometer grossen Gebirgszugs unter dem Meeresboden Methanhydrate befinden – doch eben nur in der Tiefe und nicht auch an der Oberfläche, wie

die Unterwasserkamera zeigte. Der Süden des Gebirges, den andere Meeresforscher aus unerfindlichen Gründen vernachlässigt hatten, bescherte dann den Erfolg: Ausgedehnte weisse Matten aus Bakterien und die bereits bekannten Bewohner der Tiefsee-Oasen deuteten darauf hin, dass hier der Energielieferant Methan zugegen ist. Mit einem riesigen Videogreifer förderten sie damals gleich 40 Kilo des exotischen Stoffes vom Meeresboden und hievten ihn an Bord ihres Forschungsschiffes.

Energiequelle der Zukunft Weiss wie Schnee, doch blubbernd und zischend, dabei so vergänglich wie ein Wassertropfen auf der heissen Herdplatte – das hier war die geheimnisvolle Energieressource, von der die Lebensgemeinschaften an den kalten Quellen zehwww.ecoreport.ch

ren. Unter Wissenschaftlern wird die Kombination aus Wasser und Erdgas bereits seit längerem als Energiequelle der Zukunft gehandelt. Forscher schätzen, dass die Vorräte an Methanhydraten fast doppelt so viel Energie liefern können wie alle Erdöl-, Erdgas- und Kohlelagerstätten der Erde zusammen. Nur bei hohem Druck und tiefen Temperaturen, wie sie am Meeresboden herrschen, kann der flüchtige Stoff in fester Form existieren. In der Alltagswelt verflüchtigt sich jedenfalls der eisähnliche Stoff unversehens. Das Methan entweicht sofort als Gas. Übrig bleibt eine kleine Pfütze Wasser. Ein Kubikzentimeter Methanhydrat kann die 164-fache Menge an Gas freisetzen. Damit liegen am Meeresboden unermessliche Energievorräte, von denen Suess schätzt, dass sie mindestens das doppelte Potenzial aller bekannten Lagerstätten fossiler Energieträger besitzen. Bevor das aus den Methanhydraten gewonnene Gas wirtschaftlich genutzt werden kann, müssen allerdings noch viele Fragen geklärt werden. Man weiss zum Beispiel noch


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zu wenig darüber, wie viele Methanhydratvorkommen es an welchen Stellen gibt und wie viel Methan vom System abgegeben wird.

Treibhauseffekt Unklar ist auch noch, wie man den Abbau des «weissen Goldes» nachhaltig gestalten kann, ohne den Treibhauseffekt durch Freisetzen des klimaschädlichen Methans noch weiter zu verschärfen. Bei der Bergung könnten erhebliche Mengen des klimaschädlichen Methans in die Atmosphäre gelangen, und auch seine Verbrennung würde den Treibhauseffekt verschärfen. «Immerhin rund 90 Prozent des aus dem Meeresboden aufsteigenden Methans wird von den Organismen der Tiefsee verbraucht», weiss Professor Suess zu berichten. Würden diese Ökosysteme gestört, zum Beispiel durch eine Erwärmung der Meere, dann könnten grössere

Mengen von Methan in die Atmosphäree gelangen. Dort würden sie 30-mal intensiver als Kohlendioxid zum Treibhauseffekt beitragen. Aus den bisherigen Untersuchungen ist bekannt, dass die gewaltigen Vorkommen von Methanhydraten auch physikalisch sehr instabil sind. Selbst bei geringfügig veränderten Umweltbedingungen – wenn zum Beispiel die Temperatur des Tiefenwassers leicht ansteigt oder sich die Druckverhältnisse durch Meeresspiegelschwankungen verschieben – kann sich Methan aus Methanhydrat freisetzen. Ein Prozess, der nicht zu unterschätzen ist, wenn man bedenkt, dass die Methankonzentration der Atmosphäre in den letzten 150 Jahren auf das Doppelte gestiegen ist und nun bei 1,7 ppm (1,7 Teile Methan pro eine Million Teile Luft) liegt. Es liegen auch noch keine Untersuchungen darüber vor, wie sich der Abbau von Methaneis auf die Stabilität der Unterwasserhänge und die Lebenswelt des Meeresbodens auswirkt. www.ecoreport.ch

Viele offene Fragen Den Risiken steht die Verheissung gewaltiger Energieressourcen gegenüber. Suess hält die kommerzielle Gewinnung von Gashydraten für technisch machbar, wenn auch noch viele Fragen offen seien. In Japan ist man schon heute entschlossen, die Energievorräte am Meeresboden anzuzapfen. Auch Indien plant eine kommerzielle Nutzung des brennenden Stoffs und die USA starteten ein 47,5 Millionen schweres Entwicklungsprogramm. In Deutschland träumt man indes eher von der Grundlagenforschung. Das Kieler Geomar-Institut hat sich im Juni 2008 – nachdem jahrelang Leihgeräte genutzt wurden – einen Tauchroboter für viereinhalb Millionen Euro zugelegt. Besonders stolz sind die Forscher auf die Ausrüstung des Roboters, der in Tiefen von bis zu 6000 Meter vordringen und damit weltweit rund 90 Prozent aller Meeresböden erreichen kann.


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IEA fordert Energierevolution Die Internationale Energieagentur IEA entdeckt den Klimaschutz und die erneuerbaren Energien und fordert umgehende Massnahmen. Dass Umweltschützer oder die Erneuerbare-Energien-Branche einen Umbau der weltweiten Energieversorgung fordern, ist nichts Neues. Nun kommt aber auch die mächtige Internationale Energieagentur IEA, die bislang als enger Verbündeter der Öl-, Kohle- und Atom-Industrie galt, zu dem Schluss, dass das weltweite Energiesystem «eindeutig nicht zukunftsfähig ist». «Die aktuellen Entwicklungen in Energieproduktion und Energieverbrauch sind unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten nicht nachhaltig», warnte IEA-Direktor Nobuo Tanaka. «Wir brauchen eine globale Energierevolution.» Dies ist die Quintessenz der jährlich von der IEA herausgegebenen Studie «World Energy Outlook», die Anfang November in London vorgestellt wurde. Die IEA wurde von OECD-Staaten nach der Ölkrise von 1973/74 zur besseren Vorhersage von Versorgungsengpässen gegründet. Nach der aktuellen Studie wird der weltweite Energieverbrauch bis 2030 um 45 Prozent ansteigen, wenn es bei der jetzigen Energie-, Industrie- und Klimapolitik bleibt. Mehr als die Hälfte des zusätzlichen Bedarfs wird dabei aus China und Indien kommen, während sich der Mittlere Osten zu einem neuen Nachfragezentrum entwickeln wird. Nahezu 75 Prozent der weltweiten Energienachfrage wird dabei auf das Konto der Städte gehen. Der globale Konjunkturabschwung und Energiepreisanstieg sind in die-

sem Szenario bereits berücksichtigt. Der Bedarf an Kohle wächst nach dem Szenario der IEA bis 2030 am stärksten. Er macht mehr als ein Drittel des Nachfrageanstiegs aus.

Erdöl bleibt Energieträger Nr. 1 Neben Kohle wird das Erdöl seine Stellung als wichtigster Energieträger weltweit behaupten, und zwar «selbst unter den optimistischsten Annahmen über die Entwicklung alternativer Technologien», stellte Tanaka klar. Ungeachtet aller bisherigen Effizienzund Sparprogramme wird die globale Ölnachfrage von derzeit 85 Mio. Fass pro Tag auf 106 Mio. Fass ansteigen. Neu für den Ausblick der IEA ist, dass sie das Ende des Ölzeitalters kommen sieht. Zwar wird, wie in jedem Jahr, darauf hingewiesen, dass die Ölreserven noch für 40 Jahre reichen werden. Gleichzeitig beschleunige sich jedoch der Rückgang der Fördermengen, weil die Ausbeutung der Felder ihren Höhepunkt überschreiten werde. «Mit welchen Ölquellen der steigende Bedarf gedeckt werden soll, wie viel die Förderung dieses Öls kosten werde und wie viel die Verbraucher dafür zu zahlen haben werden, ist äusserst ungewiss, möglicherweise ungewisser denn je.» Die IEA rechnet damit, dass der Ölpreis bis 2015 durchschnittlich bei 100 US-Dollar pro Barrel liegen werde und 2030 auf 120 US-Dollar www.ecoreport.ch

ansteigen werde. Unter Berücksichtigung der Inflation bedeute dies, dass in gut 20 Jahren 200 US-Dollar pro Fass gezahlt werden. Dabei steigen die Kosten der Ölförderung überproportional stark an: Nach Erhebungen der IEA erschöpfen sich die noch zu erschliessenden Ölfelder wegen ihrer geringeren Ausmasse schneller als die riesigen Lagerstätten früherer Jahre. Konsequenz: «Selbst wenn die globale Ölnachfrage bis 2030 konstant bleiben sollte, bräuchte man zusätzliche Kapazitäten für 45 Mio. Fass Öl pro Tag, um die schnellere Erschöpfung auszugleichen», ist Tanaka überzeugt: «Das ist viermal mehr als die heutige Kapazität von Saudi-Arabien.» Private Energiekonzerne wie Exxon oder Shell spielen in Zukunft allerdings aus Sicht der Organisation nicht mehr die entscheidende Rolle. Für sie gibt es immer weniger Möglichkeiten, ihre Ölreserven und Produktionsmengen auszuweiten. Bis 2030, so schätzt die IEA, werden stattdessen staatliche Ölgesellschaften für mehr als 80 Prozent der zusätzlichen Fördermengen einstehen. Bei nationalen Ölgesellschaften sei es allerdings «keineswegs sicher», dass sie die notwendigen Investitionen in neue Ölquellen auch wirklich tätigen. Wie sich diese Entwicklungen auf die Höhe des Ölpreises auswirken, könne nicht vorhergesagt werden, sagte Tanaka. «Sicher ist nur eins: Die Ära des


POLITIK&ORGANISATIONEN

Foto: pixelio.de/nutsch

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Das Gegenmodell von Greenpeace, das die Umweltschützer vor einigen Wochen präsentiert haben, hält hingegen trotz Wachstums in den Schwellenländern ein Halten des derzeitigen Ölverbrauch-Niveaus für möglich. «Das Potenzial der Energieeffizienz wird von der IEA bei weitem nicht ausgeschöpft.» Auch der WWF bleibt kritisch. Im Vergleich zu früheren Prognosen sei der diesjährige IEA-Ausblick durchaus ehrgeizig, erklärte die Umweltschutzorganisation. Trotzdem lege Agentur «die Latte noch immer viel zu niedrig». Die angenommenen CO2-Reduktionen in den OECD-Ländern müssten mindestens zehn Jahre eher erreicht werden als von der IEA prognostiziert.

Weltklima stark gefährdet Erstmalig warnt die IEA in ihrem jährlichen Ausblick auch vor einer «katastrophalen, irreversiblen Schädigung des Weltklimas», wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt. Nach den IEA-Zahlen steigen die energiebedingten Emissionen des Treibhausgases CO2 (Kohlendioxid) bis 2030 um 45 Prozent und erreichen 41 Mrd. Tonnen. Drei Viertel der Zusatzemissionen kommen aus China, Indien und dem Mittleren Osten – also aus Regionen, die bislang die Teilnahme am internationalen Emissionshandel verweigern und verbindliche Reduktionsziele ablehnen. Bedenklich dabei ist auch, dass 97 Prozent der zusätzlichen CO2-Emissionen

Grafik: OECD/IEA 2008

billigen Öls ist vorbei.» Da wundert es nicht, dass die erneuerbaren Energien auch in den IEASzenarien an Bedeutung gewinnen. Sie würden bereits im kommenden Jahrzehnt die zweitgrösste Stromquelle nach Kohle, berechnet die IEA. Diese würden von sinkenden Kosten und steigenden Preisen der fossilen Energieträger profitieren.

2030 aus Nicht-OECD-Ländern kom- Um das Temperaturziel noch zu ermen werden. Die milliardenschweren reichen, müsste der Anteil CO2-freier Klimaschutzprogramme, die von den Energiequellen wie Wind-, Sonnen30 OECD-Staaten wie Deutschland, und Atomkraft bis 2030 auf 36 ProFrankreich und Grossbritannien be- zent gesteigert werden, wozu weltweit reits realisiert werden, können den Investition von 9,3 Billionen US-Dollar globalen Emissionsanstieg also nicht nötig wären, abzüglich eingesparter einmal ansatzweise ausgleichen. Das Treibstoffkosten von 5,8 Billionen Dolvon den Vereinten Nationen ausgege- lar. bene Ziel, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf ein 450-Millions- Vor diesem Hintergrund forderte tel zu begrenzen, um so den globalen IEA-Direktor Tanaka die Vereinten Temperaturanstieg in diesem Jahr- Nationen auf, sich bei der Weltklimahundert auf konferenz in unter zwei Kopenhagen 97% des prognostizierten 2009 auf eine Grad Celsius zu halten, Emissionsanstiegs bis 2030 entsprechend wird ohne Powirksame kommt von nicht OECD- N a c h f o l g e r e litikwechsel also dramafür das Ländern, drei Viertel davon gelung tisch verfehlt: 2012 auslauvon China, Indien und dem fende Kyoto«Das könnten wir selbst Protokoll zu Mittleren Osten. dann nicht einigen. «Wir mehr erreikönnen uns chen, wenn alle OECD-Staaten ihre nicht erlauben, dass die Finanz- und Emissionen auf Null reduzieren wür- Wirtschaftskrise den dringend nötigen den», sagte Tanaka. Bleibe die Politik Politikwechsel hin zur Sicherung der bei den bisherigen Vereinbarungen, Energieversorgung und der Verrindann werde die globale Temperatur gerung der Treibhausgas-Emissionen um sechs Grad Celsius steigen. verzögert.» www.ecoreport.ch


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NETZWERK

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Brainstorming einmal anders Die KLIMAcard sucht zusammen mit Atizo nach zusätzlichen und neuen Ideen Nicht nur in wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten sind gute Ideen gefragt. Aussagen wie «von aussen betrachtet sieht vieles anders aus» oder «wir brauchen einen neuen Ansatz» kennen wir alle zur Genüge. Nicht umsonst werden vielfach (teure) externe Berater zur Mithilfe herangezogen.

durch die Community neue Ansätze für ihre Tätigkeit bekommen. «Am besten hat mir die Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Lösungsansätze und Ideen gefallen», sagt Unternehmensberaterin Romy Steinhäuser, die die Plattform bereits erfolgreich genutzt hat.

Einen etwas anderen Ansatz, auch «Open Innovation» genannt, bietet Atizo. Das Prinzip ist einfach: Auf der von Atizo betriebenen Plattform schreiben innovative Unternehmen Fragestellungen aus und lassen sich von den Ideen aus der Atizo-Community überraschen. Dabei formulieren die Unternehmen in einem ersten Schritt eine Fragestellung und legen eine Prämie fest. Anschliessend sammeln die Innovatoren – so heissen die Nutzer und Ideenlieferanten der Plattform – in einem offenen Ideengenerierungsprozess möglichst viele Ideen. Abschliessend wählen die Unternehmen die besten Ideen aus und verteilen die Prämie.

Kooperation zwischen Atizo und dem Projekt KLIMAcard.

In einer zweiten Phase werden die ausgewählten Ideen schliesslich von einem oder mehreren Teams in einer geschützten Umgebung zu Konzepten weiterentwickelt. Die Unternehmen fahren nicht schlecht dabei: Dank der Unterstützung von Atizo auch nach der Fertigstellung der Konzepte wird ein hoher Anteil an Konzepten in den Unternehmen umgesetzt. Über 3000 Innovatoren haben seit September 2008 über tausend Ideen zu Fragestellungen von der Augenoptikerin bis hin zum Zahnarzt geliefert. Namhafte Unternehmen wie «Blacksocks.com» oder «Mammut» haben

Die KLIMAcard ist als Kunden-BonusKarte für Konsumenten und Unternehmen gedacht. Ähnlich bestehender «Miles&More-Programme» sollen zukünftig mit der KLIMAcard «KlimaPunkte» gesammelt werden, welche anschliessend für idealerweise klimafreundliche Produkte wie mit Bargeld eingelöst werden können. Zusätzlich wird parallel dazu ein Klima-Fonds gespiesen, welcher der zukünftigen Stiftung ermöglicht, klimarelevante Projekte ausschliesslich in der Schweiz zu unterstützen und zu realisieren. Seit Dezember 2008 ist nun auch das KLIMAcard-Projekt auf der AtizoPlattform ausgeschrieben. Ziel der Ausschreibung ist, neben dem bestehenden Konzept weitere Ideen für den Einsatz der Karte, deren Umsetzung und Verbreitung zu finden. «Von der Einbindung unterschiedlichster Individuen und Ansätze verspreche ich mir, neue kundenorientierte Ideen rascher in den Markt bringen zu können», verrät Claude Wegmann, Initiant der KLIMAcard. Die weiteren Details zur KLIMAcard und zur Fragestellung können auf www.atizo.com oder www.klimacard. org eingesehen werden. www.ecoreport.ch

Was ist «Open Innovation»? Der Open Innovation-Ansatz rät Unternehmen ihre Innovationsprozesse für Kunden und Konsumenten zu öffnen, um noch schneller bedürfniskonforme Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Das Schlagwort «Open Innovation» bezeichnet eine Sichtweise betrieblicher Innovationssysteme, die zunehmend Akzeptanz findet. Entgegen dem klassischen, geschlossenen Innovationsansatz beinhaltet der Open-Innovation-Ansatz die Öffnung der Innovationsprozesse. Durch die Zusammenarbeit mit unternehmensexternen Organisationen und Individuen erschliessen Unternehmen zusätzliche Wissensquellen. Im Vergleich zu geschlossenen Prozessen können umfassendere Informationen über Marktbedürfnisse gewonnen werden. Zudem ist es möglich, Teile der Lösungsentwicklung durch externe Partner leisten zu lassen. Eine Bündelung externer Wissensquellen mit internen Ressourcen kann die Effizienz im Innovationsprozess, sowie die Neuartigkeit der entwickelten Lösungen, massiv erhöhen.


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23 Special Mobilität: • Die Brunel Awards • bike to work • Der neue VW Passat CC • ecocar4you-News • Finanzkrise = Autokrise? • Der neue Pirelli-Kalender • Vélib in Paris • Die neue Westumfahrung von Zürich

Studie Citroën Hypnos Als Studie eines Crossover-Fahrzeugs mit Diesel-Hybridantrieb feierte der Citroën Hypnos auf dem Pariser Automobilsalon im Oktober Premiere. Der Fünftürer verbindet Stilelemente von SUV, Coupé und Kombi und wird von einer Kombination aus Elektro- und Dieselmotor angetrieben. Bei einer Leistung von 147 kW/200 PS soll der Spritverbrauch lediglich 4,5 Liter auf 100 Kilometern betragen. (Alle Bilder auf dieser Seite Citroën Hypnos) www.multimobil.eu


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BRUNEL-Awards 08 Ausgeze i c h n e t e S B B Der Internationale Eisenbahnverband (UIC) und die renommierte Watford Group haben Ende September in Wien die 10. Internationalen Brunel Awards vergeben. Eine hochrangige internationale Jury unter Vorsitz des französischen Star-Architekten Dominique Perrault hat Ende September 2008 in Wien die 10. Brunel Awards für herausragendes Design und Architektur im Bahnwesen verliehen. Die 15 Preise und 15 Anerkennungen wurden in den Kategorien Architektur, IndustrieDesign und künstlerische Gestaltung, technische Infrastruktur und Umweltgestaltung sowie Rollmaterial vergeben. Der Hauptpreis für herausragende Leistungen in allen Kategorien ging erstmals an die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Insgesamt hatten sich 32 EisenbahnUnternehmen aus 18 Ländern und 3 Kontinenten mit 161 Einreichungen um die begehrten Auszeichnungen beworben. Organisiert wurde die Ausschreibung und Preisverleihung der 10. Brunel Awards von der Watford Group für Bahn-Design gemeinsam mit der ÖBB und dem internationalen Eisenbahnverband UIC. Die Brunel Awards wurden 1985 von der Watford Group (weltweiter Verband der professionellen Bahn-Architekten und -Designer) ins Leben gerufen. Sie werden in unregelmässigen Abständen von zwei bis vier Jahren von einer internationalen Jury vergeben. Ausgezeichnet werden die besten Werke in den Kategorien Architektur, Grafik, Industrie-Design und Kunst, technische Infrastruktur und Umwelt sowie Rollmaterial. Ziel dieser Awards ist es, die Design-Qualität im Bahnsek-

tor zu fördern und Eisenbahnen damit für ihre Kunden noch attraktiver zu machen. Im Unterschied zu anderen Design- und Architektur-Preisen werden mit den Brunel Awards ausschliesslich die Auftraggeber ausgezeichnet. Benannt sind die Preise nach dem britischen Ingenieur und Bahnpionier Isambard Kingdom Brunel (1806 bis 1859), der vor allem durch den Bau von Bahnstrecken und Kunstbauten für die Great Western Railway (insbesondere Brücken, Bahnhöfe und Tunnel) bekannt wurde. Seit ihrer Gründung haben sich die Brunel Awards als bedeutendster Bauherren-Preis im Bahnsektor etabliert. Die Einreichungen sind dementsprechend immer auch eine Leistungsschau des internationalen Bahn-Bauwesens. Der der Jury vorsitzende Architekt Dominique Perrault sagte: «Meine Kollegen und ich waren bei der Durchsicht der eingereichten Projekte begeistert. Eisenbahnen zählen zu unserem Alltag und wir schenken diesem Verkehrssystem meistens viel zu wenig Beachtung. Im Rahmen der Brunel Awards konnten wir einen spannenden Blick in die Zukunft der Bahn werfen.» Die SBB konnte für ihre architektonischen Leistungen sechs Auszeichnungen entgegennehmen. Auch für die BLS gabs eine Auszeichnung. Brunel Award in der Kategorie ARCHITEKTUR • SBB: Zug Rapid-Transit System • SBB: Bahnhof Basel Dreispitz www.multimobil.eu

Brunel Award in der Kategorie TECHNISCHE INFRASTRUKTUR UND UMWELT • BLS / Alpintransit AG: Lötschberg Basistunnel • SBB: Betriebsrestaurant Olten, Tannwald Anerkennungspreise in der Kategorie ARCHITEKTUR • SBB: Bahnhof Lausanne Renovierung der Halle • SBB: Haltestelle Verkehrshaus Luzern • SBB: Aufwertung Bahnhof Hardbrücke in Zürich

Basel, S-Bahn-Station Dreispitz Das Dreispitzareal stellt, wie aktuelle Studien aufzeigen, eines der grossen städtebaulichen Entwicklungsgebiete der Stadt Basel dar. Die neue S-BahnHaltestelle bildet aufgrund ihrer Lage den Ausgangspunkt zum Quartier Dreispitz, das sich in südöstliche Richtung von der Bahnlinie weg entwickelt. Aufgrund der städtebaulichen Bedeutung der Haltestelle kam der architektonischen Ausformulierung der Infrastrukturbauten eine zentrale Bedeutung zu. Die Haltestelle gliedert sich in zwei Ebenen, die Ebene der Stadt und die Ebene der Bahn. Die Bahnlinie bildet zwischen dem Südportal des Wolftunnels und der Strassenüberführung


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Bilder auf dieser Seite der S-Bahn-Haltestelle Basel Dreispitz

© SBB 2008


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26 Bilder auf dieser Seite von oben: Betriebsrestaurant Olten, Tannwald sowie Bahnhofhalle Lausanne © SBB 2008

Brüglingerstrasse in einem tiefen Einschnitt eine markante Zäsur. Die von der neuen Walkewegbrücke ausgehenden Zugangsbauten vermitteln zwischen den beiden Ebenen und schaffen gleichzeitig einen neu definierten Ort im Quartier. Die S-Bahn Station wirkt als weiträumig sichtbares Ordnungsprinzip. Brücke und Haltestelle wachsen zu einer Einheit. Perron und Treppenabgänge werden durch ein gefaltetes Dachwerk begleitet, das auf der Ebene der Stadt in der Überdachung der Veloabstellplätze eine logische Fortsetzung findet. Jurybericht «Dieses klar strukturierte Projekt besticht durch einfache Formensprache und Homogenität in Material, Farbgestaltung und Lichtführung. Der fliessende Übergang von Strasse zur Schiene wird durch die reduzierte Materialund Formensprache zusätzlich aufgewertet.»

Lausanne, Erneuerung der Perronhalle Die zu Ende gehende Renovation ist eine Weiterführung der Renovationsarbeiten, die vor kurzer Zeit am Hauptgebäude des Bahnhofs vorgenommen wurden, und bestand in der Erhöhung der Bahnsteige und der Renovation der grossen Halle. Sie war begleitet von einer Serie kleinerer Arbeiten, um die Belegung der Bahnsteige deutlicher zu machen. Allen diesen baulichen Veränderungen auf den Bahnsteigen ist der architektonische Ausdruck gemeinsam. Zwei Elemente kommen überall vor, nämlich die gebürstete Inox-Platte und das Inox-Rohr. Dank dem guten baulichen Zustand der Halle blieb ihre Renovation sanft und nahm Rücksicht auf den historischen Wert der Konstruktion. Jurybericht «Das Projekt überzeugt durch die Aufwertung des gesamten Bahnsteigbereiches, durch die Inszenierung der historischen Halle mit einem innovativen Lichtkonzept sowie durch die Neugestaltung der Zugangs- und Wartebereiche.»

Luzern, S-Bahn-Station Verkehrshaus Die neu geplante S-Bahn-Station bedient die Wohngebiete Würzenbach, Seefeld und Leumatt sowie die Badeanstalt www.multimobil.eu


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27 Bilder auf dieser Seite von oben: S-Bahn-Haltestellen Verkehrshaus Luzern und Bahnhof Hardbrücke Zürich

© SBB 2008

Lido, insbesondere kommt sie aber dem «Verkehrshaus der Schweiz» zugute, das seinen Gästen von nun an eine eigene Haltestelle und direkten Zugang bieten kann. Die Station liegt gegenüber dem umgebenden Terrain erhöht auf dem bestehenden Bahndamm. Von Westen nach Osten steigt der Damm weiter an, um gegen Würzenbach hin die bestehende Strassenüberbrückung der Brühlstrasse bzw. Bahnunterführung auszubilden. Eine neue Unterführung stellt auf der Höhe der Lidostrasse, die Verbindung der beiden Perrons und die Anbindung der Kreuzbuchstrasse für Fussgänger sicher. Die S-Bahnstation Luzern Verkehrshaus besitzt zwei Perrons von über 200 m Länge. Auf jedem Perron befindet sich ein regengeschützter Wartebereich, der gut sichtbar, als gläserner Kubus über die Perronkante hinaus auskragt. Um die Bauarbeiten am Bahndamm hocheffizient und insbesondere nachts ausführen zu können, wurden die Perrons mehrheitlich aus vorfabrizierten Elementen erstellt. Auf vorfabrizierte Pfähle wurden Betonbodenplatten gelegt. Grossformatige, vertikal montierte, perforierte und gefaltete Stahlplatten erfüllen gleichzeitig drei Funktionen: Sie dienen erstens als Geländer, zweitens als lang gezogene Stehbank und drittens als Verkleidung des schattigen Restraumes unter den hoch liegenden Perrons. Jurybericht «Diese innovative, einfache und multifunktionelle Bahnsteigeabgrenzung überzeugt durch ihre reduzierte einfache und kundenfreundliche Formgebung und Ästhetik, durch die industrielle Vorfertigung der Bauelemente und schafft mit einfachen Mitteln hohen Kundenkomfort.»

Olten, Personalrestaurant Tannwald Das neue Personalrestaurant orientiert sich als eigenständiger Baukörper an den umliegenden Lagerhallen der SBB. Die unregelmässige Form im Grundriss und in der Dachgestaltung ist abhängig von der Erschliessung des Gebäudes, von der Orientierung der Gasträume nach aussen sowie von den funktionellen Abläufen des Gastrobetriebs. Die Fassaden und die Dachflächen werden mit grüngrauen Welleternitplatten umhüllt. Jurybericht «Das einfache Zweckgebäude zeigt in eindrucksvoller Weise, wie mit wenig Mitteln ein sehr anspruchsvolles www.multimobil.eu


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Bilder der S-Bahn-Haltestellen Zürich Hardbrücke (links) und der Stadtbahn Zug (rechts) © SBB 2008

Gebäudekonzept entwickelt und umgesetzt wurde. Hervorzuheben ist die Wertschätzung der Mitarbeiter und die konsequente Durcharbeitung des Innenraumkonzepts mit guter Sichtbeziehung zum Aussenraum.»

Zürich, Renovierung der S-Bahn-Station Hardbrücke Die Probleme der S-Bahn-Station Hardbrücke sind offensichtlich: Die Haltestelle hat keine städtische Präsenz und ist architektonisch gesehen mehr oder weniger unsichtbar. Auch die Raumaufteilung ist wenig klar und unattraktiv. Aufgrund der urbanen Transformation von Zürich-West, man denke nur an die rasante Entwicklung des benachbarten Maag-Areals und das geplante neue Polizei- und Justizzentrum – wird jedoch die Bedeutung der S-Bahn-Station Hardbrücke als Einfallstor zum Trendquartier steigen. Das Budget für

die Aufwertung der Haltestelle war auf 3 Mio. Euro begrenzt. Mit Hilfe von punktuellen Massnahmen wurde die Identität der Station gestärkt, die Orientierung erleichtert und das angrenzende Areal aufgewertet. Vom funktionalen Element zum städtischen Symbol: Auf der oberen Ebene der Hardbrücke wurden zwei grossflächlige, rot beleuchtete Paneele angebracht, die über die Strasse hinweg miteinander in farblicher und räumlicher Beziehung stehen. Das Resultat ist ein virtueller Knotenpunkt, der auf die Autofahrer wie ein flüchtiges Tor wirkt und den S-Bahn-Pendlern als ansprechender «Warteraum» dient. Jurybericht «Die Erschliessung der Verkehrsstation in dieser schwierigen und komplexen städtischen Umgebung kann überzeugen. Der Einsatz von graphischen Elementen auf der Brücke ist ein visueller Blickfang und betont eindrucksvoll die Zugänge zu den Bahnsteigen. Der neue Zugangsbereich unter der Brücke nutzt geschickt vorhandenen ungenutzten städtischen Raum und wertet diesen auf.» www.multimobil.eu

Haltestelle der Stadtbahn Zug Das übergeordnete Ziel des Gestaltungskonzeptes «Unit» ist eine einheitliche Gestaltung und Wahrnehmung der Stadtbahn Zug über alle neuen Haltestellen, deren Wiedererkennungswert über eine normierte Signaletik und Typografie hinaus geht. Dementsprechend präsentiert sich das Gestaltungskonzept der Stadtbahn bewusst einfach und konzentriert sich auf ein reduziertes, aber prägnantes Formenvokabular. Um den verschiedenen Voraussetzungen an den einzelnen Standorten gerecht zu werden, wird ein architektonisches Baukastensystem definiert, das sich mit seinen Elementen den jeweiligen landschaftlichen und städtebaulichen Gegebenheiten anpassen kann. Jurybericht «Diese Kleinstationen im Vorstadtbereich zeichnen sich durch die einfache und klare Formensprache, durch Intermodalität, durch Übersichtlichkeit und durch die Signifikanz im Erscheinungsbild aus.»


© BLS AG

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Das Plus für Mensch und Umwelt

21.11.2008 14:49:15 Uhr


MOBILITÄT

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bike to work Wer mit dem Velo zur Arbeit fährt, bewegt sich regelmässig und fördert damit seine Gesundheit. Dies kommt dem Arbeitnehmer wie auch seinem Arbeitgeber zugute. Im Juni 2009 findet bereits zum vierten Mal die nationale Mitmach-Aktion «bike to work» statt. Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung bewegt sich gemäss Untersuchungen des Bundesamtes für Gesundheit so wenig, dass ihre Inaktivität mitteloder langfristig ernsthafte Auswirkungen auf ihren gesundheitlichen Zustand haben wird. Dazu kommen hohe psychische und zeitliche Belastungen bei der Arbeit und Zuhause, welche ebenfalls Auswirkungen auf die Gesundheit haben. In einer Erhebung der Gruppe für angewandte Psychologie der Universität Neuenburg gaben 70% der Befragten an, dass sie die Arbeitsbelastung in ihrem Leben grundsätzlich als sehr hoch einstufen. Fehlende Zeit wird wiederum oft als einer der Hauptgründe für ungenügende Fitnessaktivitäten angegeben, die gerade auch darum so wertvoll wären, weil sie helfen Stress abzubauen. Einfach in den Alltag zu integrieren Man muss nicht intensiv Sport treiben, um seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Schon eine halbe Stunde Bewegung pro Tag mit geringer Intensität hat vielfältige Auswirkung auf Gesundheit und Lebensqualität. Diese halbe Stunde kann auch in mehrere Einheiten aufgeteilt werden. Mit «bike to work» kann man die nötige Bewegung locker in den Alltag einbauen. Es ist eines der wirkungsvollsten Rezepte, um seine Gesundheit und Leistungs-

fähigkeit zu fördern, weil man dafür kaum freie Zeit opfern muss. Und der Gesundheitseffekt ist auch für den Betrieb von Interesse, denn gesunde Mitarbeitende leisten mehr und sind seltener krank. «bike to work» bewegt die Arbeitswelt Die Mitmach-Aktion von Pro Velo richtet sich an alle Betriebe und ihre Mitarbeitenden. Die Aktion hat 2008 mit über 45 000 TeilnehmerInnen aus 873 Schweizer Betrieben einiges bewegt. Erfreulich ist vor allem die hohe Zahl an Personen, welche ihre gewohnten Pendlerwege mit dem Veloweg getauscht haben. Interessierte Betriebe bestellen die Teilnahmeunterlagen bei Pro Velo oder melden ihren Betrieb gleich an. Eine frühzeitige Anmeldung lohnt sich, damit genügend Zeit für die Planung der Aktion und allfälliger Begleitveranstaltungen bleibt. Prix Velo für «velofreundliche Betriebe» Ebenfalls ausgeschrieben ist der Prix Velo, welcher sich an Betriebe richtet, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, und das Velofahren bei den Mitarbeitenden mit einer guten Infrastruktur und weiteren Massnahmen fördern. Fordern Sie die Teilnahmeunterlagen an (www.biketowork.ch) und gewinnen Sie als Hauptpreis zwei www.multimobil.eu

«Flyer» als Firmenvelos für Ihren Standort. Die besten Eingaben (Teilnahmeschluss ist der 31. Dezember 2008) werden mit dem Prädikat «velofreundlicher Betrieb» ausgezeichnet.

«bike to work» bei Siemens Im Jahr 2008 haben an den verschiedenen Standorten von Siemens Schweiz AG haben insgesamt 59 Teams teilgenommen. Dabei haben 231 MitarbeiterInnen Dutzende von Kilometern unter die Räder genommen. Laut Auskunft der Projektleitung rekrutierten sich die Teams aus allen Bereichen des Unternehmens. Aufmerksam gemacht wurden die möglichen Teilnehmer übers Intranet, Aushänge und intern verteilte Flyer. Die Feedbacks waren durchweg postiv. Dazu beigetragen hat natürlich auch das «Mehr» an bereits vorhandener Velo-Infrastruktur an den einzelnen Standorten. Neben eigentlich schon pflichtmässig vorhandenen Veloständern spricht vor allem eine Möglichkeit zum Duschen an. Auch im kommenden Jahr wird Siemens wieder mit von der Partie sein. Vielleicht mit noch mehr TeilnehmerInnen?


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31 «bike2school» Die Mitmach-Aktion für Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen Mit «bike2school» setzten sich zwischen den Sommer- und Herbstferien 2008 landesweit Schülerinnen und Schüler (und Lehrpersonen) auf dem Weg zur Schule aufs Velo. Die erstmals durchgeführte Aktion war mit über 4000 Teilnehmenden aus über 80 Schulen und 19 Kantonen der Deutschschweiz und Romandie äusserst erfolgreich. Kernstück von «bike2school» ist das Sammeln von Punkten und Kilometern für den mit dem Velo zurückgelegten Schulweg. Zusätzliche Punkte gibt es für die Durchführung von Begleitaktionen wie beispielsweise Veloparcours, Putz- und Flickaktion oder gesunder Pausenkiosk. Bei der Aktion gewinnen nebst den Klassen mit der höchsten Punktzahl und den Wettbewerbsgewinnern alle Teilnehmenden: Sie steigern spielerisch ihre persönliche Fitness, üben das Verhalten im Verkehr und erfahren die vier Wochen als Teamerlebnis. «bike2school» findet 2009 neu während je einer Schulperiode vor und nach den Sommerferien statt.

Weitere Informationen: Pro Velo Schweiz Gregor Zimmermann (Projektleiter) Veloförderung in Betrieben gregor.zimmermann@pro-velo.ch Tel. 031 318 54 13 www.prixvelo.ch www.bike2school.ch

Frau Holle in den Startlöchern So kommen Sie sicher durch den Winter Mobilität – sei es zu Fuss, auf dem Velo oder mit dem Auto – ist in der kalten Jahreszeit oft mit zusätzlichen Gefahren verbunden. Für alle, die Bauchlandungen und Schleuderunfälle vermeiden wollen, hat der VCS einige Tipps zusammengestellt. Sicher ist, wer sichtbar ist. Bei schlechten Sichtverhältnissen sind Fussgänger mit dunkler Kleidung erst auf eine Entfernung von ca. 30 Metern sichtbar – das ist häufig zu spät. Mit reflektierenden Materialien, die das auftreffende Licht direkt zur Lichtquelle zurückwerfen, so genannt retroreflektierend, ist der Fussgänger bereits aus einer Distanz von rund 160 Metern erkennbar.

Checkliste fürs Auto Wer mit Sommerreifen einen Unfall verursacht, kann zur Rechenschaft gezogen werden, denn gemäss Strassenverkehrsgesetz ist eine geeignete Bereifung vorgeschrieben. Es sollten vier gleiche Winterreifen mit einem Restprofil von mindestens 4 mm verwendet werden. Schnee und Eis müssen vollständig von den Front-, Heck- und Seitenfenstern und von den Aussenspiegeln entfernt werden – wer nur mit einem Guckloch herumfährt, riskiert eine Busse. Wichtig: auch den Schnee vom Autodach wischen. Eine dem Wetter und den Strassenverhältnissen angepasste Fahrweise und Geschwindigkeit bewahrt vor ungewollten, gefährlichen Rutschpartien. Auch nasse Blätter auf der Strasse wirken wie Schmierseife. www.multimobil.eu

Bei prekären Strassenverhältnissen lässt man das Velo und das Auto lieber zu Hause und benützt die öffentlichen Verkehrsmittel oder geht zu Fuss. Wichtig: genügend Zeit einplanen.

Radelnd durch den Winter Auch hier gilt: Sehen und gesehen werden. Helle Kleidung tragen, möglichst mit zusätzlichen retroreflektierenden Leuchtstreifen. Gesetzlich vorgeschrieben sind vorne ein weisses und hinten ein rot leuchtendes, ruhendes Velolicht; zudem je ein nach vorn und nach hinten gerichteter Rückstrahler. Empfehlenswert sind Halogen- oder LED-Scheinwerfer mit hoher Leistung. Diese verfügen oft über Standlicht und erlöschen nicht, wenn der Velofahrer an einer Ampel oder Kreuzung wartet. Bei Glatteis und Schnee ist vor allem in Kurven und beim Bremsen Vorsicht geboten. Vor folgeschweren Stürzen schützt ein gut sitzender Velohelm. Mehr Tipps unter: www.verkehrsclub.ch ANZEIGE


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Der Passat CC weht Volkswagen in neue Sphären Der neue Passat CC ist ein Auto jenseits des Mainstreams. Er vereint Sportlichkeit und Eleganz – die Welt der Coupés und die der Limousinen. Als viertüriges Coupé bietet er souveränen Komfort und strahlt zugleich eine unglaubliche Dynamik aus. Völlig neue Assistenzsysteme revolutionieren die Modellreihe.

Mit dem neuen Volkswagen Passat CC weht in der Passat-Baureihe ein frischer Wind. Seine völlig eigenständige Karosserie, ein sportlicher Innenraum, souveräne Antriebssysteme und Technologie-Highlights der Oberklasse verschmelzen zu einem einzigartigen Fahrzeug. Der Passat CC ist dabei elegante Limousine und dynamisches Coupé zugleich. Konzeption und Design dieses Volkswagen setzen neue, frische Akzente: Der Passat CC ist ein Auto jenseits

des Mainstreams. Der VW Passat CC wird in der Schweiz mit drei Benzindirekteinspritzern (TSI und V6) sowie zwei Turbodiesel (TDI) angeboten. Die Benziner leisten 160 bis 300 PS, der Turbodiesel entwickelt je nach Ausführung 103 kW / 140 PS oder 125 kW / 170 PS und entspricht bereits der ab Herbst 2009 geltenden Euro-5-Norm. Der Passat CC TDI mit 140 PS verbraucht lediglich 5,8 Liter Diesel und ist 213 km/h schnell. Zu den sparsamsten Benzinern seiwww.multimobil.eu

ner Klasse gehört mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,6 Litern der 222 km/h schnelle Passat CC 1.8 TSI. Bei 250 km/h elektronisch abgeregelt wird der Passat CC V6 4Motion; sein Durchschnittsverbrauch beträgt 10,1 Liter. Serienmässig an Bord des V6-Topmodells: die neue Generation des permanenten Allradantriebs 4Motion, die ebenfalls neue adaptive Fahrwerksregelung und das besonders effiziente Doppelkupplungsgetriebe DSG.


PUBLIREPORTAGE

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Innovative Fahrassistenzsysteme und Detaillösungen Ebenso innovativ wie die Antriebstechnologien sind die Fahrerassistenzsysteme des Passat CC. Jeweils erstmals in einem Volkswagen kommen das Spurhaltesystem «Lane Assist» und die neue «adaptive Fahrwerksregelung DCC» zum Einsatz. Das aktive Spurhaltesystem «Lane Assist» des Passat CC lenkt selbsttätig gegen, sobald sich ankündigt, dass der Wagen unplanmäßig die Spur verlassen könnte; ein echter Komfort und Sicherheitsgewinn. Rund 14 Prozent aller Unfälle mit Verletzten werden durch das Abkommen von der Fahrbahn verursacht. «Lane Assist» kann dazu beitragen, diese Quote zu senken. Setzt der Fahrer den Blinker, um bewusst die Spur zu wechseln, blendet sich «Lane Assist» übrigens aus. Die Sportlichkeit eines Coupés und den Komfort einer Toplimousine bringt die neue «adaptive Fahrwerksregelung DCC» von Volkswagen auf einen Nenner. Geregelt wird dabei parallel zur Dämpferkennung auch die Abstimmung der Servolenkung. Der Fahrer wählt zwischen den Programmen «Normal», «Sport» und «Comfort». Entscheidend ist allerdings die Tatsache, dass sich die Dämpfung ständig der Fahrbahn sowie der Fahrsituation anpasst und damit permanent die Komfort- und Dynamik-Eigenschaften verbessert.

vorgeschriebenen Services oder Wartungsarbeiten und die dazu benötigen Volkswagen Originalteile® gratis. In Verbindung mit einem Wartungsdienst wird zudem die obligatorische Abgaswartung alle zwei Jahre kostenlos durchgeführt. Im Bereich Reparaturen besteht mit dem «Volkswagen Swiss Service Package» Kostendeckung für alle Reparaturen inklusive Ersatz von Verschleissteilen. Zusätzlich zur Grundversicherung «Totalmobil!» profitiert der Kunde vom Sonderpaket «Personenassistance» während drei Jahren. Kurzum: Ein exklusives Servicepaket für ein exklusives Fahrzeug.

Auch beim Service jenseits des Mainstreams

Bewusst im Premiumbereich positioniert

Der VW Passat CC wird mit einem einmaligen Garantiepaket angeboten: Bestellt man das neue viertürige ComfortCoupé von Volkswagen bei der AMAG Automobil- und Motoren AG, profitiert man von sensationellen Leistungen: 10 Jahre Service bis 100 000 km und drei Jahre Reparatur bis 100 000 km. Damit sind während zehn Jahren oder 100 000 km alle vom Hersteller

Positioniert ist der bewusst in nur einer edlen Ausstattungsvariante angebotene Passat CC im Premiumbereich der Mittelklasse. Zur umfangreichen Serienausstattung zählen Features wie 17-Zoll-Leichtmetallräder (Typ «Phoenix») mit 235er-Reifen, ChromApplikationen (innen wie aussen), vier ergonomische Sportsitze (Einzelsitzanlage im Fond), ein neu gestaltetes www.multimobil.eu

Dreispeichen-Lederlenkrad, Klimaanlage, das elektronische Stabilisierungsprogramm ESP und die automatische Fahrlichtschaltung. Die Preise des Passat CC reichen von 48 200 Franken für den 1.8 TSI mit manuellem 6-Gang-Getriebe bis zu 67 550 Franken für das Top-Modell 3.6 V6 FSI DSG 4Motion.


MOBILITÄT

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Auf Umweltautos ist Verlass Garantien und Service bei Öko-Fahrzeugen

Was passiert, wenn bei einem Fahrzeug mit alternativem Antrieb ein Schaden am System auftritt? Hier steht der Besitzer auf der sicheren Seite, denn es gelten die gleichen Bedingungen wie bei einem Diesel oder Benziner. Bei den über 1000 Offerten, die auf der Plattform www.ecocar4you.ch angeboten werden, handelt es sich ausschliesslich um Modelle, die bereits vom Werk für den Betrieb mit alternativen Systemen vorbereitet oder umgebaut wurden. Geschäftsführer Roger Dal Santo: «Nicht jedes neue Auto ist ein Sieg für die Umwelt. Nicht jeder Gebrauchtwagen, jede Occasion ist eine Dreckschleuder. Wir unterstützen Interessierte bei der Autosuche, wenn es darum geht, individuelle Mobilität und bestmögliche Rücksicht auf unsere Umwelt zu kombinieren. Dabei filtern wir das Angebot von car4you so, dass bei der Suche auf www.ecocar4you.ch nur Wagen aufgeführt sind, die mit der zurzeit verfügbaren Technik einen klaren Beitrag zum Umweltschutz garantieren.» Wenn es sich also um einen Wagen (neu oder gebraucht) handelt, der von einem bekannten Hersteller entwickelt, produziert und dann vom Importeur in der Schweiz ausgeliefert wurde, kann davon ausgegangen werden, dass bei Unstimmigkeiten die üblichen Garantien zur Wirkung kommen. In jedem Fall sollte sich der Kaufinteressent jedoch vor dem Kauf im Detail informieren. Beim Kauf von privat ist es ratsam, sich vorab bei einem Vertreter der Marke zu erkundigen. Kommt es dennoch zu Beanstandungen, wenn zum Beispiel bei einem mit Erdgas betriebenen VW-Touran ein rotes Warn-

licht aufleuchtet, dann kümmern sich an 190 Stützpunkten in der Schweiz speziell ausgebildete Mechaniker um den Fall. Keine Probleme kann es bei einem Hybrid geben. Hier handelt sich um so genannte geschlossene Systeme, die bis zum Lebensende eines Autos

entsteht. LPG ist schwerer als Erdgas und kann sich beim Ausfliessen in Mulden sammeln. Wie der deutsche Name andeutet, wird LPG in flüssiger Form in eigenen Tanks im Fahrzeug mitgeführt und vor dem Eintritt in den Motor in ein Gas umgewandelt. Abgesehen von der Speicherung sind LPG-Fahrzeuge identisch mit konventionellen Benzinfahrzeugen. Die meisten LPG-Fahrzeuge sind denn auch so genannte Bi-fuel-Fahrzeuge, das heisst sie haben zwei verschiedene Treibstofftanks und einen Schalter, mit dem Kennt das Geschäft: Walter Debrunner mit einem Tank zum Nach- der Fahrer währüsten für einen Personenwagen. Pro Zylinder muss man mit 1000 rend der Fahrt von einem TreibFranken inklusive Montage rechnen. stoff zum anderen wartungsfrei sind. Gleiches gilt auch wechseln kann. Dennoch dürfen LPGfür mit Bioethanol betriebene Fahr- Fahrzeuge auf keinen Fall mit Erdgas zeuge. Hier werden bei den vom Werk betrieben werden, da ihre Tanks nicht vorgeschriebenen Service-Intervallen für den viel höheren Druck von Erdalle Funktionen überprüft. Volvo geht gas ausgelegt sind. Umgekehrt könganz auf Nummer sicher und lässt die nen Erdgasautos auch nicht mit LPG Wagen bereits nach den ersten 10 000 betrieben werden. Walter Debrunner gefahrenen Kilometern checken. Ge- aus Mettendorf, der seit 20 Jahren prüft werden sollte bei einer Occasion Fahrzeuge auf den Betrieb mit Auauch, ob die Garantie noch Gültigkeit togas umrüstet: «Da bis auf wenige hat und ob das betreffende System Ausnahmen die Fahrzeuge individuell einwandfrei arbeitet. angepasst werden müssen, gelten hier die gesetzlichen Vorschriften. Das beVerstärkt angeboten wird in der deutet, dass man jedes Jahr zur NachSchweiz Flüssiggas oder LPG (Liqui- prüfung muss. Ich habe bisher nur fied Petroleum Gas). Hierbei handelt gute Erfahrungen gemacht.» es sich um eine Mischung aus Propan und Butan, die als Nebenprodukt beim Raffinieren von Rohöl oder Erdgas Text: Stefan Donat www.multimobil.eu


BRANCHEN-INSIDE

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Finanzkrise = Autokrise? «Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise und die darauf folgende Verlangsamung des Wachstums wird auch auf dem Schweizer Automarkt ihre Spuren hinterlassen. Es ist eine altbekannte Tatsache, dass in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten die Konsumenten zuerst bei den langlebigen Konsum- und Gebrauchsgütern Zurückhaltung üben. Trotzdem bleiben wir optimistisch, denn mit zunehmendem Alter der Fahrzeugpopulation – auf unseren Strassen zirkulieren über 1,3 Mio. Autos, die älter sind als 10 Jahre – wächst auch der Ersatzbedarf. Die Autokäufer sind sich mehr und mehr bewusst, dass sie mit einem neuen, modernen Fahrzeug nicht nur Treibstoff sparen können, sondern auch noch wesentlich sicherer unterwegs sind und gleichzeitg etwas Gutes für den Klimaschutz tun. Und deshalb bin ich auch überzeugt, dass die Autokonzerne auf gar keinen Fall bei der Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Technologien sparen werden – das war noch nie ihre Philosophie und das kann sich heute niemand mehr leisten. Unsere Schätzungen laufen darauf hinaus, dass die Autoimporteure und ihre Markenhändler im kommenden Jahr rund 280  000 Neufahrzeuge absetzen werden; das wären rund Andreas Burgener, 5000 Einheiten weniger als im laufenden Jahr.» Direktor AutoSchweiz

«Für das kommende Jahr wird Saab trotz der anstehenden Rezession an der bisherigen Strategie festhalten und das Angebot an BioPower-Modellen, welche mit dem umweltfreundlichen Treibstoff E85 betrieben werden können, weiter ausbauen. Geplant ist neben dem breiten Motorangebot und den Karosserievarianten vom Cabriolet über die Limousine bis zum SportCombi auch eine BioPower-Variante mit XWD (Cross-Wheel-Drive) anzubieten. Ebenso wird der neue Saab 9-5, der im kommenden Jahr vorgestellt wird, über die fortschrittliche BioPower-Technologie verfügen. BioPower-Modelle können mit E85 gefahren werden – ein alternativer, erneuerbarer Treibstoff, der es ermöglicht, die fossilen CO2-Emissionen um bis zu 70% zu reduzieren, da er zu 85% aus Bioethanol besteht. Besonders umweltfreundlich ist das in der Schweiz hergestellte Bioethanol auf Zellulose-Basis. Nachdem der norwegische Konzern Borregaard sich definitiv aus der Schweiz zurückzieht, sind inländische Unternehmer sowie auch die Regierung an einer Nachfolgelösung stark interessiert und alle Anzeichen weisen darauf hin, dass die inländische Produktion von Bioethanol in Attisholz weitergeChristoph Bleile, führt wird.» Leiter Presse General Motors Schweiz

«Trotz Finanzkrise, drohender Konjunkturabschwächung und fallenden Treibstoffpreisen darf der Klimaschutz nicht in Vergessenheit geraten. Politik und Wirtschaft stehen gleichermassen vor den bedeutenden Aufgaben. Der Umweltplan der OIF (Organisation internationale de la Francophonie), einem Zusammenschluss von 56 Mitgliederstaaten (u.a. der Schweiz) und 14 Staaten mit Beobachter-Status, sieht in ihrer Abschlusserklärung von Ende Oktober in Québec vor, dass bis 2050 der CO2-Ausstoss zu halbieren sei. Im Februar diesen Jahres beschloss der Bundesrat, dass sich die Schweiz an den Klimazielen der EU orientieren solle. Wie aus dem Botschaftentwurf zum neuen CO2-Gesetz hervorgeht, will man im Departement von Bundesrat Moritz Leuenberger die klimapolitische Gangart verschärfen und die Treibhausgasemissionen sind bis 2020 gegenüber 1990 um gesamthaft 30% zu vermindern. Treibstoffe aus Biomasse sind klimaeffizient. Je grösser der Anteil an Treibstoff aus Biomasse ausfällt, desto geringer fällt der Ausstoss von klimaschädlichem CO2 aus. Der Treibstoff E85 hat einen Anteil von 85% Bioethanol, dadurch gilt dieser Treibstoff als einer der gegenwärtig kliFelix Stockar, maeffizientesten überhaupt.» Geschäftsführer IG BioEthanol Schweiz

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UMWELT&KLIMA

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UMWELT&KLIMA

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Kult und Umwelt Der 36. Pirelli-Kalender zu 100% umweltfreundlich und CO2-neutral.

Der Pirelli-Kalender hat sich in den vergangenen 45 Jahren zu einem Kultobjekt für Liebhaber der Fotografie, der Schönheit und der Kultur etabliert. Als Kulisse des 36. «The Cal» diente die Landschaft Botswanas (Afrika). Dort lichtete der berühmte Fotograf Peter Beard zehn Tage lang international bekannte Fotomodelle ab.

Nach der letztjährigen China-Ausgabe, in der Patrick Demarchelier die Atmosphäre antiker Teehäuser mit der Moderne der orientalischen Grossstadt eindrucksvoll vereinte, hat sich der Pirelli-Kalender nun nach Afrika begeben. Peter Beard hat einen natürlichen und ursprünglichen Ort für seine Interpretation des Pirelli-Kalenders 2009 gewählt, der aus der Gegenüberstellung zweier Welten besteht: der Wasseroase des Okavango-Delta-Flusses und der kahlen, sandigen Ebenen der Wüste Kalaharis. Die sieben Fotomodelle sind die Kanadierin Daria Werbowy, die Brasilianerinnen Emanuela de Paula und Isabeli Fontana, die Holländerinnen Lara Stone und Rianne Ten Haken, die Po-

lin Malgosia Bela und die Italienerin Mariacarla Boscono. Das Ergebnis ist ein Tagebuch-Kalender, wie ihn Peter Beard selbst bezeichnet, eine «lebende Skulptur». Die 56 Bilder des neuen The Cal sind eine Collage aus Bildern, Zitaten, Beobachtungen des Künstlers über die Umwelt, die klimatischen Veränderungen, die Übervölkerung der Erde und die Verarmung der natürlichen Ressourcen. «Mein wahres Leid – erzählt der Künstler – ist die Zerstörung der Natur auf globaler Ebene. Wir haben vollständig vergessen, worauf sich die Entwicklung stützt und wie wichtig die Unterschiede in der Natur sind. Es ist die Grundlage für unser Überleben.» «Only beauty can save the world» ist die Botschaft, die der neue Pirelli-Kalender mit seinen www.multimobil.eu

Fotos mitteilt, frei nach einem Gedanken von Fedor Dostojewski. Shooting und Produktion CO2-neutral Beim Fotoshooting, sowie der Herstellung des Pirelli-Kalenders sind Massnahmen ergriffen worden, um umweltschonend zu produzieren – ganz im Sinne von Peter Beard. Pirelli unterstützt das Projekt ZeroImpact® von LifeGate und wird zur Errichtung und Erhaltung eines Tropenwaldabschnitts in Costa Rica beitragen, um die CO2Emissionen zu absorbieren, die durch die Produktion und den Druck des Kalenders sowie seiner Präsentation entstehen. Zusätzlich wird der PirelliKalender auf recyceltem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.


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Vélib – ein Fahrrad erobert Paris Auch wenn sich Radfahrer im Pariser Stadtverkehr grossen Gefahren aussetzen: Die Regierung fördert die umweltfreundliche Fortbewegung, seit mehr als einem Jahr stehen in der Stadt der Liebe mehr als 10 000 Leihräder bereit. In Paris drängen sich auf biet, das kaum grösser ist mehr als doppelt so viele Allein die Innenstadt hat

einem Geals Berlin, Menschen. über zwei

Millionen Einwohner. Die Strassen sind fast rund um die Uhr verstopft, Busse und U-Bahnen zum Bersten voll, Parkplätze gibt es sowieso nicht genug. Kein Wunder also, dass die französische Hauptstadt seit Juni 2007 versucht, ihren Rückstand zu anderen europäischen Metropolen in Sachen Fahrrad aufzuholen und mit dem VeloVerleih-System Vélib neue Wege beschreitet. Denn im Grunde ihres Herzens lieben die Franzosen das Fahrradfahren. Das sieht man an der Tour de France und an den leidenschaftlichen Diskussionen, die das Land darüber führt. Als Fortbewegungsmittel im Alltag hatte sich das Rad in Frankreich aber bislang nicht wirklich durchgesetzt, schon gar nicht in Paris.

Call-a-Vélib Mit dem Mietfahrrad-Service Vélib hat sich seither jedoch einiges getan. Vélib setzt sich zusammen aus «vélo» und «libre service». Das Selbstbedienungssystem funktioniert ähnlich wie Call-a-Bike in Deutschland und wurde zuvor von der Betreibergesellschaft JC Decaux bereits in Lyon erfolgreich eingeführt. Wer www.multimobil.eu

in Paris ein Fahrrad ausleihen will, muss sich zunächst anmelden und seine Kreditkartennummer angeben. Dafür bekommt er gegen Zahlung einer Jahresgebühr eine Magnetkarte, mit der er an jeder der anfangs 750 VélibStationen ein Rad freischalten kann. Zurückgeben kann man die Räder an jeder beliebigen Station. Im Gegensatz zum Leihsystem der deutschen Bahn jedoch kann man das Rad nicht einfach irgendwo stehen lassen. Wenn eine Station voll ist, werden dem Nutzer alternative Rückgabestellen angezeigt. Ein «Kampf gegen das Auto» sei das Fahrrad-Verleihsystem nicht, betonen Mitarbeiter von Bertrand Delanoë. dem Pariser Bürgermeister, der seit gut sieben Jahren die Stadt regiert und das Projekt von Anfang an unterstützt hat. Die Stadt wolle bloss gegen Umweltbelastungen angehen und eine Alternative bieten. Im Übrigen haben viele Pariser zu Hause gar keinen Platz, um ein eigenes Fahrrad abzustellen. Dabei war das Projekt für die Stadtverwaltung ein gewagtes Experiment: Sie verzichtete auf die Einnahmen ihrer 1600 städtischen Werbeflächen zu Gunsten der Firma JC Decaux. Diese investierte über 100 Million Euro, um das Vélib-System zu bauen, die Einnahmen aus dem Verleih gehen wiederum an die Stadtkas-


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39 se. Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten und ein Modell für andere französische Städte.

Gestaffelte Preise Um die Hauptstadtbewohner zu ködern, ist die erste halbe Stunde mit dem Vélib-Rad kostenlos. Die Preise sind anders als in Deutschland gestaffelt: je länger man ein Rad ausleiht, desto teurer wird es. «Wenn man ein Fahrrad leiht und vor Ablauf einer halben Stunde zurückgibt und dann ein anderes ausleiht – ist das dann auch umsonst?», wollen ein paar Pariser wissen, die sich an einer Ausleihstation zeigen lassen, wie Vélib funktioniert. «Ganz genau», sagt der Mitarbeiter. «So einfach ist das, damit alle Pariser Fahrrad fahren können, auch ein Arbeitsloser.» Abgesehen davon, dass ein Arbeitsloser vielleicht nicht unbedingt eine Kreditkarte hat, von der er die 29 Euro Jahresgebühr abbuchen lassen kann. Aber auch wer sich nur ab und zu ein Fahrrad leihen will, kann das für einen Euro am Tag tun – die Gebühr bezahlt er mit Kreditkarte direkt an der Ausleihstation. Damit ist das Angebot auch für Touristen geeignet, um in Paris von einer Sehenswürdigkeit zur anderen zu kommen.

«La Vélorution» bald auch in London Nach einem Jahr zweifelt kaum einer mehr an der neuen Verkehrsstrategie. Die Anzahl der Leihräder hat sich verdoppelt und immer mehr Pariser werden selbst zu Fahrradbesitzern. In den ersten zwölf Monaten allein sind insgesamt 24 Milwww.multimobil.eu

lionen Ausleihvorgänge registriert worden, jeden Tag setzen sich etwa 120 000 Einheimische, Geschäftsleute oder Touristen auf eines der 16 500 Vélib-Velos. Wenn die Sache einen Haken hat, dann wahrscheinlich den, dass ein durchschnittlicher französischer Autofahrer nicht mit Fahrrädern rechnet. Als es vor Jahren die ersten so genannten Fahrradwege in Paris gab, kam schnell das Wort «Todesstreifen» auf, denn meistens war nur eine schmale Spur auf der Mitte zwischen zwei Boulevards für die Radler reserviert. So sind bereits drei Vélib-Fahrer ums Leben gekommen. Auch der Vandalismus macht dem System zu schaffen: Knapp dreissig Prozent der Räder wurden beschädigt oder zerstört. Die zweite Generation der mausgrauen Mieträder ist daher deutlich solider gebaut. Aber das alles ändert nichts an dem grossen Erfolg der Pariser «Vélorution»: Die Briten haben sich die Idee bereits von den Franzosen abgeguckt – schon bald sollen 6000 Zweiräder für Touristen und Einheimische in London zur Verfügung stehen.

Foto: Leihfahrräder in Lyon (pixelio.de/Schoenemann)


bike to work 1. Juni bis 30. Juni 2009 www.biketowork.ch «Mit dem Velo zur Arbeit fahren bedeutet, jeden Tag etwas für die eigene Gesundheit zu tun – und auch für unsere Umwelt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich deutlich besser arbeite, wenn ich Kopf und Körper vorgängig einmal kräftig durchgelüftet habe.» Carsten Schloter, CEO Swisscom «Das Velo ist eine grossartige Erfindung. Was für ein Gefühl, wenn man nach einem langen Arbeitstag in die Pedale treten kann. Das fördert die Gesundheit, bringt gute Laune und schützt erst noch Umwelt und Klima.» Doris Leuthard, Bundesrätin

«Mit bike to work fangen Sie mehrere Fliegen auf einen Schlag: Der Betrieb verbessert seine CO2-Bilanz und fördert die Gesundheit der Mitarbeitenden, notabene ohne die Arbeitszeit zu belasten. Eine Win-win-Situation.» Dr. Rudolf Stämpfli, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes

«bike to work verbindet das Notwendige (Arbeitsweg) mit dem Nützlichen (Bewegung aus eigener Kraft). Ich freue mich, dass auch viele meiner Mitarbeitenden daran teilnehmen.» Prof. Thomas Zeltner, Direktor Bundesamt für Gesundheit

Die Mitmach-Aktion für Betriebe und ihre Mitarbeitenden Die Aktionsunterlagen (Broschüre für Betriebe) können bestellt werden bei: Pro Velo Schweiz, Gregor Zimmermann, Telefon 031 318 54 13 info@biketowork.ch

Siehe auch Artikel in dieser Ausgabe

Eine Aktion von:

Mit Unterstützung von:


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41 Westumfahrung von Zürich Die Arbeiten sind im Zeitplan – Eröffnung am 4. Mai 2009 werden die Rettungsorganisationen mit ihren Übungen beginnen. Seit 2006 bereits in Betrieb sind der Eggraintunnel und der Hafnerbergtunnel. Noch im Bau befindet sich die A4 im Knonaueramt, die vom Autobahndreieck Zürich-West nach Zug führt. Dieses Teilstück wird am 13. November 2009 dem Verkehr übergeben. «Für die Verkehrstechnik ist es somit eine zusätzliche Herausforderung, die Systeme der bereits in Betrieb genommenen Strecken mit denjenigen der neuen Bauwerke zu verknüpfen. Und wenn dann die A4 durchs Knonaueramt im Herbst 2009 in Betrieb genommen wird, erfolgt dieser Prozess gleich noch einmal», sagt Hans Meier.

Natur aufwertende Ausgleichsmassnahmen In rund fünf Monaten, genau am 4. Mai 2009, wird die Westumfahrung mit einem grossen Fest dem Verkehr übergeben. Foto: Baudirektion Kanton Zürich

Rund fünf Monate vor der Eröffnung der Westumfahrung Zürich befinden sich die Arbeiten an diesem Jahrhundertbauwerk im Zeitplan. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf 2,85 Milliarden Franken. Aktuell findet die Installation der letzten elektrotechnischen Anlagen mit entsprechenden Tests statt. Damit kann das neue Autobahnteilstück am 4. Mai 2009 termingerecht dem Verkehr übergeben werden. Wer auf der Autobahn A3 am Ostportal des Uetlibergtunnels vorbeifährt, erhält den Eindruck eines fertigen Bauwerks: Die Signalisationstafeln sind montiert, die Markierungsarbeiten ausgeführt. Allerdings täuscht der äussere Eindruck darüber hinweg, dass die Arbeiten im Tunnel noch auf

Hochtouren laufen. Aktuell werden die letzten Signale und elektrotechnischen Einrichtungen fertig montiert und es finden ausgiebige Tests sowie Schulungen für die Bedienung der Anlagen statt. «Nur so ist gewährleistet, dass der Uetlibergtunnel und der Aeschertunnel bei der Verkehrsfreigabe am 4. Mai den Anforderungen an die Sicherheit gerecht werden können», sagt Hans Meier, Abteilungsleiter Verkehrstechnik Strasse beim kantonalen Tiefbauamt. Er verweist darauf, dass ein Tunnel bezüglich Sicherheit viel grössere Anforderungen zu erfüllen hat als eine Strecke auf offener Strasse. Sobald alle Installationen auf ihre Tauglichkeit geprüft worden sind, www.multimobil.eu

Entsprechend der Forderung im Natur- und Heimatschutzgesetz müssen im Nationalstrassenbau Verluste an Naturwerten kompensiert werden. Dieser Forderung wurde beim Bau der Westumfahrung mehrfach nachgekommen. So wurde zum Beispiel die Reppisch unterhalb von Birmensdorf naturgerecht umgestaltet. Beim Autobahndreieck Zürich-West wurden am Fischbach grosse ökologisch wertvolle Flächen als Hochwasserrückhalteraum geschaffen. Unter den vier neuen Autobahnbrücken beim Autobahndreieck Zürich-Süd entsteht ein grosszügiger Freiraum für die Tierund Pflanzenwelt. «Durch diese Renaturierung der Sihl kann ein grosses Stück Land der Natur und der Bevölkerung zurückgegeben werden», sagt Hans Georg Gsell von der Abteilung Wasserbau des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft.


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POLITIK&ORGANISATIONEN

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Utopia-Konferenz für nachhaltiges Leben Solar- und Ökostromaktivisten ausgezeichnet 500 Experten aus Wirtschaft, Forschung, Medien und Gesellschaft trafen sich am 16. November 2008 in Berlin zur ersten Utopia-Konferenz mit dem Titel «10 – A toolbox for the next 10 years». Auf Einladung der Utopia-Stiftung versammelten sich Fachleute aus der ganzen Welt, um interdisziplinäre Lösungsmöglichkeiten für die kommenden Herausforderungen zu diskutieren und Ansätze für ein nachhaltiges Leben aufzuzeigen. «Wir wissen, dass wir jetzt ein Zeitfenster von maximal 10 Jahren haben, um die entscheidenden Weichen zu stellen und unseren Kindern die Zukunft zu sichern. Fangen wir damit an», sagte Claudia Langner, Vorstand der Utopia-Stiftung bei der Eröffnung der Konferenz. Die ersten Utopia Awards erhielten unter anderem der Ökostromversorger Elektrizitätswerke Schönau GmbH und die ethisch-ökologisch ausgerichtete GLS Bank. Die Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC) erhielt den Publikumspreis für das «DESERTEC»-Konzept zur Solar- und Windstromerzeugung in den Wüsten rund um das Mittelmeer sowie zum Elektrizitätstransport (Hochspannungsgleichstrom-Übertragung) nach Europa.

«Green New Deal» als Weg für die Zukunft Als Fazit riefen die Veranstalter der Konferenz einen «Green New Deal» aus. «Viele schlaue Köpfe waren heute hier, die sich schon lange mit dem Thema Umwelt und Nachhaltigkeit

auseinander setzen. Utopia wird weiter networken, Zeichen setzen, laut sein und sich bemerkbar machen. Unsere Kinder haben sich das verdient», so Claudia Langer. Im Internet können Verbraucher sich über die 10 Punkte des Programms informieren, dessen Name sich an die Wirtschafts- und Sozialreformen des US-Präsidenten Roosevelt in den 1930er-Jahren anlehnt, und online den Green New Deal unterzeichnen. Ausserdem soll der Green New Deal allen Bundestagsabgeordneten vorgelegt werden. Die Wähler können über eine «Watchlist» nachverfolgen, ob die Kandidaten ihres Wahlkreises den Green New Deal unterzeichnet haben.

Experten zeigen neue Lösungen Den Auftakt der Utopia-Konferenz machte Greg Craven, HighschoolLehrer aus Oregon, der laut Utopia mit seinem Aufruf, gegen den Klimawandel aktiv zu werden, über das Internetportal Youtube mehr als 7 Millionen Menschen erreicht hat. Des Weiteren stellte Dr. Amory B. Lovins, Vorstand des Rocky Mountain Institute in Colorado und Träger des Alternativen Nobelpreises die technischen Möglichkeiten anhand seines eigenen Hauses vor, das komplett ohne Heizungssystem auskomme, obwohl es in den Rocky Mountains auf einer Höhe von 2200 Meter liege und dort Temperaturen bis zu minus 46 Grad Celsius vorkämen. «Wir brauchen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir da sind. Wir müssen nicht die Vergangenheit www.ecoreport.ch

verwalten, sondern die Zukunft gestalten. Wenn wir es richtig anstellen, können auch 20 Milliarden Menschen auf der Erde leben,» so Dr. Michael Braungart, Professor für Verfahrenstechnik an der Universität Lüneburg und Direktor eines interdisziplinären Masterprogrammes für StoffstromManagement, der Produkte unter dem Gesichtspunkt der Öko-Effektivität entwickelt, welche die «LifestyleProdukte» der Zukunft seien. «Jeder Einzelne kann ein Aktivist sein und wir haben jetzt alle Möglichkeiten in der Hand, etwas zu bewegen. Es gibt so viele Gelegenheiten, sich von der Couch zu erheben und etwas zu unternehmen,» so die Hollywood-Schauspielerin Daryl Hannah.

Utopia-Geschichte Hintergrundinformationen zu utopia: www.utopia.de startete am 8. November 2007 unter dem Motto «Kauf Dir eine bessere Welt» als erste unabhängige Konsumenten-Plattform für strategischen Konsum und nachhaltigen Lebensstil. Ziel sei, den Verbrauchern beim Kauf nachhaltiger Produkte Orientierung zu geben und Impulse gegenüber Handel und Industrie zu setzen, so die Initiatoren. Daneben baut Utopia auf eine aktive Gemeinschaft auf, die miteinander diskutiert, praktische Tipps gibt sowie von Experten ausgewählte nachhaltige Produkte und Unternehmen bewertet. Zum jetzigen Zeitpunkt hat Utopia nach Angaben der Betreiber bereits mehr als 28 000 Mitglieder.


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Bertrand Piccard Ein politischer Pionier Der Westschweizer Psychiater will mit seinem Partner André Borschberg in einem Solarflugzeug die Welt umrunden. Er will die Politik aufrütteln, ohne sich in ein rechtes oder linkes Lager zu begeben. Von Pia Straw Herr Piccard, was fällt Ihnen auf, wenn Sie Ihr Projekt Solar Impulse mit den Abenteuer der Luftfahrtpioniere vergleichen, wie jenen der Wright Brothers oder von Charles Lindbergh? Ich erkenne Unterschiede und Ähnlichkeiten. Einer der grössten Unterschiede ist, dass als die Wright Brothers zu ihrem Abenteuer abhoben, die Menschheit nicht wusste, ob es überhaupt möglich ist, mit einem motorbetriebenen Flugzeug zu fliegen. Es ging damals darum, eine neue Transportmöglichkeit zu lancieren. Heute wissen wir, dass es möglich ist. Mit Solar Impulse wollen wir lediglich eine alternative Energiequelle benutzen. Und die Ähnlichkeiten? Die Wright Brothers – genau wie wir auch – wussten nicht, ob es möglich sein wird, weiter zu gehen, als es die neusten Technologien möglich machen. Genau wie die Gebrüder Wright, stellen wir uns dem Unbekannten, gewappnet mit den für unsere Zeit modernsten technischen Mitteln. Früher handelte es sich dabei um hölzerne Flugzeuge mit einigen Schrauben. Heute sind es beispielsweise Karbonfasern und Solarzellen. Wir wollen zeigen, dass das Transportmittel, welche die Wright Brothers salonfähig mach-

ten, auch künftig Bestand haben kann – auf eine umweltfreundliche Weise, trotz knappen Ölressourcen. Vergleichen wir die Menschen, die hinter den Vorhaben stecken. Ich glaube, wir sprechen von ähnlicher geistiger Verfassung. Wir alle versuchen etwas, ohne zu wissen, wie das Resultat ausfallen wird. Ein Pionier muss also auch bereit sein Rückschläge zu kassieren, bevor sich sein Erfolg einstellt. Nehmen wir Charles Lindbergh. Er nahm das Risiko in Kauf, bei seiner Überquerung in den Atlantik zu stürzen. Was sind Ihre Risiken? Zwischen heutigen Pionieren und den Abenteurern von damals besteht ein grundsätzlicher Unterschied. Lindbergh hatte keine Mittel, mit etlichen Tests, sein Abenteuer zu simulieren und damit sein persönliches Risiko zu minimieren. Entsprechend war wohl das physische Risiko für die allerersten Flugpioniere höher, als sie es heute sind. Prinzipiell ist das Leben von uns zwei Piloten heute dank der digitalen Simulationen nicht direkt gefährdet. Gehen Sie und André Borschberg überhaupt ein Risiko ein? Ich sage immer, die grösste Gefahr ist, es nicht zu versuchen mit einem durch Solarenergie betriebenen Flugzeug um die Welt zu fliegen. Unser Risiko ist es vielmehr mit diesem Erdölverbrauch weiterzuleben und damit das Klima zu zerstören und die Quelle von fossilen Energien gänzlich aufzubrauchen. All jene, welche auf ökologische oder www.ecoreport.ch

humanitäre Weise dieser Entwicklung den Kampf ansagen können, haben in meinen Augen die Aufgabe es auch zu tun. Wir beide sind aber Forscher und keine Waghälse. Ist das Verlangen, an Ihre Grenzen und jener der Technik zu gehen, eine Familientradition der Piccards? Auf gewisse Weise sicher. Meine Vorfahren legten mir zwei Dinge in die Wiege, die im Zusammenhang mit Solar Impulse stehen: Die Neugierde – den Gefallen das Unbekannte zu erforschen. Aber sicherlich auch den Respekt für die Natur und die Lebensqualität. Solar Impulse hat von beidem etwas: Es ist ein ökologisches, aber auch symbolisches Abenteuer. Dieses soll für eine gesellschaftliche und technologische Entwicklung stehen. Wären Ihre Flügel gestutzt, wenn Sie keine Möglichkeit mehr hätten Projekte wie Solar Impulse oder die Weltumrundung mit dem Orbiter-Ballon ins Leben zu rufen? Ein grosser Teil der Arbeit in einem Projekt wie Solar Impuls ist sehr bodenständig – im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht darum Kontakte zu knüpfen, zu recherchieren. In diesem Sinne – nein, nicht wirklich. Das klingt nicht sehr abenteuerlich. Genau. Wir betreten zwar Neuland, erfüllen indessen nicht das Bild, welche einige von Pionieren haben mögen: Im Cowboy-Abenteuer-Outfit auf der Suche nach dem Unbekannten. Wir entdecken nicht den Nordpol. Auch verabschieden wir uns nicht für zwei


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Jahre von der Zivilisation. Es ist die Passion für eine Vision, eine schwierige Arbeit mit faszinierenden, aber auch deprimierenden Augenblicken. Und was, wenn Sie diese Arbeit nicht mehr leisten könnten? Ich sehe keinen Grund, warum dies der Fall sein sollte. Solange ich genügend Kraft, Bekanntheitsgrad und Partner an meiner Seite habe, wäre es eine Verschwendung, es nicht zu tun. Es ist kein lebenserhaltender Zwang, an Grenzen zu gehen – aber ich kann es und darum wäre es eine Schande, es zu lassen. Wenn ich aus irgendeinem Grund trotzdem nicht könnte – dann wäre das nicht mein Ende. Es gibt noch etliche Dinge in meinem Leben, die mich interessieren. Wie zum Beispiel? Mein Beruf als Psychiater. Persönliche philosophische oder spirituelle Recherchen.

Drehen wir die Zeit vor. Sie und André Borschberg haben der Menschheit gezeigt, dass eine Weltumrundung in einem mit Solarenergie betriebenen Flugzeug möglich ist. Welches Abenteuer denkt sich Bertrand Piccard dann aus? Nach der Weltumrundung folgt die Fortsetzung von Solar Impulse. Denn es ist auch ein politisches Projekt. Es geht dann darum, die erneuerbaren Energien weiter voranzubringen und die Technologien, die uns erlauben Energie zu sparen, weiter zu entwickeln. In diesem Sinne beginnt die Arbeit erst dann. Diese Anliegen werden mich wohl noch Jahre beschäftigen. Gibt es Unterschiede zwischen der Weltumrundung im Orbiter und Solar Impulse? Ja, grundsätzliche. Die Weltumrundung im Ballon war die Erfüllung eines persönlichen Traumes. Viele Leute hatten sich dafür begeistern www.ecoreport.ch

können – es war und bleibt aber ein «Jules-Vernischer-Traum». Solar Impulse ist praktischer, nützlicher. Es soll eine Demonstration dessen werden, was die Menschheit mit den erneuerbaren Energien erreichen muss. Der Erfolg von Solar Impulse ist nicht nur die Weltumrundung – der wahre Erfolg von Solar Impulse ist, wenn zigmillionen Menschen das Projekt verfolgen und darum Lust haben drei, fünf oder gar zehn Prozent ihrer täglich verbrauchten Energie zu sparen. Erst dann waren wir erfolgreich. Aber warum wollen Sie und Ihr Partner dafür zuerst um die Welt fliegen? Angenommen, ich stehe eines Morgens auf. Und setze mir das Ziel, die Menschen dazu zu bewegen Energie zu sparen, indem ich mich mit ihnen unterhalte, predige, politisiere. Niemand wird dann wohl auf mich hören wollen. Die Menschen horchen auf, wenn


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es sich um ein spektakuläres Projekt handelt. In diesem Sinne ist unser aufsehenerregendes Vorhaben im Dienste einer Botschaft, die wir vermitteln wollen. Sind Sie eines Morgens aufgewacht und fassten den Entschluss, mit einem Solarflugzeug um die Welt zu fliegen? Diesen Vorsatz setze ich mir jeden Morgen aufs Neue (lacht). Sie haben kaum als Kind davon geträumt die Menschheit zum Energiesparen anzuregen. Die Natur zu achten und sparsam mit unseren Ressourcen umzugehen, legten mir mein Vater und mein Grossvater in die Wiege. Mit dem Gedanken ein grosses Abenteuer in diesen Dienst

mit André die Machbarkeitsstudie an der EPFL in Lausanne erstellen liess, avancierte die Vision zum Projekt. Es ist mir wichtig, nicht nur Ideen zu haben. Sondern? Ich kann doch mein Leben lang Ideen entwickeln, um dann auf meinem Sterbebett festzustellen: Ich hatte viele Ideen, aber getan habe ich nichts. Es geht mir letztlich darum, einige davon zu realisieren – was nützen Tausende von Einfällen? Sie verwirklichen nur einige, was geschieht mit den übrigen? Die behalte ich im Hinterkopf… Für später, falls dann noch Zeit bleibt.

zu stellen, spielte ich bereits vor der Weltumrundung mit dem Orbiter. Und den Entschluss fällten Sie… Als wir nach der Weltumrundung mit dem Ballon feststellten, wie viel Propangas wir verbraucht hatten. Wir starteten mit 3,7 Tonnen und landeten mit 40 Kilogramm. Ich gab mir selbst das Versprechen: Wenn du nächstes Mal um den Erdball fliegst, geschieht das ohne Treibstoff. Fortan wurde der Traum des solarenergiebetriebenen Flugzeug zur Vision. Und als ich dann

Und welche Vorhaben tummeln sich noch in Ihrem Hinterkopf? Ich möchte gerne Bücher und Gedichte schreiben, ich möchte Stiftungen im Bereich Bildung aufbauen. Für Lehrer wohlgemerkt, nicht für Schüler. Ich kann nicht alles tun. Solar Impulse ist ein Projekt, das viele meiner Ideen, Wünsche und Leidenschaften vereinigt. Werfen Sie der Gesellschaft vor nicht zu erkennen, was Sie für sich zur Maxime gemacht haben: Die Dringlichkeit endlich auf das Pferd erneuerbarer Energien zu setzen? www.ecoreport.ch

Ich werfe drei grossen Gruppierungen vor, nicht zu verstehen, was vor sich geht. Die Ökologen, die nur ihre eigene Sprache sprechen und die Macht der Ökonomie und der Finanzwelt nicht anerkennen wollen. Die Industriellen und Wirtschaftler, die nicht begreifen, dass sie nicht wie bis anhin geschäften werden können, wenn sie nicht auf die Umwelt Rücksicht nehmen. Und schliesslich die Politiker. Sie sehen nicht ein, dass sie klare Entscheide treffen müssen, um die beiden ersten Gruppen zu versöhnen. Gelingt es der Politik, das Nützliche aus der Wirtschaft und der Ökologie zu verbinden, können wir alle nur gewinnen. Es geht jetzt aber darum endlich zu handeln. Was erwarten Sie konkret? Ich erwarte, dass die Politiker endlich ihre Verantwortung wahrnehmen. Dass die Entwicklung der erneuerbaren Energien vorangetrieben wird, und zwar unter Einbezug der wirtschaftlichen und industriellen Erkenntnisse. Ich erwarte, dass ganz klare Regeln erlassen werden, welche Herr und Frau Schweizer zum Energiesparen bewegen. Es beginnt bei Isolation, Heizung, der Wahl der Glühbirne – dadurch würden wir doch nicht nur Energie sparen, sondern auch die Wirtschaft könnte profitieren. Überlegen Sie mal: Alle Unternehmungen, die in diesem Bereich tätig sind, wür-


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den gründlich davon profitieren! Weiter müsste der Verkaufspreis jedes Produktes die Kosten des Energieverbrauches und der Umweltbelastung beinhalten. Solange dies aber nicht gesetzlich geregelt ist, wird immer jene Unternehmung, die dies freiwillig umsetzt, bestraft, weil ihre Produkte teurer sind. Geht man von der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen aus, braucht es dann wirklich Gesetze, die all dies vorschreiben? Es wird immer die guten und naiven Bürger geben, die Ungeschriebenes umsetzen, und die Egoisten, die es nicht tun. Warum verlangt man also von den Guten, dass sie freiwillig Opfer bringen, und akzeptiert, dass es die Egoisten nicht tun? Das klappt nicht – dafür braucht es Regeln. Wenn zudem nur ein Teil der Bevölkerung beschliesst beispielsweise Sparlampen zu benützen, werden diese im-

mer teuer bleiben, weil die Wirtschaft nur wenige herstellt. Wenn aber alle Sparlampen kaufen müssen, steigt das Herstellungsvolumen und damit sinken die Kosten.

ich wäre Politiker. Meine Partei würde mich deswegen lynchen – alle würden dies wohl tun. Könnte ich nach Bern, ohne eine Partei wählen zu müssen – vielleicht würde ich das tun.

Warum sind Sie nicht Politiker geworden? Das bin ich (lacht). Ich sage doch nicht einem Interview zu, um mein Bild in der Zeitung zu sehen, sondern um eine Botschaft zu vermitteln und damit auch eine politische Rolle zu spielen.

Haben Sie Angst davor mit Solar Impulse zu scheitern? Ich würde es eher bedauern, es nicht gewagt zu haben vor Angst zu scheitern, als beim Versuch gescheitert zu sein. Die Angst jene zu enttäuschen, die an mich glauben, ist wohl der Preis, den wir dann zahlen müssen.

Wäre es nicht einfacher direkten Einfluss zu nehmen – dort wo es geschieht, beispielsweise in Bundesbern? Nein, denn will ich nach Bern, muss ich mich zwischen der Rechten, der Mitte und der Linken entscheiden. Jede Gruppierung hat aber gute und schlechte Ideen. Manchmal stimme ich für die Anliegen von rechts, manchmal für jene von links. Stellen Sie sich vor,

In fünftägigen Etappen um die Welt Bertrand Piccard und André Borschberg wollen in rund fünf Jahren mit einem Solarflugzeug die Erde umrunden. Sie wollen realisieren, was bisher nicht möglich war: Ein bemanntes, ausschliesslich durch Sonnenenergie betriebenes Flugzeug Tag und Nacht in der Luft halten. Nur ein Pilot wird jeweils am Steuer sitzen, unterstützt von einem rudimentären Autopiloten. «Ein Zweiplätzer wäre für die heutigen Technologien zu schwer», erklärt der Ingenieur André Borschberg. Er und Piccard werden wechselweise fünftägige Etappen fliegen. «Länger wird nicht möglich sein, denn an Schlaf während des Fluges ist kaum zu denken.» Im Prototypen wollen die beiden Westschweizer Piloten in einem Cockpit ohne Druckausgleich eine Flughöhe von 8500 Metern über Meer erreichen. Die geplante Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 70 Kilometer pro Stunde. Borschberg: «Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern darum, letztlich am Ziel anzukommen.» Ob jenes Flugzeug, das die Welt umfliegen soll, über eine Druckkabine verfügen wird, ist noch nicht klar. Mit einem medizinischen Team, das durch die HirslandenGruppe koordiniert wird, klären die Pioniere ab, was sich realisieren lässt.

Sie tragen aber eine gewisse Verantwortung, denn Sie und Ihr Team würden nicht nur scheitern, sondern auch jene enttäuschen, die an Sie geglaubt haben. Ja, das ist wohl so. Und das macht Ihnen keine Angst Doch, aber dies ist wohl der Preis, den wir dann zahlen müssen.

Im Jahre 2003 stiess Piccard sein Projekt an. Er selbst fungiert als Präsident und sein Partner Borschberg als Direktor des Projekts. Nach vier Jahren umfassender Studien, Berechnungen und Simulationen wird der Prototyp von Solar Impulse seit November 2007 in den Dübendorfer Hangars zusammengebaut. In Lausanne und in Dübendorf arbeiten insgesamt 50 Angestellte. Zudem stehen dem Projekt zahlreiche Experten beratend zur Seite. Der Prototyp des Flugzeugs konkurrenziert mit einer Spannweite von 61 Metern mit dem ganz Grossen der heutigen Luftfahrt: dem Airbus A380.

Testflüge in Payerne 2009 soll Solar Impulse erstmals in Payerne abheben. Ist der Prototyp dabei erfolgreich und bleibt die Crew auf Kurs, wird jenes Flugzeug, mit dem die Piloten auf Rekordjagd gehen wollen, dann wieder in Dübendorf gebaut. Die finanziellen Hauptpfeiler des Projektes bilden die privatwirtschaftlichen Partner Omega (Schweiz), Solvay (Belgien) und die Deutsche Bank. Piccard und Borschberg schätzen die Kosten für ihr ehrgeiziges Vorhaben auf 100 Mio. Franken. Laut Piccard sind 70 Prozent davon gesichert.

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Pendeln wird dem Umzug vorgezogen Wenig Mobilität unter Europas Erwerbstätigen

Europa pendelt lieber als umzuziehen, doch die Familie leidet darunter. Auch wenn die Wirtschaft zunehmende Mobilität der Menschen fordert, ist die Bevölkerung Europas überwiegend sesshaft eingestellt. Das ergibt eine repräsentative EU-Studie, die in Brüssel präsentiert wurde. Statt dem Umzug nehmen Menschen eher das Pendeln auf sich, arbeitsbedingte Migration betrifft nur eine kleine Gruppe. 7220 Menschen im Erwerbsalter aus Deutschland, Schweiz, Frankreich, Polen, Spanien und Belgien beteiligten sich an der Erhebung. Trotz einem regional unterschiedlichen Umfeld kamen alle Länder zu ähnlichen Ergebnissen. Foto: pixelio.de/Reitböck

Ein Sechstel der Berufstätigen Europas sieht sich selbst als mobil, ein weiteres Drittel war es in der Vergangenheit einmal. Wer keiner dieser beiden Gruppen angehört, lehnt Mobilität eher ab und erwägt eher das Pendeln zur Arbeit als den Umzug. Denn dieser würde die Änderung des angestammten Lebensmittelpunktes bedeuten. Somit wird ein Kompromiss zwischen Heimatverbundenheit und Arbeitsmarktanforderungen erzielt. Ein hoher Grad an Mobilität lässt sich in Europa tendenziell eher bei jungen Männern mit akademischer Bildung nachweisen, die in internationalen Unternehmen tätig sind. Das Bedürfnis, mobil zu sein, ist in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen. «Die 30-Jährigen haben heute schon deutlich mehr Mobilitätserfahrung als die heute 50-Jährigen», sagt Studienkoordinator Norbert Schneider von der Universität Mainz. Mobilität hat in Europa ganz unterschiedliche Gesichter. Aus dem mobilen Bevölkerungssechstel pendeln 41 Prozent mindestens zwei Stunden täglich zur Arbeit. 29 Prozent übernachten aus Arbeitsgründen öfter als 60 Mal pro Jahr ausserhalb des Wohnortes aufgrund Dienstreisen, Wochenendpendel oder Saisonarbeit. 14 Prozent ziehen innerhalb eines Landes

dorthin, wo es die Arbeit erfordert, nur vier Prozent fällt auf internationale Migration und Auslandsentsendungen. Für jeden achten treffen mehrere Formen der Mobilität gleichzeitig zu.

Oft unberücksichtigt bleibt, dass Mobilität ein ambivalenter Begriff mit auch negativen Auswirkungen ist, unter denen die Intimsphäre der Betroffenen leidet. Wochenendpendeln ist für viele Paare die einzige Möglichkeit, Partnerschaft und Beruf unter Einklang zu bringen. Mobile Männer werden dabei von den häuslichen Aufgaben entbunden, für Frauen gilt dies nicht. Anders als für Männer bedeutet für Frauen Mobilität häufig Kinder- und teilweise auch Partnerlosigkeit. Somit ist Mowww.ecoreport.ch

bilität vielfach Hemmfaktor für die Familienentwicklung und verschärft familiäre Situationen. Bisweilen stellt sie jedoch die einzige Alternative zum Abstieg oder der Arbeitslosigkeit dar. «Für ein Viertel der Mobilen ist Mobilität die letzte Möglichkeit zur Existenzsicherung», warnt Anna GizaPoleszczuk von der Universität Warschau. Schneider sieht die Studienergebnisse als deutliches Zeichen, dass Politik und Wirtschaft überlegen müssten, wie die Bereitschaft zur Mobilität erhöht und gleichzeitig negative Konsequenzen minimiert werden können. Ein Schritt in diese Richtung wäre, wenn Arbeitgeber die Arbeitszeiten weiter flexibilisieren, mehr Arbeit von zu Hause aus ermöglichen, sich am Mobilitätsaufwand der Beschäftigten stärker beteiligen und die Mobilitätsanforderungen für den Einzelnen beschränken. Quelle/weitere Informationen: www.jobmob-and-famlives.eu


LIFESTYLE

50 Melanie Winiger engagiert sich für die Coop-Naturaline-Philosophie. Als junge Mutter kauft sie bewusst ein und legt Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Fairness. Sie weiss, dass sich dieser Anspruch mit trendigen Styles kombinieren lässt. Die Fotos von ihr im neuen Herbstkatalog zeigen darum mehr als nur Fashion. «Klar hat man mich angefragt, weil meine Fotos gefallen. Aber zugesagt habe ich vor allem, weil ich das Projekt Naturaline sinnvoll finde.» Das gilt auch für den bekannten Schweizer Fotografen Michel Comte, der sie abgelichtet hat. Sein soziales Engagement zeigt sich in vielen seiner Bilder. Seien es aufrüttelnde Reportagefotografien aus Kriegs- und Elendsregionen oder eben Modeaufnahmen für einen guten Zweck – der berühmte Bildkünstler lässt sein Gewissen nie ausser acht.

Melanie Winiger hat ihr Herz an Coop Naturaline verloren

Naturaline ist mehr als Mode: Die hochwertige Bio-Baumwolle macht die NaturalineTextilien weich, langlebig und äusserst hautverträglich. Im gesamten Prozess, von der Bio-Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück, verzichtet Naturaline auf den Einsatz von gesundheitsgefährdenden synthetischen Stoffen. Doch das ist noch nicht alles: Mit dem Kauf von Naturaline-Kleidern unterstützen Kundinnen und Kunden die sozialen Ziele des Bio-Baumwollprojektes von Coop.


LIFESTYLE

51 Klare Werte «Ich bin stolz, mich für ein Label einsetzen zu dürfen, das so klare Werte vertritt und umsetzt», sagt Melanie Winiger. «Der green-Lifestyle durchdringt immer mehr Lebensbereiche und die LOHAS-Zielgruppe (LOHAS steht für ‹Lifestyle of Health and Sustainability›) hat sich aus der Nische zu einem für Coop sehr bedeutenden Segment entwickelt. Sie ist Ausdruck eines fundamentalen Gesellschaftswandels. Die LOHAS handeln nachhaltig und verantwortungsbewusst und leben trotzdem stil-, lust- und genussvoll. Mit Naturaline hat Coop schon vor 13 Jahren eine Pionierrolle wahrgenommen», sagt Jürg Peritz, Leiter Marketing/Beschaffung und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Coop. Naturaline steht seit 1995 für Mode aus Bio-Baumwolle und fairem Handel und macht damit Coop zur weltweit grössten Anbieterin von biologisch und fair hergestellten Baumwolltextilien. Rund 440 Modelle aus BioBaumwolle umfasst das Sortiment. Über vier Millionen Naturaline-Artikel wurden allein in 2007 verkauft. Die positiven Auswirkungen sind vielfältig: So ist zum Beispiel in der gesamten Wertschöpfungskette Kinderarbeit streng verboten. Auch sind die Löhne existenzsichernd und die Arbeitsbedingungen fair und menschenwürdig. Die Bio-Baumwollbauern vor Ort profitieren von langfristigen Abnahmegarantien und höheren Preisen. Zudem stellt Coop an die Textilverarbeitung für die Naturaline-Produkte hohe ökologische Anforderungen: Chlorfreies Bleichen und Färben ohne toxische Schwermetalle gehören zum strengen Standard. Mit Anschubfinanzierungen durch Coop sind ausserdem 150 Bio-Gasanlagen entstanden. In einem durch Coop finanzierten mobilen Gesundheitszentrum erhalten die Bauernfa-

milien medizinische Behandlungen. Die bioRe® Association hat Schulprojekte entwickelt, die es den Familien erlauben, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

und der Spinnerei Maikaal Fibres ins Leben gerufen. Gestartet wurde das Projekt auf einer Ackerfläche von 6 Hektaren im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh im indischen Baumwollgürtel. Heute ist bioRe® weltweit eines der grössten Projekte dieser Art. Zurzeit arbeitet bioRe® in Indien mit knapp 8000 Bauern zusammen und beschäftigt rund 95 Mitarbeitende, die mehrheitlich als landwirt-

Ausschliesslich Bio-Baumwolle Ziel des 1993 lancierten Qualitätslabels ist es, Gesundheit und eine umweltschonende sowie sozialverträgliche Produktion von Textilien und Heimtextilien zu vereinen. Bereits seit 1995 wird ausschliesslich Bio-Baumwolle verwendet, die zum grössten Teil von den bioRe®-Projekten in Indien und Tansania stammt. Lediglich ein kleiner Anteil stammt aus kontrolliert biologischem Baumwollanbau aus der Türkei und aus Uganda. Vom Bio-Anbau bis zum fertigen Produkt erfüllen alle Stufen und Prozesse der Baumwollverarbeitung strenge ökologische und soziale Anforderungen. Weil das Programm von den aufgebauten, intensiven Partnerschaften lebt, kennt Coop jede Stufe der Verarbeitung und pflegt partnerschaftliche Beziehungen zu Lieferanten und Unterlieferanten. Eine unabhängige Kontrollinstanz überprüft jährlich, ob die ökologischen und sozialen Anforderungen bei jedem Prozessschritt eingehalten werden. Das Bio-Baumwollprojekt bioRe® wurde 1991 von der schweizerischen Garnhandelsgesellschaft Remei AG www.ecoreport.ch

schaftliche Berater tätig sind. Jährlich werden rund 8000 Tonnen biologisch angebaute Rohbaumwolle produziert. Ziel des Projekts ist es, die Lebensgrundlage von Kleinbauern über den biologischen Anbau von Baumwolle zu verbessern. Eine direkte Beteiligung wird gewährleistet, indem die Bauern Aktionäre der bioRe® India werden. Aktien können alle registrierten Bauern erwerben, sobald sie fünf Jahre im Projekt sind und die Bio-Richtlinien konsequent umsetzen.


LIFESTYLE

52 Über vier Millionen Naturaline-Artikel wurden 2007 verkauft. Dabei kann aus einem Bio-Baumwollsortiment von über 440 Teilen gewählt werden. Hilfe zur Selbsthilfe

Erfahrungsaustausch

Die bioRe®-Stiftung wurde von Remei AG 1997 gegründet, um bioRe®-Projekte für den biologischen Anbau in Indien und Tansania finanziell und mit begleitenden Aktivitäten zu unterstützen. Coop ist im Stiftungsrat vertreten, dies ganz im Sinne der nachhaltigen Strategie von Naturaline. Das Ziel der bioRe®-Stiftung liegt in der Hilfe zur Selbsthilfe. In diesem Sinne unterstützt Coop die Bio-Bauern zusammen mit der bioRe®-Stiftung durch den Aufbau von Ausbildungszentren und diversen Gemeinschaftsprojekten zur Verbesserung der Lebens- und Produktionsbedingungen.

Die Bauernorganisation bioRe® Association wurde 2003 gegründet. Ihr Zweck: die Unterstützung der Bauern in landwirtschaftlichen Fragen sowie die Entwicklung der lokalen Gemeinschaft. Die Association gehört voll und ganz den freiwillig beigetretenen Bauern, und auch im Aufsichtsrat stellen diese die Mehrheit dar. Jeder einzelne Bauer fühlt sich in der Gemeinschaft stärker und profitiert vom Austausch der Erfahrungen mit anderen Bauern.

Fünf Prozent des Bio-Baumwollerlöses fliessen in die Stiftung und werden für Einzel- und Gemeinschaftsprojekte eingesetzt. Die Stiftung fördert die Beratung bei Anbau, Vertrieb und Vermarktung von Bio-Produkten sowie den Aufbau sozialer Infrastrukturen im Bereich Schulung, Gesundheit und Ernährung. In den ersten Jahren wurden vor allem die verschiedensten Vorkehrungen der bioRe®-Bauern für die Umstellung auf Bio-Anbau unterstützt. Dazu zählen Wasserleitungen, Brunnenbauten oder Biogasanlagen. Seit 1995 hat bioRe® eine Vielfalt von sozialen Projekten realisiert, so zum Beispiel den Bau von rund 200 Biogas-, 90 Tropfbewässerungs- und 40 Erdwürmer-Kompostanlagen. Mit der Unterstützung des Coop NaturaplanFonds wurde 2005 zudem das erste indische Ausbildungszentrum für BioLandbau eröffnet. www.ecoreport.ch

Die Association legt den Fokus darauf, die Lebensumstände, in denen sich die Bauern bewegen, besser zu verstehen und sie vor Ort durch verschiedene Projekte gezielt zu unterstützen. Mittels Spenden der bioRe®-Stiftung werden soziale Projekte in Indien umgesetzt.

In fünf Jahren CO2-neutral Wer Mode trägt, kann auch Verantwortung tragen. Mit den bisherigen Erfahrungen fassen Coop und Partner Remei nun das grosse, mittelfristige Ziel der CO2-Neutralität für das gesamte Naturaline-Label ins Auge. «In fünf Jahren ist Naturaline CO2-neutral – vom Anbau der Baumwolle bis zum T-Shirt in den Läden. Damit führen wir unser bisheriges Engagement konsequent weiter und bauen unsere führende Rolle im Markt aus», ist Jürg Peritz überzeugt. www.coop.ch/naturaline / www.remei.ch


WETTBEWERB

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MARKTPLATZ

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«Das Verkehrsbuch der Schweiz»

Das Verkehrshaus der Schweiz veröffentlicht zu seinem 50-Jahr-Jubiläum ein ganz besonderes Werk: Das Verkehrsbuch der Schweiz. Das Buch erzählt faszinierende und spannende Geschichten rund um die Verkehrsentwicklung zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Weltall. Bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Kultur geben überraschende Einblicke und gewagte Ausblicke: Frank Baumann, Ernesto Bertarelli, Annette Gigon, Claude Nicollier, Bertrand Piccard, Ellen Ringier, Peter Sauber und viele weitere. Über 200 Seiten mit mehr als 250 selten oder erstmals publizierten Bildern und prominenten Autoren aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Buchausgabe deutsch und französisch, Hardcover, gebunden, 26,5 x 28,5 cm. Verkaufspreis CHF 78.–; für Verkehrshausmitglieder CHF 68.–.

«Kompaktwissen» Energiepolitik Wissenschaftliche und wirtschaftliche Grundlagen

Generell stehen Energiefragen in der Schweiz, der EU und in allen aufstrebenden Wirtschaftsnationen im Brennpunkt des politischen Geschehens. Die Energie ist zum Gegenstand der Tagespolitik geworden. Zunehmende Importabhängigkeit, abnehmende Versorgungssicherheit, steigende Preise und erhöhte Umweltverschmutzung sind nur einige der anstehenden Herausforderungen. Eine einführende Betrachtung der aktuellen Herausforderungen, der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Grundlagen der Energiepolitik erhalten Sie in der neusten Ausgabe der Reihe «Kompaktwissen». Umfang: 165 Seiten, Taschenbuch, Preis: CHF 22.–, ISBN-Nr.: 978-3-7253-0867-5, rueggerverlag.ch, Reihe Kompaktwissen

WorldChanging – Das Handbuch der Ideen für eine bessere Zukunft

Überall auf dem Globus arbeiten Menschen an den drängenden Problemen dieser Erde. In 471 Beiträgen von 53 internationalen Autoren vereint WorldChanging diese Individuen und präsentiert die interessantesten Ideen, Projekte und Initiativen für die Gestaltung einer besseren Zukunft. Die sieben Themenschwerpunkte Konsum, Wohnen, Städte, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und unser Planet schaffen einen umfassenden Überblick. Ein wahrhaft inspirierendes Buch, das Mut macht und zu neuem Denken und Handeln motiviert! Herausgegeben von Alex Steffen, mit einem Vorwort von Al Gore. Layout von TopGrafikdesigner Stefan Sagmeister. Gebunden mit Lesebändchen, 480 Seiten. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Preis CHF 67.–, ISBN 978-3-89660-599-3

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MARKTPLATZ

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Traktors aktuelle Wintersorte «Traube & Aronia»

Traube und wie bitte? Ja, ja, diese Frage werden wir in nächster Zeit wohl dauernd hören. Dabei ist es höchste Zeit, dass die Aronia aus ihrem Schattendasein ins Rampenlicht tritt. Die Aroniabeere gilt nämlich als eine der wertvollsten Früchte überhaupt, ihr Gehalt an Antioxidantien lässt alle anderen Früchte alt aussehen und auch die Vitaminwerte lassen sich sehen. Die Aronia stammt ursprünglich aus Nordamerika, wird aber seit fast 100 Jahren auch in Russland kultiviert. Und nun erobert sie langsam aber sicher auch Westeuropa. Bereiten wir uns darauf vor und wiederholen im Chor: ARONIA, ARONIA, ARONIA! Traktor Fruchtsäfte gibts u.a. im Manor, Jelmoli, Globus, MÜLLER Reformhaus u.a. Weitere Infos zu Aronia: www.aroniabeere.ch

BionX: der Elektro-Turbo für Ihr Velo

Mit BionX wird aus jedem Fahrrad ein Elektrofahrrad. Einfacher und preiswerter gehts kaum, und niemand muss auf den Komfort seines Lieblings-Rades verzichten. Die Konsumentensendung Kassensturz lobte das BionX-System explizit für seine aussergewöhnliche Reichweite und die Fähigkeit, beim Bremsen und in Abfahrten Strom zu gewinnen. Sie möchten Ihrem Alltagsrad mehr Schub geben? Ihr Tourenrad für noch längere Ausfahrten rüsten? Ihrem Mountainbike auch bergauf Flügel verleihen? Oder gar Ihr Rennrad zum Turbo-Flitzer machen? Kein Problem. Mit dem Elektroantrieb von BionX ist alles möglich und noch viel mehr. Selbst Liegeräder, Dreiräder und Falträder werden mit BionX zu E-Bikes. Fahren Sie das Fahrrad, welches sie schon immer geliebt haben oder neu kaufen, mit mehr Geschwindigkeit und weniger Anstrengung. Weitere Informationen: www.intercycle.com, Link «BionX».

«Dolphin Syntelli Drive» – Swiss Patent by Michael Kutter

Syntelli Drive definiert das Zusammenspiel von Mensch und Maschine völlig neu: Durch den integrierten Trittfrequenz-Sensor werden Ihre Tretkurbeln zu hochsensiblen «Gas-Pedalen», die auf die kleinsten Trittbewegungen reagieren und Ihnen die Wünsche von den Füssen ablesen. Während Sie locker in die Pedale treten, wie auf einem normalen Fahrrad, verstärkt das völlig neuartige Battery-Management Ihre Tretleistung. Das Herzstück des Syntelli Drive befindet sich in der Nabe des Hinterrades. Es verbindet die Kraft des Fahrers und des Elektromotors mit einer Synergie, die erlebt werden will. Syntelli Drive fährt sich so einfach wie ein herkömmliches Rad, verstärkt aber Ihre Muskelkraft unbemerkt mit der Leistung eines gut trainierten Radprofis. Über das futuristische Display bestimmen Sie, wie viel Unterstützung Sie möchten, Fitnesstudio bis «Flitzen ohne Schwitzen». Weitere Informationen: www. dolphin-ebike.ch

5*Ferienart Resort & Spa in Saas-Fee

Das nachhaltige Bestreben wurde nun mit dem «Milestone»-2008-Sonderpreis belohnt und gewürdigt. Am 10. November 2008 ist in Bern der Tourismuspreis «Milestone» 2008 verliehen worden. Beat Anthamatten, Ferienart-Hüttenwart, sein Sohn Jonathan Anthamatten und Fabienne Kuonen, Verantwortliche für Nachhaltigkeit, konnten den Nachhaltigkeitspreis in Empfang nehmen. Der Sonderpreis Nachhaltigkeit, der dieses Jahr erstmals verliehen wurde, ging an das Projekt «Wallo's Nachhaltigkeitsvirus». Wie der Laudator Dr. Christoph Juen, CEO hotelleriesuisse, ausführte, kann «Nachhaltigkeit» nicht einfach gleich «Umweltschutz» gesetzt werden. Die konsequente Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts des Preisträgers demonstriert dies in eindrücklicher Weise – in der Unternehmensphilosophie verankert, zieht sich die Nachhaltigkeit wie ein Virus durch das Ferienart Resort & Spa. www.ecoreport.ch


ENERGIE

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Wie energieeffizient ist mein Haus? Die Energieetikette soll Auskunft geben Irgendwie ist es ungemütlich im Haus: Durchs Fenster ziehts, vom Keller her kriecht Kälte herauf, die Duschbrause ist verkalkt. Mal ist es zu warm, mal zu kalt und die Heizkosten scheinen auch nur zu steigen. Doch wie finde ich heraus, wie viel Energie mein Haus oder meine Wohnung tatsächlich verbraucht? Damit diese Frage zukünftig zuverlässig beantwortet werden kann, will der Ständerat eine Pflicht zur Deklaration des Energieverbrauchs von Gebäuden und Geräten einführen und hat Motionen seiner Energiekommission zugestimmt, die auf der Linie des Bundesrates liegen. Wie bei Autos soll künftig auch bei Gebäuden und Geräten eine «Energieetikette» über den Energieverbrauch Auskunft geben. Ausserdem sollen nur noch Geräte auf den Markt gelangen, die punkto Energieeffizienz Mindestanforderungen erfüllen. Mit diesen Forderungen rennt der Ständerat halboffene Türen ein: Die Massnahmen sind bereits im Aktionsplan «Energieeffizienz» des Bundesrates enthalten, den Umweltminister Moritz Leuenberger im Februar vorgestellt hatte. Auch aus europäischer Sicht ist das Thema Energieaus-

weis für Gebäude ein alter Hut: Seit 2006 ist dieser in der EU gesetzlich vorgeschrieben. Doch «doppelt genäht hält besser», sagte Leuenberger vor der Kleinen Kammer. Dass in der Steigerung der Energieeffizienz ein grosses Potenzial liegt, war im Ständerat unumstritten. Was die Massnahmen bei Gebäuden betrifft, regte sich dennoch Widerstand. Der Aufwand für die Deklaration des Energieverbrauchs sei zu gross, argumentierten die Gegner. Ausserdem seien die Kantone zuständig.

Anreize für Sanierungen Kommissionssprecherin Erika Forster (FDP/SG) gab zu bedenken, dass gerade mit Gebäudesanierungen der CO2Ausstoss erheblich gesenkt werden könne. Die Deklarationspflicht schaffe Anreize für Sanierungen. Der Ständerat sprach sich schliesslich mit 29 zu 8 Stimmen für den Gebäude-Energieausweis aus. Die beiden Motionen zu den Geräten überwies der Ständerat oppositionslos. Der Bundesrat wird damit beauftragt, bei Geräten und Anlagen Angaben über den Energieverbrauch vorzuschreiben.

Das Schweigen der Manager Klimawandel ist ein Thema – aber nur wenige Unternehmen handeln Die Privatbank Pictet und die Anlagestiftung Ethos haben die hundert grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz bezüglich ihrer Klimawandel-Strategie befragt. Schweizer Firmen haben keine Antworten bezüglich ihrer Strategien im Zusammenhang mit dem Klimawandel oder sie haben keine Strategie. Novartis, UBS, Lonza, Swisscom und die Berner Kantonalbank sind diejenigen, welche ein konkretes Reduktionsziel definiert haben, welches schlussendlich auch zu einer effektiven Reduktion des CO2-Ausstosses führen wird. Der Energiekonzern BKW, die Ems-Chemie, den Flughafen Zürich, den Transporter Kühne + Nagel, den Raffineriebetreiber Petroplus und den Immobilienkonzern PSP Swiss Property hüllen sich dabei in Schweigen. Sie sind nicht die einzigen, die an der Umfrage des Carbon Disclosure Project (CDP) nicht mitgemacht haben. Aber es

sind diese und andere Unternehmen, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. «Vielleicht haben sie keine Klimastrategie», sagt Ethos-Direktor Dominique Biedermann. Dass die Anstrengungen im Abschwung nachlassen, ist nicht zu beobachten, noch sind wir aber auch erst am Beginn desselben. «Eine Reduktion der Umweltbelastung zahlt sich immer aus, die Unternehmen minimieren so auch ihre Risiken». Ob Unternehmen Antworten liefern können, wird von Investoren immer genauer beobachtet. 385 institutionelle Anleger mit einem Vermögen von 57 Billionen Dollar gehören zu den Unterzeichnern des CDP. «Sie wollen wissen, ob der Klimawandel die Gewinnchancen beeinträchtigt», sagt Biedermann. Unternehmen mit einem schlechten Ausweis in Sachen Nachhaltigkeit verlieren an Wettbewerbsfähigkeit, sagen Analysten. Früher oder später wird sich das auch im Aktienkurs niederschlagen.

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ENERGIE

57 Lieferantenwechsel Nur wenige Schweizer Unternehmen kaufen den Strom ab 2009 bei einem neuen Anbieter «Wir holten bei allen grossen nationalen Anbietern Offerten ein», sagt Jean-Marc Braun von Manor. Von den über 70 Manor-Häusern wechseln auf den 1. Januar 2009 aber nur gerade sechs Standorte den Anbieter. Die Westschweizer Filialen, darunter Lausanne, werden künftig von einem kleinen Ostschweizer Lokalanbieter versorgt. Dort sind die Energiepreise tiefer als in der Romandie: «Wir sparen mehrere 100 000 Franken mit dem Wechsel.» Pro Kilowattstunde sind dies 26 Prozent. Bei Industriefirmen liegen durch einem Anbieterwechsel 67000 Franken Einsparungen pro eine Million Kilowattstunden drin, rechnet Christof Lindemann von Teslag vor. Er berät Firmen beim Lieferantenwechsel. Doch die Suche nach billigerem Strom verlief harzig. Auch bei der Migros, mit 1000 Gigawattstunden einer

der grössten Stromverbraucher in der Schweiz, haben nur gerade 2 von 600 Standorten gewechselt. «Der Wettbewerb funktioniert nicht», sagt Lindemann. Erstens wollen sich die Stromanbieter gegenseitig nicht in den Rücken fallen, und zweitens machen sie das bessere Geschäft, wenn sie den überschüssigen Strom, den sie zu verteilen haben, im internationalen Grosshandel verkaufen. Dort erhalten sie rund 14 Rappen pro Kilowattstunde, in der Schweiz dagegen nur rund 9 Rappen. «Mit den steigenden Strompreisen wird sich das ändern», sagt Lindemann. Er erwartet für 2009 mehr Lieferantenwechsel. Braun ist sicher: «Es wird künftig noch mehr kleine Stromanbieter wie unseren neuen Lieferanten geben, die wachsen wollen. Dann müssen die Grossen mitziehen.»

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Das Schwimmhaus Erstes schwimmendes Passivhaus

Bewohnbare Schiffe kennt man schon seit langem. Passivhäuser sind heute Stand der Technik. Ein schwimmendes Passivhaus gab es bislang jedoch noch nicht. Am 3. und 4. Oktober 2008 wurde «Autarc Homes», eines der visionärsten Bauprojekte in Österreich, nach über dreijähriger Bauphase der Öffentlichkeit präsentiert. Mehr als 500 Besucher fanden sich am Weissensee im österreichischen Kärnten ein, um sich vor Ort einen Einblick zu verschaffen. Das Haus erste schwim-

mende Passivhaus der Welt richtet sich automatisch nach der Sonne aus. Der besondere Clou: Es hat einen Holzkeller. Dabei gewährte das Weissenseer-Team, insbesondere Christof Müller, Betriebsinhaber der Firma Weissenseer Holz-System-Bau GmbH und Marius Schorer (Projektleiter), dem Besucher spannende Einblicke in die Bauphasen mit Videoanimation, Fotoausstellung und fachlicher Auskunft. «Vision und Ziel des Projekts ist, einen nachhaltigen, energieeffizienten, umweltschonenden und gleichzeitig leistbaren Wohnraum zu schafwww.ecoreport.ch

fen, ein Haus, das völlig unabhängig von zentralistischen Systemen ist», so Christof Müller. Entstanden ist die Idee 1998, als am Weissensee die Errichtung eines Veranstaltungszentrums diskutiert wurde und der Bauunternehmer Christof Müller vorschlug, ein auf dem See schwimmendes Haus zu errichten. Der Gemeinderat verwarf diese Vision sofort, aber Müller liess sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr los. Dann machte der damalige Student Marius Schorer ein Praktikum bei ihm, fand


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das Thema «Schwimmendes Passivhaus in Holzbauweise» ebenfalls spannend und schrieb darüber 2006 seine Diplomarbeit an der Fachhochschule Salzburg. Damit begann auch sein Betreuer, der Bauingenieur Kurt Pock, von der Idee fasziniert zu werden. Ende 2007 war es dann so weit: Der erste Prototyp wurde in Müllers Werkhalle hergestellt. 20 Prozent Energieersparnis Die wichtigste Energiequelle eines Passivhauses ist die Sonne. Durch Mitdrehen des Hauses zur exakten Südausrichtung der Fensterflächen wird der Wärmeeintrag maximiert. Im Sommer hingegen sollten die Fenster von der Sonne weggedreht werden können. «Es ist ein Passivhaus mit einem erweiterten Drehmechanismus, der sich der Sonne nachdreht. Dieser ist sehr einfach und basiert auf einem kleinen Motor und einem Seilsystem. Der wirtschaftliche Erfolg des Nachdrehsystems ist noch nicht erwiesen, wir rechnen jedoch damit, dass wir 20 Prozent Energieersparnis erzielen werden», so Müller. Auf festem Untergrund lässt sich ein Haus nur über einen komplizierten und energieaufwändigen Mechanismus um eine zentrale Achse bewegen. Doch nicht nur dafür wird das System entwickelt: Wo Mangel an Bauland herrscht, Systeme von Wasserstrassen vorhanden sind oder Überschwemmungen keine Seltenheit sind, könnten schwimmende Passivhäuser eine ideale Lösung darstellen. Mit den bei der Untersuchung gewonnenen Erkenntnissen eröffnen sich wahrscheinlich auch Möglichkeiten zur Anwendung bei Gebäuden in Gebieten mit hohem Grundwasserstand: Was im Wasser schwimmen kann, bleibt wohl auch als Keller wasserdicht. Gebaut wurde das Schwimmhaus aus Holz. «Ein wesentliches Argument ist das hohe statische Leistungsvermögen von Holz

in Bezug auf das Eigengewicht», erklärt Schorer, «denn es geht hier ja auch um das Transportgewicht. Und um das Volumen.» Ganz autark ist das Haus aber noch nicht: Der Strom für die Belüftungsanlage und für die Wärmepumpe kommt momentan noch «von Land». Fernziel des Projekts ist daher die Entwicklung von Gebäuden, die ohne Abhängigkeit von externen Versorgungssystemen funktionieren. An der Entwicklung des schwimmenden Passivhauses haben sich zahlreiche Partner beteiligt. Neben dem Projektträger «Weissenseer Holz-System-Bau GmbH» waren die Holzbauwerke «Roth WIGO», «Heraklith», sowie «Isocell» und die Fachhochschule «Technikum Kärnten» beteiligt.

Steckbrief Kubusgrösse 13,0 x 5,0 x 7,7 m (LxBxH) Fläche des Decks 19,0 x 7,4 m (LxB) Eintauchtiefe 2,4 m Gesamtgewicht 156 Tonnen (inkl. Ballast)

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Objekt Passivhaustauglicher Schwimmkörper im Rahmen des Forschungsprojektes «autarc Homes» Projektträger Weissenseer Holz-System-Bau GmbH, A-9762 Weissensee www.weissenseer.at


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Günstig und sauber heizen mit Holz Heizen mit Pellets gilt als besonders umweltfreundlich. Pellets sind kleine Röllchen aus Sägemehl und gepressten Spänen. Sie bestehen aus unbehandeltem, getrocknetem Restholz und sind in gewisser Hinsicht nichts weiter als ein wertvolles Abfallprodukt von Sägewerken und der Holzverarbeitenden Industrie. Unter hohem Druck werden sie ohne chemische Zugaben auf eine Länge von 10–30 Millimetern gepresst, ihr Durchmesser liegt bei 6–8 Millimetern. Ein Kilogramm Pellets hat ungefähr denselben Heizwert wie ein halber Liter Heizöl. Besonders interessant ist der Preisvorteil, den das Heizen mit Pellets mit sich bringt, denn im Vergleich zum unsteten Gasund Ölmarkt werden bei den Pellets auch in Zukunft stabile Preise vorausgesehen. Bereits in der heutigen Zeit können die CO2-neutralen Heizvarianten preislich mit den fossilen Brennstoffen mithalten. Holz deckt heute in der Schweiz rund 3,6% des gesamten Energieverbrauchs. Die jährliche Energieholznutzung liegt bei 3,4 Millionen Kubikmetern (Festmeter). Sie substituieren damit mehr als 680 000 Tonnen Heizöl. Unserer Atmosphäre bleiben dank der Holzenergie jedes Jahr gut 2 Millionen zusätzliche Tonnen Kohlendioxid (CO2) erspart. Damit leistet Energieholz einen entscheidenden Beitrag an die schweizerischen Ziele in der Klimapolitik (Kyoto-Protokoll) und dieser Beitrag könnte – bei einem jährlichen Gesamtzuwachs von 9–10 Millionen Kubikmetern – verdoppelt werden. Pellets und Pelletheizungen erlebten

in den vergangenen 10 Jahren einen aussergewöhnlichen Boom. Insbesondere das seit 2004 andauernde Ölpreishoch bescherte der Branche jährliche Zuwachsraten von 60% und mehr.

mit einer zukünftigen Jahresproduktion von 70 000 Tonnen in Betrieb. Tschopp hegt ähnliche Ausbaupläne.

Ende 2007 waren etwa 5500 Pelletöfen, 6500 Pellet-Zentralheizungen (Ein- und Mehrfamilienhäuser) sowie gegen 200 grössere Pelletheizungen (Leistung bis 1100 kW) in Betrieb. Das gesamte Marktpotenzial für Pellets aus Sägemehl und Hobelspänen wird auf 180 000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Der aktuelle jährliche Verbrauch liegt bei 70 000 Tonnen. Im warmen Winter 2006/2007 wurden jedoch rund ein Drittel weniger Pellets verbraucht als im kalten Winter zuvor. Der Schweizer Pelletmarkt ist dadurch charakterisiert, dass rund einem Dutzend «kleinerer» Produzenten mit jährlichen Produktionsmengen von 500 bis 5000 Tonnen zwei grosse Hersteller (AEK Pellet AG, Tschopp AG) mit einer Jahresproduktion von heute etwa 3 0  0 0 0 Tonn e n gegenü b e rstehen. Die AEK nahm im Juni 2008 ihr erweitertes Werk

Während der Ölpreis seit 2003/2004 kontinuierlich anstieg, kostete eine Tonne Pellets immer etwa 300 Franken. Dies liess eine eigentliche «Goldgräberstimmung» entstehen. Eine erste, vorübergehende Preiserhöhung brachte bereits der strenge Winter 2005/2006. So richtig turbulent wurde es dann im Winter 2006/2007: Plötzlich war von Versorgungsengpässen und frierenden Hausbesitzern die Rede. Innert kürzester Zeit stieg der Preis von 300 auf gegen 450 Franken pro Tonne – also rund 9 Rappen pro kWh. Da und dort wurde von Lagern gemunkelt, die angelegt worden seien, um die angebliche

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Der «Winter» 2006/2007


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anderen Seite liegen die Brennstoffkosten – mit steigendem Anteil von Eigenleistungen – teilweise massiv tiefer als beim unsicheren und zukünftig sicher ansteigenden Preis von Öl oder Gas oder beim immer teureren Strom. Über die Lebensdauer einer Heizung gerechnet sind die Energiekosten (Rappen pro Kilowattstunde) der Holzheizungen konkurrenzfähig. Und wer weiss schon, was ein Liter Heizöl in zehn Jahren kostet!

Knappheit zu beschleunigen. Gleichzeitig sank der Heizölpreis um 15 Prozent von etwa 8 auf 7 Rappen pro kW. Ärger und Verunsicherung machten sich breit und dies wurde durch die gleichzeitige, sehr heftig geführte Diskussion um den Feinstaub noch verstärkt. Erst im November 2008 begann die Nachfrage nach Pelletheizungen wieder anzuziehen. Der weiterhin ansteigende Ölpreis half wesentlich mit, dass die «pubertären Schübe» des Pelletmarktes (und der Pelletbranche) langsam in Vergessenheit geraten. Sie haben dem jungen Markt sehr geschadet und ihn um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen. Mittlerweile entstehen immer mehr neue Pelletwerke, und auch die geplanten WaldpelletsWerke sind auf gutem Wege. Dadurch steigt die Konkurrenz unter den Anbietern, und Monopolstellungen lassen sich vermeiden. Interessant ist zudem die Tatsache, dass im Jahr 2007 sehr viele grössere Pelletheizungen (100 – 700 kW) installiert wurden.

Unabhängig vom zukünftigen Öl- und Gaspreis In der Schweiz gibt es etwa 250 000 Waldbesitzerinnen und -besitzer. Wer Wald und zudem eine Liegenschaft besitzt, hat die besten Voraussetzungen für den Bau und Betrieb einer Holz-

heizung. In Zeiten hoher Öl- und Gaspreise und unsicherer Entwicklungen bei der Energieversorgung liegt für Waldbesitzer nichts näher, als das Heft in die eigene Hand zu nehmen und auf die einheimische und erneuerbare Holzenergie zu setzen. Denn damit kann man die ganze Energieversorgung selber aufbauen und betreiben. Das ist die höchstmögliche Sicherheit und garantiert auch in Zukunft zahlbare Wärme für die gute Stube. Wer ein Neubau- oder Sanierungsprojekt heizungstechnisch mit Holz umsetzen will und sich auf dem Markt umschaut, dem stellt sich zunächst die Grundsatzfrage nach einer handbeschickten oder automatischen Holzheizung. Stückholz, Schnitzel oder Pellets, das ist die Frage! Darüber hinaus kann man die Holzheizung in idealer Weise mit Solarkollektoren zur Warmwassererwärmung sowie zur Heizungsunterstützung ergänzen. Die Wahl der richtigen Heizung will wohl überlegt sein. Man muss sich dabei im Klaren sein über die eigenen Komfortansprüche, die Eigenleistungen, die Wärmeverteilung im Haus, das zur Verfügung stehende Budget und weitere Themen. Es lohnt sich auf jeden Fall, in die Beantwortung der Grundsatzfragen Zeit zu investieren, denn der Bau einer Heizung ist eine Weichenstellung für rund zwanzig Jahre. Die Investitionskosten von Holzheizungen sind in der Regel höher als bei Öl- oder Gasheizungen. Auf der www.ecoreport.ch

Kombination Holz/Sonne Die Sonne scheint gratis und lässt sich heute dank moderner Kollektorentechnologie effizient und günstig als Wärmequelle nutzen. Holz und Sonne ergänzen sich in idealer Weise. Schon kleine Kollektorenflächen (ca. 1 m2 pro Person) genügen, um in der wärmeren Jahreszeit das gesamte Warmwasser aufzubereiten. Das schafft den grossen Vorteil, dass die Holzheizung im Sommer nicht in Betrieb genommen werden muss. Solche Solaranlagen sind äusserst einfach zu installieren und kosten für ein Einfamilienhaus etwa 12 000 bis 15 000 Franken. Wer die Sonnenenergie darüber hinaus als Alleinheizung in der Übergangszeit sowie als Unterstützung der Holzheizung in der kalten Jahreszeit nutzen will, installiert zusätzliche Solarkollektoren. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus genügen etwa 10 m2, um über das ganze Jahr gesehen den grössten Teil des Warmwassers sowie rund einen Viertel der Heizenergie zu produzieren. Die Installation einer solchen Anlage kostet ca. 25 000 Franken. Wirtschaftlich besonders interessant ist die solare Vorwärmung des Brauchwassers in Mehrfamilienhäusern, wo bereits mit ½ m2 Kollektorfläche pro Bewohner 40% des Warmwassers erzeugt werden können. Quelle: Andreas Keel, dipl. Forsting. ETH, Holzenergie Schweiz Fotos: Holzenergie Schweiz (Pellets), pixelio.de/Bolliger


VORSCHAU

62 In der Ausgabe März/April 2009 Bahn: Grossbaustelle Bahnhof Löwenstrasse Zürich. Der neue Durchgangsbahnhof, ein Augenschein auf der Baustelle. Strom: Strommarkt-Liberalisierung, Energiepreise, Energiebörsen und erneuerbare Energien. Viele Fragen und Antworten. Fahrrad: Visionen, Neuheiten und ein grosser Vergleichstest von E-Bikes mit Marktübersicht. Westumfahrung Zürich: Am 4. Mai 2009 ist es soweit. Nach einem grossen Fest wird die Westumfahrung mit dem Üetlibergtunnel dem Verkehr übergeben. Cities for Mobility: Welche Städte sind top, welche flop? Oder wo wird nur über Verbesserungen diskutiert und wo sind sie bereits umgesetzt? Auto: Auto Salon 2009 in Genf. Welche Hersteller haben Neuheiten in Sachen umweltfreundliche Automobile vorgestellt? NEU: Halle 3 – ein «grüner Pavillon» eigens für Fahrzeuge mit Elektro- und Alternativantrieb. Sowie viele aktuelle News zu den Themen Mobilität, Klima, Umwelt und Gesundheit. © Baudirektion Kanton Zürich / Tiefbauamt

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