28.05.2008
17:16 Uhr
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Der Wissenschaftler und sein Werkzeug:
WILFRIED KAUSEL UND DAS LASER-INTERFEROMETER
FOTOS: INSTITUT FÜR WIENER KLANGSTIL, E. BITTER FÜR AT.VENTURE
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„Gute Instrumente lassen sich leicht spielen, da kann sich der Musiker ganz auf den musikalischen Ausdruck konzentrieren“, sagt der Akustiker Wilfried Kausel. „Bei schlechten Instrumenten braucht er einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit, um einen guten Klang zu erreichen.“ Was genau den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Instrument, etwa einer Geige, ausmacht, versucht er mit naturwissenschaftlichen Methoden herauszubekommen. Das wichtigste Gerät dazu ist ein Laser-Interferometer, das selbst kleinste Resonanzen eines Musikinstrumentes sichtbar machen kann. Dazu richtet der Forscher einen grünen Laserstrahl auf eine Linse. Die fächert den Strahl zu einem breiten Lichtkegel auf, der das Untersuchungsobjekt anstrahlt. Jetzt wird die Geige mechanisch in Schwingung versetzt. Eine Videokamera nimmt das von der Geige reflektierte Licht auf und gleicht es mit dem ab, das von einem zweiten, gänzlich unbewegten Objekt einfällt. Aus dem Unterschied zwischen den beiden Reflexionen errechnet ein Computer „live“, wo die Geige wie stark vibriert. Dabei werden Bewegungen im Maßstab von einzelnen tausendstel Millimetern sichtbar. In nur zwei Stunden kann Kausel einen lückenlosen „Fingerabdruck“ eines Instruments erstellen. „Mit ein wenig Übung sieht man schon auf den ersten Blick, ob es da starke Asymmetrien gibt, oder ob ein Instrument in einem bestimmten Frequenzbereich ein ,Loch‘ hat.“ Diese Untersuchungen sind nicht bloß akademische Spielerei. Kausel: „Wir haben immer wieder Kontakt mit Instrumentenbauern, die wissen wollen, wie sie ihre Instrumente verbessern können.“ Geigenbauer etwa können die Wandstärke reduzieren oder die Wölbung einzelner Bauteile verändern. Beide Maßnahmen verändern den Klang – und die Klang-Bilder, die Kausel im Labor erstellt.
FOTOS: INST. F. WIENER KLANGSTIL, E. BITTER FÜR AT.VENTURE
Wie kommt es, dass eine Geige gut klingt, eine andere aber nicht? Wilfried Kausel vom Institut für Wiener Klangstil an der Universität für Musik und darstellende Kunst spürt dem Geheimnis des guten Klanges mit einem Laser-Interferometer nach.