Kestner Magazin Nr. 10

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Telefon: 0511 - 300 303 Exklusive Edition | Nummeriert Bronze | Circa 16 cm Skulptur ‘Hausbesitzer‘ Prof. Siegfried Neuenhausen

Dr. Oliver Kiaman Geschäftsführer

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Mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erhalten über 40 Tageszeitungen mit einer Reichweite von rund 4 Millionen Lesern überregionalen Qualitätsjournalismus. Dazu kommen Beteiligungen aus den Bereichen Digitalgeschäft, Post und Logistik, Film- und Fernsehproduktion sowie Corporate Publishing.

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Inhaltsverzeichnis 6 Grußwort 8 Was uns bewegt

32 Kunst erobern – Begeisterung teilen

12 Rückschau 2017 18 Spot On: Produktion.

Made in Germany Drei 34 Fünf Fragen an Sascha Gustiné 24 Vorschau 2018

36 Unsere Mitglieder unterwegs 28 Im Interview: Roman Signer 30 Schule : Kultur

38 Jetzt Mitglied werden!

40 Gemeinsam für die Kunst

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5 42 »Ich hoffe, dass mein Blick ausreichend anders ist.«

54 20 Jahre Goseriede

59 Pressestimmen 44 Kestner’s Choice

60 Aktuelle Editionen 62 Hoffnung ist eine Form von Energie

48 Neuigkeiten aus dem Team 51 Das Labor 52 25 x junge Kunst

68 Impressum

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Grußwort

Liebe Mitglieder, Förderer, Freundinnen und Freunde der K ­ estner G ­ esellschaft, nach dem großen 100-Jahre-Jubiläum des Vorjahres gibt uns auch das Jahr 2017 wieder einen Anlass, uns an einen wichtigen historischen Entwicklungsschritt der K ­ estner ­Gesellschaft zu erinnern – und auch an die seinerzeitigen Mitglieder sowie an zahlreiche Privat- und Firmenförderer, ohne deren Unterstützung diese Entwicklung nicht möglich gewesen wäre: Vor 20 Jahren ist die ­ Kestner ­Gesellschaft auf Initiative und unter Leitung von Dr. Carl Haenlein aus ihrem schönen, aber zu klein gewordenen Gebäude in der Warmbüchenstraße in unser heutiges großartiges historisches Gebäude an der Goseriede gezogen, bei dessen Auswahl er sich an den architektonischen Möglichkeiten vorbildlicher Kunsthallen orientiert hatte.

Dieser Umzug hat der ­Kestner ­Gesellschaft mit einer rund dreimal größeren Ausstellungsfläche, den großzügigeren Räumen und mit dem einmaligen Kuppelsaal neue Dimensionen für die Ausstellungskonzeptionen ermöglicht. Hinzu kommt, dass wir erst seit dem Umzug über eine technische Infrastruktur verfügen, die uns erlaubt, mit anderen internationalen Ausstellungspartnern zu kooperieren, da wir hier die technischen Standards für Klima, Licht und Sicherheit für Kunstwerke erfüllen.

Von Anbeginn der Gründung verfolgte die ­­ Kestner ­Gesellschaft den Anspruch, die Kunst der Gegenwart in einem internationalen Radius zu zeigen, und hob sich damit dezidiert von der klassischen Aufgabe eines Kunstvereins ab. Der Umzug ermöglichte es, sich als Wechselausstellungshaus im Format einer Kunsthalle zu verstehen und entsprechende Ausstellungen zu initiieren. Das neue Domizil war Grundlage für viele international sehr beachtete Ausstellungen von Carl Haenlein (u.a. Rebecca Horn, Antoni Tapiès, Maria Lassnig) und später genauso von Veit Görner (u.a. Peter Doig, Gilbert & George, Cindy ­Sherman). Auch Christina Végh als jetzt dritte Direktorin in diesem historischen Gebäude hat hier nach der erfolgreichen »Made in Germany Drei«-Ausstellung noch viel Großes vor, wie Sie ihren Erläuterungen (S. 8 10), entnehmen können.

Dieser Umzug war wichtig für uns – hat aber natürlich zunächst die finanziellen Möglichkeiten der ­Kestner Gesellschaft überstiegen. Möglich wurde die Realisie­

rung dieser damals weitblickenden und kühnen Vision von Carl Haenlein nur durch die Unterstützung unserer Vereinsmitglieder und zahlreicher Kachel-Spender sowie der Mitglieder des von Jürgen und Dorothea Hansen gegründeten und von Ulla Sandmann und Chris Rischbieter über Jahrzehnte ehrenamtlich geführten Förderkreises.

Diesen allen gebührt auch heute noch unser herzlichster Dank.

Den Stein ins Rollen gebracht hat Dr. Carl Haenlein, dem es gemeinsam mit dem kunstbegeisterten Finanzchef der Verlagsgruppe Madsack Friedhelm Haak gelang, den seinerzeitigen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens Wilhelm Sandmann für die Idee zu gewinnen, die eigentlich für Verlagszwecke vorgesehene Goseriede der ­Kestner ­Gesellschaft zu günstigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Die erste Anschubsfinanzierung wurde von der Stiftung Niedersachsen unter ihrem ersten Generalsekretär Bernd Kauffmann in Gang gebracht. Von kulturpolitischer Klugheit zeugt die Tatsache, dass diese erste Zusage an die weitsichtige Bedingung geknüpft war, dass nicht nur die Gesamtfinanzierung, sondern auch die mit dem Quartier verbundenen höheren laufenden Kosten gesichert sein müssen. Die seinerzeitige Landesregierung unter Leitung von Ministerpräsident Gerhard Schröder

Herbert Haas

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Uwe Reuter, Foto: Thomas Deutschmann

hat die internationale Strahlkraft und das Potenzial der ­Kestner ­Gesellschaft für das Land Niedersachsen erkannt und den Ball aufgegriffen, indem sie die Übernahme der Folgekosten in der damals absehbaren Höhe garantiert hat. Die zuvor projektgebundenen Förderungen, welche die ­Kestner ­Gesellschaft erhielt, wandelten sich erstmals in eine institutionelle Förderung, ohne die die Arbeit, der Anspruch und Radius der Ausstellungen, die seither präsentiert wurden, unmöglich gewesen wären. Es ist klar, dass nun unsere Aufgabe zusammen mit Christina Végh ist, die damals ausgehandelten Konditionen stets mit den sich wandelnden Anforderungen an ein Ausstellungshaus anzupassen, um weiterhin den zeitgemäßen Erwartungen gerecht werden zu können.

Die Finanzierung des Umzuges und der notwendigen Umbauarbeiten wurde auch durch großzügige Unterstützung niedersächsischer Unternehmen ermöglicht, die bis heute die seinerzeit noch nicht absehbare Steigerung der laufenden Kosten tragen. Beispielhaft für unsere heute in unserem Kuratorium zusammengefassten Firmenförderer möchten wir die Verlagsgesellschaft Madsack erwähnen, die als Eigentümer der Goseriede gemeinsam mit der damals mit Manfred Bodin von einem besonders kulturaffinen Vorsitzenden geführten Nord/LB, sich als erste besonders stark und sichtbar engagiert und damit den Weg für andere Unterstützer geebnet hatten. Eine ähnliche Entwicklung gab es auf Seiten der Privatspender, insbesondere aus dem Mitgliederkreis, für die Sylvia Madsack eine großzügige Vorreiterrolle eingenommen hatte.

Die Rückbesinnung auf die langjährige Unterstützung so vieler Mitglieder und Förderer, die damit ein auch poli-

tisch beachtliches bürgerschaftliches Engagement für den Kulturstandort Hannover und Niedersachsen geleistet haben, ist für das Team sowie für Christina Végh nicht nur Anlass zu Dank, sondern in besonderem Maße auch Ansporn für die Zukunft, in der ­Goseriede mit interessanten Ausstellungen zu zeigen, was schon eine historische Bedeutung in der Kunst erreicht hat, welche Werke es von bekannten lebenden Größen gibt, welche Entwicklungen in die Zukunft zeigen und welche Künstlerinnen und Künstler bisher unterbewertet oder neu zu entdecken sind. Die folgenden Seiten dieses Magazins geben Einblicke in die Kunst und Ausstellungen, die uns in den kommenden Monaten erwarten und überraschen.

Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Vorstand und Kuratorium wünschen Ihnen viel Spaß und anregende interessante Gespräche bei diesem weiten Spektrum an kommenden Ausstellungen, die ganz im Sinne unseres ersten Direktors Paul Erich Küppers »nicht nur ein angenehmer Zeitvertreib, sondern auch Anreger und ggf. Aufreger« sein sollen.

Herzliche Grüße Uwe Reuter

Herbert Haas

Erster Vorsitzender

Kuratoriumsvorsitzender

Was uns bewegt

Liebe Mitglieder, Förderer, Freundinnen und Freunde der Kestner ­­ G ­ esellschaft, ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns, sicherlich war die Großausstellung »Produktion. Made in Germany Drei«, gemeinsam mit dem Sprengel Museum Hannover und dem Kunstverein Hannover realisiert, einer der Höhepunkte. Was bewegt uns im kommenden Jahr? Unsere Erkundungen führen manchmal wortwörtlich über das Bild, über die Skulptur, über den Kanon hinaus. Was ist damit gemeint? Wir beginnen und beenden das Jahr 2018 mit starken Setzungen durch Künstlerinnen: Christa Dichgans und die Guerrilla Girls ab Januar und Teresa Burga im Dezember. Das malerische Werk von Dichgans (*1940, lebt in Berlin) wurde in den letzten Jahren als gewichtige Stimme der deutschen Pop Art in mehreren Gruppenausstellungen gefeiert, bisher wurde es allerding in keiner institutionellen Ausstellung umfassend gezeigt. Teresa Burgas Werk (*1935, lebt in Lima, Peru) wiederum ist in vielen internationalen Museumssammlungen präsent, wurde aber bisher nur ein einziges Mal in Deutschland ausgestellt. Die beiden Künstlerinnen derselben Generation haben ihre erste wichtige Erfahrung an unterschiedlichsten Orten gemacht – Dichgans in Berlin, später in New York und Italien, B ­ urga in ­ Lima und Chicago. Beide Künstlerinnen setzen mit ­einem Interesse an sozialkritischen popkulturellen Aspekten ihrer Zeit und mit einem jeweils spezifischen Vokabular der Pop Art ein. Beide verbindet die Tatsache, dass sie insbesondere aus ihrer eigenen Erfahrung und Lebensrealität schöpfen.

Dichgans definiert die Relation zur Welt mittels der Dingwelt, die sie umgibt. Spielsachen, Gegenstände aus dem Haushalt, Häuseransichten der Nachbarschaft werden dramatisch in Szene gesetzt und kehren das Abgründige im Alltäglichen nach außen, ohne jemals die Schönheit der Dinge und des Persönlichen zu vergessen, die sich in der Liebe und Hingabe zu Details zeigen. Burga stellt nicht so sehr die Dinge, sondern vielmehr die Figur der Frau in den Fokus, oft in Form von Selbstporträts. Sie

umgibt diese mit popkulturellen Elementen und Versatz­ stücken aus der Werbung. Signete machen wichtige Elemente in Malerei und Zeichnungen aus, selbst die Frauenfigur kann zum Signet werden. Während Dichgans immer bei der Malerei bleibt, beschäftigt sich Burga von Anbeginn sehr viel ­direkter mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau und setzt hierfür in ihren oftmals installativen Werken die Technik der Vermessung und Notation ein.

Schließlich freuen wir uns, Ihnen das Werk der ­Guerrilla Girls (gegründet 1985) in der ersten Einzelausstellung in Deutschland umfassend vorzustellen. Die amerikanische Künstlergruppe, die in wechselnden Besetzungen agiert, nimmt eine Pionierrolle ein, indem sie mit ihren ersten Aktionen und Werken seit Mitte der 1980er Jahre auf den damals eklatanten Missstand zwischen der Anzahl ausgestellter weiblicher und männlicher Positionen aufmerksam machten. Seither hat sich die Situation – wie wir wissen – erheblich verbessert, die Themen gehen trotzdem nicht aus: Dreh- und Angelpunkt ihres künstlerischen Werks – das sich der Sprache der Werbung, ebenso der Strategien bedient, die mit Statistik, Karikatur und politischer Agitation verbunden sind – ist die Forderung, dass sich im Bereich der Kunst die Stimme aller unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen wiederfindet.

Nur zu gerne möchten wir daran festhalten und erwarten, dass im gleichen Maß wie die Kunst mit großen Begriffen wie Utopie und Vision verbunden ist und zugleich eine bessere Welt suggeriert, sich dieses Selbstverständnis auch in der Art und Weise ihrer Organisation – dem Kanon in Kunstgeschichte, Theorie und Ausstellungswesen abbildet. Doch natürlich kann der Kunstbetrieb »nur« Teil der Gesellschaft sein. 2015 wurde vom Kulturstaatsministerium eine Studie herausgegeben, in der weiterhin die mangelnde Gleichberechtigung von Frauen im Kultur– und Medienbereich beklagt wird. Darüber spricht auch ­Martine Dennewald im Interview auf den Seiten 42 / 43. Es ist unter anderem auch ein Verdienst der Guerrilla Girls, dass sich seit ihren ersten künstlerischen Aktionen ein wachsendes Bewusstsein für viele gesellschaftliche Mechanis-

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Foto: Lukas von Loeper

men der Ausgrenzung entwickelt hat.

Auch Christopher Williams nutzt in seinem Werk Strategien, die aus der Werbung bekannt sind. Auch er befragt Autorenschaft, respektive Machtstrukturen, die zur Autorenschaft führen. Williams setzt bei der klassischen Objektfotografie an, wie sie durch August Sander und die Neue Sachlichkeit Anfang des letzten Jahrhunderts angelegt wurde. Seine Werke sind von einer Präzision und Schönheit geprägt, dennoch bleiben sie rätselhaft. Denn es geht Williams auch um die Frage nach der Distribution, um institutionelle, historische und gesellschaftspolitische Strukturen, die die Vermittlung und Wahrnehmung von Bildern vorgeben, unmerklich lenken. In den jüngsten Jahren gehörten mobile Wandsysteme unterschiedlicher Ausstellungshäuser mit zum Ausstellungsdispositiv seiner Werke (Whitechapel Gallery 2015, MoMA New York 2014). Die sich stets wandelnden Vorstellungen darüber, wie ein Kunstwerk am besten ausgestellt werden soll, die Geschichte

von Architektur und Ausstellungswesen, führt unter dem ethnografischen Blick zu grundsätzlichen Fragen, wie wir uns Bilder von der Welt machen und wie wir sie verstehen.

Es ist uns wichtig, Zusammenhänge zwischen den Ausstellungen sichtbar zu machen. Nachdem das Werk von Annette Kelm im Frühjahr 2017 in der ­Kestner ­Gesellschaft zu sehen war, wird Ihnen die Ausstellung von Christopher Williams eine weitere Anregung geben, über das einzelne Motiv innerhalb eines fotografischen Bildes hinaus zu sehen.

Romans Signers Werk wiederum, das wir im Sommer 2018 zeigen, sprengt per se den Rahmen, nicht umsonst wird er gerne als »Sprengkünstler« bezeichnet. Neben Sprengsstoff nutzt der Künstler für seine »Aktionen« oder »Zeitskulpturen« auch andere Mittel – Wasser, die Schwerkraft, Motoren aller Art, um mit einfachsten Elementen, alltägliche Situationen buchstäblich zu sprengen und mit leisem Humor dem Alltäglichen eine existenzielle

10 Seite abzuringen. Nachdem wir Ende 2015 mit der Einzelpräsentation von Rita McBrides Werk, die Skulptur als Ort der Befragung von Gesellschaft und Gemeinschaft vorgestellt haben, steht mit Roman Signers Werk ein weiteres Mal ein skulpturales Schaffen im Zentrum, welches abseits von einem klassischen Werkbegriff, Spiel und Transformation thematisiert.

Schließlich möchten wir mit der Ausstellung der deutsch-türkischen Künstlerin Nevin Aladağ (*1972, Van, Türkei) eine neue Ausstellungsreihe initiieren, die im Unterschied zu anderen Präsentationen nur halb so groß, dafür doppelt so lang dauert. Ausschlaggebend für die Idee zu diesem neuen Ausstellungsformat war die vorgegebene Architektur unserer Räume. Das Architekturbüro Koch Panse Hühn, das Mitte der 1990er Jahre das ehemalige Schwimmbad zum Domizil der ­Kestner ­Gesellschaft umbaute, hat den ersten Saal als Atrium angelegt. Das römische Atrium zeichnet sich durch einen rechteckigen Innenraum in der Mitte des Hauses aus, von dem aus die umliegenden Räume zugänglich sind und diente als Aufenthaltsraum für die Familie. Nicht zufällig wurde »unser Atrium« bei den Ausstellungen von Rita McBride und Studio for Propositional Cinema, in denen Aspekte wie Gemeinschaft zentral waren, als solches genutzt, ja inszeniert. Nevin Aladağ verwebt alltägliche Dinge mittels spielerischer Systeme, wobei sie Fragen nach Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Rollenzuschreibungen und Selbstentwürfen nachgeht. Sprache und Musik sind zentral, an der documenta 14 waren beispielsweise zahlreiche Musikinstrumente zu sehen und zu hören, welche die Künstlerin aus alten Möbeln entworfen hatte. Aladağs Projekt wird die Funktion unseres Atriums befragen. Die Tatsache, dass die Ausstellung eine verdoppelte Laufzeit hat, eröffnet die Möglichkeit, eine Ausstellung als Form einer Recherche aufzufassen. Eine längere Auseinandersetzung sowohl für die Betrachterinnen und Betrachter als auch für die Künstlerin mit offenem Ausgang wird gesucht.

Kunst und Spiel, wie auch Frances Morris, Direktorin der Tate Modern in ihrem Beitrag ausführt, sind miteinander verwandt, indem beide Bereiche explizit dazu einladen, Möglichkeiten – neue künstlerische Ansätze oder Spielzüge – zu erproben. Dabei unterliegen beide Bereiche einem Regelwerk – die Geschichte und Theorie der Kunst, die Spielanleitung – das nicht selten herausgefordert und erneuert wird. Schließlich bedürfen sie (meist) einer Gemeinschaft, respektive lassen Gemeinschaft entstehen.

Nicht nur mit dem neuen Ausstellungsformat, in dem Nevin Aladağs Werk präsentiert wird, forcieren wir diese Idee, natürlich kreisen auch meine Gedanken bei der Planung aller Programmteile stets um diese Fragen. Die

gesellschaftspolitischen Ereignisse der letzten Jahre (Frances Morris schreibt ausführlich über die Bedeutung des Brexit für ihre Tätigkeit) fordern alle kulturellen Institutionen in besonderem Maße heraus, für eine offene Gesellschaft einzustehen, ohne jemals den wichtigen Unterschied zwischen Kunst und Politik aus den Augen zu verlieren.

Gemeinschaft und Spiel sind uns auch ein Anliegen, wenn wir zahlreiche Vermittlungsangebote für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche entwickeln. Wir freuen uns, dass wir dank der Hannoverschen Volksbank seit diesem Jahr WLAN im ganzen Haus anbieten können. Seien Sie gewiss, dass wir Sie im kommenden Jahr mit Programmen im Haus überraschen, die dieses technische Mittel nutzen, um sich mit den Ausstellungen auf alternative Weisen – im Zeitalter der Digitalisierung – auseinanderzusetzen. Ebenso ist es uns wichtig, gesellschaftliche Teilhabe ernst zu nehmen und vermehrt Kinder und Jugendliche durch unsere Ausstellungen zu erreichen, die uns von allein nicht finden.

Das Jahr hält viele Überraschungen und Abenteuer, Neues und Anregendes bereit – mit dem vorliegenden Kestner Magazin spielen wir Ihnen den Ball zu und freuen uns auf Sie! Herzlich, Ihre Christina Végh Direktorin

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Mitglieder

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Rückschau 2017 Annette Kelm | Leaves 11. März bis 7. Mai 2017

Mit Annette Kelm (*1975 Stuttgart) stellte die ­Kestner ­ esellschaft eine Künstlerin vor, die den fotografischen G Ansatz der Düsseldorfer Schule um Bernd und Hilla ­Becher, Candida Höfer und Thomas Ruff weiterentwickelt und gleichzeitig der konzeptionellen Kunst der amerikanischen Westküste verbunden ist. Die Ausstellung mit dem Titel »Leaves« in der ­ Kestner ­ Gesellschaft zeigte rund 30 Werke und Werkserien, hauptsächlich Fotografien aus den letzten vier Jahren.

Kelm befasst sich in ihren Werken mit der Alltagskultur und ihrer Objektwelt. Unterschiedliche Motive wie Strohhüte, Blumen, Musikinstrumente, gemusterte Textilien, Künstlerkollegen oder Architektur werden gleichermaßen behandelt und zu Kompositionen arrangiert. Dadurch erhält das scheinbar Gewöhnliche eine neue Bedeutung.

Kelm verweist mit ihrer Arbeit auch auf die Konstruiertheit von Bildern hin und untersucht die Konventionen unserer Wahrnehmung. Dabei nutzt sie die Strategie der Wiederholung in Form von Serien. Ihr konzeptueller Ansatz ist jedoch niemals rigide, stets schwingt eine Poesie mit, die in den analytisch angelegten Bildkonstruktionen nachhallt.

Darüber hinaus bezieht sich Annette Kelm immer wieder auf das Medium der Fotografie selbst, indem sie die Geschichte ihrer Ästhetik und Technik aufgreift.

Einen besonderen Höhepunkt der Ausstellung bildete das Orgelkonzert mit Phillip Sollmann und Konrad ­Sprenger. Die beiden Musiker, die auf Einladung der Künstlerin in die ­Kestner ­Gesellschaft kamen, entlockten der eigens für die Ausstellung gebauten, ungewöhnlichen Orgel wunderschöne, experimentelle Klänge. Ein Ort aus Orgelund elektronischen Sounds, die die große Kuppelhalle erfüllten und für Begeisterung beim Publikum sorgten.

Annette Kelm, Helmholtz Sirene, 2017, Archival Pigment Print, Courtesy König Galerie, Andrew Kreps Gallery und die Künstlerin

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13 Annika Kahrs, Sea Pool, 2016, Filmstill, Courtesy Annika Kahrs und Produzentengalerie ­H amburg

VG Stipendium 2017 11. März bis 7. Mai 2017

In diesem Jahr war die K ­ estner G ­ esellschaft Austragungsort der Preisverleihung für das »VG Stipendium 2017«. Die schweizerische Stiftung ­­Vordemberge-­Gildewart, die den Nachlass des Künstlers Friedrich ­­Vordemberge-­Gildewart (1899 bis 1962) betreut, vergibt das Stipendium jedes Jahr an einen jungen Künstler oder eine junge Künstlerin. Besonderer Fokus der Nachwuchsförderung liegt auf regionalen Kunstszenen in Europa. Die Gruppenausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft umfasste aktuelle norddeutsche Künstlerinnen und Künstler, überwiegend Absolventinnen und Absolventen der Kunsthochschulen in Braunschweig, Bremen und Hamburg. Insgesamt wurden zwölf Positionen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation, Performance und Videokunst gezeigt. Die Stiftungsjury kürte schließlich Annika Kahrs (*1984 in Achim) als Preisträgerin. Die junge Hamburger Künstlerin überzeugte mit ihrer Videoarbeit »Sea-Pool« (2016) sowie drei Zeichnungen (2015), die mit Seemännern in Bremerhaven entstanden sind, und durfte sich über 60.000 CHF Preisgeld freuen. In der beeindruckenden Performance der Künstlerin bewegten sich professionelle Hannoveraner Sängerinnen und Sänger in der ­Kestner ­Gesellschaft und machten so den Raum zu einem ganz besonderen Klangerlebnis.

Eröffnung, Foto: Ulrich Prigge

Künstlerinnen und Künstler: ­­­K atja ­A ufleger ­M alte Bartsch | Feminist Land Art R ­ etreat ­G errit Frohne-Brinkmann | Toulu H ­ assani ­Verena Issel | Delia Jürgens | Annika Kahrs Lucas Odahara | Claudia Piepenbrock ­M ax ­S chaffer | Timur Yüksel Jury: Dr. Egon Bruhin, Präsident der Stiftung ­­Vordemberge-­G ildewart | Madeleine Schuppli, Vorsitz der Jury | Dr. Linus Bruhin | Prof. Dietrich Helms | David Juda | Isabelle Krieg | Andreas Meier Dr. Volker Rattemeyer | Dr. Arta Valstar-Verhoff Dr. Roman Zieglgänsberger

14 Abstrakt – Konkret – Absolut Friedrich ­Vordemberge-­Gildewart und die ­Kestner ­Gesellschaft

Alberto Garutti | dieses Werk ist jedem gewidmet, der jetzt den Blick nach oben richtet und schaut

Parallel zum »VG Stipendium 2017« beleuchtete die historische Schau »Abstrakt – Konkret – ­Absolut | Friedrich V ­ ordemberge-­ Gildewart und die ­ Kestner ­Gesellschaft« die enge Beziehung zwischen dem Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart und unserem Haus.

Vordemberge-­ ­ Gildewart oder »VG«, wie er von seinen Freunden genannt wurde, bewohnte von 1924 bis 1930 das Künstleratelier der ­Kestner ­Gesellschaft in der ­Königstraße und war bis 1934 für die Gestaltung von Eintrittskarten, Plakaten und Ausstellungskatalogen verantwortlich. Mit seinen konstruktivistischen Arbeiten prägte er die Typo­ grafie und Printprodukte des Hauses in besonderer Weise.

Umgekehrt beeinflussten die Hannoverschen Jahre, insbesondere die avantgardistische Bewegung mit Künstlern wie Kurt Schwitters, den jungen »VG« in der Entwicklung seiner konstruktivistischen Malerei.

Die Ausstellung dokumentierte daher diese Zeit ­Vordemberge-­Gildewarts anhand von ausgewählten Werken. Zu sehen waren unter anderem originale Ausstellungsplakate, Druckgraphiken und eines seiner konstruktivistischen Gemälde. Als besonderes Ausstellungsstück war zudem ein Gästebuch zu sehen, in dem sich zahlreiche namhafte Künstlerfreunde ­Vordemberge-­Gildewarts verewigt hatten. Mit dieser Werkschau widmete die ­Kestner ­Gesellschaft ­Vordemberge-­Gildewart erstmals seit 1924 wieder eine Ausstellung.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der ­ Kestner Gesellschaft führte der italienische Künstler Alberto ­ ­Garutti (*1948 Galbiate, Italien) im September 2016 eine seiner bekannten Kunstinterventionen durch. Das Werk Garuttis war in den Hauptteil einer Samstagsausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung integriert. Auf eine Doppelseite mit hellblauem Grund war die Widmung gedruckt: »dieses Werk ist jedem gewidmet, der jetzt den Blick nach oben richtet und schaut«. Seine Intervention innerhalb der Zeitung war zudem mit dem Aufruf verbunden, die ausgelesene Zeitung in die ­Kestner ­Gesellschaft zurückzubringen. Dadurch wurden die Leserinnen und Leser in besonderer Weise in das Werk einbezogen, was charakteristisch für Garuttis Werke im öffentlichen Raum ist. Immer höher stapelten sich die zahlreichen Zeitungen in unseren Büros dieser Zeit. Mit der abschließenden Präsentation der Zeitungen wurden gleichermaßen die Wahrnehmung und das Handeln, beides durch Garuttis Werk initiiert, ins Zentrum gerückt.

11. März bis 7. Mai 2017

11. März bis 7. Mai 2017

Produktion. Made in Germany Drei 3. Juni bis 3. September 2017

Die dritte Ausgabe von »Made in Germany« stand ganz im Zeichen von Produktion und Produktionsbedingungen von Kunst in Deutschland. Einige Höhepunkte der großen Kooperationsausstellung von ­Kunstverein ­Hannover, Sprengel Museum Hannover und ­Kestner ­Gesellschaft lassen wir auf den Seiten 18 - 22 nochmals Revue passieren und erinnern uns gerne an die besondere Zeit im Kunstsommer 2017.

Installationsansicht, Foto: Raimund Zakowski

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Installationsansicht, Foto: Raimund Zakowski

Marc Camille Chaimowicz | One to One …

29. September 2017 bis 7. Januar 2018

Der französische Künstler Marc Camille Chaimowicz, der in London sowie im Burgund lebt, erforscht seit den 1970er Jahren den Raum zwischen Kunst, Leben und Dekoration. Er entwickelt in seinem Œuvre Interieurs und Raum-Arrangements sowie verschiedene Einrichtungsgegenstände, Gemälde, Vasen, Vorhänge, Möbel, Tapeten und andere Raumobjekte. Seine Formensprache – in Malerei, Interieurs und Arrangements – lehnt sich an die intimistische Malerei an, dazu gehören beispielsweise Werke des ausgehenden 19. Jahrhunderts von Pierre Bonnard oder Édouard Vuillard. Gleichzeitig ist sie mit der Vorliebe für funktionales Design der Moderne, wie zum Beispiel von Dieter Rams oder Charles und Ray Eames verbunden. Eigens für die Ausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft entstand die Installation »One to One ...« (2017), die im Maßstab 1:1 seine neue Wohnung in London aufnahm, die parallel in dem spektakulären Gebäude der Cabinet Gallery eingerichtet wurde. Durch kulissenhaft wirkende Wände, salbeigrüne Bodenleisten, gemusterte Vorhänge oder Campari-Soda-Fläschchen wurde der Wohnraum angedeutet.

Die Einrichtungsgegenstände, Möbel oder Objekte spie-

gelten sich in der Foto-Serie von Chaimowicz' Wohnung in Vauxhall, die in Zusammenarbeit mit L ­ ise Queinnec eigens für die Ausstellung entstand. »One to One ...« war demnach eine Art Surrogat der Wohnung des Künstlers, eine Inszenierung oder eine Bühne, auf der sich die Grenzen zwischen privat und öffentlich auflösen.

Im gegenüberliegenden Ausstellungsraum zeigte Chaimowicz das Werk »The Props and Wardrobe Room« (2011/2017), einen Requisiten- und Kostümraum, der sich auf das Theaterstück »Die Zofen« (1947) von Jean Genet bezieht, sowie einen von ihm entworfenen Bühnenvorhang für ein Theater in Frankreich. »The Props and ­Wardrobe Room«, ein freistehender Raum mit drei kleinen Fenstern, erlaubte den Besucherinnen und Besuchern einen interessanten Einblick in eine Art Umkleideraum für Schauspieler. Dadurch spielte Chaimowicz auf die zentralen Themen des Stücks an, wie beispielsweise das Spiel mit Rolle und Identität oder dem Übergang zwischen Bühne und intimem Raum. Ein Highlight der Ausstellung bildete der Vortrag der britischen Kunsthistorikerin und Autorin Kirsty Bell unter dem Titel »Marc Camille Chaimowicz and the Artist's House«, in dem sie auf die Beziehung zwischen Künstlerhaus und künstlerischer Arbeit einging und dabei auch einen Bogen zu dem im Sprengel Museum rekonstruierten Merzbau von Kurt Schwitters schlug.

16 Performace von Paul Chan, Foto: China Hopson

Studio for Propositional Cinema in r­ elation to a Spectator: 29. September 2017 bis 7. Januar 2018

Parallel zur Ausstellung von Marc Camille C ­ haimowicz fand im Erdgeschoss der ­Kestner ­Gesellschaft die Ausstellung »in relation to a Spectator:« statt. Das Künstler­ kollektiv Studio for Propositional Cinema lud dazu 31 Künstlerinnen und Künstler sowie Künstlergruppen ein, auf sein Essay über die Produktion und Wahrnehmung von Kunst mit eigenen Arbeiten zu reagieren. Vorgegeben wurden vier Schauplätze: Bühne, Wand, Tisch und Publikation. Studio for Propositional Cinema übernahm dabei eine kuratorische Rolle. Die unterschiedlichen Werke – Dokumente, Objekte, Gemälde, Performances, Lesungen oder Essays – sollten die Betrachter anregen, über die grundlegende Konstituierung eines Kunstwerks nachzudenken.

Die Ausstellung veränderte sich während der Laufzeit immer wieder. »in relation to a Spectator:« zeigte Künstlerinnen und Künstler, die entweder kürzlich in der K ­ estner ­Gesellschaft ausgestellt haben oder es zukünftig tun werden. Zudem waren Arbeiten zu sehen, die auf die kontextuellen Bedingungen der Ausstellung selbst verweisen, unter anderem ein »Trailer« von Alex Wissel und Jan Bonny, ein Sicherheitssystem von Julia Scher, ein »Ausstellungsführer« von Ian Cheng und eine Edition von Monika Baer.

Die Ausstellung wurde darüber hinaus von einem umfangreichen Performance-Programm begleitet. Insbesondere in Erinnerung geblieben ist die 14-stündige Performance von Paul Chan, eine Meisterleistung der beiden Performer und Opernsänger Michael Lieb und Rüdiger Jantzen.

Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung: ­ onika Baer, Anna-Sophie Berger, Marc Camille M Chaimowicz, Paul Chan, Ian Cheng, Keren Cytter, Henning Fehr und Philipp Rühr, Gaylen Gerber, Selina Grüter & Michèle Graf, Nicolás Guagnini, Irena Haiduk, Rachel Harrison, Calla Henkel & Max Pitegoff, Madeline Hollander, Aaron Flint Jamison, Sándor Krasna, Sarah Kürten, Rita McBride, ­L uzie Meyer, John Miller, Carissa Rodriguez, Rachel Rose, Aura Rosenberg, Julia Scher, Karin Schneider, Cally Spooner, Josef Strau, Studio for ­P ropositional Cinema, Jeff Wall, Lawrence Weiner, Christopher Williams, Alex Wissel.

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Spot On: Produktion.

Made in Germany Drei Künstlerinnen und Künstler: Olga Balema, Julius von Bismarck, Juliette Blightman, Katinka Bock, BPA // Berlin programm for artists, Carina Brandes, Amy Lien & Enzo Camacho, Julian Charrière, Henning Fehr und Philipp Rühr, Kasia Fudakowski, Andreas Greiner, Sascha Hahn, Lena Henke, Calla Henkel und Max Pitegoff, Markus Hoffmann, IMPURE FICTION, Oliver Laric, Felix Kiessling, Daniel Knorr, Schirin Kretschmann, Veit Laurent Kurz, Lotte Lindner & Till Steinbrenner, lonelyfingers, Ketuta Alexi­ ­­ -­M eskhishvili, Das NUMEN, Peles Empire, Willem de Roij, Thomas Ruff, Yorgos Sapountzis, Timur Si-Qin, Hito Steyerl, Studio for Propositional Cinema, Raphaela Vogel

Preview, Foto: Herling, Herling und Werner

Preview, Foto: Ulrich Prigge

Exklusiv und bodenständig Die drei Freundes- bzw. Förderkreise von K ­ unstverein ­Hannover, Sprengel Museum Hannover und ­Kestner ­Gesellschaft luden zum Auftakt der Gemeinschaftsausstellung zur exklusiven Preview ein. Nach dem allerersten Rundgang durch die drei Ausstellungsorte hatten sich die Macher zur Stärkung etwas ganz besonderes einfallen lassen: Ganz nach dem Motto »Produktion« wurde der Calder-Saal in eine Markthalle verwandelt, an dem die Speisen in Bio-Qualität direkt vor Ort produziert wurden. Es gab exquisite belegte Schnittchen und Frühlingssalat in Gläschen dazu leckeren Wein und Desserts für rund 450 Gäste.

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19 Eröffnung, Foto: Ulrich Prigge

Eröffnung, Foto: China Hopson

Tolle Atmosphäre

Foto: Herling, Herling und Werner Eröffnung, Foto: China Hopson

Am Freitag, den 2. Juni 2017 wurde »Produktion. ­ ade in Germany Drei« nacheinander in den drei HäuM sern für alle eröffnet. Üstra-Shuttlebusse brachten die mehr als 1.200 Gäste zu den verschiedenen Ausstellungsorten. Besonders freuten wir uns über den Besuch von Ministerpräsident Stephan Weil in der K ­ estner ­Gesellschaft, der die Besucherinnen und Besucher mit einer herzlichen Rede begrüßte. Im Innenhof des Künstlerhauses sorgten Foodtrucks und Getränkestände für das leibliche Wohl. Der besondere Sommerabend ging mit einer Performance von IMPURE FICTION und einer Überraschungsgeburtstagstorte für zwei Kollegen feierlich und beschwingt zu Ende.

20 Live-Kunst im Kröpcke In Kooperation mit dem Schauspiel Hannover fand am finalen Wochenende der Ausstellung die Perfor­ mance »Sometimes I think I can see you« des argentinischen Künstlers Mariano Pensotti statt. Die Performance wurde in der U-Bahn Station Kröpcke aufgeführt und bewegte sich so außerhalb der üblichen Kunstschauplätze.

Passanten wurden aus ihrem Alltag herausgerissen und in die Performance integriert – ob bemerkt oder unbemerkt, aber in jedem Fall digital und in ­Echtzeit.

Wohlgehütetes Geheimnis

© Festival Theaterformen 2017 Foto: Katrin Ribbe

Eigentum verändert das Bewusstsein. Es trennt, es erteilt Macht, es schließt aus. Eigentum ist selbstverständlich. Und man spricht nicht darüber. Doch: Das Performance Kollektiv She She Pop machte Eigentum zum Thema, gemeinsam mit dem Chor der lokalen Delegierten aus Hannover und dem Publikum des Festivals T ­ heaterformen, Kooperationspartner von »Made in Germany Drei«. Als work-in-progress wurde das Stück »Oratorium« zum ersten Mal im Ballhof Eins präsentiert.

Computermusik, Clubkultur und Kunst

Installationsansicht, 2017, Courtesy KunstFestSpiele Herrenhausen Foto: Helge Krueckeberg

Die Installation »Revolving Realities Redux« von Marcus Schmickler & Carsten Goertz, die in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner ­ KunstFestSpiele Herrenhausen entstanden ist, füllte den gläsernen Raum des frisch renovierten Arne-Jacobsen-Foyers mit Klang und Licht. Die Besucherinnen und Besucher konnten erleben, wie sich die Skulptur durch bewegtes, von Rundspiegeln reflektiertes Licht stetig veränderte und dadurch immaterielle Ausformungen annahm.

21 Enormer Zuspruch Mit mehr als 300 Führungen konnten die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung in allen drei Häusern erleben. Die Kuratoren hatten sich darüber hinaus ein besonderes Vermittlungskonzept ausgedacht: Nach dem Prinzip der Rochade führten die Ausstellungsmacher in jeweils einem der anderen Häuser. Die Rochade wurde zum Ausdruck der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit, gleichzeitig belebte der erfrischende Perspektivwechsel auch die Sicht auf die Kunstwerke.

Foto: Lukas von Loeper

Spaß am Fotografieren Bei der exklusiven Führung für rund 30 ­Instagrammer und Blogger aus Hannover, Braunschweig, Hamburg und Berlin aus den Bereichen Kunst und Fashion wurde eines sehr schnell klar: Hier wird alles, jede und jeder zum Fotomotiv. Die Kunstwerke aus allen Perspektiven, die Instagrammer in allen Posen, die Häuser in jedem Winkel und nicht zuletzt unser Shuttle, die historischen VW-Bullies.

Aus dem Nähkästchen erzählt Was für ein wunderbares und unterhaltsames Künstlergespräch mit Daniel Knorr Ende August. In seiner charmanten Art sprach Knorr mit unserer Direktorin Christina Végh über die Entstehung des Schneemanns und gewährte uns Einblicke hinter die Kulissen der Materialisierung seiner Werke; Insgesamt vier Arbeiten waren in der K ­ estner G ­ esellschaft zu sehen.

Foto: Lukas von Loeper

22 Bestens informiert Am 3. August erschien eine 4-seitige Zeitungsbeilage zu »­Produktion.

Made in Germany Drei« in der ­Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse.

Schlusspunkt Performance Das letzte Ausstellungswochenende stand ganz im Zeichen der Performance. Unter dem Titel »On The Wall In Chalk Is Written:« veranstaltet von Studio for Propositional Cinema führten elf Künstlerinnen und Künstler verschiedene Performances, Lesungen oder Tanzaufführungen in der ­Kestner ­Gesellschaft und dem ­Kunstverein ­Hannover auf. Moderiert von der wunderbaren Julia Scher, Professorin für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Performance von Cally Spooner, Foto: China Hopson

Performance Madeline ­H ollaeder, Foto: China Hopson

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Vorschau 2018 Christa Dichgans, Mond und Mondfahrt, 1973, Aquatec auf Leinwand Courtesy die Künstlerin Foto: Jochen Littkemann

Christa Dichgans | Bilder aus dem Leben 26. Januar bis 8. April 2018

Plastikspielzeughaufen im Kinderzimmer, ein aufgeblasenes Schwimmtier, Batman oder Wurstberge sind die Motive in den Gemälden von Christa Dichgans (geb. 1940 in Berlin). Die Künstlerin zählt zu den wichtigsten weiblichen Akteuren der Pop Art und ist insbesondere für ihr Frühwerk aus den 1960er Jahren bekannt. Christa ­Dichgans setzt sich seit über fünf Jahrzehnten mit dem Verhältnis von Mensch und Gegenstand auseinander. Ihre Malerei durchzieht unter anderem eine stetige Befragung des Massenkonsums, der sich im Laufe der Zeit wandelt von einer stark materiell orientierten Konsumhaltung der Nachkriegszeit hin zu einem immateriellen Konsum, der von einem neuen Markenbewusstsein und deren Symbolgehalt geprägt ist. Ihre Motive erinnern an Vanitas-Stillleben und werden zu Symbolen für die Halbwertszeit einer beschleunigten Kultur. In der jüngeren Zeit erfuhr ihr Werk durch die Beteiligung an verschiedenen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen eine neue Aufmerksamkeit. Dichgans’ Gemälde sind in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten, unter anderem in der Berlinischen Galerie, im Städel Museum, Frankfurt am Main und der Sammlung Goetz, München. Mit der Ausstellung in der ­Kestner G ­ esellschaft erfährt ihr Werk nun erstmals eine umfassende institutionelle Würdigung.

Guerrilla Girls Foto: Andrew Hinderaker

25 Guerrilla Girls | The Art of Behaving Badly 26. Januar bis 8. April 2018

Mit der Ausstellung der Guerrilla Girls präsentiert die ­Kestner ­Gesellschaft eine der international einfluss­ reichsten Positionen feministischer Institutionskritik.

Seit 1985 operieren die Guerrilla Girls als eine anonyme Gruppe, die auf die Unterrepräsentanz von Frauen und »People of Color« in Galerien, Museen und anderen Kunst­institutionen aufmerksam machen. Mit Plakaten im öffentlichen Raum, Videos, Aktionen, Performances und Publikationen enthüllen die Guerrilla Girls Ausgrenzungsmechanismen in der Kunstwelt, die weltweit bis heute zu einer männlich-weiß dominierten Kunst- und Kulturlandschaft beitragen. Ihr Arbeitsansatz bedient sich dabei statistischer Methoden, die mit Humor und karikierter Überspitzung in grafisch anspruchsvolle und informative Plakate, Banner und Videos umgesetzt werden. Die Künstlerinnen treten in der Öffentlichkeit nur mit Gorilla-Maskierung in Erscheinung und verschleiern ihre wahren Identitäten hinter Namen verstorbener Künstlerinnen, wie Käthe Kollwitz, Eva Hesse oder Zubeida Agha.

In der ­Kestner ­Gesellschaft werden Arbeiten gezeigt, die zwischen 1985 und 2017 entstanden sind. Ergänzend zur Retrospektive werden die Guerrilla Girls eigens für die Kestner ­ ­ Gesellschaft eine neue Arbeit realisieren. Die Ausstellung ist ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Zur Eröffnung der Ausstellung werden ­Frida Kahlo und Käthe Kollwitz einen performativen Auftritt realisieren.

Christopher Williams, Kodak Three Point Reflection Guide, © 1968 Eastman Kodak Company, 1968, (Meiko laughing), Vancouver, B.C., April 6, 2005, 2005, C-Print, 50,8 x 61 cm paper, 86,7 x 96 cm framed

Christopher Williams 5. Mai bis 29. Juli 2018

Der US-amerikanische Künstler Christopher Williams (*1956, Los Angeles, Kalifornien, USA) gehört zu den bedeutendsten Konzeptkünstlern seiner Generation. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist das fotografische Bild. Fotografien von Christopher Williams sind immer von ungewöhnlicher Schönheit und geben zugleich Rätsel auf. Die satte Farbigkeit, die Virtuosität der Lichtführung und die Ausarbeitung bis ins letzte Detail machen die Bilder, die an die Tradition der Neuen Sachlichkeit eines August Sander und an die klassische Objektfotografie der Werbung erinnern, ungemein verführerisch. Durch ihre ikonografischen und medialen Bezüge zur politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts verhandeln Williams Werke die Rolle von Bildpolitik und Sehgewohnheiten. Es geht stehts um die Frage, wie das fotografische Bild verbreitet wird und wie Fotografie unsere Wahrnehmung der Welt beeinflusst. In der heutigen Bilderflut gewinnt Williams Ansatz eine besondere Relevanz. In den letzten Jahren wurde sein Werk unter anderem in Retrospektiven, im Museum of Modern Art, New York (2014), im Art Institute, Chicago (2014) und in der Whitechapel Gallery, London (2015) gezeigt.

26 Roman Signer

25. August bis 4. November 2018

Ein automatischer Rasenmäher läutet an einer Glocke, ein Luftballon zieht eine Spur im Sand, ein Boot fährt auf Fässern: Alles ist in Bewegung bei Roman Signer (*1938, Appenzell, Schweiz), dessen Werke im kommenden Herbst mit einer umfangreichen Einzelausstellung in der ­Kestner Gesellschaft präsentiert werden. Das vielseitige Œuvre ­ des namhaften schweizer Künstlers wird mit Skulpturen, Installationen und Videos auf beiden Ausstellungs­ebenen vorgestellt. Signer begreift Skulptur als etwas Prozessuales. Die drei Dimensionen einer Skulptur erweitert der Bildhauer durch eine vierte: die Zeit. So werden seine Arbeiten oft als »Zeitskulpturen« bezeichnet. Die Verwandlung der Materialien und Formen sowie die daran beteiligten Kräfte – Sprengstoff, Wasserkraft oder Motoren – rücken in den Fokus und ermöglichen den Betrachtern die Erfahrung von Geschwindigkeit und Kraft. Sie entfalten sich oftmals auf humorvolle Weise zu Metaphern für Veränderung, Flüchtigkeit oder Vergänglichkeit. Immer wiederkehrende einfache Elemente wie Tische und Stühle, Schirme oder Eimer geraten so aus den Fugen. In der Hinwendung zum Absurden werden Poesie und Größe von Alltag und Existenz sichtbar. Signers Werke waren sowohl auf der documenta 8 (1987), den Skulptur Projekten Münster (1997) und der Biennale Venedig (1999) zu sehen. In Hannover war er unter anderem an der Expo 2000 und in den Herrenhäuser Gärten (2010) mit einem Projekt vertreten.

Die Ausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft bietet einen Überblick über unterschiedliche Schaffensphasen, darüber hinaus entsteht eine neue, groß angelegte Installation.

Nevin Aladağ, Best friends Dortmund #1, 2012

Roman Signer, Unter dem ­Wasserfall, 2013, Foto: A ­ leksandra Signer

27 Teresa Burga, ohne Titel, 1966, Courtesy die Künstlerin und Galerie Barbara Thumm, Berlin

Nevin Aladağ

5. Mai bis 4. November 2018

Eine in den Fahrtwind gehaltene Mundharmonika gibt Töne von sich, ein Schlagzeug im Regen gibt einen der Witterung entsprechend wechselnden Rhythmus vor, ein Schauspieler trägt ein Interview vor, allerdings hört man eine weibliche Stimme, die fragt und antwortet. Die deutsch-türkische Künstlerin Nevin Aladağ (*1972, lebt in Berlin) nutzt häufig die Figur des Platzhalters, um Fragen nach Identität und Zuordnung aufzuwerfen. Es sind aktuell brisante gesellschaftspolitische Themen, für die die Künstlerin in Installationen, Plastiken, Filmen, Fotografien und Performances eindringliche Bilder schafft. Musik, Rhythmus und Tanz, Bereiche, in denen sich die jeweilige kulturelle Herkunft besonders prägnant vermitteln und zugleich für Lebensfreude, Emotion oder Gemeinschaft stehen kann, greift Aladağ auf, um die Betrachter auf mitreißende Art, oftmals poetisch oder humorvoll mit existentiellen Fragen der Herkunft oder der gesellschaftlichen Teilhabe zu konfrontieren. 2017 war Aladağ mit ihrem Werk bei der documenta 14 vertreten, ebenso bei der ­Venedig Biennale sowie im Neuen Museum, Nürnberg und im ­Lentos Kunstmuseum Linz.

Teresa Burga

1. Dezember 2018 bis 17. Februar 2019

Das Werk der Künstlerin Teresa Burga (*1935 Iquitos, Peru) ist vielfältig: Man trifft auf Frauenfiguren, die in starker Farbigkeit als Holzrelief an der Wand wie selbst gemachte Schilder anmuten. Diagramme und andere Formen erinnern an technische Zeichnungen. Versatzstücke, die der Medienwelt entnommen sind, öffnen den Blick auf die Themen Konsum, Arbeit oder die gesellschaftliche Rolle der Frau, ein zentrales Anliegen innerhalb von Burgas Bildkosmos. Teresa Burga gilt international als eine der einflussreichsten peruanischen Künstlerinnen. Ihr Werk ist im Bereich der Pop Art, der visuellen Poesie und Konzeptkunst zu verorten. Seit den 1960er Jahren ist sie künstlerisch tätig, ihre internationale Sichtbarkeit war bis in die 1980er Jahre aufgrund der Militärdiktatur in ihrer Heimat eingeschränkt. Burgas konzeptueller Ansatz verbindet mathematische Systeme der Organisation, Diagramme und Arten der Vermessung mit radikaler Subjektivität. Eine analytische Herangehensweise und ihr Interesse an modularen Systemen sind immer gepaart mit einem spielerischen, oftmals auch ironischen Zugriff, der sich unter anderem in starker Farbigkeit oder einer gesuchten Nähe zur Formensprache naiver Malerei zeigt. Einzelne Werke von Teresa Burga befinden sich in europäischen Sammlungen wie zum Beispiel dem Museum Ludwig, Köln, der Sammlung Verbund, Wien, oder der Tate Modern, London. Der Württembergische Kunstverein in Stuttgart zeigte 2011/12 erstmals eine umfassende Werkschau in Deutschland. Die Ausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft entsteht in Kooperation mit dem Migros Museum Zürich und Nottingham Contemporary und vereint Werke der 1960er Jahre bis heute.

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Im Interview: Roman Signer Der Künstler Roman Signer wird im Sommer 2018 in der K ­ estner G ­ esellschaft ausstellen. Mit Elmas Senol sprach er unter anderem über den Aspekt von Zeit in seinen Kunstwerken.

Sie nennen einige Ihrer Werke »Zeitskulpturen«. Wie kamen Sie auf diesen Begriff?

RS

Irgendwie reichte es mir nicht, nur ein Objekt zu machen, das still dasteht. Aber in meinem Werk gibt es nicht nur Zeitskulpturen, sondern auch stille Arbeiten, bei denen gar nichts passiert. Deshalb würde es nicht zutreffen, wenn man mich auf Zeitskulpturen festnagelt. Denn man braucht das Ruhende, das Stille. Es geht ineinander über.

Wie würden Sie eine Zeitskulptur gegenüber einer Aktion oder einer Performance definieren?

Existieren diese beiden Formen des Films gleichberechtigt für Sie?

RS

RS

Eine Zeitskulptur kann eine Aktion oder eine Installation sein. Zu Aktionen habe ich eigentlich nie Performances gesagt. Aber ich habe immer betont, dass es wichtig ist, dass die Besucher die Veränderung einer Skulptur in einem Zeitablauf sehen. Ob ich das für mich mache oder öffentlich, ist eigentlich dasselbe. Wenn ich es öffentlich mache, ist oftmals das Missverständnis größer, da viele meinen, es sei bloß ein Spektakel. Deshalb arbeite ich eigentlich lieber ohne Publikum.

Häufig entstehen Filme während solcher Aktionen oder zu den Zeitskulpturen. Haben diese eine rein dokumentarische Funktion oder entstehen sie als eigenständige Arbeiten?

RS

Schwierig, es ist beides. Manchmal entsteht ein Film als Dokument zu einer Aktion, die ich im Freien mache. Es handelt sich dann eher um eine Dokumentation über den zeitlichen Vorgang mit einem Objekt. Aber es gibt auch einige Aktionen, die ich spezifisch nur für das Video mache. Der Film ist Teil des Konzepts, in dem Zeit eine große Rolle spielt, dadurch werden die Filme zur Zeitskulptur.

Ja, eigentlich schon. Ich habe schon Zeitskulpturen gemacht, bevor ich zu filmen begann. Davor dokumentierte ich eher in Foto­sequenzen. Wenn ich eine Sequenz von fünf, sechs oder zehn Fotos aneinanderreihe, ist das für mich schon der Beginn des Filmes. Es war also schon filmisch gedacht, als Prozess.

In Ihrer Kunst spielen Landschaft und Natur, Elemente wie Wasser, Sand und natürliche Kreisläufe eine wichtige Rolle. Hat diese Auseinandersetzung mit Natur eine persönliche biografische Notiz oder sind es andere Gründe, warum Sie sich damit beschäftigen?

RS

Ich bin an einem Fluss aufgewachsen und habe die Natur und das Wasser immer gerne beobachtet.

Erst 1975 kaufte ich eine Filmkamera und begann zu filmen. Ich habe immer gesagt, dass ich Kunst machen möchte, die nicht ganz vollendet ist und die der Natur eine Tür offen lässt, sodass sie sich noch einmischen kann sei es der Wind, der Regen oder das Hochwasser eines Flusses. Ich habe es sehr gerne, wenn die Natur noch ihre Hand im Spiel hat.

29 Sie sind dem hannoveraner Publikum bereits gut bekannt.

Unter anderem waren Sie im Jahr 2000 bei der Expo vertreten und 2010 im Sprengel Museum Hannover mit einer Ausstellung, die in Kooperation mit den Herrenhäuser KunstFestSpielen stattfand. Was ist für Sie die Herausforderung einer großen Einzelausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft und was dürfen die Besucher bei dieser Ausstellung erwarten?

An den Räumen der ­ Kestner ­ Gesellschaft reizt mich, etwas Größeres zu machen. Deshalb werden vor allem große Skulpturen und große Rauminstallationen zu sehen sein, das wird der Schwerpunkt sein. Es wird aber auch einen Raum mit Filmen geben.

RS

In meinem Atelier baue ich gerade einen runden Raum auf. Hier mache ich einen ersten Versuch und dann werde ich ihn in Hannover noch ein mal machen. In diesem runden Raum wird sich etwas bewegen, das sich an der Wand abzeichnet und Spuren hinterlässt. Jedoch möchte ich noch nicht alles im Detail verraten.

SAIGON . Les hommes approximatifs . Foto: Jean Louis Fernandez

RS

Für unsere Ausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft entsteht auch eine neue architektonische Struktur. Können Sie uns darüber etwas verraten oder bleibt das noch ein Geheimnis?

Programm und VVK ab April 2018 www.theaterformen.de

Schule : Kultur

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Seit vier Jahren besteht bereits eine enge Verbindung zwischen der ­Kestner ­ esellschaft und ihrer Partnerschule IGS Bothfeld. Die letzten drei Jahre geG hörten sie zu den 40 ausgewählten Kooperationen zwischen Schulen und Kulturpartnern im Modellprojekt »SCHULE:KULTUR!« in Niedersachsen. Gemeinsam haben sie ein kulturelles Bildungsangebot erarbeitet, das Kultur in den Unterricht aller Fächer hineinwirken lässt und darüber hinaus zum lebendigen Lernprinzip und Gestaltungselement im gesamten Schulalltag wird. Im August 2017 endete die erfolgreiche Förderung durch das Projekt. Doch Kulturkoordinatorin Astrid Ziron und Kunstvermittlerin Helen Wobbe entwickeln bereits neue Projekte für die gemeinsame Zukunft im Jahr 2018 – bleibt gespannt!

Nach dem Verfahren des »Peer Teaching« schlüpften einige Schülerinnen und Schüler des achten Jahrgangs in die Rolle von jungen Kunstvermittlern und stellten den jüngeren Schülerinnen und Schülern des sechsten Jahrgangs die Geschichte der ­Kestner ­G esellschaft und die Ausstellung » ­ Leaves« von ­A nnette Kelm vor.

»Ein Ausstellungsbesuch in der ­Kestner ­Gesellschaft ist eine schöne Ergänzung zum »normalen« Unterricht, weil man vieles dazulernt, was man sonst nicht lernt.« – Antonia, 14 Jahre Angelehnt an die Stillleben der Fotokünstlerin ­A nnette Kelm realisierten Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurs Gesellschaftslehre im achten Jahrgang mit dem durch die Projektmittel erworbenen Fotoequipment ihre eigenen Stillleben. Hier eine Schülerarbeit von Maxi, fotografiert von Jermain.

31 Auf welche Weise man film­ isches Material bearbeiten und künstlerisch nutzen kann, erfuhren die Schülerinnen und Schüler in der Ausstellung »Abyss Film« von Leslie ­T hornton und James Richards.

»Meine schönsten Momente in der ­ Kestner ­Gesellschaft waren, wenn man sich einfach umschauen konnte, ganz allein, ohne gestört zu werden, oder mit Freunden, mit denen man sich austauscht, weil das ganz entspannte Momente außerhalb des Schulalltags sind.« – Josua, 15 Jahre

Die Soundarbeit »Crumb Mahogany« ließ Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen.

Dazu musste man ganz genau lauschen.

»Wenn ich an die ­ Kestner ­Gesellschaft denke, denke ich an Vertrauen und Entspannung, denn wenn man dort ist, kann man sich in eine andere Welt teleportieren.« – Jermain, 15 Jahre

Bei der Lehrerfortbildung für das Kollegium der IGS Bothfeld erkundeten im Juli 2017 rund 40 Lehrerinnen und Lehrer die Ausstellung »Produktion.

Made in Germany Drei«. Dabei wurden die neuen Lehrerinnen und Lehrer in das bestehende Kollegium aufgenommen. Der künstlerisch-praktische Teil erforderte nicht nur Kreativität und Geschick, sondern regte darüber hinaus auch den Teamgeist unter den Kollegen an.

Zwei Schülerinnen fühlten sich im »Schlafzimmer« des Künstlers Marc Camille Chaimowicz sichtlich wohl.

Kunst erobern – Begeisterung teilen Die K ­ estner ­G esellschaft bietet zu jeder Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Künstlergesprächen, Führungen und verschiedenen Veranstaltungen. Unsere jungen Kunstliebhaber erkunden die Ausstellungen spielerisch und a ­ ltersgemäß. Bei allen Angeboten ist es uns wichtig, Begeisterung für zeitgenössische Kunst zu wecken.

Angelehnt an die aktuellen Ausstellungen werden Kinder in unseren mehrtägigen Ferienworkshops selbst kreativ. Zur Ausstellung von Annette Kelm bauten sie eigene Lochkameras und Kaleidoskope, durch die die Kunst auf ganz neue Weise erfahrbar wurde.

Im »Kunstsommer« erproben sich Jugendliche und junge Erwachsene in den verschiedenen Kreativbereichen. In unserem Kurs 2017 schärften sie unter dem Titel »Street Photography – Meine Stadt und ich« ihren fotografischen Blick.

Im Format »kestnerkids sehen kunst« gehen unsere jungen Besucherinnen und Besucher auf Entdeckungstour.

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33 Zahlreiche Besucherinnen und Besucher lauschten im Mai 2017 dem Konzert von Phillip Sollmann und Konrad Sprenger, die auf Einladung von Annette Kelm eindrucksvolle Töne aus ihrer selbst gebauten Orgel klingen ließen.

Besonders eindrucksvoll war die Performance von Annika Kahrs, der Preisträgerin des »VG ­Stipendiums« 2017: Vier Sängerinnen und Sänger boten ein Gesangsstück auf sehr ungewöhnliche Weise dar.

Bei dem beliebten Format » ­ Ladies' Night« bleiben Frauen unter sich und lassen den Abend nach einem Ausstellungsrundgang bei Snacks und Drinks gemütlich ausklingen.

Extra Zu jeder Ausstellung gibt uns ein Künstler ein »Extra«, einen Gegenstand, der für die Werk- oder Ausstellungsgenese von Bedeutung war. In unseren Workshops dient das ­»Extra« als Vermittlungsinstrument und als Inspiration für eigene Kunstwerke.

Foto: Volker Crone

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Fünf Fragen an Sascha Gustiné Wie kam es zu deinem Engagement im Förderkreis der ­Kestner ­Gesellschaft?

SG

Kunst hat für mich einen großen Stellenwert und in einer Stadt wie Hannover gibt es ja wahnsinnig viele Angebote. Als meine Frau und ich im Jahr 2008 der ­Kestner ­Gesellschaft beitreten wollten, war uns recht schnell klar, dass wir einen größeren Beitrag leisten und uns stärker einbringen möchten. Daraus resultierte zunächst die Mitgliedschaft in KUNSTKOMM, dem damaligen jungen Förderkreis der ­Kestner ­Gesellschaft, später dann auch ein Vorstandsamt. Die Idee, Menschen für zeitgenössische Kunst zu begeistern, meine Begeisterung zu teilen, erschien mir sehr wichtig. Als dann KUNSTKOMM und Förderkreis zusammengelegt wurden, war der nächste logische Schritt, der Leitung des Förderkreises beizutreten.

Was hat sich für dich durch die Tätigkeit in der Leitung des Förderkreises verändert?

SG

Ehrlich gesagt nicht so viel. Schon bei ­KUNSTKOMM hatten wir das Ziel, Förderer für die ­ Kestner Gesellschaft zu gewinnen und diesen attraktive ­ Angebote zu unterbreiten. Die Herausforderungen ähneln sich also sehr, vielleicht ist aber die Zielgruppe breiter geworden. Nach wie vor freue ich mich, mit so vielen spannenden Menschen in Kontakt zu kommen. Hier im Förderkreis der ­Kestner ­Gesellschaft ist auch schon manche Freundschaft entstanden.

Unser Kuratorium und Vorstand in Venedig.

Neben deiner Vorstandsarbeit machst du zusätzlich Führungen im Format »Der andere Blick«. Wie würdest du deinen Blick auf die Kunst beschreiben?

SG

Das reicht von begeistertem Staunen bis zu kompletter Ratlosigkeit. Diese verwandelt sich dann auch mal in Panik, wenn mir klar wird, dass ich ja durch die Ausstellung führen werde.

Aber bei der Beschäftigung mit den Kunstwerken setzt meistens die Erleuchtung ein. Und gerade bei Ausstellungen, die zunächst schwierig oder wenig zugänglich wirken oder die stark polarisieren wie zum Beispiel bei Tobias Madison im letzten Jahr, macht es besonders großen Spaß, auch den Besuchern die Augen zu öffnen.

Exkursion zum Schloss Derneburg.

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Seit September 2017 gibt es dank der Unterstützung der Hannoverschen Volksbank kostenfreies WLAN in der ­Kestner G ­ esellschaft. Wie konntest du das Unternehmen von der Notwendigkeit des freien Internetzugangs überzeugen?

SG

Tatsächlich musste ich keine große Überzeugungsarbeit leisten. Die Hannoversche Volksbank beschäftigt sich täglich intensiv mit dem technischen Fortschritt und dessen Auswirkungen.

Dass WLAN in einem Kunstverein wie der ­Kestner ­Gesellschaft vorhanden sein muss, ist auch uns völlig klar. Nun gibt es auch noch eine langjährige Verbindung zwischen der Hannoverschen Volksbank und der K ­ estner ­Gesellschaft, und als in der Region verwurzelte Genossenschaftsbank liegen uns auch kulturelle Themen sehr am Herzen. Insofern war es allen Verantwortlichen im Hause eine Freude, hier helfen zu können.

Was möchtest du neuen Förderkreis-Mitgliedern besonders ans Herz legen?

SG

Dîner des Beaux-Arts 2017 Fotos: Tim Saarschmidt

Kommen Sie unbedingt zu den Previews und den vielen anderen Veranstaltungen, die dem persönlichen Austausch und der Auseinandersetzung mit Kunst dienen. Es ist uns ein großes Anliegen, die Mitglieder des Förderkreises miteinander zu vernetzen. Wie schon gesagt, ich habe fantastische Menschen hier kennengelernt! Verpassen Sie auch auf keinen Fall das Dîner des ­Beaux-Arts. Und vermeintlich banal, aber wirklich wichtig: Sehen Sie sich die Ausstellungen mehrmals an und nehmen Sie an einer Führung teil. Der Blick schärft sich, das Verständnis wächst.

Unsere Mitglieder unterwegs 2017 erkundeten die Mitglieder der K ­ estner ­G esellschaft in Tages­ exkursionen nach Kassel und Münster sowie einer Wochenendreise nach Venedig die wichtigen Großausstellungen des Superkunstjahrs.

Unsere Volontärinnen Elmas Senol und Helen Wobbe begleiteten die Reisegruppen.

Kassel Den Auftakt bildete eine Tagesfahrt mit Helen Wobbe zur ­Documenta 14 nach Kassel am 8. ­Juli 2017. Passend zum diesjährigen Titel der Großausstellung »Von Athen lernen« begrüßte die Reisegruppe bereits bei Ankunft auf dem Friedrichsplatz »Das Parthenon der ­Bücher« (2017) von Marta Minujín. Ein Hauch von Griechenland lag in der Luft, fühlten wir uns doch stark an die Athener Akropolis erinnert. Auch der weiße Rauch, der im Rahmen der Arbeit »Expiration ­ Movement« (2017) des Made in Germany Drei-Künstlers Daniel Knorr aus dem Zwehrenturm aufstieg und warme Signale nach Griechenland sandte, schlug eine Brücke nach Athen, dem zweiten Ausstellungsort der Documenta 14 unter künstlerischer Leitung von Adam ­Szymczyk. Am Nachmittag erkundeten wir gemeinsam mit dem Kunststudenten und ehemaligen Praktikanten der ­ Kestner ­ Gesellschaft Julian Schneider zahlreiche Stationen in Kassel und diskutierten über die Gegenwartskunst, das Format der Documenta und ihr Vermittlungskonzept.

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37 Münster Im Reisebus ging es bei strahlendem Sonnenschein am 30. Juli mit Helen Wobbe zu den Skulptur ­Projekten nach Münster. Zwei Highlights bildeten den Rahmen des Tagesausflugs: Wir starteten mit Pierre Huyghes »After ALife Ahead [Nach einem K-Leben vor dem, was kommt]« (2017). Huyghe hatte das Innere einer stillgelegten Eissporthalle mittels verschiedener Eingriffe in ein zeitbasiertes biologisch-­technisches System und eine apokalyptische Landschaft verwandelt, die uns in Staunen versetzte. Viele Skulpturen ringsum das LWL-Museum für Kunst und Kultur erreichten wir zu fuß und diskutierten über den erweiterten Skulpturbegriff, der auch körperbezogene Performances oder Smartphone-­Applikationen umfasst.

Den krönenden Abschluss des Tages bildete Ay e ­ Erkmens Skulptur-­ Projekt »On ­Water« (2017) am Münsteraner Hafen. Mit hochgekrempelten Hosenbeinen schritten unsere Mitglieder durch das kalte Nass und erfreuten sich der Tatsache, zumindest einmal in ihrem Leben »übers Wasser laufen« zu können.

Reisen 2018 Im kommenden Jahr fahren wir mit den Mitgliedern unter anderem nach Amsterdam und zur Berlin Biennale. Der Förderkreis plant eine Reise nach Zürich und ins Atelier von Roman Signer in St. Gallen. Nähere Informationen ab Frühjahr 2018 auf unserer Webseite kestnergesellschaft.de

Venedig Vom 1. bis 4. September ging es mit 22 Mitgliedern und der Kuratorin Elmas Senol auch in diesem Jahr wieder zur Biennale nach Venedig. Unter dem Titel »Viva Arte Viva« hatte die französische Kuratorin Christine Macel die diesjährige Biennale kuratiert. Besonderer Höhepunkt war der Besuch des deutschen Pavillons, der mit Anne Imhofs »Faust« den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag erhalten hatte. Der Besuch fiel zwar mitten in den Sommerurlaub der Performer und Dobermänner, doch die architektonischen Glaseinbauten waren nicht weniger beeindruckend und regten zahlreiche Diskussionen und Gespräche an.

Jetzt Mitglied werden!

Willkommen Wir begrüßen ganz herzlich alle neuen Mitglieder und Unterstützer und freuen uns auf die Zusammenarbeit in der ­Kestner ­Gesellschaft!

Neu im Kuratorium Thomas S. Bürkle, Sven-Olaf Leitz, Frank Thiele, Dr. Yorck Schmidt

Neue Firmenpartner buisness unicorns UG

Neu im Förderkreis Axel Becker, Marie-Luise Dulias, Hanns-Heinrich Köhler, Matthias Möbius, Phillip Radmann, Karsten Thiel, Frank Thiele, Dr. Markus Walter

Foto: China Hopson

Mitglied werden – Privilegien genießen!

Werden Sie jetzt Mitglied in der K ­ estner G ­ esellschaft, einem der größten Kunstvereine Deutschlands. Seit über 100 Jahren holen wir zeitgenössische ­internationale Kunst nach Hannover und prägen mit unseren Ausstellungen die nationale Kunstszene entscheidend mit. Seien Sie dabei!

Profitieren Sie als Mitglied von diesen Vorteilen • • • • • • •

kostenfreier Eintritt in unsere Ausstellungen kostenfreier Eintritt in rund 300 Kunstvereine in Deutschland persönliche Einladung zu allen Ausstellungseröffnungen und Begleitveranstaltungen wie Künstlergespräche, Filme und Konzerte Teilnahme an Reisen und Exkursionen zu interessanten Kunstthemen und -zielen mit unseren Kuratorinnen und Kuratoren freie Wahl des Eintrittspreises in unsere Ausstellungen für Ihre ­Begleitung Erwerb von limitierten Künstlereditionen exklusiv für unsere Mitglieder alle Ausstellungskataloge eines Jahres im bequemen Abo zum ­Vorzugspreis

Jahresmitgliedsbeiträge bis 20 Jahre gratis 21 bis 30 Jahre 30 € ab 31 Jahre 60 € Huckepack ab 2 Personen von 21 bis 30 Jahre 20 € pro Person Huckepack ab 2 Personen ab 31 Jahre 40 € pro Person

Und so einfach werden Sie Mitglied!

Unter www.kestnergesellschaft.de/#!/mitglieder einfach Anmeldeformular downloaden, ausfüllen und an uns zurücksenden. Oder schreiben Sie uns eine E-Mail an mitglieder@kestnergesellschaft.de oder rufen uns an +49 511 70 120 10.

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Neujahrsempfang mit Editionsverlosung Im Rahmen unseres Neujahrsempfangs am 8. Februar 2018 verlosen wir unter allen Mitgliedern die Edition ­»Make It Behave…The Abstract Room« der amerikanischen Künstlerin Rochelle Feinstein. Die Edition verweist auf ein Werk, das auch als Titelgeber für Feinsteins Ausstellung in der ­Kestner ­Gesellschaft fungierte: »Make It Behave« aus dem Jahr 1990 setzt sich aus der Geste eines einzigen Pinselstrichs zu einem roten Quadrat auf weiß grundierter Leinwand zusammen. Diesen Gestus nimmt Feinstein auf dem Rahmen der Edition wieder auf und umfasst eine Abbildung des »Kabinett der Abstrakten«. Das Kabinett wurde 1927 von Alexander Dorner, dem damaligen Leiter der Gemäldegalerie im Provinzialmuseum Hannover, in Auftrag gegeben und von El Lissitzky entworfen und umgesetzt.

Erstmals wurde damit ein Ausstellungsraum geschaffen, der eigens für die Präsentation von abstrakter Kunst gedacht war. El Lissitzky und Alexander Dorner sind eng mit der Geschichte der ­Kestner ­Gesellschaft verbunden. So bezog El Lissitzky von 1922 bis 1924 das Atelier der ­Kestner Gesellschaft in der Königstraße 8, während ­ ­ Alexander Dorner von 1923 bis 1924 die künstlerische Leitung übernahm und darüber hinaus als erster Vorsitzender des Vereins tätig war.

Rochelle Feinstein

*1947, lebt und arbeitet in New York

Make It Behave...The Abstract Room 2016 Inkjet Druck Rahmen mit Acrylfarbe übermalt Rahmengröße 35,6 x 27,9 cm Auflage 15 + 5 a.p.

Rückseitig signiert und nummeriert Im Wert von 1000 €

Gemeinsam für die Kunst

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Bürgerschaftliches Engagement spielt seit der Gründung der K ­ estner G ­ esellschaft eine zentrale Rolle. Momentan freuen wir uns über das ehrenamtliche Engagement von elf Unterstützerinnen und Unterstützern in verschiedenen Bereichen.

Die neuen Gesichter möchten wir Ihnen hier vorstellen.

»Ich freue mich über neugierige Besucherinnen und Besucher, die Fragen stellen und im Gespräch ihre eigene Sichtweise auf die Kunst zum Ausdruck bringen.« Dorothee Olfermann Der junge Blick

Die gebürtige Hannoveranerin Dorothee Olfermann zog es nach ihrem Bachelor-Studium in den Fächern Volkskunde/Kulturgeschichte, Kunstgeschichte und Filmwissenschaften in Jena wieder zurück in ihre Heimatstadt.

Die darauf folgenden Ausstellungsbesuche in der K ­ estner ­Gesellschaft weckten ihre Begeisterung für zeitgenössische Kunst. Die Idee, ein Ehrenamt im Haus zu übernehmen, war geboren. Seit März 2017 gibt Dorothee Olfermann Führungen im neuen Format »Der junge Blick«.

»Es ist eine spannende Herausforderung, Kunst-Begeisterung mit meinen Erfahrungen aus der Vermarktung kommerzieller Produkte zu kombinieren. Ich freue mich, dass ich mein Know-how für die K ­ estner G ­ esellschaft sinnvoll einsetzen und das sympathische Team um ­Christina Végh unterstützen kann.« Claudia Beißner

Beratung / Marketing

Claudia Beißner ist seit über zehn Jahren Förderkreis-Mitglied. Als Werbekauffrau und Wirtschaftswissenschaftlerin hat sie langjährige Erfahrung in Marketing und Werbung aus diversen Agenturen und Versandhäusern. Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich mit der Konzeption, Kreation und Realisierung von Off- und ­Online-Kommunikationsmaßnahmen, mit Werbekampagnen, Corporate Design, Markenführung und Kundenbindung.

41 »Das Sprechen über Kunst, die Künstlerinnen und Künstler, aber auch über die Geschichte des Hauses hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich auch nach meinem Praktikum nicht darauf verzichten wollte.« Lea Christin Fischer Der junge Blick

Bodo Wiesner Der andere Blick

Bodo Wiesner gehört zu den Gründungsmitgliedern des Förderkreises. Das war Ende der 1970er Jahre. Die ­Kestner ­Gesellschaft war für ihn damals eine Art Heimat, hier erlebte er viele besondere Momente wie zum Beispiel die Eröffnung der Andy Warhol Ausstellung 1981 oder die Ausstellung der überdimensionalen Holzskulpturen von Georg Baselitz 1987. Bodo Wiesner betrieb ein Fachgeschäft für exklusive Mode in Hannover. Noch heute erzählt er begeistert von der Zeit, in der die Haute Couture eines Yves Saint Laurent von Piet Mondrians Werken inspiriert wurde. Die Erfahrungen aus seinem Berufsleben lässt er in seine Führungen unter dem Label »Der andere Blick« mit einfließen.

Lea Christin Fischer absolvierte im Rahmen ihres Studiums der Philosophie und Politikwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover im Frühjahr 2017 ein dreimonatiges Praktikum in der ­Kestner ­Gesellschaft. Dabei konnte sie in die verschiedensten Arbeitsbereiche reinschnuppern und nahm obendrein an der Führungsakademie teil. Als spannende Abwechslung zu ihrem theoretischen Studium gibt sie am Wochenende ehrenamtlich Führungen unter dem Label »Der junge Blick«.

»Ich möchte den Menschen das Empfinden für Kunst nahebringen und diskutieren, was Kunst ist. Man muss die Leute auch für etwas begeistern, was sie zunächst nicht verstehen.« Eberhard Meier Der andere Blick

Wir danken Eberhard Meier für seine wichtige Unterstützung in den vergangenen fünf Jahren in der ­Kestner ­Gesellschaft. Es war immer eine Freude, ihn mit seinem anderen Blick durch unsere Ausstellungen zu begleiten.

Als Mitglied wird er uns treu bleiben, darüber freuen wir uns sehr.

Foto: Ulrich Prigge

»Ich hoffe, dass mein Blick ausreichend anders ist.« Ein Interview mit Martine Dennewald, die seit Sommer 2017 ehrenamtlich in der Kestner ­G esellschaft tätig ist.

Als Leiterin des Festivals Theaterformen bist du sehr beschäftigt, du schaust auf der ganzen Welt Theaterproduktionen an und bist darüber hinaus Mitglied in verschiedenen Gremien und Jurys. Was treibt dich an, in deiner Freizeit auch noch ehrenamtlich Führungen in der ­Kestner G ­ esellschaft zu geben?

MD

Beim Ausstellungsprojekt »Produktion. Made in ­Germany Drei« von ­Kestner ­Gesellschaft, ­Kunstverein ­Hannover und Sprengel Museum Hannover war das Festival ­Theaterformen ein Kooperationspartner. Wie ist diese Kooperation entstanden?

MD

(lacht) Dadurch, dass ich so viel unterwegs bin, suche ich ständig nach Möglichkeiten, mich in Hannover zu verwurzeln und Menschen kennenzulernen. Das Ehrenamt ist sehr überschaubar, ich mache pro Ausstellung zwei Führungen, genau das richtige Maß. Es ist zwar ein gewisser Arbeitsaufwand, ich muss mich vorbereiten, ich komme ja nicht aus dem Bereich der Bildenden Kunst, aber ich fühle mich da auch nicht ganz fremd. Der Aufwand steht in einem guten Verhältnis zu dem, was es mir bringt.

Es war das erste Mal, dass aus dem Bereich der Bildenden Kunst jemand auf uns zukam, um zu fragen, ob wir etwas zusammen machen. Für uns war sofort klar, dass wir dabei sein möchten. Denn wir finden es sinnvoll, dass sich die Institutionen in Hannover vernetzen. Wir wollten auch ausprobieren, ob wir mit dieser Kooperation andere Menschen erreichen, ob es eine Schnittmenge gibt zwischen unseren Zuschauern und den Besuchern der Ausstellung. Die Vorlaufzeit war relativ knapp, und in Zukunft könnte man sich überlegen, wie man das ganze etwas langfristiger angeht. Vielleicht kommen wir dann auch auf Ideen, bei denen sich das künstlerische Projekt besser verschränkt.

Bei der Ausstellung »Produktion. Made in Germany Drei« hast du zum ersten Mal Führungen im Format »Der ­andere Blick« gegeben. Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Welche Reaktionen von den Besucherinnen und Besuchern bekommst du?

Wenn du zurückschaust, was hat die Kooperation bei »Made in Germany« gebracht? Ist es möglich, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt wird?

MD

MD

Das Feedback war bisher sehr gut. Ich hoffe, dass mein Blick ausreichend anders ist. Denn ich möchte keine normale Museumsführung machen, auch wenn es dem Format treu bleibt. Ich versuche zum Beispiel, mein literarisches Wissen einfließen zu lassen. Bei »Made in Germany« eignete sich Rilke, der über Rodins Hände geschrieben hat. Bei der Ausstellung von Marc Camille Chaimowicz bietet es sich an, über Jean Genet zu sprechen. Die Ausstellung hat viel mit Inszenierung, Kulisse und der Frage, wie ist der Raum für Performance im Museum verortet, zu tun. Mit diesen Fragen beschäftige ich mich sowieso, deshalb freue ich mich, wenn ich das einfließen lassen kann in meine Führung.

Das ist hoffentlich auch eine Bereicherung für die Besucherinnen und Besucher.

Kooperationen bringen unglaublich viel. Unter anderem bietet sich die Gelegenheit, miteinander zu sprechen, das A und O einer Zusammenarbeit innerhalb einer Stadt. Dieser Aspekt taucht möglicherweise in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht auf, aber das ist für die Kulturlandschaft ausgesprochen wichtig und sinnvoll. Manchmal braucht es so ein Projekt, um intensiver miteinander zu sprechen. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit fände ich super. Wenn man zukünftig das Ziel verfolgen möchte, Museumsbesucher ins Theater zu bekommen, wäre es sicher sinnvoll, eine Theaterarbeit zu wählen, die zum Label »Made in Germany« passt und gleichzeitig ein Stück weit in der Bildenden Kunst verortet ist.

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43 Vor zwei Jahren kam eine wichtige Studie des Deutschen Kulturrats heraus, die sich mit Frauen in Kultur und Medien beschäftigt. Die Resultate sind eklatant: Frauen werden in allen Bereichen benachteiligt. Frauen verdienen ungleich viel weniger, es gibt weniger Frauen in Führungspositionen, es werden viel weniger Produktionen von Frauen aufgeführt und vieles mehr. Daher kam das Anliegen, ein Festival zu veranstalten, bei dem wir uns spielerische und subversive Strategien aneignen, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken. Wir haben den Spieß umgedreht und uns entschieden, nur Stücke zu zeigen, die maßgeblich von Frauen oder Frauenkollektiven inszeniert oder choreographiert worden sind. Es war von Anfang an klar, dass wir das nicht als das Frauenfestival branden wollen. So konnten die Stücke als ­Stücke rezipiert werden und nicht als Beweis für eine These oder als Kampfmittel. Es ist eine bewusste Entscheidung, als Frau in einer Führungsposition auch die Strukturen zu verändern.

Beim letzten Festival Theaterformen wurden nur Produktionen von Frauen oder Frauenkollektiven gezeigt, dies habt ihr aber erst nach dem Festival kommuniziert. Ist es ein generelles Anliegen, Frauen in der Kultur mehr in den Fokus zu nehmen und zu stärken?

MD

Natürlich ist es eines von vielen Anliegen. Es gibt unglaublich viele Parameter, an denen ich ständig arbeite. Das kann man vielleicht mit einem Mischpult vergleichen, auf dem man die Regler hoch und runter zieht. Gleichberechtigung in Sachen Gender ist da einer von vielen Reglern. Tatsächlich ist es mir erst spät aufgefallen, dass es eines meiner Anliegen sein sollte. Wenn man als junge Frau einigermaßen erfolgreich unterwegs ist, dann vergisst man schnell, dass es anders sein könnte. Solche beruflichen Erfolge können schnell als Beweis dafür gewertet werden, dass Sexismus in einem bestimmten Bereich nicht existiert.

Zum Schluss noch die Frage, mit der Angela Merkel auf dem Podium der W20-Frauenkonferenz im April 2017 konfrontiert wurde: Würdest du dich als Feministin bezeichnen?

MD

(lacht) Ich stelle mir das jetzt mal wie ein Theaterstück vor: Vielleicht hat sich Angela Merkel gefragt, reicht es, dass ich die Bundeskanzlerin bin, um mich als Feministin zu bezeichnen? Ich verstehe deshalb ihr Zögern bei der Antwort, denn um sich als Feministin zu bezeichnen, muss man ein paar Dinge dafür getan haben. Es reicht nicht, es zu behaupten. Für mich kann ich die Frage so beantworten: Es reicht nicht, dass ich die Festivalleiterin bin. Aber seit ich das Programm im letzten Jahr strukturell feministisch ausgerichtet habe, ist die Antwort: ja.

Martine Dennewald (geb. 1980) ist seit Ende 2014 künstlerische Leiterin des Festivals Theaterformen. Die gebürtige Luxemburgerin studierte Dramaturgie in Leipzig und Kulturmanagement in London. Dort arbeitete sie beim LIFT erstmalig für ein Theaterfestival, später auch in Budapest beim Kortárs Drámafesztivál. Von 2007 bis 2011 war sie Schauspielreferentin und Kuratorin des Young Directors Project bei den Salzburger Festspielen, anschließend ging sie als Dramaturgin ans Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt.

Kestner’s Choice Amy Lien und Enzo Camacho, oder, 2017.

Foto: Raimund Zakowski

Rainer Walter Technik

Mein Highlight des Jahres war die Umsetzung, Planung und Ausführung der künstlerischen Idee von Aimy Lien & Enzo Camacho, die in der Ausstellung »Produktion. Made in Germany Drei« vertreten waren. Es galt, eine Eisenbahn mit besonderen Features in 2,70 m Höhe fahren zu lassen.

Die Lokomotive fuhr mit einem Anhänger, der mit einer Webcam versehen war. Die Webcam, die über einen Akku Strom bekam, sendete ein Livebild, das wiederum mit einem Beamer an die Wand projiziert wurde. Extra dafür wurde ein Accesspoint an einem PC eingerichtet.

Damit die Eisenbahn nicht den ganzen Tag im Kreis fuhr, wurde diese durch Bewegungsmelder in Gang gesetzt. Die Eisenbahn startete also immer dann, wenn Besucherinnen und Besucher den Raum betraten, um danach wieder zu stoppen. Parallel dazu liefen drei Videos, die wiederum mit drei Highend-Mediaplayern auf Millisekunden genau synchron gesetzt wurden.

Eine echte technische Herausforderung, die – in toller Zusammenarbeit mit Eddy Lange und Marcus Poetting – viel Spaß gemacht hat.

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45 Milan Ther Kurator

Gästebuch Vordemberge-Gildewart, Foto: Raimund Zakowski

Ein besonderes Erlebnis während des Ausstellungsjahrs 2017 war die Zusammenarbeit mit dem Kuratoren-Team von ­Kestner ­Gesellschaft, ­Kunstverein ­Hannover und Sprengel Museum Hannover für »Produktion. Made in Germany Drei«, namentlich unsere Direktorin Christina Végh, Kathleen Rahn, Ute Stuffer, Carina Plath, ­Gabriele Sand und Lisa Mattheis. Diese Ausstellung zählt inzwischen zu einer der größten, regelmäßig wiederkehrenden Ausstellungen für Gegenwartskunst in der deutschen Kunstszene. Umso wichtiger ist die gute Zusammenarbeit zwischen den drei Institutionen, die das Projekt ins Leben gerufen haben. Seit der letzten Ausgabe vor fünf Jahren werden alle drei Häuser von neuen Leitungen geführt und gerade deswegen scheint das Übersetzen einer Tradi­tion besonders wichtig für die weitere dynamische Zusammenarbeit der Institutionen für zeitgenössische Kunst in Hannover.

Die vielen Treffen, die langen Diskussionen und die unterschiedlichen Blickwinkel der verschiedenen Genera­ tionen von Kuratorinnen und Kuratoren trugen letztendlich dazu bei, dass die Ausstellung eine besondere Dynamik entwickelte.

Brigitte Kirch Rechnungswesen

Zur Ausstellung »Abstrakt – Konkret – Absolut.

Friedrich V ­ ordemberge-­ Gildewart und die ­ Kestner Gesellschaft« hatten wir das Gästebuch im Haus, das ­ Vordemberge-­ ­ Gildewart von 1925 bis 1929 geführt hat.

Viele seiner Gäste im Atelier waren Künstlerinnen und Künstler, die bis heute sehr bekannt sind, z. B. Kurt Schwitters, Käthe Steinitz, Joachim Ringelnatz. Sie haben fleißig in dieses Büchlein hineingemalt, geschrieben, gebastelt. Ein wahrer Schatz! Entsprechend vorsichtig wurde mit dem Buch umgegangen: Es lag in einer Vitrine, die jeden Abend liebevoll mit einem schwarzen Tuch abgedeckt und morgens kurz vor Öffnung des Hauses wieder aufgedeckt wurde. Alle 14 Tage wurde – mit einer Vogelfeder – eine neue Seite aufgeschlagen. Darauf freute ich mich ganz besonders, denn jedes Mal gab es eine neue »Überraschung«. Wie gerne hätte ich in diesem Buch geblättert, um mir noch mehr von den künstlerisch-kreativen, sehr amüsanten Einträgen anzusehen! Aber das bleibt angesichts des hohen Versicherungswertes doch besser den Spezialisten vorbehalten.

Foto: Ulrich Prigge

46 Mairi Kroll

Geschäftsführerin

Mein Highlight im Ausstellungsjahr 2017 ist der ­ Bonhomme« von Daniel Knorr. Schon lange vor Beginn der » Ausstellung sprach ich mit dem Bauamt über die Möglichkeit, den Goseriede-Platz für einen Schneemann aus Stein nutzen zu dürfen. Dies traf – schon bei der Bezeichnung Schneemann – sogleich auf ein freundliches Interesse.

Beim Ortstermin zauberten die Entwurfsskizzen des Künstlers ein Lächeln auf die Gesichter der Anwesenden. Ja, wir durften den Platz nutzen, so die Antwort.

Während des Aufbaus kamen erste Schaulustige und zückten ihre Handy-Kameras. Bei der Eröffnung war der Schneemann ständig umzingelt und während der gesamten Laufzeit der Ausstellung im Sommer waren immer Menschen zu sehen, die mit dem Schneemann Selfies schossen oder sich fotografieren ließen: Mütter mit Kindern, Ladies mit Handtaschen, Schulklassen mit Lehrkräften, Jungs mit Baseballcaps, Rollstuhlfahrer, Paare sich umarmend, Kindergartengruppen mit ihren Erzieherinnen, meine Kollegen während ihrer Mittagspause. Alle lieben den Schneemann und keiner mag sich den Platz ohne ihn vorstellen. Unser Schneemann bekam sogar Post. Drei Palmwedel wurden ihm direkt zugestellt. Wunderbar.

Jeden Morgen umradle ich ihn, um zu prüfen, ob Gesicht, Nase, Palmwedel und Schild noch vorhanden sind und um zu schauen, ob es ihm gut geht, unserem Bonhomme.

Dann komme ich gut gelaunt an meinen Schreibtisch.

Daniel Knorr, Bonhomme, 1998/2017.

Foto: Raimund Zakowski

47 Helen Wobbe Vermittlung Eröffnung »Produktion. Made in Germany Drei«, Foto: China Hopson

Während meiner Führungen durch unsere Ausstellungen weise ich die Besucherinnen und Besucher oftmals auf die Geschichte unseres Hauses hin. Ich erzähle vom Schwimmbecken des alten Goseriedebads, das sich noch immer in den Katakomben der ­Kestner ­Gesellschaft befindet. Viele Hannoveraner erinnern sich zurück, nicht selten haben sie an diesem Ort als Kind das Schwimmen gelernt.

Bei exklusiven Themenführungen gewähren wir unseren Mitgliedern ab und an einen Blick in unsere Kellerräume.

Mit ihrer Installation »Echokammer 1-3« im Erdgeschoss der ­Kestner G ­ esellschaft während der Kooperationsausstellung »Produktion. Made in Germany Drei« machte das Hannoveraner Künstlerduo Lotte Lindner & Till Steinbrenner diesen Blick hinter die Kulissen nun für jeden temporär möglich.

Zu diesem Zweck war es nötig, vor einem Teil des Kunstwerks »auf die Knie« zu gehen. Durch ein kleines Loch im Fußboden, das zunächst entdeckt werden musste, konnten die Gäste einen Blick auf die hellblauen Kacheln am Boden des Beckens erhaschen. Endlich war es gerade für jüngere Besucher des Hauses nicht mehr nur eine Legende, sondern sie konnten sich der Historie des Ortes selbst vergewissern. Und der performative Charakter dieser Arbeit machte darüber hinaus großen Spaß!

Stefan Wimmer

Pressesprecher »Produktion. Made in Germany Drei«

Mein Made-in-Germany-Moment: Es ist der erste Juni 2017, 17 Uhr. Der langersehnte Augenblick der Preview ist da, der Moment, an dem viele Menschen zum ersten Mal das Ergebnis von vielen Monaten Arbeit zu sehen bekommen. Die Vorfreude und positive Anspannung mehrerer hundert Gäste ist beinahe greifbar und ein Indiz für die große Bedeutung der Ausstellung für Hannover und seine Kunstliebhaber. Bei der gesamten Preview-Tour – von der ­Kestner ­Gesellschaft über den K ­ unstverein ­Hannover bis zum Sprengel Museum – ist nicht nur das Wetter strahlend schön, auch die Besucherinnen und Besuchern lassen sich durch die Begegnung mit der Kunst verzaubern. Diese Stimmung erhält einen positiven Ausklang beim Empfang im Calder-Saal und dem ausgelassenen Genuss mit regionalen Speisen. Hier finden endgültig Publikum, Künstlerinnern und Künstler und nicht zuletzt die Macher zusammen – ein bemerkenswerter Moment.

Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Echokammer 1 – 3, 2017 Foto: Raimund Zakowski

Neuigkeiten aus dem Team Willkommen

Julika Bosch Julika Bosch wird ab Februar die kuratorische Assistenz übernehmen. Für ihr Kunstgeschichts- und Literaturwissenschaftsstudium ist sie von Düsseldorf nach Bochum gezogen, darüber hinaus hat sie auch in Istanbul studiert.

Sie bringt unter anderem Erfahrungen von der Situation Kunst (für Max Imdahl), der Ruhrtriennale und der Emscher Kunst mit. Auch im Projektraum Fotografie in Dortmund hat sie bereits eine Ausstellung kuratiert. Mit Freunden gab sie ein Onlinejournal zum Thema Kunstgeschichte und Zeitgenossenschaft heraus, ein Geschenk für ihren emeritierten Universitätsprofessor.

In Hannover freut sich Julika Bosch besonders auf Gespräche mit den Mitgliedern und Besuchern der ­Kestner ­Gesellschaft, auf die Kunst und auch darauf, im Sommer einmal mit dem Kajak die Leine entlang zu paddeln und mit neuen Bekanntschaften ein Bierchen in einem der schönen Biergärten zu trinken.

Lea Altner Die gebürtige Kielerin Lea Altner beginnt ab Januar 2018 als Volontärin im kuratorischen Bereich. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaften in Lüneburg machte sie bei den Staatlichen Museen zu Berlin und im Museum ­Ludwig in Köln Station. Von dort war es ein kurzer Weg in die Niederlande, wo sie ihr Masterstudium absolvierte. Obwohl sie viel Zeit mit Vermeer und Rembrandt verbrachte, war ihre Begeisterung für zeitgenössische Kunst am Ende doch größer. Am Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich hatte sie bereits die Gelegenheit, sich mit raumgreifenden Installationen, ephemeren Performances und Sammlungsfragen zu beschäftigen. Die daraus entstehende enge Zusammenarbeit mit Künstlern möchte Lea ­Altner auch in der ­Kestner ­Gesellschaft weiterverfolgen.

Sie freut sich jetzt schon, wieder ins norddeutsche Flachland zu kommen und von hieraus mit den Mitgliedern der ­Kestner G ­ esellschaft die Kunstwelt zu erkunden.

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49 Alles Gute!

Milan Ther Milan Ther startete in der ­Kestner ­Gesellschaft mit der Präsentation von jungen aktuellen Positionen wie T ­ obias Madison und James Richards mit Leslie Thronton. Im sechsköpfigen Team von »Produktion. Made in Germany Drei« gehörte er selbst der jungen Kuratorengeneration an. Mit der Einzelausstellung des Künstlers Marc C ­ amille Chaimowicz verabschiedet sich Milan Ther von der ­Kestner ­Gesellschaft als Kurator.

James Richards und Milan Ther, Foto: Ulrich Prigge

Elmas Senol und Milan Ther beenden Anfang 2018 ihr Volontariat in der K ­ estner G ­ esellschaft. Wir möchten uns herzlich bei ihnen für ihre großartige Arbeit bedanken und erinnern uns gerne an die Ausstellungen und Veranstaltungen, für die sie als Kuratoren verantwortlich waren. Für Eure Zukunft wünschen wir Euch das Allerbeste!

Elmas Senol

Rochelle Feinstein und Elmas Senol, Foto: Ulrich Prigge

Elmas Senol kuratierte unter anderem die Werkschau von R ­ ochelle Feinstein, die Nachwuchsausstellung »VG ­Stipendium 2017« und die aktuelle Ausstellung von Studio for ­Propositional Cinema. Darüber hinaus beschäftigte sie sich intensiv mit der Geschichte der ­Kestner ­Gesellschaft und realisierte eine Ausstellung über die Beziehungen zwischen Friedrich ­Vordemberge-­Gildewart und der ­Kestner Gesellschaft. Für ihre Abschiedsausstellung im Januar ­ 2018 hat Elmas die Guerrilla Girls zu ihrer ersten institutionellen Einzelschau in Deutschland eingeladen.

KTE N U P E H Ö H

2018

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IG H T S annes M O V IN G L von Nils Christe und Jörg M Choreograp

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Das Labor

Wir sind das Labor. Wir sind Grafikdesigner, Kunstvermittler, Pressesprecher, Informationsmanager, Kuratoren, Fotografen, Restauratoren. Na ja, zumindest fast. Wir kommen von den Hochschulen Deutschlands in das Kestnerlabor, um gemeinsam mit der ­Kestner ­Gesellschaft Großes zu vollbringen. Wir texten, designen, posten, basteln, assistieren, unterstützen, realisieren eigene Projekte und konzipieren eigene Ausstellungen. Was wir studieren? Eigentlich alles. Für jedes Fachgebiet, jedes Semester, jeden Wissensstand gibt es Aufgaben zu erledigen und Herausforderungen zu meistern. Das Labor ist unser kreatives Zentrum, in dem jeder Arbeitsbereich des Hauses Inspiration schöpfen und Unterstützung finden kann. Das Labor ist unser Arbeitsplatz, aber finden kann man uns überall. Ob in der Ausstellung, um beim Aufbau zu helfen, oder bei der ein oder anderen Führung, am Empfang, bei Abendveranstaltungen, an der Bar, auf dem Dach (ja, sogar auf dem Dach!), am Modell für die Ausstellungsplanung, zur Recherche in Landesarchiven oder auf abenteuerlicher Suche nach Requisiten. Natürlich auch mal am Kopierer oder an der Kaffeemaschine – meistens aber nur für den eigenen Bedarf. Wer würde sonst dafür sorgen, dass pünktlich zur Pressekonferenz alle Pressemappen ordentlich gepackt sind und adrett angeordnet auf dem Empfangstisch liegen? Wer würde bei Performances und Konzerten die durstigen Gäste mit Getränken versorgen?

Oder darauf achten, dass die Bananen in der Chaimowicz-Ausstellung immer frisch sind?

Wir sind das Labor. Ohne uns läuft alles höchstens halb so gut. Wir bleiben in der Regel drei Monate, und wenn wir wieder gehen, sind wir uns meist einig: Drei Monate sind eine wirklich, wirklich kurze Zeit.

Jana Wollenberg war vom 1. September bis 30. November 2017 Laborantin in der K ­ estner ­G esellschaft.

Alle Informationen zu ­e inem Praktikum in der ­Kestner Gesellschaft unter ­kestnergesellschaft.de/jobs

Foto: Ulrich Prigge

25 x junge Kunst Das Konzept ist so einfach wie gut: Laborantinnen und Laboranten der ­ Kestner ­ Gesellschaft sollen eigenständig lernen, wie man eine Ausstellung macht – die MHH-­ Kestnerschau. Von der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler über den Transport der Werke bis zum Aufbau und der Gestaltung der Plakate – alle Bereiche werden von den Studierenden übernommen. Angeleitet vom Team der ­Kestner ­Gesellschaft und unterstützt vom MHH Kunstforum e.V. konnten in den nunmehr 25 Ausstellungen schon zahlreiche junge Kunststudierende in dem eher kunstuntypischen Raum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) präsentiert werden. »Die Kunstwerke in den Räumen der MHH schaffen es, eine Brücke zur äußeren, nicht-klinischen Welt zu bauen. So ist das Ausstellungsprojekt in vielerlei Hinsicht für alle Beteiligten eine Bereicherung«, so äußert sich Prof. ­Henning Zeidler, MHH Kunstforum e.V., über die gelungene Kooperation.

Die 25. Ausgabe der MHH-Kestnerschau war für uns Anlass, auf die Ausstellungsgeschichte des Formats zurückzuschauen. Dafür durchforsteten wir unser Archiv und suchten nach den schönsten Plakaten aus den letzten zwölf Jahren. Eine Auswahl ist bis Ende 2017 auch in der Ladenzeile der Medizinischen Hochschule zu sehen.

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20 Jahre Goseriede Seit nunmehr 20 Jahren befindet sich die ­Kestner ­Gesellschaft am Steintor in der Goseriede 11. Ein kleiner runder Geburtstag, der uns veranlasst, auf den Neubeginn und das Ausstellungsprogramm seit 1997 zurückzuschauen.

Der Standort in der Warmbüchenstraße, in der die ­ Kestner Gesellschaft seit 1948 residierte, ­ platzte zunehmend aus allen Nähten.

Es fehlte vor allem an den notwendigen technischen Voraussetzungen für einen modernern Ausstellungsbetrieb. Bei einem Sommerfest der Verlagsgesellschaft Madsack im Jahr 1988 wurde die Idee geboren, in dem ehemaligen Jugendstil-Schwimmbad in der Goseriede zeitgenössische Kunst zu zeigen. Der Madsack Verlag wollte sich in Zukunft als Mäzen noch stärker für Gegenwartskunst einsetzen und einen Teil des Gebäudes langfristig an die K ­ estner ­Gesellschaft vermieten.

Von seiner Vision für den neuen Standort der ­ Kestner ­ Gesellschaft war der damalige Direktor Dr. Carl Haenlein begeistert. Sein Enthusiasmus war ansteckend: Für das Projekt konnte er viele Geldgeber, Unterstützer und Freunde gewinnen.

Startschuss für den Umbau des ehemaligen Schwimmbads war die Anschubfinanzierung durch die Stiftung Niedersachsen. Weitere öffentliche und private Förderer sowie Stiftungen zogen nach, darunter das Landesministerium für Wissenschaft und Kultur, das die Übernahme der Folgekosten garantierte.

Als die Finanzierung in einem unglaublichen Kraftakt aller Beteiligten gesichert war, wurde 1992 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

Es gewann das Hannoveraner Architekturbüro Koch Panse Hühn mit seinem beeindruckenden Entwurf für den Umbau, der 1995 begann und im Eröffnungsjahr mit dem BDA-Preis ausgezeichnet wurde.

Die Frankfurter Allgemeine Zei-

tung schrieb damals über den Entwurf: »Hier wurde, ohne auftrumpfende Architekturinszenierung, ein ebenso harmonisches wie funktional taugliches räumliches Gesamtgefüge entwickelt, das der Kestner ­Gesellschaft für ihre zukünftigen Aktivitäten eine optimale Variabilität gewährleistet.« (16.9.1992) Das engagierte Bauprojekt veränderte die ­Kestner ­Gesellschaft in allen Bereichen enorm. Mit 1.500 qm Ausstellungsfläche verteilt auf fünf Hallen wurde nicht nur die Ausstellungsfläche verdreifacht, die flexible Raumgestaltung, die zeitgemäße Ausstellungstechnik, das einladende Foyer und allem voran das hochkarätige Ausstellungsprogramm bug-­ sierten die ­Kestner ­Gesellschaft Ende der 1990er Jahre endgültig in die erste Liga der wichtigsten internationalen Ausstellungshäuser.

Mehr Platz für Kunst und Besucher ließ auch die Anzahl der Förderer und Mitglieder exponentiell in die Höhe schießen. Dank des unermüdlichen bürgerschaftlichen Engagements für die K ­ estner ­ Gesellschaft wurde die erste Ausstellung von ­Rebecca Horn am 11. Mai 1997 in der Goseriede von dem damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder eröffnet – ein Riesenerfolg.

Der Tagesspiegel berichtete: ­»Rebecca Horn ist es gelungen, das ganze Haus so zart und eindringlich zu verzaubern, dass sich eine eindrucksvollere Inbetriebnahme des alten Bades durch die Kunst kaum vorstellen ließe.« (24.5.1997) Unsere Grafik zeigt einen Überblick über alle Ausstellungen, die bereits am aktuellen Standort gezeigt wurden – eine beeindruckende Liste!

1997 Rebecca Horn

Klaus vom Bruch The Havanna Project Kilengi Antoni Tàpies

1998 Trčka, Weston Newton

Botschaft der Steine Kiki Smith Vollrad Kutscher

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2002

2004

Jaume Plensa

Maria Lassnig

Chris Cunningham

Das Versprechen der Fotografie

Jiri Georg Dokoupil

Hanne Darboven

Einar Schleef

Peter Doig

Imi Knoebel

Cindy Sherman

Die Kestner Gesellschaft Ihre Künstler – Ihre Ausstellungen – Ihre Geschichte

Miquel Barceló

James Lee Byars

Pedro Cabrita Reis Fabrizio Plessi

2000 Jörg Immendorff Aufbruch der Moderne Via Lewandowski

2001

Jonathan Meese

2003 Stan Douglas

Gary Hume Peter Fischli & David Weiss

2005 Santiago Sierra Gilbert & George

Gotthard Graubner Mendini & Mendini Anton Corbijn Thomas Ruff Candida Höfer

Albert Oehlen

Sarah Morris

Ziviler Ungehorsam

Michel Majerus

Obsession Andy Warhol

Franz Gertsch

2006 Erik Bulatov Thomas Hirschhorn

56 Bazon Brock Chris Ofili

2008

Olaf Nicolai Cecily Brown

Isaac Julien

Araki Meets Hokusai

Nathalie Djurberg

Barbara Kruger

Kumi Machida

Joachim Koester

Back to Black

Michael Sailstorfer

Helmut Lang Jake und Dinos Chapman

Franz Ackermann

2007 Wolfgang Tillmans

2009

2011 David Lachapelle Julian Göthe

Bookmarks

Das Türkei-Projekt

Michaël Borremans

André Butzer

David Salle

Jos de Gruyter, Harald Thys

Gert und Uwe Tobias

Daniel Richter

Raymond Pettibon Made in Germany

Phoebe Washburn Elke Krystufek

Alice Springs

Tim Walker Wang Du Bruce Nauman

Alex Katz

2010

Bettina Rheims

Bethan Huws

Eric Fischl

Aaron Curry Alicja Kwade Larry Sultan

2012 Alex Katz Alice Springs Andy Hope 1930

57 Barbara Klemm

Gursky Rauch Wall

John Smith

100 Jahre Kestner ­Gesellschaft

Made in Germany Zwei Tony Cragg Lewis Baltz Kris Martin

2013 Jonas Burgert Ulrike Ottinger Rachel Harrison

Dana Schutz Jochen Plogsties

Monika Baer

Heimo Zobernig

James Richards, Leslie Thornton

2015 Dominik Sittig FORT Nan Goldin Pipilotti Rist

Rochelle Feinstein

2017 VG Stipendium 2017 Annette Kelm Abstrakt–Konkret–Absolut Alberto Garutti

Linder

Produktion.

Made in Germany Drei

Der Schein Karla Black Kitty Kraus

2014 Pool | Kunst aus London

Rita McBride

2016 Tobias Madison STELLUNG NEHMEN

Marc Camille Chaimowicz Studio for Propositional Cinema

Genossenschaftliche Beratung ist

Beratung auf Augenhöhe.

Verständlich, glaubwürdig, ehrlich – die Finanzberatung, die erst zuhört und dann berät. www.hannoversche-volksbank.de

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Pressestimmen »Dass auf Kelms Bildern nichts ist, wie es scheint, wird für den Betrachter meist erst auf den zweiten Blick erkennbar – ­wodurch Kelm die Betrachter ihrer Werke mit den eigenen (Vor-)Urteilen und Wahrnehmungsklischees konfrontiert.«

»Die Kunst überzeugt […].

Die Ausstellung gibt einen interessanten und entschiedenen Überblick über die Interessen einiger Künstler in Deutschland.«

Hannoversche A ­ llgemeine Zeitung 27. Januar 2017

»Große Fragen verkraften große Gesten […].«

»Ganz besonderen Eindruck hinterlassen indes die eigenartigen Stillleben.« Kreiszeitung 19. April 2017

»Die Ausstellung »Made in Germany« bilanziert alle fünf Jahre, was künstlerisch in Deutschland passiert. […] Sie positioniert sich als frische und ideologiefreie Documenta-Konkurrenz.« Der Tagesspiegel 23. Juni 2017

Süddeutsche Zeitung 8. Juni 2017

Monopol 1. Juli 2017

»Wie entsteht Kunst durch die Wahrnehmung des Betrachters und wie begegnen sich privater und öffentlicher Raum in der Kunst? - Darüber lässt sich in dieser Ausstellung vortrefflich nachdenken. Sei es durch die Interieurs von Marc Camille Chaimowicz, die eher an die Arbeit von Innenarchitekten oder Bühnenbildnern erinnern, oder durch die installativen Arbeiten, die das Studio for Propositional Cinema ausgewählt hat.“ NDR Kultur 27. September 2017

»Hier könnte man gleich einziehen, das obere Stockwerk der Kestner Gesellschaft ist so ansprechend möbliert, dass man unwillkürlich denkt, dass hier der Künstler wohnt.« Neue Presse 27. September 2017

»Wann hat man schon einmal die Chance, einem Künstler dabei zuzuschauen, wie er sich sein neues Zuhause einrichtet?« Stern 28. September 2017

»Schwarz-weißund ­Farbfotografien aus ­Chaimowicz' ­Original-Apartment regen den Betrachter an, zu ergänzen, was fehlt, zu evozieren, was sein könnte.« Artline 4/2017

Aktuelle Editionen

Annette Kelm

Daniel Knorr

Juliette Blightman

Canada | Landscape, 2017

Random Rebars, 2017

re:Produktion, 2017

*1975, Stuttgart | lebt in Berlin

Archiv-Pigment-Druck Motivgröße 40 x 33 cm Blattgröße 46 x 39 cm Rückseitig signiert und ­n ummeriert Auflage 20 + 4 a.p.

900 € | 1080 € gerahmt Annette Kelms Stillleben bestechen durch die Faszination an der Objektwelt, die in nüchtern-sachlicher Distanz ins Bild gesetzt wird.

Unterschiedliche Motive wie Strohhüte, Blumen, Musikinstrumente, gemusterte Textilien, Künstlerkollegen oder Architektur arrangiert Annette Kelm in austarierten Kompositionen. Das Gewöhnliche, Unscheinbare oder Einfache wird in Frage gestellt, indem sie ihre Motive in neue und ungewöhnliche Zusammenhänge stellt.

Oftmals führt sie dem Betrachter die Künstlichkeit und die Konstruktion eines Bildaufbaus vor Augen. Die Künstlerin selbst spricht davon, Gegenstände fotografieren und dabei ihre Symbolik heraushalten zu wollen.

*1968 in Bukarest | lebt in Berlin

25 x 25 x 4 cm Zertifikat signiert Auflage 10 Unikate Polyurethanguss UV-beständig 1500 € Die Serie der Depression ­Elevations verfolgt die Abnahme der Abnutzung von Straßenprofilen und die Herstellung von farbintensiven Wandobjekten im Studio. Eine weitere Serie ist mit den Industrials eröffnet worden.

Hier verfolgt der Künstler die Verformung industrieller Flächen oder Strukturen durch Natureinflüsse.

Random Rebars ist durch den Hurricane Irma in Miami entstanden. Der Künstler hat ein Armierungsgitter auf einer Baustelle in Miami gefunden, in das eine Plastikfolie durch Wind und Wasser hineingepresst wurde.

Es sind zehn taschenähnliche Flächen entstanden, die er im Studio mit UV-beständigem Polyurethan ausgegossen hat, von je etwa 25 x 25 cm, welche nun unseren Mitgliedern zur Verfügung stehen.

60

*1980 Farnham, Großbritannien lebt in Berlin

Digitalprint 22,05 x 37 cm Zertifikat signiert und ­n ummeriert Auflage 10 + 2 a.p.

400 € | 520 € gerahmt Juliette Blightman arbeitet und kommuniziert mit ganz unterschiedlichen Medien: Sie zeichnet, malt, schreibt, entwirft Installationen, Performances und Videos über Beziehungen zwischen Menschen und darüber, wie das Digitale unser Zusammenleben verändert. In ihrer Edition für die Kestner Gesellschaft anlässlich von »Produktion. Made in Germany Drei« hat sie eine Blume auf einem Testbild eines Fernsehers in einem Elektronik-Discounter fotografiert. Der Titel der Arbeit ­»re:Produktion« spielt zum einen mit der geschlechtlichen Symbolik der Blüte. Zum anderen verweist der Titel auf die Arbeitsmethode der Künstlerin, in der die Übersetzung oder Reproduktion eines Bildes zum neuen Werk von Juliette Blightman wird.

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Veit Laurent Kurz

Marc Camille Chaimowicz

RElife, 2017

A Set of Mirrors…, 2017

*1985 in Erbach | lebt in Berlin

Suite aus sechs Kugel­ schreiberzeichnungen Fine Art Print je 30 x 45 cm in einer Schachtel Vorderseitig signiert und ­n ummeriert Auflage 10 + 3 a.p.

900 € In der Arbeit von Veit Laurent Kurz verbinden sich organische Systeme mit Skulpturen. Für ­»Produktion. M ­ ade in Germany Drei« schuf der Künstler eine Installation bestehend aus mehreren Skulpturen, überwachsen von Pflanzen, versehen mit einem Wasserkreislauf. Diese ruinenhaften, sich an modernistische Möbel anlehnenden Gegenstände existieren in einem Künstlerkosmos, zu dem auch das Getränk Herba-4, die Figuren der Dilldappe und die Charaktere der Band Steiketo gehören, die alle in der Installation auftraten. Die Edition für die ­Kestner ­Gesellschaft ist eine Suite bestehend aus sechs Drucken, welche die Architektur eines Kanalsystems von Veit Laurent Kurz' Universum abbilden.

*nach dem dem zweiten Weltkrieg in Paris lebt in London und im Burgund

Suite aus drei C-Prints Kaschiert je 16 x 24 cm Rückseitig signiert und ­n ummeriert Auflage 25 + 6 a.p.

Fotografie: Lise Queinnec 870 € | gerahmt 1.210 € Exklusiv für die K ­ estner G ­ esellschaft hat Marc ­Camille ­Chaimowicz die Edition »A Set of M ­ irrors…« realisiert.

Für diese aus drei Bildern bestehende Suite wurden zwei verspiegelte Türen in einer Wohnung fotografiert.

Dabei handelt es sich um die gleiche Wohnung, auf die die aktuelle Ausstellung »Marc Camille Chaimowicz | One to One …« Bezug nimmt. Die drei Fotografien zeigen Gegenstände und den Raum vor und im Spiegelbild.

Hoffnung ist eine Form von Energie Frances Morris, die Direktorin der Tate Modern, über die Herausforderungen eines internationalen Museums in der Gegenwart

Im öffentlichen Sektor der Kunstwelt engagiert sich niemand, ohne davon überzeugt zu sein, dass die Auseinandersetzung mit Kunst an sich auf irgendeine Weise gut für den Menschen ist, oder ohne den Wunsch zu hegen, Interesse und Verständnis für die Kunst bei anderen zu wecken. Als die Tate Gallery 1897 gegründet wurde infolge eines philanthropischen Gründungsgeschenks des Zuckerbarons Henry Tate und der Einsicht der britischen Regierung, dass eine »nationale Galerie für britische Kunst« notwendig sei, bemerkte die Presse wohlwollend die Anwesenheit vieler Kinder und Mitglieder der arbeitenden Bevölkerung aus der Nachbarschaft. Sie wurden ebenso von dem ornamentalen Brunnen in der Rotunde angezogen, wie von den Gemälden. Fast ein Jahrhundert später in den 1960er Jahren in einem anderen Viertel Londons genoss ich als Kind die häufigen Besuche im Museum in meiner Gegend – das National Maritime Museum in Greenwich –, wo ich die Freiheit fand, mich zwischen den staubigen Schiffsmodellen zu verstecken oder im Schatten der Kolonnaden des von Inigo Jones gebauten, palladianischen Queen’s House an sonnigen Wochenendnachmittagen »Kings and Queens« zu spielen. Dort lernte ich auch das erste Mal die emotionale Kraft der Kunst kennen. Ich war berührt von Arthur William Devis großartigem Gemälde des Todes von Admiral Lord Nelson aus dem Jahr 1807.

Meinen ersten Job hatte ich als Teenager in der Bildungs-

abteilung des National Maritime Museum, und die Suche nach fantasievollen Wegen, den Besucherinnen und Besuchern dabei behilflich zu sein, Verbindungen zwischen der Kunst an den Wänden und ihrem Leben zu ziehen – die Suche nach Relevanz –, war auch eine wesentliche Motivation, Kuratorin zu werden, statt in der akademischen Welt der Kunstgeschichte zu bleiben. Das erklärt vielleicht auch mein Hochgefühl, als ich im Juni 2016 zur Direktorin der Tate Modern ernannt wurde, fast 30 Jahre nachdem ich für die Institution als Kuratorin in der modernen Sammlung der Tate Gallery zu arbeiten begonnen hatte.

Für mich ist einer der frustrierenden Aspekte der Arbeit für eine große Organisation, zunächst als Kuratorin und später als Direktorin der Sammlung, die Trennung zwischen der hausinternen, kuratorischen und forschenden Konzentration auf Künstlerinnen und Künstler und die Kunstgeschichte einerseits und der publikumszugewandten Arbeit der Teams in den Bereichen Bildung, Mitglieder und Besucherservice andererseits. Diese Trennung war in der Tate Modern besonders komplex, da sie zu einem Verbund von vier Museen gehört. Die Grenzziehungen zwischen den Abteilungen sind vielfältig und oft sehr ausgeprägt; die Entscheidungen, die in der Zentrale für alle Tate Museen getroffen wurden, entsprachen nicht immer den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen vor Ort. Abgesehen vom radikalen Richtungswechsel in einer Zeit großer Ver-

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Foto: Hugo Glendinning 2016

änderungen, besteht das Faszinierende an meiner neuen Rolle darin, endlich damit beginnen zu können, eine komplexe Maschinerie effizienter zu gestalten und den Visionen und Zielsetzungen der unterschiedlichen Teile der Organisation mehr Wirkungskraft zu verleihen. Eine meiner ersten Aufgaben als Direktorin bestand darin, die Art unserer Zusammenarbeit zu verändern. Die Direktorinnen und Direktoren der kuratorischen, mitglieder- und bildungsorientierten Bereiche versammelten sich, um das inhaltliche Programm des Museums erstmals kollektiv zu gestalten. Wir haben also eine wirkungsvolle, kreative Allianz geschmiedet, die sich parallelen und miteinander verbundenen Aufgaben widmet: es geht um eine inklusivere Vorstellung von Kunst und ihren Geschichten, um die Schaffung eines zugänglicheren und offeneren Raums für die Öffentlichkeit in einer der kulturell vielfältigsten und gesellschaftlich am meisten gespalteten Weltstädte und darum, die Tate zu einem effektiven Ort der Auseinandersetzung mit der Kunst für ein lokales, nationales und internationales Publikum zu machen.

Ich wurde Direktorin zwei Monate vor der Eröffnung des Blavatnik-Gebäudes, das von den Schweizer Architekten Herzog und deMeuron entworfen wurde, die wiederum 16 Jahre zuvor das Bankside Kraftwerk in die Tate Modern verwandelt hatten. Von Anfang an gründete der Entschluss, die Tate Modern keine zwei Jahrzehnte nach seiner Eröffnung im Jahr 2000 zu erweitern, in der Notwendigkeit, Räume für den sich verändernden Charakter der zeitgenössischen Kunst zu schaffen und die wachsende internationale Sammlung der ­Tate unterzubringen. Als Director of Collections, International Art, hatte ich seit 2006 wesentlich zu dieser Sammlung beigetragen. In den vergangenen zehn Jahren war es in Zusammenarbeit mit einer Gruppe herausragender Kuratorinnen und Kuratoren und mit Unterstützung einiger hundert engagierter Sammle-

64 Wir müssen einladender werden, Vertrauen schaffen und Wege finden, Menschen zu erreichen, die das Gefühl haben, öffentliche, kulturelle Räume nicht ihr eigen nennen zu können. Ein wesentlicher Aspekt und die womöglich größte Herausforderung ist es, für die Öffentlichkeit relevant zu bleiben, gerade wenn der Abstand zwischen der zeitgenössischen Kunst und dem Alltagsleben vielen Menschen sehr groß erscheint.

rinnen und Sammler, Philanthropinnen und Philanthropen gelungen, die Sammlung, die auf relativ konventionelle Weise westeuropäische und nordamerikanische Praktiken der Malerei und Plastik widerspiegelte, in eine zu verwandeln, die sowohl der aufregenden Vielfalt zeitgenössischer Praktiken als auch neuen Lesarten einer komplexeren und geografisch vernetzten Kunstgeschichte entsprach. Dieser Prozess der Entkolonialisierung der Kunstgeschichte ging einher mit der Integration unterschiedlichster Medien, darunter Fotografie, Performance und partizipative Praktiken, und machte es notwendig, das Augenmerk auf die Ausgewogenheit der Geschlechter zu richten.

Bei der Vision für ein neues Bauwerk ging es darum, das Potenzial dieser breitangelegten, internationalen und unter Gendergesichtspunkten neu ausgerichteten Sammlung zu verwirklichen und sich für Live-Kunst zu öffnen

– unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mehr vom Publikum verlangen, das Publikum aber auch mehr von der Kunst erwartet. Daher wurde auch die Zielsetzung des Museums selbst hinterfragt. Uns ist schon lange bewusst, dass Museen ihre ursprünglichen Verantwortlichkeiten als öffentliche Sammlungen und Orte des Lernens, des Vergnügens und der Zusammenkunft neu thematisieren müssen – Verantwortlichkeiten, die wir womöglich übersehen haben zugunsten der übermäßigen Bedienung eines hochgebildeten, privilegierten Kreises von Konsumentinnen und Konsumenten der Hochkultur. Die Brexit-Wahl brachte ein Gefühl der Spaltung, des Misstrauens und der Intoleranz innerhalb der britischen Gesellschaft schonungslos zum Vorschein, und ich bin der festen Überzeugung, dass wir viel stärker daran arbeiten müssen, das Museum für ein

65 breiteres und vielfältigeres Publikum zu öffnen. Wir müssen einladender werden, Vertrauen schaffen und Wege finden, Menschen zu erreichen, die das Gefühl haben, öffentliche, kulturelle Räume nicht ihr eigen nennen zu können. Ein wesentlicher Aspekt und die womöglich größte Herausforderung ist es, für die Öffentlichkeit relevant zu bleiben, gerade wenn der Abstand zwischen der zeitgenössischen Kunst und dem Alltagsleben vielen Menschen sehr groß erscheint. Diese Kluft zu überwinden – Relevanz zu erlangen und die Menschen entsprechend ihrer eigenen Bedürfnisse miteinzubeziehen, damit möglichst viele Zugang zur zeitgenössischen Kultur erlangen – ist von immenser Bedeutung. Schon zu Anfang meiner Tätigkeit als Direktorin habe ich meine Vision für die Tate Modern scherzhaft als »eine Universität mit angeschlossenem Spielplatz« beschrieben. Was ich damals meinte, war, dass Museen Orte sein müssen, an denen das »Spiel« neben Forschung und Wissenschaft eine kreative Rolle einnimmt. Bei der Gestaltung dieses Anliegens war ich sehr angetan von der Art und Weise, wie wesentlich kleinere Galerien und Museen im Vereinigten Königreich mit dem Publikum zusammenarbeiteten. Mir gefällt die Vorstellung, nicht nur ein großes internationales Museum zu sein, sondern in gewisser Hinsicht auch als lokales Museum zu fungieren und zwar als Teil einer Nachbarschaft im Zentrum Londons, das den örtlichen Gemeinschaften und Schulen ebenso dient, wie unseren internationalen Besucherinnen und Besuchern. Die Einladung an das dänische Künstlerkollektiv Superflex zusammen mit Donald Hyslop, Tate Modern’s Head of Community and Regeneration, die diesjährige Hyundai-Auftragsarbeit in der Turbine Hall zu realisieren, war von der Idee motiviert, dass wir zunächst unser eigenes Denken verändern müssen, bevor wir das von anderen erwarten können.

Die engere Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung »Community and ­Learning« sowie mit unseren Teams der »National and ­International Partnernship« erweist sich als sehr produktiv. Tate Exchange hilft uns bei der Umsetzung, denn in diesem unglaublichen neuen Raum im Zentrum unseres Gebäudes wird nicht nur ein Programm umgesetzt, sondern auch eine Arbeitsweise. Zum ersten Mal wird ein wesentlicher Teil des Gebäudes zusammen mit Partnerorganisationen bespielt, die nicht nur mit uns kollaborieren, sondern den Raum übernehmen und ihre eigenen Netzwerke ins Museum bringen. Zu den Partnerorganisationen zählen ­Kunstuniversitäten und Kunsthochschulen, aber auch kleinere Basisorganisationen, denen bisher weder in London noch bei nationalen Institutionen eine Plattform zur Verfügung stand. Nach einem Jahr ist es faszinierend zu sehen, wie diese Strategie Besucherinnen und Besucher ins Museum lockt, die sonst die Schwelle nicht überschritten

hätten. Kontakte, Gespräche und Kooperationen helfen uns dabei, eine neuartige kulturelle Gemeinschaft hervorzubringen, und gleichzeitig wirklich interessante Gespräche und Debatten zu initiieren, die wiederum unser Denken und zukünftiges Programm beeinflussen.

Eine große Unbekannte ist natürlich die Frage, wie unsere lokale Landschaft sich im Zuge des Brexit verändern wird. Als Institution haben wir über die Auswirkungen des Brexit auf uns als ein nationales Museum, als Teil eines Sektors und der Ökologie der kulturellen Versorgung im Vereinigten Königreich nachgedacht. Im letzten Jahr ist mir die psychologische Wirkung auf einen Teil der Gemeinschaft, von dem wir dachten, er gehöre bruchlos zu uns, klar geworden. Der Brexit hat eine schädigende und deprimierende Wirkung auf Menschen, die das Vereinigte Königreich als ihre Heimat betrachtet haben, deren Aufenthalt hier aber nun infrage gestellt wird. Ihr kreatives Leben und der Beitrag, den sie hier leisten, sind bedroht.

14% unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aus der EU. Zwei Tate-Direktorinnen sind aus der Europäischen Union: die künstlerische Leiterin der Tate Liverpool und die Geschäftsführerin der Tate. Einige Mitglieder meines Teams sind aus der EU, ebenso zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie. Diese Menschen sind für die Erfüllung unserer Aufgaben wesentlich, sie verfügen über Know-how und sind sich bewusst, was wir in der Welt darstellen. Ohne ihren Beitrag können wir kein Museum der Weltklasse sein. Schon jetzt gibt es weniger Bewerbungen von professionellen Kräften aus der EU. Das ist ein großes Problem. Man betrachte beispielsweise unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Konservierungsabteilung. Die Tate Modern verfügt über einen riesigen Bestand an zeitbasierten Medien und Fotografien, doch im Vereinigten Königreich kann man nicht zu einem Konservator für Fotografie ausgebildet werden. Solche Kurse werden nicht angeboten. Auch die Kunstgeschichte ist in diesem Land bedroht. Wir müssen uns nach Europa orientieren. Wir besitzen eine internationale Sammlung.

Also mache ich mir Sorgen, wie wir unser Know-how bewahren können. Doch es ist auch eine ethische Frage. Es geht um Wolfgang Tillmans, der in Großbritannien lebt. Es geht um Tacita Dean, die in Berlin lebt und eine Künstlerin aus der EU ist. Für mich ist es befremdlich, dass wir diese Art Durchlässigkeit, die so viel Kreativität erzeugt hat, womöglich verlieren werden.

Ich sehe mit Sorge, dass wir uns jetzt anstrengen müssen, unsere Freundinnen und Freunde im Ausland von unserem guten Willen und unserem Wunsch, mit ihnen in engem Kontakt zu bleiben, zu überzeugen. Britannien macht langwährende Verbindungen zu unseren Partnern, Freunden und Kolleginnen zunichte, und wir müssen diesen Menschen zeigen, dass uns nach wie vor sehr viel an ihnen

66 liegt. Ich hoffe, dass unser weiteres Bestreben, Ausstellungen auf Weltniveau von etablierten Künstlerinnen und Künstlern für ein neues Publikum zu präsentieren, den Institutionen in Europa und in aller Welt unsere Effektivität als Partner beweisen wird.

Die Gemeinschaft der Kuratorinnen und Kuratoren und die institutionellen Netzwerke sind wichtig, aber die Netzwerke zur Finanzierung sind es auch. Weil wir ein nationales Museum sind, vergisst man leicht, dass wir sehr von Fundraising abhängig sind, da nur 30% unseres Budgets von der Regierung zur Verfügung gestellt wird. Wir müssen den Unternehmenssektor ebenso wie die sehr international ausgerichtete philanthropische Gemeinschaft auf unserer Seite behalten. Viele der Unterstützerinnen und Unterstützer der Tate Modern kommen aus anderen Teilen der Welt und leben hier. Viele sind mit London als der ­ »Finanzhauptstadt« Europas verbunden. Sie fühlen sich der Aufgabe und der Vision der Tate als einem internationalen Zentrum verpflichtet. Ich mache mir um ihre Loyalität Sorgen, wenn es uns nicht weiterhin gelingt, zu zeigen, dass sie hier willkommen sind. Was sie für uns leisten, dient dem Allgemeinwohl enorm. Die Vision ist, dass wir eine herausragende internationale Institution mit einer starken lokalen Wirkung sein können. Ein Ort, an dem durch Tate Exchange und die von uns gestaltete Landschaft die Jugendlichen von Southwark und Lambeth abhängen wollen, ob an einem Freitagabend oder Samstagmorgen. Ich bin zuversichtlich, dass viele Dinge, die wir in den nächsten Jahren vorhaben, dazu beitragen werden, und hoffe, dass die Umstände all das nicht gefährden.

Als ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst erstellen wir Programme, die ein breites Spektrum an Praktiken von 1900 bis zu Gegenwart umfassen. Dabei fördern wir transnationale Perspektiven und rücken Kunst jenseits des westlichen Kanons in den Vordergrund. Ich verbringe die meiste Zeit damit, Programme zu konzipieren und mit meinen Kolleginnen und Kollegen bedeutende internationale Partnerschaften zu etablieren. Mir geht es insbesondere um die wenig beachtete künstlerische Praxis von Frauen, die in den nächsten Jahren verstärkt in den Ausstellungsprogrammen und den Sammlungsausstellungen zu sehen sein werden. Beim Wegrücken vom Kanon in den vergangenen zehn Jahren ging es zum Teil auch darum, Platz für übersehene und unterschätzte Künstlerinnen und Künstler zu schaffen, denn historisch gesehen war unser Blickfeld eingeschränkt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, Künstlerinnen und Künstler wie den libanesischen Modernisten Saluar Rhoada Chocair oder die rumänische Bildhauerin Ana Lupas in die Sammlung aufzunehmen.

Beide waren Schlüsselfiguren in ihrem jeweiligen Kontext, darüber hinaus aber unbekannt. Die kürzlich gezeigte, sehr erfolgreiche Ausstellung der türkischen Modernistin

Falrelnissa Zeid war für das Publikum eine Offenbarung.

Das Engagement in diese Richtung wird ein prominenter Aspekt unserer kommenden Programme sein und die Ausstellungen ergänzen, mit denen wir bekanntere, »etablierte« Figuren für eine nächste Generation von Betrachter und Betrachterinnen neu beleuchten. Live-Kunst ist seit der Eröffnung der Tanks 2012, dem ersten Museumsraum überhaupt, der sich der Live- und Performancekunst widmet, ein weiteres wichtiges Element unseres Programms.

Die Tatsache, dass Performancekunst auf der documenta und in Münster dieses Jahr eine so prominente Rolle spielte, ist ein sicheres Zeichen dafür, wie weitreichend die Wiederkehr dieser Kunstform in den letzten Jahren gewesen ist. Dass unser allgemeiner Zugang zu Kultur und Information inzwischen vorwiegend über die neuen zeitbasierten Technologien im »virtuellen« Raum stattfindet, ist vielleicht ein Grund hierfür. Auch der Wunsch vieler Künstlerinnen und Künstler, konkreter mit dem Publikum in Verbindung zu treten, als dies durch die konventionellen Verhältnisse ermöglicht wird, scheint relevant zu sein. Die zunehmende Dominanz der »ereignisbasierten« Kultur hat auch zum Verschwimmen der Grenzen zwischen den verschiedenen Praktiken geführt. Ein wesentlicher Aspekt meiner Strategie für das Museum besteht darin, auf diese Dynamik zu antworten. Sie könnte zu Veränderungen in der Art und Weise, wie wir Dinge präsentieren und mit den Besucherinnen und Besuchern umgehen, führen und unser Sammlungsverhalten verändern. Wir haben den Anspruch, »das, was nicht gesammelt werden kann, zu sammeln«, d.h. wir sollten uns schlicht nicht von den konventionellen Grenzen einschränken lassen. Kunst vollbringt ständig Dinge, die wir nicht sammeln können, also müssen wir neue Wege des Sammelns entdecken.

Mich begeistert immer wieder, wie Künstlerinnen und Künstler die Dynamik des Möglichen verändern – in der Kunst und im Leben. Wir müssen permanent in Bewegung bleiben, um mit ihnen mitzuhalten, so, wie wir auch immer wieder auf das, was die neuen Technologien ermöglichen, reagieren müssen. Ich bin also trotz der sehr herausfordernden Umstände, mit denen wir heute in London und weltweit konfrontiert sind, guter Dinge. Ich erinnere an das große Vertrauen, das der Schriftsteller John Berger in Kreativität und Hoffnung setzte. »Hoffnung«, schrieb er, »ist keine Form der Garantie, sie ist eine Form von Energie, und diese Energie ist unter sehr düsteren Umständen häufig am stärksten.« Ich möchte, dass in diesen düsteren Tagen, die Tate Modern zu einem Ort der Energie wird, wo nicht nur Künstlerinnen und Künstler Risiken eingehen können, sondern auch der Öffentlichkeit ein sicherer Ort geboten wird, an dem sie Risiken eingehen kann.

Frances Morris, Oktober 2017

muthmarken

kunst entsteht im kopf Die Ausstellung „Made in Germany“ war nur einer der vielen Höhepunkte des Jahres 2017.

Und das nächste Jahr wird ähnlich ereignisreich. Im Januar präsentiert die Kestner Gesellschaft z.B. die Guerrilla Girls, eine der

bedeutendsten und einflussreichsten Positionen feministischer Institutionskritik. Nach diesem spannenden Auftakt freuen wir uns 2018 auf weitere außergewöhnliche Künstler.

Versicherungen. Finanzen.

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Impressum Kestner Gesellschaft Goseriede 11 30159 Hannover Germany Fon +49 511 70120 0 Fax +49 511 70120 20 kestner@kestnergesellschaft.de www.kestnergesellschaft.de

AUSSTELLUNGSTECHNIK, BETRIEBSTECHNIK Jörg-Maria Brügger, Rainer Walter, Eddie Lange

VORSTAND Uwe H. Reuter (1. Vorsitzender), Herbert K. Haas (2.

Vorsitzender), Dr. Michael Kunst (Schatzmeister), Ulrich Schneider, Thomas Düffert, Dr. Immanuel Hermreck, Inga Samii, Dr. Hinrich Holm, Dr. Yorck Schmidt

UNTERSTÜTZUNG FÖRDERKREIS Jacques Sauvaget

KURATORIUM Herbert K. Haas (Vorsitzender), Dr. Carl Haenlein (Ehrenmitglied), D ­ r. Max­-­Georg Büchner, Thomas Bürkle, Norbert H. Essing, Dipl.-Ing. Michael G. Feist, Herbert Flecken, Dietmar Götze, Dr. Friedhelm Haak, Holger Hammer, Sepp D. Heckmann, Dr. Immanuel Hermreck, Albrecht Hertz-Eichenrode, Michael Hocks, Dr. Hinrich Holm, Dr. Heinrich Jagau, Hermann Kasten, Dr. Oliver Kiaman, Dr. Hans Künzle, Klaus Laminet, Sven-Olaf Leitz, Dr. Peter Lütke-Bornefeld, Sylvia von Metzler, Dr. Volker Müller, Günter Papenburg, Dr. Yorck Schmidt, Dr. Andreas Schneider-Neureither, Andreas Schober, Stefan Schostok, Gerhard Schröder, Jörg Schubert, Elke Strathmann, Frank Thiele, Dr. Peter Thormann, Dr. Oliver Thum, Marc Ufer, Stephan Weil, Dr. Susanna Zapreva, Wilhelm Zeller

KESTNERLABOR Laura Bahls, Maren Böhm, Linda Budde, Leonie Rosenberger, Jana Wollenberg

DIREKTORIN Christina Végh GESCHÄFTSFÜHRERIN Mairi Kroll KOMMUNIKATION Gudrun Herz KURATORISCHE ASSISTENZ Elmas Senol, Milan Ther VERMITTLUNG Helen Wobbe RECHNUNGSWESEN Kirstin Herold, Dr. Brigitte Kirch, Petra Lücke

MITGLIEDERVERWALTUNG Sabine Sauermilch ADMINISTRATION FÖRDERKREIS Sinje Schwammbach

EMPFANG Germaine Mogg, Angela Pohl

ERWEITERTES TEAM Sigrid Didjurgis, Martin Grobecker, Jenny Heine, Robert Knoke, Katja Krause, Alice Man, Thomas Neveling, Caterina Stibitzky, Michael Stoeber, Anette Walz, Dörte Wiegand EHRENAMT Claudia Beißner (Beratung/Marketing), Martine Dennewald (Führungen), Lea Christin Fischer (Führungen), Matthias Forst (Empfang), Sascha Gustiné (Führungen), Alice Man (Archiv), Dorothee Olfermann (Führungen), Ulrich Prigge (Fotografien), Dorothee Schniewind (Recherche Editionen und Geschichte), Michael Schöpf (Datenschutzbeauftragter), Bodo Wiesner (Führungen) KESTNERFIRMENPARTNER / KESTNERFIRMENFÖRDERER Architekten BKSP, ars mundi, Bahlsen GmbH & Co. KG, Bankhaus Metzler seel. Sohn und Co., Bantleon AG, Bertelsmann SE & Co. KG aA, Bethmann Bank AG, business unicorns UG, Continental AG, Deloitte Consulting GmbH, Deutsche Messe AG, Elvaston Capital Management GmbH, HANNOVER Finanz GmbH, HANNOVER Rückversicherung AG, HAUS & GRUNDEIGENTUM Service GmbH, Institut der Norddeutschen Wirtschaft e.V., Investa Projektentwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, KIND, KPMG AG, Nobert Essing Kommunikation GmbH, NORD/LB, primetec, PSD Bank Hannover eG, Dr. Yorck Schmidt, Schneider-Neureither & Partner AG, Gerhard Schröder Bundeskanzler a.D., Sparkasse Hannover, Stadtwerke Hannover AG, Verlagsges. Madsack GmbH & Co KG, VGH Versicherungen, VHV Gruppe, Gerhard D. Wempe KG

69 REDAKTION Gudrun Herz TEXTE UND RECHERCHE Laura Bahls, Maren Böhm, Linda Budde, Herbert Haas, Gudrun Herz, Brigitte Kirch, Mairi Kroll, Frances Morris, Uwe Reuter, Leonie Rosenberger, Elmas Senol, Milan Ther, Christina Végh, Rainer Walter, Stefan Wimmer, Helen Wobbe, Jana Wollenberg LEKTORAT Dr. Brigitte Kirch, Helen Wobbe LAYOUT UND SATZ Michael Sobolev COVER Teresa Burga, Imágenes I (Realización), 1967 Linolschnitt auf Papier Courtesy die Künstlerin und Galerie Barbara Thumm, Berlin DRUCK Sigert GmbH Druck- und Medienhaus AUFLAGE 6.000 Stand November 2017 Das Land Niedersachsen fördert die Kestner Gesellschaft.

Kulturpartner

Kostenfreies Wlan für Besucherinnen und Besucher wird ermöglicht durch die Hannoversche Volksbank.

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Fotos: voigt & kranz UG, Prerow

Das 2013 eröffnete Kunstmuseum Ahrenshoop ist eine bundesweite Gemeinschaftsstiftung, die von Beginn an maßgeblich durch die FAMAKunststiftung begleitet wird.

Das Museum verfügt über eine einzigartige Sammlung moderner Kunst aus der Ostseeregion. Der mehrfach ausgezeichnete Neubau von Staab Architekten, Berlin, hat schon mehr als 150.000 Gäste angezogen.

2017 feierte der Küstenort das 125-jährige Jubiläum seiner Künstlerkolonie. Die Schirmherrin Angela Merkel würdigte das Museum beim Besuch der Ausstellung „Ikemura und Nolde“ zur Langen Nacht der Kunst.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Kontakt: Jens Heidenblut, Vorstand FAMAKunststiftung, Dora Koch-Stetter, Zwei Mädchen vor dem Strand (Ausschnitt), um 1905, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Ahrenshoop, Dauerleihgabe aus Privatbesitz

Jens.Heidenblut@FAMAKunststiftung.de