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Eine kunterbunte Familienkirche

Die Kirche Kunterbunt im Lebensraum St.Gallen ist ein Erfolg. Vor gut zwei Jahren erstmals durchgeführt, findet sie bereits regelmässig in drei Pfarreien statt. Seit Neuestem auch im Dom. Hier treffen sich Kinder und Erwachsene an einem Sonntag im Monat, um gemeinsam den Glauben zu entdecken.

Es war im Jahr 2021, als die Seelsorgerinnen Ramona Casanova und Anne-Dominique Wolfers die erste Kirche Kunterbunt im Lebensraum der katholischen Kirche St.Gallen, ja sogar im ganzen Bistum, durchführten. Die Idee, die Kinder und Erwachsenen beim Entdecken des Glaubens wieder stärker zusammenzuführen, kam an. Mittlerweile gibt es die Kirche Kunterbunt, die allen Konfessionen offensteht, in den Pfarreien Heiligkreuz, Otmar und seit Anfang Jahr auch im Dom. Sie finden jeweils einmal im Monat statt, entweder am Mittwochnachmittag für zwei Stunden oder am Sonntag. Im Domzentrum ist nebst Ramona Casanova und AnneDominique Wolfers auch Religionspädagogin Gessica Cinardo für die Durchführung dieser neuen Form von Familienkirche verantwortlich. Fünf Mal haben sie sie zusammen mit Helferinnen und Helfern bisher organisiert, jeweils am Sonntag von 9.30 bis 13 Uhr. Zuletzt am Muttertag. «Unsere Feiern stehen unter einem Motto, das zu jener Zeit, in der sie stattfinden, aktuell ist», sagt Gessica Cinardo. Im Februar war es beispielsweise die Fasnacht, im April Ostern und im Mai eben der Muttertag.

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Kreativ sein, feiern und gemeinsam essen

Die Kirche Kunterbunt ist immer gleich aufgebaut: Zuerst gibt es eine Willkommenszeit. Dabei werden alle persönlich begrüsst und sich gegenseitig vorgestellt. «Wir legen jeweils ein grosses Tischtuch aus, auf dem alle, die das erste Mal da sind, ihren Handabdruck und Namen hinterlassen können.» Dann folgt die AktivZeit mit kreativen Ateliers zu einem biblischen Thema. Dabei wird gebastelt, gespielt oder experimentiert, manchmal im Zentrum, manchmal auch draussen. «Jene Kinder mit viel Energie rennen schon einmal rund um die Kathedrale», sagt Gessica Cinardo und lacht. Nach der Aktiv-Zeit gibt es einen interaktiven Impuls mit Gebeten und Liedern, dann folgt ein einfacher Zmittag, bei dem auch die Erwachsenen Zeit für Gespräche haben. «Es kam auch schon vor, dass Teilnehmende ein Dessert mitgebracht haben, was besonders schön ist.» Der feierliche Abschluss findet wieder gemeinsam in der Runde statt.

Das Projekt und seine Namensgeberin

Die Kirche Kunterbunt ist die deutsche Version von Messy Church, was so viel wie «unordentliche Kirche» heisst und auf Themen wie Kreativität, Gastfreundschaft und gemeinsames Feiern basiert. 2004 wurde sie erstmals in England durchgeführt, inzwischen gibt es über 5000 davon im englischsprachigen Raum, aber auch in den Niederlanden, in Dänemark und in Schweden. Im Laufe der Jahre schwappte die Bewegung auf die Landes- und die Freikirchen in Deutschland und in der Schweiz über. Ziel der Kirche Kunterbunt ist es, Kindern im Alter zwischen 5 und 12 Jahren und ihren Bezugspersonen einen einfachen, oft auch spielerischen Zugang zum Glauben zu ermöglichen. Den Namen hat das Projekt von der Villa Kunterbunt, dem Haus von Pippi Langstrumpf, da es in dieser Kirche ähnlich kreativ, frech und fröhlich zu und her gehen soll wie bei Astrid Lindgrens weltberühmter Romanheldin.

Ein gesunder Zvieri – von den Kindern gemeinsam zubereitet – ist ebenfalls Teil der Kirche Kunterbunt.

Es darf laut werden

Auch in der Kirche Kunterbunt in St.Gallen darf es laut werden. Deshalb ist sie gerade auch für aktive Kinder geeignet, für die traditionelle Gottesdienste nicht immer einfach sind, da sie dort oft stillsitzen müssen. «Wir wollen eine lebendige Kirche und die kann auch wild und frech sein», sagt Ramona Casanova. Die Kirche Kunterbunt ist aber kein zusätzlicher Spielnachmittag. Sie ist mehr: Sie bringt Kindern und Erwachsenen den Glauben auf unkonventionelle Weise näher. Den kleinen und grossen Besucherinnen und Besuchern gefällt es. In der Dompfarrei zählten die Verantwortlichen im ersten halben Jahr zwischen 25 und 45 Teilnehmende pro Anlass. «Wir freuen uns über das grosse Interesse», sagt Gessica Cinardo. Es zeige auch, dass ein Bedürfnis vorhanden sei. Die nächste Kirche Kunterbunt im Domzentrum findet am 11. Juni zum Thema Wasser statt, im Pfarreizentrum Otmar am 28. Juni zu «gut und böse» und in der Pfarrei Heiligkreuz am 2. Juli zu «Ich packe meinen Rucksack». (lom)

Weitere Informationen unter kathsg.ch/kirchekunterbunt

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