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Beim Ankommen helfen

Die «Love Europe»-App hilft Flüchtlingen, sich in Europa zurechtzufinden und sich zu integrieren.

Wer als Asylsuchender in einem neuen Land ankommt, ist auf Unterstützung vor Ort angewiesen. Gerade in Corona-Zeiten gestaltet sich das schwierig. Hilfe gibt es mittels einer App.

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Wie wichtig ein persönliches Netzwerk ist, zeigt sich gerade in Corona-Zeiten. Zahlreiche Vereine und Pfarreien bleiben mit ihren Mitgliedern via Telefonkette in Kontakt und springen ein, wo Hilfe benötigt wird. Etwas anders sieht die Situation von Migranten und Asylsuchenden aus. Chika Uzor, Seelsorger für Migranten und Flüchtlinge im Lebensraum St.Gallen, nennt als Beispiel die katholischen oder orthodoxen Eritreerinnen und Eritreer. In der Schweiz sind sie noch kaum verwurzelt. Umso wichtiger sind Treffen in der Gemeinschaft. «Vor der Krise kamen viele Eritreerinnen und Eritreer wöchentlich zum Gottesdienst, Gebet oder zum Bibellesen zusammen. Diese Zusammenkünfte und der gegenseitige Trost fehlen derzeit», sagt Chika Uzor. Erschwert werde die Situation vieler anderssprachiger Gläubigen noch dadurch, dass ihre Seelsorgenden oft für mehrere Regionen in der ganzen Schweiz zuständig sind. Der Seelsorger der vietnamesischen katholischen Gemeinschaft in St.Gallen komme beispielsweise aus Solothurn.

Chika Uzor hat daher zusammen mit einigen Freiwilligen einen Telefondienst organisiert, um bei Migranten und Asylsuchenden nachzufragen, ob und welche Hilfe benötigt wird. Während der Krise sind weitere, neue Angebote entstanden, um die Zeit bis zu den Lockerungsmassnahmen zu überbrücken. Das Solidaritätshaus in St.Gallen, eine der wichtigsten Anlaufstellen für Geflüchtete und Migranten, musste während des Lockdowns zwar schliessen. «Dafür stellten Freiwillige dort wöchentlich Lebensmittelpakete zum Abholen bereit», sagt Chika Uzor. Auch einige Sprachschulen stellten kurzerhand von Kursen vor Ort auf Hausaufgaben für zu Hause um. Die Sprachkenntnisse trotz Krise zu verbessern, ist laut Uzor gerade auch für abgewiesene Asylsuchende wichtig. Seit etwas mehr als einem Jahr ist der Kanton für abgewiesene Asylsuchende zuständig. Seither prüft das Migrationsamt, ob und bei welchen Personen beim Bund respektive beim Staatssekretariat für Migration ein Antrag auf Erteilung einer humanitären Aufenthaltsbewilligung gestellt werden kann. «Damit die abgewiesenen Asylsuchenden von dieser Härtefallregel aber profitieren können, müssen sie ausreichend Sprachkenntnisse vorweisen und sozial und wirtschaftlich integriert sein», sagt Chika Uzor. Eine weitere Möglichkeit, sich zu vernetzen und zugleich Deutsch zu trainieren, ist das Café International der Offenen Kirche. «Damit Migranten und Asylsuchende sich auch während des Lockdowns auf Deutsch unterhalten konnten, organisierte ich mit Freiwilligen Whatsapp- und Telefongruppen», sagt Chika Uzor.

Wenn in den kommenden Wochen das öffentliche Leben wieder hochgefahren wird, dürfte auch die «Love Europe»-App wieder genutzt werden. Es handelt sich um eine App mit Infos über Angebote in zahlreichen Städten und Regionen in Europa. Initiiert wurde die App von der internationalen Organisation Agapè Europe. Die App listet wichtige Anlaufstellen, Institutionen, Sprachschulen sowie Treffpunkte und Events auf. Ausserdem gibt es ganz neu die Funktion «Buddy2Buddy», über die sich neue Freunde finden lassen. In St.Gallen ist Chika Uzor für die Inhalte der App zuständig. Ausgewählt und zusammengestellt hat er sie mit einigen Flüchtlingen, die sich für das Programm interessierten. «Sie wissen aus eigener Erfahrung, welche Infos sinnvoll und welche nutzlos sind. Für die App ist das wertvoll», sagt er. Selbst einkaufen können. Im Sportverein Freundschaften schliessen. Behörden finden. Einen Deutschkurs machen. Schwimmen gehen. Freies WLAN nutzen können. All das hilft Flüchtlingen dabei, sich in Europa zurechtzufinden und sich erfolgreich zu integrieren. Dem Programm kommt damit gerade in Corona-Zeiten eine wichtige Bedeutung zu: «Viele Einheimische sind derzeit zurückhaltender und vorsichtiger als sonst. Es ist keine gute Zeit, irgendwo neu anzukommen», sagt Chika Uzor. (nar)

App zum Download unter www. love-europe.org/download

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