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Kapelle St.Barbara in Bild: Sie erinnert an die Schlacht von 1208
Die Bildkapelle in Winkeln wirkt etwas fehl am Platz. Sie hat zwar einen prominenten Standort direkt an der Zürcher Strasse, doch die meisten, die hier vorbeikommen, dürften sich für ganz Anderes interessieren.
Unzählige Fussballfans und Shoppingfreunde, Hotelgäste und Ausflügler dürften schon an der Kapelle St.Barbara im Bild im Quartier Winkeln vorbeigelaufen sein – ohne sie zu bemerken. Die Bildkapelle, wie sie ebenfalls genannt wird, steht zwar direkt an der vielbefahrenen Zürcher Strasse, unweit des Fussballstadions und des Shoppingcenters, doch der Fokus der meisten, die hier vorbeigehen, ist wohl eher das runde Leder oder eine neue Ikea-Küche. Zudem verdecken von St.Gallen her gesehen zwei grosse, dichte Linden die Sicht auf die schlichte kleine Kirche. Trotzdem: Es lohnt sich, einen Moment bei der Kapelle innezuhalten. Um hineinzukommen, braucht es jedoch einen Schlüssel. Doch schon draussen erfährt man Interessantes. An der Wand neben dem Eingang ist auf einer Tafel festgehalten, wofür die Kapelle steht: Sie ist ein Mahnmal für die Schlacht um 1208/09 zwischen Fürstabt Ulrich VI. von St.Gallen gegen Bischof Wernher von Konstanz und Graf Ulrich von Kyburg.
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Die Kapelle St.Barbara im Bild
Direkt auf der Begräbnisstätte gebaut
So alt ist die Kapelle allerdings nicht. Vor ihr stand an derselben Stelle ein Bildstock, der damals zum Gedenken an die Auseinandersetzung im Breitfeld errichtet wurde. Einige der Gefallenen sollen auf dem Feld begraben worden sein. Gemäss einer Dokumentation des Quartiervereins Winkeln zur Geschichte Winkelns soll es auf dem Bildstock geheissen haben: «Zum Gedechtnus der allhier Erschlagenen, sie wurden zum tail nach Gossow geführt, zum tail im Feld vergraben. Darum man ein Bild dahin buwen liess zum Gedechtnus der Sach.» Der Historiker Johannes Huber schreibt in seinem Buch «Entlang der Fürstenlandstrasse – Die Kulturlandschaft der Abtei St.Gallen» über die Kapelle St.Barbara im Bild: «Der Name ‹Bild› wird 1450 erstmals erwähnt. Bei der Kapelle handelte es sich wohl um ein Gotteshaus mit Beinhauscharakter. Es soll direkt auf der ‹Begräbnisstätte der Gebliebenen› (Gefallenen) gestanden haben.»
1666 wurde durch Fürstabt Gallus Alt mit dem Bau der heutigen Kapelle begonnen, fünf Jahre später konnte sie eingeweiht werden. 1889, 1964 und letztmals 1989 wurde die kleine Kirche renoviert. Wann und weshalb ihr das Patrozinium der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, zugesprochen wurde, ist aus den Geschichtsbüchern nicht eindeutig ersichtlich. Es wird vermutet, dass sie es erst mit ihrer Einweihung erhalten hat. Die Kapelle ist im Barockstil erbaut, worauf vor allem der kunstreich geschmückte Hochaltar hindeutet. Sie besteht aus einem zweiachsigen Schiff mit Lünettenfenstern und einem dreiseitig schliessenden Altarhaus. Auffällig sind die Arkadenvorhalle und das kleine Türmchen, in dem es nur eine einzige Glocke gibt. Die Statuen der heiligen Barbara, Gallus’ und Otmars sowie der Christuskorpus stammen aus dem 17. Jahrhundert, hält Johannes Huber in sei nem Buch fest.

Der kunstreich geschmückte Hochaltar mit der Statue der heiligen Barbara
Keine Heizung und viel Verkehrslärm
Zurzeit finden in der Kapelle, die administrativ zur Bruder-KlausPfarrei Winkeln gehört, aufgrund der Corona-Pandemie keine Gottesdienste statt. Doch schon zuvor war sie nur wenig genutzt worden. Einmal in der Woche fand ein Rosenkranzgebet statt und bis vor zwei Jahren gab es wöchentlich eine Werktagsmesse. «Die Infrastruktur der Kapelle ist nicht ideal», sagt Marcus Schatton, der seit gut sieben Jahren Diakon in der Winkler Pfarrei ist. «Im Winter ist es recht kalt für Gottesdienste, da es keine Heizung gibt, und der Lärm von der Strasse ist auch bei geschlossener Türe zu hören.» Langfristig gesehen möchten die Pfarreiverantwortlichen die Kapelle aber wieder mehr für Wortgottesdienste und Eucharistiefeiern nutzen – zumindest in den wärmeren Monaten und zu Randzeiten, wenn draussen auf der Strasse noch nicht so viele Autos und Lastwagen vorbeirauschen. (lom)